Es ist 49,83 Meter lang, sechs Meter breit und hat 14 Segel: die Thor Heyerdahl. Der 3-Mast-Toppsegelschoner ist kein gewöhnliches Schiff. Jedes Jahr erfüllt es Schülerinnen und Schülern einen vielleicht schon lang ersehnten Traum mit dem Projekt Kus, „Klassenzimmer unter Segeln“. Das war zumindest bei Frederik Dürr aus Münnerstadt der Fall. „Das Schiff wurde schon 1930 gebaut, aber nur als Handelsschiff benutzt. 1951 wurde dann ein Dieselmotor eingebaut, der 400 PS aufweist“, erklärt der Schüler. Einige Zeit später, 1979, hat Detlef Soitzek, der auch der Kapitän des Traditionsseglers ist, das Schiff aufgekauft und umgebaut. 2007 musste der Segelschoner aber saniert werden, da 60 Prozent der Beplattung zu dünn waren. Wieder ein Jahr später nahm das Kus-Projekt, das von Ruth Merk geleitet wird, seinen Anfang und schenkt Schülern seitdem ein unvergessliches halbes Jahr. Neben der Projektleitung und dem Kapitän Detlef Soitzek sind auch ein Steuermann, Wachführer, Wachführerassistenten, ein Bootsmann und Maschinisten an Bord. „Nach einzelnen Etappen wird die Besatzung aber auch gewechselt. Und natürlich fahren auch noch fünf Lehrer mit und ein Sportarzt. Mit uns, also den Schülerinnen und Schülern, sind wir dann insgesamt 50 Personen auf dem Schiff“, erklärt Frederik. Der Anteil an Mädchen und Jungen, die dieses Erlebnis erfahren wollen, sei ausgewogen, sagt er.
Dreimal ausschlafen in fünf Monaten
Generell wird diese Reise in zwei Teile unterteilt: die Landaufenthalte und die Zeit auf See. Vor allem auf See sind die Tage anstrengend, da man in Schichten eingeteilt wird, in denen man dann Wache halten muss. „Eine Wache geht zum Beispiel von zwei bis fünf Uhr nachts.“ Diese Wacheinteilung wird eine ganze Etappe lang beibehalten. Auch die Putzstationen werden von den einzelnen Wachen übernommen und wöchentlich getauscht. Wenn man gerne lange ausschläft, ist man bei dem Projekt an der falschen Adresse. Innerhalb von fünf Monaten durften die Zehntklässler nach Dürr erst dreimal ausschlafen. Neben den Wachen gibt es noch viel andere Dinge an Bord zu tun. Jeden Tag ist eine Stunde putzen angesagt. Dafür werden die Jugendlichen wieder in Gruppen eingeteilt, die dann bestimmte Bereiche zugeteilt bekommen. Während die eine Gruppe zum Beispiel für Sanitärbereiche, also für die Waschräume, zuständig ist, müssen die anderen das Deck schrubben. „Dabei helfen alle, auch die Crew. Wir sind eine richtige Gemeinschaft geworden. Aber wie soll das auch anders sein, ich meine, wir leben ein halbes Jahr auf engem Raum zusammen“, sagt Frederik. Zum Putzen kommt noch dazu, dass die Teilnehmer auch etwas essen müssen. Das Kochen machen die Schüler mit Hilfe der Crew selbst. Diesen Küchendienst nennt man Backschaft. Und wenn man für 50 Personen Kartoffeln schälen muss, braucht das seine Zeit. „Das Essen ist aber immer sehr gut, und es ist immer genug für alle da. Außerdem wird sehr darauf geachtet, dass es vitaminreich ist. Wir wollen ja nicht, dass uns wie bei den alten Seefahrern die Zähne ausfallen“, erklärt der Schüler. Auch freut er sich darüber, dass es jeden Nachmittag Kaffee und Kuchen gibt. „Das ist auch immer ein Highlight.“
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