Kategorie -Studien für junge Leute

Eine wie keine

Sie ziehen die gleichen T-Shirts an, benutzen den gleichen Nagellack und gewöhnen sich sogar die gleiche Gestik an, den gleichen Gang oder die gleichen Macken, manchmal bis hin zum gemeinsamen Nägelkauen. Und so ähnlich wie viele beste Freundinnen nach außen auftreten, so ähnlich ticken sie auch innerlich – oder zumindest wünschen sie sich diese exklusive Vertrautheit dringend.

Die Freundschaft zur besten Freundin – genannt: die allerbeste Freundin, kurz: die ABF – ist in keiner Hinsicht gewöhnlich. Sie ist so vertraut wie zu keiner anderen, sie ist für viele Mädchen die erste enge Beziehung außerhalb der eigenen Familie, und sie gründet auf einem Pakt: „Wir beide gegen den Rest der Welt.“ Beste Freundinnen sind jederzeit füreinander da, sie fühlen sich füreinander verantwortlich und möchten am liebsten alles miteinander teilen. Für immer.

Warum haben Mädchen und Frauen dieses Bedürfnis? Warum sind sie trotzdem so häufig enttäuscht von ihrer ABF? Und was passiert, wenn die Freundschaft zerbricht? Hier erzählen Leonie, Lisa und Alina, welchen Stellenwert sie ihrer ABF einräumen, und wie sie ihre Freundschaft erleben.

Leonie, 14: „Sie würde niemals etwas weitertratschen“

  Leonie geht in die 9. Klasse: "Kimi kann extrem gut zuhören"

„Meine beste Freundin und ich, wir haben einen Traum: eines Tages in unserem eigenen Gestüt leben, in dem wir Pferde ausbilden. Kimi kenne ich vom Reiten, unsere Pferde standen in demselben Stall. Zuerst konnten wir uns nicht so gut leiden, aber dann trafen wir uns immer öfter – und eines Tages waren wir beste Freundinnen. Das war vor drei Jahren.

Davor wohnte ich mit meiner Familie in der Schweiz und hatte dort eine ABF. Als wir zurück nach Deutschland zogen, wollte ich die Freundschaft auf keinen Fall aufgeben. Aber irgendwann hatte ich keine Lust mehr, ihr ständig hinterherzutelefonieren. Zu akzeptieren, dass es mit meiner ABF auseinandergeht, hat richtig wehgetan. Ich habe eine Zeitlang sehr darunter gelitten, weil ich wirklich gedacht hatte, das hält für immer.

Bei Kimi glaube ich das schon eher, denn wir sind jetzt älter und können Probleme anders lösen. Zum Beispiel gibt bei Streit eine von uns auch mal nach. Wenn man jünger ist, ist das nicht selbstverständlich. Kimi und ich zoffen uns aber eigentlich nur, wenn ich ihr eine SMS oder Mail schreibe und nichts von ihr zurückkommt. Das kann ich nicht leiden. Oder wenn sie arrogant ist. Manchmal denkt Kimi, sie sei die Größte, das lasse ich nicht auf mir sitzen.

Ansonsten ist bei uns alles ziemlich harmonisch. Wir übernachten beieinander, gehen ins Kino, unterhalten uns über Pferde. Und wenn wir shoppen gehen, blödeln wir herum. Als bei uns in der Stadt ein ‚Abercrombie & Fitch‘ eröffnete, standen wir stundenlang davor und trauten uns nicht, uns mit den Models fotografieren zu lassen. Und die ABF weiß natürlich als erstes, wenn man verknallt ist oder Liebeskummer hat.

Was Kimi noch als meine beste Freundin auszeichnet? Sie kann extrem gut zuhören. Kimi weiß einfach alles über mich, meine Geheimnisse und Träume, meine Zweifel und Ängste. Und ich weiß zu 100 Prozent, dass sie niemals etwas weitertratschen würde. Kimi und ich gehen nicht auf dieselbe Schule. Das finde ich gar nicht so schlecht. Denn so ist es immer etwas Besonderes, wenn wir uns sehen.“

Lisa, 17: „Wir haben uns in sechs Jahren nie gestritten“

  Lisa besucht die 11. Klasse: "Wir denken einfach zu ähnlich"

„Sabrina ist der ehrlichste Mensch, den ich kenne. Wenn mein Outfit daneben ist, sagt sie es mir. Das schätze ich sehr an ihr, denn gerade Mädchen sind oft hintenherum. Wir haben uns in der fünften Klasse auf der Realschule für Mädchen kennengelernt. Nach und nach haben wir gespürt, dass wir uns richtig gut leiden können. Da ist eine Art Seelenverwandtschaft zwischen uns, wir haben eine richtige Beziehung zueinander. Seit sechs Jahren sind wir jeden Tag zusammen. In der Schule teilen wir uns eine Bank, am Wochenende oder in den Ferien treffen wir uns zum Kochen oder Backen, und wir gehen auch gerne ins Kino oder übernachten beieinander.

Es klingt unglaublich, aber Sabrina und ich haben uns in den sechs Jahren unserer Freundschaft noch nie gestritten. Ich wundere mich selbst darüber. Wir sind halt nicht wie andere Mädchen, die sich anzicken und ständig überzogen emotional sind. Unser Geheimrezept ist, dass wir uns Freiheiten lassen und nicht über die andere bestimmen wollen. Jede hat auch ihre eigenen Freunde, da gibt es keine Eifersucht. Sabrina hat seit zwei Jahren einen festen Freund, ich bin Single. Aber auch das hat nie zu Spannungen geführt. Wir denken einfach zu ähnlich, um uns von der anderen angegriffen oder nicht verstanden zu fühlen.

Ohne eine beste Freundin würde das Leben keinen Spaß machen. Ich will mich ständig mit Sabrina austauschen, auch wenn es nur um ganz banale Dinge geht. Neben ihrer ehrlichen Art liebe ich an meiner besten Freundin, wie zuverlässig sie ist. Ich weiß, dass ich sie nachts um drei anrufen kann. Sie ist immer für mich da. Und wenn ich ihr von Problemen erzähle, hört sie in Ruhe zu und wertet mich nicht. Bei ihr kann ich sein wie ich bin und muss mich nicht verstellen.

Ich weiß instinktiv, dass wir immer befreundet sein werden. Was soll auch zwischen uns kommen? Aber natürlich habe ich ganz tief in mir die Angst, dass unsere Freundschaft vielleicht nicht halten wird. Das wäre für mich das Schlimmste.“

Alina, 14: „Sie ist so etwas wie ein persönlicher Kümmerer“

  Alina geht in die 8. Klasse: "Wenn ich keine Zeit für Hannah habe, ist sie eingeschnappt"

„Wenn meine Eltern sich streiten, wenn ich eine schlechte Note geschrieben habe oder einfach mies drauf bin, dann kann mich niemand so gut beruhigen wie meine beste Freundin Hannah. Letztes Jahr haben wir uns zufällig auf einer Geburtstagsparty kennengelernt und gleich gemocht, vorher kannten wir uns nur vom Sehen aus der Schule. Ein paar Wochen später waren wir zehn Tage zusammen im Frankreich-Austausch. Ich hatte ziemliches Heimweh, Hannah hat mich getröstet und aufgemuntert. Diese Zeit schweißt uns noch heute zusammen.

Seit Anfang des Schuljahres sind Hannah und ich in einer Klasse. Jeden Morgen vor der Schule schreiben wir uns über What’sApp und abends sagen wir uns so ‚Gute Nacht‘. Am liebsten gehen wir zusammen bummeln oder schauen ‚Shopping Queen‘ und ‚Gossip Girls‘. Und klar reden wir auch über Jungs. Obwohl wir beste Freundinnen sind, streiten wir oft. Meistens deshalb, weil Hannah gern mehr Zeit mit mir verbringen würde. Ich kann aber nicht so oft, weil ich vier Mal die Woche Tanzunterricht habe, dann spiele ich noch Klavier, und für die Schule muss ich auch viel lernen. Wenn ich keine Zeit für sie habe, ist sie eingeschnappt und sauer. Manchmal trifft sie sich dann mit anderen Leuten. Mir tut das ein bisschen weh, weil ich mich ausgetauscht fühle. Aber dann sprechen wir uns aus, und es ist wieder okay.

Vor Hannah hatte ich eine andere beste Freundin. Aber seitdem wir nicht mehr in dieselbe Klasse gehen, haben sich unsere Wege getrennt. Mir ist es nämlich wichtig, dass ich meine beste Freundin täglich sehe und dass wir dasselbe Umfeld haben. Sonst versteht sie mich ja gar nicht, wenn ich ein Problem habe. Klar bin ich manchmal ein bisschen traurig, mit meiner alten ABF nicht mehr so viel zu tun zu haben. Aber so ist das Leben halt. Sie hat ja auch eine neue ABF.

Ich hoffe, immer eine beste Freundin zu haben. Egal ob später in der Uni oder bei der Arbeit – denn eine beste Freundin ist so etwas wie ein persönlicher Kümmerer, der für einen zuständig ist. Ohne eine ABF würde man sich auf der Welt total allein fühlen.“

Protokolle: Kira Brück

Sie können mehr von den Nachrichten auf lesen quelle

Vom Spielkameraden zum Lebensbegleiter

Hast du schönes Spielzeug? Dann bist du mein Freund. Im Kindesalter entwickeln Menschen die Fähigkeiten, die für Freundschaften wichtig sind. Sie bevorzugen bestimmte Spielkameraden und kooperieren erstmals. Dauerhafte Verbindungen entstehen dabei aber selten: Wie eine Studie zeigt, bleiben etwa vier von fünf Kindergartenfreundschaften nach der Einschulung auf der Strecke.

Erst im Grundschulalter fühlen sich Kinder Gleichaltrigen verbunden und verhalten sich ihnen gegenüber loyal. Ab neun Jahren können sie immer besser auf die Bedürfnisse ihrer Weggefährten eingehen und beginnen wenig später auch, ihnen ihre Gedanken und Gefühle anzuvertrauen. Eine wichtige halten dem Wechsel von der Grund- auf die Oberschule stand, zuvor sind Mama und Papa die besten Freunde.

Im Jugendalter werden aus Spielkameraden allmählich Vertrauenspersonen, Lebensbegleiter, Unterstützer. Diese Funktion werden sie fortan nicht mehr verlieren. „Freunde ersetzen nun sogar ein Stück weit die Eltern, lösen Mutter und Vater als erste Anlaufstelle bei Problemen ab“, sagt die Psychologin Cornelia Wrzus von der Universität Mainz.

Die turbulente Phase kommt im Erwachsenenalter

Nach der Schule oder dem Studium geht es im Freundeskreis meist turbulent weiter. Was aber genau führt dazu, dass man neue Freunde dazugewinnt oder alte verliert? Für eine Übersichtsanalyse werteten Wrzus und Kollegen die Erkenntnisse von mehr als 177.000 Menschen aus rund 30 Ländern aus.

Zahlreiche Lebensereignisse stellen demnach Freundschaften im Erwachsenenalter auf die Probe:

  • Umzug: Die Zahl der Freunde schrumpft, denn eine neue Stadt bedeutet meistens: keine Bekannten und Freunde in Sicht. Zudem bleiben die Verbindungen zu bisherigen Freunden nur teilweise erhalten, abhängig davon, wie weit entfernt sie leben. Laut den Autoren ist die Mobilität sogar schuld daran, dass Menschen heute deutlich weniger Freunde haben als Generationen zuvor. Um die Jahrtausendwende zählten die Studienteilnehmer im Durchschnitt 3,5 Freunde weniger auf als Probanden in Untersuchungen 20 Jahre zuvor.
  • Heirat: Die Zahl der Freunde nimmt durch den neu hinzugewonnenen Freundeskreis des Ehepartners zu – auch wenn hier ebenfalls nochmal selektiert wird.
  • Elternschaft: Freundschaften werden weniger, da sich die Eltern mehr auf das Kind konzentrieren, aber auch weil sich die eigenen Interessen nun weniger mit denen von kinderlosen Freunden überschneiden.
  • Neuer Job/Berufsstart: Im ersten oder im neuen Job schwillt das soziale Netzwerk an. Die Kollegen teilen Interessen und gehören der gleichen sozialen Schicht an. Die Voraussetzungen dafür, dass Arbeitsbeziehungen in Freundschaften münden, sind daher gut.
  • Scheidung: Die Trennung vom Partner gleicht oftmals auch einer Trennung von dessen Freundes- und Familienkreis. Zudem ziehen sich viele nach einer Trennung zurück und treffen nur besonders enge Freunde.
  • Tod eines Familienmitglieds/Tod des Partners: Wie bei einer Scheidung brechen hier oft viele Verbindungen ab, die Betroffenen beschränken ihre Kontakte in die Außenwelt für eine Weile. Manche Freundschaften überstehen das nicht.

Eine weitere Erkenntnis der Studie: Obwohl wir ein Leben lang immer wieder neue Menschen kennenlernen und damit auch zusätzliche Freunde gewinnen könnten, schrumpft mit den Jahren der Freundeskreis. Während im Jugendalter das Netzwerk noch wächst, setzt bereits im jungen Erwachsenenalter der erste Schwund ein.

Ab durchschnittlich 24,6 Jahren verlieren Menschen Freundschaften. Ab Anfang 30 wird das Netzwerk im Schnitt alle fünf Jahre um einen Freund ärmer. Übrig bleiben im Alter nur noch wirklich nahestehende Menschen, oftmals sind das Familienangehörige oder sehr enge Freunde.

„Was man an Quantität verliert, gewinnt man jedoch an Qualität dazu“, sagt der Freundschaftsforscher Franz J. Neyer, der ebenfalls an der Studie beteiligt war. Ebenso wie die Zahl der Freunde zurückgehe, nehme die emotionale Intensität der freundschaftlichen Beziehungen zu. „Wir brauchen im Leben eben nur ungefähr eine Handvoll bis zehn enge Freunde. Die sind uns wirklich wichtig, die treffen wir regelmäßig, mit denen verbinden wir Geschichten. Manchmal ein Leben lang.“

Sie können mehr von den Nachrichten auf lesen quelle

Verkehrsunfälle sind die größte Gefahr für Jugendliche

Genf – Die größte Gefahr droht Heranwachsenden auf dem Weg zur Schule, zum Ausbildungsplatz oder auf dem Heimweg: Verkehrsunfälle sind die häufigste Todesursache für 10- bis 19-Jährige weltweit, berichtet die Weltgesundheitsorganisation WHO. In einem am Mittwoch HIV-Infektionen beziehungsweise die Immunschwächekrankheit Aids (siehe Tabelle).

„Die Welt hat sich zu wenig um die Gesundheit von Jugendlichen gekümmert“, sagt Flavia Bustreo, Leiterin der Sektion für Familien-, Frauen- und Kindergesundheit. Sie hofft, dass der nun vorliegende Report als Basis dient, den Schutz der Gesundheit von Heranwachsenden weltweit schnell zu verbessern.

Verkehrsunfälle sind laut dem Bericht nicht nur die häufigste Todesursache, sie sind auch die zweithäufigste Ursache für physische oder psychische Einschränkungen von 10- bis 19-Jährigen. Das Problem betrifft den männlichen Nachwuchs besonders stark: In Folge von Unfällen sterben dreimal mehr Jungen als Mädchen, schreibt die WHO. Die Schutzmaßnahmen, die die Organisation aufführt, sind im Prinzip alle bekannt: Dazu zählen Geschwindigkeitsbeschränkungen, Promillegrenzen für Fahrer und nur für Fußgänger zugängliche Zonen in Schulnähe.

Auf psychische Probleme eingehen

Insgesamt sind laut WHO 1,2 Milliarden Menschen zwischen 10 und 19 Jahre alt. Probleme und Gefahren in dieser Altersgruppe – darunter neben Alkoholmissbrauch auch mangelnde Fitness und Übergewicht durch falsche Ernährung – hätten zerstörerischere Folgen für ihre Gesundheit als für die Erwachsener, warnt die WHO-Wissenschaftlerin Jane Ferguson. Weniger als ein Viertel der Jugendlichen bewege sich ausreichend, und in manchen Ländern sei jeder dritte Heranwachsende übergewichtig.

Deutlich mehr als bisher müsse in vielen Ländern gegen der weltweit dritthäufigsten Todesursache bei Jugendlichen. „Einige Studien zeigen, dass es bei der Hälfte aller Menschen mit psychischen Problemen die ersten Symptome bereits im Alter von etwa 14 Jahren gab“, heißt es in dem WHO-Bericht.

Auch Gewalt unter Jugendlichen führt laut WHO häufig zum Tod – nach Atemwegsinfektionen steht sie an fünfter Stelle der Ursachenliste. Zudem sterben noch immer viele Mädchen zwischen 15 und 19 Jahren im Zusammenhang mit Komplikationen während der Schwangerschaft oder der Geburt. Rund elf Prozent der Gebärenden weltweit seien in diesem Alter. Hier sei es aber in den vergangenen Jahren besonders in Asien und Afrika gelungen, die Sterblichkeit deutlich zu senken.

Es gibt beim Schutz der Heranwachsenden weitere Erfolge zu verbuchen, beispielsweise durch Impfungen. 2012 starben 90 Prozent weniger Heranwachsende in Afrika an Masern-Komplikationen als im Jahr 2000, so die WHO.

Sie können mehr von den Nachrichten auf lesen quelle

Die Mär vom kriminellen Ausländer

Berlin – Zur Europawahl hingen die Plakate wieder an Bäumen und Laternen, auf denen rechtsextreme Parteien gegen „kriminelle Ausländer“ hetzen. Doch nicht nur weit rechts der Mitte gibt es die Klischees vom Straftäter mit „südländischem Aussehen“, wie er in Polizeiberichten oft vorkommt. Viele Deutsche glauben, dass „Menschen ausländischer Herkunft häufiger Straftaten begehen als Menschen ohne Migrationshintergrund“, so der Kriminalwissenschaftler Christian Walburg von der Universität Münster.

Allerdings stützen die Statistiken und Untersuchungen der letzten Jahre solche Vorurteile nicht, wie ein neues Gutachten zeigt, das Walburg im Auftrag des Mediendienstes hier als PDF zu finden.

Walburg hat dafür Dutzende Studien aufgearbeitet und verglichen. Sein Papier wirft ein Schlaglicht auf den Forschungsstand zur Jugendkriminalität. Es zeigt sich: Allgemeingültige Aussagen über die Verbrechensbereitschaft von Jugendlichen, ob mit oder ohne Migrationshintergrund, sind kaum zu treffen. Die Daten widersprechen sich zum Teil. Das Gutachten arbeitet aber einige Punkte heraus:

  • Die offiziellen Statistiken lassen die Aussage nicht zu, dass Jugendliche mit Migrationshintergrund eher zur Kriminalität neigen als andere. Allerdings werden Jugendliche aus Zuwandererfamilien in strittigen Situationen offenbar häufiger angezeigt. Sie unterliegen demnach einem „erhöhten Kriminalisierungsrisiko“.
  • Größere Aussagekraft als die Zahlen aus der Polizeistatistik haben Walburg zufolge repräsentative Befragungsstudien. Sie kommen zu dem Schluss, dass sich Jugendliche mit und ohne Migrationshintergrund bei Kleinkriminalität wie Sachbeschädigung und Diebstahl fast gar nicht unterscheiden.
  • Etwas anders sieht es bei Gewalttaten aus: Zwar berichten Jugendliche mit Migrationshintergrund in vielen Studien häufiger von solchen Delikten; auch stammen vergleichsweise viele Wiederholungstäter aus Zuwandererfamilien. Jedoch deuten neuere Studien darauf hin, dass die Unterschiede mit jeder Einwanderergeneration schrumpfen.
  • Ein Zusammenhang zwischen Religion oder Ethnie und Gewaltbereitschaft lässt sich durch keine Studie belegen. Speziell für junge Muslime zeige sich, dass ihre religiösen Bindungen „nicht mit signifikant vermehrter Gewaltausübung einhergehen“.
  • Auch zeigt sich, dass Bildung die Unterschiede bei der Gewaltbereitschaft einebnet. Anders herum gesagt: Wer schlecht gefördert wird, schlägt eher zu, unabhängig von der Herkunft.
  • Das Gutachten attestiert bestimmten Jugendlichen mit Migrationshintergrund ein „weniger risikoreiches Freizeitverhalten“: So würden beispielsweise türkischstämmige Jugendliche aus religiösen Gründen seltener Alkohol trinken.

Studienautor Walburg warnt deshalb vor „Pauschalisierung“ und „Fehlschlüssen“. In seinem Papier heißt es: „Kaum etwas ist so sehr geeignet, andere abzuwerten, wie die Kategorisierung als ‚Kriminelle‘.“

Sie können mehr von den Nachrichten auf lesen quelle

Wir Scheibenwischer

Immer wieder aufs Neue sind Eltern überrascht, wie selbstverständlich ihre Kinder schon in jungen Jahren auf Smartphones herumwischen. Wie sie ein Tablet bedienen können, ohne dass es ihnen jemand erklärt hat. Wie normal die Technik für sie ist. Kinder und Jugendliche verstehen mehr von Programmen und Geräten als die Erwachsenen, so der Eindruck.

Eine neue Studie aus Großbritannien zeigt jetzt: Es ist mehr als ein Eindruck. Der durchschnittliche Sechsjährige kennt sich mit digitaler Technologie besser aus als ein typischer 45-Jähriger, zu diesem Schluss kommt die britische Medienaufsichtsbehörde Office of Communications (Ofcom). Sie ließ für den der „Guardian“.

Hier die wichtigsten Ergebnisse im Überblick:

  • Wer nach dem Jahrtausendwechsel geboren ist, hat ein vollkommen anderes Kommunikationsverhalten entwickelt als frühere Generationen und nutzt Medien anders.
  • Das Telefon nutzen Kinder und Jugendliche immer seltener zum Telefonieren. Mehr als 90 Prozent der Zeit, die sie das Gerät nutzen, verbringen sie damit, SMS zu schreiben, Fotos und Videos zu verschicken, zu chatten und „Likes“ in sozialen Netzwerken zu verteilen. Die Autoren der Studie formulieren es sehr zugespitzt so: „Die Millenniumsgeneration verliert ihre Stimme.“
  • E-Mails werden immer unwichtiger. Während Erwachsene ihre „Gadgettime“ zu gut einem Drittel mit E-Mails verbringen, machen das bei den Kindern nur zwei Prozent.
  • Kinder und Jugendliche sehen anders fern als Erwachsene – und insgesamt wird weniger ferngesehen. Zum ersten Mal seit fünf Jahren ist die durchschnittliche tägliche TV-Zeit gesunken, wenn auch nur um zehn Minuten auf 3 Stunden und 52 Minuten. Die Jugend entscheidet sich häufiger dafür, Filme und Serien zu streamen, und macht sich so unabhängig vom Fernsehprogramm.
  • Nicht nur Teenager, auch Erwachsene verbringen mehr Zeit mit Medienkonsum und Kommunikationstechnik als sie schlafen, nämlich 8 Stunden und 41 Minuten. Der Brite schläft im Durchschnitt lediglich 8 Stunden und 21 Minuten.

Viele Ergebnisse beruhen auf Selbsteinschätzungen der Befragten, auf ihren Kenntnissen und ihrem Selbstvertrauen, was den Umgang mit digitaler Technik angeht. Die Studienautoren haben aus den Angaben einen „Digitalquotienten“ (DQ) errechnet, der im Schnitt bei 100 liegt. Sechs- und Siebenjährige sind (oder fühlen sich) mit einem DQ von 98 kompetenter als 45- bis 49-Jährige mit einem DQ von 96. Den meisten technischen Sachverstand haben demnach die 14- und 15-Jährigen mit einem DQ von 113.

Zur Erklärung führen die Autoren unter anderem an, dass Kinder und Jugendliche mit Breitband-Internetanschlüssen aufwachsen und dauernd mit der Technik zu tun haben.

Sie können mehr von den Nachrichten auf lesen quelle

Total angepasst – wie gewünscht

Überall wird auf die Generation Y eingeprügelt, die gerade von den Unis auf den Arbeitsmarkt kommt: zu angepasst, zu brav, zu pragmatisch, kein Interesse an Diskussionen und Auseinandersetzungen. Das umstrittene Buch „Warum unsere Studenten so angepasst sind“ von der Journalistin und Dozentin Christiane Florin bringt die Vorwürfe auf den Punkt. Eine pragmatische Generation, so sagt sie, die sich nur noch für Credit Points und Scheine interessiert. Florin scheint verzweifelt.

Auch viele Personalmanager sind von den jungen Bewerbern und Mitarbeitern enttäuscht, zumindest von den Bachelor-Absolventen. Es mangele ihnen an Eigeninitiative, an Analysefähigkeit, schlicht am gesunden Menschenverstand, sagen sie. Unterm Strich: Die Bachelors sind nicht fit für den Arbeitsmarkt.

Wundern darf das eigentlich niemanden. Man hat den Studierenden mit der Bologna-Reform ein verschultes System aufgezwungen, das ihnen die Freiheit genommen hat. Bis zum Bachelor-Abschluss dominiert das Auswendiglernen und das Hecheln von Klausur zu Klausur. Die Studierenden werden zu Arbeitsmaschinen gedrillt, zum punktgenauen Abliefern. Nach der Prüfung ist das gepaukte Wissen schnell vergessen. Der nächste Test wartet schon.

Die Studenten spielen das Spiel mit. Sie wären dumm, wenn sie es nicht täten. Sie haben kapiert, was genau belohnt wird. Nämlich nicht das Ausprobieren, das Scheitern, das Erfahrungsammeln. Sondern schnelles Studieren und gute Noten. Die Zulassung zu vielen Master-Studiengängen gibt es nur, wenn man einen besseren NC hat als andere. Und natürlich haben die meisten das Abschlussziel Master. Denn kaum einer nimmt den Bachelor-Abschluss ernst: die Studierenden nicht, die Unternehmen nicht und die Hochschulen nicht.

Unangepasstheit wird nicht belohnt

Manche wirtschaftswissenschaftliche Fakultäten verlangen von Master-Bewerbern einen speziellen Test, den sogenannten GMAT. Damit zeigt man das eigene Misstrauen gegenüber dem Bachelor. Angeblich dient der Test der besseren Vergleichbarkeit. Aber war die nicht genau eines der zentralen Anliegen der Bologna-Reform? Der Test belohnt keine besondere Persönlichkeit, keine Unangepasstheit, sondern vor allem diejenigen, die sich am besten darauf vorbereitet haben.

In Bewerbungsprozessen ist es genauso schwierig, mit Persönlichkeit zu punkten. Das wissen die Studierenden ganz genau. Die Unangepassten, die Quereinsteiger, diejenigen, die vielfältige Erfahrungen gemacht haben, aber vielleicht schon etwas älter sind, haben bei Bewerbungen das Nachsehen. In Ausschreibungen wird eben nach Prädikatsexamen und überdurchschnittlichen Abschlüssen gefragt. Die Noten müssen super sein, der Lebenslauf lückenlos, und das Praktikum sollte bei einer Top-Adresse absolviert worden sein. Daran erkennt man einen High-Potential-Bewerber.

Arbeitgeber erwarten von den Unis fertige Mitarbeiter

Zielstrebigkeit ist das A und O – am besten, man kann sie schon ab dem Teenageralter belegen. Start-up gegründet? Dann aber bitte neben dem Studium und hoffentlich erfolgreich. Auslandserfahrung? Super, aber bitte kein Work and Travel oder Erfahrungen aus der Arbeit in einem Kibbuz. Wirkliches Ausprobieren? Fehlanzeige.

Auffällig ist, dass die Erwartungen an die junge Generation enorm geworden sind. Wenige Arbeitgeber weichen davon ab. Sie wollen fertige Mitarbeiter von den Unis geliefert bekommen und sind nicht bereit, sie wirklich anzulernen. Keine Zeit mehr. Dabei wäre es beispielsweise sinnvoll, noch mehr Trainee-Programme anzubieten und diese nicht nur für stromlinienförmige Kandidaten zu öffnen. Trainee-Programme für Ältere oder Quereinsteiger sind immer noch eine absolute Ausnahme.

Deutschland wird seine Wettbewerbsfähigkeit nicht allein mit Prädikatsexamen erhalten, sondern mit kreativen Köpfen, die den Willen haben, Risiken einzugehen. Mehr und mehr werden Leute gefragt sein, die sich selbstständig in neue Themen einarbeiten und nicht nur auf Anweisung handeln; die komplexe Sachverhalte analysieren und vernetzt denken. Die Wirtschaft braucht Absolventen mit Persönlichkeit, die fähig sind zur Selbstreflexion, und die in der Lage sind, schnell zu lernen. Doch Persönlichkeit ist eine Frage von Zeit – und der Freiheit, sie zu entwickeln.

Dazu müssen die Studierenden ermutigt und die richtigen Strukturen geschaffen werden. Im Moment haben sie verdammt große Angst, das Falsche zu tun. Das sollte man ihnen nicht vorwerfen. Schon gar nicht, wenn man selbst in einer Zeit groß geworden ist, in der jeder Akademiker einen sicheren Job mit Tarifvertrag bekommen hat, wenn er nur seinen Namen richtig schreiben konnte. Die Zeiten sind unsicherer geworden. Darüber täuscht eine niedrige Arbeitslosenquote bei den Akademikern nicht hinweg.

Christiane Florin schimpft in ihrem Essay über eine Generation, die den Diskurs öde findet und vorgefertigte Stundenpläne haben will. Wo ist da eigentlich der Ehrgeiz geblieben, die Studierenden zum eigenständigen Denken anzuregen, sie für Themen zu begeistern? Die Lehrenden sollten sie unterstützen, freiheitsliebende Menschen zu werden, damit sie die nötige Lebenskompetenz erwerben. Es lohnt sich, den Studierenden die nötige Zeit zu geben.

Sie können mehr von den Nachrichten auf lesen quelle

Sicherheit schlägt Einkommen

Sie kommen bestens ausgebildet von der Uni, stehen in den Startlöchern für einen Topjob – vor ihnen liegt eine steile Karriere. Und dann biegen sie einfach in eine andere Richtung ab. Warum – why – fragt sich angeblich die Generation Y, soll sie nach Dienstwagen und Gehaltsbonus streben, wenn das private Glück dabei auf der Strecke bleibt?

Also nichts wie raus aus dem Hamsterrad und auf zur Sinnsuche und Work-Life-Balance, so beschreiben der renommierte Soziologe Klaus Hurrelmann und auch andere Experten die Generation der heutigen Berufsanfänger.

Offenbar ist die Generation der 20- bis 30-Jährigen aber deutlich leistungsbereiter als bisher angenommen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Umfrage, die dem KarriereSPIEGEL exklusiv vorliegt. Demnach achten nur etwa 21 Prozent der Generation Y in Deutschland in Karrierefragen primär auf die innere Zufriedenheit. „Die Generation Y ist in ihrer Mehrzahl leistungswillig und sehr zielstrebig“, sagt Roman Diehl, Auftraggeber der Analyse.

Für die Untersuchung hat ein Marktforschungsinstitut im Auftrag der Unternehmensberatung Consulting Cum Laude 1000 Vertreter der 18- bis 32-Jährigen aus den Fachrichtungen Naturwissenschaften, Ingenieurswesen, Betriebs- und Volkswirtschaft, Informatik, Jura, Soziologie und Psychologie befragt – davon ein Drittel Studenten, ein Drittel Absolventen und ein Drittel junge Berufseinsteiger.

Überraschung Öffentlicher Dienst

Die Autoren haben verschiedene Typen aus ihren Daten ermittelt. Mit 30 Prozent setzt die größte Gruppe dabei auf traditionelle Werte. Ihr Antrieb ist der Aufbau einer soliden Lebensgrundlage – und die Suche nach Sicherheit. 25 Prozent der befragten Berufsstarter seien dagegen stark vom Wettbewerbsgedanken angetrieben. Sie wollen genauso gut oder besser sein als Bezugspersonen in ihrem Umfeld, reagieren auf Leistungsdruck positiv. Ihnen ist hohe Anerkennung wichtig.

Nur 21 Prozent geben die typischen Werte der Generation Y an: Sie legen in erster Linie darauf Wert, sich wohl zu fühlen. Eine klare Zukunftsvision haben sie dabei nicht, ihnen ist Selbstständigkeit, Mobilität und Veränderung wichtig.

Eine Überraschung ergibt sich auch bei der Frage nach den beliebtesten Arbeitgebern: Demnach rangiert ein sicherer Job im Öffentlichen Dienst (33 Prozent) an erster Stelle – es folgen mittelständische Unternehmen (32 Prozent) sowie Industrieunternehmen (28 Prozent). Auf den letzten Plätzen befinden sich Unternehmensberatungen (12 Prozent), Handels- und Dienstleistungsunternehmen (9 Prozent) sowie Banken und Versicherungen (8 Prozent).

„Unternehmen verspielen das Potenzial der Generation Y“

Die Generation der 20- bis 30-Jährigen sei durchaus an einer langfristigen Bindung an Unternehmen interessiert, glauben die Studienautoren. Unter den wichtigsten Faktoren, die ein attraktives Unternehmen ausmacht, steht ein gutes Arbeitsklima an erster Stelle – die wichtigsten Kriterien dabei sind Fairness (70 Prozent), Wertschätzung (52 Prozent), Vertrauen (34 Prozent).

Untersuchungen zur Motivation der heutigen Berufsanfänger verfolgen auch wirtschaftliche Interessen. Weil Unternehmen angesichts von geburtenschwachen Jahrgängen dringend gut ausgebildete Fachkräfte suchen, wollen sie wissen, wie die Generation Y tickt. „Entgegen der Vorurteile über die Generation Y brauchen Unternehmen nicht zu fürchten, dass ihnen die ambitionierten Nachwuchskräfte ausgehen werden“, sagt Diehl. „Aber viele Unternehmen müssen grundlegend an ihrer Unternehmenskultur arbeiten. Ohne einen partizipativen Führungsstil und ein wertschätzendes, offenes Betriebsklima verspielen Unternehmen das Potenzial der Generation Y und werden sich im Wettbewerb um die besonders begehrten Fachkräfte nicht durchsetzen können.“

Sie können mehr von den Nachrichten auf lesen quelle

US-Studie warnt vor einem „dauerhaften Dritte-Welt-Amerika“

Washington – In den USA sind fast 2,5 Millionen Kinder obdachlos. Die Zahl der Minderjährigen ohne eigene Wohnung ist damit so hoch wie nie zuvor, wie aus einem Bericht des National Center on Family Homelessness hervorgeht. Gründe dafür sind demnach die hohe Armutsquote, zu wenig bezahlbarer Wohnraum und die Folgen der Weltwirtschaftskrise. Weitere Faktoren seien die Herkunft der Kinder sowie alleinerziehender Mütter oder Väter.

„Ohne entschlossenes Handeln und die Bereitstellung ausreichender Mittel wird die Nation daran scheitern, das Regierungsziel von einem Ende der Familien-Obdachlosigkeit bis 2020 zu erreichen“, schreiben die Autoren der Studie. Sie warnen vor einem „dauerhaften Dritte-Welt-Amerika“.

Statistisch gesehen hat der Untersuchung zufolge jedes 30. Kind in den Vereinigten Staaten im vergangenen Jahr kein Zuhause gehabt. Landesweit sei die Zahl der Betroffenen im Vergleich zum Vorjahr um acht Prozentpunkte gestiegen, heißt es zudem.

Für den Bericht wurde ein Gesamtranking erstellt. Darin floss ein, wie hoch die Kinder-Obdachlosigkeit ist, wie hoch das Risiko dafür ist, wie entschieden die Staaten dagegen angehen und wie hoch das Wohlbefinden für Kinder insgesamt ist.

In diesem Ranking aller 50 Bundesstaaten schneiden Minnesota und Nebraska im Norden des Landes und Massachusetts an der Ostküste am besten ab. Vergleichsweise ernst ist die Lage dagegen in den Südstaaten Kalifornien. Besonders für kleine Kinder kann Obdachlosigkeit verheerende Folgen haben und deren Lernverhalten sowie die geistigen und sozialen Fähigkeiten massiv beeinträchtigen, warnen die Autoren.

Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version dieses Artikels hieß es, im Ranking hätten Minnesota, Nebraska und Massachusetts am schlechtesten abgeschnitten. Tatsächlich ist es genau umgekehrt. Diese Staaten schnitten in der Gesamtbetrachtung am besten ab.
Wir bitten den Fehler zu entschuldigen.

Sie können mehr von den Nachrichten auf lesen quelle

Junge Deutsche sind optimistischer als andere Europäer

Werde ich einen guten Job haben? Werde ich überhaupt einen Job haben? Werde ich ein Leben ohne finanzielle Sorgen führen können? Fast alle jungen Menschen stellen sich diese Fragen. Wer noch zur Schule geht, eine Ausbildung macht, studiert oder sich mit Nebenjobs über Wasser hält, kann zwar Wege ebnen – doch Garantien oder Vorhersagen gibt es nicht.

Was Sozialwissenschaftler jedoch zu messen versuchen, ist ein kollektives Grundgefühl: Blickt eine Generation gelassen und zuversichtlich in die Zukunft oder hat sie Angst? Soziologen wissen, dass dieses – häufig diffuse – Grundgefühl Entscheidungen beeinflussen kann; ob jemand etwas riskiert oder eher auf die sichere Variante setzt zum Beispiel. Beeinflusst wird der Blick junger Menschen auf die Zukunft offenbar stark von den wirtschaftlichen Bedingungen in ihrem Heimatland.

Das zeigen die Ergebnisse einer Studie unter 6000 Menschen zwischen 18 und 30 Jahren in den sechs europäischen Ländern Deutschland, Großbritannien, Italien, Niederlande, Spanien und der Tschechischen Republik. Das Meinungsforschungsinstitut YouGov hat die Umfrage „Talking about a Revolution: Europe’s Young Generation on Their Opportunities in a Digitised World“ im Auftrag des Vodafone Instituts für Gesellschaft und Kommunikation durchgeführt. Panelumfragen wie diese sind nach wissenschaftlichen Kriterien nicht repräsentativ, die Befragten werden nicht zufällig ausgewählt, und ihre Teilnahme wird honoriert.

Der Umfrage zufolge blicken junge Deutsche optimistischer in die Zukunft als ihre Altersgenossen in den Vergleichsländern: So gehen 43 Prozent der befragten Deutschen davon aus, dass sie in Bezug auf ihr Einkommenund ihren Lebensstandard ein besseres Leben als die Generation ihrer Eltern haben werden.

Dass nicht einmal jeder Zweite so denkt, dürfte Gesellschaftsforschern und Politikern Sorgen bereiten – andererseits sieht es in Spanien und Italien im Vergleich noch düsterer aus: Dort sind nur 29 beziehungsweise 23 Prozent der 18- bis 30-Jährigen zuversichtlich. In Großbritannien sind 33 Prozent optimistisch, in der Tschechischen Republik 39 Prozent und in Dänemark 42 Prozent. Die Ergebnisse decken sich mit der Annahme, dass sich die wirtschaftliche Lage auf die Einstellung auswirkt: In den von der Millionen Jugendliche ohne Arbeitsplatz.

Diese Einstellungen spiegeln sich auch in den Antworten auf die Frage nach den angenommenen Jobaussichten nach dem Studium
wider: In Deutschland sind 73 Prozent der Meinung, dass sie nach ihrer Ausbildung oder ihrem Studium einen Job in ihrem Bereich finden werden – so viele wie in keinem anderen der untersuchten Länder. In Bezug auf alle Lebensbereiche sind die jungen Dänen am hoffnungsfrohsten: 71 Prozent bewerten ihre Zukunft insgesamt positiv, in Deutschland sind es 66 Prozent, Schlusslichter bilden erneut Spanien mit 49 Prozent und Italien mit lediglich 41 Prozent.

Weitere Ergebnisse im Überblick:

  • Junge Spanier und Italiener können sich mehr als andere vorstellen, ein eigenes Unternehmen zu gründen oder in einer frisch gegründeten Firma zu arbeiten. Als einen wichtigen Grund nannten sie die schwierige Arbeitsmarktsituation – in diesem Fall sorgt Angst für eine höhere Risikobereitschaft oder das Gefühl, dass es ohnehin nichts mehr zu verlieren gibt. Junge Deutsche haben weniger Lust, sich selbstständig zu machen, sie fürchten vor allem zu viel Arbeit (46 Prozent) und eine gestörte Work-Life-Balance (43 Prozent).
  • Für mehr als die Hälfte der berufstätigen jungen Deutschen zwischen 18 und 30 Jahren war der Hauptgrund dafür, dass sie ihren aktuellen Job gewählt haben, das Interesse an der Tätigkeit (56 Prozent) – für nur 33 Prozent war die Bezahlung der Hauptgrund. Dieser Punkt wurde übrigens auch in den Krisenländern Spanien und Italien am häufigsten genannt.

Umfrage unter 18- bis 30-Jährigen: Gründe für die Wahl des aktuellen Jobs (Dreifachnennung erwünscht)

  • Auslandserfahrung hat ungefähr jeder fünfte junge Erwachsene, mit 17 Prozent haben die Dänen am seltensten und mit 25 Prozent die Deutschen am häufigsten schon mal im Ausland gelebt. Allerdings: Nur 1,3 Prozent der Befragten sind bisher wegen eines Jobs ins Ausland gegangen. Der Aussage „Ich plane, ins Ausland zu gehen, weil dort die Jobchancen besser sind“ stimmen insbesondere junge Italiener (61 Prozent), Spanier (58 Prozent) und Tschechen (42 Prozent) zu. Nur 27 Prozent der befragten jungen Deutschen ziehen einen Umzug ins Ausland aus diesen Gründen in Erwägung.

  • 83 Prozent der deutschen Befragten sagen, dass digitale Technologien ein wichtiger Bestandteil ihres Lebens sind. Doch ungefähr jeder Dritte sieht darin auch Gefahren: 76 Prozent fürchten ein steigendes Stresslevel durch die zunehmende Digitalisierung, 74 Prozent haben Angst vor der Verletzung ihrer Privatsphäre. Die wenigsten jungen Menschen in den sechs befragten Ländern gehen davon aus, dass die Digitalisierung Jobs schafft, vielmehr sehen einige von ihnen durch diesen Prozess Arbeitsplätze bedroht.

Sie können mehr von den Nachrichten auf lesen quelle

background