Uli Hoeneß ist ein Mann klarer Worte. „Wenn wir irgendwann einmal einen deutschsprachigen Trainer suchen sollten, gehört er mit Sicherheit zu den drei Kandidaten, über die man nachdenken muss. Er ist vieles, was ich mir immer gewünscht habe“, sagte der Präsident des FC Bayern München. Gemeint ist Ralph Hasenhüttl. Das Zitat stammt aus dem Dezember 2016. Zehn Monate später ist der Rekordmeister auf der Suche nach einem Nachfolger für die Übergangslösung Jupp Heynckes ab Sommer 2018. Die Liste der deutschsprachigen Kandidaten ist recht kurz: Jürgen Klopp, Joachim Löw, Thomas Tuchel, Julian Nagelsmann dürften darauf stehen. Und eben Ralph Hasenhüttl.
Beim 5:6 nach Elfmeterschießen im DFB-Pokal zog der Trainer von RB Leipzig gegen die Bayern knapp den Kürzeren. In der Liga kann sich der 50-Jährige morgen im Topspiel des Dritten beim Zweiten in München (18.30 Uhr) direkt revanchieren. Und so – ob gewollt oder nicht – sein Bewerbungsschreiben mit Nachdruck hinterlegen.
Der Lebenslauf Hasenhüttls liest sich dabei fast perfekt. Nur bei seiner ersten Station als Trainer in Unterhaching wurde er 2010 freigestellt. Danach entschied Hasenhüttl immer selbst über sein Schicksal. Den VfR Aalen führte er von der dritten in die zweite Liga, hielt die Klasse und verabschiedete sich nach Ingolstadt. Mit den Oberbayern stieg er in die Bundesliga auf, hielt dort die Klasse und verabschiedete sich 2016 nach Leipzig. 13 Spieltage war er mit dem Aufsteiger Spitzenreiter der Bundesliga, führte den Klub schließlich in die Champions League und liegt auch in dieser Spielzeit nur einen Punkt hinter der Spitze. Die Frage ist, ob Hasenhüttl auch Leipzig nach zwei erfolgreichen Jahren bereits den Rücken kehren will, um den nächsten Schritt zu machen. Sein Vertrag läuft noch bis 2019. Leipzig will verlängern, Hasenhüttl schweigt – auch zu den Bayern-Gerüchten. „Ich würde auf jeden Fall um ihn kämpfen“, sagte Sportdirektor Ralf Rangnick, als er auf eine mögliche Anfrage des FC Bayern angesprochen wurde. Die Bayern, die zuletzt bis zu zwei Millionen Euro für Co-Trainer Peter Hermann investierten, müssten im Fall der Fälle tief in die Tasche greifen.
Doch passt der Österreicher sportlich überhaupt? Hasenhüttls Spielstil ist maßgeblich von Jürgen Klopp inspiriert. „Seine Spielweise hat mich sehr geprägt“, sagt er. Nicht wenige sprechen von einer fortentwickelten Philosophie, einer Art Klopp 2.0. Beim Pokalspiel gegen die Bayern konnte man das wahnsinnig schnelle Kontern nach Ballgewinn – neumodisch Umschaltspiel genannt – beobachten. Mit spielstarken und wendigen Offensivleuten sah es besonders in der Anfangsphase danach aus, als würde eine freche Jugendtruppe eine abgezockte, aber etwas in die Jahre gekommene Altherrentruppe herausfordern.
Ein Umbruch samt Verjüngungskur sind in München unabdingbar. Dafür steht Hasenhüttl, der noch aus zwei anderen Gründen der perfekte Kandidat zu sein scheint. Erstens kennt er den Verein. Hasenhüttl trug von 2002 bis 2004 das Trikot der Amateure, ist seither mit Hermann Gerland befreundet. Zweitens würden die Bayern einen direkten Konkurrenten schwächen. Und diese Art der Vereinsführung pflegt Uli Hoeneß seit Jahrzehnten.
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