Studie zu Kindern in Deutschland: Soziale Herkunft entscheidet über Chancen


Wie geht es Kindern in Deutschland und unter welchen Bedingungen wachsen sie auf? Diese Fragen beleuchtet eine neue Studie. Die Ergebnisse zeigen deutlich, dass schon bei den Jüngsten die soziale Schere stark auseinandergeht.

Die Lebens- und Bildungschancen von Kindern in Deutschland richten sich nach der gesellschaftlichen Schicht, in die sie hineingeboren werden. Das ist das Ergebnis des „Datenreports 2018“, den das Statistische Bundesamt, die Bundeszentrale für politische Bildung und das Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung gemeinsam herausgegeben haben.

Laut der Studie hat der sozioökonomische Status der Eltern – arm oder wohlhabend, bildungsnah oder bildungsfern – „nach wie vor einen zentralen Einfluss darauf, was Kinder und Jugendliche im Laufe ihres Leben erreichen können.“ Die Herkunft entscheidet demnach von Anfang an über die weiteren Chancen.

Die meisten Kinder in Deutschland leben in der klassischen Familie mit zwei Eltern und Geschwistern, doch eins von sechs Kindern wächst bei einem alleinerziehenden Elternteil auf. Laut der Studie wohnt jedes elfte Kind in einem Haushalt, in dem niemand erwerbstätig ist. 36 Prozent der Heranwachsenden haben einen Migrationshintergrund.

Steigende Kinderarmut

Die Studienautoren haben auch die Entwicklung der Kinderarmut beleuchtet: Im Jahr 2017 waren mehr der Kinder unter sechs Jahren armutsgefährdet. Für Kinder im Alter von sechs bis elf Jahren lag dieser Anteil bei 14,5 Prozent, bei den 12- bis 17-Jährigen waren 16,7 Prozent überdurchschnittlich armutsgefährdet. Bei den Minderjährigen liegt der Durchschnittswert bei 15,2 Prozent. Kinder mit Migrationshintergrund sind dagegen häufiger gefährdet als Kinder ohne.

Laut der Studie „geht die überwiegende Mehrheit der Schülerinnen und Schüler gern zur Schule“. Allerdings würden besonders Gymnasiasten und Hauptschüler erklären, dass sie nach der Schule erschöpft seien. Hauptschüler machen außerdem deutlich, dass es nur wenige Dinge in der Bildungseinrichtung gebe, die ihnen wirklich Spaß machten. Außerdem geben sie an, dass sie die Anforderungen der Schule als besonders große Belastung empfinden.

Die Studienautoren sehen auch einen Zusammenhang zwischen den Bildungsabschlüssen der Eltern und der Kinder: „Je höher der allgemeinbildende oder berufliche Abschluss der Eltern, desto geringer sind die Schüleranteile an Hauptschulen und desto höher die Schüleranteile an Gymnasien.“ Nach Einschätzung der Autoren dürften die höheren Einkommen in der Regel mit den höheren Abschlüssen der Eltern einhergehen.

Gesund und sportlich

Der sozioökonomische Status wirkt sich auch auf das Ernährungsverhalten der Kinder aus. „Kinder aus Elternhäusern mit niedrigem sozioökonomischen Status treiben seltener Sport, ernähren sich weniger gesund und sind häufiger übergewichtig“, heißt es im Report. Zudem treten psychische und Verhaltensauffälligkeiten bei diesen Kindern häufiger auf.

Hobbys wie Sport treiben, Freunde treffen und Fernsehen bleiben auf einem konstant hohen Niveau. Rund neun von zehn Kindern und Jugendlichen gingen diesen Aktivitäten mindestens ein- bis zweimal die Woche nach. Am häufigsten treiben Grundschüler sowie Gymnasiasten Sport.

Nicht überraschend ist die hohe Beliebtheit des Internets: Surfen, chatten, spielen – alle diese Freizeitaktivitäten finden im Internet statt. Während nur 40 Prozent der 9-Jährigen mindestens ein- bis zweimal die Woche im Internet waren, waren das bei den 14- bis 17-Jährigen fast alle. Die 11- und 12-Jährigen spielten mit etwa 80 Prozent am häufigsten digital.

Je älter die Kinder werden, desto lieber hängen sie herum: „Beim Übertritt in die Sekundarstufe nahmen das Nichtstun, Rumhängen und Chillen an Bedeutung zu“, schreiben die Wissenschaftler.

In Deutschland leben mehr als 82 Millionen Menschen, rund 16 Prozent der Bevölkerung, 13,1 Millionen, sind Kinder und Jugendliche. 1997 waren es noch 15,7 Millionen. Der Sozialreport erscheint zum 16. Mal und wird anlässlich des internationalen Tags der Kinderrechte am 20. November veröffentlicht. Er kombiniert Daten des Statistischen Bundesamtes und empirische Befunde der Sozialforschung.



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