Manche Kinder müssen von den leiblichen Eltern weg – aus welchen Gründen auch immer. Ein Heim ist dann nur die zweitbeste Wahl. Jugendämter bringen diese Kinder lieber zu Pflegeeltern. Aber es gibt zu wenige. Dieses Paar kann sich ein Leben ohne Pflegekinder gar nicht mehr vorstellen: Fatma und Olaf Behrens.
Ein gepflegtes Reihenhaus in Hamburg-Eidelstedt: Vor der Tür stehen diverse Schuhe, durch den Flur hallt Kindergeschrei. Eine ganz normale Familie in Deutschland? Nicht ganz. Fatma und Olaf Behrens sind Pflegeeltern, ihre Kinder Dominik und Daniel* sind nicht ihre leiblichen Kinder. Aber fast schon trotzig sagt Olaf Behrens: „Wir sind ganz normale Eltern.“ Und seine Frau Fatma ergänzt: „Wir sind zu einer wahren Familie zusammengewachsen.“
Pflegeeltern dringend gesucht
Bundesweit lebten 2013 fast 68.000 Kinder und Jugendliche bei Vollzeit-Pflegeeltern, mehr als 69.000 in Heimen oder anderen betreuten Wohnformen. Beispiel Hamburg: Hier können rund 2300 Kinder nicht bei den leiblichen Eltern aufwachsen, aber nur 1300 von ihnen leben bei Pflegeeltern.
„Wir hatten leider nicht die Möglichkeit, eigene Kinder zu bekommen“, sagt Olaf Behrens. „Da haben wir gedacht, unser Schicksal ist es, anderen Kindern ein Zuhause zu geben.“ Zuerst bekamen sie Dominik. Er war damals ein halbes Jahr alt, heute ist er sieben. Ein Jahr später kam der heute sechsjährige Daniel dazu, erzählt Behrens.
Fatma ist die Herzensmama
Die Pflegeeltern, beide 46, fühlen sich vom Jugendamt gut vorbereitet und betreut. In der Familie gebe es natürlich auch mal besondere Probleme. Zum Beispiel den Brüdern zu erklären, warum sie, anders als ihre Freunde, zwei Mütter und zwei Väter haben. „Bei uns gibt es eben eine ‚Bauchmutti‘, die sie geboren hat, und eine ‚Herzensmama‘, und das bin ich“, sagt Fatma und lacht. „Natürlich ist das schwer zu erklären, aber die Kinder sind damit aufgewachsen.“
Kontakt mit den leiblichen Eltern bleibt bestehen
„Man sollte genau wissen, was auf einen zukommt“, sagt Ralf Portugall von der Organisation PFIFF, die Pflegeeltern und Fachkräfte berät und schult. „Gewöhnungsbedürftig für viele ist, dass das Pflegekind weiterhin Kontakt mit den leiblichen Eltern hat.“ Außerdem müsse sich die Familie für das Jugendamt quasi transparent machen.
Das größte Problem sei, Eltern für die Bereitschaftspflege zu finden, sagt Portugall. Bei diesen werden Kinder in Notfällen für höchstens ein halbes Jahr untergebracht. Für diese Aufgabe bräuchte man eigentlich viermal so viele. „Die Pflegeeltern müssen das Kind erst annehmen und wenig später wieder loslassen“, sagt Portugall. „Die Dauerpflege besteht dagegen in der Regel bis zur Volljährigkeit des Kindes.“
„Ohne uns wären sie im Heim“
Fatma und Olaf Behrens können sich ein Leben ohne ihre Jungs gar nicht mehr vorstellen – sie hoffen darauf, dass die Kinder bei ihnen bleiben können. Und wenn sie doch wieder zur leiblichen Mutter zurückkämen? „Es wäre trotzdem alles 1000 Mal richtig gewesen“, sagt Olaf Behrens. „Denn ohne uns wären sie in diesen Jahren im Heim gewesen.“ Seine Frau fügt hinzu: „Aber natürlich würde uns das das Herz brechen.“
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