Kategorie -Jugendliche

Bei Mutprobe selbst erwürgt: 14-Jähriger stirbt bei „Blackout“-Challenge

Sich würgen, bis man das Bewusstsein verliert? Das machen Kinder und Jugendliche, um Teil einer lebensgefährlichen Challenge auf Tiktok zu sein. Der Ohnmachtszustand vor der Kamera übt offenbar einen zu großen Reiz aus. Ein Junge überlebt diese „Mutprobe“ nicht – nur der jüngste tragische Fall.

Ein Junge aus dem schottischen Cumbernauld ist bei einer Internet-Challenge ums Leben gekommen. Der 14-jährige Leon Brown wurde am 25. August von seiner Mutter Lauryn Keating leblos in seinem Zimmer aufgefunden. Der Teenager hatte die sogenannte Blackout-Challenge ausprobiert und sich selbst vor der Kamera die Luft abgeschnürt, damit er das Bewusstsein verliert. Das berichtet das Nachrichtenportal Glasgow Live.

Bei dem Versuch, sich selbst zu würgen, soll der 14-Jährige dem Bericht zufolge tödliche Gehirnverletzungen erlitten haben. Seine Mutter entschied sich, damit an die Öffentlichkeit zu gehen, um andere Eltern vor dem lebensgefährlichen Trend zu warnen. Die 30-Jährige sagte der „Daily Record“: „Einer von Leons Freunden sagte mir, er habe die Challenge auf Facetime mit ihm gemacht, nachdem er sie auf Tiktok gesehen hatte. Mein Leon dachte, er wäre derjenige, der es zuerst versucht. Leon und seine Freunde dachten wahrscheinlich, es sei ein Witz.“ Statt seine Freunde zu beeindrucken, starb Leon vor ihren Augen.

Der Fall erinnert an Archie Battersbee: Der zwölfjährige Brite hatte im vergangenen April ebenfalls an der Challenge teilgenommen und sich selbst so stark gewürgt, dass er nicht nur kurzzeitig das Bewusstsein verlor. Ärzte erklärten den Jungen später für hirntot. Nach einem monatelangen Rechtsstreit mit den britischen Behörden bis zum Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte wurden die lebenserhaltenden Maßnahmen Anfang August schließlich eingestellt.

Der Fall des kleinen Archie bewegte Menschen auf der ganzen Welt. Auch Lauryn Keating hatte vom tragischen Unfall des Jungen aus Southend erfahren. „Ich hatte von dieser Challenge gehört, wegen dem, was Archie passiert ist“, sagte Leons dem „Daily Record“. „Trotzdem erwartest du nicht, dass dein eigenes Kind so was tut.“

Sie können mehr von den Nachrichten auf lesen quelle

Klöppeln trainiert

Klöppeln trainiert

Vor ihr liegen hundert verschiedene Spulen aus Holz, in denen grüne, blaue und rote Baumwollfäden eingespannt sind. Rosmarie Giezendanner hat ein besonderes Hobby: Die 73-Jährige klöppelt. Von einer selbst gemachten hellblauen Halsschleife, die sie trägt, bis zu aufwendigen Weihnachtskarten, alles ist dabei. Geschickt geht die Frau mit der weißen Kurzhaarfrisur mit ih­rem modernen Mobilgerät um und führt das Interview über Whatsapp. Ihren Wohnsitz hat die gebürtige Toggenburgerin im schweizerischen Schaffhausen.

Musterbriefe aus dem Erzgebirge

In Annaberg, im Erzgebirge, wurden die ersten Musterbriefe aus dem 16. Jahrhundert gefunden. Diese sind wichtig, um, im wahrsten Sinne des Wortes, den Faden nicht zu verlieren. Denn dieser Brief wird auf dem Klöppelkissen befestigt und mit einer Folie abgedeckt, damit keine Druckerschwärze auf die Arbeit abfärbt. Auf ihm sind der genaue Verlauf der Fäden wie auch die Punkte, an denen die Nadeln zur Befestigung angebracht werden, ersichtlich. Die ältesten Kunstwerke entstanden in Herrenhäusern und dienten als Verzierungen an Hemdärmeln Adeliger sowie in den Kirchen als Altardecken. Eine Ge­schichte besagt, dass in Annaberg eine junge Adelige namens Barbara Uthmann lebte. Sie brachte den armen Frauen der Bergleute im Erzgebirge die Klöppelei bei und ermöglichte ihnen, einen geringen Nebenverdienst durch die Knüpfkunst zu erwerben.

Um klöppeln zu können, müssen einige Utensilien erworben werden: ein Kissen als Unterlage, die spindelförmigen und namengebenden Klöppel, um die der Faden gewickelt wird, ein Musterbrief und Stecknadeln, eine Schere, gutes Licht und eventuell eine Lupe, um den Faden deutlich zu sehen. Dabei kommt ein ordentlicher Betrag zusammen. „S’Chüssi allei chostet scho schnell bis zu 100 Franke, also du muesch scho chli Geld id Hand neh, sodass du überhaupt chasch aafange zum Klöpple“, sagt Rosmarie Giezendanner. Gearbeitet wird paarweise. Die beiden Schlegel werden übereinander gekreuzt und gedreht, sodass ein Fadenkreuz entsteht. Die Fäden sind dann miteinander verknüpft oder verwoben. Die Unterlage, auf der die Kunst entsteht, ist ein Kissen oder eine Rolle. In Deutschland ist das Klöppeln auf der Rolle beliebter.

Sogar mit Metall wird geklöppelt

In früheren Zeiten wurde vor allem mit Seide und Leinen gearbeitet. Heute kann mit allem Möglichen geklöppelt werden, sogar mit Metall, was die Schweizerin aber nicht angenehm findet. Sie klöppelt am liebsten mit Seide oder Baumwolle, diese Materialien liegen angenehm in den Händen. Immer wieder schlägt im Hintergrund eine Kuckucksuhr, die hörbar macht, wie schnell die Zeit vergeht. Rosmarie Giezendanner scheint fit zu sein. Das ist auch über die Kamera gut erkennbar. Als sie ein junges Mädchen war, hatte sie in der Dorfbibliothek das Jugendbuch „Klöppel-Anneli“ ausgeliehen. Dieses handelte von einem Mädchen in Lauterbrunnen, das unbedingt die Klöppelei erlernen wollte. „Das Buech hett mich sehr beidruckt, und ii han au wölle klöpple.“ Der Wunsch hielt an, aber erst vor 25 Jahren besuchte sie einen Kurs. Doch das Hobby ist zeitaufwendig und hatte im Leben der damals noch Berufstätigen keinen Platz. Die gelernte Kindergärtnerin arbeitete mit psychisch beeinträchtigten Erwachsenen. Nach der Pensionierung aber wurde die Kunst zu ihrer absoluten Leidenschaft. „Klöpple isch für mich e richtigs Ghirntraining. Ich muess nämlich luege, wie ii jetzt wiitervorgo muess.“ Einmal im Monat trifft sie sich mit einer Klöppelgruppe zu einem Abend, an dem geklöppelt wird. Voller Freude berichtet sie von der Feier zu ihrem 70. Geburtstag. Die Gäste schenkten der Jubilarin einen Gutschein für handgemachte Klöppel. So besitzt sie nun rund 100 Klöppel-Unikate, die extra für sie angefertigt und gekennzeichnet wurden.

Feine Tüllspitze in Belgien

Sie sagt, die Klöppelei sei wieder modern. Im Kunstgewerbe wird stark damit experimentiert. Klöppeln sei eher „frauenlastig“, doch die Schaffhausenerin kennt drei klöppelnde Männer. Einer ist mit dem Computer vertraut und entwarf seiner Frau Musterbriefe. Diese waren zwar schön, jedoch ließen sie sich nicht ausführen, da er keine Ahnung von der Klöppeltechnik hatte. Er erlernte die Kunst, sodass er nun selbst seine Musterbriefe nachklöppeln kann. Klöppelzentren sind das Erzgebirge in Deutschland, Lauterbrunnen in der Schweiz und das belgische Brügge. Jedes Land verwendet andere Spitzen: In Belgien wird oft ganz feine Tüllspitze benutzt, während in den östlichen Staaten eher mit Bändern gearbeitet wird.

Sie können mehr von den nachrichten auf lesen quelle

Prozessauftakt in Memmingen: Ex-Pärchen schweigt zu Mord an 16-Jähriger

An einem Novembertag 2021 sollen eine Jugendliche und ihr Ex-Freund eine 16-jährige Freundin zum Flughafen in Memmingen gelockt, ihr Ecstasy-Pillen gegeben und sie schließlich mit mehreren Messerstichen ermordet haben. Nun stehen beide vor Gericht. Zum Motiv schweigen sie.

Eine 16-Jährige wird in Memmingen getötet – jetzt beginnt der Mordprozess. Die mutmaßlichen Täter wollen vor Gericht in der schwäbischen Stadt die Aussage verweigern. Der 26-Jährige und die 16-Jährige würden zunächst keine Angaben machen, teilten ihre Verteidiger zum Prozessauftakt vor dem Memminger Landgericht mit. Dem Duo wird vorgeworfen, die Jugendliche im November 2021 in der Nähe des Memminger Flughafens unter einem Vorwand unter Drogen gesetzt, mit einer Flasche niedergeschlagen und erstochen zu haben. Die Tat hätten die Jugendliche und der Mann zuvor geplant.

Ein mögliches Motiv nannte die Staatsanwaltschaft bisher nicht. Das Opfer und das angeklagte Duo seien befreundet und die beiden Verdächtigen vor der Tat einmal ein Paar gewesen, sagte ein Sprecher der Behörde. Sollten die beiden deutschen Angeklagten wegen Mordes verurteilt werden, droht dem 26 Jahre alten Mann nach Angaben des Gerichts eine lebenslange Freiheitsstrafe. Das 16-jährige Mädchen könnte wegen des Jugendstrafrechts zu höchstens zehn Jahren Haft verurteilt werden.

Was der Auslöser für die Tat war, habe „nicht mit hinreichender Sicherheit geklärt werden“ können, so die Staatsanwaltschaft. Nach dem Fund der Leiche hatte die Polizei zwar mitgeteilt, dass der 26-Jährige den Ermittlern zuvor bekannt war – allerdings nicht wegen Gewaltdelikten. Die Eltern der 16-Jährigen hatten ihre Tochter am 15. November als vermisst gemeldet, nachdem die Jugendliche am Abend zuvor nicht nach Hause gekommen war. Inzwischen gehen die Ermittler davon aus, dass das Opfer von der inzwischen ebenfalls 16 Jahre alten Verdächtigen zu einem Treffen am Memminger Flughafen gelockt wurde.

Dort habe ihr die Jugendliche Kapseln mit dem Ecstasy-Wirkstoff MDMA gegeben – unter dem Vorwand, es handle sich um Vitaminpillen. Daraufhin habe die damals 15-Jährige das Opfer mit einer Wodka-Flasche niedergeschlagen. Der heute 26-Jährige soll die am Boden liegende Jugendliche danach mit mehreren Messerstichen getötet und sie in der Nähe des Flughafens zurückgelassen haben.

Für den Prozess sind nach Angaben des Gerichts 93 Zeugen an 31 Verhandlungstagen geladen. Mit einem Urteil wäre demnach erst Anfang Dezember zu rechnen.

Sie können mehr von den Nachrichten auf lesen quelle

Jagen in der Bündner Bergwelt

Jagen in der Bündner Bergwelt

Fern ragt eine Bergkette in den Himmel. Unter ihren steil abfallenden Felswänden beginnt dichter Tannenwald – typisch für die Bündner Bergwelt. Hinter dem Haus mit den roten Fensterläden stapelt sich Holz. „Zuerst bedanken wir uns beim Tier. Dann holen wir einen Tannenzweig, wir nennen ihn Bruch, und legen ihn in den Mund des Tieres, um ihm die letzte Ehre zu erweisen“, erzählt der 32-jährige Familienvater und passionierte Jäger Flurin Barandun. Er sitzt mit seinem Vater, dem 61-jährigen Markus Barandun, auf der Eckbank und redet über die Jagd. Beide wollen nicht mit den richtigen Namen genannt werden. Markus trägt Arbeitshosen, ein graues Holzfällerhemd und hat die dunklen Haare kurz geschnitten. Freundlich blickt er mit seinen blauen Augen hinter der Brille hervor. Seit 30 Jahren ist er leidenschaftlicher Jäger. „Ich wuchs in einer großen Familie auf, und bereits mein Vater und mein Großvater gingen auf die Jagd. Für unsere Familie war sie lebensnotwendig. Deshalb habe ich schon im Kindesalter miterlebt, was es bedeutet, zu jagen“, sagt er. Auch sein Sohn Flurin, der seit zehn Jahren das Jägerpatent besitzt, hat die Familientradition weitergeführt. Anders als sein Vater hat er dunkle Augen und feuerrotes Haar.

Verletzte Tiere melden sie dem Wildhüter

„Der Jäger muss sich gut mit der Natur und dem Ökosystem auskennen“, erklärt Markus. Dies lernt er während der zweijährigen Ausbildung. Um das Jägerpatent zu erhalten, muss man eine Schießprüfung machen und theoretisches Wissen erwerben. Jedes Jahr vor der Jagdsaison müssen sie einen Schießnachweis machen und ihre Treffsicherheit unter Beweis stellen. Dabei schießen sie mit dem Stutzer, einem Gewehr mit Kugeln, und der Flinte mit Schrotmunition. „Wir trainieren das ganze Jahr im Schießstand“, erklärt Flurin. Sie gehen regelmäßig in die Wälder, beobachten das Wild und halten nach kranken Tieren Ausschau. „Falls wir ein verletztes Tier sehen, melden wir es sofort beim Wildhüter. Dieser kümmert sich dann um die Tiere und versucht, dem Ursprung der Verletzung auf den Grund zu gehen.“ Auf die Jagd gehen sie während der wenigen Wochen im September vor allem morgens und abends.

Fleisch für den Eigenbedarf der Familie

Den Tag durch schlagen sie Holz oder erledigen freiwillige Forstarbeiten, schneiden Wanderwege und Pfade frei, kümmern sich um die Bäche und Pflanzen und sorgen für ein intaktes Ökosystem. Tausende Bündner Jäger absolvieren jedes Jahr unzählige unentgeltliche Hegestunden, um die Natur intakt zu halten. Am Morgen des Jagdbeginns brechen die Jäger, ausgestattet mit Feldstechern und ihren Gewehren, in die Bergwälder der Surselva auf. Über ihrer Kleidung tragen alle Leuchtwesten, damit sie von anderen Jägern gesehen werden. „Als Erstes gehen wir Ansitzen, das heißt, wir halten Ausschau nach Wild. Es kann vorkommen, dass man tagelang kein Tier sieht. Wenn man aber das Glück hat und eines auftaucht, müssen wir es zuerst ansprechen, das heißt beurteilen, ob das Tier erlegt werden darf. Falls es unter Schutz steht oder noch sehr jung ist, dürfen wir es nicht schießen. Mit der Zeit entwickelt man einen Instinkt dafür“, erklärt Markus. „Erst wenn die Distanz zum Tier stimmt und die Seitenflanke des Tiers zum Jäger steht, kann er zielen und den Abzug betätigen. Nach dem Schuss ‚zeichnet‘ das Tier, wie es getroffen wurde. Das heißt, es kann vorkommen, dass sich das Tier weiterbewegt und wir es suchen müssen – selten auch mit Jagdhunden“, sagt er. Danach warten sie eine halbe Stunde, bis sie sich dem Tier annähern und es noch vor Ort ausweiden. Das Fleisch ist für den Eigengebrauch der Familie bestimmt. Ab und zu bringen sie auch ihren Nachbarn ein Stück mit.

„Das Jagen gibt mir Freiheit und Ruhe“

„Das Schönste an der Jagd ist es, in der Natur zu sein. Jagen bedeutet für mich Freiheit und Zeit mit der Familie zu verbringen, da mein Bruder auch mit auf die Jagd kommt. Wenn wir jagen, sind wir immer ein Familienteam“, sagt Flurin begeistert. Sein Vater nickt. „Das Jagen gibt mir Freiheit und Ruhe. Ich kann an einem Bach sitzen und der Musik des Wassers lauschen und muss nicht auf die Uhr schauen. Dabei bin ich sehr naturverbunden, was das Schönste ist, das man haben kann.“ Auch die Schwiegertochter jagt, eine von rund 120 Jägerinnen im Kanton Graubünden. „Das Jagen ist sehr viel mehr als nur der Sekundenbruchteil, in dem das Tier erschossen wird“, sagt Markus. „Mit jedem Tier beginnt eine ganz neue Geschichte, und wir schätzen jedes einzelne, das wir erlegen dürfen.“ Die Geweihe behalten sie als Trophäe. Sie schmücken das Haus. „Wenn ich eine Jagdtrophäe sehe, spielt sich die ganze Geschichte dahinter noch einmal in meinem Kopf ab“, sagt er. „Als Jäger kommt einem aber auch eine große Verantwortung zu“, betonen beide. „Sobald die Kugel aus dem Lauf ist, kann man nichts mehr machen. Deshalb sind wir als Jäger besorgt darum, dass auch ja nichts geschieht“, macht Flurin deutlich.

Kritik macht der Familie manchmal zu schaffen. „Ich bin schon oft von Gegnern der Jagd konfrontiert worden“, sagt Markus. „Wichtig ist es dabei, ruhig und ehrlich mit ihnen zu sprechen und sie darüber aufzuklären, weshalb wir diese Arbeit tun. Denn ohne die Jagd würde es zu viele Tiere in freier Wildbahn geben, die kaum natürliche Feinde haben, was schwerwiegende Folgen für die Natur und den Menschen hätte“, betont er. „Zum einen brechen Krankheiten unter den Tieren aus, die ohne die Jagd nicht mehr eingedämmt werden können. Zum anderen gäbe es Konkurrenzkämpfe ums Überleben unter den Tieren, was sehr schlimm wäre. Zudem würden bei der hohen Verkehrsdichte in der Schweiz unzählige Unfälle mit Tieren entstehen, die ihren ursprünglichen Lebensraum verlassen und in die Zivilisation vordringen. Die Jagd dient lediglich der Regulierung der Anzahl Tiere und nicht ihrer willkürlichen Erschießung“, sagt Markus.

Sie können mehr von den nachrichten auf lesen quelle

Vorwürfe gegen George Foreman: Box-Legende wird wegen sexuellen Missbrauchs verklagt

George Foreman war Schwergewichtsweltmeister und boxte in einem der größten Kämpfe der Box-Geschichte. Nun wird der 73-Jährige außerhalb des Rings attackiert: Foreman wird von zwei Frauen verklagt, die er in deren Jugend sexuell missbraucht haben soll.

George Foreman ist einer der größten Boxer in der Geschichte seines Sports, der US-Amerikaner war Schwergewichtsweltmeister, im „Rumble in the Jungle“ trat er in einem der legendärsten Kämpfe überhaupt gegen Muhammad Ali an und verlor. Im Alter von 45 Jahren machte er sich 1994 durch einen K.-o.-Sieg über Michael Moorer zum ältesten Schwergewichtsweltmeister aller Zeiten – 20 Jahre, nachdem er seinen Titel erstmals verloren hatte. Doch nun steht dem inzwischen 73-Jährigen ein Kampf außerhalb des Rings bevor: Zwei Frauen reichten vor einem Gericht in Los Angeles Klage gegen den Ex-Champion ein. Foreman soll die beiden damals Minderjährigen in den 1970er-Jahren sexuell belästigt und zum Geschlechtsverkehr gezwungen haben.

Zum Schutz ihrer Identität hatten beide ihre Klagen separat unter den Pseudonymen Gwen H. und Denise F. beim Los Angeles County Superior Court eingereicht. „Denise“, wohnhaft in Los Angeles, gab in ihrer Klage an, Foreman im Alter von acht Jahren kennengelernt zu haben, mit 15 Jahren hätte er Sex mit ihr gehabt, in einem Fall in einem Hotelzimmer in San Francisco. „Gwen“, die in Nevada lebt, sagte, sie habe Foreman kennengelernt, als sie neun Jahre alt war, und er habe sie sexuell missbraucht und vergewaltigt, als sie 15 und 16 Jahre alt war, unter anderem in einer Wohnung in Beverly Hills. Sie sagte, Foreman habe ihr gesagt, dass ihr Vater seinen Job als Boxberater verlieren würde, wenn sie sich nicht fügen würde.

Foreman wird in den Prozessunterlagen nicht namentlich genannt, sondern als DOE 1 bezeichnet: Ein Profiboxer, der 1973 Joe Frazier besiegte und Weltmeister im Schwergewicht wurde, bevor er 1974 den Titel an Muhammad Ali verlor.

Foreman weist Anschuldigungen „kategorisch zurück“

Foreman kommentierte die Klagen entschlossen: „In den letzten sechs Monaten haben zwei Frauen versucht, jeweils Millionen von Dollar von meiner Familie und mir zu erpressen. Sie behaupten fälschlicherweise, dass ich sie vor über 45 Jahren in den 1970er-Jahren sexuell missbraucht habe. Ich weise diese Anschuldigungen entschieden und kategorisch zurück.“ Der Stolz auf seinen Ruf bedeutete ihm „genauso viel wie meine sportlichen Erfolge, und ich lasse mich nicht durch unbegründete Drohungen und Lügen einschüchtern. Ich lasse mich von meinem Glauben und meinem Vertrauen in Gott leiten und werde dies auch immer tun. Ich werde mit meinen Anwälten zusammenarbeiten, um die Machenschaften meiner Ankläger vollständig und wahrheitsgemäß aufzudecken und mich vor Gericht zu verteidigen. Ich suche keinen Streit, aber ich laufe auch nicht vor ihm weg“, fügte Foreman hinzu.

Erst 2020 war in Kalifornien ein Gesetz in Kraft getreten, das die Verjährungsfrist bei Sexualdelikten verlängert und Opfern von sexuellem Missbrauch ermöglicht, auch Jahrzehnte nach Vorfällen in der Kindheit Zivilklagen einzureichen. Opfern von länger zurückliegenden Fällen wurde eine dreijährige Frist eingeräumt, um zivilrechtliche Ansprüche geltend zu machen, die nach den früheren Gesetzen nicht möglich waren. Die beiden Frauen fordern ein Schwurgerichtsverfahren und Schadensersatz gegen Foreman und alle, die ebenfalls für den angeblichen Missbrauch verantwortlich sein könnten.

Foreman war 1973 durch einen Sieg über Joe Frazier Schwergewichtsweltmeister geworden und verteidigte den Titel zweimal erfolgreich. Beim „Rumble in the Jungle“ verlor der favorisierte Foreman den Weltmeister-Gürtel allerdings schon wieder: Vor mehr als 100.000 Zuschauern unterlag er in Kinshasa Muhammad Ali durch einen K.o. in der 8. Runde. Ende der 1970er-Jahre legte er eine längere Pause ein, bevor er sich 1994 wieder zum Schwergewichtsweltmeister krönte. 1997 beendete George Foreman nach einer umstrittenen Niederlage gegen Shannon Briggs im Alter von 48 Jahren seine sportliche Karriere endgültig.

Sie können mehr von den Nachrichten auf lesen quelle

Downhillfahren bei Rosenheim

Downhillfahren bei Rosenheim

Percy Pretzl liebt Downhillfahren. Von April bis Oktober fährt der Banker einmal in der Woche von Rosenheim aus in die Berge. Egal ob Samerberg, Leogang oder Schladming: Hauptsache, bergab. Bei diesem Sport brettern Mountainbiker mit hoher Geschwindigkeit den Berg hinunter. Manche fahren auf präparierten Trails wie der 1,85 Meter große Vater von zwei Töchtern, manche einfach kreuz und quer, wo gerade Platz ist. Die einen bezwingen den Berg eher vorsichtig, andere kommen gerne mal auf 70 Stundenkilometer. Der Weltrekord auf Schotter liegt bei 167,6 Stundenkilometern. Es ist konditionelle Formsache, ob man den Berg mit dem Lift oder aus eigener Kraft erklimmt. Pretzl bevorzugt die bequeme Variante. Der Trail ist eine Art Parkour, es müssen Hindernisse überwunden werden. „Mit 48 bin ich schon einer der Ältesten.“ Das Hobby spricht vor allem Jüngere an. Manche sind erst fünf Jahre alt. Der Bergsport birgt Risiken. „Wie bei jeder Sportart kann so ziemlich alles passieren. Auch ich habe mir schon mehrfach Sehnenrisse und Prellungen zugezogen.“ Eine gute Ausrüstung ist wichtig. In Pretzls Keller fallen die beiden gepflegten Räder auf, an denen noch etwas Erde klebt. Das schwarze ist ein normales Mountainbike, das rote extra für die Downhillstrecken und hat eine kräftigere Federung. Die braucht man vor allem, um den Schwung nicht zu verlieren.

Wie ein zerstückelter Raumanzug

Die Schutzkleidung mit Vollschutzhelm, Rückenprotektoren, Knie- und Schienbeinschonern ähnelt einem zerstückelten Raumanzug. Weitere Dinge minimieren das Verletzungsrisiko. „Nichts übers Knie brechen wollen und eine gute Selbsteinschätzung“ gehören dazu, erklärt Pretzl. Auch der Betreiber ist für die Sicherheit auf seinem Trail verantwortlich. Zum Beispiel müssen sogenannte „Bremswellen“, die häufig vor Kurven entstehen, wieder entfernt werden. Oder die Strecke muss nach einer starken Bodenerosion, verursacht durch das Wetter, wieder in Stand gesetzt werden.

Auch für die Natur birgt dieser Radsport einige Gefahren. Wildtiere, wie Rehe oder Füchse, werden verschreckt und Vegetation zerstört. Man müsse zwischen Fahren auf präparierten Trails und anderem Radfahren in den Bergen unterscheiden, erklärt Percy Pretzl „Die Downhillstrecken werden einmal angelegt und gepflegt, aber dann macht man dort nicht mehr viel kaputt“, sagt Pretzl. Naturschutzauflagen müssen umgesetzt werden. Der Ausbau der Tourismusinfrastruktur außerhalb von bereits erschlossenen Gebieten wird zum Beispiel vom deutschen Alpenverein grundsätzlich abgelehnt. Der DAV sorgt auch dafür, dass naturnahe Gewässer und Bergwälder erhalten bleiben und setzt sich mit anderen Organisationen für einen umweltschonenden Bergtourismus ein. So soll die Natur vor weiterer Verwüstung geschützt werden. Für Pretzl ist unkontrolliertes Fahren durch den Wald tabu. „Eine große Gefahr für die Natur sind verantwortungslose E-Biker, denn es kommen immer mehr Menschen mit wenig eigener Kraft an viele Orte, die ihnen davor verwehrt waren. Und das führt letztendlich dazu, dass immer mehr Leute den Berg dort runterfahren, wo sie davor nicht hinkamen. Je mehr an diesen Stellen unterwegs sind, desto mehr wird man das der Natur auch ansehen können.“ Wer jedoch verantwortungsbewusst handle, erlebe viel Spaß. „Am Anfang scheinen viele Wege unmöglich, aber wenn man dranbleibt, Eifer zeigt und bereit ist, sich auch etwas zu quälen, wird man am Ende mit einem adrenalinreichen Gefühl belohnt.“

Sie können mehr von den nachrichten auf lesen quelle

Wechsel in Berlin: Neuer israelischer Botschafter tritt Amt an

Ron Prosor heißt der neue israelische Botschafter in Deutschland. In seiner Antrittsrede kündigt er an, den Jugendaustausch zwischen beiden Ländern massiv zu fördern. „Sie sind die Zukunft unserer Beziehungen“, sagt der 63-Jährige, dessen Vater in Berlin geboren wurde.

Israels neuer Botschafter in Deutschland, Ron Prosor, ist offiziell im Amt. Als eines seiner wichtigsten Ziele sieht er den Ausbau des Jugendaustausches zwischen beiden Ländern. „Lasst uns alles tun, um die direkten Begegnungen von israelischen und deutschen jungen Menschen zu fördern“, sagte der 63-Jährige bei seiner Antrittsrede auf dem Bebelplatz in Berlin. Er selbst werde dafür seine ganze Kraft einsetzen. „Die Kinder und Jugendlichen sind unsere Zukunft. Sie sind die Zukunft unserer Beziehungen.“

Prosor wurde von mehreren Jugendlichen begleitet, die im israelisch-deutschen Jugendaustausch aktiv sind. Er ernannte sie symbolisch zu „Botschaftern“ und sagte: „Sie sind die echten Botschafter der Zukunft.“ Nur die Begegnungen zwischen jungen Menschen könnten die Länder zusammenbringen „und eine echte Brücke zwischen Deutschland und Israel formieren“.

Prosor hatte am Vormittag sein Beglaubigungsschreiben an Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier übergeben. Beide nutzten die Zeremonie für einen Gedankenaustausch zu den deutsch-israelischen Beziehungen. Diese seien „von großer Tiefe und Lebendigkeit geprägt“, hieß es anschließend aus dem Präsidialamt. „Der Bundespräsident ist überzeugt, dass mit Botschafter Prosor als einem unserem Land seit langem verbundenen Diplomaten die besondere Freundschaft zwischen Israel und Deutschland weiter ausgebaut werden kann.“ Prosor löst Jeremy Issacharoff ab, der seit August 2017 Botschafter des Staates Israel in Deutschland war.

Den Ort für seine Antrittsrede hatte Prosor mit Bedacht gewählt. Auf dem Bebelplatz hatten die Nazis am 10. Mai 1933 mehr als 20.000 Bücher verbrennen lassen, die aus ihrer Sicht „undeutschen Geistes“ waren. Darunter waren Werke von Heinrich Heine, Erich Kästner, Lion Feuchtwanger und Kurt Tucholsky. Zur Erinnerung gibt es unter dem Platz ein Mahnmal aus leeren Regalen, in die genau 20.000 Bücher hineinpassen würden. Auf einer Tafel wird ein Ausspruch von Heine zitiert: „Das war ein Vorspiel nur. Dort wo man Bücher verbrennt, verbrennt man am Ende auch Menschen.“

Prosor hat deutsche Wurzeln: Sein Vater Uri wurde 1927 in Berlin geboren, als Sechsjähriger ist er mit seinen Eltern vor dem Holocaust nach Palästina geflohen. Prosor gilt als einer der profiliertesten israelischen Diplomaten. Zwischen 2011 und 2015 war er Botschafter bei den Vereinten Nationen. Während seiner Amtszeit warf er der UN vor, Vorurteile gegen Israel zu haben. Zwischen 2007 und 2011 vertrat der gelernte Artillerieoffizier im Rang eines Majors sein Land in Großbritannien. Von 1988 bis 1992 war Prosor an der Botschaft in Bonn und pflegte Verbindungen in die DDR. Nach dem Fall der Mauer 1989 knüpfte er Kontakte in die neuen Länder.

Sie können mehr von den Nachrichten auf lesen quelle

Bulli-Treffen Südbayern


Eigentlich ist es nur eine Maschine aus Metall und Kunststoff, die dazu da ist, Personen und Dinge von einem Ort zum anderen zu bringen, die manchmal stinkt, qualmt oder rattert und die ihren Besitzern schlaflose Nächte bereitet, wenn sie mal wieder nicht so funktioniert, wie sie soll. Aber einige Menschen würden sie nicht einmal für viel Geld wieder hergeben. Sie ist ein treuer Reisebegleiter, bringt ihre Besitzer sogar manchmal bis vor den Traualtar, ist Sammelobjekt, Kontaktbörse, Hobby, Beruf und Kultobjekt. Die Rede ist vom VW-Bus, auch liebevoll Bulli genannt.Einfach da stehen bleiben, wo es einem gefällt, und dort Kaffee trinken – genau diese Freiheit ist es, die vielen an diesem Fahrzeug so ge­fällt. Dazu gehört auch der 51-jährige Stefan Künkele. Der Vater von zwei Kindern ist einer der Organisatoren des VW-Bus-Südbayern-Treffens. Gemeinsam mit seiner Frau und mittlerweile auch mit seiner Tochter kümmert sich der Lenggrieser um die Organisation vor und während dieser Veranstaltung.

17 Jahre lang am Kochelsee

Aber da das Bulli-Treffen mittlerweile so groß geworden ist, gibt es einige freiwillige Helfer, die als VW-Busfreunde Lenggries die Fa­milie unterstützen. Ohne diese wäre es mittlerweile nicht mehr möglich, ne­ben seinem Job als IT- Systemingenieur die Veranstaltung durchzuführen. Außerdem hätte er sonst keine Zeit mehr für seine Hobbies wie Mountainbiken und nordische Wintersportarten, wo er sich auch als Trainer für Jugendliche engagiert. „Durch die Helfer, die oft auch spontan einspringen, können wir als Organisatoren un­ser eigenes Treffen auch mal genießen“, erklärt der Oberbayer.

Gemütlich am Lagerfeuer die Seele baumeln zu lassen ist für viele VW-Bus-Freunde das höchste der Gefühle. Das Südbayern-Treffen fand 17 Jahre lang am Kochelsee statt. Vor vier Jahren mussten sich die Organisatoren nach einem neuen Standort umschauen. Fündig wurden sie auf einem Campingplatz in der Nähe von Mittenwald im Landkreis Garmisch-Partenkirchen. Auch die typisch südbayrische Landschaft mit dem Karwendelgebirge und der eisblauen Isar lockt viele Busfahrer dorthin. „Hier fühlt man sich fast wie in Norwegen, meinem liebsten Reiseland“, schwärmt Stefan Künkele.

Modellreihe T1 bis T 6 nach Mittenwald

Vor 21 Jahren fand das erste Süd­bayern-Treffen statt. „Als Besitzer ei­nes alten VW-Busses muss man entweder viel Geld haben oder das nötige Wissen und Können, um ihn instand zu halten. Dieses Know-how habe ich mir anfangs in Internetforen und auf anderen VW-Bus-Treffen angeeignet. Dabei sind erste Freundschaften mit anderen Bulli-Besitzern entstanden. Damit ich nicht immer so weit fahren muss, um diese Freunde zu treffen, beschloss ich, hier bei uns in Südbayern ein VW-Bustreffen zu organisieren“, berichtet er von der Geburtsstunde des Südbayern-Treffens. Zu dieser ersten Veranstaltung kamen zwölf Busse, im Jahr darauf wa­ren es bereits um die 70. Mittlerweile machen sich alljährlich ungefähr 250 Fahrzeuge der Modellreihen T1 bis T6 auf den Weg nach Mittenwald. Im Co­rona-Jahr 2020 wurde das Treffen zum ersten Mal seit seinem Bestehen abgesagt. Dennoch fanden sich zum ge­wohnten Termin nach den bayerischen Pfingstferien etliche VW-Busse am Campingplatz ein. Vergangenes Jahr fand das 20. Treffen drei Tage im Juni statt. Allerdings wurde die Teilnehmerzahl coronabedingt begrenzt. Willkommen ist auf dem Südbayern-Treffen jeder – egal, ob sein Bus einer der ersten T1 aus dem Baujahr 1959 ist oder ob er mit dem T6 das neuste Mo­dell fährt. Auch spezielle Ausbauten wie ein T3 mit drei Achsen und 6-Radantrieb oder einen VW-Bus, der zum Gelenkbus umgebaut wurde, kann man antreffen.

Auf dem Südbayern-Treffen sind in den vergangenen 21 Jahren echte Freundschaften entstanden. Vor allem für die Be­sitzer älterer Modelle wie T1, T2 oder T3 bietet das Treffen zusätzlich immer die Möglichkeit, neue Ideen für den eigenen Bus zu sammeln oder die Lösung für ein Problem zu finden. Steht an einem Bus die Heckklappe und der Motorraum offen, versammeln sich meistens schnell einige Teilnehmer, um Tipps zu geben und zu fachsimpeln. Aber auch Menschen, die mit Autos nicht so viel zu tun haben, kommen immer wieder gern. Der Bus ist zwar der verbindende Faktor, aber die Gespräche drehen sich durchaus auch um andere Themen. „Dadurch, dass es kein festes Programm gibt wie auf anderen Treffen, gefällt es allen Altersgruppen, und niemand fühlt sich ausgeschlossen. Vom 14 Tage alten Baby bis zum 85-jährigen Senior ist alles dabei“, berichtet Stefan Künkele. Auf dem Bustreffen sitzen Personen aus verschiedensten Berufen gemeinsam am Lagerfeuer.

Mit dem Bulli erreicht man die abgelegensten Orte

Der Großteil der Teilnehmer kommt aus Deutschland und Österreich, aber auch Schweizer, Franzosen und Niederländer sind anzutreffen. Die Gäste mit der weitesten Anreise waren ein Ehepaar aus England und ein ehema­liger US-Soldat, der extra für das Bustreffen aus Texas anreiste, dann in Rammstein in seinen eigenen Bus um­stieg und an den Kochelsee fuhr. Die längste Anreise allerdings hatten drei Schweizer, die mit ihren Bussen der ersten Generation aus dem Baujahr 1960 mit 24 PS über mehrere Alpenpässe gefahren sind. Für diese Strecke waren sie drei Tage unterwegs. Aber so etwas nehmen die meisten gern in Kauf. „Für viele Busfahrer ist der Weg das Ziel, und der Urlaub beginnt schon, sobald sie in den Bus einsteigen und losfahren.“ Die meisten VW-Bus-Besitzer lieben es, in ihrem Camper verschiedene Länder zu bereisen. Gern erinnert er sich an die Reisen nach Frankreich und die Rundreise durch Norwegen, bei der sie mit ihrem Bus an entlegenste Orte ge­kommen sind. „Am nördlichsten Punkt des norwegischen Festlands wollten wir die Mittsommernächte genießen und fuhren mit unserem Bulli zu einem Strand in einem Naturschutzgebiet. Dort entpuppte sich ein vermeintlicher Steinhaufen als toter Wal, der dort angespült wurde. Das war sehr beeindruckend. Ohne unseren Bus wären wir da nie hingefahren.“

Sie können mehr von den nachrichten auf lesen quelle

„Henning, das ist für dich“: Lea Meyer weint nach EM-Silber um verstorbenen Trainer

Trotz großer Erfolge in der Jugend steht Lea Meyer kurz davor, ihre Karriere zu beenden. Bei Henning von Papen findet die Leichtathletin den Spaß am Leistungssport wieder. Bei der EM in München läuft Meyer zur Silbermedaille – und dankt danach ihrem im Frühjahr gestorbenen Trainer.

Im bislang größten Moment ihrer Karriere denkt Lea Meyer an einen, der ganz bestimmt gerne dabei gewesen wäre, aber nicht mehr dabei sein kann. „Ich habe heute noch vor dem Rennen gedacht, Henning, das Rennen ist für dich“, sagt die 24-Jährige nach ihrem beeindruckenden Finallauf in München, der sie sensationell zur Vizeeuropameisterin über 3000 Meter Hindernis gemacht hat. Henning, das ist Henning von Papen, einer der einflussreichsten Trainer in der deutschen Leichtathletik, der Ende Januar im Alter von 69 Jahren nach schwerer Krankheit gestorben war.

„Er hat einfach den Spaß in mir wieder geweckt“, erzählt Meyer anschließend im Fernsehinterview. Zuvor braucht sie beim Gedanken an ihren ehemaligen Trainer einen kurzen Moment des Durchatmens, um nicht von den Tränen überwältigt zu werden. „Du hast die Basis gelegt dafür, dass ich heute überhaupt hier stehe.“ Die Basis für diesen Lauf zur Silbermedaille, in dem sie ihre persönliche Bestzeit um etwas mehr als 10 Sekunden auf 9:15,35 Minuten verbessert. Die zahlreichen Rückschläge, die Meyer in den vergangenen Jahren erleben, verarbeiten und bewältigen musste, machen diese Leistung umso bemerkenswerter.

Den öffentlichkeitswirksamsten Rückschlag erleidet sie in Eugene, im Vorlauf der Weltmeisterschaften im Juli. Am Wassergraben stürzt sie, aber nicht irgendwie. „Das macht man einmal im Leben“, sagt sie nun in den Katakomben des Olympiastadions von 1972 mit einem Lächeln über den Moment, in dem sie vorwärts und kopfüber in den Wassergraben eintaucht. „Heute habe ich gezeigt, dass ich das auch alles kann, ohne irgendwelche großartigen Stunts auszupacken.“ Die Bilder ihres Sturzes waren zum Symbol des schwachen deutschen Abschneidens bei der WM geworden, mittlerweile scheint sie darüber lachen zu können.

Sicher auch, weil sie es längst gewohnt ist, Widerstände zu überwinden. „Den wichtigsten Schritt“, um die schmerzhafte Wasserlandung zu bewältigen, den habe sie „noch in Eugene gemacht, in dem ich einfach aufgestanden bin“, um weiterzulaufen. Auch über den Wassergraben, „einfach, damit kein Trauma im Kopf entsteht“. In dieser Resilienz sieht sie ihre „große Stärke, dass ich echt einige große Rückschläge dann doch schon kassieren musste, aber immer wieder zurückkommen konnte“. Denn eigentlich schien sich die heute 24-Jährige vor gar nicht allzu langer Zeit nach großen Erfolgen in den Nachwuchsklassen schon entschieden zu haben, mit dem Leistungssport aufzuhören.

Monatelang läuft Meyer keinen einzigen Meter

„Ich hatte nach der Jugend einfach keinen Bock mehr“, gibt sie Einblick in ihren Werdegang, der in Niedersachsen bei ihrem Heimatverein VfL Löningen und dessen Trainer Armin Beyer vielversprechend beginnt. Schon als 15-Jährige wird sie deutsche U18-Meisterin, als 16-Jährige gewinnt sie eine Medaille bei einer U20-EM. Dann folgt die große Veränderung, der Wechsel ins Sportinternat nach Hannover, verbunden mit „großen Hoffnungen“, wie sie einmal rückblickend sagte. Dort aber verliert sie den Spaß am Sport und „am Ende war sogar mein Abitur in Gefahr“. Meyer ist damals am Ende ihrer Kräfte angelangt, physisch wie psychisch.

„Zum Glück haben meine Eltern mich gedrängt, wieder zurückzukommen“, erzählte sie im Jahr 2019, indem sie sich nach Jahren der Stagnation erstmals wieder für ein internationales Großereignis, die U23-EM, qualifizieren konnte. Es ist auch das Jahr, in dem sie nach Köln geht, in die Trainingsgruppe von Henning von Papen. „Ich bin damals zum Henning gegangen“, sagt sie nach ihrem Triumph in München, „und hab gesagt: ‚Henning ich habe wieder Lust, zu laufen, ich komme wieder zum Training.“

Davor war das Ende der eigentlich so verheißungsvollen Karriere schon ganz nah gewesen: „Ich hatte so für drei, vier Monate die Laufschuhe komplett an den Nagel gehängt“, erzählt Meyer, die in Köln neben dem Leistungssport Grundschullehramt studiert. Von Papen jedoch gelingt es, das große Talent vom Neustart zu überzeugen. „Er hat den Spaß in mir wieder geweckt“ und ihr gemeinsam mit der Trainingsgruppe auch „wieder gezeigt, was das Schöne am Sport ist“.

Unter der Anleitung von Papens läuft sie wieder Bestzeiten, qualifiziert sich im vergangenen Jahr für die Olympischen Spiele in Tokio, betritt dort im Vorlauf erstmals die ganz große Bühne der Leichtathletik, wenn auch vor leeren Rängen. „Ich habe jetzt das große Privileg“, sagt sie in München, die Vorzüge des Sports zu genießen, die Welt zu sehen, gegen Spitzenathletinnen anzutreten. Und eben, wie in München, „auf so einer Bühne vor so einem Publikum zu laufen“.

Nach 2000 Metern im EM-Finale wird ihr etwas klar

Wobei nach dem Rückschlag von Eugene lange fraglich ist, ob Meyer bei der Heim-EM überhaupt dabei sein kann. Auf dem Weg ins Vorbereitungstrainingslager in St. Moritz infiziert sie sich mit dem Coronavirus, kann von den drei Wochen in der Schweiz nur eine einzige trainieren. Deshalb setzt sie sich zunächst auch nur das Ziel, ins Finale einzuziehen, was ihr mit dem Vorlaufsieg am Donnerstag souverän gelingt.

„Dass es jetzt Silber geworden ist“, sagt sie in der Mixed Zone des Olympiastadions, „das war nicht mal annähernd in meinem Fokus.“ Zwar habe sie vor der WM sehr gut trainiert und habe auch die Zuversicht in sich getragen, dass die Form nach der Corona-Infektion wiederkommen könnte. Realistisch betrachtet habe sie sich jedoch eher irgendwo zwischen Platz drei und Platz zwölf gesehen. Im letzten Finale des vorletzten EM-Tages aber geht sie das Rennen mutig an, geht das Tempo mit, das vor allem die neue Europameisterin Luiza Gega aus Albanien und die am Ende drittplatzierte Britin Elizabeth Bird vorgeben.

Dabei ist sie zeitweise selbst überrascht, wie gut die Beine sie tragen. „Ich habe zwischendurch auf die Uhr geguckt und gemerkt: ‚hey, das ist gerade ganz schön zügig'“. Allerdings habe sie sich vorher auch einen schnellen Endlauf gewünscht und den dann eben angenommen und die Fähigkeit, mitzuhalten, habe sie sich schließlich mit konsequentem Training auch erarbeitet. „Man ist nicht aus Glück da, sondern aus einem Grund.“

Meter um Meter holt sie in der Schlussphase auf, nachdem Gega und Bird zwischenzeitlich ein Stückchen vorauslaufen. Als es auf den letzten Kilometer gegangen sei, sagt Meyer, habe sie gedacht: „Lea, das ist dein Rennen gerade.“ Ein Rennen, das für Meyer den vorläufigen Höhepunkt eines ereignisreichen Weges bedeutet – und nach dem sie ihrem Mentor Henning von Papen dankt, den sie an diesem großen Tag so gerne an ihrer Seite gehabt hätte und dessen Fehlen ihr die Tränen in die Augen treibt.

Sie können mehr von den Nachrichten auf lesen quelle

Reiseautor Jürgen Strohmaier

Reiseautor Jürgen Strohmaier

Da er schon immer begeistert reiste, fuhr Jürgen Strohmaier bereits 1984 auf dem Fahrrad durch Australien. Damals war das noch so exotisch, dass sogar die australische Fluggesellschaft Qantas seine Reise sponserte, eigentlich um den Fahrradtransport zu bewerben. „Durch die Reisen kam der Wunsch auf, auch mal im Ausland zu leben“, sagt der gebürtige Regensburger. 1994 zog er mit seiner Partnerin über eine EU-Kooperation, die die europäische Gemeinschaft stärken sollte, nach Portugal. Im Südwesten Europas angekommen, gründeten sie zunächst ein Ausflugsunternehmen und transportierten an der Algarve deutschsprachige Urlauber, die die Region erkunden wollten, mit Minibussen von der Küste ins Inland. „Die Gäste haben uns immer wieder aufgefordert, einen Reiseführer zu schreiben, weil wir so viel wussten“, berichtet er. Ganz unbescheiden träumten sie von einem angesehenen Verlag und schlugen deshalb DuMont vor, einen Wanderführer durch Portugal zu schreiben. Die Antwort: Ist auch ein Stadtführer für Lissabon möglich? Daraufhin erschienen 2005 der erste Stadtführer, 2011 der erste Reiseführer durchs Land.

Für den Alentejo interessieren sich wenige

Die Bücher verändern sich. Alle zwei Jahre gibt es eine Neuauflage, alle sechs bis acht Jahre einen Relaunch mit einem aktualisierten Angebot der Reiseziele. Neue Regionen kommen hinzu, jüngst erschien „Portugal – der Norden“. Das einzige Projekt, das bis heute nicht zustande gekommen ist: der Wanderführer, den er DuMont als Allererstes vorschlug. Strohmaier hätte auch Lust, über den Alentejo zu schreiben, die Region zwischen dem Fluss Tejo und der Algarve, mit ländlichen Gegenden abseits der Zentren. Doch noch gibt es zu wenige Urlauber, die an dieser Region interessiert sind.

In seinen Reiseführern schreibt der Wahl-Lisboete von verzaubernden Stränden, historischen Bauwerken, empfiehlt Bars und Restaurants. Dafür geben ihm auch Leute vor Ort Tipps, oder Leser seiner Veröffentlichungen senden ihm Rückmeldungen. „Man hat als Reiseführerautor eine Verantwortung. Die Leute richten sich nach meinen Empfehlungen.“ Deswegen ist es ihm wichtig, alles zu testen, worüber er schreibt. Man merke, ob jemand die Dinge kennt, über die er berichtet. Gründliche Recherche ist für ihn die Grundlage eines guten Reiseführers, genau wie eine schöne Aufmachung. Man müsse Lust haben, weiterzulesen.

Subjektive Tipps von Bootstouren bis zu alten Eisenbahnen

Seine Recherchen, wozu auch Gas­tronomiebesuche zählen, finden fortlaufend statt, das reine Schreiben eines neuen Buches dauert sechs bis zwölf Monate. Inzwischen arbeitet Strohmaier am Konzept mit, wie man Aufmachung und Inhalt verbindet. So folgen auf kurze Informationstexte dazu passende Empfehlungen für Aktivitäten und Ziele. Seine Tipps variieren von der Papierherstellung über alte Eisenbahnen bis hin zu Fahrrad- und Bootstouren. Er ist der Ansicht, ein Reiseführer solle heutzutage subjektiv geschrieben sein. Man müsse den Urlaubern die Möglichkeit geben, auszuwählen, anstatt vorzuschreiben. „Es kommt immer auf die Interessen an. Ich versuche, dem Reisenden an die Hand zu geben, was er machen kann, gemäß seiner Interessen.“ In den Büchern gibt es ein Foto von ihm. „Manche scheinen ein sehr gutes Personengedächtnis zu haben“, schmunzelt der 65-Jährige. Er wird häufig von Touristen mit seinen Reiseführern in der Hand erkannt. Da seine Veröffentlichungen übersetzt wurden, sprachen ihn in Lissabon einmal drei aufgeregte Italiener an. „Die beiden Frauen sind völlig ausgeflippt. Sie haben mich in die Mitte genommen und ein Foto mit mir gemacht.“

„Damals fast noch ein Dritte-Welt-Land“

Was er an Portugal nach wie vor besonders schätzt, ist die Freundlichkeit der Portugiesen. Als Reisebuchautor wird Strohmaier offen aufgenommen. Häufig wird er an Experten weitergeleitet, die ihm besonders viel erklären können. In einer Kathedrale zeigte ihm ein Spezialist, dass sich das Bild auf den Wandfliesen je nach Abstand ändert; etwas, was er von allein nicht entdeckt hätte. Neben seiner Tätigkeit als Autor, von der er mittlerweile gut leben kann, bietet er Stadtführungen in Lissabon an. Seine Teilnehmer sind immer erfreut, wie zuvorkommend die Einwohner sind und dass fast jeder Englisch spricht. „Damals, als ich gekommen bin, war Portugal noch fast ein Dritte-Welt-Land.“ Es gab keine großen Supermärkte, die Analphabetenrate war hoch. Das Land habe sich enorm entwickelt. Heute ist Portugal in der Digitalisierung mit führend. „Aber was geblieben ist, ist die Hilfsbereitschaft der Portugiesen. Die Modernität, der Service, die Zukunft haben die traditionelle Freundlichkeit nicht verdrängt.“

Sie können mehr von den nachrichten auf lesen quelle

background