Kategorie -Studien für junge Leute

Drei junge Menschen sterben pro Tag durch Unfälle oder Gewalt

Wiesbaden – Täglich sterben in Deutschland drei Kinder und Jugendliche bei Unfällen, weil ihnen Gewalt angetan wird oder sie sich umbringen. Das geht aus einer Studie des Statistischen Bundesamtes in Wiesbaden hervor. Demnach kamen im Jahr 2009 1076 Jungen und Mädchen im Alter unter 20 Jahren ums Leben. Aktuellere Daten liegen noch nicht vor. „Unfälle, Gewalt, aber auch Suizid zählen somit zu den häufigsten Todesursachen bei Kindern und Jugendlichen“, heißt es in der Studie. Allerdings nimmt die Zahl der Todesfälle seit Jahren in allen Altersstufen ab.

Für die Studie wurde die amtliche Statistik zum Verletzungsgeschehen ausgewertet. So mussten 2009 etwa 199.000 Kinder unter 15 Jahren wegen einer Verletzung oder Vergiftung in einem Krankenhaus behandelt werden. Bei den Jugendlichen (15 bis 19 Jahre) waren es 88.000, teilte das Bundesamt weiter mit. Dies entspreche täglich 786 Kindern und Jugendlichen, die in die Klinik müssen.

Der Bericht benennt typische Muster für Unfälle und andere Ereignisse. Demnach besteht bei Säuglingen ein hohes Risiko für schwere oder sogar tödliche Verletzungen durch Unfälle im häuslichen Bereich sowie Gewalt. Etwa Dreiviertel aller wegen Verbrennungen behandelter junger Menschen waren Kleinkinder unter fünf Jahren.

Jungen gefährdeter als Mädchen

„Zwei von drei betroffenen Kleinkindern haben sich verbrannt, weil sie in eine heiße Flüssigkeit wie Tee oder Kaffee gegriffen haben“, sagte die Fachärztin Gabriele Ellsäßer vom Brandenburger Landesgesundheitsamt. „Viele Eltern können sich kaum vorstellen, wie schwer sich ein Kind an heißem Tee verletzen kann.“ Ein besonderes Risiko seien zudem Bügeleisen und Herdplatten sowie Wasserkocher, die umkippen oder von Kindern heruntergezogen werden können.

Säuglinge sind nach Angaben Ellsäßers auch besonders gefährdet, bei einer Gewalttat ums Leben zu kommen. Zwischen den Jahren 2000 und 2009 stand jeder dritte Todesfall eines Babys im Zusammenhang mit Gewalt. Diese Rate bleibt dem Bericht zufolge auf hohem Niveau.

Jugendliche setzen sich im Straßenverkehr dem höchsten Sterberisiko aus. Als zweithäufigste Todesursache folgen Suizide, betroffen sind dort vor allem Jungen. In der Altersgruppe zwischen 15 und 19 Jahren brachten sich insgesamt 194 Jugendliche selbst um, 21 weitere begingen vor ihrem 15. Geburtstag Suizid.

Abgesehen vom ersten Lebensjahr verletzen sich oder sterben Jungen häufiger als Mädchen, am stärksten fällt dieser Unterschied bei Jugendlichen auf, sagt Fachärztin Ellsäßer.

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Perfekte Dürre

Grazil laufen die Mädchen über den Catwalk, keine Delle ist an den Oberschenkeln auszumachen, kein überflüssiges Schwabbel-Pfündchen sitzt an den Hüften: Zum siebten Mal sucht Germany’s Next Topmodel“ (GNTM). Schon jetzt dürfte aber feststehen: Mädchen mit Makeln haben keine Chance, Normalgewicht ist Rausschmiss-Faktor.

Doch die etablierte Klum-Show bekommt Konkurrenz: Ab Dienstag gehen auch Eva Padberg und Karolina Kurkova für Beim offenen Casting in Hürth wurde schon ein Mädchen mit Kleidergröße 36 wieder nach Hause geschickt – weil sie auf den internationalen Laufstegen wohl keine Chance hätte, urteilte die Jury.

Ein fatales Zeichen an die jungen Mädchen vor dem Fernseher. Die nehmen sich die Modelsuche offenbar stärker zum Vorbild als wünschenswert wäre: „Dann denk‘ ich mir meistens, warum ich nicht so dünn bin“, beschreibt etwa ein 15-jähriges Mädchen seine Gefühle während der ProSieben-Sendung. Ein elfjähriges Mädchen sagt, dass es seinen Bauch und seine Beine zu dick finde, seitdem es die Show mit Heidi Klum sehe – schließlich müssten Topmodels ja schlank sein.

Andere finden nicht nur vermeintliche Fehler an sich, sondern wollen diese auch gleich ausmerzen: „Alle, die da sind, haben so eine tolle Figur, das gibt mir Anreize, abzunehmen“, sagt beispielsweise eine 14 Jahre alte GNTM-Seherin. „Alle wollen Modelmaße“, bringt es eine 13-Jährige auf den Punkt.

Bauch, Beine, Po – eine einzige Problemzone

Die Schilderungen der Mädchen sind Teil der Studie „Castingshows und ihre Bedeutung für Kinder und Jugendliche“, die vom Internationalen Zentralinstitut für das Jugend- und Bildungsfernsehen (IZI) des Bayerischen Rundfunks in Auftrag gegeben wurde. Knapp 1200 Kinder und Jugendliche zwischen neun und 21 Jahren wurden dafür im Sommer 2009 persönlich und schriftlich, qualitativ und standardisiert befragt.

Die These vom „schlechten Einfluss“ von Model-Sendungen auf das Selbstbild der jungen Zielgruppe ist freilich nicht neu – doch bieten die Befunde der Autorinnen Maya Götze und Johanna Gather nun zum ersten Mal eine handfeste Diskussionsgrundlage. Die ist im Januar zusammen mit weiteren Untersuchungen im Band „Auf Augenhöhe? Rezeption von Castingshows und Coachingsendungen“ erschienen, das von Daniel Hajok, Olaf Selg und Achim Hackenberg herausgegeben wird.

Viele der Befragten beschrieben darin Gefühle gegenüber den Model-Anwärterinnen, die zwischen Bewunderung und Neid schwanken. Zudem veranlasse der GNTM-Konsum die Jugendlichen dazu, weniger zu essen und mehr Sport zu treiben. Doch nicht nur die älteren Jugendlichen stellen ihren eigenen Körper den medial vermittelten kritisch prüfend gegenüber. „Bereits in der 5. Klasse formulieren Mädchen den Wunsch, ähnliche Körper wie die der gezeigten Models zu haben“, heißt es in der Studie.

Bei den Probanden zeige sich vor allem ein Hang zur Professionalisierung des Körpers, sagt die Wissenschaftlerin Götz. Eine austrainierte Seitenlinie, schmeichelndes Licht und eine vorteilhafte Pose sind demnach für die Jugendlichen fast schon ein „Muss“ bei der Selbstinszenierung. Diese kritische Haltung zum eigenen Körper deckt sich mit den Ergebnissen der „Dr.-Sommer-Studie“ von 2009. Obwohl rund 80 Prozent der Mädchen normalgewichtig sind, ist über die Hälfte mit ihrem Aussehen, vor allem ihrem Gewicht, nicht zufrieden. Besondere Steigerungen finden sich beim Wunsch, noch schlanker werden zu wollen und beim Traum von einem „flachen Bauch“ sowie von Veränderungen an Beinen und Gesicht.

Model-Wahn bald im Doppelpack

Nun ist die Klum-Show beileibe nicht das einzige mediale Produkt, das Modelmaße als besonders erstrebenswert inszeniert. Doch gerade die GNTM-Zuschauer neigen laut Studie häufiger zur Idealisierung der professionell inszenierten Size-Zero-Frau als Jugendliche, die speziell diese Sendung nicht sehen. So wurden den Jugendlichen Fotos von verschiedenen Frauen vorgelegt. Die Probanden sollten entscheiden, welche ihrer Meinung nach die schönste ist. Das Ergebnis: Regelmäßige GNTM-Seher wählten den Körper eines sehr schlanken Models, bei dem die Knochen zu sehen sind, deutlich häufiger als die Nie-Seher.

Unter den gezeigten Fotomodellen war auch ein „normales“, nicht übergewichtiges Mädchen abgebildet, deren Hüfte allerdings etwas breiter wirkte. Die Topmodel-Fans wählten sie auf den letzten Platz ihres Schönheits-Rankings. „Genau dieser ganz normale Mädchenkörper, der einfach abfotografiert wurde, wird von regelmäßigen GNTM-Sehern so gut wie nicht mehr als schön empfunden“, resümieren die Wissenschaftlerinnen.

Ihr Fazit: Durch GNTM würden die Mager-Maße nicht nur zum Schönheitsideal erhoben, sie seien durch die hohe Attraktivität der Sendung und ihrer Präsenz in der Jugendkultur auch ständiges Thema und ein Symbol für Erfolg und Anerkennung. „Dass genau dies nicht der Fall ist, erkennen die Jugendlichen nicht“, heißt es in der Studie. Das dürfte durch die neue Doppelbeschallung aus „GNTM“ und „Das perfekte Model“ sogar noch zunehmen.

Doch das Problem sind nicht nur die gezeigten Inhalte, sondern auch die mangelnde Medienkompetenz der jungen Fernsehzuschauerinnen und -zuschauer, die sich nicht ausreichend von dem TV-Format distanzieren können. Eltern und Pädagogen rät Götz deshalb, den Jugendlichen klar zu machen, dass ein normales Mädchen nicht aussieht wie die Kandidatinnen, die aus Tausenden herausgesucht wurden. Auch eine kritische Mediendistanz zu vermitteln, sei wichtig – denn aus dem Fernsehalltag werden die günstig zu produzierenden und quotenträchtigen Formate so schnell nicht wieder verschwinden.


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Jugendliche berauschen sich weniger

Berlin – Junge Leute in Deutschland greifen seltener zur Zigarette, trinken weniger Alkohol und rauchen seltener Cannabis. Der Drogenkonsum von Personen im Alter von 12 bis 17 Jahren ist in Deutschland im vergangenen Jahrzehnt kontinuierlich zurückgegangen. Das geht aus einer Studie hervor, die die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) am Freitag vorstellte.

„Bei minderjährigen Jugendlichen hat in den letzten Jahren eine Trendumkehr im Suchtmittelkonsum stattgefunden“, sagte BZgA-Direktorin Elisabeth Pott. Das lasse sich daran festmachen, dass der Tabakkonsum auf einen neuen Tiefstand gesunken sei, beim Cannabiskonsum und jetzt auch beim Rauschtrinken ein Rückgang zu verzeichnen seien. Pott betonte, die positiven Trends müssten fortgesetzt werden, um sich auch im Erwachsenenalter niederzuschlagen. Dafür sei vor allem bei der Alkoholprävention eine Fortsetzung von Kampagnen unverzichtbar.

Besonders deutlich wird der rückläufige Drogenkonsum beim Rauchen. Der Erhebung zufolge hat sich der Anteil von Rauchern unter Jugendlichen in den vergangenen zehn Jahren mehr als halbiert. Demnach rauchten 2001 noch 28 Prozent der 12- bis 17-Jährigen. 2010 waren es noch 12,9 Prozent, im vergangenen Jahr weniger als 12 Prozent. Der Anteil derjenigen, die noch nie in ihrem Leben geraucht haben, wuchs in dieser Altersgruppe sprunghaft von 40,5 auf 70,8 Prozent an. Damit wurde ein Trend fortgesetzt, der schon in den vergangenen Jahren deutlich zu erkennen war.

Die Bundeszentrale erklärte die Entwicklung zum Teil mit Präventionsmaßnahmen wie der 2003 gestarteten Rauchfreikampagne. Deren Ziel ist es, Jugendliche zwischen 12 und 17 Jahren von den Vorteilen des Nichtrauchens zu überzeugen. Rauchern biete sie Ausstiegshilfen an, darunter ein Online-Ausstiegsprogramm. Als weitere Ursache des Rückgangs sieht die Bundeszentrale neue Gesetze. Aufgrund der Erhöhung der Tabaksteuer könnten sich viele Jugendliche nicht mehr so leicht Zigaretten leisten. Außerdem habe das Rauchverbot in Schulen und Gaststätten dazu geführt, dass sich die Teenager stärker mit den gesundheitlichen Problemen des Rauchens beschäftigten.

Problem Rauschtrinken

Auch beim Alkoholkonsum ist ist bei den 12- bis 17-Jährigen ein Rückgang zu erkennen: Im vergangenen Jahr tranken der Studie zufolge 14,2 Prozent „regelmäßig“ Alkohol, das heißt mindestens einmal pro Woche. 2001 hatte dieser Anteil noch bei 17,9 Prozent gelegen. Bei jungen Erwachsenen zwischen 18 bis 25 Jahren bliebt dieser Wert mit 39,8 Prozent gegenüber 2001 jedoch unverändert.

Besorgniserregend sind immer noch die Angaben zum Rauschtrinken, das oft als Komasaufen bezeichnet wird. Darunter verstehen die Forscher den Konsum von mindestens fünf alkoholischen Getränken bei einer Trinkgelegenheit. Die Verbreitung dieses sogenannten Binge-Trinkens erfasst die BZgA seit 2004. Damals sagten 22,6 Prozent der 12- bis 17-Jährigen, sie hätten in den vergangenen 30 Tagen exzessiv getrunken. 2011 lag diese Quote bei 15,2 Prozent.

Auch in der Altersgruppe von 18 bis 25 Jahren ist ein Rückgang zu verzeichnen – allerdings nur ein geringer. Gaben im Jahr 2004 noch 43,5 Prozent der Befragten in dieser Gruppe an, im vergangenen Monat an einem Rauschtrinken teilgenommen zu haben, bejahten 2011 immer noch 41,9 Prozent diese Frage.

Einen deutlichen Rückgang verzeichneten die Forscher beim Cannabiskonsum. Bei den Jugendlichen unter 18 Jahren hat er sich seit 2004 (15,1 Prozent) mehr als halbiert und lag 2011 bei 6,7 Prozent. Etwas zurückgegangen ist kiffen auch bei den 18- bis 25-Jährigen, von 43,0 Prozent 2004 auf 39,2 Prozent im vergangenen Jahr.

Seit mehr als zehn Jahren führt die BZgA eine repräsentative Erhebung zum Drogenkonsum junger Leute durch. Für die neue Studie wurden im vergangenen Jahr bundesweit 5001 Jugendliche und junge Erwachsene im Alter von 12 bis 25 Jahren befragt.

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Jugendliche mit Schulfrust sehen mehr fern

Kinder und Jugendliche, die viel Zeit vor dem Computer oder Fernseher verbringen, haben weniger Lust auf Schule als ihre Altersgenossen. Das kam bei einer Studie der Leuphana Universität Lüneburg im Auftrag der Krankenversicherung DAK-Gesundheit heraus (pdf). Unter den Schülern, die täglich sechs Stunden oder mehr vor dem Bildschirm sitzen, sei jeder Fünfte unzufrieden mit seinen Leistungen in der Schule, heißt es in dem Papier, das am Mittwoch vorgestellt wurde. Bei Schülern, die weniger als zwei Stunden jeden Tag vor Computer oder Fernseher verbrachten, war nur jeder Zehnte nicht glücklich mit seinen Noten.

Laut den Machern der Studie lassen sich diese Ergebnisse verschieden deuten: „Diejenigen, die Schwierigkeiten in der Schule haben, könnten versuchen, sich mit hohem Medienkonsum abzulenken“, schreiben sie. Es sei aber ebenso denkbar, dass sich übermäßiger Medienkonsum negativ auf die Schulleistungen auswirke.

Für die Studie wurden 5840 Schüler zwischen 11 und 18 Jahren befragt. Sie gingen auf berufs- und allgemeinbildende Schulen in sieben Bundesländern. Die meiste Zeit verbringen Schüler von Haupt- und Realschulen und Regionalen Schulen mit Fernseher, Computer oder Musik. Dort liegt zum Beispiel der Anteil derer, die drei oder mehr Stunden täglich fernsehen, bei fast 40 Prozent – und ist damit mehr als doppelt so hoch wie an Gymnasien.

Je älter die Schüler werden, desto mehr beschäftigen sie sich mit den Medien TV, Computer und Musik, wobei Kinder und Jugendliche über alle Altersstufen hinweg am häufigsten Musik hören. Unter den Elf- und Zwölfjährigen verbringt etwa jeder Zehnte täglich mehr als sechs Stunden mit Fernseher und Computer, unter den 15- und 16-Jährigen ist es gut jeder Fünfte.

40 Prozent dieser sogenannten Intensivnutzer klagten, dass sie keine Lust auf Schule haben. Der Unwille, in den Unterricht zu gehen, nimmt mit sinkendem Medienkonsum ab. Unter denen, die weniger als zwei Stunden fernsehen oder den Computer benutzen, hatten nur 21 Prozent keine Lust auf Schule.

Auf die Zahl der Freunde hat die Mediennutzung hingegen offenbar kaum Einfluss. So haben 90 Prozent der Befragten vier oder mehr Freunde, unabhängig vom Geschlecht oder der Dauer, die sie mit Fernsehen, Musik und Computer verbringen.

Insgesamt mehr als die Hälfte der befragten Schüler unternimmt dreimal oder öfter pro Woche nach der Schule etwas mit Freunden. Bei denen, die täglich mehr als sechs Stunden vor Computer und TV sitzen, liegt dieser Anteil besonders hoch, nämlich bei 61 Prozent – im Vergleich zu 47 Prozent unter denen, die diese Medien weniger als zwei Stunden täglich nutzen. Die intensive Nutzung von Medien habe also auch eine soziale Komponente, heißt es in der Studie – wenn sich Schüler zum Beispiel treffen, um gemeinsam Computer zu spielen.

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So fühlt Deutschlands Jugend

Es ist eine triste Lebenswelt. An den Wänden hängen Poster von Bushido, im Regal steht ein Deoroller und sonst nicht viel. Wer hier lebt, interessiert sich „eigentlich für nichts“. Wer hier lebt, empfindet die Schule als Ort des Konflikts, des Misserfolgs, der Demütigung. Der sagt Sätze wie: „Man kann den Freunden halt nicht immer vertrauen“ und fürchtet, später von Hartz IV leben zu müssen.

Es ist die Lebenswelt jener Jugendlichen, die es von vornherein schwer haben: Ihre Eltern haben keinen oder nur einen schlechten Schulabschluss, sind oft arbeitslos, leben an der Armutsgrenze. Die Lebenswelt der „Prekären“, so nennen sie die Autoren der neuen Sinus-Jugendstudie, die an diesem Mittwoch vorgestellt wurde. Die Autoren warnen: Jugendliche aus solch prekären Verhältnissen werden massiv ausgegrenzt. Dass bei den Abgehängten die Resignation wächst, hatte bereits die letzte Shell-Jugendstudie gezeigt.

„Wie ticken Jugendliche?“, so lautet die Leitfrage und der Titel der Untersuchung, wobei auch die Autoren klarstellen: Es ist unmöglich, die Frage allgemeingültig zu beantworten. Die Jugend lasse sich nicht beschreiben, sondern nur in ihrer Unterschiedlichkeit betrachten. Dafür haben die Forscher 72 Interviews mit Jugendlichen aus verschiedenen Städten geführt, sie haben sie zudem schriftlich Fragen zu ihrem Leben beantworten lassen, und die Forscher haben die Jugendlichen ihre Zimmer fotografieren lassen, in denen manchmal eben Bushido-Poster an den Wänden hängen und ein Deoroller im Regal steht.

Daraus lassen sich zwar keine statistisch repräsentativen Ergebnisse ableiten, doch die Methode macht die Perspektiven und Nöte der Jugendlichen so anschaulich wie kaum eine andere. Aus den Antworten und Bildern haben sie sieben Lebenswelten modelliert, die zeigen sollen, wie die Jugend in Deutschland im Jahr 2012 denkt und fühlt:

  • Die sogenannten Prekären schämen sich demnach oft für die soziale Stellung ihrer Eltern. Sie nehmen wahr, dass sie ausgegrenzt werden und würden sich gerne aus der eigenen Situation herausarbeiten, wissen aber nicht so richtig, wie sie das anstellen sollen. Ihnen fehlt das Geld, um mangelnde Teilhabe durch Konsum zu kompensieren. Die Studien-Autoren bescheinigen ihnen aber eine „Durchbeißermentalität“.
  • Die materialistischen Hedonisten setzen hingegen vor allem auf Konsum, wollen sich nicht kontrollieren lassen, keine Autoritäten akzeptieren, streben nach einem „gechillten Leben“. Oper, Theater, klassische Musik – die Hochkultur insgesamt lehnen sie eher ab. „Geld macht jeden glücklich“, sagt einer der befragten Jugendlichen. Die Forscher nennen sie die „freizeit- und familienorientierte Unterschicht mit ausgeprägten markenbewussten Konsumwünschen“.
  • Die experimentalistischen Hedonisten wollen ihr Leben einfach genießen und möglichst kreativ gestalten. Sie distanzieren sich vom Mainstream, sie sind die Reserve der Subkultur. Die Forscher zitieren einen Jugendlichen etwa mit dem Satz: „Ich lasse mir von niemandem sagen, wie ich mein Leben leben soll, bisher hat es auch ganz gut geklappt.“
  • Die Adaptiv-Pragmatischen sind so etwas wie die angepassten Neo-Spießer: Sie orientieren sich am Machbaren, planen voraus, streben nach Wohlstand, wollen eigentlich nichts ändern. Auf andere, die weniger leistungsbereit sind, schauen sie herab.
  • Die Sozialökologischen sind die, die sich am ehesten engagieren und andere von ihren Ansichten überzeugen wollen. Materialismus und Konsum sehen sie kritisch. „Ohne Geld würde unsere Welt viel schöner aussehen“, sagt eine Jugendliche aus dieser Gruppe.
  • Die Konservativ-Bürgerlichen finden Selbstdisziplin wichtiger als Selbstentfaltung. Es sind die Frühvergreisten unter den Jugendlichen, sie wollen, dass sich möglichst wenig ändert. Es geht ihnen darum, einen Platz in der Erwachsenenwelt zu finden – der Traum ist die „Normalbiografie“, wie die Forscher schreiben.
  • Die Expeditiven werden von den Forschern als flexibel, mobil und pragmatisch beschrieben. Es sind die Hipster unter den Jugendlichen, sie wollen etwas leisten und sich selbst verwirklichen; vor allem aber von der Masse abheben.

Insgesamt, so die Studien-Autoren, stehen die Jugendlichen unter großem Druck: Die Berufsaussichten sind unsicher, die Leistungsanforderungen hoch. Sie würden früh die Rolle von „Mini-Erwachsenen“ übernehmen.

Bei aller Verschiedenheit schätzen fast alle Jugendlichen traditionelle Werte wie Sicherheit, Pflichtbewusstsein, Familie und Freundschaft. Aber sie tun es nicht auf traditionelle Weise, sondern leben ein individuelles Werte-Patchwork. „Hart arbeiten und auch hart feiern, Job und zugleich Familie, sparen und sich auch etwas leisten“, sagt Marc Calmbach, der an der Studie mitgearbeitet hat. Neu sei die deutliche soziale Abgrenzung, die „Entsolidarisierung“. Viele Jugendliche haben sich demnach abfällig über Hartz-IV-Empfänger und Jugendliche mit ausländischen Wurzeln geäußert, wenn auch zum Teil verklausuliert, etwa mit Formeln wie „Man wird ja wohl noch sagen dürfen, dass…“.

Der Studie wurde in Auftrag gegeben von sechs kirchlichen und gesellschaftspolitischen Institutionen. Das Sinus-Institut erforscht seit über 30 Jahren die deutsche Gesellschaft und gruppiert jene Menschen, die ähnliche Lebensweisen haben und ähnliche Einstellungen zu Arbeit, Familie, Freizeit, Geld und Konsum. Die Politik hat schon auf die Ergebnisse des Instituts zurückgegriffen, um beispielweise ihren Wahlkampf zu optimieren, und auch die Werbewirtschaft bedient sich.

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Kinder bekommen mehr Taschengeld

Kinder in Deutschland können sich über Taschengeld in Rekordhöhe freuen: Im Schnitt bekommen sie jeden Monat 27 Euro. Das sind fast zehn Prozent mehr als 2011 und mehr als je zuvor in der 20-jährigen Geschichte der Kids-Verbraucher-Analyse. Die aktuelle Ausgabe hat der Egmont Ehapa Verlag am Dienstag in Berlin vorgestellt. Dafür wurden im Februar und März mehr als 1600 Doppelinterviews mit Kindern zwischen 6 und 13 Jahren und ihren Eltern geführt.

„Die Euro-Krise ist nicht in den Familien angekommen“, sagte Studienleiter Ralf Bauer. Hochrechnungen ergaben, dass der Nachwuchs über 1,85 Milliarden Euro an Taschengeld und kleinen Verdiensten verfügt. Dabei bekamen sechs Prozent der Kinder gar kein Taschengeld oder machten keine Angaben dazu. Hinzu kommen 1,02 Milliarden Euro an Geldgeschenken, zum Beispiel zum Geburtstag oder zu Weihnachten, und fast drei Milliarden Euro auf dem Sparbuch. Insgesamt verfügen Kinder damit über fast sechs Milliarden Euro.

Das macht junge Menschen für die Werbeindustrie interessant – zumal deutlich mehr als die Hälfte der Kinder komplett selbst entscheiden darf, wofür sie ihr Geld ausgibt. Gut die Hälfte legt dabei Wert auf bestimmte Marken, wenn es um Klamotten, Sportschuhe, Handys und Rucksäcke geht. Meistens kaufen sich Kinder von ihrem Taschengeld allerdings eher Süßigkeiten, Kekse oder Kaugummi – und bauen bei größeren Posten auf die Eltern.

Weitere Ergebnisse zum Medien- und Konsumverhalten junger Menschen im Überblick:

  • Fast alle Kinder zwischen 6 und 13 Jahren nehmen wenigstens ab und zu etwas Gedrucktes in die Hand: 96 Prozent blättern mindestens gelegentlich in Magazinen, 91 Prozent lesen immerhin ab und zu Bücher. Etwa ein Drittel der Kinder gab an, sogar häufig in Büchern oder Zeitschriften zu schmökern. Das sind etwas mehr als im vergangenen Jahr.
  • Das Internet verdrängt das Lesen nicht aus dem kindlichen Alltag, das beobachten die Macher der jährlichen Umfrage schon seit Jahren. So lasen 2008 knapp 80 Prozent der 6- bis 13-Jährigen wenigstens gelegentlich in einem Buch. Seither ist der Anteil stetig gestiegen.
  • Unter den 46 Kindermagazinen, die für die Kids-Verbraucher-Analyse abgefragt wurden, sind Geschichten aus Entenhausen besonders beliebt: „Disneys Lustiges Taschenbuch“ und das „Micky-Maus-Magazin“ führten die Liste an, teilte der Egmont Ehapa Verlag mit. Es wird die Auftraggeber der Studie freuen, dass der Verlag beide Titel selbst herausgibt. Auch die Zeitschrift „GEOlino“ von Gruner + Jahr und das Jugendheft „Yeah!“ aus dem Bauer-Verlag stehen in den Top Ten.
  • Zum ersten Mal seit vier Jahren ist die Zahl der Kinder, die das Internet nutzt, nicht gestiegen. Nach wie vor surfen drei von vier Kindern im Netz – und zwar meistens, um Infos für die Schule zu sammeln oder um sich mit kostenlosen Online-Spielen die Zeit zu vertreiben. Knapp die Hälfte der 10- bis 13-Jährigen ist so gut wie täglich im Internet.
  • Ein eigenes Handy besitzen mittlerweile fast vier von fünf Kindern. 17 Prozent davon haben sogar ein Smartphone.

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Kinder im Kaufrausch

Sie verdienen noch kein eigenes Geld, haben aber so viel Taschengeld zur Verfügung wie noch nie: Durchschnittlich 27,56 Euro bekommen Kinder im Alter von 6 bis 13 Jahren monatlich, wie eine neue Studie zeigt. Im Jahr 2012 waren es mit 27,18 Euro geringfügig weniger, 2011 erhielten Kinder und Teenager in Deutschland durchschnittlich noch 24,79 Euro im Monat. Und je älter die Kinder, desto mehr haben sie zur Verfügung: Sechs- bis Neunjährige verfügen über 19,47 Euro, 10- bis 13-Jährige über 34,47 Euro.

Außerdem gibt es noch Geldgeschenke: Zum Geburtstag bekommen Kinder fast immer Bares (durchschnittlich 64 Euro), häufig an Weihnachten (80 Euro) und einige sogar an Ostern (25 Euro). Zusätzlich zu diesen Geldgeschenken und dem Taschengeld bekommen 66 Prozent der Kinder beim Besuch von den Großeltern und Verwandten Geld zugesteckt, 40 Prozent werden mit Geld für gute Schulnoten belohnt und 23 Prozent für Mithilfe im Haushalt. Nur jedes fünfte Kind erhält zwischendurch kein Extrageld.

Hervor geht all das aus der neuen „Kids Verbraucheranalyse“, die der Egmont Ehapa Verlag jährlich durchführen lässt. Zwischen Februar und April 2013 wurden dafür mehr als 1600 Doppelinterviews mit Kindern zwischen sechs und 13 Jahren und jeweils einem Elternteil geführt, sowie mehr als 380 Interviews mit Eltern von Kindern im Alter von vier und fünf Jahren.



Denn sechs Millionen Kinder im Alter von 6 bis 13 Jahren leben in Deutschland. Für Unternehmen sind sie eine hochspannende Zielgruppe: Sie sind offen, zugänglich – und sie sind treu: Wer sich in jungen Jahren für bestimmte Marken und Produkte entscheidet, wird diese mit höherer Wahrscheinlichkeit auch im Erwachsenenalter noch nutzen. Die „Wechselbereitschaft“ sei dann nämlich geringer, schreibt eine Werbeagentur, die sich auf Marketing für Kinder und Jugendliche spezialisiert hat, auf ihrer Website. „Wer also frühzeitig in spezielle Kommunikationsmaßnahmen für Kinder investiert, profitiert später von besonders loyalen Kunden“, heißt es bei der Cobra Youth Communications GmbH.

Unternehmen dürfen Kinder zwar nicht direkt mit ihrer Sponsoring an Schulen zählt dazu, genauso wie Markenlogos auf eigens produzierten Lernmaterialien oder auf Sport-T-Shirts. Auch die Platzierung von Süßigkeiten in Supermärkten – nämlich auf Kinderaugen-Höhe – ist kein Zufall. Gut für die Werbeindustrie: Die meisten Kinder dürfen selbst bestimmen, wofür sie ihr Geld ausgeben.

Der Verbraucheranalyse zufolge investieren zwei Drittel der Kinder (66 Prozent) ihr Geld in Süßigkeiten, Kekse und Kaugummi. Knapp die Hälfte in Zeitschriften, Comics und Manga-Hefte. Für Kinobesuche geben nur 14 Prozent ihr Geld aus.



Weitere Ergebnisse der Studie im Überblick:

  • Interessen: Mädchen zwischen sechs und neun Jahren interessieren sich am meisten für Prinzessinnen, gefolgt von Pferden und allen anderen Tieren. Jungen in demselben Alter interessieren sich dagegen am meisten für Sport, insbesondere Fußball, Autos und Superhelden. Auch wenn sie älter werden, finden Jungen zwischen zehn und 13 Jahren noch immer vor allem Sport, Fußball, Autos, Detektive und Experimente spannend. Gleichaltrige Mädchen beschäftigen sich am liebsten mit Stars aus Musik und Film, Models sowie Freundschaft und Liebe.
  • Internetnutzung: 94 Prozent der Kinder zwischen zehn und 13 Jahren nutzen das Internet, unter den sechs- bis neunjährigen sind es ungefähr die Hälfte (51 Prozent). 89 Prozent der Kinder im Alter von zehn bis 13 Jahren sind (fast) täglich oder mehrmals wöchentlich im Internet unterwegs, nur acht Prozent in dieser Altersgruppe gab an, etwa einmal pro Woche online zu sein. Unter den jüngeren Kindern (sechs bis neun Jahre) sind zehn Prozent (fast) täglich im Internet unterwegs, das sind vier Prozent mehr als im Vorjahr. 62 Prozent von ihnen nutzen das Internet mehrmals pro Woche und 22 Prozent ungefähr einmal wöchentlich.
  • Das machen Kinder im Internet: 44 Prozent lesen und schreiben E-Mails, hören Musik (36 Prozent) oder chatten mit anderen (33 Prozent). Knapp jeder Dritte (30 Prozent) sammelt Infos für die Schule, jedoch verwenden nur 13 Prozent Lernprogramme oder -Spiele.



  • Eigener Computer: Ungefähr jeder Vierte (26 Prozent) hat einen eigenen PC, gut jeder Zweite (52 Prozent) nutzt zu Hause einen Computer mit.
  • Eigenes Handy: Ein Handy oder Smartphone besitzt jedes zweite Kind zwischen 6 und 13 Jahren (49 Prozent) – wobei auch hier gilt: Je älter das Kind, desto höher die Chance. So sind es unter den 10- bis 13-Jährigen 69 Prozent, unter den Sechs- bis Neunjährigen 27 Prozent.
  • Markenbewusstsein: Fast zwei Drittel der Kinder zwischen sechs und 13 Jahren bevorzugen besonders bei Sportschuhen eine bestimmte Marke. Bei Spielekonsolen wissen 58 Prozent der Kinder genau, was sie wollen, bei Bekleidung 56 Prozent.

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Was wir hoffen, was wir fürchten

Sie sind zwischen 15 und 24 Jahre alt. Sie machen sich Gedanken darüber, wie sie leben wollen. Sie müssen sich für eine Ausbildung, ein Studium, einen Beruf entscheiden. Die Eltern geben Ratschläge, Medien berichten über zu viele Bewerber auf zu wenig Studienplätze, Lehrer erzählen, früher wäre es einfacher gewesen.

Was wünschen sich junge Menschen in Deutschland? Wovor haben sie Angst? Und worin fühlen sie sich sicher?

In einer aktuellen Studie wurden 3068 Jugendliche und junge Erwachsene zwischen 15 und 24 Jahren befragt. Die persönlichen Interviews wurden im Mai und Juni 2013 vom Institut für Demoskopie Allensbach im Auftrag von McDonald’s Deutschland durchgeführt. Die Ergebnisse sind repräsentativ für rund neun Millionen deutschsprachige 15- bis 24-Jährige in Deutschland.

„Es überrascht der Zukunftsoptimismus der heutigen jungen Generation, aber gleichzeitig auch der pragmatische Ansatz, mit dem die berufliche Zukunft angegangen wird“, sagt Jugendforscher Klaus Hurrelmann, der die Studie als wissenschaftlicher Berater begleitet hat und auch Co-Autor der regelmäßig erscheinenden Shell-Jugendstudie ist. Tatsächlich blicken mehr als 70 Prozent ihrer beruflichen Zukunft mit Hoffnung entgegen.

Die Zufriedenheit und der Optimismus der jungen Generation in Deutschland zeigen, dass sie im Vergleich zu den meisten anderen europäischen Ländern zurzeit eine ungleich bessere Ausgangslage hat. Trotzdem ist das Sicherheitsbedürfnis dieser jungen Generation bemerkenswert groß“, fasst Köcher zusammen.

Optimismus ist eine Frage der wirtschaftlichen Lage

Dieser Optimismus hängt allerdings stark von der eigenen wirtschaftlichen Lage ab und damit mit der sozialen Schicht der Jugendlichen zusammen: Jugendliche, die in einer guten wirtschaftlichen Situation leben, vertrauen mit überwältigender Mehrheit auf eine gute berufliche Zukunft (81 Prozent). Jugendliche in angespannter wirtschaftlicher Situation hingegen nur zu 42 Prozent.

Am Engagement mangele es trotzdem nicht, konstatiert Hurrelmann. Die junge Generation sei „sehr leistungswillig“ und der Meinung, dass sich Anstrengung lohnt. Dabei vertrauen sie mehr auf sich selbst und die eigene Leistung als auf Politiker. Nur 15 Prozent glauben, dass der Ausgang der anstehenden Bundestagswahl Auswirkungen auf ihr persönliches Leben haben werde.

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Studien-Ergebnisse im Überblick:

  • Was im Leben zählt:
    Zwischenmenschliche Beziehungen, Gesundheit und Sicherheit: Die große Mehrheit der jungen Menschen ist fest verankert in einem sozialen Beziehungsgeflecht aus Eltern, Freunden und Familie. Gerade darauf legen die jungen Erwachsenen auch besonderen Wert. 69 Prozent zählen den Freundeskreis zum Wichtigsten im Leben, 60 Prozent die Familie, 56 Prozent eine glückliche Partnerschaft. Ganz oben landen außerdem Gesundheit (64 Prozent), ein Beruf, der Spaß macht und Erfüllung bringt (62 Prozent) sowie ein sicherer Arbeitsplatz (58 Prozent).
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    Leistung – lohnt sie sich?
    Ja, sagten 63 Prozent auf die Frage, ob sich in unserem Wirtschaftssystem Leistung im Allgemeinen lohnt und ob man in der Regel für gute Leistungen belohnt wird. Die Antwort hängt stark von der persönlichen wirtschaftlichen Lage ab: Wer in einer wirtschaftlich (sehr) guten Lage ist, glaubt eher, dass Leistung sich lohnt (74 Prozent), als jemand, der in einer (eher) schlechten wirtschaftlichen Lage ist (36 Prozent).

  • Erfolg – wovon hängt er ab?
    Insgesamt sehen 71 Prozent der 15- bis 24-Jährigen der eigenen beruflichen Zukunft mit Hoffnungen entgegen, lediglich 14 Prozent mit Befürchtungen. Über Erfolg und Zukunftschancen entscheiden aus Sicht der Befragten vor allem „gute Schulbildung“ (80 Prozent), „Leistungsbereitschaft“ (77 Prozent) und „Intelligenz“ (72 Prozent). Als weniger entscheidend schätzen die jungen Erwachsenen die Herkunft (39 Prozent) ein sowie das Vermögen der Eltern (34 Prozent) und ob man ein Mann oder eine Frau ist (19 Prozent).
  • Sozialer Aufstieg – ist er möglich?
    70 Prozent der Jugendlichen mit hohem gesellschaftlich-wirtschaftlichem Status bewerten die Aufstiegschancen positiv, allerdings sind 53 Prozent der unteren Sozialschichten eher skeptisch, dass sie es in Deutschland zu etwas bringen können. „Jugendliche aus den unteren Sozialschichten, für die das Aufstiegsthema besonders wichtig ist, empfinden die Gesellschaft als zu wenig durchlässig“, sagt Renate Köcher vom Allensbach-Institut. Dabei sei vor allem die Schichtzugehörigkeit von Bedeutung und nicht, ob jemand einen Migrationshintergrund hat, so Köcher.
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    Sozialer Aufstieg – ist er wichtig?
    Ob es wichtig ist, im Leben sozial aufzusteigen, also mehr zu erreichen als die eigenen Eltern, wird sehr unterschiedlich bewertet: 48 Prozent der jungen Menschen ist sozialer Aufstieg sehr wichtig oder wichtig. Ihnen stehen 48 Prozent gegenüber, für die sozialer Aufstieg weniger wichtig oder gar nicht wichtig ist. 4 Prozent sind unentschieden. Insgesamt glauben 35 Prozent, dass sie beruflich mehr erreichen werden als ihre Eltern. 32 Prozent haben Zweifel daran, 33 Prozent sind unentschieden.

  • Was zählt im Beruf?
    Am wichtigsten ist den jungen Erwachsenen, dass ihre Arbeit ihnen Spaß macht (71 Prozent), gefolgt von einem sicheren Arbeitsplatz (64 Prozent) und einem Beruf, der ihren Fähigkeiten und Neigungen entspricht (50 Prozent).
  • Die Sorgen der Schüler:
    Darüber, keinen Ausbildungs- oder Studienplatz zu finden, sorgen sich 42 Prozent der Schüler und 48 Prozent der Schülerinnen. Überraschend fanden die Studienmacher, wo junge Leute Hilfe und Rat suchen: Eltern sind heutzutage die am häufigsten genutzte Informationsquelle (83 Prozent) und werden auch als die hilfreichste eingestuft (44 Prozent). Informationstage, das Arbeitsamt oder Internetrecherchen werden weitaus weniger zu Rate gezogen.

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Vereint im Rausch

Es ist die „dritte Halbzeit“, die zur Gewohnheit geworden ist. Der Kasten Bier nach dem Spiel. Die feuchtfröhliche Vereinsfeier, bei der auch Hochprozentiges fließt, oder die großen Vorbilder bei der Bierdusche im Fernsehen: Alkohol und Sport haben eine besondere Verbindung.

Dabei zeichnen die Sportverbände gerne das Bild vom Wundermittel Sport, gerade wenn es darum geht, Jugendlichen soziale Werte zu vermitteln. Erziehung durch Sport, zu einem gesunden Leben, zu Toleranz, Fairness und Verantwortungsbewusstsein.

Die neue Kinder- und Jugendstudie „Aufwachsen mit Sport“ des renommierten Soziologen Wolf-Dietrich Brettschneider und seines Kollegen Erin Gerlach kommt jedoch zu dem Ergebnis, dass Sportvereine Heranwachsende in eine Kultur des Trinkens und Feierns einführen, anstatt sie gegen Alkohol stark zu machen.

Von der dritten Klasse bis zum Berufseinstieg

Die Studie ist ein außergewöhnliches Projekt: Zehn Jahre lang haben die Wissenschaftler immer wieder dieselben Jugendliche befragt. Von der dritten Klasse bis hin zur Berufsausbildung. Der Vorteil dieser Untersuchung: Zufälle in den Ergebnissen sind nahezu ausgeschlossen. „Wir können die Entwicklungsverläufe in den Biografien ganz genau nachzeichnen“, sagt Soziologe Brettschneider. Insgesamt 1637 Heranwachsende aus Paderborn sind Teil der Studie. „Der Umfang dieses Längsschnitts ist auf diesem Gebiet einmalig“, jubelt der Wissenschaftler.

Den Sportvereinen konnten die Soziologen nur geringfügig Positives nachweisen: Ein positiver Einfluss auf die Entwicklung sei selbst bei einer zehnjährigen Vereinsmitgliedschaft kaum zu finden. „Kein durchgängig positiver Effekt“ heißt es zu so zentralen Themen wie psychische Gesundheit, Gewalt und Persönlichkeitsentwicklung.

Alkohol.“

„Wir sind kein Feuchtbiotop“

Rolf-Ingo Weiss, Vorsitzender der Deutschen Sportjugend und Vorstandsmitglied im Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB), sieht das anders: „Wir sind kein Feuchtbiotop, was den Alkohol betrifft“, sagt er. Aber natürlich sei der Sport ein Abbild der Gesellschaft. „Und nach dem Sporttreiben wird natürlich auch hier oder da mal in irgendeiner Art und Weise etwas getrunken“, so Weiss.

Richtig ernst genommen wird das Problem offenbar nicht. „Wir haben ja schon vor zehn Jahren über diese Themen geredet“, räumt der Sportjugend-Vorsitzende ein. „Und vor sieben, acht Jahren haben wir mit der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung ‚Alkoholfrei Sport genießen!‘ eingeführt. Diese Maßnahmen wirken auch vor sich hin.“

Das Problem: Sie erreichen kaum einen der Jugendlichen in der entscheidenden Phase. Seit ihrem Start hat die Aktion laut Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) nur rund 1,2 Millionen heranwachsende Sportler erreicht. 9,5 Millionen Jugendliche sind aber in der Deutschen Sportjugend organisiert, und die Fluktuation ist hoch.

Überschätzte Anti-Alkoholkampagnen

„Die Aktionsprogramme werden in ihrer Wirkung überschätzt“, sagt Brettschneider. Und verweist auf erfolgreichere Projekte im Ausland: „In der Schweiz hat man mit der Aktion ‚Cool and Clean‘ den Alkoholkonsum deutlich senken können.“ Die Kampagne setze auf ein Alkoholverbot bei sportlichen Aktivitäten mit jugendlicher Beteiligung, und zwar aktiv wie auch passiv. „Aber dort wurde es auch flächendeckend und systematisch gemacht“, sagt Brettschneider.

Von einem Verbot hält der Sportjugendchef gar nichts: „Dann erreicht man genau das Gegenteil. Man muss bei den Jugendlichen das Bewusstsein schärfen, wie sie mit Alkohol umzugehen haben, und wie eben nicht. Das sind Aufgaben für Vereine, Übungsleiter und Trainer.“

Im Sportverein fänden die Kinder ihre Vorbilder, denen sie nacheifern, sagt Brettschneider. „Dann ist ganz entscheidend, welche Norm sich durchsetzt: der verantwortungsvolle Umgang mit Alkohol oder aber das Sturztrinken, auf das alle mit Bewunderung gucken.“ Der Soziologe fordert die Verbände auf, endlich angemessen zu reagieren.

Auch eine Wirkung gegen Adipositas ist nach der Studie pauschal nicht nachweisbar: „Wenn überhaupt kann man so argumentieren: Findet ein übergewichtiges Kind im Verein Spaß an der Bewegung, ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass es sich auch außerhalb des Vereins bewegt“, so Brettschneider.

Eine besonders positive Funktion haben die Sportvereine hingegen für viele Kinder beim Wechsel zur weiterführenden Schule. „In dieser Zeit ist die einzig konstante Ressource die Gruppe im Sport“, so Brettschneider. Sie übernehme hier Aufgaben, die weder Eltern noch Lehrer in der Zeit erfüllen könnten. Eine Einbettung in eine Sportgruppe verhindere, dass die Jungen und Mädchen in ein Loch fallen würden.

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Zahm, zart und zupackend

Die Alt-Achtundsechziger werden stöhnen, jene, die sagen, eine Jugend tauge nur etwas, wenn sie rebelliert. Denn eine neue Studie zeigt, dass Jugendliche von heute die Erwachsenen akzeptieren, dass sie ihnen sogar mehr vertrauen als je zuvor. Dass Jugendliche heute vor allem nett sind, intelligent – und äußerst ambitioniert: Sie streben nach guten Noten und hohen Schulabschlüssen. Kurzum: eine äußerst smarte Jugend.

Zu diesem Ergebnis kommen die Jugend- und Bildungsforscher Sabine Maschke, Ludwig Stecher und Kollegen von den Universitäten Köln, Gießen und Siegen. Gemeinsam haben sie die Studie „Jugend.Leben“ durchgeführt. 6000 repräsentativ ausgewählte Kinder und Jugendliche im Alter von 10 bis 18 Jahren nahmen teil; zwar leben alle in Nordrhein-Westfalen, aber die Ergebnisse ließen sich auf andere westdeutsche Flächenländer übertragen, schreiben die Autoren. Die Studie knüpft an ihre Vorgängerin „Null Zoff und voll busy“ aus dem Jahr 2001 an.



Der Vergleich der beiden Studien zeigt: Die befragten Jugendliche sprechen der Schule heute eine „immens hohe Bedeutung“ zu, analysieren die Autoren. Dabei ist ihnen ein hoher Schulabschluss heute noch wesentlich wichtiger als in der Vergangenheit. So strebte in den neunziger Jahren etwa die Hälfte der 13- bis 18-Jährigen das Abitur an, im Jahr 2012 waren es mehr als drei Viertel der Befragten. Dabei sagt sogar schon ein Großteil (85 Prozent) der befragten 10- bis 12-Jährigen: Wir würden gern Abitur machen. So schrieb ein 11-jähriges Mädchen, das an der Studie teilgenommen hat: „Meine Zukunft ist, dass ich auf die Uni gehe und meinen Realabschluss habe und noch, dass ich mein Abitur mache. Meine Wünsche sind auf die Uni gehen! Und dass ich gute Noten kriege! Meine Sorgen sind, dass ich schlechte Noten kriege. Und meine Ängste sind, dass ich die Schule nicht schaffe.“

Die Zahlen zeigen, heißt es in der Studie, „dass die Maximen unserer Bildungs- und Leistungsgesellschaft – im Sinne eines ‚Möchte ich und muss ich auch erreichen, um mithalten zu können‘ – bei den Heranwachsenden durchweg angekommen sind“.



Dazu passt, dass Schülern heute gute Noten noch wichtiger sind, als vor zehn Jahren: Auf die Frage „Was gefällt dir besonders am Schulleben“ gaben im Jahr 2001 noch 45 Prozent an „gute Noten bekommen“. Zehn Jahre später sagten das 66 Prozent. Das Wohlbefinden der Jugendlichen hänge heute womöglich noch stärker als früher von guten Schulnoten ab, vermuten die Wissenschaftler. Dabei gilt derjenige, der gute Noten einheimst, im Freundeskreis auch nicht automatisch als Streber: Rund neun von zehn Befragten gaben an, ihre Freunde fänden es gut, wenn sie in der Schule gute Noten schreiben. Um das zu erreichen, nimmt jeder fünfte Befragte Nachhilfe.

Immer wieder klagen Eltern und Schüler, dass der zunehmende Stress und Leistungsdruck belaste. Auch ein an der Studie teilnehmendes Mädchen schreibt: „Ich habe sehr Angst, die Schule nicht gut zu bestehen, und Angst davor, immer dieses Gefühl zu haben, dass gleich mein Herz aus der Seele rauspocht.“ In der Umfrage sagte etwa jeder dritte teilnehmende Schüler, er leide manchmal oder sogar oft unter Beschwerden wie Kopfschmerzen, Nervosität und Ängsten. Immerhin: Im Vergleich zum Jahr 2001 haben diese Beschwerden zumindest nicht zugenommen.

Die Wissenschaftler konzentrierten sich in der Studie nicht nur auf den Bereich Schule, sondern sie fragten auch nach den Großeltern, nach der Lieblingsmusik, nach Hobbys, nach dem Taschengeld, nach der Zukunftsperspektive. In vielen Bereichen ähneln die Ergebnisse anderen Studien: So erfragten schon andere Meinungsforscher, dass Familie bei jungen Menschen über allem steht, dass Deutschlands Jugend optimistisch ist – und mitunter auch recht selbstbewusst, so wie dieser 17-jährige junge Mann: „Ich weiß, dass ich Potential habe, um was Großes zu werden, aber ob ich letztendlich den Willen habe, um mein Leben ‚richtig‘ anzupacken, weiß ich nicht.“

Und, auch das ist nicht neu: Jugendliche können – und müssen – sich heute ständig entscheiden. Gehe ich während der Schulzeit ins Ausland? Welcher Kleidungsstil passt am besten zu mir? Welche Musik? Welches Studienfach schützt am besten vor Arbeitslosigkeit? Die Jugend von heute, resümieren die Forscher, agierten hier sehr kompatibel. Die Forscher glauben: „Ihnen bleibt auch kaum etwas anderes übrig, wollen sie sich, dem Gesetz der Selbstoptimierung folgend, in dieser Welt behaupten.“

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