Was wird die Zukunft bringen? Wenn man jungen Menschen in Mexiko, Nigeria oder Kenia glaubt, dann vor allem Gutes. Denn in diesen drei Ländern schaut die Jugend sehr optimistisch nach vorn – anders als zum Beispiel in Schweden oder Frankreich.
Das ist das Ergebnis einer Umfrage, die Meinungsforscher des Instituts Ipsos in 15 Ländern durchgeführt haben. Die Forscher teilten die Staaten dabei in zwei Gruppen auf: Die sieben Länder Australien, Frankreich, Deutschland, Großbritannien, Schweden, Saudi-Arabien und die USA haben im Schnitt vergleichsweise hohe Einkommen. In Brasilien, China, Indien, Indonesien, Kenia, Mexiko, Nigeria und Russland leben deutlich mehr Menschen unterhalb der nationalen Armutsgrenze.
Es zeigten sich deutliche Unterschiede darin, was junge Menschen in den jeweiligen Ländern in den kommenden Jahren erwarten. Demnach schauen Jugendliche in ärmeren Ländern tendenziell hoffnungsvoller auf ihr eigenes Leben und ihr Land – aber auch auf die Zukunft des gesamten Planeten.
Das hat vor allem damit zu tun, wo junge Menschen derzeit stehen. „Es macht einen Unterschied, ob man aus einem armen Land kommt und sich – hoffentlich realistisch – vorstellen kann, dass es eigentlich nur bergauf gehen wird“, sagt Jugendforscher Klaus Hurrelmann dem SPIEGEL. „Da schwingen viel Hoffnung und viel Sehnsucht nach Verbesserung mit.“
In einem wohlhabenderen Land werde Jugendlichen hingegen eher klar, dass eine weitere Verbesserung schwer zu erreichen sein dürfte. „Deshalb kommt hier die sehr zurückhaltende Einschätzung zustande“, sagt Hurrelmann.
Auffällig ist: Obwohl es der deutschen Wirtschaft sehr gut geht, stimmt deutsche Jugendliche die Frage, wie sich ihr Lebensstandard in den kommenden 15 Jahren entwickeln wird, am pessimistischsten. Nur etwa jeder Dritte erwartet hier eine Verbesserung. 46 Prozent der deutschen Jugendlichen fanden, dass es ihnen besser gehe als ihren Eltern. Nur russische und französische Jugendliche stimmten dieser Aussage seltener zu.
Warum deutsche Jugendliche skeptisch in die Zukunft schauen, obgleich Deutschland wirtschaftlich vergleichsweise gut dasteht, wird in der Studie nicht näher erläutert. Eine Erklärung könnte die andauernde Berichterstattung in den vergangenen Jahren über die Finanz- und Eurokrise sein. Außerdem ist trotz der eher niedrigen Jugendarbeitslosigkeit die Situation auf dem Arbeitsmarkt für junge Menschen hierzulande teilweise schwieriger geworden. So unterschreiben Berufseinsteiger zum Beispiel häufiger befristete Verträge.
Junge Menschen in Ländern wie China, Indien und Nigeria scheinen zudem selbstbewusster, wenn es um ihre Möglichkeiten zur Mitbestimmung in Politik und Gesellschaft geht. So antworteten in China neun von zehn und in Indien und Nigeria fast acht von zehn Jugendlichen, dass ihre Generation einen positiveren Einfluss auf die Welt haben werde als die ihrer Eltern. In Deutschland und Frankreich glauben das nur rund vier von zehn Jugendlichen.
In Indien glauben sieben von zehn Jugendlichen, dass sie selbst mitgestalten können, wie ihr Land regiert werde. In Deutschland glauben das nur zwei von zehn jungen Menschen.
Weniger zufrieden mit der Gegenwart
Es spielt dabei wohl auch eine Rolle, dass die Jugend in ärmeren Staaten meist einen viel größeren Anteil an der Bevölkerung stellt. So sind in Kenia sechs von zehn Einwohnern jünger als 25 Jahre. „Wenn junge Menschen mobil machen wollen, könnten alle Regierungen in Ostafrika in wenigen Tagen zu Fall gebracht werden“, zitierte die britische Zeitung „The Guardian“ den Wissenschaftler Alex Awiti vom Ostafrika-Institut der Aga Khan University, an der rund 2200 Menschen in sechs Ländern studieren.
Wie Jugendliche die Gegenwart beurteilen, ist nicht so eindeutig an den Wohlstand des Landes gekoppelt, aus dem sie kommen. So sind junge Menschen in Nigeria und Schweden auf der Zufriedenheitsskala des Ipsos-Instituts am unglücklichsten, in Mexiko, Saudi-Arabien und den USA zeigten sie sich am zufriedensten.
Junge Nigerianer treibt dabei besonders die Sorge um, keinen guten Job zu finden. Außerdem sehen sie den Einfluss, den die Regierung auf ihre Leben nehmen kann, skeptisch. Mexikaner sind hingegen außerordentlich zufrieden mit den Beziehungen, die sie zu Freunden und Familie unterhalten.
Das Ipsos-Institut fragte auch, über welche Probleme sich Jugendliche am meisten Gedanken machen. So sorgt sich in China und Russland jeder Zweite um das Bildungssystem, in Frankreich fürchtet sich fast jeder Zweite vor der Arbeitslosigkeit. Die persönliche Sicherheit ist für rund vier von zehn Jugendliche in Mexiko, Indonesien, Nigeria und Schweden ein Thema.
Auch für deutsche Jugendliche ist die Sicherheit das Thema Nummer eins: Hier beschäftigt das jeden dritten 12- bis 15-Jährigen. Auf Rang zwei folgt der Umweltschutz, jeden vierten treibt das Thema Einwanderung um.
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