Kategorie -Jugendliche

Lernprobleme und Depressionen: Pandemie-Folgen belasten Jugend weiterhin

Die Corona-Pandemie neigt sich dem Ende, doch die Nachwehen sind weiterhin spürbar. Über 70 Prozent der Kinder und Jugendlichen leiden noch immer unter den Folgen der langwierigen Einschränkungen. Um die psychische Belastung abmildern zu können, sehen Experten an mehreren Stellen Nachholbedarf.

Mehr Lernprobleme, Depressionen oder Essstörungen: Die Corona-Pandemie hat bis heute weitreichende Auswirkungen auf die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen. „Derzeit sind immer noch 73 Prozent psychisch belastet“, erklärten die Bundesministerien für Familie und Gesundheit unter Berufung auf den Bericht einer interministeriellen Arbeitsgruppe, der im Kabinett verabschiedet wurde. Er fordert mehr Maßnahmen, um Kinder und Jugendliche bei der Bewältigung zu unterstützen.

„73 Prozent der jungen Menschen sind auch durch die Einschränkungen während der Pandemie bis heute enorm gestresst“, erklärte Bundesfamilienministerin Lisa Paus. „Wie so oft trifft es Kinder aus ärmeren Familien besonders hart: Kinder von Alleinerziehenden, aus Familien mit Migrationshintergrund, diejenigen, die in beengten Wohnverhältnissen leben oder psychisch belastete Eltern haben.“ Es dürfe aber „nicht von persönlichen Ressourcen oder vom sozialen Status der Familie abhängen, wie gut junge Menschen Krisen überstehen.“

Empfehlungen in fünf Bereichen

Erstellt wurde der Bericht von der interministeriellen Arbeitsgruppe „Gesundheitliche Auswirkungen auf Kinder und Jugendliche durch Corona“. Sie gab Empfehlungen in fünf Handlungsfeldern: Dabei geht es um frühe Hilfen schon ab der Geburt, Kindertagesbetreuung, Schulen, das Gesundheitswesen sowie Jugend- und Familienhilfe.

Trotz erheblicher Anstrengungen bestehe weiter „großer Handlungsbedarf, um insbesondere die anhaltenden psychischen Belastungen von jungen Menschen abzumildern“, heißt es in dem Bericht. „Es geht darum zu verhindern, dass Langzeitfolgen für die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen entstehen und Bildungs- und Teilhabechancen auf längere Sicht oder gar dauerhaft beeinträchtigt werden.“

Das Gesundheitswesen müsse seinen Beitrag leisten, „um junge Menschen bei der Bewältigung der psychischen und psychosozialen Belastungen der Pandemie zu unterstützen“, betonte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach. „Daher kümmern wir uns um einen schnelleren Zugang zur therapeutischen Versorgung. Wir stellen die Finanzierung der Krankenhausbehandlung für Kinder auf neue Füße und sorgen für eine bessere Vergütung von Kinderarzneimitteln.“

Zugang zu Hilfsangeboten erleichtern

In der Pandemie sei deutlich geworden, „wie wichtig niedrigschwellige Beratungs- und Hilfsangebote vor Ort sind“, heißt es in dem Bericht. Bei stärkeren psychischen Belastungen und psychischen Erkrankungen sei „die zügige Vermittlung in die Angebote des medizinischen Versorgungssystems wichtig“. Außerdem empfiehlt die Arbeitsgruppe „den Ausbau schulpsychologischer Dienste“. Der Bericht verweist darauf, dass die Unterstützung häufig in den Aufgabenbereich von Ländern und Kommunen falle. Der Bund könne hier aber koordinierend und mit Finanzhilfen eingreifen. Paus und Lauterbach verwiesen unter anderem darauf, dass der Bund in den Jahren 2023 und 2024 die Länder im Bereich Kindertagesbetreuung unterstütze.

Im Bereich der Kinder- und Familienhilfe gebe es durch den Bund neu geschaffene Rechtsansprüche auf Beratung und Unterstützung, heißt es in der Erklärung der Minister mit Blick auf das Jugendstärkungsgesetz. So könnten Kinder nun beim Jugendamt psychosoziale Beratung in Anspruch nehmen, ohne dass ihre Eltern darüber informiert werden.

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Attacke im Swan River: Hai beißt 16-Jährige in Australien tot

Ein tragischer Vorfall ereignet sich im australischen Perth: Eine Jugendliche unterbricht ihre Jetski-Tour, um in die Nähe von Delfinen zu schwimmen. Doch im Wasser attackiert sie ein Hai und verletzt sie schwer. Als sie schließlich an Land gezogen wird, scheitern alle Wiederbelebungsversuche.

Ein 16-jähriges Mädchen ist in Australien nach einer Hai-Attacke gestorben. Behördenangaben zufolge schwamm die Jugendliche im Swan River in Perth im Westen des Landes, als sie von einem Hai gebissen wurde und schwerste Verletzungen erlitt. Sie sei an Land gezogen und für tot erklärt worden, nachdem Wiederbelebungsversuche gescheitert seien, sagte Paul Robinson, Polizeiinspektor im Bezirk Fremantle.

Das Mädchen sei im Stadtteil North Fremantle mit Freunden am Fluss gewesen, sagte Robinson vor Journalisten. Die Jugendlichen seien Jetski gefahren. „Offenbar war eine Gruppe von Delfinen in der Nähe und die junge Frau ist ins Wasser gesprungen, um in der Nähe der Delfine zu schwimmen“, sagte er.

Es handele sich um einen „sehr traumatischen Vorfall“, die Familie des Mädchens, das aus Perth stammte, sei „völlig erschüttert“. Um was für eine Haiart es sich handelte, war zunächst unklar.

Regierung mahnt Bevölkerung zur Vorsicht

Experten zufolge sei es völlig unüblich, dass sich Haie in diesem Bereich des Flusses aufhielten, sagte Robinson. Die Regierung rief die Bevölkerung zu besonderer Vorsicht im Fluss selbst und an nahegelegenen Stränden auf.

Zuletzt war im Februar 2022 ein 35 Jahre alter britischer Tauchlehrer vor der Little Bay Beach in Sydney von einem Hai getötet worden. Die letzte tödliche Hai-Attacke in einem australischen Fluss ereignete sich im Jahr 1960, als ein 3,3 Meter langer Bullenhai einen Taucher an der Roseville-Brücke mitten in Sydney angriff, wie aus Daten der Taronga Conservation Society hervorgeht.

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Bolhão-Markt in Porto


Ich hätte nie gedacht, dass so was passieren könnte“, sagt Cátia Meirinhos, die für die Verwaltung des Bolhão- Markts in Porto zuständig ist: „Der Wachmann hatte gerade noch Zeit, sich zwischen die Fischverkäuferin und den Kunden zu stellen, und so hat er eben den Fisch ins Gesicht bekommen. Die Frau hatte den Fisch schon zurechtgeschnitten, ließ ihn aber ungeschickterweise auf den Boden fallen. Der Kunde hat sich geweigert, den Fisch zu kaufen, was zur Folge hatte, dass die Fischhändlerin dem Kunden hinterherlief, um ihn mit dem Fisch zu schlagen.“ So lautet eine der tausend Geschichten des berühmten Mercado do Bolhão, der nach vierjähriger Renovierung und einer Investition von 25 Millionen Euro am 15. September 2022 wiedereröffnet wurde. Das Gebäude, das mit 8555 Quadratmetern die Größe und auch die Form eines Fußballstadions hat, ist in drei Etagen un­terteilt, wobei nur die erste Etage als Markthalle genutzt wird. Im zweiten Stock liegen die Verwaltungsbüros, die Küche des Chefkochs des Marktes, wo er samstags Kochvorführungen hält, und die jeweiligen Küchen der vier Wurstgeschäfte. In diesen werden die traditionellen Kutteln aus Porto gekocht. Die dritte Etage ist für die noch nicht eröffneten Restaurants vorgesehen. Der Markt besteht aus sechs Verkaufszeilen mit durch graue Lamellen beschatteten Wegen. Alle Wege zwischen den aus Chromstahl bestehenden Ständen tragen Namen von beliebten Straßen Portos. Auf den neuen, rechtwinklig ausgerichteten, hygienisch penibel sauberen Marktflächen werden viele frische Lebensmittel verkauft, vor allem typisch portugiesische Produkte. Die Kunden finden hier alles von Kakis über Quitten bis hin zu eingesalzenem Kabeljau und Honig. Obwohl der Markt als lokale Einkaufsmöglichkeit für die Einheimischen gedacht ist und es daher keine fremdsprachigen Schilder gibt, bieten die Verkäufer andere Produkte an, die sich an Touristen wenden, wie Schokoladen­sardinen und Pasteis de Nata.

Die meisten Verkäufer sind im Bolhão groß geworden

Der neue Mercado do Bolhão besteht aus 81 chromglänzenden Ständen, von denen 59 von sogenannten historischen Verkäufern betrieben werden, aus zehn Restaurants, von denen sieben neu sind, und 38 Geschäften in den äußeren Verkaufs­gewölben. Es gibt Aufzüge und eine Brücke über die Marktbereiche im Erdgeschoss sowie einen unterirdischen Logistikkeller. Um den Mercado do Bolhão attraktiver zu machen, wurden die Eingänge ästhetisch ansprechend renoviert. Eine der Passagen verbindet historische Straßen wie die Rua Alexandre Braga und die Rua Sá da Bandeira mit dem Bolhão, und ein weiterer Eingang führt direkt von der U-Bahn-Station Bolhão in das Innere des sandsteinfarbenen Gebäudes, sodass viele, die die Station verlassen, den Markt durchqueren müssen. Das Besondere an dem Bolhão sind die von der Stadtverwaltung von Porto als „comerciantes históricos“ bezeichneten Händler, deren Gewerbe als immaterielles Kulturerbe anerkannt ist. Die Verwalterin Cátia Meirinhos erklärt, dass das Geschäft für diesen Verkäufer eine Familientradition ist, sodass in einigen Fällen die Führung ih­rer Stände mehr als vier Generationen umfasst. Diese Händler profitieren von deutlich niedrigeren Mieten, nämlich 5,90 Euro für jeden Quadratmeter, und einem Vertrag auf Lebenszeit. Die meisten dieser Verkäufer sind im Bolhão groß geworden, denn ihre Mütter brachten sie als Babys in ihren Kinderbetten mit, und diese verbrachten den ganzen Tag unter den Auslagen.

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Vapes als Einstieg: Die Jugend dampft, qualmt und raucht wieder

Wo früher heimlich eine Schachtel Zigaretten auf dem Schulhof herumgereicht wurde, beginnt die heutige digitale Generation Z das Rauchen mit einer E-Zigarette. Doch der Schritt zu einer Schachtel üblicher Glimmstängel ist kurz – und zunehmend gängige Praxis.

So fängt es heute an: Mit einem knallbunten Vape kommt der Jugendliche zum ersten Mal mit Nikotin in Berührung. Es schmeckt nach Cola oder Pfirsich-Maracuja. Der weiße Rauch sieht nicht so schlimm aus – und er riecht auch noch gut. Oder zumindest nicht nach Rauch. Die Einweg-Vapes, die wie Textmarker oder USB-Sticks aussehen, sind immer griffbereit und können leicht im Internet bestellt werden. Das Problem: „Sie werden komplett verharmlost“, erklärt Karin Vitzthum, Psychologin am Institut für Tabakentwöhnung und Raucherprävention im Vivantes Lungenkrebszentrum.

Denn damit ist es oft noch nicht getan. Schon bald wird aus dem Einweg-Vape eine richtige Zigarette. Und dann noch eine. Immer mehr junge Menschen greifen inzwischen zu Tabakprodukten. Das zeigen die neuesten Ergebnisse der Deutschen Erhebung zum Rauchverhalten (DEBRA-Studie). Demnach hat sich der Anteil der Tabakraucher unter den 14- bis 17-Jährigen in den vergangenen zwölf Monaten fast verdoppelt: von 8,7 auf 15,9 Prozent. Die Zahlen bedeuten hochgerechnet, dass es etwa 200.000 mehr minderjährige Raucherinnen und Raucher gibt als 2021. Seit Beginn der DEBRA-Studie im Jahr 2016 hat es noch nie so eine hohe Tabakraucherquote unter Jugendlichen gegeben wie jetzt.

Der Pandemie-Faktor

Noch können Forscher nicht genau sagen, warum junge Menschen wieder öfter zu Zigaretten greifen. Zeitlich gesehen kann man aber davon ausgehen, dass die Pandemie eine große Rolle bei der neuen, doch erschreckenden Statistik spielt. Der Lockdown, die geschlossenen Bars und Freizeiteinrichtungen boten wenig Möglichkeiten, sich auszutoben und neue Erfahrungen zu machen. „Die Jugendlichen wollen aber trotzdem ihre Grenzen austesten“, sagt Vitzthum.

Dafür eignen sich die kleinen Einweg-Vapes perfekt. Im Lockdown wurde ohnehin alles nach Hause geliefert, natürlich auch elektronische Zigaretten. Der Zugang war also schon mal gesichert. Der Umstieg auf die Packung Zigaretten fällt dann viel leichter, wenn man einmal den Nikotinrausch durch die Vapes kennt.

Hinzu kommt der Stressfaktor. Zwar wird ein gestresster Jugendlicher, der noch nie geraucht hat, nicht direkt zu Zigaretten greifen, um sich zu entspannen. Aber diejenigen, die rauchende Erwachsene um sich herum haben, haben während der Pandemie möglicherweise mehr Zigaretten zu Hause gesehen. Das Gleiche gilt übrigens auch für andere Rauschmittel wie Alkohol – Kinder und Jugendliche lernen früh, dass Tabak und Alkohol in stressigen Zeiten oft als Krücke für Erwachsene dienen. „Sie wachsen mit dem Wissen auf: Wenn es mir nicht gut geht, dann rauche ich eine“, erklärt Vitzthum.

Rauchen ist wieder cool

Diejenigen, die es nicht zu Hause sehen, bekommen es immer häufiger auf Netflix oder in den sozialen Medien gezeigt. Während in den 1980er- und 1990er-Jahren Werbeplakate das Rauchen als etwas Cooles zeigten, findet die Pop-Kulturalisierung des Rauchens heute in Serien und im Internet statt. Hauptfiguren von Netflix-Serien ziehen auf einmal wieder an einer Zigarette – und sie sind immer die Coolen. Auf Tiktok nuckeln viele Gamer und Influencer an den bunten Vapes.

Besonders im Alter von 13 und 14 Jahren spielt dieser Medienkonsum eine große Rolle, sagt Vitzthum. In diesem Alter wechseln die Jugendlichen von Kindersendungen zu Netflix. Während auf Kika Rauchen absolut tabu ist, greift die coole Hauptfigur Maeve in der Netflix-Show „Sex Education“ häufig zu einer Kippe. „Wenn ein Klima geschaffen wird, in dem Rauchen cool ist, kann sich sehr schnell eine Raucherepidemie im Freundeskreis entwickeln“, erklärt Vitzthum.

Je früher, desto schlechter

Doch nicht überall ist das Rauchen wieder cool. In Neuseeland rauchen 1,1 Prozent der Jugendlichen zwischen 15 und 17 Jahren. Im Jahr 2006 lag die Zahl noch bei 14 Prozent. Das Land will eine praktisch rauchfreie Generation erziehen. Wer nach 2008 geboren ist, soll in dem Inselstaat niemals in seinem Leben legal Zigaretten kaufen dürfen. Das ist genau die Generation, die in Deutschland wieder verstärkt zu rauchen beginnt.

Im EU-Vergleich tut Deutschland sehr wenig, um eine wirksame Raucherentwöhnung zu unterstützen. In der Tabakkontrollskala liegt die Bundesrepublik auf Platz 34 von 37, hinter Ländern wie Zypern, Kroatien und der Ukraine. In Deutschland fehlen noch Maßnahmen wie neutrale Verpackungen und höhere Steuern: In Frankreich sehen inzwischen alle Zigarettenpackungen gleich aus – braun, mit einem Schockbild. Die Marke ist lediglich in kleinen Buchstaben vermerkt. In Irland kostet eine Schachtel Marlboro 13,78 Euro, in Frankreich 10 Euro – in Deutschland waren es 2021 nur 7 Euro.

Den Preis für die fehlenden Maßnahmen zur Raucherentwöhnung zahlen jetzt die Jugendlichen. Unter dem Hashtag #vaping finden sich auf Tiktok Millionen von Videos, die bisher insgesamt mehr als 2,5 Milliarden Mal angesehen wurden. Am bemerkenswertesten sind jedoch die kurzen Videos von Teenagern und jungen Menschen, die bereits versuchen, wieder mit dem Rauchen aufzuhören. Eine junge Frau nimmt ihre fast 75.000 Follower mit auf eine Reise, auf der sie versucht, vom Dampfen loszukommen. In den Kommentaren unter den Videos schreiben junge Nutzer und Nutzerinnen, dass sie auch gerne aufhören würden, es aber einfach nicht schaffen. Das, sagt Vitzthum, ist keine Überraschung. „Man rutscht leicht rein, aber nicht leicht wieder raus.“

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Portugiesische Gitarre


Der einschmeichelnde Klang der portugiesischen Gitarre stellt sich dem Trommeln des ununterbrochenen Regens auf das Dachfenster entgegen. In dem nur halb renovierten Wohnzimmer sieht man durch die Fenster den grauen Himmel über der Mündung des Douro. Nuno Alexandre spielt mit geblähten Nasenlöchern und einer selbst gedrehten Zigarette im Mund ein Paar Akkorde von klassischen Fadoliedern, an die er sich erinnern kann. „Hörst du, wie viel Gefühl hier drinsteckt?“, fragt der passionierte Spieler mit dem grauen Bart und den zerzausten Haaren. Er sitzt auf seinem abgewetzten Sofa und erklärt, was die portugiesische Gitarre von einer normalen unterscheidet. Als Erstes das besondere und weichere Timbre, das von den sechs doppelten Reihen von Metallsaiten er­zeugt wird. Dann die einzigartige Form, die ihren Ursprung in der europäischen Zither der Renaissance hat.

Er liebt die Studenten-Fado-Serenaden

Die Studenten-Fado-Serenaden waren für ihn eine unvergessliche Erfahrung. Xandinho liebt die Portu­enser Nächte, in denen sich Tausende, alle schwarz gekleidet, nahe der „Sé“, Portos Kathedrale, treffen, um traditionelle portugiesische Musik zu hören, die in ernstem und wehmütigem Ton gesungen und von der „guitarra portuguesa“ begleitet wird. „Für Tausende von Menschen zu spielen, die alle ganz still auf die Musik achten, ist ein unbeschreibliches Gefühl“, sagt er. „Verblüffend ist, wie sich die Leute hinterher bedanken.“ Statt zu klatschen, ma­chen sie ein Ge­räusch mit dem Hals, so als ob man sich räuspern muss. Auf Portugiesisch heißt es „pigarrear“. Laut einer alten Geschichte konnten die Mädchen, denen die Serenaden von verliebten jungen Männern gewidmet waren, nicht klatschen, sonst hätten sie jemanden anderen in der Nacht aufgeweckt. Sie haben also diese Art von Dank erfunden. „Wenn Tausende Menschen es gleichzeitig machen, ist das Gefühl überwältigend.“

Rockige Mischung als „brutaler Zufall“

Trotz der klassischen Erfahrungen mit der portugie­sischen Gitarre spielt Xandinho zurzeit in der Rockband 47 de Fevereiro, in der das traditionelle Instrument mit einem relativ modernen Musikstil kombiniert wird. Diese Mischung basiere auf einem „brutalen Zufall“. Einmal sei er mit der Gitarre zu einer Probe gekommen. Eines der Bandmitglieder hat vorgeschlagen, die portugiesische Gitarre hinzuzufügen. Mit der auf das Sofa gelegten Computermaus surft er durch den Streamingdienst Spotify auf dem großen Fernseher. Im Wohnzimmer hört man nun Carlos Paredes, einen der großen portugiesischen Gitarristen, bekannt als Mann mit den tausend Fingern. „Wenn du genau zu­hörst, ist das Heavy Metal“, meint Xandinho und zeigt die Faszination für das Instrument. Mithilfe der großen Harmon/Kardon-Stereoanlage teilt er den Ton so, dass man nur die Gitarre hören kann. Mit geschlossenen Augen nimmt er die Musik und das damit verbundene Gefühl in sich auf.

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Mehrere Personen noch in Klinik: Neue Details nach Messerattacke in Regio bekannt

Die Ermittler im Fall des Messerangriffs in einem Regionalzug in Schleswig-Holstein haben erstmals Einzelheiten zu den Identitäten der Verletzten bekannt gegeben. Drei Personen liegen demnach noch in Krankenhäusern – für zwei Jugendliche gibt es hingegen Entwarnung.

Nach dem Messerangriff eines 33-Jährigen in einem Zug in Schleswig-Holstein werden weiterhin drei Verletzte in Krankenhäusern behandelt. Es handle sich um zwei Frauen im Alter von 27 und 54 Jahren sowie einen 62-jährigen Mann, teilte die Polizei in Itzehoe mit. Sie seien „bei Bewusstsein und derzeit stabil“. Zwei weitere Verletzte seien inzwischen aus dem Krankenhaus entlassen worden. Bei ihnen handle es sich um zwei junge Männer im Alter von 22 Jahren.

Damit veröffentlichten die Ermittler zugleich erstmals Einzelheiten zu den Identitäten der Verletzten der Attacke, bei der eine 17-Jährige und ein 19-Jähriger getötet worden waren. Wie die beiden Getöteten stammen die meisten Verletzten demnach aus Schleswig-Holstein, lediglich die noch im Krankenhaus behandelte 27-Jährige kommt aus Hamburg.

Ein wenige Tage zuvor in Hamburg aus Untersuchungshaftanstalt entlassener wohnsitzloser 33-Jähriger hatte in einem Regionalexpress zwischen Kiel und Hamburg auf Fahrgäste eingestochen. Er wurde von Passagieren überwältigt und nach einem Stopp des Zuges im Bahnhof von Brokstedt von Polizisten festgenommen. Der Mann sitzt wegen des Verdachts des zweifachen Mordes und mehrfachen versuchten Totschlags inzwischen in Untersuchungshaft. Bei dem Beschuldigten handelt es sich um einen seit 2014 in Deutschland lebenden staatenlosen Palästinenser, der wiederholt straffällig wurde. Er lebte zunächst in Nordrhein-Westfalen, später in Schleswig-Holstein und Hamburg.

In der Woche vor der Tat wurde er in Hamburg aus einer etwa einjährigen Untersuchungshaft entlassen. Hintergrund war eine noch nicht rechtskräftige Verurteilung wegen einer gefährlichen Körperverletzung. Die Motive des Verdächtigen sind nach Angaben der Ermittler bislang völlig offen. Hinweise auf einen etwaigen terroristischen Hintergrund gibt es demnach nicht, ebenso fehlen Hinweise auf eine möglicherweise geplante Tat.

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Portos Esskastanienverkäufer


In der Stadt Porto fallen sie wegen ihrer weißen Lieferwagen, der winterlichen Klamotten und der altmodischen Mützen auf. In der kühleren Jahreszeit sind sie an Orten zu finden, wo es viele Passanten gibt: Kastanienverkäufer. João Santos steht sechs Monate lang im Jahr täglich hinter seinem Wagen und begrüßt die Kunden mit Scherzen und guter Laune. Sein Vater hat ihm das beigebracht, den er als Kind zum selben Standort an der Atlantik­küste begleitete. Im Sommer steht er am selben Platz und verkauft Speiseeis. Die Kastanien kommen aus Trás-Os-Montes, einem Gebiet hinter den Bergen im Nordosten, und werden von den Liefe­ranten für etwa fünf Euro je Kilogramm verkauft. Die Esskastanien wach­­sen auf Bäumen und fallen, sobald sie reif sind, in ih­ren stachligen grü­nen Hüllen zu Boden. Die darin liegenden Früchte sind flach und laufen spitz zu. Drei Arten stechen unter den Esskastanien heraus: Longal, Sativa und Martaínha, diese sind unter den Kennern die beliebtesten.

5000 Euro teurer Stahlwagen

Laut Adolfo Santos, der seit acht Jahren einen Kilometer entfernt von seinem jüngeren Bruder arbeitet, hat die Familie keine Geheimrezepte zur Zubereitung. Das Einzige, was man brauche, sei ein anständiger Wagen, der das Rösten ermögliche. Es handelt sich dabei um einen 5000 Euro teuren Stahlwagen, den sogenannten Holzkohleröster, der durch seine mit brennender Holzkohle gefüllte Ablage den hohen Stahltopf auf sonst schwer erreichbare Temperaturen er­hitzt. Sein Bruder João verweist auf die entscheidende Einstellung. „Das Ge­heimnis ist die Freude am Beruf. Wenn uns das, was wir machen, nicht gefällt, läuft alles schief. Wenn uns das, was wir machen, gefällt, läuft alles gut.“ Beim herrlichen Kastaniengeruch und der portugiesischen Schlagermusik aus dem Radio fällt es dem schnurrbärtigen Mann leicht, die Arbeit zu genießen. Er schneidet die Früchte auf einer Seite an, etwa zwölf Minuten lang bestreut er die Maronen im Topf immer wieder mit Salz. Das Kochsalz gibt der Edelkastanie ihre helle Farbe und den typischen Ge­schmack. „Sehen Sie, wie ich ab und zu eine Kastanie in die Hand nehme? Man überprüft es: Wenn sie hell ist, dann ist sie fertig.“ Frisch geröstet werden die Kastanien in einer Box gesammelt, um in kleinen Tü­ten verkauft zu werden. Das gewünschte Ergebnis ist eine gelbliche, runzlige Kastanie, die sich von ihrer knusprigen Schale leicht entfernen lässt.

Inácio macht das seit 32 Jahren

Ihr Aroma kann Santos nicht beschreiben, er sagt, es seien „einfach Kas­tanien“. Seine Familie ist eine unter vielen an­deren, die in Portugal vom Verkauf ge­rösteter Kastanien le­ben. Auf der anderen Seite der Stadt finden Ma­nuel und Inácio Teixeira für 3,50 Euro je Dutzend treue Kunden. Der ältere Inácio macht das schon seit 32 Jahren. Der tägliche Verkauf liegt bei 20 bis 53 Dutzend. Im Sommer bieten sie auf Jahrmärkten Ka­rus­sellfahrten an und verkaufen Popcorn und andere Süßigkeiten. Ab Oktober widmen sie sich dem Kastanienverkauf. „Mir macht beides gleich viel Spaß, weil man unterschiedliche Leute trifft“, sagt Inácio. Die Vergabe der Standplätze wird jedes Jahr von der Gemeinde neu entschieden.

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„Unsinn vergangener Zeiten“: Mindestalter für Alkoholkonsum soll auf Prüfstand

Obwohl viele Menschen heute bewusster leben als früher, spielen Alkohol, Tabak und Co. oft noch eine große Rolle im Alltag. Der Drogenbeauftragte der Bundesregierung hat Pläne, die den Konsum abschwächen könnten – beim Glücksspiel aber bleibt ihm nur das Appellieren.

Der Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Burkhard Blienert, will gegen den Alkohol- und Tabakkonsum sowie das Glücksspiel vorgehen. „Mein Selbstverständnis ist, die Dinge beim Namen zu nennen – das, was getan werden muss“, erklärte der SPD-Politiker in Berlin bei der Vorstellung seiner Arbeitsschwerpunkte für dieses Jahr. Es sei in der Drogen- und Suchtpolitik ein Umdenken nötig.

Blienert erklärte, kaum ein europäisches Land habe einen so liberalen Umgang mit Alkohol und Tabak wie Deutschland. Er wolle hier für einen vernünftigen Jugendschutz sorgen und konsequente Schritte gegen die Alkoholwerbung einläuten. Sein Ziel sei: „Raus aus den sozialen Medien, dem Internet, raus aus dem Fernsehen und dem Radio, am besten rund um die Uhr, aber zumindest zu den Hauptsendezeiten.“

Auch das Mindestalter für Alkohol müsse auf den Prüfstand. So wie bislang erlaubt, ab 14 Jahren im Beisein der Eltern Alkohol trinken zu dürfen, sei „gesundheitspolitischer Unsinn vergangener Zeiten“ und müsse abgeschafft werden, erklärte Blienert.

Werbung für Tabak und E-Zigaretten im Fokus

Beim Rauchen sei es dringend nötig, die Fehler in der Werbegesetzgebung zu korrigieren. „Rauchen ist tödlich – und deshalb gibt es auch keinen Grund, weswegen an Kiosken, Supermarktkassen und Tankstellen noch immer mit bunten Bildern für Zigaretten, Erhitzer und E-Zigaretten geworben werden darf.“

Während der Corona-Pandemie waren viele Raucher in Deutschland rückfällig geworden – der Anteil lag laut der repräsentativen „Deutschen Befragung zum Rauchverhalten“ im Sommer 2022 bei 34,5 Prozent – vor der Corona-Pandemie waren es noch etwa 27 Prozent.

Deutlich restriktiver als hierzulande geht es in einem Extrembeispiel auf der anderen Seite der Welt zu: Neuseeland. Der Inselstaat hat im Dezember ein Gesetz für ein lebenslanges Rauchverbot für Jugendliche verabschiedet. Laut diesem darf niemand, der am oder nach dem 1. Januar 2009 geboren wurde, jemals legal Tabak kaufen. Das bedeutet, dass das Mindestalter für den Kauf von Zigaretten jährlich steigen wird. Das Gesetz tritt ab 2023 in Kraft.

In Neuseeland ist der Verkauf von Zigaretten bereits jetzt auf Personen ab 18 Jahren beschränkt, Tabakpackungen müssen mit grafischen Gesundheitswarnungen versehen sein und Zigaretten müssen in standardisierten Packungen verkauft werden.

Glücksspiel ist Sache der Länder

Beim Glücksspiel forderte Blienert ebenfalls einen verbesserten Jugend- und Verbraucherschutz in Deutschland. Allerdings liegt die Zuständigkeit hier bei den Bundesländern. Blienert appellierte, in einem ersten Schritt in Fernsehen, Radio und Internet die Sportwettenwerbung vor 21 Uhr zu untersagen, wie es bei Onlinecasinos bereits der Fall ist. Werbung habe gerade auf Jugendliche und Menschen mit Suchtproblemen einen signifikanten Einfluss.

Nach Aussagen des Drogenbeauftragten wird der Bund zudem zeitnah die Voraussetzungen für das sogenannte Drug Checking schaffen. Darunter wird Substanzanalyse von Drogen verstanden – gerade in der Partyszene. Diese soll den Plänen nach mit einem Beratungsgespräch verbunden werden.

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Rafik Schami und Claudia Ott


Ich bin froh, dass ich keinen x-beliebigen Namen wie Georg oder Abdullah als Pseudonym genommen habe“, sagt der syrische Erzähler Suheil Fadel, vielmehr bekannt als Rafik Schami. Rafik bedeutet Freund, Genosse oder Wegbegleiter, und Schami heißt Damaszener auf Deutsch, also heißt sein Name „Freund aus Damaskus“. Diesen Namen wählte er schon damals in Damaskus, als er im Untergrund schrieb. Der 75-Jährige grauhaarige Brillenträger mit hoher Stirn wuchs im christlichen Viertel der Altstadt von Damaskus auf. Er trägt einen Schnurrbart. Schamis dunkle Augen haben einen freundlichen Ausdruck, während kleine Falten seine Mundwinkel umspielen. „Damaskus kann man nur lieben, weil sie wie Rom eine Stadt ist, die Fremde immer schnell aufnahm. Und sie hat eine uralte Geschichte, das merkt man an allen Ecken“, sagt er. Sie ermöglicht ein einzigartiges Zusammenleben der Kulturen. Dort leben viele ethnische und religiöse Gemeinschaften wie Juden, Kurden, Griechen, Armenier, Türken, Tscherkessen, Palästinenser, etliche Konfessionen der Muslime und Christen, Jesiden, Drusen und Atheisten zusammen.

Halb verdurstet und verhungert

Schami lebt seit 1971 in Deutschland. Heute wohnt er mit seiner Ehefrau, der Zeichnerin und Autorin Root Leeb, und seinem Sohn in der Pfalz. Schon immer war er fasziniert davon, wie gute Erzählungen ein Publikum verzaubern können, es zum Lachen oder sogar zum Weinen bringen: „Ich träumte davon, Menschen mit der Schönheit des Wortes zu verzaubern.“ Er sieht den Ursprung der Neigung zum Wort der arabischen Völker in der Wüste. Anders als in Europa, wo das Auge immer angeregt ist und die Hand zur Nachahmung der Natur animiert, ruht das Auge in der Wüste, und die Zunge wird aktiv, um Farben in die Einöde zu bringen. Halb verdurstet und verhungert erzählten die Nomaden von Paradiesen, wo Honig, Milch und Wein fließen. Deshalb hat Schami einmal geschrieben, die Wüste habe uns die geheime Farbe der Worte geschenkt.Schami ist Erzähler geworden, weil er von den Erzählerinnen und Erzählern im Innenhof fasziniert war, die meist abends wunderbare Geschichten erzählten und ihr Publikum verzauberten, dass gestandene Männer weinten und lachten wie Kinder. „Ich werde nie vergessen, wie eine Frau ihrem heulenden Mann immer wieder sagte: ‚Das ist doch nur eine Geschichte.‘ Und sie selbst weinte leise“, sagt der Autor.

Damaskus ist die Stadt des Jasmins, da es diese Blume dort überall gibt. Die ganze Stadt riecht danach, und es gibt fast kein Haus, wo diese Blume nicht am Balkon oder neben der Haustüre steht. Die alten Häuser erzählen selbst alte Geschichten von den Menschen, die dort früher gelebt haben. Wenn man genau hinschaut, sieht man viele alte Fenster. Auch zwischen den Häusern gibt es sie, also von einem Wohnzimmer zum Wohnzimmer des Nachbarn. Diese Fenster waren von beiden Seiten verschließbar. Wenn sie das Fenster öffnen wollten, haben sie von ihrer Seite aufgeschlossen und geklopft, um mit den Nachbarn zu tratschen. Eine Straße wurde dadurch wie eine große Familie. Ein anderer Brauch war, dass man volle Teller mit Essen zum Nachbarn gab und ebenso volle Teller mit anderen Speisen zurückbekam.

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Forschung sieht Parallelen: Gibt es pubertäres Verhalten auch bei Schimpansen?

Jugendliche gelten als besonders risikobereit. Das belegen eine Reihe von Studien. Doch ist dieses Verhalten in der Pubertät ein rein menschliches Phänomen oder kommt es auch im Tierreich vor? Die Antworten darauf liefert eine aktuelle Studie mit heranwachsenden Schimpansen.

In der Pubertät verhalten sich Jugendliche meist anders als Erwachsene: Sie gehen mehr Risiken ein, handeln oft unbedacht und reagieren impulsiver. Das trifft nicht nur auf Menschen zu: Heranwachsende Schimpansen verhalten sich in einigen Situationen ähnlich risikofreudig wie menschliche Teenager. Im Gegensatz zu pubertierenden Menschen seien jugendliche Schimpansen jedoch weniger impulsiv, schreibt die Gruppe um Alexandra Rosati von der University of Michigan im Fachmagazin „Journal of Experimental Psychology“.

Die Pubertät zeichnet sich durch eine rasante Entwicklung sowohl der körperlichen als auch der emotionalen Reife aus. Bei Jugendlichen sind kognitive und hormonelle Prozesse, die mit risikobereitem und impulsivem Verhalten einhergehen, gut erforscht. Der evolutionäre Ursprung der Pubertät ist dagegen unklar. Kommen ausschließlich Menschen in diese Lebensphase? Oder zeigen auch andere Spezies pubertäre Verhaltensweisen beim Heranwachsen?

Kognitive Veränderungen bei Schimpansen überprüft

Schimpansen sind die nächsten lebenden Verwandten des Menschen. Sie können bis zu 50 Jahre alt werden und sind in der Wildnis erst mit 15 Jahren ausgewachsen. Studien zeigen, dass es bei jugendlichen Schimpansen ebenfalls zu deutlichen hormonellen Veränderungen kommt. Und auch ihr Verhalten ändert sich: Sie verhalten sich aggressiver und konkurrieren um ihren Rang in der Gruppe.

Doch weisen Schimpansen auch kognitive Veränderungen auf, die mit der Pubertät beim Menschen vergleichbar sind? Dies prüfte das Team um Rosati in Verhaltenstests mit insgesamt 40 wildgeborenen Schimpansen im Alter von 6 bis 25 Jahren, die in einer Auffangstation in der Republik Kongo lebten. Zusätzlich wurden Speichelproben einzelner Tiere auf den Hormonspiegel untersucht.

Auch junge Schimpansen sind risikobereiter

Im ersten Test sollten die Schimpansen zwischen zwei Schalen wählen, unter denen unterschiedliche Belohnungen versteckt waren – ähnlich wie bei einem Glücksspiel. Unter der einen Schale wurden immer Erdnüsse platziert – eine akzeptable Futteroption für Schimpansen. Dabei stellten die Forschenden sicher, dass die Affen die Erdnüsse wahrnehmen und somit diese Belohnung vorhersehen konnten.

Unter der anderen Schale dagegen versteckten sie entweder ein sehr leckeres Bananenstück oder aber eine Gurkenscheibe – definitiv kein Leckerbissen für die Tiere. Diese konnten also auf Nummer sicher gehen und die Erdnüsse wählen. Oder sie ergriffen die Chance auf die begehrte Banane, wobei sie riskierten, mit der unappetitlichen Gurke zu enden.

Das Team beobachtete, dass jüngere Schimpansen öfter die riskante Option wählten als Erwachsene. Nach jedem Versuch notierten die Forschenden zudem, wie die Tiere auf ihre Belohnung reagierten: Alle Tiere – unabhängig vom Alter – zeigten ähnlich negative Reaktionen auf die Gurke. Manchmal versuchten sie sogar im Nachhinein das Gurkenstück gegen die bessere Option zu tauschen.

Teenager sind weniger geduldig

In einem zweiten Test sollten sich die Schimpansen entscheiden, ob sie sofort ein Bananenstück erhielten oder aber lieber eine Minute warteten, um schließlich drei Bananenstücke zu ergattern. Während menschliche Jugendliche meist impulsiver handeln als Erwachsene und eher zur sofortigen Belohnung tendieren, entschied sich der Großteil von sowohl jugendlichen als auch ausgewachsenen Schimpansen dafür, auf die größere Belohnung zu warten.

„Frühere Studien haben gezeigt, dass Schimpansen im Vergleich zu anderen Tieren recht geduldig sind“, wird Rosati in einer Mitteilung der Zeitschrift zitiert. „Hier zeigen wir zudem, dass sie schon in einem recht frühen Alter die kognitive Fähigkeit besitzen, eine verzögerte, dafür aber größere Belohnung vorzuziehen – anders als bei uns Menschen.“

Einen Unterschied zwischen heranwachsenden und ausgewachsenen Schimpansen stellten die Forschenden hier allerdings schon fest: Das längere Warten auf die zusätzlichen Bananenscheiben löste bei der jüngeren Generation häufiger Wutanfälle aus.

Eine erhöhte Risikobereitschaft scheint sowohl bei heranwachsenden Schimpansen als auch bei menschlichen Teenagern biologisch tief verwurzelt zu sein, folgert das Team. Doch könnte ein verstärktes impulsives Verhalten während der Pubertät einzigartig für den Menschen sein.

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