Weltmeisterin im Paracycling Flurina Rigling


Mit rasendem Tempo nähert sie sich auf ihrem Rennrad der Ziellinie, die Hände auf einem einzigartigen Lenker, wie ihn kein anderes Rad besitzt. Das Ziel, das bereits in Sichtweite ist, mag für jeden in diesem Rennen gleich aussehen, doch der Weg, der dahin geführt hat, ist für jeden ein anderer. Flurina Rigling kommt im Jahr 1996 in Zürich zur Welt. In ihrem Wohnort Hedingen, wo sie bis heute lebt, genießt sie eine behütete Kindheit, geht zur Schule und macht später die Matura am Freien Gymnasium Zürich. Eine normale Kindheit, wie sie viele Schweizer Kinder erleben. Doch Flurina ist anders. Seit ihrer Geburt hat sie ein Handicap. Es fehlen ihr vier Strahlen an Händen und Füßen, dies bedeutet, dass sie jeweils nur einen Finger respektive eine Zehe hat. Dies schränkt ihre Grifffähigkeit und den Einsatz ihrer Wadenmuskulatur ein und erschwert ihren Alltag – so würde man zumindest denken. Flurina sieht ihr Handicap jedoch nicht als Einschränkung, sondern als Teil ihrer individuellen Herausforderung. Sie meint: „Ich habe mir immer gedacht, dass ich diese Ausgangslage nun einmal habe und die Dinge auf meine Weise lernen muss, doch jede Person muss alles auf ihre eigene Art lernen, also ist es eigentlich für alle dasselbe.“ Diese Aussage spiegelt Flurinas Wirkung nach außen gut. Sie hat immer ein Lächeln im Gesicht, wirkt energiegeladen, ehrgeizig und positiv. Das Handicap ist für Flurina auch als Kleinkind nie eine Einschränkung, sondern eher eine Situation, mit der sie lernen muss umzugehen. Erst als sie in die Schule kommt und die anderen Kinder Fragen zu ihrem Aussehen stellen, wird sie mit dem Thema konfrontiert. „Damals war es nicht einfach für mich, und es hat mich auch getroffen.“ Doch mit der Zeit bemerkt Flurina, dass ihr viel weniger unangenehme Fragen gestellt werden, wenn sie ihr Handicap jeweils bereits am Anfang erwähnt, wenn sie sich vorstellt. Ihr familiäres Umfeld bot ihr stets Unterstützung. Heute kann sie mit Blicken und Fragen fremder Personen gut umgehen.

Sie schwimmt, reitet und spielt Badminton

Bereits im jungen Alter treibt Flurina gerne Sport. Mit ihrer aktiven Familie ist sie viel draußen in den Bergen, fährt Rad, schwimmt, reitet oder spielt Badminton. Als ihre Schwester mit dem Rudern als Leistungssport beginnt, ist Flurina fasziniert. Sie hat jedoch das Gefühl, dass der Leistungssport für sie aufgrund ihres Handicaps nicht möglich ist. Durch ihren Vater kommt sie auf das Radfahren. „Anfangs war ich nicht sonderlich begeistert, heute weiß ich jedoch, dass das Radfahren eine Disziplin ist, in der ich mich stetig verbessern kann. Es war die richtige Entscheidung.“ Zu Beginn setzt sie sich auf ein normales Fahrrad, als sie bemerkt, dass sie die normalen Bremsen einigermaßen bedienen kann, beginnt sie hobbymäßig Fahrrad zu fahren. Bald verspürt sie den Wunsch, diesen Sport intensiver und professioneller zu betreiben, und beginnt sich mit dem Thema Leistungssport zu befassen. Sie stößt bei ihren Recherchen auf Plusport, den Verband für Parasport. Unter diesem Begriff werden die Sportarten zusammengefasst, die von Menschen mit Handicap ausgeführt werden. Flurina meldet sich dort und wird aufgenommen. Schon bald wird sie von einem Nationaltrainer im Para-cycling gecoacht. In ihr wird das Feuer für den Radrennsport entfacht. Zu Beginn ahnt Flurina noch nicht, wie weit sie es einmal bringen wird. Aber sie weiß, dass sie mit großer Willenskraft dranbleiben muss.

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