Das Taschengeld reicht Jugendlichen nicht immer, um sich ihre Wünsche zu erfüllen. Um sich ein Smartphone, eine Reise oder den Führerschein leisten zu können, suchen sich viele einen Nebenjob. Es muss nicht immer Zeitungsausträger oder Babysitter sein, sondern es gibt auch ungewöhnlichere Jobs bei Film und Fernsehen oder als Fanreporter.
Marika Welz aus Berlin versucht ihr Glück mit handgeschriebenen Zetteln, die sie in der Stadt aufhängt. Die 14-Jährige ist auf der Suche nach einem Nebenjob und möchte gern sechs bis zehn Euro pro Stunde verdienen. Seit fünf Jahren hat Marika Kontakt zu einer Agentur für Nebenrollen in Kino- und TV-Filmen. Die Aufträge sind aber zu unregelmäßig, weshalb sie eine weitere Aufgabe sucht. Auch wenn die Berlinerin gern ihr Taschengeld mit kleinen Jobs aufstockt, geht es ihr nicht allein um das Geld: „Eine Freundin von mir trägt Zeitungen aus, aber das ist mir zu anstrengend. Jobs, die mir keinen Spaß bringen, mache ich nicht.“
Lukrative Statistenrollen bei der Filmproduktion
Knapp 28 Euro Taschengeld pro Monat bekommen Kinder und Jugendliche im Durchschnitt. Das hat die jüngste Kids-Verbraucher-Analyse gezeigt, eine repräsentative Studie, die das Konsumverhalten von Kindern erfragt. Wem das nicht reicht, der hält oft nach einem Job Ausschau, der sich mit der Schule vereinbaren lässt und trotzdem gutes Geld bringt. Es muss nicht immer einer der Klassiker Babysitten, Hunde ausführen oder Nachhilfe sein, wie die folgenden Beispiele zeigen.
Marco Körber, Geschäftsführer der Casting-Agentur Producer’s Friend, hat viele junge Leute in seiner Kartei. Er vermittelt sie als Statisten oder für kleine Nebenrollen in Kino- und TV-Filmen, zum Beispiel für den Kino-Erfolg des Jahres 2013, „Fack ju, Göthe“, oder für den neuen Kinofilm von Matthias Schweighöfer. „Wir locken dabei nicht mit dem Spruch ‚Hey Baby, ich bring dich groß raus‘, sondern wir vermitteln kleine, realistische Rollen“, sagt Körber. 60 Euro bekomme ein Statist im Schnitt pro Drehtag, in einem Werbefilm wie etwa für den Disney Channel seien auch 75 Euro drin. „Grundsätzlich wünschen wir uns, dass sich jemand bei uns nicht nur wegen des Geldes meldet, sondern ein Interesse für Film und Fernsehen mitbringt.“
Jobs für Sportfans: Wischer oder Fußballreporter
Wer sein Taschengeld ohnehin in Tickets für seinen Lieblingsverein investiert, für den kann es sich lohnen, direkt bei seinem Verein anzuheuern. So engagiert zum Beispiel der Basketball-Bundesligist Alba Berlin Jugendliche als Wischer. Wer in den Spielpausen das Parkett wischt und seinen Idolen zum Aufwärmen die Bälle zuwirft, der wird mit Freikarten und Vereinsshirts belohnt.
Wer lieber an der frischen Luft unterwegs ist, kann sich als junger Reporter für das Webportal www.fanreport.com bewerben. Hier liegt der Fokus auf den Spielen der Fußballregionalligen und darunter liegenden Spielklassen. „Ab 16 Jahren ist es möglich, für uns als Reporter zu arbeiten und zum Beispiel Spielberichte zu schreiben oder den Spieler der Woche zu porträtieren“, sagt Andreas Baumann. Er ist Personalmanager des Portals, das in Österreich und Deutschland aktiv ist. Je nach Zeiteinsatz können Jugendliche zwischen 100 bis 300 Euro pro Monat verdienen.
Wo Schüler einen Nebenjob finden
Es gibt viele verschiedene Wege, den passenden Schülerjob zu finden. Auf dem Internet-Portal www.schuelerjobs.de zum Beispiel werden deutschlandweit Jobs für Schüler angeboten. Sucht man einen Job in der Nähe, der zu den eigenen Vorlieben passt, lohnt es sich, persönlich auf die Pirsch zu gehen und nachzufragen.
Die Evergreens Babysitten, Nachhilfe, Gartenarbeit und Hunde ausführen sind vielleicht keine ausgefallenen Tätigkeiten, haben aber einige Vorteile: Die Jobs sind in nahezu jeder Stadt möglich, sie bieten ein regelmäßiges Einkommen, und wer Kinder, Natur und Hunde liebt, hat viel Freude dabei.
Jugendschutzgesetz und Unfallrisiken beachten
Manche Traumjobs hingegen scheitern an den Arbeitszeiten oder den Versicherungsauflagen. Im Theater beispielsweise finden die meisten Aufführungen am Abend statt, auf dem Reiterhof oder in der Skatehalle scheuen potenzielle Arbeitgeber oft vor den Versicherungskosten und Aufsichtspflichten zurück. Und von ihren Lebensrettern und Strandwächtern erwartet die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) ehrenamtliches Engagement und zahlt nur eine Aufwandsentschädigung.
Wie lange Schüler arbeiten dürfen
Für alle Schülerjobs gilt: Arbeitszeiten, erlaubte Beschäftigungen und die Anforderungen an den Arbeitsschutz sind im Jugendarbeitsschutzgesetz verankert. Dabei gelten für unter 15-Jährige strengere Regeln als für die Älteren. „Wer jünger als 15 Jahre ist, darf bis zu zwei Stunden täglich arbeiten, allerdings nicht vor Schulbeginn und nicht nach 18 Uhr“, sagt Janin Gurtz, Anwältin für Arbeitsrecht in Rostock.
Wer zwischen 15 und 18 Jahren alt ist und Vollzeit zur Schule geht, gilt nach dem Jugendarbeitsschutzgesetz noch als Kind und muss die gleichen Grenzen für die Arbeitszeiten einhalten. Mit einer Ausnahme: Maximal vier Wochen im Jahr können die Älteren in den Schulferien arbeiten. Jugendliche, die 15 Jahre oder älter sind und nicht mehr zur Schule gehen, können bis zu 40 Stunden pro Woche arbeiten.
Dabei müssen die Aufgaben auf die Kinder und Jugendlichen zugeschnitten sein. „Körperlich schwere oder gefährliche Arbeiten sind untersagt“, sagt Gurtz. Bleibt der Arbeitgeber das Honorar schuldig oder werden Arbeitsschutzbestimmungen verletzt, haben Kinder und Jugendliche die gleichen Rechte, dagegen juristisch vorzugehen, wie Erwachsene. Allerdings müssen sie sich vor Gericht von ihren Eltern vertreten lassen.
Verbraucherschützer warnen vor Abzocke mit Nebenjobs
Zudem warnt die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen vor Abzocke: Jugendliche sollten beispielsweise skeptisch sein, wenn sie für nähere Informationen zum Nebenjob eine 0900- oder 0190-Nummer wählen müssen. Oft läuft nur ein Band, und sie müssen weitere kostenpflichtige Nummern wählen. Statt der Chance, Geld zu verdienen, verlieren Jugendliche erstmal einiges. Der versprochene Job existiert meist gar nicht.
Vorsicht ist auch geboten, wenn junge Leute die Sachen, mit denen sie Geld verdienen sollen, erst einmal selbst kaufen müssen. Eventuell dauert es sehr lange, bis sie diese Investition wieder reingeholt haben – oder sie bleiben ewig auf der Ware sitzen.
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