Was ist uns Deutschen der Wald?“ Wie viele Autoren hat Erich Fried diese Frage zu klären versucht, sein Fazit ist nicht neu: Wald ist ein Synonym für Ruhe und Sport, sein vielfältiges Grün steht für Entspannung, egal ob man die beim Joggen oder Meditieren sucht. Wald ist wunderschön und bietet Stille. Doch dieser Rückzugsort ist bedroht: Waldsterben, Trockenheit, der Borkenkäfer machen dem CO2-Spender das Leben schwer. Immer öfter greift der asiatische Laubholzbockkäfer den Wald an: ein Vertreter der Neozoen, der eigentlich hübsch anzuschauen und 2,5 bis 4 Zentimeter groß ist. Er hat eine glatte, schwarze Flügeldecke mit weißen Punkten und blau-schwarz geringelte Fühler, die länger als der Körper sind. Aber die Schönheit tarnt die Gefahr.
Bei diesem Käfer handelt es sich um einen Quarantäneschädling, das heißt, dass bei Befall eine Quarantänezone im Radius von zwei Kilometern für vier Jahre verhängt werden muss, erklärt Petra Meier aus Aalen. Die 53-Jährige war eine der Ersten in Deutschland, die ihren Hund zum Suchhund zur Bekämpfung des Asiatischen Laubholzbockkäfers ausgebildet hat. Sie war bereits in vielen befallenen Gebieten. „Die Quarantäne wird veranlasst, um den Käfer daran zu hindern, sich bei uns in den dunklen Wäldern auszubreiten“, denn es gibt auch im Ostalbkreis Baden-Württembergs eine Menge Bäume, in die der Asiatische Laubholzbockkäfer seine Eier legen kann. Er legt sie nur in lebendes Material, aber nie in „totes“ wie Möbel. Und wie bei vielen anderen Insekten richtet der Käfer den Schaden nicht als ausgewachsenes Tier an, sondern als Larve, die sich durch den Baum frisst. Der Käfer wurde erstmalig 2004 über Baumschulwaren und Verpackungsholz nach Deutschland eingeschleppt, was nicht passiert wäre, wenn der weltweite IPPC-Standard für diese Waren eingehalten worden wäre, Petra Meier wirkt ärgerlich, als sie das erzählt. Dieser Standard besagt, dass der Holzkern von sämtlichen importierten Hölzern bei 56 Grad Celsius für mindestens 30 Minuten erhitzt werden müsse, um Larven von Schädlingen abzutöten und damit das Einschleppen zu verhindern.
Eiche und Walnuss mag er nicht
Jetzt ist dieser Schädling aktiv und vermehrt sich in unseren Wäldern, beispielsweise in Magdeburg, Bornheim, Schönebach und jüngst in Miesbach. Um den Befall einzugrenzen, werden verschiedene Maßnahmen ergriffen: Findet man ein lebendes Exemplar, so werden alle Bäume im Radius von 100 Metern gefällt, geschreddert und verbrannt. Ausnahmen sind dabei Eiche und Walnuss, weil sie stark gerbsäurehaltig sind und der Käfer dort keine Eier legen mag. Auch Obstbäume fallen der Schutzrodung nicht zum Opfer, denn hier wurde in Deutschland noch nie ein solcher Befall festgestellt.Sollte der Verdacht auf einen Befall bestehen, durch Sichtung eines Käfers oder das Entdecken eines runden Ausbohrlochs am Baum, muss das Käferexemplar mithilfe eines Glases unverletzt gefangen werden, da Verwechslungsgefahr mit Arten besteht, die unter Naturschutz stehen. Forstamt, Landratsamt oder ein anderes Amt für Naturschutz haben dann die Aufgabe, den Käfer zu identifizieren und gegebenenfalls die notwendigen Schritte einzuleiten.
Mit der Schutzrodung ist es nicht getan. Im Umkreis von 500 Metern muss jeder Baum darüber hinaus über Monitoring auf einen Befall geprüft werden. Für Waldbesitzer, die vom Holzverkauf leben und sich innerhalb eines Zwei-Kilometer-Radius zum Fundort befinden, sieht es auch darüber hinaus schlecht aus, denn dieses Material darf nur noch mit einer besonderen Freigabe verkauft werden. Das Monitoring ist ein Zusammenspiel aus drei Möglichkeiten, das die Bäume in enger Zusammenarbeit über die Quarantänezeit von vier Jahren überwacht. Für das Monitoring gibt es zum einen Personal, das alle Bäume der Quarantänezone über das Fernglas beobachtet, dann gibt es die Baumkletterer, diese schauen sich die befallenen Bäume aus nächster Nähe an, und zu guter Letzt werden die Bäume auch noch durch Hunde überprüft. Denn Hunde können die Larve, den Käfer und alles, was mit diesen zu tun hat, erschnüffeln. Die Quarantäne beginnt von Neuem, sobald auch nur ein einziger lebender Käfer gefunden wird.
Nur Hunde mit starkem Finderwillen
Petra Meier geht dann mit ihrer Hündin Quitura zu jedem einzelnen Baum des betroffenen Gebiets und lässt sie ausgedehnt schnüffeln. „Dabei ist sehr wichtig, seinen Hund gut lesen zu können, jeder Hund reagiert anders.“ Die einen bellen, die anderen kratzen. Wenn der Hund dann etwas gefunden hat, wird der betroffene Baum markiert und von den Baumkletterern genauer untersucht. Da die zu untersuchenden Gebiete riesig sind, muss regelmäßig Pause gemacht werden, in denen der Hund auch seine Nase entspannen kann. Nicht nur diese Arbeit ist anstrengend, auch die Ausbildung verlangt dem Halter und dem Hund einiges ab.
Petra Meier macht das alles aus Liebe zum Wald. Sie ist Heilpraktikerin und musste für die zertifizierte Ausbildung nach Wien zum Bundesamt für Wald. In Deutschland gibt es keine Ausbildungsstelle, die die Hunde zertifizieren kann. Die Ausbildung dauert rund 1,5 Jahre und besteht aus zwei theoretischen Modulen, die jeweils eine Woche in Anspruch nehmen. Die restliche Zeit muss nach Plan trainiert werden. Erst danach kann der Hund beim Aufspüren der Käfer helfen. Wichtig ist, dass der Hund einen starken Finderwillen hat, dann ist er beim Monitoring ausdauernd und meist erfolgreich – Quitura hat Spaß bei ihrer Arbeit, sie liebt die langen Spaziergänge und das Üben im Wald oder wie heute im Garten. Um bei einem neu entdeckten Befall effektiv agieren zu können und nicht aus der Übung zu kommen, muss regelmäßig geübt werden. Bei diesen Übungen wird ausschließlich totes Material verwendet, da sonst das Risiko eines ausbrechenden Käfers oder einer Larve zu hoch ist.
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