Kategorie -Jugendliche

Hinweise auf rechte Gesinnung: Polizei fasst 16-Jährigen – Anschläge auf Schulen geplant?

Ein Jugendlicher steht unter Verdacht, Straftaten an Schulen in Essen geplant zu haben. Die Polizei durchsucht die Wohnung des 16-Jährigen und findet offenbar mehrere Waffen – Innenminister Reul berichtet von Material zum Bau einer Bombe. Auch soll es Hinweise auf rechte Tendenzen geben.

Die Polizei in Essen ermittelt wegen möglicherweise geplanter Straftaten an zwei Schulen gegen einen 16-Jährigen. „Wir können bestätigen, dass es sich bei dem Tatverdächtigen um einen 16-jährigen deutschen Schüler des Don-Bosco-Gymnasiums handelt“, schrieb die Polizei auf Twitter. Eine Polizeisprecherin sagte, ein SEK-Kommando habe am frühen Morgen die Wohnung des Gymnasiasten durchsucht. „Es ist glücklicherweise nichts passiert an den Schulen. In welche Richtung es womöglich gegangen wäre, wird nun ermittelt.“

Gegen den 16-Jährigen wird nun wegen des Verdachts der Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat ermittelt. Die für Terrorismus zuständige Düsseldorfer Generalstaatsanwaltschaft habe die Ermittlungen übernommen, teilten Sprecher der Behörde und des NRW-Innenministeriums mit.

Mit ihren Einsätzen in Essen habe die Polizei womöglich „einen Albtraum verhindert“, sagte der nordrhein-westfälische Innenminister Herbert Reul. Bei der Durchsuchung der Wohnung habe man unter anderem explosive Stoffe und Material zum Bau einer Bombe sichergestellt, aber keinen zündfähigen Sprengsatz. Das Material sei „funktionsfähig, aber nicht einsatzfähig“ gewesen. In den Schulen seien bisher keine Sprengsätze gefunden worden, sagte der Innenminister. „Da wird jeder Winkel der Klassenräume auf links gedreht.“

Auch habe die Polizei zahlreiche rechtsextreme, antisemitische und antimuslimische Schriftstücke bei dem Jugendlichen entdeckt, so Reul weiter. Ebenso seien Aufzeichnungen gefunden worden, die als „dringender Hilferuf eines verzweifelten jungen Mannes gelesen werden“ könnten. Es gebe Hinweise darauf, dass der 16-Jährige „massive psychische Probleme und Suizidgedanken hatte“. Er sei nach derzeitigem Ermittlungsstand offenbar ein Einzeltäter.

Wie die „Bild“-Zeitung berichtet, befindet sich das Mehrfamilienhaus rund 800 Meter von dem Gymnasium entfernt. Dem Bericht zufolge fand die Polizei in der Wohnung mehr als zehn Rohrbomben, wobei es sich bei einer um eine Nagelbombe gehandelt habe. Auch seien mehrere Armbrüste und eine selbstgebaute Waffe entdeckt worden. Laut der Deutschen Presse-Agentur wurden Speere und andere Stichwaffen sichergestellt. Polizisten hätten die Waffen und mehrere Kartons aus der Wohnung im Dachgeschoss in einen Lieferwagen getragen.

Laut Innenminister Reul wurde der 16-jährige Tatverdächtige in seinem Kinderzimmer festgenommen. In der Wohnung hätte das Spezialeinsatzkommando auch die Eltern angetroffen. Ein „Hinweisgeber“ habe sich bei der Polizei gemeldet, sagte Reul. Der 16-Jährige habe diesem zuvor gesagt, er wolle in seiner Schule eine Bombe platzieren. Diesem Hinweisgeber und den Einsatzkräften sei es zu verdanken, „dass hier Schlimmeres verhindert wurde“. Die „Bild“-Zeitung berichtet, dass die Polizei von einem Mitschüler des Jugendlichen auf einen geplanten Amoklauf hingewiesen worden sei.

Stamp: „Nazi-Terroranschlag“ verhindert

Nach Angaben des nordrhein-westfälischen Vize-Ministerpräsidenten Joachim Stamp ist durch die Einsätze ein mutmaßlicher „Nazi-Terroranschlag“ verhindert worden. Das schrieb der FDP-Politiker auf Twitter. Nach Angaben der Polizeisprecherin befindet sich der 16-Jährige aktuell in Polizeigewahrsam. Ob er sich geäußert habe, sei noch nicht bekannt.

Die Einsätze mit Durchsuchungen am Don-Bosco-Gymnasium in Essen-Borbeck und an der Realschule am Schloss Borbeck liefen am Morgen noch, wie die Sprecherin mitteilte. Der Tatverdächtige sei aktuell Schüler des Gymnasiums und habe zuvor die Realschule besucht.

„Wir haben Hinweise erhalten, dass in der Schule eine Straftat geplant war“, hieß es auf der Homepage des Gymnasiums. „Um die Schule auf Beweismittel hin zu untersuchen, mussten wir heute in Absprache mit der Polizei den Zugang zur Schule sperren.“ Laut „NRZ“ sollten am heutigen Donnerstag eigentlich Abiturklausuren geschrieben werden.

Der nordrhein-westfälische SPD-Chef Thomas Kutschaty, der in Essen wohnt, zeigte sich schockiert. „Es ist wohl hoher Zivilcourage und dem beherzten Eingreifen der Polizei zu verdanken, dass Lehrerinnen, Lehrern, Schülerinnen und Schülern nichts passiert ist. Aus vollem Herzen: Danke!“, schrieb der Spitzenkandidat für die Landtagswahl auf Twitter.

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Konstanzer Feuergassen-Tour

Konstanzer Feuergassen-Tour

Ein kalter Morgen. Nebelschwaden erstrecken sich vom nahen Bodenseeufer bis in die Kon­stanzer Altstadt. An der Touristeninformation steht eine Gruppe von acht Schweizer Senioren vor einem hochgewachsenen, blonden Mann mit Brille. Daniel Gross ist Stadtführer und stellt sich mit Vornamen vor. „Herrn Gross kennt man in Konstanz nicht“, scherzt er. Die Altstadt ist gut erhalten, weil sie im Zweiten Weltkrieg nicht bombardiert wurde. Dafür lag die linksrheinische Altstadt zu nahe an der Schweizer Grenze. Zudem gab es in der Kleinstadt keine kriegswichtige Industrie. „Und letztlich hatten die Konstanzer, so heißt es zumindest, geschaut, ob die Kreuzlinger verdunkeln oder Licht anlassen. So hat sich dann auch Kon­stanz verhalten, und die Grenze zwischen den beiden Städten war noch schwerer auszumachen“, erklärt Gross. Der einzige Kriegsschaden entstand bei der friedlichen Besatzung durch einen wohl angetrunkenen Panzerfahrer bei einer beschädigten Hausecke.

Kurz nach zehn Uhr geht es mit dem eigentlichen Thema der Stadtführung los: Feuergassen. Der, wie er sich selbst nennt, „Konstanzer Aborigine“ öffnet mit einem Schlüssel eine Metalltür, die neben einem Kleidungsgeschäft in eine enge Gasse zwischen den Stadthäusern führt. Im Gänsemarsch bewegt sich die Gruppe in die schattige Gasse, die heute als Fluchtweg im Brandfall dient. Früher stieg ein grässlicher Gestank aus diesen Gassen. Bis zur Installation von Kanalisationsleitungen um 1880 war der ursprüngliche Zweck jener Gassen die Abfuhr von, wie Gross sie nennt, „Stoffwechselendprodukten“ in den See. Während Gross diese Geschichten mit Anekdoten rund um die „Scheißgassen“ untermalt, rümpft sein Publikum angewidert die Nasen, was für ihn ein Erfolg ist: „Geschichte möglichst lebendig zu vermitteln und Atmosphäre zu schaffen“, sind Ansprüche, die er an sich stellt.

Daniel hat seine Touren bis ins Detail perfektioniert

Unterwegs zur nächsten Station, dem Fischmarkt, beantwortet er Fragen und führt Smalltalk, der mehrfach von einem fröhlichen „Morgen, Daniel!“ von Passanten unterbrochen wird. „Wenn man das schon so lange macht wie ich, dann kennen einen die Leute einfach“, erklärt er. Schon während seines Studiums der Geschichte, Kunstgeschichte und Literatur des Mittelalters an der Universität Kon­stanz führte Daniel Gross zahlende Kunden durch die Konzilstadt, weil er keine Lust mehr auf seinen Aushilfsjob als Kellner hatte. „Während meiner ersten Führung war ich extrem nervös, las fast alles, was ich sagte, ab und vertauschte die ohnehin schon viel zu vielen Jahreszahlen“, erinnert er sich. Seither sind 30 Jahre vergangen. Gross hat sein Handwerk bis ins Detail perfektioniert. Ablesen hat er schon lange nicht mehr nötig, er kennt die Geschichte seiner Heimatstadt in- und auswendig. Dank seines stetig gewachsenen Wissens muss sich der Historiker nicht zwischen Unterhaltung und Wissensvermittlung entscheiden. Auf seinen Führungen füttert der 55-Jährige sein Publikum mit Anekdoten und Fakten. Er erzählt von zweisitzigen Latrinen des Mittelalters, erklärt, der Ausdruck „ein Geschäft machen“ leite sich von diesen „Doppelsitzen“ ab: Man konnte sich in jenem abgeschlossenen Raum privat besprechen. Als Beweis zeigt er eine Zeichnung aus dem frühen 15. Jahrhundert mit einer Anlage. So gelingt es den Unterhaltungsfaktor hochzuhalten, ohne die Korrektheit des Inhalts zu beschneiden. „Infotainment“ nennt er das.

Er führt Schüler, Germanisten, Ingenieure

Die zuhörende Gesellschaft macht vor einer säuberlich restaurierten Mittelalterfassade halt, wo der Infotainer erneut seinen Schlüssel zückt und die Gruppe in eine Gasse, die noch enger als die vorherige ist, eintreten lässt. Die etwa einen Meter breite Lücke zwischen den maroden Rückseiten der auf der Vorderseite so aufgehübschten Häuser und einer Mauer aus dem Mittelalter ist mit Mülltonnen und Abluftrohren von Dampfabzügen gefüllt. Ein hölzernes Plumpsklo ragt wie ein Erker aus der Wand. Heute wird es natürlich nicht mehr als solches benutzt, doch einige der Senioren erinnern sich an eine Zeit, in der sie selbst noch Plumpsklos benutzten. Gross nutzt die Gelegenheit und rezitiert ein Konstanzer Fasnachtsgedicht, das von Trockentoiletten handelt, und löst Gelächter aus. Um „die Leute nicht einzuschläfern“, ist es für ihn wichtig, publikumsbezogene Inhalte zu vermitteln. Flexibilität ist gefragt. Er führt Schüler, Germanisten, Ingenieure, Touristen, meist zwei Gruppen in der Woche. Während des Lockdowns hatte er keine Gäste. Bezahlt wird er aber je Besucher. Zum Schluss applaudieren die Gäste, danken und bezahlen.

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Nach Terroralarm und Waffenfund: Schüler aus Essen wird Haftrichter vorgeführt

Sprengstoff und über ein Dutzend Rohrkörper fand die Polizei bei einem 16-Jährigen in Essen – nun beantragt die Generalstaatsanwaltschaft in Düsseldorf Haftbefehl gegen den Jugendlichen. Er steht unter Verdacht, einen Anschlag auf seine Schule geplant zu haben.

Nach dem mutmaßlich vereitelten Bombenanschlag auf eine Essener Schule haben die Ermittler gegen den verdächtigen 16-jährigen Schüler Haftbefehl beantragt. Ihm wird unter anderem vorgeworfen, eine schwere staatsgefährdende Gewalttat vorbereitet zu haben. Das teilte die Generalstaatsanwaltschaft in Düsseldorf auf Anfrage mit.

Der Gymnasiast muss nun im Laufe des Tages einem Haftrichter vorgeführt werden. Die Polizei war bei ihm auf rechtsextreme Schriften und Materialien zum Bombenbau gestoßen. Sprengstoff und 16 Rohrkörper, einige präpariert mit Uhren und Nägeln, wurden sichergestellt, daneben noch ein selbstgebautes Gewehr und eine Armbrust mit Pfeilen.

Gegen den Gymnasiasten sei der Haftbefehl auch wegen Verstoßes gegen das Waffen- und Sprengstoffgesetz sowie wegen der Vorbereitung einer Sprengstoffexplosion beantragt worden, hieß es. Ein Tippgeber hatte die Behörden alarmiert: Der 16-Jährige habe ihm gesagt, er wolle in seiner Schule eine Bombe platzieren.

Die aktuelle und die ehemalige Schule des Schülers waren daraufhin mit Sprengstoff-Spürhunden durchsucht worden. Verdächtige Gegenstände wurden dabei nicht gefunden. Die Maßnahmen sind inzwischen abgeschlossen. Die aktuelle Schule des Jugendlichen, das Don-Bosco-Gymnasium in Essen-Borbeck, blieb am heutigen Freitag weiterhin geschlossen.

„Das Kollegium wird in der Schule zusammenkommen, um das Geschehene auf- und die folgenden Tage vorzubereiten. Dazu gehören auch die wichtigen mündlichen Abiturprüfungen am kommenden Montag“, erklärte die Schulleitung auf der Schul-Homepage. „Wir sind dankbar, dass uns Schlimmeres erspart geblieben ist.“

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Regenbogenfamilie


Der Himmel ist grau, ein fieser Nieselregen hängt in der Luft. „Es verstößt eigentlich gegen das Antidiskriminierungsgesetz“, meint Friederike Schneider (Name geändert). Die Stimme der 34-jährigen Mutter klingt rau am Telefon. Die Rede ist von der erschwerten Elternschaft für gleichgeschlechtliche Paare. Während sich die deutsche Gesellschaft schon zu einer toleranten und bunten in puncto Liebe, Geschlecht und Familienform entwickelt hat, spüren gerade queere Paare mit Kinderwunsch die verbleibenden Ungerechtigkeiten. Friederike und ihre Frau haben sich ganz klassisch auf der Arbeit kennengelernt. Vor vier Jahren hat es dann gefunkt. Seit Oktober 2018 sind die beiden Berufssoldatinnen glücklich miteinander verheiratet. Bei der Bundeswehr sei das gar kein Problem, im Gegenteil, diese sei schon relativ weit und zeige Interesse. Nun vervollständigt der gemeinsame sechs Monate alte Sohn die Regenbogenfamilie.

Sie koordiniert ein Projekt in Brandenburg

Eine Regenbogenfamilie ist eine Familie, in der sich mindestens ein Elternteil als schwul, lesbisch, trans*, bi, inter* oder queer definiert, wie Lisa Haring, die Koordinatorin vom Projekt „Regenbogenfamilien in Brandenburg stärken“ des Lesben- und Schwulenverbands Berlin-Brandenburg, berichtet. Die energiegeladene Sozialarbeiterin liebt diese Vielfalt an ihrem Job. „Ich reise durch ganz Brandenburg und biete Beratung an, alles rund um die queere Elternschaft, also zur Adoption, Samenspende, Stiefkindadoption, Pflegschaft und Mehrelternschaft.“ Sie veranstaltet Workshops für Fachkräfte und familienbezogene Einrichtungen und schafft Raum für den Austausch. Gefördert wird das Projekt vom Ministerium für Soziales, Gesundheit, Integration und Verbraucherschutz.

Homosexuellen Paaren begegnen viele Hindernisse

Für Friederike Schneider war schon immer klar, dass sie ein eigenes Kind haben wollte. Dafür nahm das lesbische Paar alle Herausforderungen auf sich. Der erste Schritt war die Entscheidung für die anonyme Methode einer Kinderwunschklinik mit Samenbank. Dort habe ein Vertrag abgeschlossen werden müssen, der gesetzlich vorgeschriebene Beratungsgespräche und Notarbesuche beinhaltete, wie sich die Mutter lebhaft erinnert. Da alle Kosten selbst getragen werden müssen, stellt insbesondere die Finanzierung eine nicht zu unterschätzende Hürde dar.

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Gehirn im Umbau: Stimme der Mutter wird bei Teenagern anders verarbeitet

Die Kommunikation mit Heranwachsenden ist für Eltern oft recht einseitig und auch nicht immer erfolgreich. Das liegt nicht an der Bockbeinigkeit der Kinder, finden Forschende jetzt heraus.

Eltern kennen das: Sie sprechen mit ihren Teenagern und haben das Gefühl, sie könnten genauso gut mit einer Wand sprechen. Eine Studie zeigt nun, dass sie damit gar nicht so falsch liegen. Eine Gruppe von Forschenden der Standford-University kommt in ihren Untersuchungen zu dem Schluss, dass sich die Reaktion von Jugendlichen auf bestimmte Stimmen in der Pubertät ändert. Dadurch fühle sich die Stimme der Mutter weniger wertvoll an, schreiben sie im Journal of Neuroscience.

Beim Scannen der Gehirne von Kindern unter 12 Jahren zeigte sich eine explosive neuronale Reaktion auf die Stimme ihrer Mutter, die sowohl Belohnungszentren als auch Emotionsverarbeitungszentren im Gehirn aktivierte. Das hatte das gleiche Forschungsteam 2016 gezeigt. Doch um den 13. Geburtstag eines Kindes herum trete eine Veränderung ein, berichten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler jetzt.

Bei der Ausweitung der Studie auf 22 Teenager zwischen 13 und 16,5 Jahren hatte die Stimme der Mutter nicht mehr die gleiche Wirkung. Sie erzeugt nicht mehr dieselbe neurologische Reaktion. Stattdessen scheint das Gehirn eines Teenagers unabhängig vom Geschlecht im Allgemeinen besser auf alle Stimmen zu reagieren, ob sie neu oder bekannt sind.

Keine bewusste Ablehnung

Es wurden neuronale Schaltkreise aktiviert, die mit der auditiven Verarbeitung verbunden sind, wichtige Informationen herausgreifen und soziale Erinnerungen bilden. Wenn die Mutter unsinnige Wörter sagte, zeigten die Gehirnscans der Teilnehmenden im Gegensatz zu der Stimme eines Fremden, die dasselbe sagte, sogar weniger Aktivierung in den Belohnungszentren des Gehirns. Dasselbe galt für den ventromedialen präfrontalen Cortex, den Teil des Gehirns, der dabei hilft, festzustellen, welche sozialen Informationen am wertvollsten sind.

Die Veränderungen sind so offensichtlich, dass die Forschenden das Alter eines Probanden oder einer Probandin anhand der Reaktion des Gehirns auf die Stimme der Mutter erraten konnten. „So wie ein Kleinkind weiß, wie es sich auf die Stimme seiner Mutter einstellt, weiß ein Heranwachsender, sich auf neuartige Stimmen einzustellen“, erklärt der Psychiater Daniel Abrams, einer der Autoren der Studie.

„Als Teenager weißt du nicht, dass du das tust. Du bist einfach du selbst: Du hast deine Freunde und neue Gefährten und möchtest Zeit mit ihnen verbringen. Dein Geist wird zunehmend empfindlicher und interessierter an diesen unbekannten Stimmen.“

Die Ergebnisse der Studie legen nahe, dass sich das menschliche Gehör mit zunehmendem Alter weniger auf die Mutter und mehr auf die Stimmen verschiedenster Menschen konzentriert. „Wenn Teenager zu rebellieren scheinen, indem sie ihren Eltern nicht zuhören, dann liegt das daran, dass sie dazu veranlagt sind, Stimmen außerhalb ihres Hauses mehr Aufmerksamkeit zu schenken“, sagt der Neurowissenschaftler Vinod Menon, ebenfalls von der Stanford University.

Diese Veränderungen im Gehirn könnten Schlüsselelemente einer gesunden sozialen Entwicklung sein und es Teenagern ermöglichen, die Perspektive und Absichten anderer besser zu verstehen.
Das helfe den Heranwachsenden, sich mit der Welt zu beschäftigen und sich soziale Verbindungen außerhalb ihrer Familien aufzubauen. Mit anderen Worten, ein Teenager schließt seine Familie nicht absichtlich aus, sein Gehirn reift lediglich.

(Dieser Artikel wurde am Montag, 09. Mai 2022 erstmals veröffentlicht.)

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Rosenheimer Jugendhilfe

Rosenheimer Jugendhilfe

Jeder junge Mensch möchte irgendwo Teil der Gesellschaft sein“, sagt Astrid Langenegger. Ihre lebensfrohe Ausstrahlung kann ihr dabei weder die gläserne Trennwand noch der Mundschutz rauben. Sie ist Mitbegründerin des Rosenheimer Unternehmens „junge arbeit“, einer Einrichtung der berufsbezogenen Jugendhilfe. Sie, ihr Geschäftspartner Hans Mitterer und 18 weitere Mitarbeiter des Unternehmens versuchen jungen Menschen den Einstieg ins Berufsleben zu erleichtern, wenn diese im Übergang von der Schule zum Beruf auf besondere Hilfe angewiesen sind.

Viele Jugendliche kommen mit psychischen oder physischen Vorbelastungen, nicht selten gibt es zu Hause Probleme. „Wenn sie hierherkommen, sind sie meistens total frustriert und haben das Vertrauen, vor allem zu sich selbst, verloren“, beschreibt die Unternehmensgründerin die Situation vieler neuer Ankömmlinge. Die „junge arbeit“ stellt den Jugendlichen daher in der Regel bereits vor Beginn weiterer Maßnahmen einen Berater zur Verfügung, auf den sie sich vollkommen verlassen können. Er unterstützt sie nicht nur in Dingen der Arbeit und Ausbildung, sondern auch privat, und ist daher für viele eine Vertrauensperson, der sie sich jederzeit anvertrauen können. Es ist Teil des Konzepts, verlorenes Selbstvertrauen in der Arbeit wiederherzustellen. Neben Motivation sind feste Tagesroutinen, um sie in soziale Strukturen einzugliedern und ihnen zu selbst erzielten Erfolgen zu verhelfen, Kernbestandteile ihrer Arbeit.

„Die Leute haben Lust, etwas zu verändern“

„Die jungen Leute haben eigentlich immer Bock, und falls mal nicht, ist es auch unsere Arbeit, sie zu erreichen“, betont Astrid Langenegger. Hin und wieder gibt es allerdings auch Abbrecher, diese seien „einfach noch nicht so weit und brauchen vorher erst noch etwas in ihrem Leben“. Die Sozialpädagogin erinnert sich: „Wir hatten einmal ein junges Mädchen vom Gymnasium, die nach einem Zusammenbruch und mehreren Monaten Aufenthalt in einer psychiatrischen Klinik zu uns kam. Hier fing sie dann eine Ausbildung an.“ Potentiell kann jeder Jugendliche, unabhängig von der besuchten Schulform, entweder durch die Agentur für Arbeit, das Jugendamt oder Jobcenter an die „junge arbeit“ vermittelt werden. Diese drei Institutionen bilden zusammen die Hauptfinanzierungsquelle der Maßnahmen.

Als Sozialpädagogen arbeiteten Hans Mitterer und Astrid Langenegger bereits lange vorher. Gemeinsam leiteten sie bis 2004 eine Jugendwerkstatt des Diakonischen Werks. „Es war dort so, dass man da schon relativ vielen Zwängen ausgesetzt war und ich das Gefühl hatte, dass viele vorhandene Mittel gar nicht richtig bei den Jugendlichen ankommen“, sagt Langenegger. So fassten sie den Beschluss, sich selbständig zu machen, obwohl das für Sozialarbeiter eigentlich ganz und gar nicht typisch ist. „Da muss man wohl eben einfach der Typ für sein“, merkt sie selbstbewusst an, dennoch habe sie in den letzten Jahren eine kleine Tendenz zur Selbständigkeit hin beobachtet, mehr soziale Projekte wagten den großen Schritt. „Die Leute haben Lust, etwas zu verändern.“

Viele können auf dem ersten Arbeitsmarkt andocken

Eine nervenzehrende Situation ergab sich aus der Flüchtlingskrise, erinnert sie sich: „Ohne Aufenthaltsgenehmigung durften sie ja auch gar nicht arbeiten, da mussten also plötzlich völlig neue Konzepte entwickelt werden. Das macht dann schon auch Spaß, aber ist dennoch herausfordernd.“ Zeitdruck und bürokratische Hürden erschwerten die Arbeit, dennoch ließ das Unternehmen nicht locker und wurde sogar politisch, bis letztendlich die CSU-Bundestagsabgeordnete Daniela Ludwig sich des Problems um den verzögerten Ausbildungsbeginn der Flüchtlinge persönlich annahm und für eine Beschleunigung der politischen Prozesse sorgte. „Von alleine macht’s keiner, man muss sich Verbündete suchen, und der Erfolg am Ende macht einen ja auch stolz.“ Einen weiteren besonderen Moment ihrer Arbeit stellt das Maßnahmenende ihrer Jugendlichen dar, wenn diese in einen Betrieb vermittelt werden und endgültig auf eigenen Beinen stehen. „Später kommen sie dann oft noch mal her, mit eigenem Auto. Das ist wirklich toll zu sehen.“

Neben ihrer Arbeit versorgt die 51-jährige Mutter von drei erwachsenen Töchtern vier Schafe und vier Hühner. „Das ist ein großer Ausgleich zur Arbeit, erdet mich und macht mir viel Freude.“ Die Hilfsangebote der „jungen arbeit“ sind immer auf die Integration in den Arbeitsmarkt gerichtet. Ob mit einem berufsvorbereitenden Jahr zur Interessenorientierung oder der Vermittlung in einen außerbetrieblichen Ausbildungsplatz, langfristig versucht man, die Jugendlichen möglichst umfassend in ihrer Eigenständigkeit zu fördern. Das stellt einen Unterschied zu großen etablierten Berufsbildungswerken dar, die eine Alternative zum „ersten Arbeitsmarkt“ für stark eingeschränkte Menschen schaffen sollen. Astrid Langenegger meint dazu: „Die sind zwar generell sinnvoll, aber wie unter einer Glocke. Arbeit ist eine konkrete Perspektive und keine gekünstelte, wie dort oft vermittelt wird. Viele junge Menschen wollen und können auch auf dem ersten Arbeitsmarkt Beschäftigung finden. Bei uns bekommt jeder den Platz, den er braucht oder sich wünscht.“

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Linker Widerstand formiert sich: Macron verspricht politische Neuausrichtung

Der oft als „Präsident der Reichen“ verschriene Emmanuel Macron will in seiner zweiten Präsidentschaft nach eigener Aussage einen neue Fokus setzen. Dabei geht es um Inklusion in Schulen, einen besseren Zugang zum Gesundheitssystem und einen lebenswerteren Planeten besonders für die Jugend.

Streichmusik von Händel, Hunderte Gäste und etliche Kanonenschüsse haben Frankreichs wiedergewählten Präsidenten Emmanuel Macron bei seiner zweiten Amtseinführung begleitet. Der so oft als arrogant kritisierte Macron war bemüht, einen Neuanfang und kein Weiter so zu signalisieren. „Dieses neue Volk, das anders ist als vor fünf Jahren, hat einem neuen Präsidenten ein neues Mandat anvertraut“, sagte der 44-Jährige, der sich vor zwei Wochen gegen die Rechtsnationale Marine Le Pen durchgesetzt hat, bei der Investiturfeier im Élyséepalast.

Konkret will der Mitte-Politiker etwa Schulen inklusiver gestalten, das Gesundheitssystem zugänglicher machen und einen neuen Frieden in Europa erbauen. An die Jugend gerichtet versprach er, einen lebenswerteren Planeten und ein lebendiges, stärkeres Frankreich zu hinterlassen. Man müsse unerlässlich handeln, um ein unabhängigeres Frankreich zu schaffen, sagte Macron.

Macron für viele Wähler das kleinere Übel

Viele waren mit Macrons erster Amtszeit unzufrieden. Die Stichwahl gegen Le Pen gewann er letztlich, weil Linke und Konservative die Rechte als Präsidentin verhindern wollten und ihm zähneknirschend die Stimme schenkten. Trotz der gesellschaftlichen Mobilisierung lag Macron mit einem Wahlergebnis von 58,55 Prozent zu 41,45 Prozent wohl knapper vor Le Pen, als seinem Lager lieb gewesen wäre. Der Ausgang wurde als Warnschuss für Macron auch mit Blick auf die Parlamentswahlen im Juni in dem gesellschaftlich tief gespaltenen Land gewertet.

Neben Ministern, Ex-Präsidenten und anderen institutionellen Vertretern lud Macron auch Gesundheitspersonal und Kinder zu der Amtseinführung ein, wohl als Zeichen der Anerkennung. Er wisse, dass es zahlreiche Ängste und Spaltungen gebe, sagte Macron. Gemeinsam müsse man eine neue Methode erfinden, um einen neuen Gesellschaftsvertrag zu erschaffen. Er wolle Frankreich zusammenbringen, vom ländlichen Raum zu den Arbeitervierteln und vom Festland bis nach Übersee.

Wie stark wird die geeinte Linke?

Während Macron sich im Herzen von Paris als neuen Präsidenten feiern ließ, machten sich vor den Toren der Stadt schon die bereit, die ihm die Macht strittig machen wollen. Frankreichs bisher zersplittertes linkes Lager hat es nach zähen Verhandlungen in den vergangenen Wochen geschafft, eine Allianz zu bilden: die Nouvelle Union Populaire Écologique et Sociale, kurz Nupes. Mit dabei sind Linke, Grüne, Sozialisten und Kommunisten.

Bei den Parlamentswahlen im Juni treten sie unter diesem Banner nun geschlossen gegen Macron an. Sollten sie die Mehrheit in der Nationalversammlung holen, wäre Macron faktisch gezwungen, einen Premier aus ihren Reihen zu ernennen, was seine Macht erheblich schmälern würde. Der Altlinke Jean-Luc Mélenchon, der den Einzug in die Endrunde um die Präsidentschaft nur knapp verpasste, steht bereits in den Startlöchern, auch wenn unklar ist, ob sein Lager Macron tatsächlich das Wasser wird reichen können. Macron steht nun vor der schwierigen Aufgabe, auch seine widerwilligen Wähler mit einer neuen Regierungstruppe mild zu stimmen und so bei der Parlamentswahl zu punkten – oder sie zumindest nicht weiter gegen ihn aufzubringen und in die Hände seiner Gegner und an die Wahlurnen zu treiben.

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Scheidungsfamilie in Harmonie


Ich hatte das Gefühl, dass ich meinen Kindern etwas wegnehme an Sicherheit, Geborgenheit und Familie. Das war schlimm“, sagt Stefanie Wolf. 17 Jahre lang waren sie und Christian Wolf ein Paar, wovon sie fünf Jahre verheiratet wa­ren. 2009 trennten sie sich, erst 2013 wurde die Scheidung offiziell, da es bei den Be­hörden zu etlichen Verzögerungen kam. Die treibende Kraft der Trennung war die 48-Jährige, die sich in der Beziehung nicht mehr wohlfühlte, was verstärkt wurde durch Streit. Laut ihrem Ex-Mann war aber der Ausschlag, dass ihr andere Menschen wichtiger wurden als er. Doch dis­kutiert oder gestritten wird darüber nicht mehr. Ihr Verhältnis beruht auf Freundschaft. Sie unterstützen sich, wo es eben nur geht. „Wie normale Freunde eben auch“, meint der 50-Jährige, „egal ob persönliche, gesundheitliche oder wirtschaftliche Probleme.“ Für beide war der schlimmste Moment der Trennung das Gespräch mit den Kindern. Zu dem Zeitpunkt waren die Töchter sieben und zehn Jahre alt.

Auf keinen Fall nur Wochenend-Papa

Zuvor hatten sie unter sich ge­klärt, wie das mit den Kindern ablaufen sollte. Der Vater wollte auf keinen Fall ein „Wochenend-Papa“ sein, wie es in vielen Familien ausgeht. Vor der Trennung war es auch schon so, dass sich der Elternteil kümmerte, der gerade nicht auf der Arbeit war. Da Christian im Homeoffice arbeiten konnte und Stefanie teilweise halbtags, ging dies gut auf. So behielten sie es bei. Die erste Wochenhälfte verbrachten die Kinder bei Stefanie, die zweite dann bei Christian. Das Wochenende wurde immer abgewechselt. Somit waren beide im Alltag der Kinder involviert, und keiner hatte einen Nachteil.

Stefanie suchte sich eine neue Wohnung im selben Ort, Taunusstein-Orlen. So konnten die Kinder schnell mal zum je­weils anderen gelangen. Durch diese klaren Regelungen und einen zurückkehrenden „normalen“ Alltag stärkte sich das Gefühl der Sicherheit und Geborgenheit für die Kinder wieder. Auch besondere Tage, die man mit Familie verbindet, wie Geburtstage und Weihnachten, werden bis heute zusammen gefeiert. Rechtliches, wie das Aufenthaltsbestimmungsrecht und das Sorgerecht, liegt bei beiden Elternteilen. Das Kindergeld und die Wohnsitze wurden aufgeteilt. „Das hat mir echt Schwierigkeiten bereitet, auch wenn das ja nur nach außen hin war“, sagt Stefanie dazu. Sie hatte das Gefühl, ihre Kinder zu trennen, auch wenn dies gar nicht der Fall war. Um die Ausgaben für die Kinder im Blick zu halten, gibt es bis heute eine Excel-Tabelle, mit der monatlich die Kosten gemeinsam abgerechnet werden.

Anfangs wurde viel geweint

Als diese Sachen geklärt waren, gab es das Gespräch mit den Kindern. Es wurde viel geweint, gerade der Jüngeren fiel es schwer, das alles zu verstehen. Sie wünschte sich lange Zeit noch, dass die Eltern wieder ein Paar werden. „Das hat sie auch oft auf ihren Wunschzettel ge­schrieben“, sagt die Mutter. Die Große war „etwas abgeklärter, auch wenn das vielleicht nur so schien“, machte sich aber Sorgen um ihren Papa und „wollte ihn dort auch ein Stück weit beschützen“. Eine Veränderung an den Kindern bemerkten die beiden stark. „Es hat sie in gewisser Weise nähergebracht, da sie sich gegenseitig zu stützen lernten“, sagt Christian. Der Geschwisterzusammenhalt wurde stärker ausgeprägt, es wurde weniger gestritten und sich gegenseitig aufgefangen. Allerdings sagt Stefanie über die Jüngste: „Ihr Lehrer erzählte uns, sie sei nicht mehr so lustig und fröhlich.“ Doch mit den Jahren legte sich dies wieder. Ebenfalls kam die Frage, ob man denn auch mal wieder gemeinsam etwas unternehmen könnte. „Das hört man sonst von Kindern eher selten“, behauptet Christian. Dieser Wunsch wurde erfüllt.

Die Eltern sind der Meinung, dass dies alles nicht so funktioniert hätte, wenn ihnen der Familienaspekt nicht so wichtig gewesen wäre. „Ohne gemeinsame Kinder hätten sich die Wege wahrscheinlich an­ders und auch früher getrennt“, sagt Christian. „Ich habe echt großen Respekt vor Christian, dass er das so durchziehen konnte“, meint Stefanie. Wenn es von außen mal andere Meinungen, ob von Großeltern oder Freunden, zu dem Thema gab, hatten diese keinen Raum, denn die Familie steht heute noch im Mittelpunkt. „Eine Trennung ist niemals schön, aber dafür war es die beste Lösung, die wir gefunden haben“, behauptet Christian. Stefanie stimmt ihm zu.

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Forscher sehen Dauerkrisenmodus: Größte Angst der Jugend heißt Ukraine-Krieg

Der Klimawandel ist lange die Sorge Nummer eins junger Menschen in Deutschland. Der Ukraine-Krieg ändert dies. Mehr als zwei Drittel der Jugend haben Angst vor dessen Folgen. Aber auch andere Themen wecken Befürchtungen. Forscher sehen junge Menschen bereits in Modus der Dauerkrise.

Ein Krieg in Europa ist derzeit die größte Sorge junger Menschen in Deutschland. Mit 68 Prozent fürchten gut zwei Drittel die Folgen des Angriffskriegs von Russland gegen die Ukraine, wie aus der Trendstudie „Jugend in Deutschland“ hervorgeht. Die Kriegsangst verdrängte damit die bisher dominierende Sorge vor dem Klimawandel. Die Studienautoren Simon Schnetzer und Klaus Hurrelmann sehen Deutschlands Jugend im „Dauerkrisenmodus“.

Die Sorge vor einem Krieg in Europa sei „sprunghaft“ an die erste Stelle aller Ängste sowie Befürchtungen getreten und habe geradezu „einen Schock“ ausgelöst, weil dies laut der Studie alle Zukunftsaussichten der Jugend infrage stellt und ihr bisheriges Sicherheitsgefühl zerstört. Die Sorgen wegen des Klimawandels (55 Prozent), der Inflation (46 Prozent), der Spaltung der Gesellschaft (40 Prozent) sowie die Belastungen durch die Corona-Pandemie seien dadurch nicht weniger geworden – die Werte seien im Vergleich zur vorangegangenen Befragung vor sechs Monaten konstant hoch.

„Die dichte Aufeinanderfolge von tief in das Leben eingreifenden Krisen setzt der Jugend zu“, erklärte der Jugendforscher Hurrelmann. Nach zwei Jahren Einschränkungen ihres privaten und schulisch-beruflichen Alltags durch die Pandemie seien viele junge Menschen psychisch angespannt. Die Bedrohung durch einen Krieg in Europa drücke als eine weitere schwere emotionale Last auf ihre Stimmung. „Viele machen sich große Sorgen um ihre berufliche, finanzielle und wirtschaftliche Zukunft.“

„Grundsätzlich gute Stimmung bröckelt“

Laut der Studie ist die Grundstimmung in der jungen Generation dennoch positiv. Die meisten Befragten erwarten für sich persönlich trotz aller Belastungen eine gute Zukunft. Allerdings ist die Zufriedenheit mit der eigenen psychischen Gesundheit vergleichsweise niedrig, auch bei der finanziellen Lage schlagen pessimistische Töne durch. Die Studienautoren werten diese negativen Ausschläge „als Anzeichen dafür, dass die bisher grundsätzlich gute Stimmung unter dem Druck der sich überlagernden Krisensituationen zu bröckeln beginnt“.

Trotz der großen Kriegsangst gibt es demnach eine eher zurückhaltende Zustimmung zu politischen Maßnahmen, um Russland zu sanktionieren und die Abwehrkräfte zu stärken. So befürworten nur 58 Prozent der Befragten umfassende Sanktionen gegen Russland und 43 Prozent die Erhöhung von Militärausgaben der Bundesregierung. 37 Prozent unterstützen Waffenlieferungen an die Ukraine. Für die halbjährlich erscheinende Studie wurden vom 9. bis zum 21. März 1021 Jugendliche und junge Erwachsene zwischen 14 und 29 Jahren befragt.

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Gedenkstätte Dachau


Als die Soldaten die Schienen überquerten und in die Wagen schauten, bot sich ihnen ein schreckliches Bild. Die Wagen waren voll mit Leichen“, erzählt Stefania Gavazza Zuber über die Befreiung des Konzentrationslagers Dachau am 29. April 1945 durch die amerikanischen Truppen. Der vom Internationalen Roten Kreuz Beauftragte Viktor Maurer vereinbarte am selben Tag die Übernahme des Lagers durch die US-amerikanischen Truppen. Noch vor den Toren des Lagers stießen sie auf einen abgestellten Zug. Die Waggons waren gefüllt mit toten Häftlingen. „Die Toten bestanden nur noch aus Haut und Knochen.“ Für die Befreier war dieser Anblick schockierend.

Im Max-Mannheimer-Studienzentrum

Die gebürtige Italienerin, die von diesen Ereignissen kundig berichtet, zog nach München, um die deutsche Sprache zu lernen. Während ihres Studiums am Dolmetscher-Institut machte sie eine Ausbildung zur Gästeführerin und fing bald an, im Tourismusbereich zu arbeiten. So kam sie schließlich auch zur Gedenkstätte Dachau: „Immer wieder fragten mich Touristen, ob ich sie nach Dachau begleiten könnte, um mit ihnen eine Führung durch die Gedenkstätte zu machen. Ich musste mich selbst erst in dieses Thema vertiefen und entdeckte, wie wenig ich davon wusste. Ich entwickelte ein persönliches Interesse und begann, mich in der Erinnerungsarbeit zu engagieren“, berichtet sie. „Ich merke, dass sich vor allem die deutschen Besucher sehr für das Thema interessieren, da viele von ihnen aus Familien kommen, in denen kaum über diese Zeit gesprochen wurde.“ Heute gibt sie Seminare im Max-Mannheimer-Studienzentrum in Dachau und hält zusätzlich Führungen rund um die Geschichte des Konzentrationslagers. Das Studienzentrum wurde nach Max Mannheimer, einem überlebenden jüdischen Häftling des KZ Dachau, benannt und bietet ein Forum für den offenen Austausch über die Geschichte Dachaus.

„Das gezielte Töten stand immer im Vordergrund“

Das Lager wurde als eines der ersten seiner Art am 22. März 1933 eröffnet und stand zunächst unter Polizeiverwaltung. Knapp einen Monat später wurde die Bayerische Landespolizei von einer SS-Einheit ersetzt. Nur zwei Tage später, nachdem die SS das Lager übernommen hatte, wurden bereits vier jüdische Häftlinge unter dem Vorwand, sie hätten einen Fluchtversuch unternommen, ermordet. Der Zweck des Lagers war es, zunächst politische Gegner der Nationalsozialisten auszuschalten. In der Anfangszeit war es nicht möglich, im Lager an Hunger oder Krankheit zu sterben – die hygienische Versorgung und die Essensrationen waren zwar nicht üppig, aber genügend. „Das ändert sich, als das Lager überfüllt wird, als es immer weniger zu essen gibt, die hygienische Lage katastrophal wird und es kaum geeignete Kleidung für die Häftlinge gibt. Ab dieser Zeit sterben viele Häftlinge an Hunger und Krankheit. Aber das gezielte Töten stand immer im Vordergrund“, schildert Gavazza Zuber. Zehn Jahre später, ab 1943, wurden viele Häftlinge in Außenlager von Dachau gebracht. „Sie mussten schwerste Arbeit leisten, in der Kälte, völlig entkräftet, ohne genügend Essensrationen oder Sicherheitsmaßnahmen.“ Die Behandlung der einzelnen Häftlinge durch die SS unterschied sich voneinander, auch wenn diese offiziell für alle Häftlinge gleich sein sollte: „Jüdische Häftlinge wurden immer schlechter behandelt und hatten weniger Chancen zu überleben als zum Beispiel Häftlinge, die als Arier betrachtet wurden, wie aus Norwegen oder Dänemark kommende.“ Trotz der extrem schwierigen Lebensverhältnisse gab es auch unter den Häftlingen selbst Rivalitäten. Einige von ihnen waren zwar gegen das Nazi-Regime, hatten aber dennoch Vorurteile gegenüber Sinti und Roma oder waren antisemitisch. Dazu ergänzt die 54-Jährige: „Die Häftlinge halfen sich untereinander, aber fast nur unter ihresgleichen.“

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