Kategorie -Jugendliche

Segelschule in Porto


Das Erste, was man hört, wenn man im Hafen von Leixões ankommt, ist: „Du bist spät dran.“ Ein Kind ruft dies einem anderen Kind zu. An der riesigen Fassade des dunkelgrauen Gebäudes steht neben einem Anker mit einer blau-weißen Flagge „Sport Clube do Poro“. Es sollte Porto dastehen, aber einer der Buchstaben ist durch den Rost, der durch die Feuchtigkeit verursacht wird, abgefallen. Über eine Rampe aus Holz und Eisen, die für mittelgroße Schiffe geeignet ist, gelangt man in das dunkle und feuchtkalte Innere, in dem bis zur Decke Regale voller Boote stehen. Ein paar Meter weiter beginnt eine kleinere und niedrigere Halle, in der die mittlerweile sechs Kinder ihre kleinen Fiberglasboote aus dem Regal nehmen. „Schneller, schneller, schneller, wenn wir uns nicht beeilen, köpft uns Mafalda.“

Kindern die Freude am Meer vermitteln

Mafalda Paquete ist die Segeltrainerin der Kinder. Die 23 Jahre alte Trainerin begann ihre Segelkarriere im Alter von sechs Jahren auf einem Optimist. Das ist ein kleines Boot für nur eine Person aus Holz oder Glasfaser. In diesem Boot nahm sie an Wettkämpfen und Regatten teil, bis sie 15 Jahre alt war. Dann stieg sie auf ein größeres Boot für zwei Personen, einen 420er, um und fuhr damit Rennen, bis sie 18 Jahre alt war. Wegen ihres Medizinstudiums hörte sie mit dem Segeln auf, aber da sie ihre „Liebe zum Meer und zum Club“ nicht aufgeben wollte, wurde sie Segelcoach, um Kindern das Segeln und die Freude am Meer beizubringen.

Neben dem Aufenthaltsraum, in dem sich die Kinder befinden, gibt es noch einen kleinen Raum mit endlosen Schränken voller Seile und Werkzeuge. Dort unterhalten sich zwei Erwachsene. Einer von ihnen ist Carlos Duarte, besser bekannt als „Senhor Carlos“. Er ist derjenige, der sich um die Boote kümmert, das Lagerhaus reinigt und jedem hilft, der Hilfe braucht. „Bevor ich hierherkam, habe ich in einer Fermentationsfabrik gearbeitet, aber dann ging sie bankrott, sodass ich zum Sport Club do Porto kam, um meinen Freund zu ersetzen, der hier bereits als Hafenarbeiter tätig war. Diese Arbeit ist zwar anstrengend, aber ich mag, was ich tue, und ich werde nicht schlecht bezahlt.“ Neben ihm steht Luís Leite, ein 16-Jähriger, der segelt, seit er fünf Jahre alt ist. „Ich habe nie eine andere Sportart ausprobiert. Mein Bruder war schon beim Segeln, also wollten meine Eltern sehen, ob es mir auch gefällt. Ich hatte Angst, dass es zu windig ist und ich ins Wasser fallen könnte. Ich habe sogar so getan, als wäre ich krank, um nicht zum Training zu gehen, aber Gott sei Dank haben meine Eltern und mein Trainer das verstanden und mir geholfen, meine Angst zu bekämpfen. Als ich anfing, hatte ich neun oder zehn Kollegen in meinem Alter, jetzt sind es nur noch drei. Segeln ist eben nicht jedermanns Sache.“

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Psychische Folgen von Corona: Heranwachsende brauchen wieder Normalität

Während anscheinend vieles wieder normal ist, kämpfen viele Heranwachsende mit Angstattacken, depressiven Verstimmungen oder Essstörungen. In ganz Deutschland ist die Nachfrage nach Therapieplätzen für Kinder und Jugendliche enorm gestiegen. Ist die Jugend in der Psychokrise? Und was kann helfen?

Gefühlt ist die Corona-Pandemie vorbei, Kitas und Schulen haben Normalbetrieb, in Sportvereinen läuft das Training, Musikschulen sind wieder geöffnet. Doch vor allem bei Kindern und Jugendlichen werden die psychischen Folgen von Lockdown-Zeiten, sozialer Distanz und Infektionssorgen jetzt erst sichtbar. In einer Erhebung unter ihren eigenen Versicherten kam die Krankenkasse DAK jüngst zu besorgniserregenden Zahlen.

Demnach gab es unter den Neudiagnosen 54 Prozent mehr Essstörungen und 24 Prozent mehr Angststörungen bei Mädchen zwischen 15 und 17 Jahren, 23 Prozent mehr Depressionen bei 10- bis 14-jährigen Mädchen und 15 Prozent mehr Adipositas-Fälle bei Jungen zwischen 15 und 17 Jahren. Die Ergebnisse decken sich weitgehend mit denen anderer Kassen. „Das lässt sich mit immer mehr Zahlen belegen, dass sich hier etwas getan hat“, sagt Prof. Jörg Fegert im Gespräch mit ntv.de. Der Chef der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie am Universitätsklinikum Ulm kann die aktuellen Zahlen mit verschiedenen Studien vergleichen, in denen schon vor Corona die psychischen Belastungen bei Kindern und Jugendlichen erfasst wurden. Deutlich sieht man vor allem einen Anstieg von Angst- und Depressionssymptomen bei den Heranwachsenden.

Für Fegert lässt sich das nachvollziehbar erklären. Die Zunahme von Ängsten sei zu verzeichnen, „weil soziale Vermeidung ja quasi zum Anti-Pandemie-Programm gehört hat“, sagt er. Wer längere Zeit beispielsweise nicht vor einer Klasse gesprochen habe, sei nun bei einem Referat sehr aufgeregt. In den Krankenhäusern werden zudem mehr Kinder und Jugendliche mit Essstörungen behandelt. Noch nicht klar abzusehen ist, wie es bei den Kinderschutzfällen aussieht. In der Jugendhilfestatistik des Bundes gebe es gleichzeitig einen Anstieg der Kindeswohlgefährdungen und einen Rückgang der gewährten Hilfen, der Inobhutnahmen und Heimunterbringungen. „Da kann man sich ausrechnen, dass da noch viel zu tun sein wird.“

Angehörige der Heilberufe aus der Kinder- und Jugendpsychiatrie und der Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie berichten in ganz Deutschland von einer enorm gestiegenen Nachfrage nach Therapieplätzen. Vielerorts ist das Angebot nicht ausreichend, ohne längere Wartezeiten geht es kaum ab. In den Kliniken sieht es nicht viel besser aus. Auch dort ist der Andrang von Hilfesuchenden derzeit schwer zu bewältigen.

Nicht für alle gleich schlecht

Fegert warnt jedoch davor, von einer allgemeinen Psychokrise unter Heranwachsenden auszugehen. Es gehe keineswegs allen schlechter. „Manche sind sehr stark belastet, während andere ziemlich gut durch die Zeit gekommen sind. Man hat Corona einfach besser in einem Reihenhaus mit Garten überstanden als mit mehreren Personen in einer Drei-Zimmer-Wohnung“, sagt Fegert. Dabei gehe es nicht nur um ökonomische Rahmenbedingungen, sondern auch um alle möglichen Vorbelastungen. Besonders für junge Menschen, die vorher schon Unterstützung brauchten, sei es schwieriger geworden. „Wenn es ein Alkoholproblem, psychische Erkrankungen in der Familie oder häusliche Gewalt gibt, dann war in der Zeit ein Ausweichen oder Entkommen für die Kinder schwerer möglich. Also haben sich diese Effekte verstärkt.“

Familien, die vorher gut zurechtkamen, beispielsweise mit einem Inklusionskind mit Schulbegleitung, hätten an Unterstützung verloren. Jede Familie halte normalerweise eine gewisse Balance, aber wenn ein Stein wegbricht, werde das Ganze instabiler. Fallen sogar mehrere stabilisierende Faktoren weg, wird es schnell prekär. „Dann hängt es an den verbleibenden Ressourcen, beispielsweise Großeltern oder Freunden, damit man noch durchhalten kann“, schätzt der Experte ein.

Als besonders gefährdet erwiesen sich auch Kinder in Übergangsphasen. „Wenn beispielsweise Kinder vom Kindergarten in die Schule gekommen sind, war es schwieriger für sie, in eine neue Gruppe hineinzufinden“, erläutert der Kinder- und Jugendpsychiater. Das gelte genauso für die weiterführende Schule und vor allem für den Übergang ins Berufsleben oder ins Studium.

Krisenerfahrung fehlt

Dass so viele Heranwachsende mit psychischen Symptomen auf die geballte Krise mit Pandemie, Krieg und Inflation reagieren, hat mit mehreren Faktoren zu tun. Die Kinder und Jugendlichen stecken mitten in der Entwicklung, der Austausch mit Gleichaltrigen ist für sie besonders wichtig. Der kam jedoch wegen des eingeschränkten Alltags zu kurz. Stattdessen brachten die Corona-Maßnahmen für viele Vereinsamung mit sich, gesteigerten Medienkonsum und nur wenig Möglichkeiten, der ständigen elterlichen Aufmerksamkeit zu entkommen. Das zeigte bereits eine Erhebung der Bertelsmann-Stiftung 2021 und neben vielen anderen die COPSY-Studie zu den Auswirkungen und Folgen der Covid-19 Pandemie auf die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland. Auch Sportangebote zum Ausgleich fehlten.

Zum anderen hat die Belastung mit der kürzeren Lebenszeit zu tun. Heranwachsenden fehlt einfach noch die biografische Erfahrung, dass man Krisen bewältigen kann. Gleichzeitig haben sie selbst viel weniger Gestaltungsspielräume als Erwachsene und sie bekommen deren große Sorgen mit. „Es gibt kaum corona- oder kriegsfreie Zonen, wo gespielt und gelacht werden kann“, beschreibt Fegert die starken Veränderungen. Diese existenziellen Themen habe es in vielen Familien seit Jahrzehnten nicht mehr so allgegenwärtig gegeben. Kinder seien, was emotionale Befindlichkeiten angeht, extrem stark vom elterlichen Vorbild abhängig. „Und wenn die die ganze Zeit vor dem Fernseher sitzen und schauen, was jetzt passiert ist, dann bekommen die Kinder mit, dass die Erwachsenen anders drauf sind als sonst.“

Der erfahrene Kinder- und Jugendpsychiater hält es für wichtig, vor allem in einer Zeit knapper Mittel zu schauen, wie sich Unterstützung bündeln und am besten verteilen lässt. Für den Kompetenzbereich Prävention psychische Gesundheit hat Fegert während der Corona-Zeit Flyer mitentwickelt, die Eltern und Lehrpersonen mit Informationen über mögliche Auffälligkeiten und Hilfsangebote versorgen. Das Sozialministerium Baden-Württemberg gab sie an niedergelassene Ärztinnen und Ärzte weiter. Die Idee dahinter ist der sogenannte Stepped-care-Ansatz. Bei diesen gestuften Ansätzen gibt es manche Angebote beispielsweise als Hinweise für Eltern. Mütter und Väter können mit ihren Kindern selbst einiges tun, damit diese sich wieder mehr trauen oder zutrauen. Oft hilft es schon, nachzufragen, sich über mögliche Ängste auszutauschen oder gemeinsame Erlebnisse anzubieten. „Ich bin sicher, das würde in vielen Fällen schon ausreichen.“ Die teuren Fachbehandlungstermine sollen dann diejenigen bekommen, die sie am nötigsten brauchen.

„Nase wieder rausstrecken“

Die jetzige Krise sieht Fegert auch als Anlass, darüber nachzudenken, ob es wirklich sinnvoll ist, dass Gesundheitswesen und Jugendhilfe häufig nicht zusammenarbeiten. Die Vernetzung der Hilfesysteme gilt schon lange als Schlüssel für einen besseren Schutz von Kindern und Jugendlichen. Seit 2021 ist sie im Gesetz zur Stärkung von Kindern und Jugendlichen (Kinder- und Jugendstärkungsgesetz – KJSG) endlich auch als interdisziplinäres Handeln in Feedback-Schleifen festgelegt. Fachkräfte der Heilberufe, der Jugendhilfe und der Familiengerichte können sich durch die rund um die Uhr erreichbare medizinische Kinderschutzhotline miteinander abstimmen. In der Realität gibt es umfassende Kooperation allerdings immer noch zu selten. Fegert hofft hier auf einen ähnlichen Durchbruch, wie es ihn schließlich in Corona bei den Online-Therapien gab. Auch darum hatten Therapeutinnen und Therapeuten jahrelang gekämpft, während der Pandemie wurden sie endlich möglich.

Was vielen Kindern und Jugendlichen jetzt am meisten hilft, ist allerdings nach Ansicht des Kinder- und Jugendpsychiaters das richtige Leben, so wie sie es in der Pandemie zu wenig führen konnten. Dazu gehört der Schulalltag, aber vor allem auch, „wieder rauszugehen, sich mit anderen zu treffen, soziale Kontakte zu pflegen“. Bei vielen sind die sportlichen Aktivitäten eingeschlafen, der Bewegungsmangel ist ein wichtiger Risikopunkt für Übergewicht, was wiederum zu psychischen Problemen führen kann. Das Leben habe auch in der Krise schöne Seiten, die immer noch Spaß machen. „Man wird sich immer an den Einschnitt erinnern, der viel verändert hat. Aber jetzt ist es wichtig, wieder die Nase rauszustrecken.“

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Jordanovtag in Bulgarien


Ein kleines Haus am Fuße des 2000 Meter hohen Vitoscha-Gebirges. Es schneit. Schneeflocken fallen in das eiskalte Wasser des fast gefrorenen Vladayska-Flusses. Hunde bellen. Schornsteine rauchen. Kalte Luft beißt in die Haut. Dampf kommt aus den Mündern. Im Wald erklingt ein Lied. Männliche Stimmen. Das Dorf erwacht. Niemand hat heute Angst vor der Kälte. Petar Petrov hört seinen Hahn krähen und steht auf. Es ist noch dunkel in dem Bergdorf Vladaya im westlichen Bulgarien mit seinen dreitausend Einwohnern. Petrov ist 63 Jahre alt, grauhaarig, ein Imker, mit zwei Söhnen, drei Enkeln und einer anmutigen Ehefrau namens Vera. „Wir müssen früher in dem Wald sein. Jemand soll das Eis knacken“, spricht er und lacht. Sein Gesicht wirkt müde, aber glücklich und aufgeregt. Ein Taucher im eiskalten Wasser zu sein ist keine leichte Sache.

Seit Jahrhunderten lebt in Bulgarien eine heilige Tradition – der Jordanovtag. Nach der biblischen Legende taufte Johannes der Täufer Jesus Christus in den Gewässern des Jordan-Flusses. An diesem Tag, dem 6. Januar, findet die Weihe durch das Wasser statt. Der orthodoxe Priester wirft ein Kreuz ins Wasser, und Männer allen Alters aus dem Dorf versuchen es herauszuziehen. Derjenige, der es schafft, das Kreuz aus dem eisigen Wasser zu ziehen, soll das ganze Jahr Gesundheit und Glück haben. Jeder, besonders die Kranken, nehmen einen Schluck kaltes Wasser für den Wohlstand.

Fester Glaube – trotz Gesundheitsrisiko

Petar Petrov hat jedes Jahr Glück bei dem Ritual. Sein Körper ist auf jedes Wetter vorbereitet und widerstandsfähig gegen niedrige Temperaturen. „Natürlich gibt es Risiken. Wir alle machen ein Training für unsere Körper einige Monate vor dem Ritual. Und mit den Jahren wird es leichter.“ Seit 47 Jahren nimmt Petrov teil. „Mein Vater war ein Taucher im eiskalten Wasser. Der Brauch war ein Teil meiner Kindheit, und als ich 16 Jahre alt war, habe ich zum ersten Mal daran teilgenommen“, erzählt er. Zuerst nahm er das Ritual nicht ernst. Als er mit 18 Jahren sein erstes Kreuz auffindet, änderte sich alles. „1974 bin ich ein Taucher geworden, für immer. Aufhören werde ich nie.“ Heute ist er in seinem Dorf für den Brauch verantwortlich und einer der Organisatoren des gesamten Ereignisses.

„Das erste Mal, als ich in den Fluss gesprungen bin, war es ein Abenteuer. Mein Körper bekam eine Kälteschockreaktion. Ich konnte mich nicht bewegen. Die Leute haben mich aus dem Wasser herausgeholt und sich um mich versammelt. Der Priester gab mir das Kreuz, und ich hielt es fest in meinen Händen. Nach ein paar Minuten ging es mir wieder gut“, erinnert er sich. „Seitdem glaube ich an den Brauch und hatte nie wieder Probleme.“ Die Wassertemperatur sinkt zu dieser Jahreszeit auf Minusgrade. Für die Taucher spielt das keine Rolle. Wer wirklich an Gesundheit und den Heiligen Geist glaubt, wird immer gesund sein – so lautet die Auffassung.

„Hoffnung auf ein glückliches Leben“

Zu dem Fest kommen auch ein Sänger und ein Orchester mit bulgarischen Instrumenten. Sie führen bulgarische Volkslieder auf, die allen bekannt sind. Ein medizinisches Team ist vor Ort, falls jemand sich verletzt. Es gibt warme Speisen für alle Anwesenden sowie den wichtigen Glühwein. Die Tradition ist bedeutend für die Menschen, sie ist etwas Bulgarisches, Heiliges, etwas, das niemand vergessen soll. Sie verbindet alle Generationen. „Ich kenne die Menschen. Jeder wird Freude haben, die Frauen werden uns warme Kleidung geben, alle werden lachen. Hoffnung auf ein glückliches Leben, das ist bedeutsamer als das Geld“, sagt Petar Petrov.

Seine Enkelkinder sind zwölf und zehn Jahre alt. „Das perfekte Alter, um mit der Vorbereitung auf das Ritual zu beginnen. Ich konnte meine Söhne nicht dazu bringen, die Tradition fortzusetzen, aber ich werde diesen Fehler nicht wiederholen.“ Der Großvater sieht großes Interesse bei seinen Enkelkindern. Es ist ihm wichtig, jemanden zu haben, der diese Tradition fortführt. Wenn ihm das gelingt, schläft er etwas ruhiger. Victor, sein ältester Enkel, bereitet sich auf das nächste Jahr vor. Zum ersten Mal wird er mitmachen. Ein neuer Taucher hat seine Ausbildung begonnen. „Ich möchte wie mein Großvater sein. Nächsten Winter nehme ich an dem Ritual teil. Mein Opa ist im Dorf berühmt. Es ist an der Zeit, dass jemand die Tradition fortsetzt“, lacht Victor.

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Proteste „mutig und richtig“: Fischer: Iranisches Regime lässt Jugend „abschlachten“

Die Proteste im Iran reißen seit dem Tod der jungen Kurdin Mahsa Amini im September nicht ab. Heftige Kritik an der Führung in Teheran kommt nun auch von Deutschlands Ex-Außenminister Joschka Fischer. Die Menschen haben einen Umschwung verdient, fordert der Grünen-Politiker.

Der frühere Außenminister Joschka Fischer erhebt im „Stern“ schwere Vorwürfe gegen die Regierung des Iran. Ihn bedrücke, wie das Regime „die eigene Jugend abschlachtet“, sagte Fischer im Interview. „Wie die Menschen da auf die Straße gehen, das ist unglaublich mutig, wichtig und richtig.“

Auf die Frage, ob es durch die Proteste zu einem Umschwung komme, antwortete Fischer: „Ich hoffe es, denn die Menschen haben es verdient. Gerade die Jugend und die Frauen und Mädchen führen dort einen täglichen Kampf auf der Straße und riskieren Leben und Gesundheit, Gefängnis und Folter.“

Fischer verteidigte die langjährigen Bemühungen um ein Atom-Abkommen mit dem Iran, die er noch in seiner Zeit als Außenminister mit initiiert hatte. „Atomwaffen in iranischen Händen, das würde Krieg in der Region bedeuten, weil ich mir nicht vorstellen kann, dass Israel diese existentielle Bedrohung hinnehmen würde“, sagte der Grünen-Politiker. „Deshalb war es richtig zu versuchen, den Griff der Mullahs nach der Bombe wenigstens kontrolliert zu verlangsamen. Aber was wir jetzt sehen, ist ein Volksaufstand, nicht nur in Teheran, auch an der Peripherie.“

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Lena Ludwig, Schwimmerin


Berlin, 26. Oktober 2021. Nur noch einige Minuten bis zum Startpfiff. Dann wird der Kampfrichter ankündigen, sich auf die Startblöcke zu begeben, und mit der Pfeife trillern. Von beiden Seiten hört man Schreie und Rufe von Zuschauern und anderen Teilnehmern, die die Schwimmer im Wasser anfeuern. Noch mal die Muskeln warm klopfen, die letzten Dehnübungen machen, prüfen, ob die Schwimmbrille richtig sitzt, bevor der letzte Aufruf kommt. Ein letzter, tiefer Atemzug, dann kommt es auf jede Millisekunde an. Immerhin geht es um den Titel der deutschen Meisterschaft. Lastet allein bei dem Gedanken nicht vor allem auf jungen Leistungssportlern zu viel Druck?

„Nein, weil mich eigentlich keiner unter Druck setzt“, sagt die 14-jährige deutsche Jahrgangsmeisterin Lena Ludwig, die sich im Oktober vergangenen Jahres in 100 Meter und 200 Meter Brust den Titel geholt hat. Die einzige Person, die sie theoretisch unter Druck setzen könnte, sei nicht, wie manche denken, der Trainer, sondern sie selbst, was aber nicht der Fall sei. Für Lena sind auch die sechs Trainingseinheiten in der Woche, die abends je über zwei Stunden gehen, kein Problem. Doch wie bekommt man bei so einem anspruchsvollen Tagesablauf sowohl Schule als auch das Schwimmen unter einen Hut? Für das Lernen wird meistens die Zeit am Wochenende genutzt. Wenn an den beiden Tagen Wettkämpfe angesagt sind, wird das aber auch vor dem Training erledigt, das zudem erst um 19.15 Uhr beginnt.

Für Paris und Barcelona ließ sie die Schule sausen

Dennoch muss man als Gymnasiastin vielen Aufgaben nachgehen, wobei sich die Frage stellt, was überwiegt: Schule oder Schwimmen? Denn durch die Teilnahme an internationalen Wettkämpfen, die beispielsweise wie vor einiger Zeit in Paris oder in Barcelona stattfanden, musste Lena auch schon Schule sausen lassen. Da könnte man doch meinen, dass man als junges Nachwuchstalent den Sport vorzieht, oder nicht? Mit einem verlegenen Lachen und nach kurzem Überlegen entscheidet sich Lena Ludwig jedoch dafür, „dass Schule wichtiger ist“. Schwimmen mache ihr zwar mehr Spaß, „vom Schwimmen kann man aber nicht leben“. Trotzdem kommt für sie schon infrage, möglicherweise von Aschaffenburg auf ein Internat nach Heidelberg zu wechseln, fest steht es allerdings noch nicht.

Warum trainiert man aber so viel, wenn man nicht die Absicht hat, später vielleicht mal davon leben zu können? Die Antwort auf die Frage ist ganz simpel und vermutlich auch die gleiche, die normale Vereinssportler liefern würden: „Weil es mir unfassbar viel Spaß macht.“ Immerhin bekommt man in der ersten Leistungsmannschaft die Gelegenheit, beispielsweise nach Málaga ins Trainingslager zu fahren. Dort haben die Sportler zwei Wochen die Möglichkeit, unter anderem durch sogenannte Höhentrainingslager ihre Lungenkapazität zu verbessern, weil in der Höhenluft der geringere Sauerstoffgehalt durch eine Mehrarbeit der Lunge ausgeglichen werden muss, wodurch die Schwimmer nach dem intensiven Training besser trainieren und stärkere Leistungen erzielen können.

Freundschaften zu ihren Mannschaftskollegen

Auch die halben Tage, an denen sie sich vom Sport erholen und Freizeit haben, sprechen für sich. Das gilt natürlich nicht nur für das Trainingslager, sondern auch für Wettkämpfe, die wie vergangenen Sommer zum Beispiel in der Slowakei stattfanden, für die man sich mit einer bestimmten Zeit qualifizieren muss.

Viele würden sagen, dass allein das schon Grund genug wäre, ab und zu ein bisschen Zeitdruck in Kauf zu nehmen. Das ist aber nicht der Hauptgrund. Für Lena sind es die Freundschaften und Verbindungen zu ihren Mannschaftskollegen und Trainern und die Leidenschaft zum Schwimmen, die sie jeden Tag dazu anspornen, ihr Talent unter Beweis zu stellen. Denn das ist letztendlich auch die Hauptsache beim Sport: Spaß und Freude daran zu haben und es als eine Chance zu sehen, nicht als eine Belastung, unter der man im jungen Alter unter Druck steht.

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Der Sport-Tag: Horrorunfall: Zwei Jugendliche bei Rallye von Wagen getötet

Bei einer Rallye in Belgien sind zwei junge Zuschauer von einem der Rennwagen erfasst und getötet worden. Der Wagen war während der Condroz-Huy-Rallye von der Straße abgekommen, wie die Behörden mitteilten. Bei den Todesopfern handelt es sich um ein 16-jähriges Mädchen und einen 18-jährigen Mann. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft wurden mehrere weitere Menschen bei dem Unfall verletzt. Der Veranstalter der Rallye teilte mit, einer der teilnehmenden Fahrer sowie ein weiterer Mensch seien ins Krankenhaus eingeliefert worden. Beide befänden sich jedoch nicht in Lebensgefahr.

Die genauen Ursachen des Unglücks waren zunächst klar. Ein Sprecher der Staatsanwaltschaft sagte der Nachrichtenagentur AFP, nach Aussage eines Experten sei die Straße zum Zeitpunkt des Unfalls aufgrund von Regen rutschig gewesen. Alkoholtests bei dem Fahrer des Unfallwagens sowie beim Beifahrer fielen den Angaben zufolge negativ aus. Die Ermittler untersuchten zudem noch, ob sich die beiden getöteten Teenager möglicherweise in einer Zone aufgehalten hatten, die nicht für Zuschauer zugelassen war.

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Purpose Hostel Guatemala


When you learn, teach, when you get, give.“ Wenn du etwas lernst, lehre es andere Menschen. Wenn du etwas erhältst, gib etwas weiter. So lasst sich der Satz der US-amerikanischen Schriftstellerin, Professorin und Bürgerrechtlerin Maya Angelou übersetzen. Dieses Motto findet sich auf den Stufen des Purpose Hostels in Antigua im mittelamerikanischen Guatemala. Das Hostel bietet den Angestellten einen sicheren Ort, um zu lernen und zu wachsen. Die Belegschaft, die in der Mehrzahl aus Frauen besteht, kann sich durch eine Vielzahl von Kursen weiterbilden. Vielen von ihnen fehlt die klassische Schul- und Ausbildung, teilweise haben sie sogar keinerlei schulische Bildung.

Gegründet wurde es im Frühjahr 2018 von Tatjana Benkert aus Würzburg, die seit zehn Jahren in Guatemala lebt. Ursprünglich wollte sie lediglich Urlaub machen und die Sprache erlernen. Die Idee zu ihrem Hostel erwuchs aus den Erfahrungen, die sie in den Jahren zuvor im Hotel- und Gastgewerbe gesammelt hatte. Die lebensfrohe und sportliche 44-Jährige hat viele Länder bereist. Zur Gründung einer Familie ergab sich bis dahin wenig Gelegenheit. Auch war sie an der Führung mehrerer Hotels beteiligt. Einige davon hat sie auch eigenständig geleitet. Was sie besonders dabei störte: Meist wurde der Profit über die Bedürfnisse der Mitarbeiter und der Gemeinschaft gestellt.

Lohn und Zugang zu neuem Wissen

Genau das wollte sie nicht. Für sie ist es wichtig, immer ein positives Umfeld für ihre Mitarbeiter zu schaffen, das zugleich auch einen Zweck – also den viel zitierten Purpose – und einen Gemeinschaftsaspekt hat. Deshalb hat sie einen sicheren Ort geschaffen, an dem jeder eine Chance bekommen kann: Die Angestellten erhalten eine feste Anstellung mit regelmäßigem Lohn und Zugang zu neuem Wissen und Fähigkeiten durch praktische Kurse. Diese finden beispielsweise in den klassischen Bereichen der Hotellerie, in Kursen für Englisch, Nähen, Ernährung, Finanzen und Betriebswirtschaft statt. In das Team zu investieren und ihnen diesen sicheren Ort zu bieten hat den Effekt, dass es sich in gleicher Weise um die Gäste im Hostel kümmert. „Es ist völlig egal, ob ich hier bin oder nicht. Ich kann mich 100-prozentig darauf verlassen, dass, egal wer hier arbeitet, sich mit größter Sorgfalt um die Gäste kümmert, damit sie sich sicher und geborgen fühlen und ihre Zeit in unserer wunderschönen kleinen Stadt genießen können“, sagt Tatjana Benkert.

Das Hostel leistet auch einen Beitrag zur Inklusion. Vor vier Jahren hat die Leiterin begonnen, taube Menschen einzustellen, die sonst kaum eine Chance haben, eine Anstellung zu erhalten. Bislang waren dies ausschließlich Frauen. Besonders in Mittelamerika, wo Frauen und behinderte Menschen immer noch besonders benachteiligt sind, setzt dieser Ort ein Zeichen. Er macht deutlich, dass gemeinschaftsorientiertes Wirtschaften funktioniert und Profit nicht wichtiger als der Mensch ist.

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Frust, Stress und Einsamkeit: Deutsche Kinder werden immer dicker

Durch Homeschooling, fehlenden Sportunterricht und Frustessen steigt die Zahl von Kindern und Jugendlichen mit Übergewicht während der Pandemie stark an. Jedes sechste Kind ist zu dick. Die besorgniserregende Entwicklung gefährde auch die psychische Gesundheit, warnen Experten.

Die Zahl der Kinder und Jugendlichen mit krankhaftem Übergewicht steigt einer neuen Untersuchung zufolge bundesweit seit Jahren deutlich – besonders während der Corona-Pandemie. Zwischen 2011 und 2021 wuchs die Zahl der von Adipositas betroffenen 6- bis 18-Jährigen um 33,5 Prozent. Bei der Teilgruppe der 15- bis 18-Jährigen erhöhte sie sich sogar um 42,5 Prozent und bei Jungen von 15 bis 18 Jahren gar um 54,5 Prozent. Das geht aus Daten der KKH Kaufmännische Krankenkasse in Hannover hervor.

Nach Angaben von Christine Joisten, Vorstandsmitglied der Arbeitsgemeinschaft Adipositas im Kindesalter, gibt es vor allem in sozialen Brennpunkten einen massiven Anstieg. Die Lockdown-Phasen in der Pandemie hätten die Lage noch verschärft, warnte die Krankenkasse. So sei die Zahl der Adipositas-Fälle allein vom Vor-Corona-Jahr 2019 bis 2021 bei den 6- bis 18-Jährigen um 10,7 Prozent gestiegen, bei 15- bis 18-jährigen Jungen sogar um 18,7 Prozent und bei den gleichaltrigen Mädchen um gut 12 Prozent.

Die KKH hat nach eigenen Angaben rund 1,6 Millionen Versicherte. Adipositas zählt laut KKH zu den häufigsten chronischen Erkrankungen im Kindes- und Jugendalter. Für die Untersuchung erhob die Kasse anonymisierte Daten ihrer Versicherten von 6 bis 18 Jahren mit der entsprechenden Diagnose. 2021 waren im Schnitt 6,0 Prozent der Kinder und Jugendlichen betroffen, 2011 waren es 4,5 Prozent.

Ersatzhandlung: Essen

„Homeschooling mit stundenlangem Sitzen vor dem PC, fehlender Sportunterricht, kaum Treffen mit Freunden, geschlossene Sportstätten – die Pandemie mit all ihren Kontaktbeschränkungen hat das Leben vieler Kinder und Jugendlicher lange Zeit aus dem Lot gebracht und Inaktivität gefördert“, urteilte Aileen Könitz, Ärztin und Expertin für psychiatrische Fragen bei der Krankenkasse. „Das war ein Einfallstor für Ersatzhandlungen, um Frust, Stress und Einsamkeitsgefühle zu kompensieren.“

Mit Ersatzhandlungen spielt Könitz auf den Griff zu Dickmachern wie Softdrinks, Schokolade oder Chips an – oder auf stundenlanges Hocken vor dem Bildschirm. Könitz betonte: „Dieser Trend ist dramatisch, denn im Kindesalter werden die Grundsteine für eine gute Gesundheit im Erwachsenenalter gelegt.“ Sei Übergewicht schon in jungen Jahren extrem, drohten gesundheitliche Folgen wie Bluthochdruck, Diabetes, Fettstoffwechselstörungen oder auch Gelenkverschleiß und geringere Lebenserwartung.

Die Folgen von Adipositas könnten bei Kindern und Jugendlichen aber auch die psychische Balance ins Wanken bringen: „Diskriminierung und Mobbing wegen ihres Körpergewichts gehören für viele von ihnen zum Alltag“, sagte sie. „Ausgrenzung zu erfahren, schwächt nicht nur das Selbstwertgefühl und mindert die Lebensqualität, sondern kann zu psychischen Erkrankungen wie Ängsten oder einer Depression führen.“

Eltern als Vorbild

Dabei sei niemand den Risiken für Fettsucht wie falscher, fett- und kalorienreicher Ernährung, Bewegungsarmut und übermäßiger Nutzung von Fernsehen oder Smartphone hilflos ausgeliefert. Zentral bei der Vorbeugung sei das Vorbild der Eltern. Könitz riet Eltern: „Schaffen Sie bei Ihrem Kind ein Bewusstsein für die Risiken von Übergewicht und die persönliche Verantwortung für die eigene Gesundheit.“ Im Kampf gegen unliebsame Pfunde komme es vor allem darauf an, dass Kinder ihren Lebensstil und ihr Verhalten ändern wollen, motiviert mitarbeiten und psychisch gestärkt werden – was Eltern „viel Kraft, Geduld und Durchhaltevermögen“ abverlange.

Joisten geht dagegen von einem dauerhaften Effekt aus: „Die Welt ändert sich ja nicht“, sagte sie. Zwar habe die Pandemie die Rolle der digitalen Beschäftigung „hochgespült“, aber schon vorher sei die Bewegungszeit von Kindern schlecht gewesen, auch hochkalorische Lebensmittel habe es bereits gegeben. Gleichzeitig beklagte sie den Rückgang bei ambulanten Therapiezentren: „Wir kriegen diese Kinder nicht versorgt.“ Sie forderte, die richtigen Schlüsse aus der Untersuchung zu ziehen und ein einheitliches System der Kostenübernahme einzurichten – bislang könnten Krankenkassen die Kosten übernehmen, müssten es aber nicht.

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Brunni-Hütte Schweiz

Brunni-Hütte Schweiz

Es ist halb fünf Uhr in der Früh. Die 20-jährige Livia Stierli ist bereits wach und klettert eine steile, hölzerne Treppe hinunter. Seit Juni vergangenen Jahres arbeitet sie als Chefköchin in der Brunni-Hütte, einer Hütte des Schweizerischen Alpen-Clubs in Engelberg im Kanton Obwalden mit eigener Sesselbahn-Station. Berggänger können hier nach einer strengen Wanderung übernachten oder im Restaurant etwas essen. Livia trägt eine weiße Kochbluse, schwarze Hosen und Stahlkappenschuhe. Um ihre Hüfte ist eine Kochschürze gebunden und über den Bund ein weißes Tuch gehängt. Ihre braunen Haare sind zu zwei streng anliegenden Zöpfen geflochten. Sie betritt die kleine Küche. Als Erstes muss sie den Holzofen aufheizen. Diesen wird sie später brauchen, um die Suppen zu kochen. „Um sieben Uhr werden schon die ersten Gäste kommen“, sagt sie und nimmt einen Stapel Teller in die Hände. Sie geht zu den Tischen und legt neben jeden Teller ein Messer und einen kleinen Löffel und stellt ein großes Glas auf die linke Ecke des roten, papierenen Tischsets.

Andere Restaurants waren geschlossen

Draußen tauchen die ersten Sonnenstrahlen hinter den Bergen auf. Durch die Fenster sieht man auf eine große Terrasse mit Holzbänken und Tischen. Livia bleibt kurz stehen und genießt die Aussicht auf einen kleinen See, der von einer grünen Wiese umgeben ist, bevor sie wieder in die Küche muss und der strenge Alltag beginnt. „Mir war von Anfang an klar, dass man als Köchin früh aufstehen muss. Das macht mir aber nichts aus“, sagt die junge Frau, die auf einem Bauernhof aufgewachsen ist. Vor zwei Jahren schloss sie ihre Ausbildung im Spital Wetzikon im Kanton Zürich ab. In einer Berghütte zu arbeiten war nicht immer ihr Plan. Jedoch gab es für sie wegen Corona fast keine andere Möglichkeit. Denn alle Restaurants waren geschlossen. Da Berghütten aber wie ein Hotel angesehen werden, durften diese offen bleiben. Nach Recherchen im Internet stieß Livia auf die Brunni-Hütte. Das Team konnte sie durch einen Auftritt im Fernsehen schon etwas kennenlernen. „Sie haben alle sehr sympathisch auf mich gewirkt. Deshalb war mir direkt klar, dass ich die Stelle annehmen werde“, sagt sie.

„Stress in der Küche ist normal“

Das Team besteht aus sieben Mitarbeitern. Livia und ihr Küchengehilfe arbeiten in der warmen Küche. Sie bereiten also jeden Tag die Menüs vor. Die anderen sind entweder im Service tätig oder für das Herrichten der Zimmer zuständig. Da sie nur zu zweit in der Küche sind, kann es manchmal etwas stressig werden. „Aber Stress in der Küche ist normal. Ich habe mich schon daran gewöhnt“, erklärt sie. Nachdem die Gäste gefrühstückt haben, muss Livia die Älplermagronen zubereiten. Das ist ein Schweizer Gericht bestehend aus Nudeln, Rahm, Kartoffeln und Speck. „Weil es mein Lieblingsgericht ist, koche ich es auch am liebsten“, sagt sie und lacht. Jeden Tag gibt es zudem ein anderes Menü, das Livia im Voraus planen muss. Dieses setzt sich immer aus Fleisch, einer Beilage und Gemüse zusammen. Bei der Wahl ist Livia völlig frei, und das gefällt ihr sehr: „Ich darf hier sehr selbständig sein, und die Ideen gehen mir nie aus.“

Zu Beginn war dies aber eine große Herausforderung, und sie war oft überfordert. Während ihrer Lehre schaute ihr immer jemand über die Schultern. Plötzlich ist es nun ihre Aufgabe, den andern auf die Finger zu schauen. Ihr Küchengehilfe ist nämlich nicht zum Koch ausgebildet, weshalb sie immer gut aufpassen muss, dass er alles richtig macht. Nach einer Woche Zusammenarbeit waren die beiden aber schon ein eingespieltes Team. „Es muss einfach funktionieren“, sagt sie, froh, eine helfende Hand zu haben. Um 15 Uhr, wenn alle Gäste gegessen haben, beginnt sie mit dem Putzen. Oft nutzt sie die Zeit auch, um Bestellungen zu machen. Als Küchenchefin ist die Planung das A und O. „Ich habe auch schon vergessen, etwas zu bestellen. Zum Beispiel Gemüse.“ Auf die Frage, was sie dann machte, lacht sie und sagt: „Improvisieren. Aber mittlerweile kommt das nicht mehr vor.“

Um 16.30 Uhr mit der Bergbahn ins Dorf

Am Donnerstag und Freitag bleibt Livia jeweils in der Hütte und kocht das Abendessen für die Gäste. „Dann muss ich jeweils bis um 23 Uhr arbeiten. Das ist schon anstrengend“, berichtet sie nachdenklich. An den restlichen Tagen fährt sie um 16.30 Uhr mit der letzten Bergbahn ins Dorf. Sie wohnt dort bei ihrer Chefin. An diesen freien Abenden bereitet der Küchengehilfe die Gerichte zu, die Livia bereits für ihn vorgekocht hat.

An ihren freien Tagen geht sie oft im Gebiet wandern. „Am Anfang hat es viel geregnet, wenn ich freihatte, und wenn ich arbeiten musste, war es immer schön“, sagt sie und schmunzelt. „Das hat mich dann schon genervt.“ Meistens reist sie aber nach Hause ins Tösstal im Kanton Zürich. Die Zugfahrt dauert bis zu drei Stunden. Aber Livia stört das nicht: „Auf der Alp ist es so schön, da lohnt es sich, diesen weiten Weg zu machen.“ Solche Erfahrungen zu machen, empfiehlt Livia jedem weiter: „Ich habe viele neue Leute kennengelernt. Und ich plane, nach dieser Saison etwas Ähnliches zu machen. Ich werde im Kanton Glarus in einem Hotel arbeiten.“

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Verlag kürt Jahressieger: Die Jugend von heute sagt „Smash“

Ein großer Wörterbuch-Verlag lässt per Online-Voting jedes Jahr das beliebteste Jugendwort ermitteln. In diesem Jahr schafft es der Begriff „Smash“ auf den ersten Platz. Anders als frühere Sieger-Wörter ist „Smash“ – oder auch „smashen“ – tatsächlich unter jungen Menschen geläufig.

„Smash“ ist das Jugendwort des Jahres. Der bereits seit Längerem bekannte Begriff stammt wie so viele andere Wörter der Jugendsprache aus dem Englischen. Er wird vor allem als Verb („smashen“) benutzt und bedeutet so viel wie „mit jemandem etwas anfangen“, „jemanden abschleppen“ oder auch „mit jemandem Sex haben“.

Das Objekt der Begierde kann auch ein „Smash“ sein, mit dem man ein kleines „Smash“ (Stelldichein) hat. Auf Englisch wird das Wort hingegen im Sinne von „zerschlagen“, „zerschmettern“ oder auch „zerbrechen“ genutzt. „Smash“ setzte sich bei einem Voting des Langenscheidt-Verlags mit 43 Prozent der Stimmen klar durch, wie das Unternehmen mitteilte. Jugendliche hatten zuvor in mehreren Runden über ihr Lieblingswort abgestimmt.

Entwickelt hat sich der diesjährige Gewinner aus dem Datingspiel „Smash oder Pass“. Dabei werden potenzielle Partner entweder als „Smash“ angenommen oder als „Pass“ abgelehnt. Als Nutzer der Dating-App Tinder würde man also bei einem Smash nach rechts wischen, bei „Pass“ nach links.

Frühere Sieger waren oft „cringe“

Auf dem zweiten Platz folgt „bodenlos“ (mies, unglaublich schlecht) mit 33 Prozent, an dritter Stelle liegt „Macher“, also die Bezeichnung für jemanden, der Dinge ohne Zögern umsetzt (24 Prozent), der etwas anpackt. Seit 2008 veröffentlicht Langenscheidt das Jugendwort des Jahres – damals siegte „Gammelfleischparty“ (Ü-30-Party). Allerdings wurde die Auswahl in der Vergangenheit auch oft als Werbeaktion des Verlages kritisiert.

Bei der Wahl können nach Angaben von Sandra Spier, Pressesprecherin des Verlags, theoretisch alle Altersgruppen abstimmen, gewertet werden seit 2020 aber nur die Stimmen der Jugendlichen. Seitdem erzeugt die Auswahl des Jugendwortes auch deutlich weniger Stirnrunzeln als dies bei früheren Gewinnerwörtern wie „Niveaulimbo“, „Smombie“ und „tinderjährig“ der Fall war.

Insgesamt lag die Zahl der abgegebenen Stimmen nach Angaben Spiers in diesem Jahr „im hohen sechsstelligen Bereich“. Die relevante Quote der Teilnehmerinnen und Teilnehmer im Alter zwischen 10 und 20 Jahren lag laut Verlag bei 77 Prozent. Im vergangenen Jahr stimmten rund 1,2 Millionen Menschen ab. Der damalige Sieger war „cringe“ – das Fremdschämen. Diskriminierende und beleidigende Begriffe jedweder Art werden vom Verlag gelöscht.

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