Kategorie -Jugendliche

Curling für Gehörlose


Im Restaurant der Eisbahn in Baden im Kanton Aargau gibt eine große Glasscheibe den Blick auf die Eisfläche frei. Neun Spieler sitzen hier und unterhalten sich angeregt. Es ist jedoch still bis auf das Surren des Kühlschranks. Gesprochen wird mit den Händen, zwischendurch wird aufgelacht. Sie bilden die einzigen zwei Curling-Teams, ein Frauen- und ein Männerteam, mit Hörbehinderung in der Schweiz. Der hörende Trainer, Bastian Wyss, und die Gebärdensprachübersetzerin stoßen hinzu. Spieler Ruedi Graf organisiert das Training. Wyss erklärt die erste Übung zum Aufwärmen. Die Dolmetscherin übersetzt die Aufgabe für die Spieler gleichzeitig mit ihren Händen. Im Curling versuchen zwei Mannschaften zu je vier Spielern ihre Steine möglichst nahe an den Mittelpunkt eines Zielkreises zu stoßen. Dies geschieht abwechselnd, das andere Team bespricht in dieser Zeit seine Taktik. Es werden acht Runden gespielt, wobei jedes Team acht Steine stoßen kann. Der Spieler, der den Stein gestoßen hat, schätzt die Geschwindigkeit und die Entfernung ein, die der Stein hat. Um diese zu verlängern, wischen zwei weitere Spieler den Weg davor mit einem Besen. Der hat einen Stiel aus Karbon, der Wischkopf ist mit weichem Material gefüllt und rauem Stoff überzogen.

Ob und wie lange gewischt werden soll

Durch Zurufe wird kommuniziert, ob und wie lange gewischt werden soll. Im Gehörlosen-Curling funktioniert dies nicht, weswegen die Curler Zeichen erfunden haben: Mit der Hand auf und ab zu wedeln bedeutet Wischen, die Arme waagrecht und seitlich vom Körper zu schlagen bedeutet aufhören. Blickkontakt ist essenziell, und dadurch verzögert sich das Spiel. Der Nachteil macht sich aber an Turnieren gegen Hörende wieder wett: Bei Wettkämpfen kann es laut werden, alle rufen durcheinander, die Zeichen verdeckt aber niemand. „Hörende haben ein paar von unseren Zeichen adaptiert, um sich nicht misszuverstehen“, sagt Wyss. Um einen Stein nach vorne zu befördern, wird er mit einer Hand gehalten, mit der anderen stützt sich der Spieler mit dem Besen ab. Mit einem Bein stößt man ab und rutscht auf einem Fuß auf dem Eis. Dies ist für Gehörlose schwer, um die Balance zu halten. Die Zentrale des Gleichgewichtssinns ist Teil des Ohrs. „Die Leute, die von Geburt an gehörlos sind, können es besser, ich musste sehr viel üben“, sagt der Sportler, er wurde mit vier Jahren gehörlos.

Erfahrung zählt hier zählt ganz besonders

Nicht nur körperlich ist die Wintersportart anstrengend, sondern auch mental fordernd und wird „Schach auf dem Eis“ genannt. Es gibt verschiedene Arten, seine Steine zu spielen. Bei einer offensiven Taktik werden Steine vor die Zielscheibe, das House, gestellt. Diese Steine heißen Guard, weil sie die anderen Steine im Haus verdecken und sie schwerer anzuspielen sind. Die defensive Taktik ist das Gegenteil. Die Steine werden einfach im House platziert. Über Squash, Leichtathletik und Volleyball ist Graf zum Curling gekommen. „In der Leichtathletik verbessert man sich irgendwann nicht mehr, aber im Curling zählt die Erfahrung.“ Und diese hat das Männerteam, das ein Durchschnittsalter von 49 Jahren aufweist. An den Curling-Weltmeisterschaften in Kanada gewann es 2009 Silber und 2013 Bronze in der Schweiz. Das Frauenteam spielt seit 2020 miteinander. „Die Gehörlosenwelt ist klein, wir kennen uns alle von der Schule oder Berufsschule“, sagt Franziska Gass. Sie hat vorher Volleyball gespielt, Spielerin Monika Häberlin fährt gerne Ski.

Feedbackrunde mit Dolmetscherin

Einmal im Monat treffen sich die Curler. Da sie aus der ganzen Schweiz kommen, trainieren sie unter der Woche im Curling-Verein im eigenen Kanton. Die Trainingswochenenden sind intensiv. „Wir haben klare Ambitionen, wir möchten international konkurrenzfähig sein und an Weltmeisterschaften teilnehmen“, sagt Graf. Die Frauen möchten nächstes Jahr an den Deaflympics teilnehmen, den Olympischen Spielen für Hörbehinderte. Durch Corona entfielen Trainings, mit den Masken zu kommunizieren ist schwierig. In der Gebärdensprache sind die Mimik und das Mitbewegen der Lippen von großer Bedeutung. Das Training ist zu Ende, die Spieler diskutieren über die Dolmetscherin mit dem Trainer in einer Feedback-Runde. Wyss besucht einen Gebärdensprachkurs. „Mit den Hörenden ist es schwierig, Anschluss zu finden“, sagt Monika Häberlin. „Dem Gespräch zu folgen ist sehr schwierig für uns, und wir haben einen anderen Humor, weshalb wir uns untereinander wohler fühlen.“

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Beamten-Angriffe zu Silvester: Giffey plant Gipfel gegen Jugendgewalt

Mehr als 140 Jugendliche und junge Erwachsene attackieren in der Silvesternacht in Berlin Polizisten und Rettungskräfte. Auch in anderen Städten kommt es zu Krawallen. Berlins Regierungschefin Giffey kündigt daraufhin einen Gipfel gegen Jugendgewalt an.

Nach den Ausschreitungen in der Silvesternacht will Berlins Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey zu einem Gipfel gegen Jugendgewalt einladen. Das kündigte sie im RBB-Inforadio an. Die Einladungen sollen schnellstmöglich rausgehen, bestätigte eine Senatssprecherin. Wann das Treffen stattfinden und wer daran teilnehmen soll, wurde nicht genannt.

Giffey sagte in dem Interview, die Angriffe auf Rettungskräfte, Feuerwehrleute – „diejenigen, die uns helfen und schützen“ – seien unakzeptabel, zu verurteilen und konsequent zu verfolgen. „Es gibt aber keine einfache Antwort. Ein Böllerverbot alleine wird es nicht lösen.“ Sie glaube nicht, dass für sämtliche Böller ein Verbot auf Bundesebene durchsetzbar sein werde.

Aus ihrer Sicht sind mehrere Komponenten notwendig. „Wir haben in vielen Städten in Deutschland diese Lage. Wir müssen einerseits konsequent vorgehen gegen Straftaten, aber andererseits eben auch schauen, was muss in der Integrations-, in der Jugend-, in der Schulsozialarbeit unternommen werden.“

Angesprochen wurde Giffey darauf, dass es nun eine Diskussion über die familiäre Herkunft der Täter gebe und darüber, ob das nun ein Integrationsdefizit sei. Habe diese große Distanz, vielleicht auch Feindschaft den Repräsentanten des deutschen Staates gegenüber etwas mit der Herkunft der Familien zu tun? Giffey antwortete, man habe eine massive Respektlosigkeit gesehen, eine massive Zerstörungswut und auch teilweise eine Verachtung gegenüber Staatsvertretern.

Sie habe mit den Einsatzkräften der Polizei in Neukölln gesprochen und gefragt, was der Grund sei und wie das komme. „Und die haben mir berichtet, dass auch die sozialen Medien eine große Rolle spielen. Dass eben sich gegenseitig angestachelt wird auf Tiktok.“ Dass diese eine Nacht die Nacht sei, die für manch andere der 1. Mai sei, wo man mal die Sau rauslassen und zeigen könne, dass man der Stärkere sei mithilfe von Schreckschusswaffen und Böllern und so weiter.

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Patientenfragen Uni Göttingen


Hinter jeder Beschwerde steckt eine Chance. Davon ist Corinna Böker fest überzeugt. Die Mitarbeiterin des Meinungs- und Beschwerdemanagements der Universitätsmedizin Göttingen, kurz UMG, hat ihr Büro am Haupteingang des Universitätsklinikums. Es ist bereits von Weitem gut sichtbar. Die helle grüne Farbe und die offene Tür laden zum Eintreten ein, die Atmosphäre innen ist freundlich und angenehm. Das Büro vermittelt den Eindruck, hier willkommen zu sein. Corinna Böker kümmert sich gemeinsam mit ihrer Kollegin um die Bearbeitung von Rückmeldungen zu Lob, Kritik und Anregungen, die von Patienten und deren Angehörigen, von zuweisenden Stellen, Kostenträgern und Mitarbeitenden geäußert werden. Die beiden Mitarbeiterinnen sind gelernte Krankenschwester beziehungsweise Kinderkrankenschwester. Heute ist dieser Begriff nicht mehr üblich, erklärt Corinna Böker, die Bezeichnung lautet jetzt „Gesundheits- und Krankenpflegerin“. Durch Fortbildungen haben sich die Frauen stetig weitergebildet und sind nun Mitarbeiterinnen der Stabsstelle „Qualitäts- und klinisches Risikomanagement der Universitätsmedizin Göttingen“. Das „Zentrale Meinungs- und Beschwerdemanagement“, wie es offiziell lautet, ist ein Teil dieser Stabsstelle. Alle Krankenhäuser in Deutschland sind verpflichtet, ein solches patientenorientiertes Beschwerdemanagement vorzuhalten.

Die Rückmeldungen der „Beschwerdeführenden“ können auf verschiedene Weise übermittelt werden. Ob durch ein persönliches Gespräch, per E-Mail, durch die Post, über das Telefon oder das Kontaktformular auf der Website der UMG – jede Äußerung wird ernst genommen und bearbeitet. Den Meldenden erreicht dann innerhalb von drei Tagen eine schriftliche oder mündliche Empfangsbestätigung. Nachdem durch die Mitarbeiterinnen eine Klärung und das Einholen von Stellungnahmen der Bereichsleitungen erfolgt ist, erhält der Beschwerdeführende eine schriftliche oder mündliche Mitteilung über das Ergebnis.

Beschwerden und positive Rückmeldungen

Die Beschwerden reichen von Kommunikationsproblemen und organisatorischen Hürden bis hin zu Behandlungsfehlervorwürfen. Zu Beginn der Pandemie im März 2020 gab es zusätzliche Unsicherheiten, und die Patienten und Angehörigen hatten viele Fragen: „Wie erfolgt der Einlass? Darf ich meine Angehörigen besuchen? Warum dauert das hier alles so lange? Wie kann ich meinem Vater seine Wäsche bringen? Meiner Mutter geht es sehr schlecht. Wie komme ich an Informationen über ihren Zustand?“, oder auch: „Ich bin von der Maskenpflicht befreit. Wieso wird das nicht akzeptiert?“ Durch verbesserte Ablaufstrukturen, einen guten Informationsfluss zwischen den Mitarbeitenden im Haus und wachsende Erfahrung habe sich diese Situation inzwischen entspannt. Aber es kommt nicht nur zu Beschwerden; auch Anregungen und positive Rückmeldungen werden abgegeben. So gab eine Patientin die Anregung, den Lieferanten für Plastiklöffel zu wechseln, da sie sich mit den Löffeln in die Zunge geschnitten hatte. Diese Information sei bearbeitet und von den zuständigen Mitarbeitenden geprüft worden, erklärte Corinna Böker.

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Verstörende Hollywood-Erfahrung: Bella Thorne wurde schon als Kind sexualisiert

Bereits als Zehnjährige musste sich Schauspielerin Bella Thorne sexuell anrüchige Kommentare anhören. Keine Seltenheit in Hollywood, sagt auch Model Emily Ratajkowski und berichtet von einer Erfahrung aus ihrer Jugend.

US-Model Emily Ratajkowski und Schauspielerin Bella Thorne haben offen über die Sexualisierung von Kindern in Hollywood gesprochen. Thorne erzählte in Ratajkowskis „High Low“-Podcast von einer verstörenden Rückmeldung, die sie nach einem Vorsprechen als Zehnjährige erhalten habe. „Der Besetzungschef rief meinen Agenten an und der Agent meine Mutter und sie meinten: ‚Sie wird nicht weiterkommen, weil der Besetzer sich von ihr angeflirtet und dadurch sehr unwohl gefühlt hat'“, so Thorne.

Bis heute denke sie jeden Tag an diesen Moment und beginne dann auch schnell, bei ihrem zehnjährigen Selbst Schuld zu suchen. „Und jedes Mal sage ich mir: ‚Bella, hör auf damit.‘ Sogar dieser Gedanke gerade wird zum Teil des Problems. Es macht mich verrückt.“ Dass der Besetzungschef auf diese Weise auf ein Kind reagiert habe, sei „wahnsinnig“, betonte Thorne. „Warum, warum würdest du je so etwas denken?“

„Wenn du eine abgefucktere Geschichte über Hollywood und Pädophilie brauchst – ich glaub, es gibt keine“, urteilte Ratajkowski. Sie selbst erzählte, wie ein Model-Agent ihr mit 16 Jahren gesagt hatte, dass man ihrem Gesicht ansehe, dass sie Sex habe. „Rückblickend war es so abgefuckt, dass die so etwas zu einem 16-jährigen Mädchen gesagt haben“, stellte sie fest. Sie wertete das als Zeichen „unserer seltsamen Fetischisierung minderjähriger Mädchen“.

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Palliativstation, Stuttgart


Ein typischer weißer Krankenhausflur im zweiten Stockwerk des Diakonie-Klinikums Stuttgart. Doch wenn man weitergeht, wird die Atmosphäre plötzlich anders. Bilder hängen an den Wänden, Papierblumen schmücken die Fenster, die Bettwäsche ist nicht klinisch weiß. Hier ist vieles sehr farbenfroh. Bei der Anmeldung als Patient für diese Station bekommt man einen auffällig grünen Papierbogen ausgehändigt. Auf ihm kann man außer den normalerweise gefragten Angaben zu den persönlichen Daten auch Hobbys und Angaben zum eigenen Umfeld machen. Ein breiter blauer Strich auf dem Boden des Krankenhausflurs erklärt, wieso das so ist: „Palliativstation“ steht dort. Die Station wurde im November 2011 mit den ersten vier Zimmern eingerichtet. Heute hat sie acht Zimmer mit zehn Betten. Die Patienten hier können von ihrer Krankheit nicht mehr geheilt werden. Viele sind Tumorpatienten. Obwohl sie unheilbar krank sind, sterben sie nicht zwingend auf der Palliativstation. Einige gehen nach Hause, sie wollen in ihr gewohntes Umfeld. Auf der Station bekommen sie Schmerzmittel oder Chemotherapien. Alle Therapien hier sind zum Lindern von Beschwerden da – nicht mehr zum Heilen. Die Lebensqualität der Patienten soll verbessert und möglichst lange erhalten werden.

Das bekommen, was guttut

„Manche Patienten kommen immer wieder für ein paar Tage über mehrere Jahre hinweg für bestimmte Behandlungen auf die Palliativstation“, erzählt die Krankenschwester Waltraud Schühle. „Die begleiten wir dann über eine sehr lange Zeit, und es wächst eine Beziehung.“ Aber das Verhalten der Patienten ist unterschiedlich. Manche wollen einfach ihre Ruhe, manche wollen sogar ihre Familie nicht mehr sehen. Andere sind fröhlich und lachen viel. Ihnen merkt man ihre schwere Erkrankung unter Umständen gar nicht an. „Das hängt oft von der Trauerphase ab, in der sich die Menschen befinden“, sagt der pflegerische Bereichsleiter und Mitgründer der Palliativstation Martin Löw. Aber das ist hier so in Ordnung. Jeder soll die Unterstützung bekommen, die ihm guttut.

An jedem Wochentag werden die Patienten vom gesamten Team, das aus Ärzten, Pflegepersonal, Sozialarbeitern, Psychoonkologen, Seelsorgern und Krankengymnasten besteht, durchgesprochen. Donnerstags gibt es sogar eine große Besprechung. Die Fortschritte und Therapien werden diskutiert. Für alle mit der Pflege und Sorge befassten Menschen ist es schön mit anzusehen, wenn die Menschen keine Schmerzen mehr haben oder im Rollstuhl in den Garten gefahren werden können. Wenn ein Patient entlassen werden soll, wird der Mensch in seiner häuslichen Situation betrachtet, nicht nur aus ärztlicher Sicht. Eine Sozialarbeiterin spricht mit jedem Patienten. Es geht um finanzielle Aspekte, möglicherweise den Antrag einer Pflegestufe bei der Krankenkasse oder eine Rehabilitation. Bei pflegebedürftigen Menschen wird die Sozialstation oder die spezialisierte ambulante Palliativversorgung (SAPV) eingeschaltet. Waltraud Schühle gefällt das Arbeiten im multiprofessionellen Team. „So kann man den Patienten aus verschiedenen Perspektiven betrachten und ihm helfen. Das bereichert.“

Selbst gemachtes Eis von jungen Helfern

Die Angehörigen auf der Palliativstation werden in die Behandlung einbezogen, wenn der Patient es möchte. Die Therapien allein bestimmen aber nicht die Arbeit hier. Das Team nimmt sich Zeit für die Patienten, spricht mit ihnen. Eine Ausnahme im sonst so stressigen Krankenhausalltag. Doch hier auf der Palliativstation möchte man sich mit den Patienten unterhalten, für sie da sein, dann, wenn sie es brauchen, und nicht nur dann, wenn irgendwann einmal Zeit übrig ist. Schwester Waltraud spielt manchmal auf dem Klavier in der Ecke. Da verschwimmen dann private und professionelle Talente der Menschen, die hier arbeiten. Das Team arbeitet aber nicht nur für die seelische Unterstützung der Patienten. Auch handfeste Pflege wird hier geleistet, manchmal in überraschender Form: Die Absolventen eines Freiwilligen Sozialen Jahrs machen selbst gemachtes Wassereis für die Patienten. Gegen Ende des Lebens essen die meisten Menschen weniger, irgendwann oft nur noch Flüssiges, dann häufig gar nichts mehr. Da erfrischt das Eis die trockenen Schleimhäute und beugt weiteren Beschwerden vor. Einfallsreich ist man hier, Pflege ist keine Fließbandarbeit. Im Flur fällt der Blick auf einen kleinen Altar. Auf diesem wird eine Kerze angezündet, wenn ein Patient gestorben ist. Auch bei der Donnerstagsbesprechung brennt dann eine Kerze, und es wird an diesen Menschen gedacht. Jeder aus dem Team kann dann etwas sagen, zum Beispiel, was er mit dem Patienten erlebt hat, was diesen Menschen aus seiner Sicht ausgemacht hat. Dem Abschiednehmen wird überhaupt viel Raum gegeben. So dürfen die Angehörigen sich in Ruhe verabschieden. Ihnen wird so viel Zeit gelassen, wie sie brauchen. Der Verstorbene bleibt dafür länger hier als in normalen Stationen, wo das Bett meist schnell wieder belegt werden muss. Oft gibt es auch eine Aussegnung der Toten, an der Angehörige und das Personal teilnehmen können.

Trotz der vielen belastenden Situationen vermittelt die Palliativstation des Diakonie-Klinikums Stuttgart keine gedrückte oder traurige Stimmung. Eher die Atmosphäre eines ruhigen, stillen Zuhauses. Während unseres Besuchs hört man mehrmals, dass hier auch herzhaft gelacht wird. Martin Löw sagt, dass man genau das braucht, um hier zu arbeiten, „Freude am Leben“.

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Der Tag: Befragung: Jugendliche greifen wieder häufiger zur Kippe

Etwas aus der Kategorie „Trends, die niemand braucht“: In Deutschland greifen wieder mehr Jugendliche zur Kippe. Einer Befragung zufolge stieg der Anteil der Raucherinnen und Rauchern bei den 14- bis 17-Jährigen 2022 auf mehr als 15 Prozent an. Das geht aus neuen Zahlen der regelmäßig durchgeführten Deutschen Befragung zum Rauchverhalten (Debra) hervor. Der Schnitt der sechs Vorjahre hatte gut zehn Prozent betragen. 2021 waren es demnach noch 8,7 Prozent gewesen. Bei den jungen Erwachsenen zwischen 18 und 24 Jahren stieg der Anteil von 36,1 auf 40,8 Prozent an. Zuvor hatte „Spiegel Online“ darüber berichtet.

Was also tun? Möglichkeiten gäbe es, etwa ein Verbot von Tabakwerbung im Kino. Bei der Prävention hängt Deutschland deutlich hinter den skandinavischen Ländern, Großbritannien oder den Niederlanden hinterher. Das räumte auch Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach gegenüber „Spiegel Online“ ein. „Wir haben keine Einheitsverpackungen, an Verkaufsorten sind Zigarettenschachteln und Werbung noch überall zu sehen und im Kino ist Tabakwerbung noch immer erlaubt. Umso mehr müssen wir auf den Jugendschutz achten„, sagte der SPD-Politiker.

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„Freiwilliges Ordensjahr“: Nach dem Abi ins Kloster

Nach der Schule zieht es viele junge Menschen in die Welt. Peter Roberg zieht sich hingegen in die Abgeschiedenheit eines Klosters zurück. Der 18-Jährige absolviert ein „Freiwilliges Ordensjahr“.

Im Schatten der barocken Klosterkirche kniet Peter Roberg. Mit einem feinen Pinsel malt der 18-Jährige auf dem Klosterfriedhof die Inschrift auf einem Grabsteine mit weißer Farbe nach. Seit Anfang Oktober lebt und arbeitet der junge Mann gemeinsam mit acht Franziskanerbrüdern im Kloster.

Im Zimmer mit Schreibtisch, Bett und Schrank erinnern ein großes Holzkreuz und ein Marienbildnis neben der Badtür an das Kloster. „Mein Zimmer ist doppelt so groß wie im Internat. Nur das mit dem WLAN ist hier manchmal ein bisschen nervig, das funktioniert nicht immer“, sagt Roberg. Und was stört ihn noch? „Manchmal das frühe Aufstehen.“

Roberg ist aktuell einer von sieben Teilnehmern, die in deutschen Klöstern ein „Freiwilliges Ordensjahr“ absolvieren. Seit Sommer 2019 existiert das von der Deutschen Ordensobernkonferenz (DOK), der Vertretung der römisch-katholischen Ordensgemeinschaften, initiierte Projekt. Interessierte zwischen 18 und 75 Jahren können zwischen drei und zwölf Monate lang in einer von rund 50 teilnehmenden Klöstern und Ordensgemeinschaften beten, arbeiten und leben. Seit der Einführung haben 51 Menschen ein Ordensjahr absolviert, erklärt die Koordinatorin des Projektes, Maria Stadler.

„Laufbursche für alles“

„Ich möchte ein bisschen mehr zu mir selbst finden, meine religiöse Seite ausbauen und vielleicht auch meinen Weg für die Zukunft finden“, erklärt Roberg. Sein Ordensjahr im Kloster Frauenberg in Fulda kombiniert er mit einem Bundesfreiwilligendienst bei der Bürgerstiftung „Antonius“, die auf dem Frauenberg seit 2016 ein inklusives Ausbildungs- und Arbeitsprojekt umsetzt und das Tagungs- und Gästehaus im Kloster führt. Dafür erhält er ein Taschengeld von monatlich 420 Euro.

„Ich bin im Tagungshaus ein bisschen Laufbursche für alles.“ Roberg deckt Tische für Tagungen ein, hilft mittags bei der Essensausgabe oder schaut in den Gästezimmern nach dem Rechten. Daneben übernimmt er Arztfahrten für die Brüder und hilft im Haushalt des Klosters. „Er soll unser Leben so erleben, wie es ist und eine Innensicht von der Gemeinschaft bekommen“, sagt Pater Cornelius Bohl, der dem Kloster in Fulda als „Guardian“ vorsteht.

„Ordensleben wird ja allmählich exotisch. Viele wissen kaum etwas über Klöster oder wundern sich sogar, dass sie überhaupt noch existieren. Ich sehe bei dem Gesamtprojekt die Chance, dass Klöster und Ordensleute sich öffnen und interessierten Menschen das Leben kennenlernen“, erklärt Bohl.

Mindestens Vater oder Opa

Gemeinsam mit den Brüdern startet Roberg seinen Tag um 7 Uhr mit der Laudes, dem Morgengebet. Nach einem gemeinsamen Frühstück mit der Hausgemeinschaft beginnt um 8 Uhr sein Dienst im Tagungshaus. Nach Feierabend kommt er um 18 Uhr wieder mit den Brüdern zum Vesper, dem Abendlob, und dem Abendessen zusammen. Danach folgen oft Gespräche über Gott und die Welt.

„Die Brüder sind allem sehr offen gegenüber“, sagt Roberg. Bei manchen Themen merke er aber den Altersunterschied. „Wir sind jetzt kein vergreister Konvent, aber wir Brüder könnten mindestens Vater oder Opa von Peter sein“, sagt Pater Bohl. Auch deshalb seien Freiräume für Roberg wichtig. „Grundsätzlich ist er bei allem dabei, was unser Leben ausmacht, aber wir erwarten nicht, dass er bei jedem Gebet und jeder Messe dabei ist.“

Seine Freizeit verbringt Roberg daher auch außerhalb der Klostermauern, spielt Posaune im örtlichen Musikverein. Auch Familie und Freunde kommen regelmäßig zu Besuch. „Über meine Entscheidung für das Kloster waren alle überrascht, weil das in meinem Alter schon ungewöhnlich ist. Aber sie finden es cool“, sagt der in Kempen am Niederrhein geborene Roberg.

Vom Ordensjahr erfuhr Roberg über seinen Religionslehrer. „Ich bin katholisch geprägt aufgewachsen und bin schon mehr oder weniger religiös. An meiner Schule konnte ich das aber nicht so gut ausleben“, sagt Roberg, der zur 6. Klasse auf ein Internat ins sächsische Meißen wechselte.

Schon Bruder Peter

Auf das Kloster in Fulda kam Roberg, da ihm die Bilder im Internet am besten gefielen. „Für ein Probewohnen habe ich dann meine Winterferien im Februar hier verbracht und mich auf das Abitur vorbereitet.“ Danach stand seine Entscheidung für das Ordensjahr auf dem Frauenberg, wo er im Oktober ein möbliertes Zimmer unter dem Dach bezogen hat.

Anders als die acht Franziskanerbrüder, die durch ihre braune Kutte mit weißer Kordel zu erkennen sind, trägt Roberg im Kloster seine alltägliche Kleidung. Integriert fühlt er sich trotzdem. „Ich erlebe ein großes Gemeinschaftsgefühl. Die Brüder reden mich zum Teil schon mit Bruder Peter an.“

Auch für die Franziskanerbrüder ist er eine Bereicherung. „Unsere Ordensgemeinschaft belebt es, wenn jemand mit einer Außensicht zu uns kommt“, sagt sein Betreuer Bohl. Eine Verpflichtung soll die Zeit im Kloster aber nicht sein. „Das Ordensjahr soll nicht für Nachwuchswerbung instrumentalisiert werden. Es soll nicht das Gefühl erweckt werden, dass wir Hoffnung und Erwartungen an Peter haben, dass er hier mal eintritt“, erklärt Pater Bohl.

Für Roberg ist das nach zwei Monaten aber nicht ausgeschlossen. „Ich kann mir vorstellen, im Kloster zu leben“, sagt der 18-Jährige. Denkbar sei aber zunächst auch erst ein Studium in klassischer Archäologie, Philosophie oder Theologie. „Die andere Option wäre eine eigene Familie. Für mich ist es schon ein menschliches Bedürfnis, dass man auch Nähe zu anderen Menschen sucht. Da stellt sich mir schon die Frage mit dem körperlichen Kontakt.“

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„Mehr Gehör verschaffen“: Familienministerin Paus will Wahlrecht ab 16

Bundestagspräsidentin Bärbel Bas hat das Thema auf den Tisch gebracht, nun legt Familienministerin Lisa Paus nach: Junge Menschen in Deutschland sollen künftig schon ab 16 Jahren über den Bundestag abstimmen dürfen. Die Belange der Jüngeren müssen „von Anfang an mitgedacht werden“, sagt die Ministerin.

Bundesfamilienministerin Lisa Paus hat sich für ein Wahlalter von 16 Jahren bei Bundestagswahlen ausgesprochen. „Das Wahlalter sollte auch bei der Bundestagswahl auf 16 gesenkt werden, auch damit die Belange und Bedürfnisse der jungen Generation grundsätzlich beachtet und bei politischen Entscheidungen von Anfang an mitgedacht werden“, sagte Paus der Funke Mediengruppe.

„Das Wahlalter 16 bei der Europawahl ist ein wichtiges Signal, aber wir sollten da nicht stehen bleiben“, sagte sie. Paus sagte, Corona und der Ukraine-Krieg hätten bei Kindern und Jugendlichen besonders starke Spuren hinterlassen. „Wir beobachten eine Zunahme von Essstörungen, Depressionen und anderen psychischen Erkrankungen.“ Kinder und Jugendliche hätten sich in der Pandemie sehr solidarisch gezeigt mit Eltern und Großeltern – und seien mit den Folgen allzu oft alleine gelassen worden. „Sie haben den Eindruck, dass sich die Gesellschaft für ihre Situation nicht wirklich interessiert“, sagte Paus. „Daher will ich jungen Menschen dringend mehr Gehör verschaffen.“

Bundestagspräsidentin Bärbel Bas hatte erst vor wenigen Tagen dafür geworben, das Wahlalter von 18 auf 16 Jahre zu senken – so wie dies bereits bei vielen Kommunal- und Landtagswahlen und der Europawahl der Fall ist. Dass für den Bundestag weiter das Wahlalter 18 gilt, sei unverständlich, sagte Bas. Die Wahrscheinlichkeit, dass jemand später zur Wahl gehe, wachse, wenn er bereits im jüngeren Alter während der Schulzeit wählen durfte. Das zeigten Studien.

Im November hatte der Bundestag eine Absenkung des Mindestwahlalters bei Europawahlen von 18 auf 16 Jahre beschlossen. Die Neuregelung soll erstmals bei der für Mai 2024 geplanten Wahl zum EU-Parlament angewendet werden.

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Der Tag: Neuseeland verbietet Jugendlichen das Rauchen

Neuseeland will künftigen Generationen das Rauchen gesetzlich verbieten. Das Parlament in der Hauptstadt Wellington verabschiedete ein entsprechendes Gesetzespaket. Danach darf an Menschen, die am oder nach dem 1. Januar 2009 geboren wurden, kein Tabak mehr verkauft werden. Die neuen Gesetze sollen im nächsten Jahr in Kraft treten. Neuseelands Regierung um Premierministerin Jacinda Ardern will das Land bis 2025 „rauchfrei“ machen. Die Zahl der lizenzierten Tabakverkaufsstellen soll zudem bis Ende 2023 von 6000 auf 600 reduziert werden. Außerdem soll der Nikotinanteil in tabakhaltigen Produkten sinken.

Die Maßnahmen zählen zu den strengsten der Welt: Verstöße können Strafgelder in Höhe von bis zu 150.000 Dollar (umgerechnet rund 91.000 Euro) zur Folge haben. „Es gibt keinen guten Grund, den Verkauf eines Produkts zu erlauben, das die Hälfte der Menschen, die es nutzen, tötet“, sagte die Vize-Gesundheitsministerin Ayesha Verrall im Parlament. Das Gesundheitswesen werde zudem Milliarden sparen, wenn Krankheiten wie Krebs, Herzinfarkte und Schlaganfälle, die auch durch das Rauchen verursacht werden können, nicht mehr behandelt werden müssen. Laut der Statistikbehörde rauchen acht Prozent aller Neuseeländer täglich. 2021 griffen noch 9,4 Prozent der Bevölkerung zur Zigarette.

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Gesetz tritt 2023 in Kraft: Neuseeland verbietet Jugendlichen Rauchen auf Lebenszeit

Bis 2025 will Neuseeland rauchfrei werden. Um dem Ziel einen großen Schritt näherzukommen, verabschiedet der Südpazifik-Staat ein Gesetz, das es Jugendlichen verbietet, mit dem Rauchen anzufangen. Dadurch steigt das Mindestalter, um Tabak zu kaufen, jährlich an.

Neuseeland hat ein Gesetz für ein lebenslanges Rauchverbot für Jugendliche verabschiedet. Laut dem Gesetz darf niemand, der am oder nach dem 1. Januar 2009 geboren wurde, jemals legal Tabak kaufen. Das bedeutet, dass das Mindestalter für den Kauf von Zigaretten jährlich steigen wird. Das Gesetz tritt ab 2023 in Kraft.

Theoretisch müsste somit jemand, der in 50 Jahren eine Schachtel Zigaretten kaufen will, mindestens 63 Jahre alt sein. Die Gesundheitsbehörden hoffen jedoch, dass bis dahin niemand mehr raucht. Neuseeland hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2025 rauchfrei zu werden. Die Abgeordneten stimmten bei der Verabschiedung des Gesetzes mit 76 zu 43 Stimmen parteiübergreifend dafür.

Das Verbot wird von einer Reihe anderer Maßnahmen begleitet, um das Rauchen weniger erschwinglich und zugänglich zu machen. Darunter die drastische Reduzierung der legalen Menge an Nikotin in Tabakprodukten. Außerdem dürfen Zigaretten künftig nur noch über Tabakfachgeschäfte und nicht mehr in Tante-Emma-Läden und Supermärkten verkauft werden. Die Zahl der Geschäfte, die legal Zigaretten verkaufen dürfen, wird dadurch landesweit auf ein Zehntel von 6000 auf nur noch 600 reduziert.

Die liberale ACT-Partei, die sich gegen das Gesetz aussprach, erklärte, dass viele kleine Tante-Emma-Läden ihr Geschäft aufgeben müssten, wenn sie keine Zigaretten mehr verkaufen dürften. Keine Auswirkungen hat das Gesetz hingegen auf das Rauchen von E-Zigaretten, die in Neuseeland bereits beliebter sind als gewöhnliche Zigaretten.

„Tausende Menschen werden länger leben“

Neuesten Daten zufolge ist die Zahl der Menschen, die täglich rauchen, auf 8 Prozent gesunken – von 9,4 Prozent im letzten Jahr. Das ist die niedrigste Rate seit Beginn der Aufzeichnungen. Vor zehn Jahren lag die Zahl noch bei 16 Prozent. Die Raucherquote unter den indigenen Māori ist nach wie vor höher: Von ihnen gaben etwa 20 Prozent an, zu rauchen.

Die stellvertretende Gesundheitsministerin Ayesha Verrall sagte bei der Verabschiedung des Gesetzes: „Tausende von Menschen werden länger und gesünder leben, und das Gesundheitssystem wird um fünf Milliarden Dollar besser dran sein, wenn die durch das Rauchen verursachten Krankheiten wie zahlreiche Krebsarten nicht behandelt werden müssen.“ Auch die Zahl von Herzinfarkten, Schlaganfällen und Amputationen würde sinken.

In Neuseeland ist der Verkauf von Zigaretten bereits auf Personen ab 18 Jahren beschränkt, Tabakpackungen müssen mit grafischen Gesundheitswarnungen versehen sein und Zigaretten müssen in standardisierten Packungen verkauft werden. In den letzten Jahren hat Neuseeland außerdem eine Reihe von kräftigen Steuererhöhungen auf Zigaretten eingeführt.

Die Gesetzesänderung wurde von mehreren Gesundheitsorganisationen begrüßt. Die Health Coalition Aotearoa erklärte, das neue Gesetz sei der Höhepunkt jahrzehntelanger harter Arbeit von Gesundheits- und Gemeindeorganisationen.

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