Schwäbische Kaffeeröster bemühen sich um fair vermarkteten Kaffee

Schwäbische Kaffeeröster bemühen sich um fair vermarkteten Kaffee

Das Surren einer Kaffeemühle füllt den Raum, dazu ein dezentes Krachen, Knirschen, Zerbrechen. Das fein gemahlene Pulver rieselt in den Siebträger, fast gleichzeitig breitet sich der schokoladig-nussige Geruch von frisch gemahlenem Kaffee aus. Der 41-jährige Heiko Blocher bereitet einen seiner schon weit über den Stuttgarter Osten hinaus bekannten Schwarzmahler-Espressi zu. Vor zehn Jahren begann der ausgebildete Sozialpädagoge und leidenschaftliche Kaffeetrinker mit Schwarzmahler nachhaltigen, qualitativ hochwertigen und leckeren Kaffee anzubieten. Inzwischen ist sein kleines, liebevoll gestaltetes Geschäft in Stuttgart fest verankert. Kaffeekirschen wachsen nur rund um den Äquator, daher war es für Blocher eine große Herausforderung, wirklich nachhaltigen und direkt zurückverfolgbaren Kaffee für seine eigenen Mischungen zu bekommen. Selbst zu importieren ist für ein kleines Unternehmen wie Schwarzmahler mit viel Aufwand und großen Hürden verbunden. Heiko Blocher hält schon immer viel von südamerikanischem Kaffee. Auf der Suche nach einem verlässlichen Partner lernte er Carola Larios-Postel kennen. Seit einem Jahr arbeitet er mit ihrem vor den Toren Stuttgarts ansässigen Direktimportunternehmen Meámbar zusammen.

Rohkaffee aus Honduras

2015 saß Carola Larios-Postel im Flugzeug von Hamburg nach Honduras. Während des knapp 20 Stunden langen Flugs in die Heimat las sie in einer Zeitschrift über den Direktimport von Kaffee. Sie war von dem Konzept fasziniert, was auch mit der besonderen Beziehung von ihr und ihrem Bruder zu Kaffee zu tun hatte. Ihr Vater war Kaffeebauer und musste seine Finca aufgeben, da sich der Kaffeeanbau finanziell nicht mehr lohnte. Noch im Flugzeug fasste Carola Larios-Postel den Entschluss, Rohkaffee aus Honduras direkt nach Deutschland zu importieren. „Das kann man echt machen!“ Und das ohne Zwischenhändler und viele, die mitverdienen, sodass mehr für die Kaffeebauern im Anbauland übrig bleibt. Kaffeebauern haben es schon immer nicht leicht. Sie verdienen meistens wenig an ihrem Produkt. Dass ein so geringer Anteil am Kaffeepreis bei den Bauern ankommt, hat viele Gründe. Ähnlich wie der Preis für Rohstoffe wird auch der Kaffeepreis an der Börse bestimmt. Er wird durch viele Faktoren beeinflusst, die den Produzenten gar nicht direkt betreffen. Trotzdem wirken sich diese auf seinen Geldbeutel aus.

Der Bauer darf entscheiden

Ein anderer Grund sind die vielen Institutionen und Unternehmen, die außerhalb des Anbaulandes am Kaffee mitverdienen. In Deutschland beispielsweise wird auf Kaffee allgemein eine Steuer von 2,19 Euro je Kilo erhoben. Ob Supermarkt oder Marketingabteilung der Unternehmen, die den Kaffee verkaufen, jeder will ein Stück vom Kuchen. Für den Bauern bleibt am Ende nicht mehr viel übrig. Nicht nur die Preise sind ein Problem. Es kommt nicht selten vor, dass Krankheiten die Ernte zerstören. Dadurch werden nicht nur die Kaffeekirschen gefährdet, sondern auch die Existenz der Bauern und Arbeiter. Für viele ist der Kaffeeanbau die einzige Möglichkeit, Geld zu verdienen. Dass Fincas in Honduras schon über Generationen in Familienbesitz sind, ist nichts Ungewöhnliches. Die meisten Kaffeebauern lernen daher keinen anderen Beruf, es ist klar, dass sie die Finca übernehmen werden. Das wird natürlich zum Problem, wenn Fincas aufgegeben werden müssen. In Honduras angekommen, berichtete Carola Larios-Postel ihrem Bruder Christian von der Idee. Gemeinsam gründeten sie noch im selben Jahr die Firma Meámbar, die heute auch für Schwarzmahler Kaffee importiert. Die Idee hinter Meámbar ist es, „guten Kaffee mit sozialem Hintergrund“ zu verkaufen. Der Kaffeebauer soll nicht nur mehr Geld bekommen, er soll vor allem selbst mitentscheiden können. Larios-Postel sind Verhandlungen auf Augenhöhe mit den Bauern wichtig, „Es ist seine Arbeit, seine Dienstleistung, also darf er bitte schön auch entscheiden, wie viel er dafür bekommt.“

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