Kühnert und Co.: „Alte-Säcke-Politik“ nervt #diesejungenLeute


Juso-Chef Kevin Kühnert ist derzeit ein beliebter Gast in Talkshows. Dort wird er manchmal von älteren Politikern oder Moderatoren geduzt. Junge Menschen finden das respektlos – und machen ihrem Ärger auf Twitter Luft.

Ein Klopfen auf die Schulter, ein höfliches Klatschen nach einer Rede. „Für dein Alter hast du das super gemacht!“ Es sind solche Sätze, die Max Lucks ärgern. Der 20-Jährige beendet seine Sätze oft mit einem kräftigen „Ja“, das keine Widerrede duldet. Lucks macht schon seit über sechs Jahren Politik für die Grünen – und ist heute bereits Sprecher des Jugendverbandes. An Erfahrung mangelt es ihm also nicht. Trotzdem stolperten die meisten älteren Parteimitglieder erst einmal über sein Alter.

Auf Twitter teilen Nutzer solche Erfahrungen unter dem Hashtag #diesejungenLeute. Lucks hält diese Debatte für wichtig, sie greift ihm aber zu kurz. „Wir sollten nicht die Generationen gegeneinander ausspielen, sondern zusammen kämpfen“, findet er. Nur so könne seine Partei zum einen für den Studenten und gleichzeitig für den älteren Beschäftigten bei Thyssen-Krupp etwas bewirken.

Kühnert könnte Wende für junge Politiker einleiten

Bei den meisten Parteien liegt der Anteil der Mitglieder unter 35 Jahren bei unter 20 Prozent. Dass sich viele der jüngeren Politiker unfair behandelt fühlen, überrascht den Zukunftslobbyisten Wolfgang Gründinger nicht. In seinem Buch „Alte-Säcke-Politik“ prangerte er bereits vor zwei Jahren an, dass Jüngere in der deutschen Gesellschaft kaum gehört würden. „Die Politiker lassen sich dann ab und zu mal mit einem jüngeren Parteimitglied am Kickertisch fotografieren, um besonders cool zu wirken. Und um vorzugeben, dass ihnen die Jugend wichtig sei. Aber daraus folgt wenig bis gar nichts.“

Alte Säcke, das sind für den 33-Jährigen Merkel, Schulz und Co. – eben alle, die ein „Weiter so!“ in Kauf nähmen. Jungen Politikern wirft er vor, häufig bereits genauso zu reden und sich zu kleiden wie die Älteren. Der Juso-Chef Kevin Kühnert ist laut Gründinger eine Ausnahme und könnte ein Vorbild für junge Politiker werden. „Kevin hat eine andere Art zu sprechen. Andere vor ihm haben sich sogar thematisch angepasst, damit sie überhaupt etwas werden konnten in der Partei.“

Grüne Jugend will Nachwuchs-Quote

Trotzdem zeichnet sich im Parlament ein gesellschaftlicher Trend ab. Während die Deutschen immer älter werden, liegt das Durchschnittsalter der Abgeordneten seit langem zwischen 48 und 50 Jahren – bei den Deutschen insgesamt sind es rund 44 Jahre, Tendenz steigend. Aus Gründingers Sicht wird der Bundestag damit trotzdem kein Spiegel der Gesellschaft. „Aber auch dann sind die Jüngeren unterrepräsentiert, denn wer nicht volljährig ist, hat in diesem Land überhaupt kein Stimmrecht“, sagt er. Gründinger setzt sich seit Jahren für das Wahlrecht von Kindern und Jugendlichen bei der Bundestagswahl ein.

Die Jungen müssen gestärkt werden, da sind sich Zukunftslobbyist Gründinger und Grüne-Jugend-Sprecher Lucks einig. Beide plädieren für eine sogenannte „Neuen-Quote““ im Parlament: Für einen frei gewordenen Platz müsste dann jemand gewählt werden, der vorher noch nicht im Parlament gesessen hat. Das fördere auch jüngere Abgeordnete, ist sich Lucks sicher. Dass die eine heterogene Gruppe sind und sich nicht automatisch mit „jungen“ Themen wie der Digitalisierung oder auch der Legalisierung von Cannabis beschäftigen, ist dem 20-Jährigen klar. Er selbst sucht sich für seine außen- und innenpolitischen Schwerpunkte Mitstreiter in jedem Alter.



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