Nachdem bei Stuttgart erneut Schüsse auf Menschen abgegeben werden und ein Jugendlicher dabei stirbt, sind viele Fragen offen. Gibt es möglicherweise einen Zusammenhang zu vorausgegangenen Taten? Staatsanwaltschaft und Polizei geben sich zugeknöpft. Die Bevölkerung vor Ort ist geschockt.
Auch mehr als zwölf Stunden nach der Bluttat waren auf dem Schotterparkplatz mitten in Asperg noch Ermittler unterwegs. Beamte von Kriminalpolizei und Landeskriminalamt sammelten, teilweise in weiße Schutzanzüge gekleidet, Gegenstände vom Boden auf und verpackten sie in kleine Plastiktüten. Eine Blutlache auf dem Parkplatz zeugt von der Gewalttat, die in der Nacht zum Karsamstag in dem Städtchen bei Ludwigsburg in der Region Stuttgart passierte.
Auch am Morgen des Ostersonntags bleiben viele Fragen offen. Medienberichte, wonach es eine Festnahme in dem Fall gegeben habe, wollte ein Polizeisprecher weder bestätigen noch dementieren. Staatsanwaltschaft und Polizei zeigten sich zugeknöpft und gaben kaum Informationen zu dem Fall bekannt. Nur so viel: Es fielen kurz vor 1.00 Uhr in der Nacht zum Samstag Schüsse, ein 18-Jähriger starb, ein anderer 18-Jähriger überlebte schwer verletzt. Zahlreiche Menschen alarmierten die Polizei, nachdem die Schüsse durch die Nacht gehallt waren, wie ein Sprecher sagte.
Details zum Hergang der Tat oder zu möglichen Verdächtigen waren am Samstag von den Behörden nicht zu erfahren. Die Ermittler erhofften sich aus der Bevölkerung Hinweise auf mögliche Fluchtfahrzeuge. In der Nacht sei umfangreich nach Verdächtigen gefahndet worden, erklärten Staatsanwaltschaft und Polizei in einer knappen Mitteilung. Dabei sei auch ein Polizeihubschrauber eingesetzt worden. Eine Sonderkommission wurde gegründet, um den Fall möglichst schnell aufzuklären. Die 40 Beamtinnen und Beamten der Soko „Goethe“ würden durch das Landeskriminalamt unterstützt. Gibt es einen Zusammenhang zu anderen Schüssen in der Region?
Immer wieder Schüsse
Asperg liegt rund 20 Kilometer von Stuttgart entfernt. In den vergangenen Wochen hatte es rund um die Landeshauptstadt von Baden-Württemberg immer wieder Vorfälle mit Schüssen auf Menschen gegeben. Am Donnerstag wurde bekannt, dass zwei junge Männer nach Schüssen auf einen Gastwirt in Plochingen (Landkreis Esslingen) festgenommen wurden. Das Landeskriminalamt hatte eine Ermittlungsgruppe gegründet, nachdem sich ähnliche Vorfälle in den vergangenen Wochen in der Region Stuttgart/Göppingen gehäuft hatten. Es gab mehrere Verletzte. Die gemeinsame Untersuchung soll helfen, Zusammenhänge zu erkennen. Im jüngsten Plochinger Fall hatten die Fahnder den Angaben nach schon am Tattag Erfolg und konnten die Männer festnehmen. Die 22-Jährigen seien dann am Montag in Untersuchungshaft gekommen. Sie sollen mehrfach auf die Gaststätte geschossen haben. Deren 34 Jahre alter Besitzer wurde verletzt. Er konnte das Krankenhaus schnell wieder verlassen.
Erst am 25. Februar war ebenfalls in Plochingen ein anderer Gastwirt angeschossen worden. Der Mann war wohl aber eher ein Zufallsopfer: Der 66-Jährige hatte nach damaligen Angaben nachts mit Gästen das Lokal verlassen, weil Geräusche von zerbrechendem Glas zu hören gewesen waren. Als die Gruppe zwei maskierte Personen vor einem beschädigten Fenster eines Friseurgeschäftes bemerkte, sprach sie die Verdächtigen an. Daraufhin habe einer der beiden Unbekannten geschossen – und den 66-Jährigen getroffen. Er wurde schwer verletzt. Ende Februar war zudem aus einem fahrenden Auto heraus auf eine 21-Jährige in Eislingen/Fils (Landkreis Göppingen) geschossen worden. Sie wurde am Bein verletzt. Mitte März schossen dann Unbekannte in Stuttgart einen 32-Jährigen an. Ebenfalls im vergangenen Monat wurde ein Mann in Hattenhofen (Landkreis Göppingen) angeschossen.
Zu möglichen Zusammenhängen der Taten äußerten sich Staatsanwaltschaft und Polizei bislang nicht. Ermittelt werde in alle Richtungen. Nach Angaben von Aspergs Bürgermeister Christian Eiberger (parteilos) steht die Bevölkerung der Stadt nach der Tat unter Schock. „Das ist eine neue Dimension von Gewalt, die ich mir nicht hätte vorstellen können“, sagte Eiberger. Der Tatort befinde sich mitten im Ort. Der Tatort, ein Schotterparkplatz, sei nicht als typischer Treffpunkt für junge Leute bekannt gewesen, sagte Eiberger. Er sei in der Nacht von der Feuerwehr alarmiert worden und habe sich in den frühen Morgenstunden ein Bild von der Lage gemacht. Er hoffe nun auf einen schnellen Fahndungserfolg der Polizei. Es sei wichtig, dass das Sicherheitsgefühl der Bevölkerung wieder hergestellt werde.
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