Während sich seine Spieler mit dem 14. unbesiegten Spiel in Folge und dem Erreichen des Pokal-Viertelfinals bereits in den Winterurlaub verabschiedet haben, hat Bayer-Coach Heiko Herrlich noch nicht frei. Beim 1:0 (0:0)-Auswärtssieg seiner Elf in Mönchengladbach am Mittwochabend ließ sich der 46-Jährige nach einem vermeintlichen Schubser des VfL-Spielers Denis Zakaria theatralisch zu Boden fallen. Das Sportgericht des Deutschen-Fußball-Bundes forderte den Fußballehrer am Donnerstag zu einer Stellungnahme auf. Es bestünde der Verdacht, dass sich Herrlich nach dem Kontakt mit Zakaria „am Seitenrand fallen und damit unsportlich verhalten hat“, teilte der DFB mit. Im schlimmsten Fall droht dem vor der Saison aus Regensburg unters Bayer-Kreuz gewechselten Trainers wohl eine Sperre.
„Das sah sicher blöd aus und dafür möchte ich mich entschuldigen“, erklärte Herrlich bereits am Mittwochabend. „Der Ball kommt auf mich zu und ich habe ihn durch meine Beine gehen lassen, damit Gladbach nicht schnell einwerfen kann.“ Die Aktion sei im Affekt passiert und „Blödsinn“ gewesen, gab Herrlich zu. Er wäre von Zakaria leicht touchiert worden, habe das Gleichgewicht verloren und sei dann auch noch weggerutscht. „Ich bin aber direkt wieder aufgestanden und habe mich entschuldigt, weil ich keine Rote Karte provozieren wollte“, beteuerte er.
Die Fans in Mönchengladbach sahen das freilich anders. Ein Bierbecher, der aus dem Publikum geworfen wurde, traf Herrlich an der Schulter. „Judas“-Sprechchöre flammten auf. Dass der ehemalige Nationalstürmer 1995 seinen Wechsel aus Mönchengladbach zum Ligakonkurrenten Borussia Dortmund erzwang, haben ihm die Anhänger der „Fohlenelf“ bis heute nicht verziehen. Mit Aktionen wie der beim Pokalfight am Mittwochabend dürften seine Sympathiewerte bei den VfL-Fans nicht gestiegen sein.
Sportlich hat Herrlich in seinem ersten halben Jahr als Bayer-Trainer indes überzeugt. Die Werkself spielt wieder attraktiven und zugleich erfolgreichen Fußball. Nach holprigem Start, in der Bayer 04 zwar ordentliche Leistungen zeigte, aber das Punkten vergaß, hat sich das Team inzwischen gefangen und befindet sich auf bestem Weg zurück in den europäischen Wettbewerb.
Während es auf dem Platz derzeit kaum Grund zu Meckern gibt, stellt sich die Situation abseits des Rasens etwas anders dar. Der bekennende Christ Herrlich, der mit Spielern und Vereinsangestellten einen freundlichen Umgang pflegt und propagiert, hat sich im Advent bereits zum zweiten Mal öffentlich entschuldigen müssen. Schon beim 2:0-Erfolg in Stuttgart hatte er seine Emotionen nicht komplett im Griff und wurde nach einem Flaschenwurf auf die Tribüne verbannt. „Ich möchte mich für meinen Platzverweis entschuldigen. Ich habe eine Vorbildfunktion, da steht es mir nicht zu, eine Flasche auf den Boden zu schmeißen“, erklärte Herrlich damals. Keine zwei Wochen später folgte die Aktion in Mönchengladbach.
Von Bayer-Seite wird es wegen des schwebenden Verfahrens zunächst keine weiteren Stellungnahmen geben. Alles Weitere wird der Kontrollausschuss des DFB klären.
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