Schüsse und Entführungen: Gewalt gegen Protestierende im Iran nimmt zu

Sie schießen auf Demonstranten, entführen Leichname und vergraben heimlich getötete Jugendliche: Auf die andauernden Proteste im Iran reagieren die Behörden mit massiver Gewalt. Die Regierung spricht von „terroristischen Aktionen“ und macht den Westen für die Aufstände verantwortlich.

Sicherheitskräfte im Iran haben Aktivisten zufolge den Leichnam eines getöteten Demonstranten aus dem Krankenhaus entführt und dessen Familie angegriffen. Laut der in Norwegen ansässigen Menschenrechtsgruppe Hengaw drangen Mitglieder der berüchtigten Islamischen Revolutionsgarde am Freitagabend in das Krankenhaus Schahid Gholi Pur in der westiranischen Stadt Bukan ein, „beschlagnahmten den Leichnam von Schahrjar Mohammadi und begruben ihn heimlich“.

Sie hätten zudem auf seine Familie geschossen und „mindestens fünf Menschen“ verletzt, teilte Hengaw der Nachrichtenagentur AFP mit. Auch in der Stadt Diwandarreh in der Provinz Kurdistan schossen Sicherheitskräfte laut Hengaw auf Demonstranten. Dabei wurden nach Angaben der Organisation mehrere Menschen verletzt.

Aktivisten werfen den iranischen Sicherheitskräften vor, getötete Demonstranten heimlich zu begraben, um zu verhindern, dass ihre Beerdigung weitere Proteste gegen die iranische Staatsführung auslösen. Erst am Freitag hatten die Beerdigungen mehrerer junger Menschen, darunter ein neunjähriges Kind, Proteste ausgelöst. Nach Berichten von Medien und Nichtregierungsorganisationen wurden in den Städten Iseh, Tabris und Mahabad Parolen gegen die Machthaber in Teheran gerufen.

„Extremisten keinen sicheren Hafen bieten“

Die mittlerweile seit zwei Monaten andauernde Protestwelle im Iran wurde durch den Tod der jungen Kurdin Mahsa Amini ausgelöst. Die 22-Jährige war von der sogenannten Sittenpolizei verhaftet worden, weil sie ihr islamisches Kopftuch nicht den Regeln entsprechend getragen haben soll. Sie starb kurze Zeit später im Krankenhaus. Teheran geht hart gegen die Demonstrierenden vor.

Der Iran beschuldigt unter anderem Großbritannien, Israel und die USA, die Proteste zu schüren. Das iranische Außenministerium kritisierte das „absichtliche Schweigen ausländischer Förderer von Chaos und Gewalt im Iran angesichts (…) terroristischer Aktionen in mehreren iranischen Städten“. Es sei „die Pflicht der internationalen Gemeinschaft“, die „jüngsten Terroranschläge im Iran zu verurteilen und Extremisten keinen sicheren Hafen zu bieten“, hieß es weiter.

Am Mittwoch waren bei zwei getrennten Anschlägen in den Städten Iseh und Isfahan zehn Menschen getötet worden, darunter eine Frau, zwei Kinder und ein Sicherheitsbeamter, wie staatliche Medien und ein Krankenhaus berichteten. In der nordöstlichen Stadt Maschhad wurden der staatlichen Nachrichtenagentur Irna zufolge zudem zwei Mitglieder der regierungsnahen Basidsch-Miliz erstochen, als sie versuchten, gegen „Randalierer“ einzuschreiten.

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