Los Angeles
Der Rückzug von Starturnerin Simone Biles bei Olympia sorgte für Aufsehen. Laut eigener Aussage hätte sie gar nicht nach Tokio reisen dürfen. Dass sie doch antrat, habe auch etwas mit dem früheren Missbrauch durch den US-Teamarzt zu tun gehabt.
Simone Biles wählte drastische Worte, um ihre Zerrissenheit auszudrücken. „Wenn man sich ansieht, was ich in den letzten sieben Jahren alles durchgemacht habe, hätte ich nie wieder einem Olympiateam angehören dürfen. Ich hätte schon lange vor Tokio aufhören sollen“, sagte die wohl beste Turnerin der Geschichte dem New York Magazin.
Der zeitweilige Rückzug der Topfavoritin bei den vergangenen Sommerspielen wegen mentaler Probleme hatte für weltweites Aufsehen gesorgt und kam für viele überraschend. Biles offenbarte nun, dass ihre mentalen Probleme schon vor langer Zeit begonnen haben.
„Es war zu viel“, sagte die viermalige Olympiasiegerin mit Blick auf den Missbrauchsskandal um den ehemaligen US-Mannschaftsarzt Larry Nassar: „Aber ich wollte nicht zulassen, dass er mir etwas wegnimmt. Also habe ich das solange verdrängt, wie mein Geist und mein Körper es mir erlaubten.“
In Tokio traf es den US-Superstar dann mit voller Wucht. Wegen einer mentalen Blockade bei Drehungen um die Längsachse sah die 24-Jährige keine andere Möglichkeit, als die Notbremse zu ziehen – und auf die Kritiker zu pfeifen.
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„Sagen wir, du hast bis 30 dein komplettes Augenlicht. Eines Morgens wachst du auf und kannst einen Scheißdreck sehen. Aber dir wird gesagt, du sollst normal weitermachen. Du wärst verloren, oder?“, sagte Biles: „Ich habe 18 Jahre lang geturnt. Ich bin aufgewacht und habe es verloren. Wie soll ich weitermachen?“
Trotz ihrer verzweifelten Worte: Das Turnen hat die Rekordweltmeisterin noch nicht aufgegeben, derzeit tritt sie bei der „Gold over America“-Tour an. Parallel kämpft sie aber um ihre mentale Gesundheit – und wähnt sich in einem langen Prozess: „Daran werde ich wahrscheinlich 20 Jahre arbeiten.“
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