Kategorie -Jugendliche

Transgenerationale Prägungen: Die Kinder der Nachkriegseltern und ihre Kämpfe

Sie haben ihre Kindheit oder Jugend im Zweiten Weltkrieg erlebt, sind nach dem Krieg herangereift, wurden erwachsen und bekamen Kinder. Diese Nachkriegseltern hinterlassen bei den nachfolgenden Generationen Spuren, die oft von einem unstillbaren emotionalen Hunger künden.

Im Keller der Eltern von Beate K. stapeln sich die Kisten, sodass fast kein Durchkommen ist. Auch Wohn- und Schlafzimmer in dem Haus in einer westdeutschen Mittelstadt sind dicht möbliert. Gerade haben sich die Eltern eine neue Küche gekauft. Wenn die Mutter dreier Kinder hier zu Besuch kommt, schläft sie meist anderswo. Und ihr wird bange vor dem Tag, wenn ihre Mutter oder ihr Vater sterben oder vielleicht in ein Pflegeheim umziehen müssen.

K.s Vater und Mutter sind Jahrgang 1940 und 43, im Zweiten Weltkrieg geboren, in den Nachkriegsjahren erwachsen geworden. Sie gehören zu jenen „Nachkriegseltern“, denen die Historikerin Miriam Gebhardt gerade ein eigenes Buch gewidmet hat. Für die Autorin war die Generation auch ihrer eigenen Eltern ein Leben lang auf der Suche nach der Erfüllung von Bedürfnissen. „Die Kinder merken oft, dass die Schränke überquellen mit aufgehobenen Kleidern, Plastiktüten, Schuhen und allen möglichen mehr oder weniger nützlichen Dingen“, erzählt Gebhardt ntv.de. „Dahinter steckt meines Erachtens ihre Ausrichtung auf materielle Sicherheit und Wohlstand.“ Als ließe sich die menschliche Seele für den Kriegs- und Nachkriegsmangel entschädigen.

Gebhardt, die bereits über die Erziehung im 20. Jahrhundert, die deutsche Frauenbewegung, die Widerstandsgruppe „Weiße Rose“ und die Vergewaltigungen deutscher Frauen am Ende des Zweiten Weltkriegs geschrieben hat, bezeichnet „Unsere Nachkriegseltern“ als ihr persönlichstes Buch. Es beginnt mit dem Tod ihres Vaters, der einen Herzstillstand erlitt, bevor er, wie bereits geplant, in ein Altersheim umziehen konnte. „Seither denke ich mehr über mein Leben und das meiner Eltern nach“, schreibt die 60-Jährige und taucht dann tief in die Themen des privaten Lebens der zwischen 1930 und 1945 Geborenen ein.

Gefühl innerer Unbehaustheit

Es geht ums „Lieben, Kinder bekommen, Sexualität, das Gefühl der Verankerung im Leben, das Verhältnis zur eigenen Körperlichkeit“, erzählt die Autorin. Ihre thematische Auswahl sieht sie als offen an, „um weiterzuforschen und zu überlegen“. Für sie selbst war das Gefühl einer inneren und äußeren Unbehaustheit das entscheidende Thema. „Ich habe mich gefragt, warum in Gottes Namen bin ich allein in München in jungen Jahren zwölf Mal umgezogen?“ Gebhardt ist nicht die Einzige in ihrem Freundeskreis, die immerzu auf gepackten Koffern und Kisten sitzt. Und nicht nur sie verbindet das mit dem Schicksal der Eltern im Krieg, „mit den Traumata, Verlusten und emotionalen Defiziten, die sie erlitten haben und die ihre Kinder reparieren sollten“. Bei den Söhnen und Töchter der Nachkriegseltern blieb oft das Gefühl, dass es nie um sie selbst geht, sondern immer nur um die anderen.

Für die Tochter von zwei Psychologen ist es von diesem Gedanken nicht weit bis zum psychologischen Begriff der Parentifizierung. Er beschreibt, wenn die Rollen zwischen Eltern und Kindern umgedreht werden und Kinder verantwortlich für die Fürsorge der Eltern gemacht werden. Manche Eltern erwarten, dass man sich immerzu um ihre Krankheiten kümmert, andere haben ständig Aufgaben für die Kinder oder erwarten regelmäßige Besuche oder Anrufe. „Das hat es den Boomern schwerer gemacht, ihre eigenen Leben zu gestalten“, meint Gebhardt.

„Die Berufswahl, die Wahl des Lebensmodells, eben die grundsätzlichen Lebensentscheidungen sind ein Ergebnis der Sozialisation“, schätzt die Autorin ein. Da habe eine doppelte Last auf dieser Generation gelegen. „Einerseits hat sich die Wirtschaft dynamisiert und es wurde eine ständige Weiterentwicklung und Verfügbarkeit erwartet. Andererseits gibt es dieses familiäre Erbe, das seine Ursache in den Kriegsbrüchen der Biografien der Eltern, aber auch in der Nachkriegszeit hatte.“

Leistungs- und Überlebenswille

Die Nachkommen hatten immer die Mütter und Väter vor Augen, die die Ärmel hochkrempelten und bis zur Erschöpfung versuchten, „sich durch Häuserbau und die Anschaffung aller möglicher Wohlstandsgüter eine neue Verankerung im Leben zu schaffen“. Gebhardt wertet das auch als Folge der NS-Erziehungsideologie. „Die Eltern wurden ja noch in dieser Zeit erzogen und haben diese Erziehungsstile in den Knochen gehabt und teilweise auch noch fortgeführt.“

Hinzu komme die historische Erfahrung, wie wichtig es ist, dass man leistungsfähig ist. In Kriegszeiten könne nur überleben, wer anpacken kann und auch von körperlichen Bedürfnissen unabhängig ist, „der die Zähne zusammenbeißen kann“. Ihr Vater habe immer erzählt, dass er zur Not auch mal mit einer halben Zitrone im Gepäck eine Bergwanderung absolvieren konnte. „Es war ein wichtiges Thema, die körperlichen Grenzen überschreiten zu können.“ Die nächste Generation schwankte dann häufig zwischen Verweigerung und ebenso extremer Leistungsbereitschaft.

Viele Eltern seien einfach mit ihren eigenen uneingestandenen Bedürfnissen so beschäftigt gewesen, dass sie kaum noch Ressourcen hatten, sich um die Bedürfnisse ihrer Kinder zu kümmern. „Deshalb war es gern gesehen, wenn wir Dinge möglichst klaglos allein geschafft haben.“ Wochenlang wurden Kinder ins Ferienlager geschickt. „Und obwohl es da fürchterlich war, haben wir nicht gesagt, das mache ich nicht wieder.“ Selbst wenn es zwischendurch in einer Übergangszeit zwischen zwei Jobs oder während des Studiums schwierig war, versuchten die meisten Boomer, es irgendwie allein hinzukriegen und können sich das bis heute nur schwer abgewöhnen.

Chance zur Aussöhnung

Gebhardt hat für ihr Buch nicht nur die eigenen Erfahrungen und Forschungen genutzt, sondern auch Aufzeichnungen aus dem Deutschen Tagebucharchiv. So habe sie „die Verzerrung durch Erinnerung, Beschönigung oder Rechtfertigung“ begrenzen wollen. „Ich bin da ohne vorher festgelegte Fragen herangegangen und habe einfach Tagebücher der entsprechenden Geburtsjahrgänge bestellt.“ Eingang in das Buch fanden schließlich unter anderem ein Sexualstraftäter aus Niederbayern, der in Sicherungsverwahrung sitzt und immer wieder rechtfertigt, warum er sich als Exhibitionist betätigt. Oder eine bürgerliche Ehefrau, die sich in einen anderen Mann verliebt, das aber nicht zulassen kann, weil in ihrer Vorstellung Liebe, Sexualität und Ehe eins sind.

Die Reaktion der Kinder von Nachkriegseltern war oft ein besonderes Bedürfnis nach Auseinandersetzung mit sich selbst. Das unterscheide sie wesentlich von der Vorgängergeneration, so Gebhardt. „Der Psychoboom der 70er Jahre fiel in eine ganz wesentlich prägende Lebensphase der Pubertät und des jungen Erwachsenseins. Das kam uns zugute, deshalb haben viele nicht einfach wiederholt, was ihre Eltern ihnen als Aufträge mitgegeben haben. Stattdessen gab es die Möglichkeit, das zu reflektieren und auch zu revidieren.“

Inzwischen sind die Boomerkinder von damals selbst schon fast Senioren, viele nähern sich der 60 oder sind es schon. „Ich glaube aus eigener Erfahrung, dass das so ein Moment ist, wo eine Bestandsaufnahme fällig ist“, sagt die Historikerin. Für sie gehe es aber auch um den Ausblick auf das, was man mit den verbleibenden Lebensjahren noch anfangen kann. Die Fragen werden dringender: „Kann ich nie erfüllte Wünsche und Bedürfnisse noch erfüllen? Kann ich mich von bestimmten vorgespurten Wegen verabschieden?“ Ihren Ausdruck findet diese Suche nach Gebhardts Ansicht in den vielen Memoiren, autobiografischen oder Familienromanen. Die intensive Sicht auf die alternden oder schon gestorbenen Eltern ermögliche oft sogar eine Befreiung. „Das ist einerseits so ein Moment des Erschreckens und andererseits ein Moment der Lösung von emotionalen Blockaden, vielleicht auch von Verständnis oder sogar Aussöhnung.“

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Auf Basis von Sicherheitsgesetz: Hongkong verurteilt erstmals minderjährige Aktivisten

Seit der Einführung des umstrittenen Sicherheitsgesetzes in Hongkong kommt es immer wieder zu Protesten und Festnahmen. Nun müssen erstmals Jugendliche wegen „Verschwörung zur Aufwiegelung“ in Haft. Sie sollen zum Aufstand gegen China aufgerufen haben.

Erstmals sind in Hongkong vier Minderjährige auf der Grundlage des sogenannten Sicherheitsgesetzes verurteilt worden. Ihre Aufrufe zum Sturz der chinesischen Regierung hätten eine abschreckende Antwort erfordert, begründete der Richter das Urteil. Die vier Jugendlichen, eine 16-Jährige und drei 17-Jährige, müssen demnach wegen „Verschwörung zur Aufwiegelung“ Haftstrafen von bis zu drei Jahren in einem Ausbildungszentrum verbüßen – einer auf „Rehabilitation“ ausgerichteten Hafteinrichtung für Jugendliche zwischen 14 und 20 Jahren.

Die Jugendlichen sind laut Gericht Mitglieder einer wenig bekannten Pro-Unabhängigkeitsgruppe. Das Gericht warf ihnen vor, im vergangenen Jahr an Straßenständen und in Online-Netzwerken zum gewaltsamen Aufstand gegen China aufgerufen zu haben. Auf von der Gruppe verteilten Flugblättern wurde nach Angaben der Staatsanwaltschaft auch Chinas Staatsgründer Mao Zedong mit seinen Worten zitiert, Revolution sei „keine Dinnerparty“, sondern „ein Akt der Gewalt, durch den eine Klasse eine andere stürzt“.

Im Juli 2020 trat das sogenannte Sicherheitsgesetz in der ehemaligen britischen Kolonie in Kraft. Es erlaubt den Behörden ein drakonisches Vorgehen gegen alle Aktivitäten, die nach ihrer Auffassung die nationale Sicherheit Chinas bedrohen. Dazu gehören alle Aktivitäten, die China als Aufrufe zur Abspaltung, Subversion, geheime Absprachen mit ausländischen Kräften und Terrorismus betrachtet. In Hongkong hatte es 2019 monatelang Massenproteste gegen den wachsenden Einfluss Pekings gegeben.

Peking hatte 1997 bei der Rückgabe Hongkongs durch Großbritannien zugestimmt, die dort herrschenden demokratischen Freiheiten nach dem Grundsatz „Ein Land, zwei Systeme“ noch 50 Jahre lang zu achten. Kritiker werfen Peking vor, diese Freiheiten mit dem Sicherheitsgesetz zu unterdrücken.

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Wortfilter nicht transparent: Bericht: Tiktok unterdrückt unbemerkt Kommentare

Tiktok ist bei jüngeren Menschen für seine Videos beliebt. Was die Jugendlichen dagegen nicht sehen können, ist der eingeschränkte Meinungsaustausch auf der Plattform. Bestimmte Wortfilter verstecken manche Kommentare, ohne dass User davon etwas merken.

Die chinesische Kurzvideo-Plattform Tiktok nutzt nach einem Bericht von Tagesschau.de weiterhin fragwürdige Wortfilter, um bestimmte Kommentare zu unterdrücken, ohne dass die betroffenen User davon etwas mitbekommen. Unter den Wörtern, die von Tiktok offenbar blockiert werden, finden sich „Nazi“, „Sklaven“ und „Gas“, aber auch „LGBTQ“ und „schwul“, wie die Recherchen von NDR, WDR und der „Tagesschau“ ergaben. Außerdem werden Bezeichnungen für Drogen wie Cannabis, Crack, Heroin, Kokain oder LSD unabhängig von dem verwendeten Kontext unterdrückt.

Bei den Test-Postings von NDR, WDR und der „Tagesschau“ machte die Videoplattform den Nutzerinnen und Nutzern gegenüber kein einziges Mal transparent, ob und warum ein Kommentar nicht erschien. Stattdessen erweckte die App den Eindruck, ihre Kommentare seien öffentlich. Tiktok-Nutzer können sich daher nicht gänzlich sicher sein, ob der eigene Kommentar auch für andere Menschen sichtbar ist. Eine Tiktok-Sprecherin räumte ein, dass ihr Unternehmen Technologien einsetze, mit der man „proaktiv“ nach Kommentaren suche, die gegen die Tiktok-Richtlinien verstoßen oder die ein Spam-Verhalten darstellen.

Man versuche auch zu unterbinden, dass Nutzerinnen und Nutzer denselben Kommentar mehrmals posten. In dem aktuellen Fall seien auch Kommentare, die nicht gegen die Community-Richtlinien verstoßen haben, fälschlicherweise als potenziell schädlich gekennzeichnet worden. „Dies hätte nicht passieren dürfen, und wir werden unsere automatisierten Systeme weiter trainieren, um eine faire und einheitliche Moderation zu gewährleisten“, erklärte die Tiktok-Sprecherin.

NDR, WDR und „Tagesschau“ hatten bereits im vergangenen März darüber berichtet, dass bei Tiktok Beiträge von Nutzern, die bestimmte Wörter enthalten, unterdrückt werden. Zu den damals blockierten Begriffen gehörten die Wörter „Auschwitz“ und „Nationalsozialismus“, die inzwischen offenbar nicht mehr pauschal blockiert werden.

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Ein Mann für Flicks WM-Kader?: Hany Mukhtar – der unbekannte MLS-Gigant

Aus der Jugend von Hertha BSC in die Fußballwelt – Hany Mukhtar hat Titel in Portugal, Österreich und Dänemark gewonnen und ist jetzt der wichtigste Mann bei Nashville SC in der MLS, bald wohl Torschützenkönig. Und ein Kandidat für den WM-Kader von Bundestrainer Hansi Flick?

Die Top-Nationen in Europa gönnen sich eine veritable Krise. Bevor in acht Wochen die Wüsten-WM in Katar beginnt, drängt eine Fußball-Nationalmannschaft nach der anderen aus der Favoritenrolle. Mittendrin: das DFB-Team. War die Euphorie im vergangenen Jahr noch riesengroß, das Vertrauen in den neuen Bundestrainer Hansi Flick gigantisch, verzwergt sich der Glaube an den Weihnachts-Titel seit Monaten. Ernüchterung greift um. Eine Niederlage gegen Ungarn (0:1) und ein wildes Remis (3:3) gegen England in den vergangenen Tagen haben nicht dazu beigetragen, die Stimmung wieder zu drehen.

Flick gibt den Mahner. Aber auch den Optimisten. Er glaubt immer noch an eine richtige gute WM. Sportlich. Damit keine Missverständnisse aufkommen. 26 Spieler darf er mit in die Wüste nehmen. Das sind drei mehr als üblich. Bedeutet also: Überraschungen sind möglich. Mit Innenverteidiger Armel Bella-Kotchap hat er gerade erst eine ausgepackt. Gibt es in Katar (beziehungsweise bei der Nominierung vorher) noch weitere? Wie die „Bild“-Zeitung berichtete, denkt Flick darüber nach, einen klassischen Mittelstürmer zu berufen. Niclas Füllkrug gilt dem medialen Mainstream als Top-Kandidat. Oft gehandelt: Youssoufa Moukoko, das Wunderkind des BVB. Simon Terodde wird auch genannt. Beide liefern viele Tore – aber auf höchstem Niveau haben sie sich noch nicht bewiesen. Das gilt auch für den 27 Jahre alten Hany Mukhtar.

Was gegen Mukhtar spricht: Er ist kein Mittelstürmer. Was für Mukhtar spricht: Er trifft und trifft. Und er beherrscht den erfolgreichen Pass zum Torerfolg. Seine Daten aus der Major League Soccer (MLS), wo er für Nashville SC spielt, sind beeindruckend. In 85 Spielen seit seinem Wechsel in die MLS Anfang 2020 erzielte er 50 Tore und legte 21 Treffer auf. Nach Stationen bei Benfica Lissabon, Red Bull Salzburg und Bröndby IF ist er endlich angekommen. Gerade erst wurde er zum vierten Mal als Spieler der Woche ausgezeichnet. Seit seiner Liga-Premiere hat nach offiziellen Angaben kein anderer Spieler die Wahl mit Stimmen von Journalisten und Fans so oft gewonnen.

„Ich schieße jedes Jahr meine 20 Tore“

Ob das reicht, um von Flick berücksichtigt zu werden? Mukhtar weiß es nicht. Aber er schließt es nicht aus. „Das klingt ein bisschen absurd mit der Nationalmannschaft – aber warum soll man nicht träumen? Das macht doch jedes Kind, und es ist nicht unmöglich!“, sagte er der „Sport Bild“ und schob nach: „Ich gebe Gas, schieße jedes Jahr meine 20 Tore, gebe zehn Assists. Dann wird man ja sehen, was passiert – mehr kann ich nicht machen.“

Dem „Kicker“ sagte er auf die Frage, was er tun würde, wenn Flick ihn braucht: „Dann werde ich nach Katar rennen.“ Träumen sei erlaubt. „Viele von den Jungs kenne ich ja noch.“ Wie es sich anfühlt, im DFB-Trikot aufzulaufen, hat er nämlich hinreichend erlebt. Ab der U15 hat er sämtliche Auswahlmannschaften durchlaufen, wurde 2014 mit der U19 Europameister, gemeinsam mit Joshua Kimmich und Julian Brandt. Mukhtar war es, der im Finale gegen Portugal das goldene Tor schoss. Sein letztes Auswahlspiel absolvierte er 2017 für die U21. In der Bundesliga, zehn Partien absolvierte er immerhin in der Saison 2013/14, fasste der schnelle und trickreiche Profi aus der Kaderschmiede von Hertha BSC aber nie Fuß.

Mukhtar weiß, dass die Ligen in Deutschland, England, Spanien oder Italien noch immer deutlich mehr Qualität haben als die Major League Soccer. In seinem Umfeld rieten ihm auch viele zu einem Wechsel nach den ersten beiden guten Jahren. Aber die Nummer 10 entschied sich für einen Verbleib. „Ich habe in meiner Karriere gelernt, dass es manchmal wichtiger ist, glücklich zu sein und den Moment zu schätzen und das, was man hat, als sich gleich wieder eine neue Herausforderung zu suchen und dann vielleicht nicht glücklich zu sein. Deswegen habe ich auch die Entscheidung getroffen, dass ich hier verlängere und bleibe“, sagte Mukhtar der Deutschen Presse-Agentur. Mit seinem Dreijahresvertrag plus Option auf eine vierte Spielzeit und der Rolle als absoluter Fixpunkt in Nashville ist er glücklich. „Ich kann mich auch hier weiterentwickeln. Die Liga wird besser.“

Torschützenkönig, Scorerkönig – und MVP?

Das liegt auch den großen, alternden Stars, die mittlerweile in den USA kicken. Etwa der frühere Leverkusen- und Real-Madrid-Profi Chicharito, die ehemaligen Bayern-Profis Xherdan Shaqiri und Douglas Costa und der walisische Star Gareth Bale. Mukhtar aber sticht heraus. In 30 Partien hat er 23 Tore erzielt und sieben vorbereitet. Er ist bester Torjäger, bester Scorer und vermutlich bald auch Spieler der Saison. „Wenn du zwei Spieltage vor Schluss Torschützenkönig und Favorit auf den MVP bist, dann willst du beides. So ehrgeizig bin ich, da werde ich nichts anderes erzählen. Dafür werde ich diese beiden Spiele Gas geben“, sagte Mukhtar mit Blick auf die Partien gegen Houston und Los Angeles FC Anfang Oktober. Dass die Länderspielpause seinen guten Lauf nun bremst, sei zwar nicht ideal, „aber ich werde die Zeit nutzen und mich erholen“.

Ob er, der nach seiner Ausbildung in Herthas Jugend mit Salzburg Meister in Österreich, mit Benfica Lissabon Meister in Portugal und mit Bröndby Pokalsieger in Dänemark wurde, also noch mal irgendwann den Schritt zurück nach Deutschland geht und in der Bundesliga angreift? „Kitzelt es mich, es allen zu beweisen in der Bundesliga? Ja. Muss es auf jeden Fall sein vor dem Karriereende? Nein“, sagte Mukhtar. Denn das Leben in Nashville ist schon sehr gut. Und sehr erfolgreich. Hansi Flick wird das sicher wissen.

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Bester Kinderwünscheerfüller: „Heldenhafter“ John Cena holt berührenden Weltrekord

Eine Stiftung in den USA erfüllt schwerkranken Kindern und Jugendliche besondere Wünsche. Und John Cena ist der eifrigste unter den prominenten Helfern von „Make-A-Wish“. Der Wrestling-Superstar wird durch sein Engagement offiziell zum Weltrekordler.

John Cena ist einer der größten Stars des Wrestlings, jenes Multi-Milliarden-Dollar-Spektakels zwischen Sport und Entertainment, das vor allem in den USA Millionen Menschen fesselt. Dort ist Cena, der längst auch als Schauspieler erfolgreich ist, World Champion und verteidigte seinen Titel zwölfmal. Nun sicherte sich der 45-Jährige einen weiteren, deutlich bedeutenderen Titel: Laut einer aktuellen Pressemitteilung von Guinness World Records hat Cena einen neuen Rekord für die meisten erfüllten Wünsche der Make-A-Wish Foundation aufgestellt, einer gemeinnützigen Organisation, die schwer kranken oder sterbenden Kindern ihre Wünsche erfüllt.

Cena stellte den Rekord auf, indem er 650 Kindern zwischen zwei und 18 Jahren einen Wunsch erfüllt hat. Deren Familien hatten sich an Make-A-Wish gewandt, so die Guinness-Beamten, die die Zahl am 19. Juli überprüft haben. Auf der Website von Guinness World Records wird diese Leistung als „heldenhaft“ bezeichnet – niemand sonst hat mehr als 200 Wünsche erfüllt.

Cena ist der Prominente, den die Kinder am häufigsten zu treffen wünschen, teilte die 1982 gegründete Stiftung mit. „Wenn sie mich jemals dafür brauchen, ist es mir egal, was ich gerade tue – ich werde alles stehen und liegen lassen und mich engagieren, weil ich denke, dass das die coolste Sache ist“, sagte Cena in einem Reuters-Interview. „Wenn ich jemandem eine fantastische Erfahrung bieten kann, bin ich der Erste in der Schlange, der seinen Teil dazu beiträgt.“

Kinder, die an Make-a-Wish teilnehmen, können wählen, ob sie einen Prominenten treffen, an einer Veranstaltung teilnehmen oder sogar jemandem ein Geschenk machen wollen.

Cena begann seine Zusammenarbeit mit der Stiftung im Jahr 2002. Zufälligerweise erfüllte Cena zehn Jahre später den tausendsten Wunsch der Stiftung an einen seiner Fans namens Cardon. Bei seinen Besuchen für die Stiftung bringt Cena häufig einen der Meisterschaftsgürtel mit, die er während seiner 20-jährigen Karriere bei World Wrestling Entertainment innehatte. Der 45-Jährige hat auch die Anti-Mobbing-Initiative der WWE angeführt, die von der Promotion als „Be a Star“-Kampagne bezeichnet wird.

(Dieser Artikel wurde am Dienstag, 27. September 2022 erstmals veröffentlicht.)

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Zugang für Jugendliche zu leicht: Porno-Portale scheitern vor Gericht

„Sind Sie wirklich 18?“ Ein Klick genügt, um die Jugendsperre bei Pornoportalen wie PornHub oder xHamster zu umgehen. Jetzt werden strengere Maßnahmen wahrscheinlich. Ein neues Urteil hat einer Beschwerde von Medienaufsehern in letzter Instanz Recht gegeben.

Das Oberverwaltungsgericht (OVG) in Münster hat Beschwerden von zwei Pornoportalen aus Zypern gegen ein Verbreitungsverbot pornografischer Internetangebote in Deutschland abgewiesen. Damit bestätigte das Gericht in zweiter und letzter Instanz Beschlüsse des Verwaltungsgerichts Düsseldorf. Dieses hatte der Landesanstalt für Medien NRW recht gegeben, die zum Schutz von Kindern und Jugendlichen gegenüber den zypriotischen Gesellschaften insgesamt drei Internetangebote beanstandet hatte. Die Medienaufseher untersagten deren weitere Verbreitung in Deutschland, solange die pornografischen Inhalte nicht entfernt würden oder sichergestellt werde, dass nur Erwachsene Zugang zu diesen erhielten.

Die Macher unter anderem des Portals xHamster und anderer großer Pornoportale, die ihren Sitz meist in Zypern haben, weigern sich seit Jahren, ihren Angeboten einen wirksamen Jugendschutz vorzuschalten. Die Medienaufseher wollen die Pornoanbieter dazu verpflichten, ihren Angeboten eine wirksame Altersverifikation vorzuschalten.

Als Begründung der Entscheidung führte das OVG an, es gebe keine verfassungsrechtlichen Bedenken dagegen, dass bei der Aufsicht über Telemedien-Angebote die inhaltliche Entscheidung über die Vereinbarkeit mit dem Jugendschutz allein der länderübergreifenden Kommission für Jugendmedienschutz (KJM) zugewiesen sei. Denn die KJM diene formal als Organ der jeweils zuständigen Landesmedienanstalt. Mit Blick auf den hohen Stellenwert des Jugendschutzes könnten die Anbieter dem Verbot auch nicht das sogenannte Herkunftslandprinzip entgegenhalten, wonach für Internetanbieter aus einem EU-Mitgliedstaat grundsätzlich nur die dortigen Regeln gelten. Die OVG-Beschlüsse sind unanfechtbar.

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Partytrinken als Sucht: „Eigentlich war es schon immer Absturz“

Ein Gläschen kann man doch mittrinken, oder? Alkoholkonsum ist für viele noch immer selbstverständlich. Solange man weiter gesellschaftlich funktioniert, gibt es schließlich kein Problem. Doch schon junge Leute rutschen aus dem Partytrinken in die Sucht ab und brauchen oft Jahre, um wieder rauszukommen.

Paul erinnert sich heute an wenige Partyabende, an denen er freiwillig aufgehört hat zu trinken. Mit einem Mix aus Alkohol und Drogen intus beklaute er im Rauschzustand seinen besten Kumpel und hatte paranoide Wahnvorstellungen. Wenn es schlecht lief, und es lief oft schlecht, endete die Trinkerei im komplettem Blackout – für Paul war das vielmehr die Regel als die Ausnahme. „Ich dachte immer: Okay, ich habe noch eine Freundin und ich arbeite und ich bin ja noch jung und das gehört irgendwie dazu. Vielleicht kriege ich es ja unter Kontrolle.“

Mehr als zehn Jahre lang hat es gedauert, bis der heute 27-Jährige mit dem Trinken aufhörte. Davor gehörte exzessiver Drogenkonsum zu seinem Leben dazu: „Eigentlich, wenn ich zurückblicke, war es schon immer Absturz.“ Paul heißt eigentlich anders, möchte aber anonym bleiben. Dank der regelmäßigen Treffen der Anonymen Alkoholiker (AA) ist er seit mehr als drei Jahren nüchtern. Für das Jubiläum hat er einen goldfarbenen Chip mit drei großen Strichen und den Gesichtern der Gründerväter der AA, Bill W. und Bob S., erhalten. Das Abzeichen hängt an seinem Schlüsselbund und ist wie ein Talisman für ihn.

Weltweit treffen sich Mitglieder der Anonymen Alkoholiker regelmäßig in Selbsthilfegruppen. Allein im Großraum Berlin findet man auf der deutschen AA-Website wöchentlich mehr als 90 verschiedene Gruppen-Treffen. Die Interessengemeinschaft, die sich ausschließlich aus Spenden der Mitglieder finanziert, entstand 1935. In den Treffen erzählen die Menschen von ihrer Sucht und ihrem Weg zur Genesung. Organisiert werden die Zusammenkünfte von den Teilnehmern selbst – eine Begleitung durch Psychologinnen oder Sozialarbeiter gibt es nicht. Die einzige Voraussetzung für die Zugehörigkeit ist der Wunsch, mit dem Trinken aufzuhören.

Saufende Teenager

Diesen Wunsch hatte auch Yasmin für viele Jahre. An einem Montagabend erzählt die 23-Jährige, die Netzstrumpfhosen und Lederjacke trägt, bei einem AA-Treffen ihre Geschichte. „Ich habe getrunken, um quasi nichts zu spüren.“ Rund 80 Alkoholiker und Alkoholikerinnen sitzen auf den dunkelgrün gepolsterten Kirchenbänken im Zentrum Berlins und lauschen ihren Erzählungen. Wie auch Yasmin sind einige der anwesenden Frauen und Männer abstinent und trinken teilweise seit vielen Jahren keinen Alkohol mehr. Trotzdem kommen sie weiterhin.

In Deutschland trinken nach Angaben des Gesundheitsministeriums 7,9 Millionen Menschen der 18- bis 64-Jährigen Alkohol in gesundheitlich riskanter Form. Als riskant gilt laut dem Robert-Koch-Institut (RKI) eine durchschnittliche tägliche Trinkmenge von mehr als 10 Gramm Reinalkohol bei Frauen und mehr als 20 Gramm bei Männern. Zur Veranschaulichung: Ein kleines Glas Wein (0,125 Liter) oder ein kleines Bier (0,3 Liter) enthalten zehn bis zwölf Gramm Alkohol, wie die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZGA) angibt. Gesundheitsschädlicher Alkoholkonsum ist laut RKI Mitverursacher für mehr als 200 Krankheiten.

Paul und Yasmin waren 13, 14 Jahre alt, als sie anfingen, regelmäßig zu trinken. Bald darauf begannen sie zu kiffen, später folgten härtere Drogen. Die Wochenenden wurden ohne Schlaf durchgefeiert, teilweise mehrere Tage am Stück. Irgendwann sei es nur noch darum gegangen, die perfekte Mischung aus Alkohol und Drogen zu erreichen, sagt Paul. Dass sie heute vor dem Feiern kein Bier mehr, sondern Kaffee trinken, unterscheidet sie von vielen Menschen in ihrem Alter. „Natürlich, hatte ich total Angst, dass ich langweilig werde“, gibt Yasmin zu.

Abstinenz wird normaler

Deswegen hilft es den beiden, bei AA Gleichaltrige zu treffen, denen es genauso geht. Yasmin besucht regelmäßig eine englischsprachige AA-Gruppe für junge Menschen, Paul hat im August eine neue Junge-Leute-Gruppe in Berlin aufgemacht. In Frankfurt gibt es schon seit mehreren Jahren ein spezielles Angebot für junge Alkoholikerinnen und Alkoholiker. Kati und Luca, die ihren richtigen Namen nicht in der Zeitung lesen möchten, sind beide in ihren 30ern und gehen regelmäßig zu den „Young People“ in Frankfurt.

„Ich habe mich das allererste Mal nicht mehr als schwarzes Schaf gefühlt“, erzählt Kati von ihrem ersten Besuch der jungen Gruppe. Als Teenager ging sie in bestimmte Schulunterrichtsstunden nicht ohne ihren „Motivator“ – eine halbe Flasche Weinbrand mit Cola. Luca war 30 Mal im stationären Entzug, bevor er vor zwei Jahren trocken wurde. Bei den Young People habe er gleich gemerkt, dass die es ernst meinten. „Und ich habe wirklich ernst gebraucht.“

Mehr junge Menschen abstinent

Dem Verhaltenstherapeuten und Experten für Suchtforschung Gallus Bischof von der Universität Lübeck zufolge ist der Anteil an jungen Menschen, die keinen Alkohol trinken, heute so hoch wie nie. Grund dafür sei unter anderem ein gestiegenes Gesundheitsbewusstsein. Trotzdem sei Alkohol immer noch die meistkonsumierte Droge.

Für Yasmin, Paul, Kati und Luca hat die AA-Gemeinschaft einen unschätzbaren Wert – die regelmäßigen Treffen sind fester Bestandteil ihres Alltags. Sie fühlen sich dort verstanden und nicht mehr allein. „Es war das erste Mal, dass ich Leute gesehen habe, wo es geil war, nicht mehr drauf zu sein“, erzählt Paul von seinem ersten AA-Meeting. Mittlerweile mache er mehr Party als früher – ohne chemische Drogen und ohne Alkohol.

(Dieser Artikel wurde am Montag, 12. September 2022 erstmals veröffentlicht.)

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Biberbeauftragte Bad Kissingen


Es ist warm und wolkenlos. Unweit des Ortsrandes von Großwenkheim liegt der Riedgrabensee. Dort wimmelt es heute nur so von Leben: Auf der Wasserfläche sammeln sich quakende Enten, eine Hummel brummt, im angrenzenden Acker sonnen sich zwei Schwäne. Der See bietet vielen Vögeln Lebensraum, unter ihnen Kiebitz und Flussuferläufer, die als stark gefährdete Arten auf der Roten Liste stehen. Die Naturschutzbeauftragte Doris Hupfer erläutert, wie das Biotop entstanden ist: Vor sechs Jahren befand sich dort nur ein Rinnsal. Um Überschwemmungen vorzubeugen, existierte ein regulierbarer Damm zwischen zwei tiefer gelegenen Wiesen. Dessen Rohr verstopfte ein fleißiger Biber, so staute sich das Wasser, der See, auch Bibersee genannt, entstand. Von Weitem erkennt man die Biberburg.

Mehr Fische und Libellen

Hupfer ist im Landkreis Bad Kissingen die Beauftragte für den Schutz des Bibers. Die 53-Jährige und ihre Kollegen haben viele Aufgaben: „Ein ganz großer Bereich ist bei uns die Eingriffsverwaltung. Nach dem Gesetz sind Eingriffe alle Tätigkeiten, die in der Landschaft stattfinden, vom Hausbau zum Anbau bis zum Aussiedlungsvorhaben, Windkraftanlagen, Funkmasten, Leitungen, Rückhaltebecken, also alles, was gebaut wird in der Landschaft. Das müssen wir fachlich beurteilen. Wir haben zusätzlich natürlich noch die Aufgaben des Natur- und Artenschutzes, wir betreuen also die Naturschutzgebiete und machen Programme mit Landwirten, zum Beispiel zum Verzicht auf Düngung. In Bezug auf Gewässer haben wir auch mit dem Wasserwirtschaftsamt zu tun und beraten die Gemeinden.“ Etwa dreißig Prozent ihrer Arbeitszeit verbringt Hupfer bei Außenterminen. Auf die Frage, wie emotional ihr Beruf für sie ist, antwortet sie: „Es ist auf jeden Fall eine Überzeugung. Wenn man im Naturschutz tätig ist, hat man sowieso immer eine emotionale Beziehung zu seiner Tätigkeit, das geht eigentlich gar nicht anders.“ In Bezug auf den Biber insbesondere ist Hupfer begeistert von den positiven Auswirkungen, die das Tier auf die Umwelt hat, und überzeugt davon, wie wichtig deswegen der Schutz und Erhalt der Art ist. So ließ sich zum Beispiel ein schneller, starker Anstieg von Libellenarten in Biberteichen beobachten. Untersuchungen ergaben auch eine „80-fach erhöhte Fischdichte an Biberburgen“. Durch den Wasseranstau der Biberdämme werden ferner Stoffe wie Phosphor und Nitrat zurückgehalten. Vor allem in intensiv genutzten Landschaften ist dies ein besonders wichtiger Faktor, da hier der Stoffeintrag durch die Düngung groß ist.

Begehrtes Fleisch, Fell und Bibergeil

1995 trat das Tier im Landkreis das erste Mal erneut auf. Davor galt es lange als ausgestorben. Dies ist auf den Menschen zurückzuführen, der den Biber aus diversen Gründen verfolgt und ausgerottet hat: Fleisch und Fell waren begehrt sowie das Bibergeil, das Drüsen am Hinterleib des Tieres produzieren und das in der Volksmedizin verwendet wurde. Erste Wiederansiedlungsversuche gab es Mitte des 18. Jahrhunderts. Die heute in Unterfranken auftretenden Biber sind aber auf die Ansiedlung im Jahre 1988 zurückzuführen. An der Elbe hatte sich nämlich noch ein kleiner Restbestand gehalten, zu dem Förster damals in die DDR gefahren sind. Ein paar der Tiere wurden dann mitgenommen und in vorbereiteten Gebieten in Hessen ausgesetzt. Von da aus verbreitete sich der Biber erfolgreich weiter.

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Der Tag: Polizei stellt nach Attacke auf Transfrau tatverdächtige Jugendliche

Ermittlungserfolg nach der brutalen Attacke auf eine transidente Frau in Bremen: Die Polizei hat mehrere minderjährige Tatverdächtige gestellt. Und ich persönliche staune, wie jung sie tatsächlich sind: Vier Kinder im Alter von 12 bis 13 Jahren konnten anhand der Videoaufnahmen aus der Straßenbahn identifiziert werden, wie die Polizei mitteilt. Sie werden beschuldigt, zusammen mit weiteren Jugendlichen und Kindern die Bremerin in einer Straßenbahn beleidigt und geschlagen zu haben. Die 57-Jährige wurde schwer verletzt und musste ins Krankenhaus. Erst als andere Fahrgäste eingriffen, ließen sie von der Frau ab und flüchteten.

Wegen des jungen Alters der Täter fahndeten Staatsanwaltschaft und Polizei mit Aufnahmen aus Überwachungskameras zunächst nur im polizeilichen Intranet. Und tatsächlich: Streifenpolizisten erkannten dann einen Zwölfjährigen und im weiteren Verlauf neun weitere Kinder und Jugendliche im Alter bis zu 14 Jahren – vier sind tatverdächtig. Einem „Bild“-Bericht zufolge sei einer Kiosk-Verkäuferin die Gang schon öfter aufgefallen. „Zuletzt stoppten sie einfach so die Straßenbahn. Ein Mann warf sie raus, doch sie kamen wieder, beschimpften und bedrohten ihn. Die fühlen sich stark in der Gruppe. Wenn man sie nicht stoppt, werden die weitermachen.“ Das Traurige an dem Ermittlungserfolg: Es handelt sich um Kinder, die zu so einer abscheulichen Tat fähig waren, und die bislang gefassten Jungen sind alle unter 14 Jahren und damit noch nicht strafmündig.

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Borut Pahor Slowenien


Natürlich hat ein Staatspräsident wenig Zeit. 30 Minuten hatte das Büro von Borut Pahor für das Interview reserviert. Aber der slowenische Präsident erscheint schon fünf Minuten früher und bleibt zehn Minuten länger. „Ich finde euer Interesse, eure Neugier sehr wichtig. Als Schüler hätte ich gerne selbst an so einem Projekt teilgenommen“, erklärt er. Das Treffen findet in der Residenz des Präsidenten in Ljubljana in einem mit Teppichen, Bildern und Vorhängen dekorierten hohen Raum statt. An der Decke hängen vergoldete Leuchter. Der Präsident ist wie immer elegant gekleidet: schwarze Schuhe, dunkler Anzug, weißes Hemd, rote Krawatte. Bald lacht er, zieht sein Jackett aus, lehnt sich zurück und sagt: „Ihr stellt aber Fragen!“ Pahor wurde 1963 in Postojna geboren. Der Ort ist berühmt für die Postojnska Jama, die Adelsberger Grotte, eine der größten Tropfsteinhöhlen der Welt. Neun Jahre alt war er, als sein Vater starb. Umso stärker, erzählt der Präsident, war dann seine Beziehung zur Mutter. Als er ins Gymnasium ging, arbeitete er als Touristenführer, um sie finanziell zu unterstützen. Bald hatte er Angst, auch sie zu verlieren, da sie an Krebs erkrankt war und viel Pflege brauchte. Selbstverständlich habe er sich um sie gekümmert.

Schlechter Schüler musikalischer Eltern

Sein Vater war Musiklehrer, seine Mutter eine gute Sängerin. Er selbst lernte Klavierspielen. Weil er aber Sport mehr liebte, gab er die Musik bald auf. Das bereut er heute, weil die Musik eine Verbindung zu seinem Vater gewesen sei. Im Gymnasium organisierte er Konzerte für den Klassenkameraden Gianni Rijavec. Rijavec, der heute ein bekannter Künstler ist, hatte schon in der Schulzeit eine Big Band, die hauptsächlich Jazz und Musik afrikanischen Ursprungs machte. Pahor liebt diese Musik.

In der Schule ist er eigenen Interessen gefolgt. „Ich liebte Geschichte und schwänzte oft den Unterricht, um in der Bibliothek historische und politische Bücher zu lesen.“ So sei er nach den üblichen Maßstäben ein schlechter Schüler gewesen, der durch viele Streiche auffiel. Seinen Grundschullehrer provozierte er durch Desinteresse so sehr, „dass der mir die Ohren lang zog und meinen Vater zum Gespräch bestellte. Als der Vater aber zu dem Lehrer in die Schule kam, erkannten die beiden, dass sie einmal Klassenkameraden waren, freuten sich, und der Ärger um den Schüler Pahor war vergessen.“ Später, als er ins Gymnasium Nova Gorica an der slowenisch-italienischen Grenze ging, gab es in der Region ein starkes Erdbeben, von da an war eine Lehrerin verängstigt. Als sie eines Tages Unterricht in Pahors Klasse haben sollte, „machten wir vor dem Unterrichtsbeginn in unserem Klassenzimmer im oberen Stockwerk mit den Tischen viel Lärm und ließen die Lampen an der Zimmerdecke schaukeln. Aus Angst vor einem Erdbeben hat die Lehrerin dann die ganze Klasse evakuiert.“ Pahor erhielt einen Verweis: „Wenn ich noch einmal etwas angestellt hätte, wäre ich danach von der Schule geflogen“, erzählt er schmunzelnd.

Eleganz und gutes Auftreten sind ihm wichtig

Er hatte Italienisch und Englisch als Fremdsprachen, „ich bedauere sehr, dass ich nicht Französisch und Deutsch gewählt habe, aber meine Basiskenntnisse in beiden Sprachen sind nicht schlecht“. Vor allem hat er viel von seiner Mutter gelernt, die Schneiderin gewesen ist. Dadurch bekam er auch erste Jobs als Modell für die Kleidung, die die Mutter entworfen und genäht hatte. „Leider habe ich mit dem Modeln aber aufgehört, kurz bevor Melania Trump, damals noch Melania Knavs, in Slowenien mit dem Modeln anfing, sonst wären wir uns wohl früher begegnet.“ Als Sohn einer Schneiderin hat Pahor früh gelernt, dass Eleganz und gutes Auftreten wichtig sind. „Kleider machen Leute, aber nur zu einem gewissen Grad. Meine Mutter sagte immer: Wir sind zu arm, um uns ständig billige Sachen zu kaufen.“ So habe er früh gelernt, auf Kleidung mit Qualität zu achten, die einfach länger hält.

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