Kategorie -Sport für junges Volk

„Das war ein Mordversuch“ – Brynäs-Sportchef tobt nach üblem Check von Larkin


Larkin (26) hatte in der letzten Minute des Achtelfinal-Rückspiels beim schwedischen Klub Brynäs IF (1:2) Gegenspieler Daniel Paille hinterhältig zu Boden gestreckt, dabei war das Aus der Mannheimer zu diesem Zeitpunkt nach der Niederlage aus dem Hinspiel (2:3) längst besiegelt. Der frühere NHL-Stürmer Paille konnte nicht weitermachen. „Das war ein Mordversuch“, sagte Brynäs-Sportchef Stefan Bengtzen der schwedischen Tageszeitung „Aftonbladet“.

Der italienische Eishockey-Nationalspieler Larkin muss bei seiner kommenden Teilnahme am Wettbewerb viermal zuschauen. Das gab die CHL am Mittwoch bekannt.

Nikolai Goc, der wie Larkin eine Spieldauerdisziplinarstrafe erhalten hatte, wurde für ein Spiel gesperrt. Auch Trainer Sean Simpson muss als Verantwortlicher für die harte Gangart seiner Profis einmal in der CHL zuschauen. Der Vorwurf lautet „fehlende Kontrolle über die Bank“.

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Fußball-Weltmeister von 1954 – „Hans Schäfer ist unsterblich“


Ein paar Sätze haben sich geradezu ins Gedächtnis der Fußballfans gefräst. Einer lautet: „Aus dem Hintergrund müsste Rahn schießen.“ Der Radioreporter Herbert Zimmermann rief ihn 1954 ins Mikrofon. Rahn schoss, und Deutschland wurde in Bern Weltmeister. Bevor „Boss“ Rahn aus dem Hintergrund schießen musste, war Hans Schäfer am Ball gewesen. Der Kölner bereitete den Treffer zum 3:2-Sieg gegen die Ungarn vor, weil er dem Außenläufer Jozsef Bozsik (Zimmermann: „Bozsik, Bozsik, immer wieder Bozsik“) den Ball abgenommen hatte. „Schäfer nach innen geflankt, Kopfball, abgewehrt“, schilderte Zimmermann die entscheidenden Momente, ehe Rahn in Aktion trat. Schäfer hat an einer der großen deutschen Sportgeschichten mitgeschrieben.

105 Jahre wollte er werden und „dann in meiner Stammkneipe mit einem Glas Kölsch in der Hand an der Theke sterben“, hatte „de Knoll“ (der Dickkopf) einst gesagt. Gestern, 19 Tage nach seinem 90. Geburtstag, starb Johannes (Hans) Schäfer im Beisein seiner Ehefrau Isis, mit der er seit dem 28. April 1953 verheiratet war, sowie seiner Töchter Stefanie und Regine.

„Die FC-Familie verliert einen Kölner Giganten, der Vorbild für unzählige Fußballer war“, sagte Toni Schumacher, ehemaliger Kölner Bundesligatorhüter und heute Vizepräsident des Vereins, dessen Präsident Werner Spinner betonte: „Wir verlieren eine der größten Persönlichkeiten, die der 1. FC Köln je hervorgebracht hat. Als Weltmeister und größte Ikone dieses Klubs ist Hans Schäfer unsterblich.“

Schäfer lebte seit langem zurückgezogen im Stadtteil Lindenthal, wo er seinen Neunzigsten im „engsten Kreis“ feierte. Mit der Lobhudelei um die „Helden von Bern“ konnte er seit jeher nichts anfangen. „Es ist doch kein Heldentum, wenn ich ein Fußballspiel gewinne, und sei es die Weltmeisterschaft“, hat er einmal der „Zeit“ gesagt, „und ein Wunder ist es auch nicht gewesen. Im Sport haben Außenseiter immer eine Chance, und wir haben sie genutzt. Daran ist nichts Übernatürliches. Es war einfach eine großartige Leistung einer großartigen Mannschaft, die dabei auch viel Glück gehabt hat.“ In der kollektiven Erinnerung ist dieser regnerische Tag trotzdem überhöht worden. Er ist mehr als nur ein Sieg in einem Fußballspiel. Für ganz mutige Historiker beginnt erst mit dem Final-Erfolg bei der WM in der Schweiz neun Jahre nach dem Krieg die deutsche Republik.

Schäfer und seine Kollegen haben nie mehr in der Final-Aufstellung von Bern gespielt. Und für eine bescheidene Vermarktung des Erfolgs steht wohl nur Horst Eckel (85), der nun einzige noch lebende aller 22 WM-Finalisten. Seiner Erinnerung verdanken jüngere Menschen ihr Bild von Bern 1954. Der Pfälzer, mit 22 Jahren damals der Benjamin der Mannschaft und Schäfers Zimmernachbar im Hotel Belvédère in Spiez, hat die Geschichte dem Regisseur Sönke Wortmann erzählt, der daraus 2003 den Film „Das Wunder von Bern“ machte.

Anders als Horst Eckel hat sich Schäfer nach 16 Jahren im Trikot des 1. FC Köln in der Öffentlichkeit rar gemacht. Weltklasse bescheinigten die Beobachter dem Linksaußen und späteren Spielgestalter, der nach 16 Jahren Profifußball auf höchstem Niveau sein letztes Ligaspiel am 15. Mai 1965 beim 2:2 in Dortmund absolvierte. Bundestrainer Sepp Herberger, der Schäfer im November 1952 erstmals im Nationalteam einsetzte, schätzte am „Mitreißer“, dass dieser nie aufgab, nie resignierte und seine Mitstreiter immer wieder animierte.

Oft saß Schäfer auf der Tribüne des Stadions und verfolgte die Spiele seines FC. Als er noch die Fäden zog und mit seinem Ehrgeiz nicht nur den jungen Wolfgang Overath inspirierte, war der 1. FC Köln für viele das „deutsche Real Madrid“. Davon ist die aktuelle Mannschaft weit entfernt. Nach erfolgreichen Jahren steht die Mannschaft nach elf sieglosen Spielen (nur zwei Remis) auf dem letzten Platz der Bundesliga-Tabelle.

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Neue Regeln bei U21-WM – ATP testet die Tennis-Revolution


Die besten acht U21-Profis spielen in Mailand um den Titel. Zumindest in der Theorie. In der Praxis fehlt der Allerbeste, denn Alexander Zverev hat sich für das große ATP-Finale in London qualifiziert und seinen Start bei der Version für die „Kleinen“ abgesagt. So müssen die Zuschauer in Mailand mit den drei Russen Andrej Rublew, Karen Katschanow und Daniil Medwedew, dem Kanadier Denis Shapovalov, dem Südkoreaner Hyeon Chung, dem US-Amerikaner Jared Donaldson, dem Kroaten Borna Coric und Lokalmatador Gianluigi Quinzi vorlieb nehmen – und sich an ganz neue Regeln gewöhnen.

Seit Jahren gibt es im Tennis Gedankenspiele, die Matches zu verkürzen und für TV-Zuschauer attraktiver zu machen. Bei Showturnieren werden immer wieder neue Formate getestet. Auch bei den „ATP Next Gen Finals“ geht es nicht um Weltranglistenpunkte. Und so wird die inoffizielle U21-WM zum Versuchslabor.

In Mailand geht es über fünf Gewinnsätze. Um sich einen Satz zu holen, muss der Spieler aber nur vier Spiele gewinnen statt wie üblich sechs. Steht es 3:3, geht es in den Tiebreak. Zudem gibt es, wie das im Doppel schon seit Jahren praktiziert wird, keinen Einstand mehr. Steht es in einem Aufschlagspiel 40:40, entscheidet also der nächste Punkt. Wie in offiziellen Turnieren hat der Aufschläger 25 Sekunden Zeit, um wieder zu servieren. Doch anders als auf der ATP-Tour steht in Mailand eine Stoppuhr auf dem Platz, die für alle hörbar gnadenlos runtertickt und eine deutlich strengere Regelauslegung mit sich bringt. Zudem ist die Einschlagphase kürzer.

Keine Linienrichter, Coaching ist erlaubt

Doch die neuen Regeln gehen noch weiter. So wird einfach weitergespielt, wenn der Aufschlag die Netzkante berührt. Zudem dürfen die Trainer mit den Spielern kommunizieren und ihnen taktische Tipps geben. Die Zuschauer dürfen auch während der Ballwechsel einfach auf den Tribünen herumwandern – eigentlich ein klarer Bruch der Etikette im Tennis.

Mit Spannung wird eine weitere Änderungen erwartet. Den Linienrichter wird man während der Veranstaltung vergeblich suchen. Stattdessen wird das sogenannte Hawkeye durch einen Ton anzeigen, wenn ein Ball im Aus war. Bislang wurde dieses System nur angewendet, um Entscheidungen der Linienrichter nachträglich zu überprüfen.

ATP-Präsident Chris Kermode ist überzeugt, dass sich im Tennis etwas ändern muss. „Die Sport- und Unterhaltungslandschaft befindet sich in einem rasanten Wandel und auch die Art, wie Fans den Sport konsumieren, ändert sich“, erklärt der Brite. „Bei dem Event geht es nicht nur um die nächste Generation von Spielern, sondern auch um die nächste Generation von Fans.“

Bei der aktuellen Fan-Generation werden die Änderungen aber skeptisch gesehen. „Ihr macht unseren Sport kaputt“, lautet der Vorwurf vieler Anhänger in den sozialen Netzwerken. Positive Reaktionen gibt es nur wenige. Auch die Spieler äußerten sich verhalten. „Manche Änderungen sind vernünftig und werden von der Mehrheit der Spieler akzeptiert. Andere eher weniger“, sagte Novak Djokovic, als er im Mai auf die neuen Regeln angesprochen wurde.

The ATP NextGen Milan draw ceremony made players select models to determine their groups. Stunningly uncomfortable, cringeworthy and trashy. pic.twitter.com/g63OfK5IOK

— Ben Rothenberg (@BenRothenberg) November 5, 2017

Auch der Weltranglisten-Erste Rafael Nadal hatte sich in der Vergangenheit vor allem zur Stoppuhr kritisch geäußert. „Es geht doch darum, was die Fans wollen. Wenn sie kurze Punkte befürworten, bei denen die Spieler nicht viel nachdenken und nur auf Winner gehen, ist die Shot Clock vielleicht gut. Du kannst aber keine Rallys mit 50 Schlägen erwarten, wenn du in 25 Sekunden bereit für den nächsten Punkt sein musst.“

Bei aller Skepsis: Welches Turnier wäre besser geeignet, um neue Regeln auszutesten, als die Show-WM der Jungprofis? Das neue Event steht aber seit Sonntag aus einem anderen Grund unter keinem guten Stern. Bei der Auslosung wurden die Spieler den zwei Gruppen zugelost, indem sie sich für ein weibliches Model entscheiden mussten. Für diesen gar nicht modernen Sexismus ernteten die Veranstalter den nächsten Shitstorm.

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Klare Steigerung der Bayern – Heynckes‘ Erfolg wirft kein gutes Licht auf Ancelotti


Eine naheliegende Antwort auf diese Frage: nicht viel, jedenfalls nicht genug.

Seit Jupp Heynckes seinen Alterssitz im beschaulichen niederrheinischen Örtchen Fischeln verlassen hat und sich mit bemerkenswerter Energie der Arbeit in München widmet, offenbaren die Bayern in jedem Spiel Fortschritte. Es ist System zu erkennen, eine Fußball-Idee und mannschaftlicher Zusammenhalt. Grundtugenden, die in der arg lockeren Amtsführung des Italieners Ancelotti verloren gegangen waren.

Es ist nicht gerade ein Kompliment für den Vorgänger, wenn Heynckes feststellen muss, dass er seine Mannschaft zurzeit auf dem Trainingsplatz, in der Spielvorbereitung und in der Einstellung zum Fußball zu großen Anstrengungen herausfordere. „Ich habe einen hohen Anspruch“, sagt der neue, alte Coach. Das ist auch ein Kommentar zur Arbeit Ancelottis.

Heynckes beweist gerade, dass selbst hochdekorierte Fußballstars eine fachliche Anleitung benötigen, damit sie ausschöpfen können, was ihnen an überragendem Talent gegeben ist. Das ist eigentlich eine Selbstverständlichkeit. Wer wollte sonst erklären können, warum Fußballtrainer zu den gut bezahlten Arbeitskräften zählen? Umso bemerkenswerter ist die Tatsache, dass die mit doch so viel fußballerischem Sachverstand gesegnete Führung des Klubs den tiefenentspannten Ancelotti verpflichtete, nur weil ihnen Typen wie Pep Guardiola zu anstrengend waren.

Anstrengend ist Heynckes auch. Im Gegensatz zu Guardiola bringt der Altmeister allerdings auch menschliche, väterliche Qualitäten mit, die immer noch beste Leistungsmotivation bieten.

Die Bayern-Führung sollte schon jetzt die Augen weit aufsperren, denn der Glücksfall Heynckes braucht bald den nächsten Nachfolger.

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Kolumne zur Fußball-Bundesliga: In geheimer Mission


Kolumne zur Fußball-Bundesliga In geheimer Mission Englische Nationalspieler Sturridge (re.), Sterling: Bitte nicht weitersagen!

Sie trainieren unter Ausschluss der Öffentlichkeit, tuscheln am Spielfeldrand hinter vorgehaltener Hand und reichen Zettel weiter. „Die Bundesliga macht aus Dingen ein Geheimnis, wo es gar keines gibt“, schreibt StN-Autor Gunter Barner in seiner Kolumne.

Stuttgart – Weil es im Leben Dinge gibt, die der Mensch am liebsten unbeobachtet tut, hat der Fußball ein Problem: Es gibt so gut wie nichts, was der Öffentlichkeit verborgen bleibt. Fernsehkameras sehen, wenn der Profi in der Nase bohrt, den Gegner heimlich am Trikot zieht oder der Bundestrainer vor dem Match sein Deo auf Versagen prüft. Drohnen künden aus der Vogelperspektive von der beginnenden Glatze eines Torhüters, und Richtmikrofone am Spielfeldrand senden jedes unbedachte Wort in Millionen deutscher Wohnstuben.

Bitte nicht stören!

So viel öffentliche Beobachtung ist aber nicht gut fürs Geschäft. Schließlich lebt der Fußball von der festen Überzeugung, dass der Fan längst nicht alles weiß. „Das größte Geheimnis“, verriet einst Uwe Seeler, „ist der Ball.“ Das sprach sich aber sehr schnell rum. Weshalb die Trainer dann kurz entschlossen ein Geheimnis aus ihren Übungsstunden machten. Seither schießen die Fußballprofis mehrmals die Woche heimlich übers Tor. Während des Spiels werden Zettel mit Anweisungen gereicht.

„Das Staatstheater probt ja auch nicht in aller Öffentlichkeit“, erwiderte der damalige Schalke-Coach Ralf Rangnick auf kritische Fragen betrübter Fans.

Bitte nicht stören!

Was naturgemäß auch für die Medien gilt. Interviews mit Spielern werden stets begleitet vom einem Sheriff aus der Presseabteilung. Falsche Frage, nächste Frage!

Weil der Mensch aber von Natur aus neugierig ist und auch ziemlich erfinderisch, engagierten pfiffige Sportsfreunde bei der Fußball-Weltmeisterschaft 2014 Lippenleser. Dadurch gelangte zwar ans Licht der Öffentlichkeit, dass das größte Geheimnis des Spiels noch immer der Ball ist, aber wenig später auch, dass Cristiano Ronaldo seinen Trainer bei Real Madrid mit der eindeutigen, aber nicht hörbaren Aufforderung bedachte: „F. . . dich!“

Tuschel-Kultur

Das war nicht gut fürs Geschäft. Weshalb die Geheimdienste des Fußballs die Tuschel-Kultur hinter vorgehaltener Hand entwickelten. Was bisher nur Schüler bei der Klassenarbeit nützten oder Senioren, um die mangelnde Haftung der Dritten leidlich zu verbergen, dient inzwischen zur Verschlüsselung des mannschaftlichen Innenlebens. Wie etwa die Absprache vor einem Freistoß (Schießt du? – Ne, du?“) oder die tiefenphilosophische Erörterung auf der Trainerbank: „Wie blind ist der denn?“

Bis dato ist nicht erwiesen, ob die Aura von Fort Knox besonders hilfreich ist im Streben nach Erfolgen. Ganz sicher ist die Geheimnistuerei aber Ausfluss der Haltung einer Gesellschaft, die sich öfter mehr Bedeutung zumisst, als sie tatsächlich verdient. Aber bitte, nicht verraten!

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Borussias Torschütze Vestergaard – „Es war enttäuschend“


Borussia bleibt in dieser Saison ein Team mit zwei Gesichtern. „Diese Mannschaft ist mir ein Rätsel“, schrieb ein Fan nach dem ernüchternden 1:1 gegen den FSV Mainz 05. Es war ein glücklicher Punkt für die Gladbacher, den sie sich immerhin aufgrund einer Leistungssteigerung in der zweiten Halbzeit verdienten. Verteidiger Jannik Vestergaard glich mit seinem siebten Tor im Kalenderjahr 2017 die Führung der Mainzer durch Abdou Diallo aus. Beim 0:1 patzte Gladbachs Torhüter Yann Sommer, beim Ausgleich traf Vestergaard nach einer Ecke von Thorgan Hazard – wie beim 3:1 vor einer Woche bei 1899 Hoffenheim. Das war jedoch die einzige Parallele zum starken Auftritt im Kraichgau vor einer Woche.

„So wie das Spiel gelaufen ist, müssen wir heute mit dem Punkt zufrieden sein. Es war überhaupt kein guter Tag von uns. Für die Ansprüche, die wir an uns selbst haben, war das nicht zufriedenstellend. Es war enttäuschend. Mainz ist verdient in Führung gegangen. Wir waren nicht richtig im Spiel, sowohl in der Defensive als auch in der Offensive, wenn wir in Ballbesitz waren. Wir hatten viele Ballverluste und einfache Fehler“, fasste Vestergaard das unbefriedigende Spiel trefflich zusammen.

20 Torschüsse erlaubten die Borussen den Gästen, die mit forschem Anlaufen für viel Unruhe sorgten. „Die Balance stimmte nicht, wir haben dem Gegner zu viele Räume gelassen“, sagte Trainer Dieter Hecking. Borussia tat sich schwer, selbst überhaupt Aktionen in Richtung Gäste-Tor zu produzieren, in den 90 Minuten gab es nur neun Torschüsse. „Wir wollten eigentlich da weiter machen, wo wir in Hoffenheim aufgehört haben. Das haben wir nicht hinbekommen, haben eine ganz schlechte erste Halbzeit gespielt und keine Lösungen im Spiel nach vorne gehabt, haben zu langsam gespielt“, sagte Kapitän Lars Stindl, der sich wie auch Startelf-Rückkehrer Raffael schwer tat, seine Stärken auf den Rasen zu bringen. Zur Halbzeit gab es Pfiffe für die Darbietung der Borussen – zu Recht.

Sommer patzt bei Diallos Kopfballtor

Dass es nur 0:1 zur Pause stand, verdankte Borussia dem Videobeweis. Der half Schiedsrichter Sven Jablonski bei einem Treffer von Levin Öztunali ein Foulspiel an Matthias Ginter zu erkennen und daraufhin das Tor des U21-Nationalspielers zu stornieren. Es wäre das 0:2 gewesen. Glück hatte Stindl, dass sein leichter Kontakt im Strafraum gegen Jean-Philippe Gbamin nicht geahndet wurde.

Auch nach dem Seitenwechsel, als Borussia nach der Einwechslung von Christoph Kramer sortierter spielte und ausglich, hatte Mainz in der Summe die besseren Chancen. „Wir haben versucht, das Spiel zu drehen und sind dann durch einen Standard zum Ausgleich gekommen. Danach haben wir Mainz wieder zu viele Räume gegeben, in die sie kontern konnten. Dadurch hatte man das Gefühl, dass Mainz näher am zweiten Tor ist. Das ist für uns sehr ärgerlich. Wir hatten uns das anders vorgestellt, müssen jetzt aber mit dem Punkt leben“, sagte Hecking.

Borussia hat im eigenen Stadion Probleme

„Wir haben nicht das gezeigt, was wir können. Es scheint, dass wir uns im Moment auswärts leichter tun als zu Hause, dass wir uns zu Hause sehr viel Druck machen und unbedingt gewinnen wollen. Das hemmt uns momentan aber. Deswegen ist nicht die Leichtigkeit da wie auswärts. Es fällt uns schwer, den Druck zu entfachen, den wir gern entfachen wollen“, sagte Sportdirektor Max Eberl.

Fotos: Mainzer Torwart Zentner spielt Phantomball

Die Diskrepanz zwischen Heim- und Auswärtsauftritten ist frappierend. Die letzten drei Auswärtspflichtspiele wurden gewonnen, daheim gab es das 1:5 gegen Leverkusen und nun das Unentschieden gegen die Mainzer. Es waren bereits die Punkte sieben und acht, die Borussia im eigenen Stadion nicht holte. Damit sind die acht in der Fremde eroberten Punkte nur zum Kontoausgleich gut, statt damit richtig ins Plus zu kommen. Dass es im nächsten Heimspiel anders wird, ist zumindest fraglich. Denn dann geht es gegen die Bayern. Nach der Länderspielpause ist zuvor aber das Auswärtsspiel in Berlin. Da ist der Druck da, zu punkten.

Das Mainz-Spiel war nach dem sachlichen Pokalerfolg in Düsseldorf und dem beachtlichen Auftritt gegen Hoffenheim ein echter Stimmungskiller. „Um einen großen Schritt nach vorn zu machen, hätten wir gewinnen müssen. Aber das hätten wir nicht verdient gehabt“, sagte Stindl. Er war auch die skurrilste Szene des Spiels verwickelt. Der Mainzer Torwart Robin Zentner, der den Elfmeterpunkt für den Ball hielt und ein „Luftloch für die Ewigkeit“ („Kicker“) schlug. „Ich gucke, wen ich anspielen kann und sehe wahrscheinlich unten im Augenwinkel was Weißes und denke, das ist der Ball. Dann spür ich keinen Widerstand“, beschrieb Zentner die Szene. Stindl eilte herbei, um das zu nutzen. „Als ich gemerkt habe, dass er die Orientierung verloren hat, habe ich versucht, noch dazwischen zu stochern – aber er ist noch rechtzeitig zum Ball gekommen“, sagte der Nationalspieler.

Das passte zum Gesamteindruck: Es war nicht der Tag der Borussen. Selbst dieses Geschenk konnten sie nicht nutzen. So bleibt die einzige Konstante der Gladbacher die fehlende Konstanz.

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Bayers Gegner – Augsburg überzeugt durch gnadenlose Effizienz


Das ist neu Die größten Veränderungen erlebte der FC Augsburg in der Abwehr: In dem Leverkusen-Rückkehrer Dominik Kohr und Rechtsverteidiger Paul Verhaegh gingen zwei Schlüsselspieler. Zudem kehrte Angreifer Raul Bobadilla zu Borussia Mönchengladbach zurück. Für die Verantwortlichen galt es also, einige Transferaufgaben zu lösen – was offenbar gut gelang. Denn in Rani Khedira kam ein solider Kohr-Ersatz ablösefrei, rechts hinten spielt sich der zuletzt ausgeliehene Daniel Opare fest. Im Angriff entwickelt sich der vom HSV geholte Michael Gregoritsch mit bisher fünf Toren glänzend und der Ex-Darmstädter Marcel Heller sorgt für ausreichend Tempo.

Die Mannschaft Trainer Manuel Baum muss wohl nur auf zwei Spieler verzichten: Der zweite Sturm-Zugang Sergio Cordova riss sich das Außenband im Sprunggelenk, Verteidiger Martin Hinteregger nahm nach seiner Operation am Sprunggelenk gerade erst wieder das Lauftraining auf. Rechtzeitig fit wird wohl der isländische Angreifer Alfred Finnbogason, der wie Gregoritsch bisher fünfmal traf. Spannend zu sehen wird sein, ob Baum auf eine Fünfer- beziehungsweise Dreierkette oder die zuletzt erfolgreiche Viererkette vertraut. Sollte die defensivere Variante zum Tragen kommen, könnte der Ex-Leverkusener Jan-Ingwer Callsen-Bracker ebenfalls zum Einsatz kommen.

Die Form Nach vier Spielen ohne Sieg war das 3:0 gegen Werder Bremen ein klares Signal: Mit Augsburg ist zu rechnen, jedenfalls was den Klassenerhalt angeht. Nach den Achtungserfolgen inklusive Teilnahme an der Europa League rettete sich der FCA in der vergangenen Saison nur knapp. Doch nun stehen immerhin schon Siege gegen RB Leipzig und Eintracht Frankfurt sowie ein Remis in Hoffenheim zu Buche. Anteil daran haben neben den formstarken Stürmern auch Kapitän Daniel Baier und Linksverteidiger Philipp Max. Shootingstar ist Österreichs Nationalspieler Kevin Danso. Der Verteidiger macht sich immer besser und entwickelt sich zur ernsthaften Alternative in der Abwehrreihe.

Darauf muss Bayer 04 achten Gregoritsch, Heller und der Brasilianer Caiuby bringen genug Tempo mit, um Bayers Abwehrreihe herauszufordern. Zudem verwerten die Augsburger Angreifer derzeit ihre Chancen eiskalt.

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Champions League – Königsklatsche


Ein Dortmunder stemmte sich mit großer Vehemenz gegen die Blamage, das zweite 1:1 gegen das international zweitklassige Apoel Nikosia innerhalb von zwei Wochen. Stadionsprecher Norbert Dickel verkündete die Nachspielzeit mit einem flammenden Appell: „Auf geht’s, kommt! Kommt!“ Irgendwie hatte man aber das Gefühl, als wäre er der Einzige im riesigen Dortmunder Stadion, der nicht von einer seltsamen Lethargie befallen war. Die Dortmunder Mannschaft – ein von Angst gehemmtes Ensemble. Das Pfeifkonzert – deutlich leiser als angemessen. Und Trainer Peter Bosz kleidete nach dem Spiel seine Enttäuschung in Worte wie „wir müssen zu Hause gegen Nikosia gewinnen“, „mangelndes Selbstvertrauen“, „nicht glücklich“. Es klang schon ein wenig verzweifelt: „Kopf hoch, hart arbeiten, kämpfen.“ Das Remis gegen Nikosia ist der vorläufige Höhepunkt einer enttäuschenden Champions-League-Saison aus Bundesliga-Sicht.

Einzig der Rekordmeister hat seine Pflicht erfüllt. Und das vorzeitig. Mit dem 2:1 bei Celtic Glasgow stehen die Bayern als Achtelfinalist fest. Doch auch die Münchner laufen einem Makel hinterher, dem 0:3 in Paris. Deshalb glaubt Jupp Heynckes auch nicht mehr daran, Platz eins an den letzten beiden Spieltagen zurückerobern zu können. „Das Achtelfinale hat Priorität, das haben wir erreicht. Alles andere ist Wunschdenken“, sagte der Coach. Da der direkte Vergleich zählt, müsste Paris entweder gegen Celtic patzen oder in München sehr hoch verlieren. Beide Alternativen gelten als eher unwahrscheinlich.

Der direkte Vergleich könnte auch für RB Leipzig zum Problem werden. Nach dem 3:2 gegen Porto unterlagen die Sachsen im Rückspiel mit 1:3. Trainer Ralph Hasenhüttl warf seinem jungen Team ein bisschen Naivität vor. „Nach dem 1:1 ist bei uns die Ordnung ein wenig flöten gegangen. Wir haben sehr euphorisch reagiert, wollten gleich das zweite Tor nachlegen“, sagte Hasenhüttl: „Das ist gefährlich, wenn man gegen eine erfahrene Mannschaft wild drauflos stürmt. Da haben wir uns hinten etwas entblößt und viele Standards zugelassen.“ Vor allem in diesem Punkt zahlte der Neuling in der Königsklasse erneut Lehrgeld. Die ersten beiden Gegentreffer fielen nach Standards, schon beim 3:2- im Hinspiel hatte RB zwei Gegentreffer nach ruhenden Bällen kassiert. „Es ist Wahnsinn, dass wir uns mit schlecht verteidigten Standards um die verdienten Früchte unserer Arbeit bringen“, sagte Hasenhüttl: „Das wird auf dem Niveau bestraft.“

Und deshalb zittern Leipzig und Dortmund jetzt sogar um Platz drei und den damit zusammenhängenden weichen Fall in die Europa League. Dortmunds Trainer Peter Bosz sagte: „Wir haben jetzt noch zwei Spiele. Die sind wichtig, um in der Europa League weiterzuspielen.“

Es ist schon erstaunlich, wie innerhalb kürzester Zeit aus dem furios stürmenden Bundesliga-Tabellenführer Borussia Dortmund ein von Selbstzweifeln und Verunsicherung gepeinigtes Gebilde wurde, das vor dem Spitzenspiel gegen den FC Bayern (Samstag, 18.30 Uhr) angesichts der sportlichen Krise zittern muss.

Die beste Nachricht des Abends war noch: Immerhin hat der BVB den direkten Vergleich gegen Nikosia nicht verloren. Jetzt entscheidet die bessere Tordifferenz im Kampf um Platz drei. Und dafür zählt es, gegen Tottenham und Real Madrid nicht zu viele Gegentore zu kassieren – nicht gerade Dortmunds Stärke. „Es ist eine schwere Phase, in der es nicht läuft“, sagte Marcel Schmelzer. „Da müssen wir durch. Weiter hart arbeiten, trainieren, dann kommen wir da raus.“ Und dann rutschte dem Kapitän noch das Wort heraus, das in Dortmund zwar allgegenwärtig ist, aber dennoch auf dem Index steht: „Krise“.

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Lucien Favre wird 60, Hans Meyer 75 – Retter, Erneuerer, Impulsgeber


Es ist Zufall, natürlich. Denn als der Spielplan der Europa-League-Saison geplant wurde, hat niemand bei der Uefa einkalkuliert, dass Lucien Favre am 2. November seinen 60. Geburtstag feiert, und dass ein Spiel gegen Lazio im römischen Olympiastadion Erinnerungen weckt an seine Zeit als Trainer Borussias. Am 21. Februar 2013 war Favre, der nun OCG Nizza trainiert (und Werder Bremen abgesagt hat), mit Gladbach in der Ewigen Stadt und verlor 0:2 gegen Lazio.

Favre ist jedoch nicht der einzige frühere Borussia-Trainer, der in diesen Tagen einen Jubiläums-Geburtstag feiert. Am Freitag wird Hans Meyer 75. Wie Favre spielte Meyer in der jüngeren Vereinsgeschichte der Gladbacher eine wesentliche Rolle – als Retter, Erneuerer und Impulsgeber. „Beide Trainer waren sehr wichtig für Borussia“, sagt Borussias Vizepräsident Bonhof. Meyer und Favre sind kaum vergleichbare Typen Mensch, und doch gibt es Gemeinsamkeiten: Beide sind kauzig, beide haben einen klaren Plan – und „beide haben auf ihre Art den Klub geprägt“, sagt Bonhof.

Als Meyer im September 1999 kam, war Borussia auf dem tiefsten Tiefpunkt als Letzter der Zweiten Liga. Nach dem ersten Abstieg aus der Bundesliga drohte der Sturz in die Bedeutungslosigkeit. Meyers Vorgänger Bonhof, heute mit Meyer als fußballerische Kompetenz im Präsidium tätig, hatte den Kurswechsel nach dem Abstieg nicht geschafft, daher kam Meyer. Mit flotten Sprüchen, harter Hand und einem klaren Plan brachte er Borussia nach und nach zurück auf den Pfad der Tugend – im niederländischen 4-3-3-System. Meyers Star war das Kollektiv, seine Schützlinge von einst, unter anderem der heutige Manager Max Eberl, Scouting-Chef Steffen Korell, Torwarttrainer Uwe Kamps und U23-Trainer Arie van Lent, lassen auf „den Alten“ bis heute nichts kommen.

Bis zum Wiederaufstieg verging noch eine Saison. Als Borussia 2001 dann wieder erstklassig war, hatte sie die nötige Reife. Gleich im ersten Spiel gab es einen 1:0-Sieg gegen den damaligen Champions-League-Sieger Bayern München. Meyer etablierte Borussia trotz diverser Abstiegssorgen wieder im Oberhaus, bevor er seinen Job Anfang März 2003 an Ewald Lienen übergab.

Am 19. Oktober 2008 war Meyer wieder da, dieses Mal um zu retten: Borussia lief nach dem zweiten Aufenthalt in Liga zwei erneut Gefahr, abzusteigen. „Was das bedeutet hätte, kann man sich ausrechnen. Wir wären nicht da, wo wir heute sind“, sagt Bohnof. Meyer holte in der Winterpause neue Leute, unter anderem Dante, der später bei Favre zum wichtigen Achsenspieler wurde, und schaffte die legendäre Last-Minute-Rettung. Die gelang mit nur 31 Punkten und dank zweier später Tore von Roberto Colautti und Dante zu den 1:0-Siegen gegen Schalke und in Cottbus binnen wenigen Tagen. Den Neuaufbau wollte Meyer nicht mehr angehen, er ging und Michael Frontzeck kam.

Als Frontzecks Team in der Hinrunde der Saison 2010/2011 am Abgrund entlangwankte, holte Eberl, dessen quasi erste Amtshandlung als Sportdirektor die Meyer-Rückholaktion gewesen war, Favre aus der Schweiz zurück in die Bundesliga. Er wollte ihn schon früher haben, doch da wollte Favre Hertha BSC nicht verlassen, kurz darauf wurde der Waadtländer entlassen. In Gladbach übernahm er ein Team mit Potenzial, aber ohne Perspektive: Gladbach war Anfang 2011 abgeschlagener Letzter. Favre als vorgezogener Erneurer in der Zweiten Liga? Mitnichten. Er erneuerte und rettete zugleich. Borussia schaffte es noch in die Relegation, setzte sich da gegen den VfL Bochum durch – und startete plötzlich durch in neue Sphären.

Favre gilt als Trainer, der Spieler besser macht. In Gladbach machte er die ganze Mannschaft besser. In akribischer Kleinarbeit auf dem Trainingsplatz perfektionierte er sein 4-4-2-System und das Gladbach-Tiki-Taka, das bis heute die Blaupause des Borussen-Spiels ist, derart, dass die Fußballwelt von „Borussia Barcelona“ schwärmte. Ein Jahr nach dem Nicht-Abstieg stieg Favre mit Borussia quasi auf in den Europapokal – nach 16 Jahren unerfüllter Borussen-Sehnsucht.

2014 spielte sein Team erneut in der Europa League, 2015 qualifizierte es sich als Bundesliga-Dritter direkt für die Champions League. Im September 2015 verabschiedete sich Favre dann auf seltsame Art. Doch man ist wieder im Reinen. Im Sommer, während des Trainingslagers am Tegernsee, spielte Borussia gegen Nizza. Es war ein herzliches Wiedersehen mit Favre, bei dem sich auch er und das andere Geburtstagskind dieser Tage, Meyer, trafen.

Hennes Weisweiler bleibt für immer der Übertrainer in Gladbach: als Vater der Fohlenelf und Meister-Trainer, der den Mythos Gladbach geschaffen hat. Udo Lattek und Bernd Krauss sind Titel-Trainer. Doch Meyer und Favre haben der Borussia nach der Jahrtausendwende wesentliche und entscheidende Impulse gegeben. Ohne die beiden wäre der Klub nicht das, was er heute ist: Ein wirtschaftlich sehr gesunder und sportlich ambitionierter Bundesligist.

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VfB-Stürmer Carlos Mané: Licht am Ende der Reha-Welt


VfB-Stürmer Carlos Mané Licht am Ende der Reha-Welt Kann schon wieder erste Übungen mit Ball machen: Carlos Mané.

Sechs Monate nach seiner schweren Knieverletzung blickt VfB-Angreifer Carlos Mané der Rückkehr auf den Fußballplatz entgegen.

Stuttgart – Carlos Mané lacht viel an diesem Herbsttag, was weniger mit den wärmenden Sonnenstrahlen zu tun hat, die durch das Fenster in die Reha-Welt des VfB Stuttgart scheinen. Sondern grundsätzlich mit Carlos Manés sonnigem Gemüt. Und im Speziellen mit seinem Gesundheitszustand. Ein halbes Jahr nach seiner im Zweitligaspiel gegen Dynamo Dresden erlittenen schweren Knieverletzung sieht er Licht am Ende der Reha. „Mir geht es gut. Wenn es so weiterläuft, kann ich vielleicht schon im November oder Dezember wieder richtig mit der Mannschaft trainieren“, erzählt der 23-Jährige und kommt aus dem Strahlen gar nicht mehr heraus. Denn: „Fußball ist mein Leben. Ich kann es kaum erwarten, endlich wieder auf dem Platz zu stehen.“

Rückblick: Am 2. April im Heimspiel gegen Dynamo Dresden verdreht sich die Leihgabe von Sporting Lissabon das rechte Knie. Mit Schmerzen spielt er weiter, seine Mannschaft startet nach einem 0:3-Rückstand eine Aufholjagd. In der vierten Minute der Nachspielzeit humpelt der Rechtsaußen mit letzter Kraft in den Strafraum der Dresdner, wo er von den Beinen geholt wird. Simon Terodde gleicht per Elfmeter zum 3:3 aus und beschert seiner Mannschaft noch einen wichtigen Punkt.

Die Knie-OP: Als ob man einen Pflasterstein versetzt

Der VfB startet durch Richtung Bundesliga, doch für Carlos Mané geht gar nichts mehr. Knorpelschaden im rechten Knie – eine Fußballer-Verletzung der höchsten Kategorie, fast schlimmer noch als ein Kreuzbandriss. Erst hieß, die Saison sei für ihn gelaufen, dann war von mindestens einem halben Jahr Pause die Rede, ehe der damalige Manager und Mané-Entdecker Jan Schindelmeiser die Sorge von einem möglichen Karriereende offen aussprach. Mané wäre nicht der Erste, den es so erwischt.

Doch jetzt ist nicht der Moment für Horrorvorstellungen. „Es sieht wirklich sehr gut aus“, sagt VfB-Mannschaftsarzt Raymond Best. Er lobt die „hervorragende Arbeit der Kollegen“, die Mané im Mai in Lissabon operierten. Die medizinische Kurzversion: Aus Manés Knorpel – eine Art Dämpfungsschicht über dem Knochen – waren zwei kleine Stücke herausgebrochen. Ein sogenannter traumatischer Knorpelschaden, der nicht durch Verschleiß, sondern durch das abrupte Verdrehen des Kniegelenks hervorgerufen wurde. Diese Löcher wurden nun mit zwei Zylindern in der Größe eines Zigarettenfilters geflickt; geformt aus körpereigenem Knorpel von einer Stelle, wo ihn das Knie nicht benötigt. Die sogenannte Mosaik-Plastik. „Als ob man einen Pflasterstein versetzt“, verdeutlicht Best den Eingriff.

Klingt simpel, hat aber seine Tücken. Bei Knorpel handelt es sich um ein sehr sensibles Gewebe, für das die Medizinindustrie bis heute keinen Ersatzstoff entwickeln konnte. Insofern bleibt abzuwarten, wie sich Manés Kniegelenk mit den Flick-Zylindern unter der bald wieder folgenden Vollbelastung verhält. Orthopäde Best ist optimistisch: „Carlos ist ein sehr leichter Spieler und muskulär gut ausgebildet. Das ist von Vorteil.“ Ein Comeback zu Beginn der Rückrunde hält er für möglich.

Wie geht es nach Saisonende weiter?

Zuversichtlich nach vorne blicken – darum geht es jetzt auch Carlos Mané. Er zeigt auf die etwa fünf Zentimeter lange Narbe, wieder mit einem Lächeln im Gesicht. „Ich verspüre keine Schmerzen. Es fühlt sich gut an.“ Jetzt heißt es erst einmal Muskelmasse aufbauen. Um 1,5 Zentimeter ist das operierte rechte Knie derzeit schmaler als das gesunde. Das erfordert noch etliche zähe Schichten an den Fitnessgeräten. Ob ihn je Zweifel plagten, seine Karriere fortsetzen zu können? „Nein. Ich habe immer an meinen Körper geglaubt,“ sagt der kleine Dribbler, der vor seiner Verletzung als großes Versprechen auf eine bessere Zukunft beim Club aus Cannstatt galt.

Mit sechs Toren und neun Vorlagen war der 1,72 Meter große Wirbelwind einer der Erfolgsgaranten der vergangenen Saison. Unvergessen, wie er bei der Aufstiegsfeier mit Krücken über die Bühne humpelte und den Fans zuwinkte. Auch nach der langen Reha-Pause in seiner Heimatstadt Lissabon fühle er sich wieder sehr wohl in Stuttgart, versichert der junge Familienvater. Wie es nach Saisonende für ihn weitergeht, wenn sein Leihvertrag beim Bundesliga-Aufsteiger endet, steht allerdings in den Sternen. Eine Rückkehr nach Lissabon ist genauso vorstellbar wie ein weiteres Jahr auf Leihe in Stuttgart. Einzig eine feste Verpflichtung scheint angesichts einer Kaufoption in Höhe von 15 Millionen Euro eher unwahrscheinlich.

Carlos Mané selbst will sich noch nicht festlegen; er weiß, dass er es nicht selbst in der Hand hat. Allenfalls in seinem rechten Knie.

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