Hast du schönes Spielzeug? Dann bist du mein Freund. Im Kindesalter entwickeln Menschen die Fähigkeiten, die für Freundschaften wichtig sind. Sie bevorzugen bestimmte Spielkameraden und kooperieren erstmals. Dauerhafte Verbindungen entstehen dabei aber selten: Wie eine Studie zeigt, bleiben etwa vier von fünf Kindergartenfreundschaften nach der Einschulung auf der Strecke.
Erst im Grundschulalter fühlen sich Kinder Gleichaltrigen verbunden und verhalten sich ihnen gegenüber loyal. Ab neun Jahren können sie immer besser auf die Bedürfnisse ihrer Weggefährten eingehen und beginnen wenig später auch, ihnen ihre Gedanken und Gefühle anzuvertrauen. Eine wichtige halten dem Wechsel von der Grund- auf die Oberschule stand, zuvor sind Mama und Papa die besten Freunde.
Im Jugendalter werden aus Spielkameraden allmählich Vertrauenspersonen, Lebensbegleiter, Unterstützer. Diese Funktion werden sie fortan nicht mehr verlieren. „Freunde ersetzen nun sogar ein Stück weit die Eltern, lösen Mutter und Vater als erste Anlaufstelle bei Problemen ab“, sagt die Psychologin Cornelia Wrzus von der Universität Mainz.
Die turbulente Phase kommt im Erwachsenenalter
Nach der Schule oder dem Studium geht es im Freundeskreis meist turbulent weiter. Was aber genau führt dazu, dass man neue Freunde dazugewinnt oder alte verliert? Für eine Übersichtsanalyse werteten Wrzus und Kollegen die Erkenntnisse von mehr als 177.000 Menschen aus rund 30 Ländern aus.
Zahlreiche Lebensereignisse stellen demnach Freundschaften im Erwachsenenalter auf die Probe:
- Umzug: Die Zahl der Freunde schrumpft, denn eine neue Stadt bedeutet meistens: keine Bekannten und Freunde in Sicht. Zudem bleiben die Verbindungen zu bisherigen Freunden nur teilweise erhalten, abhängig davon, wie weit entfernt sie leben. Laut den Autoren ist die Mobilität sogar schuld daran, dass Menschen heute deutlich weniger Freunde haben als Generationen zuvor. Um die Jahrtausendwende zählten die Studienteilnehmer im Durchschnitt 3,5 Freunde weniger auf als Probanden in Untersuchungen 20 Jahre zuvor.
- Heirat: Die Zahl der Freunde nimmt durch den neu hinzugewonnenen Freundeskreis des Ehepartners zu – auch wenn hier ebenfalls nochmal selektiert wird.
- Elternschaft: Freundschaften werden weniger, da sich die Eltern mehr auf das Kind konzentrieren, aber auch weil sich die eigenen Interessen nun weniger mit denen von kinderlosen Freunden überschneiden.
- Neuer Job/Berufsstart: Im ersten oder im neuen Job schwillt das soziale Netzwerk an. Die Kollegen teilen Interessen und gehören der gleichen sozialen Schicht an. Die Voraussetzungen dafür, dass Arbeitsbeziehungen in Freundschaften münden, sind daher gut.
- Scheidung: Die Trennung vom Partner gleicht oftmals auch einer Trennung von dessen Freundes- und Familienkreis. Zudem ziehen sich viele nach einer Trennung zurück und treffen nur besonders enge Freunde.
- Tod eines Familienmitglieds/Tod des Partners: Wie bei einer Scheidung brechen hier oft viele Verbindungen ab, die Betroffenen beschränken ihre Kontakte in die Außenwelt für eine Weile. Manche Freundschaften überstehen das nicht.
Eine weitere Erkenntnis der Studie: Obwohl wir ein Leben lang immer wieder neue Menschen kennenlernen und damit auch zusätzliche Freunde gewinnen könnten, schrumpft mit den Jahren der Freundeskreis. Während im Jugendalter das Netzwerk noch wächst, setzt bereits im jungen Erwachsenenalter der erste Schwund ein.
Ab durchschnittlich 24,6 Jahren verlieren Menschen Freundschaften. Ab Anfang 30 wird das Netzwerk im Schnitt alle fünf Jahre um einen Freund ärmer. Übrig bleiben im Alter nur noch wirklich nahestehende Menschen, oftmals sind das Familienangehörige oder sehr enge Freunde.
„Was man an Quantität verliert, gewinnt man jedoch an Qualität dazu“, sagt der Freundschaftsforscher Franz J. Neyer, der ebenfalls an der Studie beteiligt war. Ebenso wie die Zahl der Freunde zurückgehe, nehme die emotionale Intensität der freundschaftlichen Beziehungen zu. „Wir brauchen im Leben eben nur ungefähr eine Handvoll bis zehn enge Freunde. Die sind uns wirklich wichtig, die treffen wir regelmäßig, mit denen verbinden wir Geschichten. Manchmal ein Leben lang.“
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