Kategorie -Studien für junge Leute

Putins ungezogene Kinder

Gerade lebt eine Debatte auf, die Soziologen, Anhänger der Opposition und nicht zuletzt ausländische Beobachter elektrisiert: Setzt sich die russische Jugend von der Generation ihrer Eltern ab? Deutet der relativ hohe Anteil von Schülern und Studenten während der Proteste Ende März darauf hin, dass sich die „Generation Putin“ in Russland nun gegen ihren Namensgeber wendet?

Ich habe Russland im vergangenen Herbst verlassen, nach sieben Jahren als Moskau-Korrespondent. Die aktuellen Ereignisse erinnern mich an Diskussionen, die über die Jahre immer wieder in Moskau geführt wurden.

So hatte die angesehene liberale Wirtschaftszeitung Wedomosti 2015 – ein Jahr nach der ihr Protestpotenzial sei höher.

Liberalere Werte als die Eltern? Nein!

Die Gegenrede kam von Anna Schelnina, Jugendforscherin der Moskauer Higher School of Economics. Sie schrieb, ebenfalls in Wedomosti, in Wahrheit handele es sich um eine „verlorene Generation“, verdorben durch konservative Eltern, das autoritäre System und die Propaganda.

Solche pessimistischen Einschätzungen haben bis vor Kurzem klar überwogen. Das Massenblatt „Moskowskij Komsomolez“ fragte etwa angesichts der langjährigen politischen Passivität der 18- bis 24-Jährigen erkennbar konsterniert, „wo denn die Rebellen geblieben“ seien.

„Foreign Affairs“, ein US-Magazin für Außenpolitik, stellte die rhetorische Frage, ob der „Wohlstand der Putin-Epoche – Smartphones, leichter Zugang zum Internet, Reisen ins Ausland – die jungen Leute inspiriert, liberalere Werte anzunehmen als ihre Eltern“. Die Autorin des Textes lieferte die knappe und sehr klare Antwort selbst: „Nein.“ Russlands Jugend wolle „ihr Land als Supermacht wiederhergestellt sehen, die außerhalb der euroatlantischen Gemeinschaft steht und Widerstand gegen internationale Normen leistet“.

Wer hat Recht?

Sind Russlands Junge nun Kinder der neuen Freiheit – oder doch Sprösslinge des Systems Putin? Die Antworten auf diese Frage fallen deshalb so widersprüchlich aus, weil sie beides sind.

Während meiner Zeit in Moskau habe ich Gespräche mit jungen Leuten jedes Mal als besonders interessant empfunden. In den ersten postsowjetischen Generationen verdichtet sich nämlich etwas, das sonst sehr schwer zu fassen ist: der gesellschaftliche Wandel, der Russland seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion erfasst hat.

Im September 2016 habe ich ein Buch darüber veröffentlicht („Generation Putin“). Es beschreibt die Entwicklung einer Reihe junger Russen aus unterschiedlichen Spektren der russischen Gesellschaft, die sich über mehrere Jahre immer wieder Zeit für ausführliche Interviews genommen hatten.

Da ist Lena aus der westrussischen Provinzstadt Smolensk. Sie ist Funktionärin der „Jungen Garde“, verehrt Putin und träumt von einer Politikerkarriere. Die Alexander sitzt im Rollstuhl und träumt vom Auszug aus seinem staatlichen Heim.

In ihren Lebensläufen spiegelt sich die Geschichte Russlands seit 1991: Die Wirren der Neunzigerjahre, die Kriege in Krieg in der Ukraine und vor allem – wie unter einem Brennglas – die Veränderungen in der russischen Gesellschaft insgesamt seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion.

Die 1991 und später Geborenen sind groß geworden im Spannungsfeld zweier Pole: Ihre Generation ist so frei aufgewachsen, wie keine andere in Russland zuvor. Sie leben aber auch in einem Land, das immer autoritärere Züge trägt und seit 17 Jahren von einem Mann geprägt wird: Wladimir Putin.

Wie tickt die Jugend?

Das Verhalten der Jungen mutet gelegentlich paradox an, ihr moderner Lebensstil steht im Widerspruch zu dem reaktionären System, das auch sie unterstützen.

Der Anteil der Putin-Unterstützer ist bei den Jungen ähnlich hoch wie bei den Älteren. Auch die März-Proteste richteten sich zwar gegen Premierminister Dmitrij Medwedew, also einen hohen Repräsentanten der russischen Führung – aber nicht gegen das herrschende System an sich und seine oberste Steuerungsinstanz, Präsident Putin. Die Proteste stellen deshalb nur bedingt einen Widerspruch zu den hohen Umfragewerten Putins dar. Putin vertrete weiter „im Massenbewusstsein die kollektiven Werte und Symbole der russischen Gesellschaft an sich“, sagt Lew Gudkow vom Lewada-Zentrum.

Viele junge Russen geben in Umfragen an, so konservativ zu sein wie ihre Eltern. Eine große Mehrheit der Jungen lehnt, wie die Elterngeneration, eine Gleichbehandlung homosexueller Beziehungen ab, um nur ein Beispiel konservativer Wertvorstellungen zu nennen. Die Moskauer Politologin Jekaterina Schulman konstatiert das „Fehlen eines Generationenkonflikts“. Die Beziehung von Eltern und Kindern ist „warmherzig und vertrauensvoll“. Von einer Jugendrevolte könne keine Rede sein.

Und doch zeigen sich in den Wertvorstellungen junger Russen bemerkenswerte Facetten. Junge Russen denken beispielsweise differenzierter über Michail Gorbatschow. Seit zwei Jahrzehnten verkörpert er für eine überwältigende Mehrheit der Russen etwas Böses.

Kaum ein Jahr, in dem nicht Abgeordnete der Staatsduma fordern, Gorbatschow vor Gericht zu stellen, wegen „Landesverrats“ oder anderer Vergehen. Junge Russen dagegen blicken milder auf ihn.

Einen „Verräter“ sehen in ihm nur 11 Prozent. Und während 71 Prozent der Altersgruppe 45+ überzeugt sind, Gorbatschow habe Russland auf den falschen Pfad geführt, sind es bei den unter 24-Jährigen nur 47 Prozent.

Die „Generation Putin“ ist in bescheidenem Wohlstand aufgewachsen, auch das hat Spuren hinterlassen. Ihre Eltern nennen als mit Abstand wichtigsten Wert „Sicherheit und Stabilität“. Sie haben die schwierigen und instabileren Neunzigerjahre nicht vergessen. Die Berichte über Not und Umwälzungen kennen sie aus den Berichten ihrer Eltern. Selbst bewusst erlebt haben sie diese für das Verständnis des heutigen Russlands so entscheidende Epoche aber nicht.

Bei den Jungen rangiert in Umfragen die „Sicherheit“ auf den hinteren Plätzen, weit vorn steht bei ihnen die „Freiheit“. Die Freiheit, die sie meinen, ist allerdings vor allem das Privileg, Leben und Alltag weitestgehend nach eigenen Vorstellungen gestalten zu können.

Was bedeutet das für das Verhältnis zum Westen?

Laut Umfragen des Moskauer WZIOM-Instituts glaubt die große Mehrheit der „Generation Putin“ – obwohl sie Russland außenpolitisch im Recht sieht – nicht an die These von einem neuen Kalten Krieg. Die Jungen sind überzeugt, dass die derzeitigen Probleme vor allem konkret mit der Krim und der Ukraine zusammenhängen – und eines Tages überwunden werden können.

Russlands Abkehr vom Westen ist erkennbar nicht ihre Wahl. Ein junger hochrangiger Funktionär des Kreml-Lagers hat das einmal so formuliert: „In China will ich auch nicht leben.“

Der Begründer der modernen russischen Soziologie Juri Lewada hatte 1991 wie so viele Intellektuelle auf einen neuen, freieren Menschen gehofft. Später sagte er: „Wer erwartet hat, der Mensch werde ein anderer in drei, zehn, 15 Jahren, rauft sich die Haare. Wandel vollzieht sich nicht in Jahren, sondern in Generationen. Der Kummer rührt von der Größe der Erwartung.“

Gesellschaftlicher Wandel vollzieht sich schleppend und widerstrebend. Für Zeitgenossen geschehen diese Veränderungen frustrierend langsam. Das bedeutet aber nicht, dass es keine gibt. Fast ein Drittel der Russen ist heute jünger als 25 Jahre; mehr als 40 Millionen wurden nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion geboren.

Ihr politisches Profil ist amorph, ihre Vorstellung von der Zukunft verschwommen. Ohne Zweifel aber sind ihre Träume und Bedürfnisse andere als die ihrer Eltern. Diese Bevölkerungsgruppe stellt bis heute eine Minderheit in Russland dar. Sie wird gleichwohl zahlreicher mit jedem Jahr.

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Die Legende von der anspruchsvollen Generation Y


Fast müsste man sie bemitleiden, die Personalchefs von heute. Da kommen junge Leute zu ihnen, frisch von der Uni, sitzen im Bewerbungsgespräch und fordern, fordern, fordern. Regelmäßige Auszeiten etwa. Ein Home Office. Selbstbestimmte Arbeitszeiten. Volle Flexibilität. Und wenn sie nicht bekommen, was sie wollen, dann ziehen sie eben zum nächsten Chef. Da kann eine Firma schon mal ins Schwitzen kommen.

Superflexibel. Superselbstbewusst. So sind sie angeblich, die jungen Berufseinsteiger zwischen Studienabschluss und erstem Job. Als Generation Y bezeichnen Personalmanager und Unternehmensberater seit einiger Zeit die Vorhut einer neuen Arbeitswelt. Die Ypsiloner wissen, heißt es, was sie wert sind. Sie wollen nicht länger dem Betrieb ihr Leben unterordnen. „Der Wettbewerb um Talente wird härter, und meine Generation ist die erste, die davon profitiert“, schreibt etwa die Journalistin Kerstin Bund in ihrem Buch „Glück schlägt Geld“. Wirklich?

Schön wär’s, wenn die Jungen auf Augenhöhe mit den Personalchefs verhandeln würden. Wenn es wirklich eine Zeitenwende gäbe, eine historische Machtverschiebung von Kapital zu Arbeit.

Leider stimmt nichts an der Geschichte von der Generation Y. Schlimmer noch: Sie ist eine weitere Zumutung für junge Berufstätige, die nun nicht nur mit den Härten der Arbeitswelt, sondern auch mit dieser Legende zu kämpfen haben.

Die Generation Y ist in Wahrheit eine Generation Prekär

Der Berufseinstieg verläuft heute nicht einfacher, sondern schwieriger als früher. Befristete Arbeitsverträge „Umverteilung von Beschäftigungsrisiken hin zu jüngeren Beschäftigten“.

Der Widerspruch scheint den Ypsilon-Theoretikern immerhin nicht ganz entgangen zu sein – nur dass sie ihn kühn zu einem Beleg für ihre These der selbstbewussten Generation umdichten. Jugendforscher Klaus Hurrelmann etwa beschreibt die Ypsiloner als eine Generation der Krise, aufgewachsen in der Zeit zwischen dem Terroranschlag vom 11. September und dem Zusammenbruch des Finanzsystems, herangereift mit dem Gefühl, dass nichts mehr planbar, nichts mehr verlässlich, nichts vorhersehbar ist. „Mit der Ungewissheit groß zu werden, dass völlig offen ist, ob man nach Schule und Ausbildung wirklich einen passablen Job findet, wird zu einer Grunderfahrung“, schreibt er zusammen mit Co-Autor Erik Albrecht in einem Buch über die „heimlichen Revolutionäre“ der Arbeitswelt.

Doch gerade aus der Erfahrung der Instabilität als Dauerzustand würden die Jungen die Souveränität gewinnen, mit der sie ihren Arbeitgebern gegenübertreten – und eben Sabbaticals, Heimarbeit und sonstige Annehmlichkeiten für sich heraushandeln. Die Generation Y habe keinen Plan und sei stolz darauf, schreiben Hurrelmann und Albrecht.

Diese Argumentation ist abenteuerlich unlogisch. Warum sollte ausgerechnet aus einem Leben in Ungewissheit ein neues Selbstbewusstsein entstehen? Und sie ist empirisch nicht zu halten: Laut Robert-Koch-Institut beispielsweise sind prekär Beschäftigte häufiger krank, unzufriedener mit ihrem Leben und anfälliger für psychische Leiden als Normalarbeitnehmer; andere Studien weisen in eine ähnliche Richtung.

Der Soziologe Pierre Bourdieu hatte vor Jahren analysiert, wie die Prekarisierung jedes Aufbegehren erstickt. „Indem sie die Zukunft überhaupt im Ungewissen lässt, verwehrt sie den Betroffenen vor allem jenes Mindestmaß an Hoffnung und Glauben an die Zukunft, das für eine vor allem kollektive Auflehnung gegen eine noch so unerträgliche Gegenwart notwendig ist“, schrieb er.

Etwas weniger sperrig: Selbst für die Proletarier des Industriezeitalters waren die Voraussetzungen im Kampf um bessere Arbeit günstiger als für junge Berufstätige, die sich mit Minijobs, Werk- und Zeitverträgen durchschlagen müssen und nie wirklich wissen, wie und wo es weitergeht.

Die Legende von der Generation Y deutet raue Bedingungen in etwas um, was junge Arbeitnehmer sich angeblich selbst wünschen: Ein mieser Vertrag erscheint dann als einer, der in Wahrheit nur die eigenen Bedürfnisse nach Unabhängigkeit und Selbstbestimmung vorwegnimmt. Wer es trotzdem anders empfindet, gerät unter Rechtfertigungsdruck. Da nimmt man doch lieber augenzwinkernd hin, dass die Arbeitswelt eben nicht so ist wie damals bei den Eltern, aber irgendwie ganz kommod. Laut zu klagen würde nicht zum hippen, selbstbestimmten Generationenporträt passen, das Bücher und Zeitschriften jetzt so gerne zeichnen.

Anpassung statt Veränderung

Die Y-Legende empfiehlt die Anpassung an die Verhältnisse – die man stattdessen auch ändern könnte. Denn warum werden Werkverträge nicht einfach eingedämmt? Warum werden Mini-Jobs immer noch staatlich subventioniert? Und warum erlaubt das Zeitvertragsgesetz sogar Befristungen, für die es keinerlei Sachgrund gibt? Es könnte durchaus anders sein, nur dafür müsste man es erst einmal klar als Problem anerkennen.

Das ist das eigentlich Hinterhältige am Loblied auf die Generation Y: Auf den ersten Blick wirkt es wie eine Bestärkung für eine neue Riege junger, selbstbestimmter Arbeitnehmer, die um ihren Wert weiß und dafür eintritt, die Veränderung als ihre Chance begreift. In Wirklichkeit dient es nur den Interessen der Arbeitgeber an einem flexibel nutzbaren Arbeitskräftematerial, das nicht mehr zu jammern wagt.

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Junge Menschen sind umweltbewusst – handeln aber nicht danach


In den frühen Jahren der Umweltschutzbewegung waren vor allem junge Leute die treibende Kraft – das ist jetzt anders. Wie das Umweltbundesamt (UBA) bei der Auswertung der Daten einer Studie zum Umweltbewusstsein festgestellt hat, gehören eine intakte Umwelt und die Möglichkeit, die Natur zu genießen, nur für 21 Prozent der 14- bis 25-Jährigen in Deutschland zu einem „guten Leben“. Über alle Altersgruppen hinweg vertraten immerhin 30 Prozent der Befragten diese Ansicht.

Die Behörde, die für diesen Dienstag Jugendliche und junge Erwachsene zu einem Gespräch nach Berlin eingeladen hat, stellte zudem fest, dass ein Verzicht auf den Unterhaltungselektronik für viele junge Menschen kaum vorstellbar ist. „Die jetzt vorliegende Studie zeigt, dass die Bereitschaft, das Handeln nach Umweltgesichtspunkten auszurichten, vor allem bei den Jüngeren eher abnimmt“, sagte UBA-Präsidentin Maria Krautzberger.

Die Studie zeigt zudem, dass die 14- bis 25-Jährigen vor allem bei der Fleisch. So ist der Anteil der Vegetarier oder Veganer unter den jungen Leuten größer als in der Gesamtgesellschaft.

Insgesamt sei die Jugend zwar interessiert an der Umwelt, heißt es in der Studie, aber nicht in dem Maße wie ältere Menschen. Wichtiger sind ihnen demnach ein guter Lebensstandard und Möglichkeiten zur Selbstentfaltung. Die Umweltorganisation Greenpeace hatte im vergangenen Jahr in einer Umfrage festgestellt, dass die jüngere Generation zudem ein hohes Bewusstsein für die Produktionsbedingungen in der Modeindustrie hat, aber trotzdem bei Billigketten einkauft.

Auf der anderen Seite seien junge Menschen insgesamt viel umweltfreundlicher unterwegs, mit Fahrrad, Bus und Bahn oder zu Fuß. Das Auto spiele für sie längst keine so große Rolle mehr wie für die Älteren.

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Ich bin 14 – und das ist meine Welt


Stefanie, 18, und Anton, 16, verstehen die Aufregung nicht: Sie hatten im vergangenen Jahr an der Sinus-Jugendstudie teilgenommen, die in dieser Woche veröffentlicht wurde. Eines der Ergebnisse: Die Subkulturen, mit denen frühere Generationen ihre Eltern schockten, spielen nicht mehr so eine große Rolle. Die Jugend rebelliert nicht mehr.

„Meine Eltern haben in vielen Dingen ähnliche Ansichten, da muss ich doch nicht um jeden Preis protestieren“, sagt Stefanie. Eine Schulkameradin ist mal im Streit von ihren Eltern abgehauen – für eine Nacht. Das ist das extremste Beispiel, das ihr einfällt. Sie selbst studiert inzwischen Psychologie in einer anderen Stadt. An den meisten Wochenenden besucht sie ihre Mutter zu Hause.

Ähnlich geht es Anton, der demnächst seine Mittlere Reife macht. Sein Verhältnis zu den Eltern nennt er „entspannt“. „Sie sind konsequent und machen klare Ansage“, sagt Anton, „aber sie lassen mir auch große Freiräume.“ Was seine Leistungen in der Schule angeht, sagten sie immer: „Gib dein Bestes, alles andere ist egal.“ Das war auch kein Problem, als er vom Gymnasium auf die Realschule wechselte.

Was sagen andere Jugendliche, die nicht an der Sinus-Studie teilgenommen haben? Der SchulSPIEGEL hat sechs von ihnen gefragt, wie ihre Welt aussieht.

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Hamburgs Jugendliche sind die Reichsten


16- bis 25-jährige Jugendliche in Deutschland können im Schnitt 319 Euro pro Monat ausgeben – mit deutlichen Unterschieden zwischen Jungen (345 Euro) und Mädchen (291 Euro). Aber nicht nur zwischen den Geschlechtern, auch zwischen den einzelnen Bundesländern gibt es ein großes Gefälle. Das zeigt eine neue Studie, die im Auftrag der comdirect-Bank erstellt wurde. Demnach liegt Hamburg mit durchschnittlich 382 Euro vorn. Gleichaltrige in Mecklenburg-Vorpommern verfügen demnach über mehr als hundert Euro weniger (280 Euro).


Weniger überraschend ist, dass sich das monatliche Budget im Hinblick auf das Alter erheblich unterscheidet: Je älter die Befragten waren, desto mehr hatten sie pro Monat zur Verfügung.

Wichtigste Einnahmequelle ist das Taschengeld, für 44 Prozent der Befragten ist es der bedeutendste Posten – wird aber mit steigendem Alter unwichtiger. Dabei geben die Jugendlichen der Studie zufolge nicht die gesamte Summe aus, die ihnen zur Verfügung steht, sondern sparen im Schnitt etwa ein Drittel.

Weitere Ergebnisse:

  • Wenig Ahnung vom Geld: Das eigene Finanzwissen schätzte jeder fünfte Jugendliche mit der Schulnote 5 oder 6 ein, der Durchschnittswert lag bei 3,4.
  • Schulen leisten wenig: Mehr als die Hälfte der Jugendlichen (59 Prozent) gibt der Vermittlung von Finanzwissen in der Schule die Note 5 oder 6 (Durchschnittswert 4,4).
  • Unterrichtsfach „Finanzwissen“: 51 Prozent der Jugendlichen würden ein solches Schulfach als Wahlfach begrüßen, weitere 44 Prozent fordern es sogar als Pflichtfach.

„In Deutschlands Schulen wird das notwendige Finanzwissen offensichtlich nicht ausreichend vermittelt“, heißt es dazu in der Studie. Die Autoren fordern – wenig überraschend – flächendeckend die Einführung eines entsprechenden Unterrichtsfachs.

Für die repräsentative Studie wurden im Juli 2016 bundesweit 1600 Jugendliche und junge Erwachsene befragt.

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Jungen bekommen mehr Taschengeld als Mädchen


Kinder in Deutschland sind Taschengeld-Milliardäre: Nach einer neuen Umfrage erhält jedes der 7,17 Millionen Jungen und Mädchen im Alter von vier bis 13 Jahren im Durchschnitt mehrere hundert Euro Taschengeld und Geldgeschenke im Jahr. Zehn- bis 13-jährige Jungen kommen auf jährlich etwa 654 Euro.

Für die „Kinder-Medien-Studie“wurden rund 2000 Kinder und Erziehungsberechtigte befragt. Ein Ergebnis: Jungen kriegen im Schnitt mehr Geld als Mädchen. Diese bekommen im Vorschulalter monatlich knapp 17 Euro, Jungen dagegen 20 Euro.

Dieser Unterschied bleibt auch in der Altersgruppe von sechs bis 13 Jahren erhalten: Mädchen bekommen dann pro Monat im Schnitt 41 Euro, Jungen hingegen fast 44 Euro. Liebste Geldanlage der Kinder: Kekse, Süßigkeiten und Kaugummi, aber auch Zeitschriften, Comics und Eis.

Weitere Ergebnisse der Studie, die im Auftrag von fünf Verlagen für Kinder- und Jugendzeitschriften und dem SPIEGEL-Verlag durchgeführt wurde:

  • Jedes dritte Kind im Alter von sechs bis neun Jahren besitzt ein Smartphone oder ein Handy, bei den Zehn- bis 13-Jährigen sind es sogar 84 Prozent.
  • Laut der Umfrage lesen Kinder nach wie vor gern Bücher und Zeitschriften, sogar häufiger als sie sich mit digitalen Spielen beschäftigen oder mit Freunden chatten. Drei Viertel gaben an, mehrmals pro Woche zum Buch oder einer Zeitschrift zu greifen. Etwas mehr als die Hälfte spielt mehrmals in der Woche mit dem Gameboy, einer Tablet.
  • Unabhängig vom eigenen Handy verschicken die meisten Zehn- bis 13-Jährigen SMS oder WhatsApp-Nachrichten, wobei die Nutzung dieser Kommunikationskanäle mit zunehmendem Alter steigt. Auf Social-Media-Plattformen wie Facebook ist immerhin jedes dritte Kind zwischen zehn und 13 Jahren vertreten.

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Deutschlands brave Jugend

 

Am Anfang der großen Jugendkulturen stand fast immer Provokation und das Bedürfnis, sich von den Eltern abzugrenzen. Die Jugend im Jahr 2016 tickt da anders. Das geht aus der Sinus-Jugendstudie hervor, die heute in Berlin veröffentlicht wurde.

Provokante Subkulturen gebe es heute kaum mehr, fassen die Autoren der Studie zusammen: „Eine Mehrheit der Jugendlichen ist sich einig, dass gerade in der heutigen Zeit ein gemeinsamer Wertekanon von Freiheit, Aufklärung, Toleranz und sozialen Werten gelten muss, weil nur er das ‚gute Leben‘, das man in diesem Land hat, garantieren kann.“

Ein überraschendes Kennzeichen für diesen Befund: „Mainstream“ sei bei den meisten Jugendlichen kein Schimpfwort mehr. Im Gegenteil: Das Wort sei „ein Schlüsselbegriff im Selbstverständnis und bei der Selbstbeschreibung“. Viele der Menschen zwischen 14 und 17 Jahren, die befragt wurden, wollen so sein „wie alle“.

Darin erkennen die Forscher vom Sinus-Institut eine „Sehnsucht nach Aufgehoben- und Akzeptiertsein, Geborgenheit, Halt“. Die Jugendlichen sind anpassungsbereit und akzeptieren Leistungsnormen und Sekundärtugenden wie Pünktlichkeit und Disziplin.

Das gilt für Jugendliche mit und ohne Migrationshintergrund gleichermaßen. Muslimisch geprägte Befragte distanzieren sich demonstrativ von religiösem Fundamentalismus, religiöse Toleranz und Vielfalt werden in allen Milieus als wichtige Norm betont.

SPIEGEL ONLINE

Natürlich gelten alle Aussagen für verschiedene Gruppen von Jugendlichen in unterschiedlicher Weise. Die Frage, wie Jugendliche eigentlich ticken, lässt sich unmöglich allgemeingültig beantworten. Es gibt nicht den Musterjugendlichen, dem alle anderen ähneln. Die Herangehensweise der Forscher vom Sinus-Institut ist deshalb eine andere: Sie identifizieren sieben Milieus, die die wichtigsten Typen beschreiben.

Dafür werden bei der Untersuchung auch nicht einfach ein paar Fragen nach dem Muster abgehakt: Ja – Nein – Weiß nicht. Die Forscher haben 72 Interviews mit Jugendlichen aus verschiedenen Städten geführt, von denen sich jedes über mehrere Stunden zog. Schlüsselaussagen werden im Wortlaut der Befragten wiedergegeben.

Damit lässt sich die Jugend zwar nicht statistisch über einen Kamm scheren. Diese qualitative Methode ist aber weithin akzeptiert, um Perspektiven und Nöte der Befragten möglichst anschaulich zu machen. Die Lebenswelten der 14- bis 17-Jährigen stellen sich demnach so dar:

  • Die
    Konservativ-Bürgerlichen
    orientieren sich laut den Forschern an Werten wie Familie und Heimat. Sie sind bodenständig, verbinden Tradition mit Verantwortungsethik.
  • Die
    Sozialökologischen
    sind besonders offen für alternative Lebensentwürfe. Sie sind sozialkritisch und orientieren sich an Begriffen wie Nachhaltigkeit und Gemeinwohl.
  • Die
    Expeditiven
    legen Wert auf Erfolg und Lifestyle, suchen in ihrem Alltag unkonventionelle Erfahrungen und testen immer wieder Grenzen aus.
  • In der Mitte des Lebensweltenspektrums sehen die Forscher die
    Adaptiv-Pragmatischen
    . Sie verstehen sich als leistungs- und familienorientierter Mainstream und zeigen eine hohe Anpassungsbereitschaft.
  • Experimentalistische Hedonisten
    wollen sich am stärksten vom Mainstream abheben. Sie sind an Spaß und Szeneleben orientiert und leben im Hier und Jetzt.
  • Die
    materialistischen Hedonisten
    werden von den Studienautoren zur Unterschicht gezählt. Sie sind an Freizeit und Familie orientiert und fallen durch ein ausgeprägtes Markenbewusstsein in ihrem Konsumverhalten auf.
  • Unter den
    Prekären
    verstehen die Forscher Jugendliche mit schwierigen Startvoraussetzungen, die aber um Orientierung und Teilhabe bemüht sind. Sie werden als „Durchbeißer“ charakterisiert.

Das Sinus-Institut erforscht seit rund 35 Jahren die deutsche Gesellschaft und teilt sie in Gruppen ein, die so genannten Sinus-Milieus. Sie zeigen damit Menschen, die ähnliche Lebensweisen haben und ähnliche Einstellungen zu Arbeit, Familie, Freizeit, Geld und Konsum.

Ganz anders, im Stil einer typischen Umfrage, gehen die Macher der Shell-Jugendstudie vor, die ebenfalls regelmäßig der Jugend auf den Zahn fühlen, zuletzt im Oktober vergangenen Jahres. Dabei kam unter anderem heraus, dass Jugendliche sich aktuell wieder mehr politisch engagieren wollen. In der Sinus-Studie wird hervorgehoben, dass die Jugendlichen oft mit dem Gefühl umgehen müssen, als Einzelne kaum etwas bewirken zu können.

Die Sinus-Jugendstudie entstand im Auftrag der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung, dem Bund der Katholischen Jugend, der Arbeitsstelle für Jugendseelsorge der Deutschen Bischofskonferenz, der Bundeszentrale für politische Bildung und der VDV-Akademie.

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