Nenad Bjelicas tätlicher Doppelgriff ins Gesicht von Leroy Sane führte zu großer Empörung und heißen Diskussionen über die Zukunft des Trainers bei Union Berlin – doch zumindest der DFB ließ Milde walten. Drei Spiele Innenraumsperre und Euro Strafe: Über das schnelle Urteil des Sportgerichts nach dem Münchner Seitenlinien-Eklat vom Mittwochabend kann sich der uneinsichtige Bjelica wahrlich nicht beschweren.
Eine Bitte um Entschuldigung beim deutschen Nationalstürmer hatte der Kroate trotz der skandalösen Attacke rundheraus abgelehnt. Sein Verhalten sei zwar grundsätzlich „nicht zu tolerieren“, sagte der 52-Jährige. Es tue ihm auch leid für den Verein und seine Mannschaft – aber eine Entschuldigung bei Sane? Nein! „Er kommt in meinen Raum, um mich zu provozieren. Er hat mich geschubst und ich habe reagiert“, betonte Bjelica stur.
Ob und wie Union ihn sanktionieren wird, blieb zunächst offen. Doch selbst die eigenen Spieler fanden den Ausraster ihres Trainers während des 0:1 (0:0) beim FC Bayern inakzeptabel. „Trainer und Spieler haben eine Vorbildfunktion. Emotionen sind okay, aber wenn es körperlich wird, geht das nicht“, sagte Nationalspieler Robin Gosens in aller Deutlichkeit. Bjelica wisse, fügte Kevin Vogt an, „dass ihm da vielleicht die Sicherungen durchgebrannt sind. Da darf er sich nicht hinreißen lassen.“ Aber: Sane habe das „auch clever provoziert“.
Als Konsequenz wird Bjelica in den kommenden Bundesligaspielen gegen Darmstadt 98, bei RB Leipzig und beim FSV Mainz 05 fehlen – zwei davon sind enorm wichtige Duelle im Kampf gegen den Abstieg. Das Innenraumverbot beginnt jeweils eine halbe Stunde vor Spielbeginn und endet eine halbe Stunde nach Abpfiff.
Erst Ende November hatte Bjelica den Job von Urs Fischer übernommen und Union wieder Leben eingehaucht. Doch mit seiner Kurzschlussreaktion erwies er den Eisernen und sich selbst einen Bärendienst. Er sah von Schiedsrichter Frank Willenborg in der 74. Spielminute die Rote Karte. „Mein Verhalten war falsch, deshalb muss ich die Konsequenzen akzeptieren“, hatte er schon vor dem DFB-Urteil gesagt.
Als im Dezember 2005 der damalige Duisburg-Trainer Norbert Meier dem Kölner Profi Albert Streit an der Seitenlinie einen Kopfstoß verpasst hatte, war Meier vom Deutschen Fußball-Bund sogar mit einem dreimonatigen Berufsverbot belegt worden. Er wolle, sagte Bayern-Trainer Thomas Tuchel nun über Bjelica, „kein Öl mehr ins Feuer gießen. Aber: nicht gut. Es ist schwer, ihn da zu verteidigen.“
Immerhin reagierte der betroffene Sane gelassen. „Ich bin bei so etwas nicht nachtragend. Soweit ich weiß, war er etwas emotional nach der Szene in unserem Strafraum. Wie auch immer – Hauptsache, wir haben die drei wichtigen Punkte geholt“, sagte er der Bild-Zeitung.
Wie es überhaupt zu der Rangelei an der Seitenlinie kam? „Ich wollte“, so Sane, „eigentlich nur schnell den Ball wieder haben, um den nächsten Angriff zu starten. Dann wurde es etwas wild und er hat mir ins Gesicht gegriffen.“
Das Training darf Bjelica weiterhin leiten. Am Sonntag ( Uhr/DAZN) gegen Darmstadt steht dann aber erstmals das Assistenz-Trio aus Danijel Jumic, Nino Bule und Marie-Louise Eta in der Verantwortung.
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