Da er schon immer begeistert reiste, fuhr Jürgen Strohmaier bereits 1984 auf dem Fahrrad durch Australien. Damals war das noch so exotisch, dass sogar die australische Fluggesellschaft Qantas seine Reise sponserte, eigentlich um den Fahrradtransport zu bewerben. „Durch die Reisen kam der Wunsch auf, auch mal im Ausland zu leben“, sagt der gebürtige Regensburger. 1994 zog er mit seiner Partnerin über eine EU-Kooperation, die die europäische Gemeinschaft stärken sollte, nach Portugal. Im Südwesten Europas angekommen, gründeten sie zunächst ein Ausflugsunternehmen und transportierten an der Algarve deutschsprachige Urlauber, die die Region erkunden wollten, mit Minibussen von der Küste ins Inland. „Die Gäste haben uns immer wieder aufgefordert, einen Reiseführer zu schreiben, weil wir so viel wussten“, berichtet er. Ganz unbescheiden träumten sie von einem angesehenen Verlag und schlugen deshalb DuMont vor, einen Wanderführer durch Portugal zu schreiben. Die Antwort: Ist auch ein Stadtführer für Lissabon möglich? Daraufhin erschienen 2005 der erste Stadtführer, 2011 der erste Reiseführer durchs Land.
Für den Alentejo interessieren sich wenige
Die Bücher verändern sich. Alle zwei Jahre gibt es eine Neuauflage, alle sechs bis acht Jahre einen Relaunch mit einem aktualisierten Angebot der Reiseziele. Neue Regionen kommen hinzu, jüngst erschien „Portugal – der Norden“. Das einzige Projekt, das bis heute nicht zustande gekommen ist: der Wanderführer, den er DuMont als Allererstes vorschlug. Strohmaier hätte auch Lust, über den Alentejo zu schreiben, die Region zwischen dem Fluss Tejo und der Algarve, mit ländlichen Gegenden abseits der Zentren. Doch noch gibt es zu wenige Urlauber, die an dieser Region interessiert sind.
In seinen Reiseführern schreibt der Wahl-Lisboete von verzaubernden Stränden, historischen Bauwerken, empfiehlt Bars und Restaurants. Dafür geben ihm auch Leute vor Ort Tipps, oder Leser seiner Veröffentlichungen senden ihm Rückmeldungen. „Man hat als Reiseführerautor eine Verantwortung. Die Leute richten sich nach meinen Empfehlungen.“ Deswegen ist es ihm wichtig, alles zu testen, worüber er schreibt. Man merke, ob jemand die Dinge kennt, über die er berichtet. Gründliche Recherche ist für ihn die Grundlage eines guten Reiseführers, genau wie eine schöne Aufmachung. Man müsse Lust haben, weiterzulesen.
Subjektive Tipps von Bootstouren bis zu alten Eisenbahnen
Seine Recherchen, wozu auch Gastronomiebesuche zählen, finden fortlaufend statt, das reine Schreiben eines neuen Buches dauert sechs bis zwölf Monate. Inzwischen arbeitet Strohmaier am Konzept mit, wie man Aufmachung und Inhalt verbindet. So folgen auf kurze Informationstexte dazu passende Empfehlungen für Aktivitäten und Ziele. Seine Tipps variieren von der Papierherstellung über alte Eisenbahnen bis hin zu Fahrrad- und Bootstouren. Er ist der Ansicht, ein Reiseführer solle heutzutage subjektiv geschrieben sein. Man müsse den Urlaubern die Möglichkeit geben, auszuwählen, anstatt vorzuschreiben. „Es kommt immer auf die Interessen an. Ich versuche, dem Reisenden an die Hand zu geben, was er machen kann, gemäß seiner Interessen.“ In den Büchern gibt es ein Foto von ihm. „Manche scheinen ein sehr gutes Personengedächtnis zu haben“, schmunzelt der 65-Jährige. Er wird häufig von Touristen mit seinen Reiseführern in der Hand erkannt. Da seine Veröffentlichungen übersetzt wurden, sprachen ihn in Lissabon einmal drei aufgeregte Italiener an. „Die beiden Frauen sind völlig ausgeflippt. Sie haben mich in die Mitte genommen und ein Foto mit mir gemacht.“
„Damals fast noch ein Dritte-Welt-Land“
Was er an Portugal nach wie vor besonders schätzt, ist die Freundlichkeit der Portugiesen. Als Reisebuchautor wird Strohmaier offen aufgenommen. Häufig wird er an Experten weitergeleitet, die ihm besonders viel erklären können. In einer Kathedrale zeigte ihm ein Spezialist, dass sich das Bild auf den Wandfliesen je nach Abstand ändert; etwas, was er von allein nicht entdeckt hätte. Neben seiner Tätigkeit als Autor, von der er mittlerweile gut leben kann, bietet er Stadtführungen in Lissabon an. Seine Teilnehmer sind immer erfreut, wie zuvorkommend die Einwohner sind und dass fast jeder Englisch spricht. „Damals, als ich gekommen bin, war Portugal noch fast ein Dritte-Welt-Land.“ Es gab keine großen Supermärkte, die Analphabetenrate war hoch. Das Land habe sich enorm entwickelt. Heute ist Portugal in der Digitalisierung mit führend. „Aber was geblieben ist, ist die Hilfsbereitschaft der Portugiesen. Die Modernität, der Service, die Zukunft haben die traditionelle Freundlichkeit nicht verdrängt.“
Sie können mehr von den nachrichten auf lesen quelle