Ein indiskutabler 48. Platz nach vier Schießfehlern beim Einzelrennen von Ruhpolding hatte der Biathlon-Königin die Laune gründlich verdorben. Anstatt beim Weltcup vor heimischen Publikum nach zwei Infekten Selbstvertrauen zu sammeln, musste die siebenmalige Weltmeisterin 29 Tage vor Beginn der Olympischen Spiele in Pyeongchang (9. bis 25. Februar) beim Sieg von Dorothea Wierer einen herben Rückschlag hinnehmen.
„Das muss ich jetzt abhaken“, sagte eine konsternierte Dahlmeier, die beim dritten Schießen mit drei Fehlern alle Chancen eingebüßt hatte. Warum ihr als sichere Schützin so ein Malheur passiert war, konnte sie nicht erklären: „Ich habe mich sehr gut gefühlt. Es hat Spaß gemacht, ich lag super im Rennen. Ich weiß nicht, wo das Problem lag.“
Allzu lange wollte sich Dahlmeier mit ihrem schlechtesten Rennen – bei Olympia 2014 in Sotschi war sie im Sprint einmal 46. geworden – aber nicht aufhalten. „Es heißt jetzt, sich auf die nächsten Rennen zu konzentrieren“, sagte sie tapfer. Am Samstag steht die Staffel, am Sonntag der Massenstart an.
Bis dahin wird es einiges zu besprechen geben, wie ein enttäuschter Bundestrainer Gerald Hönig bereits ankündigte. „So darf man sich nicht verkaufen. Das war echt mäßig. Wir hatten überhaupt nichts zusammengebracht. Wir haben Fehler dabei, die sind schwer zu erklären“, schimpfte der 59-Jährige. Er brauche jetzt „erst einmal Ruhe, um mir darüber Gedanken zu machen. Da müssen wir ein bisschen länger darüber reden.“ Aber klar sei auch: „Jetzt müssen wir liefern. Wir haben noch zwei Rennen.“
Geliefert hat bereits die Italienerin Wierer, die nach fehlerfreier Leistung im Klassiker über 15 km vor der Finnin Kaisa Mäkäräinen (1/+12,7 Sekunden) und der Kanadierin Rosanna Crawford (0/+21,2) triumphierte. Dahlmeier hatte im Ziel 3:58,8 Minuten Rückstand auf Wierer.
Beste Deutsche war Maren Hammerschmidt (Winterberg/2) auf dem 15. Platz, Franziska Hildebrand (Clausthal-Zellerfeld/3) wurde 17., die zweimalige Saisonsiegerin Denise Herrmann (Oberwiesenthal/5) musste sich mit Rang 40 begnügen, glänzte immerhin aber mit der besten Laufzeit.
Warum alle deutschen Frauen allerdings so schlecht schossen, wisse sie nicht, meinte Hildebrand: „Ich war zu ängstlich und zögerlich.“ Einen kollektiven Ansatz suchte indes Hammerschmidt: „Der Druck hier zu Hause ist nicht so gering für uns alle.“
Besonders groß ist der Rummel um Dahlmeier nach ihrem WM-Märchen vom vergangenen Jahr mit fünf Goldmedaillen. Nach den Plätzen sieben und 13 beim Weltcup in Oberhof nahm Hönig seine Ausnahmeläuferin bereits in Schutz.
Dahlmeier selbst hatte die vorsichtige Kritik an ihren Leistungen hingegen äußerst gelassen hingenommen. „Es wird schon werden“, meinte die Bayerin, die eigenen Angaben zufolge „alles in allem wieder im Plan“ sei und nach dem Infekt zum Jahreswechsel von einer „aufsteigenden Form“ sprach. Dies deutete sie am Donnerstag aber nur eine knappe halbe Stunde an, als sie nach zwei fehlerfreien Schießen auf Siegkurs gelegen hatte.
Dass am Schluss auch die Laufzeit wenig berauschend ausfiel, sah Dahlmeier gelassen: „Nach so einem Klops fällt es schwer, sich zu quälen.“
Sie können mehr von den nachrichten auf lesen quelle