Anas Bolata ist nach dem Abitur gereist, aber nicht mit dem Zug, dem Auto oder dem Flugzeug, sondern „en vélo“. Seine erste Reise mit dem Fahrrad führte den mittlerweile 18 Jahre alten Jurastudenten nach Berlin, weil ein Freund dorthin wollte. Diese Idee kam ihm gelegen, so konnte er für seine größere Tour im Sommer trainieren. Dafür war eine Route vom Attersee in Österreich geplant, die ihn über Makarska und Split mit der Fähre nach Ancona und weiter über Venedig, Nago-Torbole und Zürich zurück zu seiner Heimatstadt München bringen sollte. In jedem dieser Orte blieb er einige Tage. „Am Attersee hatte ich Bekannte, in Makarska einen Freund, Venedig war Urlaub, in Nago-Torbole habe ich auch einen Freund, und in Zürich war es mein Onkel. Dazwischen war ich auch einfach irgendwie unterwegs.“
In der Hängematte und zweimal im Hotel
Wie hat er es geschafft, immer pünktlich sein Ziel zu erreichen? „Ich habe es berechnet, so wusste ich, dass ich ungefähr 200 Kilometer am Tag schaffe. Ein Navi hatte ich auch dabei, das brauchte ich allerdings nicht immer. Bei meiner großen Tour bin ich teilweise auch einfach am Meer entlanggefahren oder habe mir die Route vorher genau angeschaut. Gegen Ende habe ich auch nur noch einen Zettel benutzt, auf dem die Ortsnamen draufstanden. Je nach Etappe sind manche Navigationsmethoden besser geeignet.“ Anders als auf seiner Berlin-Fahrt, wo er in einer Jugendherberge oder bei einem Freund übernachtet hatte, musste er auch zelten. „Ich habe im Zelt, in der Hängematte, am Strand und auch zweimal im Hotel geschlafen. Einfach da, wo ich Lust hatte“, sagt Anas.
Dunkler Pass am Gardasee
„Ich war knapp 30 Tage unterwegs, bin davon aber nur zwölf Tage lang gefahren. In Kroatien bin ich mal nachts gefahren und in bergigem Land bei starkem Seitenwind, der Bora. Dann musste ich teilweise schieben. Der Wind war so stark, dass er mein Fahrrad einmal hochgehoben hat. Ich musste es wieder auf die Straße drücken. Später war ich gezwungen, hinter einer Mauer zu übernachten, weil ich mein Zelt nicht aufbauen konnte.“ Gefährliche Situationen gab es öfter: Einmal ist der Student, dessen Vater aus Marokko und dessen Mutter aus Deutschland kommt, am Gardasee im Dunkeln einen Pass abgefahren, wobei ihm ein Auto bei einer Straßenverengung gefährlich nah kam. Beide konnten wohl nicht so richtig bremsen, der Autofahrer hat Gas gegeben, so dass er gerade noch an Anas vorbeikam. Am gleichen Abend ist der Abiturient beinahe über die Straßenkante den Berg hinabgestürzt, weil er im Dunkeln die Enge der Kurve falsch eingeschätzt hatte.
Insgesamt ist er rund 2000 Kilometer gefahren. „Ich habe viel gelernt, vor allem dass man Schmerzen am Hintern ignorieren sollte, dass der Körper erstaunlich belastungsfähig ist und dass man Navis nicht immer trauen sollte. Insgesamt war es eine tolle Erfahrung. Ich habe das auf jeden Fall wieder vor.“
Sie können mehr von den nachrichten auf lesen quelle