Ukrainehilfe in Münnerstadt


Stop War, Stop Putin“ heißt es auf Friedensdemonstrationen überall auf der Welt. „In ganz Deutschland setzt man sich mittlerweile für die Ukrainer ein“, lobt Hartmut Hessel, der die Sammelstelle für Flüchtlingsspenden im unterfränkischen Münnerstadt koordiniert. Dieser starke Zusammenhalt und die im ganzen Land vorhandene Bereitschaft, der Ukraine zu helfen, rühren den 72-jährigen ehemaligen Lehrer beinahe zu Tränen: „Das ist so etwas Schönes, da muss ich fast weinen.“ Vor einigen Wochen wurde von Münnerstädtern eine Whatsapp-Gruppe erstellt, in der sich Freiwillige, die zur Flüchtlingshilfe beitragen wollen, organisieren. „Es waren von Anfang an etwa 260 Personen sofort beteiligt“, berichtet Hessel, der kurz nach der Gründung der Initiative in einem Gespräch mit dem Bürgermeister für die Leitung der städtischen Sammelstelle beauftragt wurde. Die Stadt hatte ein paar Tage zuvor ebenfalls mit der Flüchtlingsplanung begonnen und eine Unterkunft im ehemaligen Berufsbildungszentrum errichtet. „Ich bin der Vermittler zwischen privater Ini­tiative und Stadt“, erklärt Hessel. Seine Aufgabe ist es, Sammelstelle und das sogenannte Depot zu leiten. „Die Sammelstelle in der Innenstadt ist da, um Sachspenden von Bürgerinnen und Bürgern einzusammeln, die dann im Depot den Flüchtlingen zum Ab­­holen zur Verfügung stehen.“ Das Team besteht aus Helfern unterschiedlichsten Alters: „Es gibt neben den Agierenden vor Ort natürlich auch ein­e Logistikgrup­pe, die an die polnische Grenze fährt und Flüchtlinge ab­holt.“ Es gab drei Touren, bei denen mit Kleintransportern mit höch­stens neun Sitzen gereist wurde. „Wir wollen keine größeren Busse nehmen, um erstens besser durchzukommen und zweitens an verschiedene Ziele zu fahren“, erklärt Hessel, der aus gesundheitlichen Gründen selbst nicht an den Fahrten teilnehmen kann. Trotzdem weiß er, wie sehr es einen mitnimmt, all die Flüchtlinge zu sehen, die ihre Heimat verlassen mussten und nun in ein komplett anderes Land müssen: „Es kam schon vor, dass Fahrer von uns emotional an ihre Grenzen gekommen sind.“

Völlig verloren inmitten eines Feldbettenlagers

„Ich habe noch nie in so viele erschöpfte Gesichter geblickt“, sagt Susanne Will, Redakteurin einer lokalen Zeitung, die selbst an den Fahrten teilgenommen hat. „Grausam war das erste Wort, das mir einfiel, als ich eine Großmutter beobachtete. Sie saß völlig verloren inmitten eines Feldbettenlagers, an den Füßen trug sie Gummistiefel, sie war eingehüllt in einen großen Schal. Was hat diese Frau zurücklassen müssen? Das Gefühl des Verlorenseins hat sich mir in ihrem Bild sehr eingeprägt.“ Trotz alledem habe es immer wieder kleine Momente gegeben, die der 53 Jahre alten Journalistin besonders in Erinnerung geblieben sind: „Ein Schwede war extra mit seinem lammfrommen Hund ins Flüchtlingslager gekommen. Der Hund war für die Kinder da, zum Streicheln. Ein Bub, vielleicht sieben Jahre alt, vergrub seine Hände im weichen Fell des Setters, und ich bin mir sicher, dass er in diesem Moment den größtmöglichen Trost gefunden hat.“ Das Flüchtlingslager in Przemyśl in Polen, das die Münnerstädter Logistikgruppe aufgesucht hat, habe den Menschen ein Dach über dem Kopf, Sicherheit, ärztliche Versorgung, Essen und Schlafgelegenheiten gegeben – all das hatten sie in ihrer Heimat nicht mehr gehabt. „Das Lager, das wir besuchten, war trotz allem Chaos – stickig, ein bisschen dreckig, überfüllt – sehr gut organisiert, und man muss sich vor Augen halten, dass die Menschen das Schlimmste schon hinter sich haben.“

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