Als ob man nicht schon genug mit seinen Gefühlen zu tun hätte, beginnt sich in der Pubertät auch der Körper zu verwandeln. Schnell zweifeln Jugendliche daran, ob bei ihnen alles normal abläuft. Einen Grund zur Sorge gibt es meist aber nicht: Der Körper braucht nur etwas Zeit, um die Hormonumstellung zu verarbeiten.
„Was ist denn mit mir los? Plötzlich wächst mir ein Busen – obwohl ich ein Junge bin!“ – „Meine Brüste sind unterschiedlich groß – ist das bei anderen Mädchen auch so?“ Während der Pubertät verändert sich der Körper von Jungen und Mädchen sehr. Vieles davon ist bekannt, wie der Stimmbruch und die erste Regelblutung. Manchmal passieren mit dem Körper jedoch auch Dinge, die einem ganz schön seltsam vorkommen. Aber keine Angst: Meist sind selbst diese „seltsamen Dinge“ normal.
Hormonbildung beginnt
„In der Pubertät produziert der Körper mehr Hormone als vorher“, erklärt der Internist und Endokrinologe Otto-Albrecht Müller aus München. Die Hormone seien auch schon bei Kindern im Körper vorhanden, doch mit der Pubertät springe gewissermaßen die Zentrale an, die für die Hormonbildung verantwortlich sei. „Das passiert bei jedem Jugendlichen zu einem anderen Zeitpunkt.“ Wenn es los geht, wächst nicht nur der Körper deutlich. Die Geschlechtshormone bewirken auch noch andere Veränderungen.
Busen bei Jungen
Bei einigen Jungen kann während der Pubertät ein Busen wachsen. „Allerdings ist das dann keine so große Brust wie bei Frauen“, sagt Eckhard Schroll, Leiter der Abteilung Sexualaufklärung, Verhütung, Familienplanung bei der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung in Köln, „sondern eher eine kleinere Wölbung rund um die Brustwarze.“ Dieses Phänomen nennt man Gynäkomastie, wie Internist Müller erklärt. Es tritt gar nicht so selten meist bei Jungen im Alter zwischen zwölf und 14 Jahren auf – „und stört die Betroffenen wahnsinnig“.
Die Ursache? Es kann sein, dass während der Pubertät ein Ungleichgewicht zwischen männlichen und weiblichen Hormonen im Körper entsteht. Beide Hormonarten kommen bei Mädchen und bei Jungen vor, doch bei Jungen gibt es eigentlich mehr männliche Hormone. „Es kann jedoch eine Phase geben, in der das Verhältnis nicht so ausgeglichen ist und die weiblichen Hormone für eine Brustentwicklung sorgen können“, sagt Müller. Meist verschwindet der kleine Busen nach einiger Zeit wieder. „Zur Sicherheit sollte man jedoch mit einem Arzt klären, dass es kein Symptom für eine ernstere Erkrankung ist“, rät der Experte.
Normalerweise müsse man einfach abwarten, bis sich der Busen wieder zurückbildet. Es kann aber durchaus mehrere Jahre dauern, bis die Brüste vollständig weg sind, sagt Hans-Jürgen Nentwich vom Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ). Selten wird die Brustdrüsenschwellung durch Krankheiten wie das Klinefelter-Syndrom oder Nebenwirkungen von Medikamenten, Anabolika oder Drogen wie Marihuana und Heroin ausgelöst. Manchmal ist keine Schwellung, sondern überschüssiges Fettgewebe die Ursache.
Der BVKJ schätzt, dass 60 bis 90 Prozent aller neugeborenen und 40 bis 60 Prozent aller pubertierenden Jungs an Brustdrüsenschwellungen leiden.
Unterschiedlich große Brüste bei Mädchen
Dass bei Mädchen während der Pubertät Brüste wachsen, ist bekannt. „Dabei kann es auch vorkommen, dass eine Brust schneller zu wachsen anfängt als die andere“, sagt der Frauenarzt Christian Albring. Diese Anisomastie, wie man es auch nennt, könne unter anderem daran liegen, dass die Durchblutung in den Brustgefäßen unterschiedlich sei. „Dann gelangen auch unterschiedlich viele Hormone ins Brustgewebe und können ein zunächst ungleiches Brustwachstum bewirken.“ Häufig nähert sich die Größe der beiden Brüste mit der Zeit aneinander an.
„Manchmal bleiben die Brüste aber unterschiedlich groß“, sagt Albring, der auch Präsident des Berufsverbands der Frauenärzte ist. Das ist jedoch ebenfalls nicht ungewöhnlich: „Der Körper ist bei allen Menschen asymmetrisch, die rechte Seite sieht nie exakt so aus wie die linke.“ Deshalb gebe es beispielsweise auch zahlreiche erwachsene Frauen, deren Brüste unterschiedlich groß seien – manchmal kaum zu sehen, manchmal aber deutlich erkennbar.
Schwitzen
In der Pubertät schwitzt man und riecht stärker als vorher. „Das liegt möglicherweise daran, dass auch die Schweißdrüsen wachsen“, sagt Endokrinologe Müller. „Das pendelt sich aber meist schnell wieder ein.“ Dennoch gilt: Wer mehr schwitzt oder riecht, sollte sich einfach häufiger waschen, unter den Achseln, an den Füßen oder am ganzen Körper.
Vorhautverengung
Wenn der Penis wächst, bemerken einige Jungen zum ersten Mal bewusst eine Vorhautverengung. Dadurch lässt sich die Vorhaut nicht oder nur unter Schmerzen hinter die Eichel zurückziehen. „Dann sollte man mit einem Arzt klären, ob die Vorhaut entfernt werden muss oder ob sie beispielsweise gedehnt werden kann“, sagt Schroll. Manchmal könne es durch die Verengung auch zu Entzündungen kommen, die ebenfalls behandelt werden müssten. „Viele Jungen befürchten, dass ihre Eichel ohne die Vorhaut nicht mehr so gefühlsempfindlich ist – das hat sich aber nicht bewahrheitet.“
Den eigenen Körper kennen lernen
Pädagoge Eckhard Schroll rät, den eigenen Körper gut kennenzulernen. „Wer früh anfängt, seine Brust oder seinen Hoden regelmäßig abzutasten, bekommt ein gutes Gespür dafür wie sie sich anfühlen sollen“, sagt er. „Sollte sich dann später mal ein Knoten oder eine Verhärtung bilden, kann man es schnell bemerken – das ist eine wichtige Vorbeugung.“
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