Wenn man vom Flughafen Zürich-Kloten etwas in die Landschaft fährt, kommt man zum Dorf Oberembrach. Das Erste, was man hier sieht, ist ein großer Turm mit der Aufschrift „Mühle und Restaurant“. In diesem weißen Turm wird ein Teil des Getreides gelagert, das die Mühle von den Bauern aus der Umgebung bezieht, denn die Mühle ist außerdem eine Sammelstelle für Getreide. „Was nicht in den Turm passt, wird auswärts gelagert“, erklärt Urs Brunner, der Chef der gleichnamigen Mühle. In seiner Firmenkleidung, schwarze Hose, graues T-Shirt mit der Aufschrift „Brunnermühle“, schichtet er gerade Mehlsäcke vor dem Turm auf eine Holzpalette. Der Komplex beinhaltet zwei Gebäude. Das eine für die Annahme des Getreides, die erste Reinigung sowie das Verarbeiten zu Tierfutter, das andere die Mühle im eigentlichen Sinne.
Lederriemen treiben die Walzenstühle an
Betritt man diese, so wird man weder weiß noch staubig, doch der Lärmpegel steigt stark an. Denn die Maschinen, die für das Schroten des Getreides zuständig sind, laufen alle noch wie in den 1940er-Jahren mit Lederriemen. Der Grund ist simpel: Es braucht nur einen Motor für alle drei Walzenstühle, was viel Energie spart. „Früher liefen die Bänder durch die gesamte Mühle, doch dies hatte den großen Nachteil, dass sehr viele Müller nicht mehr alle fünf Finger an einer Hand hatten, weil diese, wenn sie ein Band berührten, abgerissen wurden“, erklärt einer der acht Mitarbeiter der Brunnermühle. Und so kommt es, dass die Lederriemen nur noch die alten Walzenstühle antreiben. Wenn man sich dann an den Lärm der Maschinen und Lederriemen gewöhnt hat, so kann man unschwer erkennen, dass es viele Rohre, Maschinen und Säcke hat. Wegen ihrer Farbe stechen die weinroten Walzenstühle, die das Korn mahlen und zu Mehl verarbeiten, in der hölzernen Mühle sofort ins Auge. Sie sieben direkt die Schalenteile aus. Es gibt verschiedene Feinheitsgrade von groben Drahtsieben bis zu solchen, die aus feinstem Nylon bestehen. „Früher wurden anstelle des Nylons Seidentücher verwendet, doch die sind heute nicht mehr konform mit dem Lebensmittelgesetz.“
Im Mittelalter war der Beruf nicht beliebt
Über eine kleine Treppe gelangt man in den ersten Stock, dort wird das Getreide aus dem Turm mithilfe eines Schüttlers gereinigt und von Unreinheiten befreit. „Wir wollen ja kein Metall oder Kies im Brot.“ Aber nicht nur das ist ein Problem. Die Maschinen, insbesondere die mehrheitlich aus Keramik bestehenden Walzen, würden sonst unweigerlich kaputtgehen. Keramik wird übrigens verwendet, da sich Metall schnell erhitzt, wodurch seine Qualität stark abnehmen würde. Auf diesem Stock gibt es auch noch Maschinen, die aus Hafer Haferflocken herstellen, indem sie ihn pressen. Oder das Schälen von Gerste übernehmen, weil die Schale dieser Getreidesorte besonders dick ist. Es ist bemerkenswert, dass der Mahlgrad nicht überall gleich groß ist. „Je nördlicher man in Europa geht, desto dunkler wird das Mehl. Hier in der Schweiz ist man diesbezüglich gerade so in der Mitte.“ An der Wand hängt ein Plakat über das Müllern in der Vergangenheit. „Der Beruf des Müllers war im Mittelalter nicht sehr beliebt, da die Leute dachten, er bringe das Getreide um, wenn er es mahle. Denn die Leute damals glaubten, dass Getreide ein Lebewesen ist. Trotzdem war er wie auch noch heute sehr wichtig“, erklärt der 52-jährige Chef. Im obersten Geschoss direkt unter dem Dach wird es noch lauter. Hier steht der Zyklon, das Aspirationssystem der Mühle, mit dem das Getreide hoch und wieder in einen feineren Mahlgang geblasen wird. Es funktioniert wie ein großer Staubsauger. Doch selbst wenn man direkt vor der Lüftung des Zyklons steht, wird man überhaupt nicht staubig. Denn sonst könnte es zu einer zerstörerischen Staubexplosion kommen, die das gesamte Gebäude sprengen könnte, wenn sich der Staub entzündet.
Sie können mehr von den nachrichten auf lesen quelle