Es ist stockdunkel. Keine Geräusche sind zu hören, man ist komplett abgeschottet von der Außenwelt. Wenn die Leinwand mit ihrer übermächtigen Größe den ganzen Saal erhellt und das Soundsystem von allen Seiten dröhnt, dann ist das für Georg Schmederer Kino. Er ist schon sein ganzes Leben von dieser Institution fasziniert und bereist gerne die unterschiedlichsten Länder, um dort ins Kino zu gehen: „Jedes Land hat seine eigene Kultur, und das spürt man auch in der Art, wie sie Filme machen.“
Als 1997 das einzige Kino in seiner Heimatstadt Dorfen in Oberbayern schließt, flammt in dem heute 66-Jährigen schon bald der Wunsch auf, ein eigenes Kino zu gründen: „Die Menschen brauchen das als Teil ihrer Kultur und um gemeinsam etwas zu erleben.“ Er schmunzelt und erinnert sich an den Moment, in dem er die Idee seiner Frau vorschlug: „Da hat sie gelacht und gesagt: ‚Jaja, mach mal‘, weil ich immer so Schnapsideen hab.“ Als das Kino dann aus finanziellen Gründen nicht zustande kam, war er umso mehr begeistert, als ihm einige Jahre später angeboten wurde, ehrenamtlich die Leitung als Geschäftsführer eines Kinos zu übernehmen. Heute leitet der ehemalige Vertriebsleiter eines japanischen Halbleiterproduzenten das Kino „s’Kino im Jakobmayer“, das die Gemeinde als kommunales Kino eröffnet hat und das seit zehn Jahren besteht. Vor zwei Jahren wurde Georg Schmederer mit dem Kulturpreis der Stadt Dorfen ausgezeichnet.
Matinee mit Nouvelle-Vague-Stücken
Das Kino schafft es, die Kultur der Stadt zu fördern, obwohl es nur einen Saal mit 50 Plätzen hat. Neben ein paar wenigen Blockbustern und den üblichen Kinderfilmen gibt es einige andere Genres, mit denen der typische Kinobesucher vielleicht nicht so oft in Berührung kommt. Das Matinee-Programm, das jeden Sonntag gezeigt wird, beinhaltet alte Filme aus der Zeit des Neuen Deutschen Films, aber auch französische Nouvelle-Vague-Stücke und Filme aus dem Großraum Asien. Hier sucht Schmederer auch den persönlichen Kontakt, indem er vor der Vorstellung eine zwanzigminütige Einleitung zu dem jeweiligen Film gibt, denn ohne die Hintergründe zu verstehen, vor denen diese Filme gedreht wurden, seien sie eigentlich nicht richtig zu erleben. Der ebenfalls 66 Jahre alte Rainer Schlienz ist ein wichtiger Stammgast und begeistert von diesem Programm: „Wenn ich in so einen besonderen Film gehe, komme ich nachher wieder raus und sage: Das hat sich jetzt richtig gelohnt.“ Der Rentner schätzt das Kino so, dass er oft Filme in großen Kinos auslässt und wartet, bis sie in Dorfen anlaufen.
Es sei wichtig, das Kino für jeden zugänglich zu machen, sagt der Geschäftsführer. Deshalb gibt es von Anfang an vormittags eine Vorstellung für Mütter mit ihren Babys, in der der Ton deutlich leiser ist. Über die Zeit habe sich herausgestellt, dass nicht nur Mütter diese Vorstellungen nutzen, sondern zum Beispiel auch Schichtarbeiter. Die beliebtesten Filme seien aber regionale Kriminalkomödien wie das „Kaiserschmarrndrama“, „Leberkäsjunkie“ oder „Sauerkrautkoma“ – typisch bayrisch eben.
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