Sie wissen heute mehr, aber tun es auch nicht früher. Von wegen Sex und Porno – Jugendliche sind zurückhaltender, als viele annehmen. Das zeigt die Studie „Jugendsexualität 2015“. Eltern können aufatmen: Generell kommt es nicht eher zum „ersten Mal“ als früher.
Sexuelle Erfahrungen sind bei deutschen 14-Jährigen einer neuen Studie zufolge eine Ausnahme. Insgesamt sei die Gruppe der 14- bis 17-Jährigen nicht früher sexuell aktiv als in den vergangenen Jahren, sagte die Leiterin der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), Heidrun Thaiss.
Sie erkennt einen Wertewandel. „Bis 2005 haben sich die sexuellen Aktivitäten nach vorne verschoben.“ Inzwischen sei der Trend aber gestoppt, wenn nicht sogar rückläufig.
Mädchen haben früher Sex
Mit 17 hat demnach mehr als die Hälfte der Jugendlichen bereits Erfahrung mit Sex. Dabei sind insgesamt betrachtet Mädchen früher aktiv als Jungen. Außerdem machen deutschstämmige Jugendliche in fast allen Altersgruppen früher erste Erfahrungen als Altersgenossen mit ausländischen Wurzeln.
Das erste Mal
Von jungen Frauen mit deutscher Herkunft haben mit 19 Jahren 90 Prozent das „erste Mal“ erlebt, während es bei den gleichaltrigen Frauen mit ausländischen Wurzeln nur 61 Prozent sind. Männliche Jugendliche machen ihre ersten Erfahrungen oft später. Mit 19 Jahren hatten 73 Prozent der deutschen Jugendlichen und 70 Prozent der jungen Männer mit ausländischen Wurzeln bereits Sex.
Das Fehlen des oder der „Richtigen“ ist nach Angaben der Bundeszentrale „unabhängig von Geschlecht und Herkunft der Hauptgrund für Zurückhaltung“. Für Mädchen und junge Frauen aus Migrantenfamilien spielten zudem „moralische Bedenken“ eine wichtige Rolle.
Zu den Themen Sex, Aufklärung und Verhütung befragt die BZgA seit 1980 vorrangig Jugendliche, seit 2005 auch Jugendliche mit Migrationshintergrund. Einbezogen wurden diesmal 5750 Jugendliche bundesweit.
Jugendliche denken an Verhütung
Verhütungsmittel Nummer eins ist das Kondom. Seit den ersten Befragungen hat sich das Bewusstsein für Verhütung deutlich verändert: Lediglich acht Prozent der jungen Frauen und sechs Prozent der jungen Männer zwischen 14 und 17 trafen beim ersten Mal keine Vorkehrungen, wie aus der Studie hervorgeht. 1980 machten sich laut BZgA noch 29 Prozent der Jungen und 20 Prozent der Mädchen keine Gedanken um Kondom, Pille oder andere Verhütungsmittel. Thaiss wertete die Veränderung als „beachtlichen Erfolg“.
Noch deutlicher und schneller schrumpfte die Zahl der Nicht-Verhüter bei Jugendlichen mit Migrationshintergrund: Verzichtete in dieser Gruppe 2005 noch rund ein Drittel der Jungen auf Verhütung, so war es nun nur noch ein Zehntel. Bei den Mädchen sank der Anteil von knapp 20 Prozent auf zwei Prozent.
Aufgeklärt wird von den Eltern
Aufgeklärt wird insbesondere von den Eltern, sagte Thaiss. Aber auch in der Schule begegnet fast jeder Jugendliche dem Thema Sex. Gerade für Jungen und für die Kinder muslimischer Eltern, die das Thema zu Hause eher tabuisieren, seien auch Lehrer wichtige Ansprechpartner. Viel Wissen wird auch aus dem Internet gezogen. Die gesamte Studie wird laut BZgA im kommenden Jahr veröffentlicht.
Geschichten über Teenie-Mütter, ungeschützten Sex und heimlichen Porno-Konsum machen Eltern Angst. Das sagen die Zahlen:
- Junge Mütter: Die Zahl minderjähriger Mütter ist nach Daten des Statistischen Bundesamts seit Jahren rückläufig: Hatten 2010 noch knapp 4600 Kinder eine Mutter unter 18 Jahren, waren es 2013 nur noch rund 4110 – bei insgesamt steigender Zahl der Geburten.
- HIV: Bei Menschen zwischen 15 und 19 Jahren wird seltener als bei älteren eine HIV-Neudiagnose gestellt, wie aus Daten des Robert Koch-Instituts (RKI) zum Jahr 2014 hervorgeht. Der Gebrauch von Kondomen lässt laut Bundeszentrale für gesundheitlicher Aufklärung (BZgA) trotz zunehmender hormoneller Verhütung nicht nach.
- Porno: Zwischen 60 und 80 Prozent der Jugendlichen ab 13 Jahren haben der EU-Initiative Klicksafe zufolge Erfahrungen mit Pornos gemacht. Davon gucken aber die wenigsten regelmäßig. Konsumiert werde bei Jungs eher in Gruppen, bei Mädchen mit dem Partner.
(Quelle: dpa)
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