Kategorie -Jugendliche

Oft nach unbegleiteter Einreise: Immer mehr Kinder landen beim Jugendamt

Lange ist die Zahl der Kinder, die vom Jugendamt Unterstützung erhalten, rückläufig. Doch erstmals seit vier Jahren nehmen die Ämter wieder mehr Kinder auf. Besonders Minderjährige, die unbegleitet nach Deutschland einreisen, brauchen Hilfe.

Vier Jahre waren die Zahlen rückläufig, im vergangenen Jahr haben deutsche Jugendämter aber wieder mehr Kinder und Jugendliche in Obhut genommen als im Vorjahr. Rund 47.500 Minderjährige seien im Jahr 2021 vorübergehend in Obhut genommen worden, teilte das Statistische Bundesamt mit. Dies entsprach einer Zunahme von fünf Prozent im Vorjahresvergleich. 2017 lag die Anzahl mit rund 61.300 Fällen noch deutlich höher.

Mit einem deutlichen Plus von 49 Prozent im Vorjahresvergleich wurden 2021 insbesondere mehr Kinder im Kontext einer unbegleiteten Einreise aus dem Ausland von den Jugendämtern aufgenommen. Die Inobhutnahmen wegen dringender Kindeswohlgefährdungen gingen hingegen um sechs Prozent oder rund 1800 Fälle zurück.

Dieser Rückgang könne möglicherweise auch auf die Kontaktbeschränkungen im Zuge der Corona-Pandemie zurückzuführen sein, erklärten die Statistiker. So könnten diese dazu beigetragen haben, dass ein Teil der Kinderschutzfälle aufgrund von Einschränkungen im Schul- und Kitabetrieb unentdeckt geblieben seien.

Schutz gegen Vernachlässigung

Insgesamt wurden in Deutschland im vergangenen Jahr rund 28.500 Kinder und Jugendliche wegen dringender Kindeswohlgefährdungen in Obhut genommen, dies entsprach 60 Prozent aller Fälle. Knapp 11.300 oder 24 Prozent entfielen auf unbegleitete Einreisen, gut 7700 oder 16 Prozent der Inobhutnahmen wurden nach Selbstmeldungen beim Jugendamt durch Kinder und Jugendliche vorgenommen.

Insbesondere bei Kindern unter 14 Jahren war in jedem zweiten Fall die Überforderung der Eltern Grund für die Inobhutnahme. 26 Prozent der Kinder wurden zum Schutz gegen Vernachlässigung aufgenommen, bei 18 Prozent ging es um den Schutz vor physischer und bei zwölf Prozent um den Schutz vor psychischer Gewalt. Bei Jugendlichen im Alter zwischen 14 und 18 Jahren entfielen 38 Prozent der Inobhutnahmen auf unbegleitet Einreisen.

Ein bedeutender Anteil der Inobhutnahmen konnte laut Statistischem Bundesamt bereits nach verhältnismäßig kurzer Zeit beendet werden: 53 Prozent dauerten maximal zwei Wochen, jeder dritte Fall nur maximal fünf Tage. Zwölf Prozent der Inobhutnahmen dauerten hingegen drei Monate oder länger.

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Der Tag: Jugendliche stoppen Güterzug und filmen Aktion

Auf der ICE-Strecke Hamburg-Berlin haben Jugendliche einen Güterzug zu einer Notbremsung gezwungen – und dies gefilmt. Einer der beiden habe sich ins Gleisbett gestellt, der andere soll das Ganze von einer Fußgängerbrücke aus mit dem Handy gefilmt haben, teilte die Bundespolizei mit. Der Lokführer habe die Notbremsung eingeleitet und den schweren Zug kurz vor dem jungen Mann zum Stehen bekommen. Dann seien dieser und sein Bekannter geflüchtet. Die bisherige Fahndung blieb ergebnislos. Wie ein Sprecher der Bundespolizei sagte, ereignete sich der lebensgefährliche Vorfall am Samstag zwischen Ludwigslust und Grabow im Landkreis Ludwigslust-Parchim.

Auf der Strecke sind neben Güterzügen auch ICEs mit einer Geschwindigkeit von mehr als 200 Stundenkilometern unterwegs. Laut Notfallleitstelle der Deutschen Bahn sollen bereits am Freitag dort zwei Jugendliche gesehen worden sein. Die Gesuchten sollen ein blaues und ein schwarzes Shirt getragen haben, die Polizei hofft auf Hinweise dazu.

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Infektionen nehmen deutlich zu: Jeder zehnte Erwachsene hatte bis Jahreswechsel Corona

Die tatsächliche Zahl von Corona-Infektionen ist schwer zu erfassen. Eine Studie des Robert-Koch-Instituts kommt zu dem Ergebnis, dass sich rund zehn Prozent der Erwachsenen in Deutschland bereits infiziert haben. Bei den Jugendlichen liegt die Zahl etwas höher.

Schätzungsweise jeder zehnte Erwachsene in Deutschland hatte sich bis zum Jahreswechsel 2021/22 mit Corona infiziert. Das teilte das Robert-Koch-Institut nach Auswertung der zweiten Welle der bundesweiten Sars-CoV-2-Antikörper-Studie mit. Bei den Jugendlichen zwischen 14 und 17 Jahren machten bis Jahresende rund elf Prozent eine Infektion durch, bei den über 60-Jährigen sieben Prozent. Laut RKI könnte der Anteil der Infizierten eher zu niedrig geschätzt sein. Zuletzt stiegen die Infektionszahlen in Deutschland nach dem Jahreswechsel deutlich an. Auch im Sommer infizieren sich aktuell viele Menschen.

Für eine bundesweite Studie untersuchte das RKI gemeinsam mit dem Sozio-oekonomischen Panel (SOEP) am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) erneut den Antikörper-Status. Nach 2020 wurden zum zweiten Mal entsprechende Daten von fast 11.200 Menschen ab 14 Jahren ausgewertet. Die Daten wurden zwischen November und Februar erhoben, wobei 80 Prozent der untersuchten Serumproben zum Jahresende eingingen. Demnach waren bis zum Jahreswechsel bei 92 Prozent der Menschen ab 18 Jahren Antikörper gegen Sars-CoV-2 nachweisbar, bei den 14- bis 17-Jährigen wird der Anteil auf 86 Prozent geschätzt.

Aus diesem Antikörper-Nachweis und Fragebögen schließen die Experten, dass bis zum Jahreswechsel etwa 90 Prozent der Erwachsenen mindestens einmal geimpft waren und einen weiteren Antigenkontakt durch eine Impfung oder Infektion hatten – und damit grundimmunisiert waren. Bei fast einem Drittel der über 18-Jährigen wird geschätzt, dass sie zum Jahreswechsel mindestens zweimal geimpft waren und einen weiteren Antigenkontakt, entweder durch eine Boosterimpfung oder eine Infektion, hatten.

Anzahl Geimpfter „überschätzt“

Laut Ständiger Impfkommission (STIKO) wird ein guter Schutz vor einer schweren Corona-Erkrankung erst durch eine dreimalige Impfung oder durch eine Kombination von Impfungen und Infektion erreicht. Das RKI räumte ein, dass an der Studie „eher Menschen teilgenommen haben, die geimpft sind und auch weitere Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie eher eingehalten haben als Menschen, die nicht teilgenommen haben“. Es sei daher davon auszugehen, dass der Anteil Geimpfter „überschätzt“ und der Anteil der Infizierten unterschätzt werde. Inwieweit dies die Ergebnisse verzerrt, kann das RKI nicht feststellen.

In der Studie wurde demnach auch das Dunkelfeld der Corona-Erkrankungen untersucht. Die Zahl der festgestellten Infektionen bei Erwachsenen lag – bezogen auf den gesamten Pandemiezeitraum bis Ende 2021 – etwa 1,5 bis zwei Mal höher als in den Meldezahlen.

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Junge Buchbloggerinnen


Im See spiegeln sich Bäume. Zwischen Gräsern gibt es eine alte Steinbank. Umwachsen von Kletterpflanzen, steht sie dort einsam. Auf ihr sitzt ein Mädchen, blonde Haare, graue Mütze und ein Buch in der Hand. Einen Klick später ist der Bildschirm plötzlich von etwas ganz anderem ausgefüllt: Text. Denn das Mädchen auf dem Bild ist Mirai Mens, eine Buchbloggerin. In ihrer Freizeit rezensiert sie Bücher. Zu finden ist sie auf ihrem Blog https://lass-mal-lesen.blog/ und auf Instagram unter @lesehexemimi. Auf Instagram ist die 14-Jährige Teil von Bookstagram, einer Community von Buchbloggenden. So auch Angelina: Die 17-Jährige rezensiert dort seit Längerem Bücher. Zuerst war sie als Leserin unterwegs, bis sie mit einer Freundin den Account @sternezwischendenzeilen startete, den sie heute allein führt.

Bei Mirai fing die lesebegeisterte Phase früh an: Sie brachte sich noch vor der Grundschule das Lesen selbst bei. „Schon zwei Wochen nach Schulanfang habe ich angefangen, Bücher zu lesen. In der zweiten Klasse wurde das dann ziemlich krass, da habe ich echt viel gelesen.“ Nachdem ihre Eltern alle zwei Tage neue Bücher ausleihen mussten, folgten bald die ersten Rezensionen für einen lokalen Buchladen. Dort konnten sich Kinder kostenlos Bücher ausleihen, wenn sie sie im Gegenzug rezensierten. 2018 startete die Berlinerin ihren eigenen Blog, kurz darauf auch den Kanal auf Instagram. 2019 wurde sie mit dem Deutschen Lesepreis der Stiftung Lesen ausgezeichnet.

Beide Buchbloggerinnen haben großen Spaß am Lesen, vor allem aber an der Interaktion mit anderen Lesenden. „Wenn man über Bücher schwärmt, zum Beispiel die gleiche Buchreihe liebt“, sagt Angelina, „im Real Life ist das schwierig, weil ich da keine Leute habe, die genau meinen Buchgeschmack haben.“

20 Minuten bis eine Stunde für eine Rezension

In ihrer Freizeit ist Mirai im Rettungsschwimmen, programmiert, schreibt Geschichten, zeichnet und näht gerne. In ihrem Blog wird es auch politisch: Sie ist eines der Gründungsmitglieder von Young Bookstagram, einem Instagram-Account, der das Ziel hat, die jungen Buchbloggenden zu vernetzen. Neben der Rolle als Ansprechpartner für Eltern und Medien sind die Mitglieder auch politisch aktiv. So bei einem offenen Brief an die Buchhandelskette Thalia, der sich gegen die geschlechtsspezifische Zuordnung von Kinderbüchern auf Tischen äußerte. Mit Erfolg: Thalia schaffte diese Kategorienbezeichnungen ab. Mirai liegen Themen wie Feminismus und Diversität am Herzen. Bei Büchern sind für sie besonders starke weibliche Charaktere und Diversität wichtig. Politisches Engagement zeigt sie auch mit ihrem Jurysitz beim Goldenen Zaunpfahl, einem Negativpreis gegen Gendermarketing.

An einer Rezension schreibt sie zwischen 20 Minuten und einer Stunde, je nachdem, wann sie das Buch gelesen hatte. Die Bücher schicken ihr die Verlage zu, manchmal kauft sie sich selbst welche. Geld verdient sie damit keines: „Ich sehe das als journalistisches Angebot.“ Sie rezensiert vor allem realistische Jugendbücher, aber auch Fantasy. Oft auch eines ihrer Lieblingsbücher, wie das feministische Jugendbuch „Moxie“: „Insgesamt hat mir das Buch sehr gut gefallen, an vielen Stellen habe ich laut gequietscht vor Freude, man fiebert da echt mit“, schrieb die damals noch 12-Jährige auf ihrem Blog. Nach dem Erscheinen des Films greift sie das Buch mit einem Instagram-Post wieder auf: „Das war das erste feministische Jugendbuch, das ich gelesen habe, und ich fand es total inspirierend.“ Auch sonst liest sie Bücher mit aktuellen Themen, wie auch „Marilu“, ein Jugendbuch über psychische Erkrankungen. Angelina hingegen entdeckt ihre Bücher meist selbst auf Buchblogs. „Ich rezensiere einfach die Bücher, zu denen ich noch viel sagen kann“, sagt die Brandenburgerin. Ab und zu führt Mirai auch Interviews mit Autoren. Dafür kontaktiert sie diese selbst oder wird von ihren Kontaktpersonen der Verlage angesprochen. Manchmal ergeben sich Interviews kurzfristig: so wie ihr Gespräch mit dem Bestsellerautor Andreas Eschbach auf der Leipziger Buchmesse, für das sie erst einen Tag zuvor angefragt wurde. „Er meinte zu mir, dass er sich in meinem Alter keine Interviews getraut hätte, er war total schüchtern. Und dann haben wir die ganzen Süßigkeiten aufgegessen, die uns die Frau vom Arena-Verlag hingestellt hatte.“ Bei ihrem Interview mit Kirsten Boie langte die geplante Zeit nicht. So meinte die Autorin, sie könnten das Gespräch nach ihrer Lesung weiterführen.

Friederike würde es mit Hörbüchern versuchen

Wer nutzt die Buchempfehlungen? Zum Beispiel Friederike: Sie liest seit vielen Jahren, allerdings fehlte der Hannoveranerin ab einem bestimmten Punkt der Lesestoff. Bis auf eine Freundin liest niemand, aber diese mag andere Genres. „Ich wollte eigentlich Leute finden, die vom Geschmack her das lesen, was ich lese, aber nicht genau dasselbe.“ So kam sie zu Buchblogs und sammelt Empfehlungen: „Meine Liste wächst kontinuierlich.“ Was würden sie einem Kind sagen, das partout nicht lesen will? Friederike würde es mit Hörbüchern versuchen, während nach Mirais Einschätzung einfach noch nicht das passende Buch gefunden wurde. Angelina würde vorlesen und vermutet, dass das Potential des Lesens generell unterschätzt wurde: „Das ist wie Fernsehen, nur im Kopf, und das ist natürlich viel krasser, weil das ja alles mit Gedankenkraft ist.“

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Steinmeiers Pflichtdienst: Die jungen Menschen schulden euch gar nichts

Bundespräsident Steinmeier schlägt vor, dass junge Menschen einen „sozialen Pflichtdienst“ leisten müssen. Der Vorschlag kommt nicht nur zur Unzeit, er zeigt auch fehlendes Verständnis für junge Menschen.

Selten werden Ideen, die immer wieder vorgebracht werden, dadurch auch besser. So wie der Debattenanstoß von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier vom vergangenen Wochenende. Der 66-Jährige hatte sich in einem Interview gewünscht, dass das Land über einen „sozialen Pflichtdienst“ für junge Menschen debattiere. Es gehe um die Frage, „ob es unserem Land nicht guttun würde, wenn sich Frauen und Männer für einen gewissen Zeitraum in den Dienst der Gesellschaft stellen“.

Die Vorstellung ist, dass jede und jeder für eine bestimmte Zeit, die Steinmeier offen lässt, wahlweise zur Bundeswehr geht, bei der Betreuung von Senioren hilft, in Heimen für Menschen mit Behinderungen oder bei Obdachlosenunterkünften unterstützt. Dass der Bundespräsident das nicht als seine Idee reklamiert, könnte daran liegen, dass sie nicht besonders gut ist. Das zeigen schon die Reaktionen innerhalb der Ampelkoalition: FDP und Grüne lehnen den Vorstoß ab. Selbst Diakonie-Präsident Ulrich Lilie hält wenig davon, er befürwortet lieber freiwilliges Engagement. Den einzigen Zuspruch gab es aus der Union. Überraschend ist das nicht, schließlich kommt die Idee aus der CDU. Die Ex-Vorsitzende Annegret Kramp-Karrenbauer entwickelte sie 2018, bis heute kommt der Vorschlag immer wieder von CDU-Politikern.

Dabei klingt Steinmeiers Argumentation oberflächlich betrachtet erst einmal gut. „Gerade jetzt, in einer Zeit, in der das Verständnis für andere Lebensentwürfe und Meinungen abnimmt, kann eine soziale Pflichtzeit besonders wertvoll sein“, sagte er. „Man kommt raus aus der eigenen Blase, trifft ganz andere Menschen, hilft Bürgern in Notlagen.“ Das baue Vorurteile ab und stärke den Gemeinsinn. So weit, so gut. Aber dass der Gemeinsinn nicht allein Aufgabe der jüngeren Teile der Gesellschaft ist, sagt er nicht. Mit Steinmeier spricht jemand, der Teil der älteren Generation ist und die jüngere nicht als gleichberechtigt, sondern als Verfügungsmasse sieht.

Klimakrise, Wohnraum, Ukraine-Krieg

Auch der Zeitpunkt offenbart, dass jegliches Verständnis für die Jugendlichen fehlt. In den vergangenen zwei Jahren haben sie in der Corona-Pandemie ihr Leben eingeschränkt, um solidarisch mit den Älteren zu sein. Sie haben sich beim Impfen hinten angestellt und auf ihre Freiheiten verzichtet. Es gibt Studierende, die ihre Universität zwei Jahre lang nur virtuell gesehen haben. Nun, mit dem Krieg in der Ukraine, stehen sie wie alle anderen erneut vor einer ungewissen Zukunft.

Steinmeier sagt in dem Interview selbst, dass die Gewissheit, dass Frieden, Freiheit und Wohlstand garantiert seien, erschüttert sei. Die jungen Menschen von heute wachsen unter anderen Rahmenbedingungen auf als die Generationen vor dreißig, vierzig Jahren – und die von den Älteren verursacht wurden. Sie werden teilweise innerhalb von zwölf Jahren durch die Schule gejagt, um dann nach kurzem Studium möglichst schnell auf dem Arbeitsmarkt zu landen. Danach ist es für Berufseinsteiger fast unmöglich, in einer Großstadt bezahlbaren Wohnraum zu finden. Über allem schwebt der schleppende Kampf gegen die Klimakrise.

423 Euro Taschengeld

Und nun? Gerade als die pandemische Lage vor dem nächsten Corona-Herbst wieder sowas wie einen normalen Sommer zulässt, regt der Bundespräsident eine neue Pflicht an. Das eigentliche Ziel ist klar: Die jungen Leute sollen als billige Arbeitskräfte in den Bereichen aushelfen, in denen nicht nur die nötige Anerkennung, sondern auch Fachkräfte und eine faire Bezahlung fehlen. Ob das wirklich dabei hilft, den Gemeinsinn zu stärken, ist doch sehr fraglich.

Die „Älteren“ werden sich in der Debatte vermutlich an die eigene Zeit als Zivildienstleistende oder Wehrpflichtige erinnert haben. Die meisten erzählen davon, was das doch für eine wertvolle Erfahrung gewesen sei. Und weil das so ist, verbringen auch heute noch viele Jugendliche ihre Freizeit im Ehrenamt, bei Sportvereinen und Jugendorganisationen. Nach Angaben der Bundesregierung engagieren sich derzeit zudem rund 100.000 junge Menschen bei einem Jugend- und Freiwilligendienst. Dabei lernen sie vor allem das, was soziale Berufe in Deutschland kennzeichnet – schlechte Bezahlung und fehlende Anerkennung. Während eines FSJ gibt es beispielsweise monatlich maximal rund 423 Euro Taschengeld. Die Freiwilligendienste attraktiver zu machen, das wäre zumindest ein Beginn – und deutlich besser als eine Pflicht.

(Dieser Artikel wurde am Montag, 13. Juni 2022 erstmals veröffentlicht.)

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Kinderbuchillustratoren in Lissabon

Kinderbuchillustratoren in Lissabon

Cygny Astra Malvar sitzt an ihrem Arbeitstisch in ihrer Wohnung im Zentrum Lissabons. In ihrer rechten Hand hält sie einen Bleistift. Sie setzt die Spitze des Stifts auf das Papier, es folgen winzige, präzise Handbewegungen. Langsam entsteht ein Bild. Es gibt rote, blaue, grüne und gelbe Stifte in verschiedenen Tönen. Auch Gouachetuben und Aquarellfarben liegen auf dem Tisch und das Buch „Die sechs Schwäne“ von den Gebrüdern Grimm. Nach und nach entsteht ein Kinderbild. „Man sollte einfache Figuren und geometrische Formen benutzen“, erklärt die dunkelhaarige Engländerin, die an der Fakultät für bildende Künste in Lissabon studiert hat. Kleine Kinder verlieren leicht die Aufmerksamkeit. Um das Interesse an einem Bild zu erhalten, darf es nicht zu komplex sein. „Auch Figuren aus dem Tierreich und Gegenstände aus ihrem Alltag helfen den Kindern, Bilder besser zu begreifen“, erklärt die 46-Jährige. Besonders lebhafte, warme und kontrastierende Farben wirken im ersten Augenblick attraktiv.

„Es ist wichtig, die Essenz der Passage im Bild einzufangen“, sagt Hélio Falcão. „Bevor man anfängt, zu illustrieren, muss man die Geschichte wirklich verstehen“, erklärt der ebenfalls 46 Jahre alte Buchillustrator. Kinderbücher besitzen meist viele Illustrationen, damit Kinder nicht das Interesse verlieren. „Oft ist es hilfreich, einen gemeinsamen Helden in dem Großteil der Bilder beizubehalten, um die Aufmerksamkeit des Betrachters zu erhalten. Solche Maßnahmen sind nicht nötig, wenn man Bilder für Erwachsene zeichnet.“ Cygny Malvar sagt: „Bei kleinen Kindern muss ein Bild eine Geschichte erzählen, da sie oft noch schlecht lesen können, bei älteren Lesern muss man darauf nicht so sehr aufpassen. Die Gestalt und die Intention eines Bildes sind stark abhängig vom Alter der Zielgruppe.“

Das Gefühl, es besser zu meistern

Trotz der Vorgaben, die häufig vom Schriftsteller gegeben werden, behaupten beide Designer, dass sie viel kreative Freiheit haben, um zum Beispiel Dinge zu stilisieren. Der Raum für Kreativität wird nur dann kleiner, „wenn der Arbeitgeber eine bestimmte Technik und einen spezifischen Stil bevorzugt“, sagt Malvar. „Dies ist meistens der Fall, wenn es sich um eine Buchreihe handelt.“ Diese Vorgaben bestimmen, wie lange das Zeichnen des Bildes, das typischerweise eine A4-Seite groß ist, dauert. „Es kann weniger als sechs Stunden dauern, aber auch bis zu einer Woche“, behauptet der Mann mit den gelockten Haaren, der aus Lissabon stammt. „Am längsten dauert immer die erste Abbildung für ein Kinderbuch, da man testen muss, welcher Stil am besten zur Geschichte passt“, ergänzt seine Kollegin. „Die nächsten Bilder können deutlich schneller erstellt werden.“ Außerdem muss man beim ersten Bild den Figuren der Geschichte ein Gesicht geben. „Man kann schnell auf Schwierigkeiten stoßen“, sagt Falcão, der aus Lissabon stammt und dort auch bildende Künste studiert hat. Am häufigsten habe man Probleme, eine passende Technik zu wählen und alle wichtigen Elemente in ein einziges, buntes, reizvolles Bild zu übertragen.

„Buntstifte und Gouache sind beide übliche und gute Techniken. Manchmal lohnt es sich, digitale und manuelle Verfahren zu verbinden, das beschleunigt auch den Erstellungsprozess. Ich bevorzuge jedoch das Aquarellieren“, sagt Cygny Malvar. Bei Aquarellen ist es leichter, Farben zu mischen, ihre Helligkeit zu ändern und einzigartige Muster zu kreieren. „Es sind persönliche Präferenzen, ob man mit der Hand oder digital das Bild bearbeitet. Ich persönlich bevorzuge es, mit der Hand zu malen, da ich daran gewöhnt bin. Ich habe das Gefühl, es damit besser zu meistern.“ Seit einiger Zeit hat Hélio Falcão begonnen, auf einem Tablet mit der Hand zu zeichnen, da er dann leichter digitale Techniken einfügen kann.

Was plant Cygny Malvar? „Ich möchte gerne eine Geschichte illustrieren, die Kindern helfen würde, die Pandemie besser zu verstehen.“ Der Bleistift senkt sich wieder. Am nächsten Tag ist ihre Interpretation des Märchens „Die sechs Schwäne“ fertig: Ein riesiges Laken schwebt über dem Meer, durch eine Lücke schaut ein Mädchenkopf. Tobende Wellen lassen viele Schwanenfedern erscheinen. „Ich meine, ich kann durch dieses Bild das Gefühl des Staunens und der Angst, das die Figur empfand, gut vermitteln.“

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Wieder Waffengewalt und Panik: 15-Jähriger bei Konzert in USA erschossen

Die Welle der Waffengewalt in den USA ebbt nicht ab: Ein Jugendlicher wird am Rande eines Konzerts in der US-Hauptstadt Washington erschossen, drei weitere Menschen verletzt. Anlass des Konzerts ist der Gedenktag zur Befreiung der Afroamerikaner aus der Sklaverei.

Am Rande eines Konzerts in den USA ist ein 15-Jähriger erschossen worden. Zudem wurden bei dem Vorfall in der Hauptstadt Washington am Sonntagabend (Ortszeit) drei Menschen verletzt, darunter ein Polizist, wie Polizeichef Robert Contee mitteilte. Die Verletzten wurden ins Krankenhaus eingeliefert, schwebten aber nicht in Lebensgefahr.

Vor dem Schusswaffenangriff hatte es laut Contee bereits zwei Zwischenfälle gegeben, bei denen Panik ausbrach. Mehrere in Panik davonlaufende Menschen wurden demnach verletzt. Die Polizei beendete nach Angaben des Polizeichefs das nicht offiziell angemeldete Konzert, das aus Anlass des „Juneteenth“-Gedenktags stattfand. Kurz darauf seien trotz des großen Polizeiaufgebots in der Nähe die tödlichen Schüsse gefallen.

20.000 Schusswaffen-Tote seit Jahresbeginn

„Leider können solche Dinge passieren, wenn man die falsche Mischung von Leuten hat oder Leute Schusswaffen dabeihaben“, sagte der Polizeichef. „Juneteenth“ ist ein Gedenk- und Feiertag zur Erinnerung an die Befreiung der afroamerikanischen Bevölkerung der Vereinigten Staaten aus der Sklaverei, der jährlich am 19. Juni begangen wird. Er ist in den USA seit 2021 ein offizieller, bundesweiter Feiertag.

In den USA hatte es in den vergangenen Wochen eine ganze Serie besonders blutiger Schusswaffenangriffe gegeben. Mitte Mai erschoss ein 18-Jähriger an einer Grundschule der texanischen Kleinstadt Uvalde 19 Kinder und zwei Lehrerinnen. Zehn Tage zuvor hatte ein 18-Jähriger in und vor einem Supermarkt in Buffalo im Bundesstaat New York aus rassistischen Motiven zehn Menschen erschossen, fast alle Opfer waren Schwarze.

Die Gewalttaten lösten landesweite Demonstrationen für schärfere Waffengesetze aus. Eine überparteiliche Gruppe im US-Senat einigte sich zuletzt auf Vorschläge für einen besseren Schutz vor Schusswaffengewalt. Seit Jahresbeginn haben nach einer Zählung der Nichtregierungsorganisation Gun Violence Archive in den USA schon mehr als 20.000 Menschen durch Schusswaffen ihr Leben verloren. In der Zahl sind auch Suizide enthalten.

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Ukrainehilfe in Münnerstadt


Stop War, Stop Putin“ heißt es auf Friedensdemonstrationen überall auf der Welt. „In ganz Deutschland setzt man sich mittlerweile für die Ukrainer ein“, lobt Hartmut Hessel, der die Sammelstelle für Flüchtlingsspenden im unterfränkischen Münnerstadt koordiniert. Dieser starke Zusammenhalt und die im ganzen Land vorhandene Bereitschaft, der Ukraine zu helfen, rühren den 72-jährigen ehemaligen Lehrer beinahe zu Tränen: „Das ist so etwas Schönes, da muss ich fast weinen.“ Vor einigen Wochen wurde von Münnerstädtern eine Whatsapp-Gruppe erstellt, in der sich Freiwillige, die zur Flüchtlingshilfe beitragen wollen, organisieren. „Es waren von Anfang an etwa 260 Personen sofort beteiligt“, berichtet Hessel, der kurz nach der Gründung der Initiative in einem Gespräch mit dem Bürgermeister für die Leitung der städtischen Sammelstelle beauftragt wurde. Die Stadt hatte ein paar Tage zuvor ebenfalls mit der Flüchtlingsplanung begonnen und eine Unterkunft im ehemaligen Berufsbildungszentrum errichtet. „Ich bin der Vermittler zwischen privater Ini­tiative und Stadt“, erklärt Hessel. Seine Aufgabe ist es, Sammelstelle und das sogenannte Depot zu leiten. „Die Sammelstelle in der Innenstadt ist da, um Sachspenden von Bürgerinnen und Bürgern einzusammeln, die dann im Depot den Flüchtlingen zum Ab­­holen zur Verfügung stehen.“ Das Team besteht aus Helfern unterschiedlichsten Alters: „Es gibt neben den Agierenden vor Ort natürlich auch ein­e Logistikgrup­pe, die an die polnische Grenze fährt und Flüchtlinge ab­holt.“ Es gab drei Touren, bei denen mit Kleintransportern mit höch­stens neun Sitzen gereist wurde. „Wir wollen keine größeren Busse nehmen, um erstens besser durchzukommen und zweitens an verschiedene Ziele zu fahren“, erklärt Hessel, der aus gesundheitlichen Gründen selbst nicht an den Fahrten teilnehmen kann. Trotzdem weiß er, wie sehr es einen mitnimmt, all die Flüchtlinge zu sehen, die ihre Heimat verlassen mussten und nun in ein komplett anderes Land müssen: „Es kam schon vor, dass Fahrer von uns emotional an ihre Grenzen gekommen sind.“

Völlig verloren inmitten eines Feldbettenlagers

„Ich habe noch nie in so viele erschöpfte Gesichter geblickt“, sagt Susanne Will, Redakteurin einer lokalen Zeitung, die selbst an den Fahrten teilgenommen hat. „Grausam war das erste Wort, das mir einfiel, als ich eine Großmutter beobachtete. Sie saß völlig verloren inmitten eines Feldbettenlagers, an den Füßen trug sie Gummistiefel, sie war eingehüllt in einen großen Schal. Was hat diese Frau zurücklassen müssen? Das Gefühl des Verlorenseins hat sich mir in ihrem Bild sehr eingeprägt.“ Trotz alledem habe es immer wieder kleine Momente gegeben, die der 53 Jahre alten Journalistin besonders in Erinnerung geblieben sind: „Ein Schwede war extra mit seinem lammfrommen Hund ins Flüchtlingslager gekommen. Der Hund war für die Kinder da, zum Streicheln. Ein Bub, vielleicht sieben Jahre alt, vergrub seine Hände im weichen Fell des Setters, und ich bin mir sicher, dass er in diesem Moment den größtmöglichen Trost gefunden hat.“ Das Flüchtlingslager in Przemyśl in Polen, das die Münnerstädter Logistikgruppe aufgesucht hat, habe den Menschen ein Dach über dem Kopf, Sicherheit, ärztliche Versorgung, Essen und Schlafgelegenheiten gegeben – all das hatten sie in ihrer Heimat nicht mehr gehabt. „Das Lager, das wir besuchten, war trotz allem Chaos – stickig, ein bisschen dreckig, überfüllt – sehr gut organisiert, und man muss sich vor Augen halten, dass die Menschen das Schlimmste schon hinter sich haben.“

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US-Fernsehstar in Playboy-Villa: Bill Cosby des sexuellen Missbrauchs 16-Jähriger schuldig gesprochen

Der frühere US-Fernsehstar Bill Cosby wird in einem Zivilverfahren schuldig gesprochen, in den 1970er Jahren eine Jugendliche sexuell missbraucht zu haben. Die Geschworenen im kalifornischen Santa Monica verurteilen den 84-Jährigen zu Schadenersatz.

Eine Jury in Los Angeles hat den ehemaligen US-Komiker Bill Cosby in einem Zivilprozess für schuldig befunden, die Klägerin Judy Huth in den 1970er Jahren sexuell missbraucht zu haben. Huth war damals 16 Jahre alt. Cosby hatte über seine Anwälte die Anschuldigungen zurückgewiesen und versucht, die Klage abzuweisen.

Die Geschworenen, die sich aus acht Frauen und vier Männern zusammensetzten, befanden den 84-jährigen Cosby für schadensersatzpflichtig und sprachen Huth 500.000 Dollar Schadenersatz zu.

Huth reichte die Klage erstmals 2014 ein und machte sexuelle Nötigung sowie vorsätzliche und fahrlässige Zufügung von seelischem Leid geltend. In der ursprünglichen Klageschrift wurde behauptet, der Vorfall habe sich 1974 ereignet, als Huth 15 Jahre alt war. Später wurde der Zeitrahmen jedoch auf 1975 geändert, als Huth 16 Jahre alt war.

In der Anklageschrift berichtete Huth, sie habe Cosby damals in einem Park getroffen, wo er einen Film drehte. Nachdem er sich mit dem Mädchen angefreundet hatte, lud Cosby sie angeblich ein, ihn in seinen Tennisklub zu begleiten. Von dort aus lud der Komiker sie Huths Worten zufolge in ein Haus ein, wo er ihr und einer Freundin mehrere alkoholische Getränke servierte, und nahm sie dann mit in die sogenannte Playboy-Villa.

Huth behauptete, dass Cosby zwar ihr Alter und das ihrer Freundin kannte, den Teenagern aber die Anweisung gab, „dass sie sagen sollten, sie seien 19, wenn sie von einem der Playboy-Häschen nach ihrem Alter gefragt würden“. Huth behauptete weiter, dass Cosby sie in ein Schlafzimmer in der Villa brachte, wo er sie sexuell belästigte habe.

Seit 2005 haben sich mehr als 50 Frauen gemeldet, die Cosby der sexuellen Nötigung beschuldigen. Nach seiner Verurteilung wegen der Betäubung und des sexuellen Missbrauchs von Andrea Constand im Jahr 2004 verbüßte Cosby knapp drei Jahre in einem Staatsgefängnis in Pennsylvania, bevor seine Verurteilung in der Berufung aufgehoben wurde. Er wurde im September 2021 aus dem Gefängnis entlassen.

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„Swiss for Greece“

„Swiss for Greece“

Musik dröhnt aus den kleinen Restaurants auf das Ägäische Meer. Die griechische Insel Skyros liegt auf einem Hügel und ist zu Fuß nur über eine steile Treppe in 15 Minuten zu erreichen. Der salzige Geruch strömt durch das 2880 Einwohner zählende Dorf. Die Gassen und ihre winzigen Läden mit Spielwaren, Souvenirs, Schmuck und Porzellan wirken wie ein Labyrinth. „Kalimera“, begrüßt der Bürgermeister die Mitglieder der Schweizer Hilfsorganisation Swiss for Greece. Jedes Jahr im Herbst reisen sie auf die Insel, um Gutes zu bewirken. 2017 wurde die Organisation im Kanton Thurgau gegründet. Sie besteht aus 21 jungen Erwachsenen und Gründungsmitgliedern, die sich für die Einheimischen ehrenamtlich engagieren. „Bereits mit einer kleinen Tat, die für mich keine große Anstrengung bedeutet, kann ich Großes bei meinem Gegenüber bewirken“, sagt die 18-jährige Marta Vigueras Fernández von der Organisation. Rund 20 000 Schweizer Franken werden jährlich durch Sponsoren und Spenden zusammengetragen. Investiert werden sie in Malerarbeiten, Landschaftsprojekte, Einkäufe für Hilfsbedürftige und medizinische Mittel. Auch im vergangenen Jahr besuchten die Jugendlichen trotz der Pandemie die Insel, sagt Murielle Egloff, sie leitet die Fachstelle Kinder und Jugend der katholischen Landeskirche Thurgau.

Neun Monate herrscht Totenstille

Sonne erhellt die weißen Fassaden und blauen Dächer. Eltern sitzen in Cafés und beobachten ihre spielenden Kinder auf dem aus Marmor gebauten Dorfplatz. Eine Bilderbuchatmo­sphä­re. „Drei Monate im Sommer haben wir Hauptsaison und die anderen neun Monate herrscht Totenstille“, sagt der Besitzer eines Imbissladens. Eine kurze Zeit, in der viele den größten Teil ihres Geldes verdienen müssen. Finanzielle Probleme sind nicht ungewöhnlich. „Frauen in Skyros haben es besonders schwer. Hygiene-Utensilien sind deutlich teurer als andere Waren. Auch Waschmittel ist ein teures Gut“, sagt Silvia, Sozialarbeiterin auf der Insel, die von allen geduzt wird. Die Deutsche ist ausgebildete Krankenschwester und macht mehrere Impfungen auf der Insel, da diese im kleinen, einstöckigen Krankenhaus nicht durchgeführt werden. Notfälle können nicht mit einem Krankenwagen eingeliefert werden, da die Mittel fehlen. Patienten mit schweren Verletzungen werden nach Athen geflogen. Swiss for Greece finanzierte ein Röntgengerät, das aber nicht in Gebrauch ist, da die Betonwände zu dünn sind und Strahlungen durchbrechen können.

Viele haben keine Krankenversicherung

Die Einwohner von Skyros wollen arbeiten, doch die Umstände machen es ihnen schwer. „Die Bevölkerung ist herzlich, dankbar und offen“, sagt Nico Eggmann aus der Schweiz. Durch die Finanzkrise 2009 stieg die Verarmung. Die Insel erhält staatliche Unterstützung, jedoch gelange diese nicht zu denjenigen, die sie am meisten benötigen, die geographische Lage werde nicht berücksichtigt, sagt der IT-Netzwerkadministrator. Ein Yachthafen wurde gebaut, aber durch die starken statischen Ströme werde er nie in Betrieb gehen. Jetzt stehen unfertige Betonarbeiten in der Natur. „Es ist alles sehr kompliziert und nicht transparent, warum gewisse Entscheidungen gefällt werden. Wir können die Politik vor Ort nicht ändern, aber wir können die Menschen, die wir kennenlernen, unterstützen“, sagt Egloff. So wie Panos, ein älterer Mann, der allein wohnt. „Ich habe studiert, eigentlich bin ich Ingenieur, dadurch kann ich auch Englisch“, sagt er. Die Schweizer unterstützen ihn bei handwerklichen Arbeiten. Nach mehreren Schlaganfällen konnte er sich nicht mehr um sein Haus kümmern. „Ich wollte, aber ich konnte nicht.“ Bei Temperaturen von weniger als zwölf Grad musste er im Winter kalt duschen, da sein Boiler kaputt ist. Viele haben keine Krankenversicherung. Die Inselbewohner sind stolze Persönlichkeiten. Zuzugeben, dass Hilfe nötig ist, fällt ihnen schwer. Ihr Lächeln ist der Lohn, sagen die jungen Schweizer, die den Abend mit den Griechen ausklingen lassen.

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