Kategorie -Studien für junge Leute

Jugendlichen ist Reisen wichtiger als das neueste Smartphone

Raus in die Welt, fremde Menschen, fremde Länder: Laut einer Untersuchung des Bundesumweltministeriums ist jungen Menschen in Smartphone oder angesagte Klamotten folgen erst deutlich weiter hinten.

Fast die Hälfte der Befragten (46 Prozent) bezeichnete es als persönlich sehr wichtig, viele Reisen zu unternehmen und viel zu erleben. Die neueste Technik und Kleidung der neuesten Mode finden dagegen nur 18 beziehungsweise 13 Prozent sehr wichtig.

Besonders bei den jungen Frauen und Mädchen ist die Lust aufs Reisen sehr ausgeprägt. Jungs und junge Männer können sich dafür stärker für die neueste Technik und neueste Mode begeistern.

Das Auto bleibt vielen wichtig

Keine Geschlechtsunterschiede gibt es bei der Frage, ob man ein Auto besitzen sollte. Das halten immerhin 39 Prozent für sehr wichtig. Insgesamt zeigt die Untersuchung den Autoren zufolge, dass besonders für junge Menschen aus Haushalten mit einem überdurchschnittlichen Lebensstandard statusorientierter Konsum äußerst wichtig ist.

Allerdings schauen die 14- bis 22-Jährigen auch auf die Umwelt: 40 Prozent von ihnen ist es demnach auch wichtig, weniger Plastik zu benutzen, 31 Prozent legen demnach Wert auf nachhaltige Produkte. 45 Prozent verzichten der Umfrage zufolge auf Plastiktüten, 33 Prozent benutzen Recyclingpapier und 29 Prozent kaufen Biolebensmittel. Mehr als jeder Vierte (26 Prozent) sagt über sich, er oder sie verzichte auf Flugreisen. Für 44 Prozent der jungen Menschen gehört eine „intakte natürliche Umwelt“ unbedingt zu einem guten Leben.

Für die repräsentative Studie waren im vergangenen Sommer mehr als 1000 Teilnehmer zwischen 14 und 22 Jahren online befragt worden. Nach Angaben des Ministeriums war die Zielgruppe auch an der Erstellung der Studie sowie an ihrer Auswertung beteiligt.

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Ost-West: Die Unterschiede werden immer größer

Ost-West Vergleiche – auch ein methodisches Problem

Als die Autoren bei den Vorbereitungssitzungen zur 11. Shell Jugendstudie in den Jahren 1990 und 1991 die Thematik festlegten, war es selbstverständlich, dass der Schwerpunkt der Studie ein Vergleich zwischen den Jugendlichen im Osten und Westen sein musste. Immerhin handelte es sich um die erste repräsentative Jugendstudie im vereinten Deutschland, und die Frage, wie groß denn – qualitativ und quantitativ – die Unterschiede zwischen west- und ostdeutschen Jugendlichen waren, drängte sich nicht nur in der Forschung auf. Spekulationen über die Größe der Unterschiede beherrschten die Diskussionen, mangels verlässlicher Vergleichsuntersuchungen spielten persönliche Erfahrungen – nur unwesentlich verallgemeinert – eine große Rolle. Der Autor dieser Zeilen erwartete große Unterschiede und sah der Möglichkeit gefasst ins Auge, zwei unterschiedliche Fragebögen für ost- und westdeutsche Jugendliche entwickeln zu müssen, wobei er das Ziel, möglichst nahe an die Lebenswelt und die Sichtweisen der Jugendlichen zu kommen, über das ebenfalls erstrebenswerte Ziel von instrumenteller Vergleichbarkeit und Fortschreibbarkeit stellte. Qualitative Voruntersuchungen und die Ratschläge ostdeutscher Kollegen stellten klar, dass eine solche dramatische Maßnahme nicht notwendig war. Westliche Jugendkulturen und Lebensweisen bestimmten – vor allem über das Medium Fernsehen – längst den Alltag der DDR-Jugendlichen, der gemeinsame Fragebogen war gerettet.

Die damaligen Kontroversen führten stets zu einem rituellen Friedensschluss: Man rede schließlich nur über temporäre Probleme, spätestens in 10 Jahren, wenn dann die Jugendlichen eine entsprechende Zeit gemeinsam im vereinten Deutschland gelebt hätten, sei der Ost-/Westvergleich höchstens noch aus historischen Gründen interessant.

Weit gefehlt. Eigene und fremde Untersuchungen legen den Schluss nahe, dass zwischen Ost- und Westdeutschen weiterhin große Unterschiede bestehen. Die Vermutung, dass gegenüber früheren Zeiten diese Unterschiede sogar größer geworden seien, wurde zum Bestandteil der öffentlichen Diskussion, ebenso wie die gegenseitigen Vorwürfe, für die spezifischen Probleme des jeweils anderen Landesteiles kein Verständnis aufzubringen. Objektiv bestehende Unterschiede wurden flugs als Konsequenzen unterschiedlicher Charakterstrukturen aufgefasst, eine (offene) Ostalgie und eine (eher versteckte) Westalgie prägten die Sichtweise vieler Menschen. Auch der Jugendlichen? Dieser Frage soll in diesem Abschnitt nachgegangen werden.

Ein solches vergleichendes Vorgehen birgt aber eine große Gefahr in sich. Es besteht ja die Möglichkeit, dass man zwei Regionen miteinander vergleicht, große Unterschiede feststellt und diese dann (aus Mangel an Verständnis für regionsspezifische sozialhistorische, soziokulturelle und -ökonomische Gegebenheiten) mit dem Signum „Ost-West-Unterschied“ versieht. Zur Vermeidung dieses Artefaktes unternahmen wir den Versuch, einen Vergleich der Daten auch unter sozioökonomischen Gesichtspunkten durchzuführen. Das heißt, Regionen nicht nur in „Ost-West“ einzuteilen, sondern sie unter dem Aspekt von Industrialisierungsgrad, gewachsener Branchenstruktur und regionalen Wachstums-/Entwicklungspotenzialen (Ausbildungs- und Beschäftigungsvoraussetzungen) vergleichend zu analysieren. Ausgangspunkt war die Überlegung, dass sozialökonomisch verschieden gestellte Bundesländer innerhalb des Westens und innerhalb des Ostens möglicherweise mindestens genauso zwischen den Jugendlichen differenzieren wie die schlichte Gegenüberstellung von „Ost“ und „West“.

Diese Auswertung nach der Ähnlichkeit verschiedener Bundesländer in Ost und West gab keine Hinweise darauf, dass die Ost-West-Divergenz zu relativieren sei. Vielmehr bestätigte sich, was nach der öffentlichen Diskussion zu befürchten stand. Die Urteilsdifferenzen zwischen Ost und West fallen so eklatant aus, dass sie Differenzen zwischen den Bundesländern überlagern. Mit anderen Worten: Die Differenzen in den Lebenslagen und Einstellungen sind größer zwischen Sachsen und Bayern/Baden-Württemberg als zwischen Sachsen, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern. Sie sind größer zwischen Schleswig-Holstein und Brandenburg/ Mecklenburg-Vorpommern als zwischen Schleswig-Holstein, Bayern und Baden-Württemberg. Diese Einzelanalysen können hier nicht dargestellt werden, sie sind anhand der Originaldaten oder der kompletten Auszählungen aber leicht nachzuvollziehen.

Die folgende Darstellung orientiert sich grob an der Reihenfolge der Fragen im Fragebogen. Aus den verschiedenen Bereichen konnte selbstverständlich nur eine äußerst begrenzte Anzahl von Merkmalen ausgewählt werden. Dabei handelt es sich um:

  • Quelle und Höhe der Mittel für den eigenen
    Lebensunterhalt
  • Biografische Planung der Jugendlichen
  • Beurteilung der Zukunft, Einstellung zu
    Politik und Europa
  • Einstellung zu Ausländern

Bei einigen Fragen verfügen wir über die Möglichkeit, anhand von Zeitreihenvergleichen die Entwicklung in Ost und West darzustellen.

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ARTHUR FISCHER

aus: „Jugend 2000 – 13.Shell Jugendstudie“
Herausgeber: Deutsche Shell AG, Konzeption und Durchführung: Arthur Fischer, Yvonne Fritzsche, Werner Fuchs-Heinritz, Richard Münchmeier; Verlag Leske + Budrich; 900 Seiten (zwei Bände); 29,80 Mark.


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Selbstbewusstsein und Optimismus

Berlin – Die jungen Menschen in der Bundesrepublik sind offenbar selbstbewusster und unabhängiger geworden. Anstatt an Prinzipien und Ideologien festzuhalten, basteln sie sich der Untersuchung zufolge ihre eigene
Lebensgestaltung zusammen. Sie zeigten eine „optimistische Grundhaltung“ und seien größtenteils überzeugt, Familie und Beruf miteinander verbinden zu können. Zu diesen Ergebnissen kommt die Shell-Studie
„Jugend 2000“, die am Montag in Berlin vorgestellt wurde. Im Auftrag des Mineralölkonzerns hatten Wissenschaftler 4546 junge Deutsche und 648 Ausländer zwischen 15 und 24 Jahren befragt.

Bundesfamilienministerin Christine Bergmann hob hervor, dass der Umfrage zufolge eine qualifizierte Ausbildung sowie Beruf und Familie im Mittelpunkt der Lebensplanung der jungen Leute stünden. Zwar trage die Bundesregierung mit ihrem Sofortprogramm zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit diesem Bedürfnis Rechnung. Im
Hinblick auf eine bessere Chancengleichheit müsse sich die Politik jedoch noch mehr um diejenigen kümmern, die von Haus aus weniger gute Startchancen hätten. Alle Jugendlichen müssten die Möglichkeit haben, den Umgang mit den modernen Technologien zu lernen und diese zu nutzen. Dazu müssten vor allem junge Frauen weit mehr als bisher ermutigt werden.

Auch die stellvertretende Vorsitzende der SPD-Fraktion, Iris Gleicke, beklagte die Unterrepräsentierung junger Frauen in Berufen der Informationstechnologie. Lediglich 13 Prozent der Mädchen machten der Shell-Studie zufolge eine entsprechende Ausbildung. Der jugendpolitische Sprecher der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die
Grünen, Christian Simmert, bezeichnete die Ergebnisse der Shell-Studie als Herausforderung: „Das Bündnis für Arbeit hat bisher zu wenig greifbare Ergebnisse für Jugendliche gebracht“, kritisierte er. Die jugendpolitische Sprecherin der CDU/CSU-Fraktion, Maria Eichhorn, nannte eine umfassende Medienkompetenz unerlässlich für die berufliche Entwicklung der jungen Generation und ebenso für die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands.

Ein Teil der Studie beschäftigte sich auch mit den Beziehungen junger Deutscher und Ausländer. Diese seien „aufs Ganze gesehen undramatisch“, konstatierte der Wissenschaftler Richard Münchmeier. Die Mehrheit der Jugendlichen sei der Ansicht, dass sie voneinander lernen könnten. Zwar meinten rund 62 Prozent der deutschen
Jugendlichen, es gebe zu viele Ausländer im Lande. Dabei handle es sich jedoch nicht um gesinnungsmäßige Ausländerfeindlichkeit. Vielmehr sei die Aussage als Sorge um ausreichende Ausbildungs- und Arbeitsplätze zu verstehen.

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Internet und Handy boomen

In diesem Jahr hatten 57 Prozent der rund 1200 Befragten angegeben, das Internet zu nutzen. 1999 lag der Anteil bei nur bei 29 Prozent. Noch drastischer ist der Anstieg bei den Mobiltelefonen. Waren es vor einem Jahr nur 14 Prozent der Befragten, die ein Handy besaßen, nennt jetzt bereits jeder Zweite eines sein Eigen.

Bei den Computern steigen die Zahlen indessen nur noch langsam an. Statt 42 Prozent im Vorjahr hatten in diesem Jahr 46 Prozent einen Rechner zu Hause stehen. Jeder Zweite der jugendlichen Surfer geht mehrmals pro Woche online, ein Viertel nutzt das Internet eher sporadisch. Mädchen und junge Frauen holen im Umgang mit dem Internet immer weiter auf: Ihr Anteil kletterte von 39 Prozent 1999 auf nunmehr 44 Prozent.

Das Netz wird von den Jugendlichen vor allem als Kommunikationsmedium genutzt: E-Mails-Schreiben und Chatten wurden neben der Suche nach Informationen als Hauptnutzungsart angegeben.

Die JIM-Studie zum Mediennutzungsverhalten der 12- bis 19-Jährigen in Deutschland gibt es bereits zum dritten Mal. Sie wird erstellt vom Medienpädagogischen Forschungsverbund Südwest – einer Kooperation zwischen der Landesanstalt für Kommunikation Baden-Württemberg, der Landeszentrale für private Rundfunkveranstalter Rheinland-Pfalz und dem Südwestrundfunk.

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Die Generation „Ego“

Hamburg – Die 12
bis 25-Jährigen seien sehr selbstbezogen und auf den eigenen
Vorteil bedacht, sagte Klaus Hurrelmann, Leiter der Studie, gegenüber dem „Stern“. Die typische Frage der „Ego-Taktiker“ sei: „Was bringt mir das“, sagte Hurrelmann dem Magazin.

Auch an der Politik hätten die jungen Menschen nur wenig
Interesse. Engagiert zeigten sie sich nur, wenn sie selbst betroffen
seien: „Lehrermangel oder Sparmaßnahmen gehen sie
auf die Straße“, so der Bielefelder Soziologe. Von den großen politischen Themen blieben sie
aber unberührt. Diese Einstellung drücke sich auch im Wahlverhalten
aus. „Wir müssen damit rechnen, dass nur 60 Prozent der Erstwähler
bei der Bundestagswahl an die Urnen gehen werden“, sagte Hurrelmann.

Wichtig sei den jungen Leuten der Spaß. Genau wie ihre Eltern
setzten sie aber auch auf Sicherheit und Leistung. Besonders auffällig sei der
Wandel bei den Mädchen: Für sie sei es selbstverständlich, voll in
Ausbildung und Beruf zu investieren. Der Ehrgeiz, es einmal zu etwas
bringen zu wollen, ziehe sich durch alle Gesellschaftsschichten. Praktisch keine
junge Frau wolle mehr ausschließlich Hausfrau und Mutter sein. Zum
Teil sei es sogar bereits zum Rollentausch mit den Jungs gekommen: „An den
Realschulen und am Gymnasium haben die Mädchen die Jungs längst
überrundet – in den Noten wie in den Abschlussquoten“, berichtet Hurrelmann.
Die komplette Jugendstudie soll am Montag veröffentlicht werden.

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„Die Angst sitzt uns in den Knochen“

Berlin – Wenn es nach den Zahlen der jüngsten Shell-Jugendstudie geht, wächst in Deutschland eine Bilderbuch-Generation heran: Sie ist leistungsbereit und zielorientiert, legt Wert auf eine gute Bildung, wünscht sich eine Familie und schätzt soziales Engagement. Die Jugendlichen sind weniger politikverdrossen als vor vier Jahren und erteilen extremistischen Parteien eine Absage. Doch zugleich ist die Jugend zutiefst verunsichert. Sie hat Angst vor Arbeitslosigkeit, Wirtschaftskrisen und Armut. Und es mag auch die Sorge mitschwingen, gar nicht gebraucht zu werden, sagte der Sozialforscher und Studienkoordinator Klaus Hurrelmann bei der Präsentation der Studie am Donnerstag in Berlin.

Für die Studie haben Forscher 2500 Jugendliche im Alter zwischen 12 und 25 Jahren interviewt. Sie haben jedem 100 Fragen gestellt, zu ihrer Lebenssituation, ihren Glaubens- und Wertvorstellungen und ihrer Einstellung zur Politik. „Eine pragmatische Generation unter Druck“ nennen die Forscher diese Jugend nach der Analyse der Ergebnisse. „Die Angst sitzt uns in den Knochen. Viel mehr als in jeder Generation in der Nachkriegszeit“, hat ein 23-jähriger Student geantwortet.

Als „neue Bildungselite“ machte Hurrelmann junge Frauen aus. Beim Besuch höherer Schulen verbuchten Mädchen deutlich stärkere Zuwächse als Jungen. Da sich dies voraussichtlich auch in besseren Berufschancen der Frauen niederschlagen werde, könne künftig eher ein „Krieg der Geschlechter“ als ein „Krieg der Generationen“ drohen, so Hurrelmann. Die jungen Männer nämlich tickten anders, viele Jungs stiegen beim Wettlauf um Abi und Beziehung einfach aus. Sie igelten sich laut Studie möglichst lange im „Hotel Mama“ ein und klammerten sich an ein traditionelles Männerbild, das von der Realität längst überholt wurde.

„Die wollen nur noch Tischler mit Abi“

Das Auseinanderdriften der Generation sei auch an anderen Stellen spürbar, so Hurrelmann. Ostdeutsche Jugendliche,
besonders auf dem Land, glauben demnach, dass sie bei ihren Zukunftswünschen per se benachteiligt sind. Jedes dritte Kind aus einer Migrantenfamilie fühlt sich wegen seiner Herkunft diskriminiert. Und bereits die 17-jährigen ahnen, dass sie mit einer mäßigen Schulausbildung auf der Strecke bleiben werden. „Die wollen jetzt nur noch Tischler mit Abi“, hat ein Hauptschüler wütend beim Interview gesagt. „Das geht doch nicht.“

Verantwortlich dafür sei vor allem die Angst, den Arbeitsplatz zu verlieren oder gar nicht erst einen
angemessenen Job zu finden. Hatten 2002 noch 55 Prozent der befragten 12- bis 25-Jährigen diese Furcht geäußert, waren es in diesem Jahr 69 Prozent. Deutschland verfüge zwar über eine „bemerkenswerte, kreative junge Generation“. Diese treffe jedoch „auf Verhältnisse, die sie nicht zur Entfaltung bringt“, sagte Hurrelmann.

Der Experte bescheinigte der Jugend eine „erstaunlich pragmatische Grundhaltung“ sowie eine „sehr hohe“ Leistungsbereitschaft. Zu dieser Generation könne sich das Land „beglückwünschen“. Allerdings hingen die Bildungs- und damit Zukunftsaussichten weiterhin in erster Linie von der sozialen Herkunft ab. Der Erhebung zufolge stuften sich lediglich 38 Prozent der Hauptschüler, aber 57 Prozent der Gymnasiasten als „eher zuversichtlich“ ein.

Unzufriedenheit mit den persönlichen Perspektiven hat nach Ansicht Hurrelmanns auch Auswirkungen auf politische Entscheidungen der Jugendlichen. Zwar ordne sich der Durchschnitt leicht links der Mitte ein. Der Erfolg der rechtsextremen NPD bei den Landtagswahlen in Mecklenburg-Vorpommern bei den Erstwählern sei damit weniger Ausdruck einer grundsätzlich
rechten Haltung. Vielmehr nutzten Parteien wie die NPD die soziale Unzufriedenheit der jungen Wähler aus, die sich von den etablierten Parteien nicht ernst genommen fühlten. Der Anteil der politisch Interessierten stieg leicht von 34 auf 39 Prozent. 1991 hatte er noch 57 Prozent betragen.

cpa/ddp/dpa

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Jedes dritte Kind hat Angst vor Schulversagen

Wenn Jugendliche nach ihren größten Ängsten befragt werden, nennen sie meist an erster Stelle die vor Versagen in der Schule. So auch beim „Kinderbarometer“: Knapp ein Drittel der 9- bis 14-Jährigen hat Furcht vor schlechten Noten, besonders ausgeprägt ist diese Angst in Bayern und Sachsen – just jene Bundesländer, die bei den Pisa-Studien stets gut abschneiden.

Auch andere Ergebnisse des „Kinderbarometers“, das heute in Berlin vorgestellt wurde, lassen die Schulen in keinem günstigen Licht erscheinen. Mehr als 6000 Kinder und Jugendliche aus sieben Bundesländern machten mit. Und mehr als die Hälfte gab an, in der Woche vor der Umfrage in der Schule
beleidigt, gehänselt oder bloßgestellt worden zu sein.

Meist sind es die Mitschüler, die andere Kinder mobben – aber ziemlich oft der Studie zufolge auch die Lehrer, die sonst ihrerseits gern lautstark über
Mobbing durch Schüler klagen. „Jedes fünfte Kind hat das Gefühl, auch von seinen Lehrern beleidigt zu werden. Das müssen wir ernst nehmen“, erklärte Paula Honkanen-Schoberth, Geschäftsführerin des Kinderschutzbundes Deutschland.

Viele andere Ergebnisse der Jugendstudie fallen deutlich positiver aus. „Die Kinder fühlen sich rundherum wohl in ihrem Freundeskreis“, die deutliche Mehrheit auch in der Familie, etwa die Hälfte in der Schule, so Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen (CDU). „Seine Freunde kann man sich aussuchen, das Klassenzimmer nicht.“

Kopf- und Bauchweh als Stress-Symptome

Die Umfrage-Teilnehmer konnten auf kindgerechten Skalen eintragen, wo es ihnen wie gut geht und welche Faktoren sie beeinflussen: ein kleines, kugeläugiges Männchen mit Regenschirm ist links auf dem Blatt zu sehen, eines ohne Schirm rechts. Getrennt werden die putzigen Gestalten von sieben Kästchen, in denen alle Wetterlagen von strahlendem Sonnenschein (für „alles bestens“) bis zur zornigen Gewitterwolke (für „schlimmer geht es nicht“) eingezeichnet sind – und fertig ist das siebenstufige Kinderbarometer.

Die Untersuchung zählt zu den größten repräsentativen Studien der Kindheitsforschung in Deutschland. Die Westdeutsche Landesbausparkasse (LBS) organisiert sie schon seit 1997 in Nordrhein-Westfalen und dieses Jahr das erste Mal bundesweit, in Zusammenarbeit mit dem Kinderschutzbund, der World-Vision-Kinderstudie, dem Deutschen Jugendinstitut und Unicef.

Auch körperlich gab es deutliche Warnsignale: So reagiert ein Drittel der Kinder auf Stress häufig mit Kopfschmerzen, ein Viertel mit Bauchschmerzen. Ebenfalls ein Viertel leidet unter Allergien. Kopf- und Bauchweh seien „ein ganz klassischer Ausdruck von Kindern für Druck“, sagte die gelernte Ärztin von der Leyen.

Sie wies außerdem auf einen „deutlichen Zusammenhang“ zwischen Ernährung und Krankheitssymptomen hin: Ein Viertel der Kinder treibe zu wenig Sport, bei einem Drittel sei die Ernährung schlecht. So esse knapp jedes fünfte Kind nur gelegentlich bis selten mit den Eltern zusammen an einem Tisch. Und mehr als ein Drittel der Befragten gab an, vor der Schule nur ab und an zu frühstücken.

Vater soll anklopfen

Mit der körperlichen Fitness sind knapp zwei Drittel der Kinder und Jugendlichen zufrieden. Jedes fünfte Kind fühlt sich zu dick, jedes zehnte zu dünn. 17 Prozent finden sich zu klein, sieben Prozent zu groß.

Unter Krankheiten und Stressbeschwerden leiden Kinder aus schlechten sozialen Verhältnissen am stärksten. Ihnen fehle es an Perspektiven und Handlungsspielräumen, sagte von der Leyen: „In solchen Fällen müssen wir den Kindern helfen, sich aus dieser unverschuldeten Ohnmacht zu befreien.“

Die Kinder selbst wünschen sich der Befragung zufolge besonders den Schutz vor Gewalt und Drogen, das Recht auf freie Meinungsäußerung sowie auf Spiel und Freizeit. Sie wollen auch ihre Intimsphäre gewahrt sehen. Als Beispiel nannte von der Leyen, dass die Mutter nicht im Tagebuch der Tochter schnüffeln und der Vater anklopfen sollte, bevor er das Kinderzimmer betritt. „Wir Erwachsenen machen oft den Fehler, dass wir unsere Kinder weit unterschätzen“, sagte die Ministerin, „aber sie können viel mehr, nehmen viel mehr Dinge wahr und interessieren sich für viel mehr Themen, als wir uns vorstellen können.“

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Zehntausende Schüler sind computerspielsüchtig

Hamburg – Die größte deutsche Jugendstudie zur Nutzung von Computerspielen, die das Kriminologische Forschungsinstitut Niedersachsen (KFN) durchgeführt hat, kommt nach Informationen des SPIEGEL zu alarmierenden Ergebnissen.

Es zeigte sich, dass Jugendliche heute deutlich länger am Rechner sitzen als noch im Jahr 2005. Hatten Jungen sich damals an Schultagen noch im Schnitt 91 Minuten lang mit solchen Spiele die Zeit vertrieben, waren es bei der aktuellen Befragung 130 Minuten. An Wochenendtagen stieg die Zahl von 140 auf 167 Minuten.

Die Spielzeiten liegen bei Mädchen deutlich niedriger. Dennoch kam es auch hier fast zu einer Verdreifachung an den Schultagen und zu einer Verdoppelung an den Wochenenden. Fast jeder sechste Junge spielt am Tag sogar länger als viereinhalb Stunden. Das KFN hatte bundesweit 44.610 Jugendliche im Alter von 15 Jahren zu ihrem Umgang mit Computerspielen befragt.

Zwar führt selbst exzessives Spielen allein noch nicht automatisch zu einer suchtartigen Abhängigkeit. Jedoch ist nach Erkenntnissen der KFN-Studie das Spielen von Online-Rollenspielen ein risikoverstärkender Faktor. Dies gilt laut Studie insbesondere für das Spiel „World of Warcraft“ des Herstellers Blizzard, das mit 11,5 Millionen Nutzern weltweit das meistverkaufte in diesem Genre ist.

„World of Warcraft“-Nutzer unter den befragten 15-jährigen Jungen spielten im Schnitt 3,9 Stunden am Tag; der Anteil der Schüler, die dabei ein suchtartiges Verhalten mit Kontrollverlust und Entzugserscheinungen zeigte, lag demnach bei 8,5 Prozent der Nutzer. Der Leiter des KFN, Christian Pfeiffer, fordert daher, die Alterseinstufung für das Spiel von 12 auf 18 Jahre heraufzusetzen.

Nach SPIEGEL-Informationen ergab die Auswertung von Tim K.s Rechner, dass der Teenager am Abend vor dem Amoklauf gegen 19.30 Uhr das Spiel „Far Cry 2“ startete und den PC schließlich gegen 21.40 Uhr ausschaltete. Bei diesem Spiel handelt es sich um einen sogenannten Ego-Shooter, bei dem der Spieler die Aufgabe hat, in einem fiktiven, afrikanisch erscheinenden Land einen skrupellosen Waffenhändler zu eliminieren.

Im Internet hatte sich K. offenbar schon vor Monaten mit Massakern an Schulen auseinandergesetzt. Nach Erkenntnissen der Ermittler war der Jugendliche unter mehreren Pseudonymen wie „JawsPredator1“ im Internet aktiv und hatte unter anderem bei der Plattform „MyVideo“ ein entsprechendes Profil.

In einem der Diskussionsforen zu den Schulmassakern von Erfurt und Emsdetten meldet sich am 23. August vergangenen Jahres „JawsPredator1“ zum Thema Amokläufer zu Wort: „Das witzige ist ja selbst wenn diejenigen es ankündigen glaubt es ihnen niemand.“ Als Autor vermuten die Ermittler den späteren Täter.

Auch im Berufskolleg diskutierte Tims Klasse das Thema „Amoklauf in Erfurt“ und die neuen Waffengesetze. Dabei habe Tim sich mit den Vorschriften ausgekannt und gewusst, dass eine der Regeln sei, nicht auf Menschen zu zielen. Die „Winnender Zeitung“ hatte berichtet, K. habe im Januar einen Besinnungsaufsatz zum Thema „Verschärfung der Waffengesetze, ja oder nein?“ schreiben müssen.

Auf dem heimischen Computer des Mörders fanden die Fahnder auch etwa 200 Pornobilder, davon mehr als 120 sogenannte Bondage-Bilder, die nackte, gefesselte Frauen zeigen. Neben „Far Cry 2“ hatte K. auch die Schießspiele „Counter Strike“ und „Tactical Ops“ installiert.

Aussagen seines Vaters bei der Polizei zufolge soll Tim ihn mindestens dreimal zu Schießübungen im Schützenverein begleitet haben, zuletzt vor drei Wochen. Der Sohn habe darauf gedrängt, den Umgang mit den Waffen zu lernen. Die Übungen fanden mit der späteren Tatwaffe, einer Beretta, statt. Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) sieht bisher „keine Anhaltspunkte, dass ein noch strengeres Waffenrecht den Amoklauf in Wendlingen und Winnenden hätte verhindern können“, wie er dem SPIEGEL sagte.

Es sei aber nun die „Aufgabe der Politik, nach solchen Erfahrungen vorbehaltlos zu analysieren und zu überlegen: Muss ein Mitglied eines Schützenvereins wirklich so viele Waffen und so viel Munition zu Hause haben? Nehmen Waffenbesitzer und Schützenvereine ihre Verantwortung ernst genug? Darauf gilt es Antworten zu finden“, so Schäuble.

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Im rechtsextremen Dunkelfeld

Berlin – Wolfgang Schäuble schien ehrlich schockiert: „Dass die Zahlen hoch sind, war ja bekannt. Aber dass sie so hoch sind, das hat mich erschreckt.“

5,2 Prozent der 15-Jährigen im Land sollen rechtsextrem sein, 3,8 Prozent sogar einer einschlägigen Gruppierung angehören – die Werte, die der Kriminologe Christian Pfeiffer gerade neben dem Bundesinnenminister in der Bundespressekonferenz vorgestellt hatte, sind in der Tat dramatisch.
Sie sind das Ergebnis einer groß angelegten Studie der Schäuble-Behörde und des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen (KFN).

Rechtsextremisten in Altenburg: Erfassung des Dunkelfeldes

Noch dramatischer erscheinen sie, führt man sich die absoluten Zahlen vor Augen, die sich hinter den Prozentgrößen verbergen. Denn wenn die Erhebungen der Forscher aus Hannover stimmen, sind allein von den deutschen Neuntklässlern mehr als 30.000 rechtsextrem organisiert. Kann das sein?

„Die Zahlen haben mich stutzig gemacht“, sagt Eberhard Seidel, Geschäftsführer der Initiative „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“. Seine Zweifel rühren nicht allein aus der täglichen Erfahrung in einem Projekt, das bundesweit mit rund 540 Schulen und etwa 400.000 Schülern zusammenarbeitet. Seidel verweist auf den jüngsten Bericht des Bundesamtes für Verfassungsschutz. Der Inlandsgeheimdienst schätzt die Zahl aller Rechtsextremisten im Land auf insgesamt 31.000. Darunter fallen Neonazis, Parteimitglieder von NPD und DVU, sonstigen rechtsextremen Organisationen oder nicht-organisierten Subkulturen.

Die nun veröffentlichte Studie werfe die Frage auf, ob der Geheimdienst das rechtsextreme Potential in Deutschland seit Jahren verharmlose oder aber die niedersächsischen Wissenschaftler unsauber gearbeitet haben, sagt Seidel. „Dramatisiert der Forschungsbericht die Lage im Land unnötig oder ist die innenpolitische Bedrohungslage tatsächlich viel größer, als der Staat bisher zugegeben hat?“ Diese Frage müsse geklärt werden, bevor irgendwelche Schlüsse aus der Studie gezogen würden.

Das KFN hatte im Rahmen einer umfassenden Jugendgewaltstudie in den vergangenen beiden Jahren mehr als 20.000 Neuntklässler aller Schulformen zu möglichen rechtsextremen Einstellungen befragt. Sie waren im Schnitt 15 Jahre alt und lebten in bundesweit 61 repräsentativ ausgewählten Landkreisen.

Die Frage nach der Mitgliedschaft in einer „rechten Gruppe oder Kameradschaft“ gehörte zu einem ganzen Fragenkatalog, in dem es um Ausländerfeindlichkeit, Antisemitismus und rechtsextreme Einstellungen und Verhaltensmuster ging.

Zweifel an seinem Zahlenwerk weist KFN-Direktor Pfeiffer zurück: „Wir halten unsere Ergebnisse für sehr realistisch.“ Die Divergenzen zu den Angaben im Verfassungsschutzbericht erklärt der Kriminologe mit Unterschieden zwischen dem sogenannten Hell- und Dunkelfeld. „Wir erfassen auch das Dunkelfeld und damit jene, die der Verfassungsschutz nie erfassen würde“, sagt Pfeiffer.

Grundsätzlich jedoch bestätige die Studie jene Trends, die auch der Verfassungsschutz feststelle. So sei der Anteil der rechtsextremen Teenager im Osten der Republik höher als in anderen Landesteilen, zudem seien Haupt- und Förderschüler besonders anfällig für braunes Gedankengut, elterliche Gewalterfahrungen, Alkoholkonsum und der Konsum gewalthaltiger Medien gehörten ebenfalls zu den Belastungsfaktoren.

Das Bundesinnenministerium erklärte am Mittwoch auf Nachfrage von SPIEGEL ONLINE, dass eine „unmittelbare Vergleichbarkeit“ der Studienergebnisse und der Angaben des Verfassungsschutzes „von vornherein“ ausscheide. In einer Stellungnahme heißt es, dass das vom Geheimdienst genannte rechtsextreme Personenpotential jene Personen umfasse, „bei denen sich eine Zugehörigkeit zu rechtsextremistischen Organisationen objektiv feststellen lässt“.

Das Forschungsprojekt dagegen stelle nicht auf den Organisationsgrad von Jugendlichen in rechtsextremen Gruppierungen, sondern auf „das subjektive Zugehörigkeitsgefühl der Befragten, ihre persönliche Affinität zur rechten Szene“ ab. Es sei ein großer Unterschied, erklärte das Ministerium von Schäuble, „ob Jugendliche eine gewisse Affinität verspüren oder in festen Strukturen organisiert sind“.

Zur endgültigen Klarheit trägt die Erklärung allerdings nur bedingt bei: Zwar handelt es sich bei den Angaben der Schüler in der Tat um schwer nachprüfbare Selbstauskünfte der Jugendlichen. Gefragt wurde jedoch ausdrücklich nicht nur nach einer Affinität oder einem Zugehörigkeitsgefühl, sondern explizit nach der Mitgliedschaft in einer rechten Gruppierung oder Kameradschaft. Gleichzeitig erkundigten sich die Forscher bei den Schülern auch nach der Mitgliedschaft in demokratischen sozialen oder politischen Organisationen. Ergebnis: Der Zulauf ist bei rechtsextremen und demokratischen Gruppen fast gleich.

Am Ende bleibt bei allen Tücken der Methodik vor allem eine Feststellung, die auch das Innenministerium teilt: Das Ergebnis gibt „Anlass zu erheblicher Sorge“. Schäuble sei der Auffassung, „dass eine frühzeitige Intervention notwendig ist“.

Wie diese aussehen könnte, dass wollen die Forscher aus Niedersachsen nun anhand der gewonnen Daten herausfinden. Kriminologe Pfeiffer ist sich sicher: „Die Studie eröffnet ungeheure Chancen.“

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Krankenhaus-Einweisungen schrecken wenig ab

Krankenhauseinweisungen wegen Alkoholmissbrauchs haben einer Studie zufolge kaum eine abschreckende Wirkung auf Jugendliche. Rund 17 Prozent behielten ihr Trinkverhalten nach einer Alkoholvergiftung bei oder steigerten es sogar, wie die Gmünder Ersatzkasse (GEK) bei der Vorstellung der Untersuchung berichtete. 83 Prozent der Jugendlichen mit der Erfahrung einer Alkoholvergiftung tranken später eigenen Angaben zufolge zwar weniger, konsumierten aber immer noch weitaus häufiger und mehr Alkohol als andere Jugendliche.

Jugendlicher Alkoholkonsum: Zahl der Krankenhauseinweisungen aufgrund von Alkoholmissbrauch hat sich in den letzten Jahren verdoppelt

Für die Studie hatte das Hannoveraner Institut für Sozialmedizin, Epidemiologie und Gesundheitsforschung (ISEG) 1168 bei der GEK versicherte Jugendliche im Alter zwischen 14 und 20 Jahren befragt, die in den vergangenen drei Jahren mindestens einmal wegen einer Alkoholvergiftung im Krankenhaus gelandet waren. Außerdem wurde eine ähnlich große Gruppe von Gleichaltrigen ohne entsprechende Erfahrung einbezogen.

Krankenhausaufenthalte wegen Alkoholmissbrauchs hatten demnach nur begrenzte Effekte auf das anschließende Trinkverhalten. So hatten die Jugendlichen, die bereits einmal wegen einer Alkoholvergiftung im Krankenhaus waren, in den vergangenen 30 Tagen mit 10,5 Mal häufiger und auch mehr Alkohol getrunken als Gleichaltrige, die im statistischen Durchschnitt nur 6,2 Mal zu Bier, Schnaps, Wein oder Ähnlichem gegriffen hatten. Fast jeder Dritte hatte exzessives Trinken, das so genannte Binge Drinking, praktiziert. Bei den Jugendlichen ohne Vergiftungserfahrung waren es hingegen nur 13 Prozent.

Knapp 20 Prozent der wegen Alkoholvergiftungen behandelten Jugendlichen gaben an, Alkohol bereits vor dem zwölften Lebensjahr konsumiert zu haben. Im Freundeskreis spiele Alkohol eine zentrale Rolle.

Laut GEK steigt die Zahl der 15- bis 19-Jährigen, die wegen Alkoholmissbrauchs behandelt werden, seit 20 Jahren stetig an. Seit 2002 habe sich der Anteil der behandelten Mädchen und Jungen sogar mehr als verdoppelt. So stieg die Behandlungsrate bei Mädchen von 18 auf 37 pro 10.000 Versicherte, bei gleichaltrigen Jungen von 24 auf 52 pro 10.000 Versicherte.

Nach Angaben der Autorin der Studie, Eva Bitzer, lässt sich der drastische Anstieg nicht allein dadurch erklären, dass heutzutage Krankenhäuser eher in Anspruch genommen werden. Die Ergebnisse belegten einen komplexen Trend, der durch die bisherige Diskussion oder vereinzelte gesetzgeberische Maßnahmen wie die Alkopopsteuer im Jahr 2004 weder gebremst noch umgekehrt worden sei, erläuterte sie.

GEK-Chef Rolf-Ulrich Schlenker vertrat die Auffassung, Verbotsstrategien wie Alkoholverbote in Innenstädten seien auf Dauer keine Lösung. Stattdessen müsse eine „Präventionskultur“ gefördert werden. Die GEK setze deshalb auf jugendgerechte Information, Sportförderung und jugendärztliche Betreuung.

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