Kategorie -Jugendliche

„Taximord“ glich Hinrichtung: Teenager in Schweden wegen Selbstjustiz verurteilt

In Schweden zeigt eine 15-Jährige einen Taxifahrer wegen Vergewaltigung an. Einen Monat später lockt sie den Mann in eine einsame Gegend. Dort wird er von ihrem Freund und dessen Brüdern gehängt. Dafür müssen die Jugendlichen jetzt lange ins Gefängnis.

Ein schwedisches Gericht hat fünf Teenager wegen des Mordes an einem angeblichen Vergewaltiger zu Gefängnisstrafen verurteilt. Der älteste Angeklagte, der zum Tatzeitpunkt bereits volljährig war, erhielt lebenslange Haft, wie das Bezirksgericht Uppsala mitteilte.

Zwei seiner minderjährigen Brüder wurden zu je vier Jahren Jugendstrafe verurteilt. Der jüngste der vier Brüder und seine Freundin müssen wegen Beihilfe für je dreieinhalb Jahre in Jugendhaft. Richter Lars Holmgård sagte, der als „Taximord“ in den Medien bekannt gewordene Fall trage Züge einer Hinrichtung. Das zur Tatzeit 15-jährige Mädchen hatte einen 26 Jahre alten Taxifahrer einen Monat vor der Tat wegen Vergewaltigung angezeigt. Der Nachrichtenagentur TT zufolge lockte sie ihn dann Ende März mit der Aussicht auf ein Stelldichein in eine einsame Gegend.

Dort wurde der Mann von ihrem Freund und dessen drei Brüdern überwältigt. Sie zwangen ihn, die Zugangscodes für sein Mobiltelefon und seine Bankkarte preiszugeben, schleppten ihn in einen Wald und erhängten ihn. Anschließend wurde das Konto des Mannes leer geräumt. Die Angeklagten bestritten die Tat. Das Gericht hatte aufgrund von Chatgesprächen, DNA-Spuren und anderen Indizien jedoch keine Zweifel an ihrer Schuld.

Es ging aber davon aus, dass das Mädchen und der jüngste Angeklagte zum Zeitpunkt des Mordes nicht mehr am Tatort waren. Zum Vergewaltigungsvorwurf des Mädchens sagte Richter Holmgård, das Gericht habe ihre Aussage zur Kenntnis genommen. „Aber das, was dort geschah, war nicht das eigentliche Thema des Prozesses“, fügte er hinzu.

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Modernes „Bäckermädle“


Es ist warm in der Backstube von Katharina Regele. Vorn befindet sich die Verkaufstheke, im Hintergrund sieht man den Backofen und die Arbeitsfläche. An der Seite steht eine Miniatur­küche zum Spielen. Für ihre Tochter. Das war ein ausschlaggebender Punkt für die 31-Jährige, die sich mit ihrer eigenen Bäckerei selbständig gemacht hat: Familie. „Dass ich einfach dadurch flexibler bin“, erklärt sie und weist auf ihre 2-jährige Tochter, die vor ihr auf der Theke sitzt und glücklich mit einem Armband spielt. Wie hier, erklärt die junge Mutter, wenn ihre Tochter auf dem Tisch sitze und mitmache, oder auch wenn sie Kundschaft dahabe, dann sei sie auch einfach da. Natürlich nicht, wenn die Bäckerin ihre Waren produziere. „Aber gerade wenn ich den Laden offen habe, dann spielt sie hier in ihrer Küche oder ist einfach mal draußen und kommt dann rein, und da sagt niemand was“, erklärt sie in schwäbischem Dialekt. Denn die Vereinbarung von Familie und Beruf wäre davor, so erklärt sie, schwieriger gewesen. Aber nicht nur flexibler zu sein war ein ausschlaggebender Punkt in ihrer Entscheidung zur Selbständigkeit. Auch haben sie die ganzen Zusatzstoffe und Fertigprodukte gestört, sodass sie gesagt habe, sie möchte das mal anders machen. „Denn dafür habe ich nicht einen handwerklichen Beruf gelernt, von der Pike auf, um irgendwann zu sagen, ja ich mach ’ne Tüte auf und rühr mir das an“, sagt Regele. Das ist ein grundlegender Teil ihres Konzepts: Backen ganz ohne Zusatzstoffe, so weit es geht, handgemacht unter der Verwendung von regionalen Produkten; wenn das nicht geht, weicht sie auf Bio aus. Mit Zusatzstoffen meint sie hauptsächlich das Backmittel, also eine Mischung aus Zusatzstoffen wie extra Gluten, Zucker, Malzzucker und Hefeextrakt, was geschmacksfördernd wirkt. Gerade weil viele ein Problem damit haben, wollte Katharina Regele das ändern und es für sich anders machen.

Ihre Kunden kommen von überall her

In der Bäckerei „Bäckermädle“, die in Holzleuten, einem Teilort von Heuchlingen, liegt, etwa eine Stunde von Stuttgart entfernt, arbeitet Katharina Regele allein. „Tatsächlich hilft mir da niemand, das mach ich wirklich alles ganz allein. Es kann mal sein, dass der Papa mal in die Molkerei fährt und eine Butter holt, oder dass meine Mama mal unterwegs ist und ich ihr sag, sie soll eine Milch mitbringen, weil sie in der Landwirtschaft arbeitet, das kann schon mal sein, aber ansonsten mach ich eigentlich alles allein.“ Das sei ihr wirklich wichtig, denn nur so habe sie alle Arbeitsschritte im Blick, und nur so würde das Produkt auch so, wie sie es wolle. Auch der Verkauf sei ihr sehr wichtig, gerade weil sie mit dem Kunden einen guten Dialog führen wolle. Fragen, wie: „Warum ist das Brötchen relativ klein, aber trotzdem schwerer als ein herkömmliches Brötchen? Oder was ist denn Backmittel?“, könne sie so viel besser beantworten.

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Wasser bis zur Hüfte: Junge Bernsteinsammler aus Nordsee-Flut gerettet

Wenn es draußen ungemütlich ist, herrschen für Bernsteinsammler beste Bedingungen. Drei Jugendliche nutzen das stürmisch-kalte Herbstwetter, um sich auf die Suche nach dem fossilen Harz zu machen. Auf dem Leitdamm vor Cuxhaven werden sie von der Flut überrascht.

Seenotretter haben am Samstagabend drei junge Bernsteinsucher aus höchster Lebensgefahr vor der Nordsee-Flut gerettet. Die Brüder im Alter von 16 bis 19 Jahren waren auf der Suche nach Bernstein den Leitdamm vor Cuxhaven rund vier Kilometer entlanggelaufen, wie die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) mitteilte. Doch die Flut sei durch die Sturmlage der vergangenen Tage deutlich höher aufgelaufen als sonst und habe nur eine Stunde nach Niedrigwasser den jungen Männern schon bis zur Hüfte gestanden.

Die Bernsteinsucher riefen den Notruf, woraufhin der Seenotrettungskreuzer „Anneliese Kramer“ kurz nach 19 Uhr auslief. Die Verunglückten hätten die Besatzung dann mit Lichtzeichen auf ihre Position aufmerksam gemacht, außerdem hätten die Retter eine Wärmebildkamera eingesetzt, teilt die DGzRS weiter mit. Nach einer knappen Dreiviertelstunde konnten die drei Brüder mit dem flacher liegenden Tochterboot „Mathias“ aus ihrer Notlage befreit werden – da stand ihnen das Wasser bereits bis zum Bauch, wie ein Sprecher berichtete.

Sie hätten sich bis zu ihrer Rettung gegenseitig gehalten und gewärmt; und sie seien durchaus professionell ausgerüstet gewesen, mit Thermo-Neoprenanzügen und starken LED-Lampen. Die unterkühlten jungen Männer seien vorsorglich mit einem Rettungswagen in ein Krankenhaus gebracht worden. Die Chancen, Bernstein zu finden, sind im Herbst und Winter am größten. Das kalte Meerwasser besitzt eine höhere Dichte, das fossile Harz wird dann nach oben geschwemmt.

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Abendbrot aus Klosterbäckerei


Ein älteres Ehepaar betritt das Gebäude der Klosterbäckerei. „Wir hätten für unser Abendbrot gern einmal das Bio-Klosterbrot und dazu noch die Bio-Dinkel-Ähre.“ Lukas Kröhl, Besitzer der Bäckerei im niedersächsischen Schöningen, tritt an den hölzernen Verkaufstresen. „Wir haben gerade ganz frisch ein neues Aktionsbrot aus dem Ofen geholt. Darf ich Ihnen auch eines davon anbieten?“ Der große, blonde 27-Jährige erzählt: „Mit drei Jahren saß ich schon auf dem Bäckertisch, hab da mit der Wasserspritze rumgespritzt und fand’s superlustig.“ Durch das Biobäckerei-Unternehmen seiner Familie wuchs er in der Backstube auf.

Er wollte eigene Entscheidungen treffen

Am Arbeitstisch lehnend mit Blick auf das Kloster St. Lorenz, berichtet er von seiner spät gefundenen Begeisterung zur Ausbildung des Bäckers. Nachdem er Betriebswirtschaftslehre an der Ostfalia studiert hatte, arbeitete er zwei Jahre woanders. Der ursprüngliche Plan, in die Firma seines Vaters einzusteigen, hatte sich nicht realisiert. Er arbeitete im Personalmanagement und Vertrieb und dann ein Jahr als Immobilienmakler in der Region Braunschweig. Erst danach entschied er sich, Bäcker zu werden. Das Handwerk des Backens lag ihm schon immer. Zusätzlich war ihm klar, dass er nicht nur aktiv etwas machen, sondern auch eigene Entscheidungen treffen wollte. Der Traum von der eigenen Bäckerei war gegenwärtig. Etwas selber aufzubauen bedeutet ihm viel. Bis zur Eröffnung der Klosterbäckerei im Februar vergingen nur zwei Jahre. Während der Phase der Umbauten bestand Kröhl die Meisterprüfung. Die Bäckerei ist noch nicht vollständig fertig. Momentan wird im selben Raum gebacken wie auch verkauft. Dies stört nicht im Geringsten. Im Gegenteil, Kunden befinden sich mitten im leben­digen Geschehen. Die Wärme des Ofens und der Duft nach frischem Teig erfüllen den Raum.

„Das war einfach die Hölle“

Mit frischen Brötchen am Morgen dient Kröhl jedoch nicht. Ziel der Klosterbäckerei ist es, das Abendbrot wieder aufleben zu lassen. Die wohltuende Zeit abends mit den Liebsten zusammenzusitzen und über die Erlebnisse vom Tag zu reden. Mit seinen strahlend blauen Augen berichtet Lukas Kröhl von seiner Vision. „Wenn ich das mit meinen Produkten schaffe, dass Leute sich, egal ob das jetzt nur einmal die Woche ist, oder einmal im Monat, aber zumindest sich dann wirklich aktiv ein Brot kaufen und sagen ,heute machen wir wieder eine schöne Brotzeit‘, dann ist das viel wert, und das ist schön. Und deswegen stehe ich dahinter und will das Abendbrot wieder lebendig machen.“ Diese Intention spiegelt sich in den Öffnungszeiten des modernen Unternehmens wider. Unter der Woche hat die Bäckerei von 13 bis 18 Uhr geöffnet, am Wochenende von 10 bis 15 Uhr. Ungewöhnlich sind auch die Arbeitszeiten. Typisch für den Beruf sind Arbeitszeiten von Mitternacht bis sieben Uhr morgens oder von spät nachmittags bis in die Nacht. So erlebte es Lukas Kröhl in seiner Ausbildung mit einer Sechstagewoche von 17 bis 2 Uhr in der Nacht. „Das war einfach die Hölle. Ich brauche mein Sozialleben, ich brauche meine Freunde, ich brauche meine Freundin, ich brauche meine Familie.“ Während Sonnenlicht die bodentiefen Fenster flutet, berichtet er begeistert von den Arbeitszeiten der Klosterbäckerei: Diese beginnen um 6 Uhr unter der Woche und 4 Uhr am Wochenende.

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Großeinsatz in Dorsten: 14-Jährige in NRW nach Drohanruf festgenommen

Hunderte Schüler geleitet die Polizei in Dorsten nach einer telefonischen Drohung aus der Schule. Für sie und die Eltern werden Betreuungsplätze eingerichtet. Noch während des Einsatzes wird ein Video bekannt, in dem ein Jugendlicher mit einem Messer hantiert. Am Ende des Tages sind drei Teenager in Polizeigewahrsam.

Ein Drohanruf an einer Schule im nordrhein-westfälischen Dorsten hat einen Großeinsatz der Polizei ausgelöst. Die Drohung mit einer offenbar computergenerierten Stimme ging per Telefon an der Schule ein, wie die Polizei in Münster mitteilte. Ermittlungen im Zusammenhang mit dem Anruf führten die Beamten zu einer 14-jährigen Schülerin, die vorläufig festgenommen wurde. Hinweise auf eine „konkrete Gefährdungslage“ hätten sich nicht ergeben.

In der Drohung sei angekündigt worden, dass an der Schule Menschen verletzt werden sollten. Nach dem Anruf habe es zudem Hinweise auf eine vermummte Person auf dem Schulhof gegeben. Als Reaktion auf die Alarmierung durch die Schule rückte die Polizei mit einem Großaufgebot, Spezialkräften und einem Hubschrauber an, sperrte die Schule ab und durchsuchte diese.

Rund 600 Schülerinnen und Schüler wurden dann nach und nach aus dem Gebäude geleitet, sie hatten sich zuvor mit ihren Lehrkräften in den Klassen eingeschlossen. Für sie und die Eltern wurden Betreuungsstellen eingerichtet. Umfangreiche Ermittlungen führten auf die Spur der 14-Jährigen, die im Verdacht steht, den Anruf abgesetzt zu haben. Die Ermittlungen dauerten an.

Während des Einsatzes tauchte nach Polizeiangaben zudem ein Video auf, in dem ein Schüler mit einem Messer hantierte. Zwei mutmaßlich an diesem Video beteiligte Schüler seien vorläufig festgenommen und vernommen worden. Ein Zusammenhang zu dem Drohanruf ergab sich laut Polizei allerdings nicht.

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Wetzikon: Fairer Kaffee


Neben einem Parkplatz, in einem grauen Häuserblock in Wetzikon im Kanton Zürich, springt einem ein großer, weißer Schriftzug ins Auge: „SoSo-Café“, daneben das Bild einer dampfenden Kaffeetasse. „Soso“, sagt Pascal Barbato, der Besitzer des kleinen Bistros, während er sich durch die kurzen, gegelten Haare streicht und lacht: „Auf Kalenjin, das ist der Dialekt, den sie in Kiptere, Kenia, sprechen, heißt das super, o. k. und cool.“ Das SoSo-Team achtet darauf, dass es mit gutem Gewissen hinter der „Geschichte unserer Produkte“, einem Schriftzug an der schwarzen Wand des Lokals, stehen kann. Vom Gipfeli über die Kuchen bis zum Kaffee wird alles möglichst regional, fair und vor allem transparent produziert. Ganz besonders die Kaffeebauern liegen dem Team am Herzen: „Ich fände es super, dass, wenn man 4,50 oder 5 Schweizer Franken für einen Kaffee verlangt, und alle verlangen gleich viel, man die richtige Qualität liefert. Das wäre mein Wunsch: dass jedes Café in der Schweiz dem Bauern zum Schluss einen fairen Preis zahlt.“

Um diesen Grundsatz bei ihrem eigenen Lokal umsetzen zu können, arbeiten sie eng mit der Hilfsorganisation Kiptere.ch zusammen: Als Pascals Partnerin vor zwölf Jahren nach Kenia reiste, um eine Hilfsorganisation zu unterstützen, war sie mit dieser überhaupt nicht zufrieden. Diese kümmerte sich mehr um ihren eigenen Profit als um das Wohlergehen der Kenianer. Kurzerhand gründete sie ihre eigene Organisation, Kiptere.ch, benannt nach der kenianischen Region, wo sie agiert. Ziel ist es, arme Bauernfamilien zu unterstützen. Die Hilfsorganisation stellt ihnen Kaffeesetzlinge und die Infrastruktur zur Ernte und Bohnenbearbeitung zur Verfügung. Dann verkaufen die Bauernfamilien ihren Ertrag an der Kaffeebörse in Nairobi.

Familien in Kiptere können sich das Schulgeld leisten

Vor drei Jahren kam Pascal und seiner Partnerin die Idee, ein kleines Stück Kenia in Wetzikon zu eröffnen: „Wo man dann eigentlich die ganze Kette hat, von der Produktion, bis man den Kaffee ausschenkt“, erklärt er. Ein Salesman an der kenianischen Kaffeebörse, von der internationalen Organisation Volcafe Select engagiert, garantiert, dass den Bauernfamilien ein fairer Preis bezahlt wird. Eine Transportfirma verfrachtet die Bohnen in die Schweiz, dann werden diese in kleinen Röstereien in Bauma oder Hegnau, Gemeinden im Kanton Zürich, geröstet, bevor die Kundschaft sie im SoSo-Café genießen kann. Mit dem Erlös und der Unterstützung von Kiptere können sich die Familien das Schulgeld ihrer Kinder leisten.

Pascal erläutert: „Wasser, Schulen, Essen und einen Job, wir können eigentlich gar nichts dafür, dass wir hier sind und alles haben. Das ist ein riesiger Zufall, und für mich ist es nichts anderes, als ein bisschen etwas zurückzugeben von dem Glück, das wir haben.“ Sein Bestreben ist es, dass die 225 Familien, die derzeit unterstützt werden, unabhängig von Hilfsorganisationen durch ihren Kaffee ihre Existenz sichern können. Zwischen Kiptere und Wetzikon besteht regelmäßig Kontakt. Durch Corona sei es etwas schwieriger geworden. Doch in wöchentlichen Videoanrufen tauschen sich alle aus. Fotos an den Wänden zeigen die lachenden Bauern und ihre Kinder, die neben säckeweise geernteten Kaffeebohnen stehen. „Ich meine, das ist ein harter Job, dieser Kaffee, und vielfach ist es den Konsumenten gar nicht bewusst, was für eine Arbeit dahinter ist und dass es fair ist, dass nicht nur das Café etwas verdient, sondern auch der Bauer, das ist für uns sehr wichtig“, sagt Pascal.

„Gastro ist ein ganz brutales Geschäft“

Um diese harte Arbeit der Kaffeebauern zu würdigen, gibt sich das Personal beim Servieren viel Mühe: Alle Mitarbeiter haben zahlreiche Barista-Kurse in Basel absolviert. Kleine Muster aus Milch zieren den Cappuccino. Pascal nimmt einen Schluck Americano, sein Lieblingsgetränk. „Der ist stark, und da schmeckt man wirklich alle Aromen heraus.“ Eine Kollegin wischt einen der schwarzen Tische ab und klopft die farbigen Kissen aus. „Das ist Laura, sie arbeitet 60 Prozent. Ich habe gerade gesagt, dass wir ein super Team hätten, stimmt das?“ „Ja“, antwortet Laura lachend und rückt ihre afrikanisch gemusterte Schürze zurecht.

Das Café ist erfüllt von Stimmengewirr; die Leute tauschen sich zwischen einzelnen Bissen und Schlucken aus. Kinder vergnügen sich mit einem der vielen Gesellschaftsspiele. „Ich glaube, die Zielgruppe von uns sind Leute, die die Werte, die wir vermitteln möchten, auch schätzen, die gerne etwas konsumieren und ein bisschen mehr über das, was sie konsumieren, wissen, und wir bedienen alle gerne.“ Viele Kunden schätzen diese Einstellung. Ob alt oder jung, sie alle besuchen das Lokal ab und an. „Es gibt einem das Gefühl, einer dieser Hauptcharaktere zu sein, die mit dem Kopfhörer in einem Coffeeshop sitzen und etwas Weltbewegendes tun“, sagt Livia Muggensturm, eine Gymnasiastin, nachdem sie an ihrer heißen Schokolade genippt hat. Wie viele andere wurde sie durch die Lage nahe dem Bahnhof und die Topbewertung auf Tripadvisor auf das Café aufmerksam. Jetzt kommt sie regelmäßig hierher. Rückmeldungen wie diese motivieren das Team, weiterhin einen kleinen Beitrag zu leisten, um die Welt ein wenig besser zu machen. „Gastro ist ein ganz brutales Geschäft, wenn man etwas nicht gut macht, bekommt man die Kritik sofort“, sagt Pascal. Und wenn man etwas gut macht? „Bekommt man sie auch sofort.“

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So schädlich wie 15 Zigaretten: Eine globale Einsamkeitswelle plagt junge Menschen

Einsamkeit ist längst nicht mehr nur ein Problem älterer Menschen. Immer mehr Jugendliche sind einsam, auf der ganzen Welt. Wer isoliert ist, wird schneller krank – und ist anfälliger für Extremisten.

Instagram, Whatsapp, Snapchat, Youtube oder Tiktok: Jugendliche in Deutschland verbringen immer mehr Zeit im Internet. Fast drei Stunden sind die 16- bis 18-Jährigen jeden Tag online, geht aus einer Bitkom-Studie hervor. Je älter, desto mehr Zeit verbringen sie im Internet, vorwiegend mit Chatten und Streaming.

Obwohl junge Menschen per Social Media auf allen Kanälen vernetzt sind, sind sie gleichzeitig auch so einsam wie nie. Sie haben hunderte Follower, schreiben dutzende Nachrichten am Tag – echte Freunde haben sie aber kaum.

Vor allem seit der Pandemie fühlen sich immer mehr junge Menschen einsam. Vor Corona war jeder siebte der unter 30-Jährigen „manchmal einsam“, hat der Thinktank Progressives Zentrum in einer Studie herausgefunden. Während der zweiten Corona-Welle war es dann schon knapp jeder zweite Jugendliche und junge Erwachsene. Damit fühlt sich keine Altersgruppe so einsam wie die 18- bis 29-Jährigen.

„Wir denken häufig an alte Menschen, wenn wir über das Thema Einsamkeit sprechen“, sagt Michelle Deutsch, Projektmanagerin beim Progressiven Zentrum, im ntv-Podcast „Wieder was gelernt“. Einsamkeit bei jungen Menschen werde häufig vernachlässigt.

Pandemie der Isolation

Ähnlich geht es Jugendlichen und jungen Erwachsenen weltweit. Die Corona-Pandemie hat das Problem noch verschärft: Vor ihrem Beginn waren in der EU vor allem ältere Menschen von Einsamkeit betroffen, steht in einer Studie des wissenschaftlichen Dienstes der EU-Kommission. Allein von April bis Juli 2020 stieg der Anteil der einsamen 18- bis 25-Jährigen auf 36 Prozent, eine Vervierfachung.

Woran liegt das? Einen großen Anteil haben Social Media und Smartphone-Nutzung, sie fördern die Einsamkeit. Zwei US-Psychologen haben in einer Studie einen Zusammenhang herausgestellt. Waren Smartphonezugang und Internetnutzung in Schulen hoch, war es auch die Einsamkeit. In den sechs Jahren nach 2012 sind die Zahlen demnach dramatisch angestiegen. In Europa, Lateinamerika und den englischsprachigen Ländern verdoppelten sie sich etwa, und in den ostasiatischen Ländern stiegen sie um etwa 50 Prozent. Die Autoren empfehlen deshalb, Smartphones in Schulen zu verbieten.

Ein Grund dafür liegt auf der Hand: wenn jeder immer überall auf sein Handy schaut, werden zufällige Begegnungen seltener. Wer immer am Handy klebt, vernachlässigt seine Freundschaften im echten Leben. Chats bleiben meist oberflächlich, Onlinekontakte brechen schneller ab.

Einsam in der Gruppe

„Vor allem die Pandemie hat es noch mal gezeigt, wie stark vor allem junge Menschen von den Auswirkungen der großen Pandemie betroffen waren: Schulschließungen, der Wegfall von Freizeitangeboten – das hat sie in ihrer Lebensrealität deutlicher getroffen“, erläutert Expertin Deutsch.

Das Risiko, einsam zu werden, ist bei Geringverdienern, Menschen mit niedrigem Bildungsstand und Menschen mit Migrationshintergrund höher, geht aus der Studie des Progressiven Zentrums hervor. Michelle Deutsch formuliert es so: Wem das Geld fehlt, mit Freunden Kaffee trinken zu gehen, der bleibt zu Hause und ist dort einsam.

Dabei muss man aber unterscheiden zwischen Einsamkeit und Alleinsein. Wer einsam ist, fühlt sich anderen Menschen nicht nah, hat das Gefühl, zu wenige Kontakte zu haben. „Einsamkeit ist an der Stelle nicht nur das Gefühl, sich allein zu fühlen, sondern keine Person zu haben, auf die man bauen kann, auf die man sich verlassen kann. Man hat das Gefühl, nicht in eine gesellschaftliche Gruppe eingebunden zu sein“, erklärt Deutsch im „Wieder was gelernt“-Podcast.

Wer allein wohnt und niemanden trifft, ist vielleicht allein, aber nicht zwangsläufig einsam. Man kann in einer Beziehung sein und viele Freunde haben, sich aber trotzdem einsam fühlen. Sogar in einer großen Gruppe: „Man fühlt sich nicht zugehörig zu den Menschen, die um einen rum sind. Man hat das Gefühl, man hat keinen Anschluss an seine Klassenkameraden. Das ist wahrscheinlich noch viel, viel bedrückender.“

Einsamkeit erhöht Krankheitsrisiko

Rat und Nothilfe bei Suizid-Gefahr und Depressionen

  • Bei Suizidgefahr: Notruf 112
  • Deutschlandweites Info-Telefon Depression, kostenfrei: 0800 33 44 5 33

  • Beratung in Krisensituationen: Telefonseelsorge (0800/111-0-111 oder 0800/111-0-222, Anruf kostenfrei) oder Kinder- und Jugendtelefon (Tel.: 0800/111-0-333 oder 116-111)
  • Bei der Deutschen Depressionshilfe sind regionale Krisendienste und Kliniken zu finden, zudem Tipps für Betroffene und Angehörige.
  • In der Deutschen Depressionsliga engagieren sich Betroffene und Angehörige. Dort gibt es auch eine E-Mail-Beratung für Depressive.
  • Eine Übersicht über Selbsthilfegruppen zur Depression bieten die örtlichen Kontaktstellen (KISS).

Einsamkeit ist viel mehr als nur ein ungutes Gefühl. Sie kann krank machen. Soziale Isolation kann so schädlich sein wie 15 Zigaretten am Tag, steht in einer aktuellen Studie. Sogar größer als die Auswirkungen von Fettleibigkeit und Bewegungsmangel. Wer einsam ist, hat demnach ein höheres Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Demenz, Schlaganfälle, Depressionen und Angstzustände. Die WHO sieht einsame Menschen auch einem höheren Suizid-Risiko ausgesetzt. Das Risiko dafür sei so hoch wie oder höher als das Todesrisiko durch Tabakkonsum, Fettleibigkeit oder Luftverschmutzung.

Einsame und sozial isolierte Kinder und Jugendliche können Depressionen bekommen, steht in der Studie des Progressiven Zentrums. Und es hat noch eine Folge ausgemacht: Einsamkeit ist schlecht für die Demokratie. „Das Gefühl, einsam zu sein, macht einen abholbereit für extreme Einstellungen und vor allem auch für rechtsextreme Einstellungen“, so Deutsch. Einsame Jugendliche neigen eher zu einer Verschwörungsmentalität und sind offen für politische Gewalt.

Einsamkeit ist dort weiter verbreitet, wo es weniger Grünflächen und Freizeitangebote gibt. „Wenn Orte wegfallen, an die ich mich wenden kann, bin ich einfacher zu erreichen, einfacher ansprechbar für Menschen, die sich als Kümmerer anbieten und auch eine eigene politische Agenda damit verbinden“, berichtet Deutsch.

Wichtig für die Jugendlichen, damit sie nicht abrutschen, sind mehr direkte Angebote vor Ort, empfiehlt die Expertin – mehr Prävention und Aufklärung. Das Bundesfamilienministerium arbeitet seit vergangenem Jahr an einer Strategie gegen Einsamkeit. Großbritannien hat das Problem schon früher angepackt: Als erstes Land der Welt hat es 2018 ein Ministerium für Einsamkeit ins Leben gerufen.

„Wieder was gelernt“-Podcast

„Wieder was gelernt“ ist ein Podcast für Neugierige: Warum wäre ein Waffenstillstand für Wladimir Putin vermutlich nur eine Pause? Warum fürchtet die NATO die Suwalki-Lücke? Wieso hat Russland wieder iPhones? Mit welchen kleinen Verhaltensänderungen kann man 15 Prozent Energie sparen? Hören Sie rein und werden Sie dreimal die Woche ein wenig schlauer.

Alle Folgen finden Sie in der ntv App, bei RTL+, Amazon Music, Apple Podcasts und Spotify. Für alle anderen Podcast-Apps können Sie den RSS-Feed verwenden.

Sie haben eine Frage? Schreiben Sie uns gerne eine E-Mail an [email protected]

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Botschafter in Kingston


Das Trommeln des Tropenregens, heftige Böen und das Hupen der Autos auf der Waterloo Road dringen durch die Fenster der deutschen Botschaft in Kingston. Kingston ist die Hauptstadt Jamaikas und liegt an der Südostküste der drittgrößten Insel der Karibik. Das Wetter ist das ganze Jahr über tropisch-feucht mit Durchschnittstemperaturen von 26 bis 32 Grad. Nur in den Blue Mountains, einem Gebirge nördlich von Kingston, ist das Klima etwas gemäßigter. Die deutsche Botschaft befindet sich mitten im Zentrum und ist nicht weit vom Bob-Marley-Museum entfernt. Frank Bernhardt, der Verwaltungsleiter und stellvertretende Botschafter, beginnt seinen Arbeitstag um 7 Uhr. Sofort ins Auge springt eine handbreite wehende Deutschlandflagge. Der Geruch von Papier, Sesselleder und Regen liegt in der Luft. Der 50-Jährige hat braune Haare, trägt Anzug, die Krawatte liegt griffbereit im Aktenschrank. Das ist seine Berufskleidung, denn er ist seit September 2021 für den inneren Dienst, das Personalwesen, die Finanzen und die Liegenschaften verantwortlich. Im Herbst 1992 fing er an, beim Auswärtigen Amt zu arbeiten. „Ich kümmere mich auch um Entwicklungshilfeprojekte und politische Arbeiten im Rahmen der Vereinten Nationen, dazu gehören insbesondere Menschenrechte und Seerechte.“

Bernhardt wurde im Bundesland des Apfelweins geboren, in Hessen. Dort verbrachte er seine Kindheit, in der sich sein Interesse für Sprachen früh zeigte. Heute spricht der Beamte Englisch, Französisch, Spanisch, Norwegisch und Mazedonisch. Spanisch lernte er, weil er eineinhalb Jahre in Buenos Aires zur Schule ging. „Englisch und Französisch eignete ich mir während meiner Ausbildung zum Beamten an.“ Eine Art Volkshochschulkurs belegte er in Norwegen. „Am Ende meiner Zeit dort wurde ich für einen Südnorweger gehalten.“ In Mazedonien nahm Bernhardt Privatunterricht, und wie der Zufall es wollte, lernte er später seine Ehefrau in Berlin kennen, die aus Skopje stammt. Dadurch hat sich sein Mazedonisch perfektioniert.

Beziehungen werden auf die Probe gestellt

Umziehen ist Teil des Berufs als Beamter im diplomatischen Dienst. „Beim Einstieg in das Berufsleben im Auswärtigen Amt sichert man vertraglich uneingeschränkte Versetzungsbereitschaft zu.“ Das bedeutet, dass man alle drei bis vier Jahre umzieht. Meistens werden zwei Standzeiten im Ausland verbracht, und danach geht es wieder ins Inland, also nach Berlin, für eine Standzeit. Eine Standzeit beträgt vier Jahre. Bernhardt war schon in einigen Ländern. „In Tunis begeisterte mich die erste Berührung mit der arabischen Kultur, denn ich war zuerst skeptisch, wurde dann aber doch in ihren Bann gezogen. Tunis hat mich mit ihrer Gastfreundschaft, Lebensart, Kulinarik, Architektur, Kultur und ihren Kunstwerken fasziniert.“ In Skopje ist die Aufbruchsstimmung nach der Unabhängigkeit etwas ganz Besonderes gewesen. „Ich spürte das Interesse an mir als Person ohne meine berufliche Stellung. Die landschaftliche Schönheit, die Architektur und der Islam sind etwas ganz Faszinierendes gewesen.“ Bernhardt kann sich nicht aussuchen, wo es in der nächsten Standzeit hingeht. Jedoch hat er ein Mitspracherecht in Form einer Liste mit eigenen Präferenzen. Dabei gibt es verschiedene Arten von Posten: A-Posten sind die Orte mit ähnlich guten Lebensbedingungen wie in Deutschland. In B-Posten herrschen schwierige Lebensbedingungen, und in C-Posten herrschen schwere Bedingungen oder Krisensituationen. Angegeben werden drei Orte je Posten. Diese können mit einem Wert von eins bis drei belegt werden, wobei eins bedeutet, dass man dort sehr gerne hingehen würde. „Viele Umzüge bedeuten immer wieder neu anfangen, Freunde und das für ein paar Jahre zur Heimat gewordene Land verlassen“, sagt Bernhardt. Beziehungen zu Deutschland werden durch die Zeitverschiebung und die geographische Entfernung oft auf die Probe gestellt.

Ständige Schulwechsel für die Kinder

Auch die fehlende Infrastruktur am Dienstort kann zur Belastung werden. Besonders für mitausreisende Partner ist es oft nicht einfach, da sie ihre Berufstätigkeit in Deutschland aufgeben und sich in der neuen Umgebung zurechtfinden müssen. Kinder von Beamten lernen im jungen Alter die unterschiedlichsten Orte und Kulturen kennen, müssen sich aber genauso oft an ein neues Schulsystem anpassen und neue Freunde finden. Es gibt Dienstorte, die sind gesundheitsgefährdend, und solche, die in Krisengebieten liegen. Dort muss in gepanzerten Fahrzeugen zum Dienst gefahren oder in besonders hergerichteten Containern gewohnt und gearbeitet werden. An jeder Auslandsvertretung werden andere Aufgaben übernommen, etwa in der Rechts- und Konsularabteilung, im Kultur- und Pressereferat oder der politischen Abteilung. Eine Anekdote schildert er aus seiner Zeit in Skopje: Er betreute den Besuch des damaligen Bundesaußenministers Joschka Fischer. Im Ankunftsbereich für Staatsgäste wurde für diesen Anlass die deutsche Flagge mit dem Bundesadler gehisst. Bernhardt kam früh am Flughafen an, um zu sehen, ob protokollarisch alles ordentlich vorbereitet ist. Er sah einen gold-rot-schwarzen Stoff und den Adler im Sturzflug. Sofort machte er darauf aufmerksam. „Pünktlich zur Landung hing die Fahne schließlich richtig herum: in Schwarz-Rot-Gold.“

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Der Tag: Jugendlichen mit Schrotflinte erschossen: Acht Jahre Haft für 18-Jährigen

Weil er einen etwa Gleichaltrigen mit einer Schrotflinte erschoss, ist ein 18-Jähriger vom Landgericht Saarbrücken zu einer Jugendstrafe von acht Jahren Haft verurteilt worden. Die Richterinnen und Richter sahen es nach Angaben eines Gerichtssprechers als erwiesen an, dass der Beschuldigte eines Totschlags schuldig ist. Die Tat ereignete sich im Mai dieses Jahres im saarländischen Schiffweiler, ein 17-Jähriger kam dabei ums Leben.

Laut Anklage trafen sich Täter und Opfer mit einem weiteren Jugendlichen im Keller eines Hauses. Der 18-Jährige spielte dort mit der Schrotflinte und lud sie. Im weiteren Verlauf nahm das 17-jährige Opfer demnach den Lauf der Waffe in den Mund und forderte den Angeklagten zum Schießen auf. Der drückte ab, obwohl er laut Anklage wusste, dass die Aufforderung nicht ernst gemeint gewesen sei. Der Prozess gegen den Beschuldigten begann vor rund drei Wochen.

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Ein Afghane meistert seine Lehre nahe Zürich


Es riecht angenehm nach Holz. Im Gegensatz zum lauten, hektischen Geschehen im Alltag an der Schule ist es hier ruhig. Eine Werkbank, Schränke mit Materialien und Werkzeuge befinden sich in der Werkstatt des Hausdienstes des Gymnasiums in Wetzikon bei Zürich. Mohammad Askari trägt seine Arbeitsuniform: Sneaker, Jeans und T-Shirt. Der aus Afghanistan stammende Lehrling hat an der Schule 2020 seine Lehre als Fachmann Betriebsunterhalt begonnen, umgangssprachlich ist der Beruf als Hausmeister bekannt. Er hat gerade seine Mittagspause beendet, die er meist auf dem Schulhof verbringt. In der Regel nimmt er so wie heute ein selbst gemachtes Sandwich von zu Hause mit, manchmal geht er „auswärts essen“, wie es fast alle an der Schule nennen, wenn sie sich einen Döner oder eine Pizza von einem Take-away holen.

Der erste Auftrag für den Nachmittag lautet, den rollbaren Karton-Container, der außerhalb der Schule steht, in die Werkstatt zu bringen, da dort das Altpapier und alle Kartons gesammelt werden, um sie einmal wöchentlich zu entsorgen. Während Mohammad Askari durch die Gänge geht, antwortet er auf die Frage, ob er gewisse Aufträge lieber als andere erledigt. Eigentlich mache er alle Arbeiten gern, besonders gut gefielen ihm aber die, bei denen er in der Büroarbeit Material bestellen oder eine Lieferung für die Schule abholen kann. „Man weiß nie genau, was man am bevorstehenden Tag machen wird, weil der Alltag als Fachmann Betriebsunterhalt derart vielfältig ist.“ Beim Container ange­langt, rollt Askari diesen zügig durch die Schulgänge in Richtung Werkstatt. Die Schüler gehen alle anständig zur Seite und machen Platz. Auf dem Weg trifft er seinen Lehrmeister Fabian Wieland. Dieser gibt ihm noch einmal Anweisungen für den nächsten Auftrag.

Mehrere Berufe in einem vereint

Mohammad Askari kümmert sich vor allem um Reparaturen und die Instand­haltung und Pflege der Außenanlagen. Die sonst auch zu seinem Beruf gehörenden Verwaltungsarbeiten, die Aktivitäten wie das Planen der Nutzung von Gemeinschaftsräumen und Berichte darüber, übernimmt eher Wieland. Auch Reinigungsarbeiten gehören nicht zu seinen üblichen Aufgaben. Wieder in der Werkstatt angelangt, holt er das Werkzeug, das er für die bevorstehende Arbeit braucht: Bohrmaschine und Schrauben packt er zusammen, denn in der Mensa muss ein Gitter, das dem Schutz einer Deckenlampe dient, wieder fest an die Decke geschraubt werden. Askari hat eine eindeutige Antwort auf die Frage, was seinen Beruf besonders toll macht: „Das Schönste ist, dass man nicht hundert Prozent von einem Beruf lernt, sondern von mehreren untereinander sehr verschiedenen Berufen jeweils einen Teil macht und so mehrere Berufe in einem vereint sind.“

Außerdem habe man viel Kontakt mit Menschen, da man sowohl mit Arbeitskollegen im Hausdienst zusammenarbeitet und sich mit den Putzkräften und Angestellten der Mensa abspricht, aber auch oft mit dem Lehrpersonal und den Schülern kommuniziert. „Dies bringt auch den Vorteil mit sich, dass ich mein Deutsch verbessern kann“, erwähnt Askari. Er spricht sehr gut Deutsch, eine beeindruckende Leistung. Der 25-Jährige lebt erst seit Oktober 2015 in der Schweiz. Er war damals bereits volljährig, weshalb er nie hier zur Schule gegangen ist. Er besuchte aber, bevor sein Asylgesuch angenommen wurde, einen freiwilligen Deutschkurs, in dem er sich die Grundkenntnisse der Sprache aneignete. Verfeinert habe er sein Deutsch jedoch in seiner Freizeit. Diese verbrachte er oft auf dem Fußballplatz. Auch fing er 2017 an, im Volleyballklub Wetzikon zu spielen, der in den Turnhallen der Schule trainiert. Auf diese Weise konnte er sich leicht in die Gesellschaft integrieren und fand schnell Freunde. Mit ihnen trifft er sich regelmäßig, um entweder in eine Bar zu gehen oder um zusammen zu kochen und zu essen, erzählt er. Auf die Frage, ob das weitläufige Vorurteil zutreffe, dass Schweizer gegenüber Fremden eher verschlossen sind, antwortet er: „Nein, die Schweizer, mit denen ich nach meiner Ankunft in der Schweiz Kontakt hatte, waren alle freundlich und offen.“

Askari hat zunächst 2019 eine Vorlehre als Maurer gemacht, dafür aber dann keine Lehrstelle gefunden. Schließlich hatte er drei Möglichkeiten, wo er eine Lehre hätte anfangen können: Im Detailhandel bei Coop, als Fachmann für Gesundheit in einem Altersheim oder an der Schule. Ursprünglich sei sein Wunsch aber eine Lehre als Elektriker gewesen. Sein Deutsch sei dafür gut genug gewesen, aber ihm haben die Kenntnisse in Mathematik und Physik gefehlt. „Ich bin aber motiviert, mich weiterzubilden und immer mehr zu lernen.“

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