Smartphones, Tablet-PCs und das mobile Internet in Kinderhänden stellen Eltern vor neue Herausforderungen. Die Geräte sind begehrte Statussymbole und stehen zu Weihnachten auf vielen Wunschzetteln. Aber Kinder müssen über Kostenfallen und Datenschutz-Risiken aufgeklärt werden. Experten geben Tipps.
Eine pauschale Altersempfehlung, ab wann Kinder ein Smartphone haben dürfen, ist nicht sinnvoll. Eltern sollten sich stattdessen fragen: „Ist mein Kind schon reif dafür? Kann es Gefahren erkennen? Hält es sich an vereinbarte Regeln?“, erklärt Dana Urban von der Bundeskonferenz für Erziehungsberatung.
Eltern müssen vor allem darauf achten, dass ihre Kinder verantwortungsvoll mit dem Gerät umgehen können, erklären Experten der EU-Initiative „Klicksafe“ bei der Landesanstalt für Medien in Nordrhein-Westfalen. Bei der Auswahl eines Handys sollten sich Eltern daran orientieren, was sie ihrem Kind zutrauen können und für welche Zwecke es das Gerät benutzen möchte, beispielsweise telefonieren, Nachrichten schreiben, im Internet surfen oder spielen.
Junge Handy- und Smartphone-Nutzer sollten wissen, wo sie persönliche Daten preisgeben dürfen und wo nicht. Nötig sei auch ein vernünftiger Umgang mit Geld und generelle Erfahrung mit dem Internet. Auch wenn Kinder ausgemusterte Smartphones oder Tablets der Eltern übernehmen, sollte man ihnen den Wert des Geräts verdeutlichen und sie gegebenenfalls an den Kosten beteiligen.
Experten raten von Kinderhandys ab
Zwar gibt es auch spezielle Kinderhandys mit reduzierten Funktionen, doch weil sie sich deutlich von Modellen für Erwachsene unterscheiden, bestehe die Gefahr, dass die Kinder dem Spott Gleichaltriger ausgesetzt seien. Die Medienexperten empfehlen deshalb, dem Nachwuchs lieber gleich ein richtiges Handy oder Smartphone zu geben und klare Regeln für den Gebrauch zu vereinbaren oder problematische Dienste sperren zu lassen. Kleinere Kinder, die auf dem Handy hauptsächlich spielen wollen, kann man ein ausgemustertes Gerät ohne SIM-Card geben.
Viele Eltern haben Apps und Spiele für die Kinder auf ihr eigenes Smartphone geladen. Ein simpler Trick schützt vor teuren Überraschungen: Einfach den Flugmodus einschalten, bevor die Kinder auf dem Handy spielen dürfen. Dann sind sämtliche Funkverbindungen gekappt und der Sprössling gelangt weder ins Internet, noch kann er telefonieren. Die Spiele funktionieren trotzdem.
Regeln für das Versenden von Fotos vermitteln
Von vielen Kindern und Jugendlichen werden Messenger-Programme wie WhatsApp oder Snapchat intensiv genutzt, ebenso Apps für Soziale Netzwerke wie Facebook. Die Nutzer müssen wissen, dass sie keine privaten oder intimen Bilder und Filme verschicken dürfen – vor allem nicht von anderen Personen, weil deren Persönlichkeitsrechte verletzt werden. Das gilt selbst bei Apps wie Snapchat, die die Nachrichten nach kurzer Zeit automatisch wieder löschen.
Auch Urheberechtsverletzungen sind eine heikle Angelegenheit. Eltern sollten ihren Nachwuchs für den Umgang mit fremden Werken wie Fotos, Texten und Filmen sensibilisieren, über Urheberrechte im Netz aufklären und vor illegalem Download und Kopieren von Kinofilmen, Musikdateien, Computerspielen und Apps warnen.
Apps können Kostenfallen und Datenkraken sein
Apps gibt es wie Sand am Meer. Für jüngere Kinder geeignete Anwendungen sind laut „Klicksafe“ leicht zu bedienen, gewaltfrei, regen die Fantasie an, verzichten auf Werbung und Verlinkung zu sozialen Netzwerken oder App-Stores, und sie bieten keine Möglichkeit, kostenpflichtige Erweiterungen zu kaufen.
Das sollten Eltern beachten:
- Kostenfallen vermeiden
- Kinder müssen abschalten und aushalten können, einmal nicht erreichbar zu sein
- klären, welche privaten Bilder von sich selbst und der Familie gepostet werden
Grundsätzlich sollten Kinder und Jugendliche in der Lage sein, die Programme richtig einzuschätzen. Dazu gehört zum Beispiel, kostenpflichtige Angebote und Datenkraken zu erkennen und im Zweifel lieber nicht zu installieren – auch wenn es sich dabei um Spaß-Apps handelt, die im Freundeskreis gerade angesagt sind. Vorsicht ist geboten, wenn Apps Zugriff auf sensible Daten wie gespeicherte Kontakte, Fotos oder Lokalisierungsdaten verlangen.
Trauen Eltern ihrem Kind die Einschätzung noch nicht zu, können sie das Herunterladen neuer Apps mit einem Passwort blockieren. Neue Programme und Spiele können Kinder dann nur zusammen mit Mutter oder Vater installieren.
Drittanbietersperre schützt vor Abzocke
Manchmal führt schon ein unbedachter Mausklick auf ein Werbebanner in eine Abo-Falle. Der sicherste Schutz vor Abzocke durch kostenpflichtige Abos und Mehrwertdienste, beispielsweise für Klingeltöne oder Spieleerweiterungen, ist die Drittanbietersperre. Damit kann man alle Dienste blockieren lassen, die außer dem bestehenden Mobilfunkvertrag Kosten verursachen. Eltern können die Drittanbietersperre für das Handy der Kinder von ihrem Mobilfunkanbieter einrichten lassen. In der Regel ist dies über die Hotline des Anbieters möglich.
Gefahr in öffentlichen WLAN-Netzen
Die Medienexperten raten, die Kinder mit den Sicherheits- und Datenschutzeinstellungen des Geräts vertraut zu machen. Sie weisen darauf hin, dass öffentliche WLANs in Cafés und Schnellrestaurants meistens ungesichert sind und so ein Zugriff von Dritten auf das eigene Handy möglich wird. Deshalb sollte die automatische Einwahl in öffentliche WLAN-Netze deaktiviert sein. Junge Smartphone-Nutzer sollten auch darauf achten, dass sie die Bluetooth-Funktion zur Datenübertragung von Handy zu Handy nur so lange aktivieren wie sie wirklich benötigt wird.
Diese Tipps von „Klicksafe“ können Eltern ihren Sprößlingen vermitteln:
Zehn App-Tipps für Kinder und Jugendliche
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Weniger ist mehr
Niemand braucht über 100 Apps auf dem Handy. Installiere nur Programme, die du wirklich brauchst. -
Bleibe kritisch
Kundenbewertungen sagen nichts über die Sicherheit einer App aus. Recherchiere im Netz, was andere zur App sagen und ob es Warnungen vor Abzocke gibt. -
Vermeide unbekannte Downloadquellen
Apps nur bei offiziellen App-Stores herunterladen. -
Prüfe, was die App von dir will
Prüfe die Berechtigungen der App vor dem Download. Verlangt beispielsweise eine Spiele-App Zugriff auf das Adressbuch? Im Zweifel ablehnen und eine andere App suchen. -
Prüfe die AGBs
Besonders im Hinblick auf kostenpflichtige Dienste gilt es, die allgemeinen Geschäftsbedingungen gut durchzulesen und aufmerksam nach Passagen mit Hinweisen auf Euro oder Dollar zu schauen. Frage die Eltern, wenn du etwas nicht verstehst. -
Behalte die Kontrolle über Updates
Apps sollten sich nicht automatisch aktualisieren. Updates selbst vornehmen und auf Änderungen bei Zugriffsrechten achten. -
Verrate nicht grundlos deinen Standort
Schalte GPS- und Standortdienste nur an, wenn du sie wirklich brauchst, zum Beispiel bei einer Navigations-App. Das gilt auch für WLAN und Bluetooth. -
Nicht alles ist kostenlos
Kostenfreie Apps finanzieren sich oft über Werbeanzeigen. Weil der Inhalt oder Funktionen dahinter unklar sind, sollte man sie nicht anklicken. Das gilt auch für Käufe direkt aus der App heraus. Diese Funktion kann man blockieren. -
Virenschutz fürs Handy
Wer mit dem Handy ins Internet geht, sollte eine Virenschutz-App installieren. Fotos und Kontaktdaten sichert man am besten regelmäßig auf anderen Geräte, beispielsweise den PC. -
Aktuell bleiben
Installiere regelmäßig Updates für das Betriebssystem und für Apps. Aber prüfe danach immer, ob sich Zugriffsrechte und Sicherheitseinstellungen geändert haben.
Zehn Handy-Tipps für Eltern
- Erkennen Sie die Bedeutung des Handys, beziehungsweise Smartphones für Heranwachsende an.
- Machen Sie das Thema „Handy“ zur Familiensache.
- Vereinbaren Sie klare Handyregeln.
- Weisen Sie auf Risiken hin.
- Gestalten Sie handyfreie Zeiten und seien Sie Vorbild.
- Schauen Sie nicht heimlich auf das Handy Ihres Kindes.
- Vermeiden Sie ein Handyverbot.
- Machen Sie das Handy immer mal wieder zum Thema.
- Machen Sie Ihr Kind zum Handyprofi.
- Nutzen Sie das Handy kreativ.
Weitere Infos zu Handy, Apps und mobilem Internet
Der Eltern-Ratgeber „Smart mobil?!“ ist unter klicksafe und auf den Seiten der Landesmedienanstalt NRW kostenlos als Download erhältlich. Die Initiative „Klicksafe“ hat auch ein „Smart mobil“!“-Quiz erstellt, mit dem Kinder und Jugendliche ihr Wissen über Smartphones und Apps testen können.
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