Kategorie -Jugendliche

Bundespolizist schießt: Ladendiebin droht am Berliner Hauptbahnhof mit Messer

Feuerwehr und Polizei rücken mit fast 50 Mann an: Zuvor feuert ein Bundespolizist bei der Festnahme einer mutmaßlichen Ladendiebin seine Waffe ab. Die Jugendliche soll Beamte in einer Rossmann-Filiale mit einem Messer bedroht haben.

Die Bundespolizei hat am Nachmittag am Berliner Hauptbahnhof eine mutmaßliche Ladendiebin festgenommen. Dabei machte einer der Beamten von seiner Schusswaffe Gebrauch, wie ein Sprecher der Bundespolizei sagte. Ein Sprecher der Berliner Feuerwehr sagte, es seien mehrere Verletzte in umliegende Krankenhäuser gebracht worden. Die „Welt“ berichtete, es handele sich um leichte Verletzungen. Unklar war zunächst, wie es dazu gekommen war. Laut „BZ“ ereignete sich der Vorfall in der Rossmann-Filiale.

Der „Tagesspiegel“ berichtete am Abend mit Verweis auf die Bundespolizei, ein Ladendetektiv habe eine mutmaßliche Diebin festgehalten und die Bundespolizei gerufen. Die Jugendliche sei in einem separaten Raum untergebracht worden. Die eingetroffenen Beamten der Bundespolizei hätten festgestellt, dass die Verdächtige ein Messer bei sich trug. „Die Beamten haben sie aufgefordert, das Messer wegzulegen, und Zwangsmittel angedroht“, sagte der Sprecher dem Blatt. Die Jugendliche sei dann mit dem Messer auf die Polizisten losgegangen, daraufhin hätten die Beamten erst Pfefferspray eingesetzt, ein Polizist habe dann mit der Dienstpistole geschossen und die Jugendliche am Arm getroffen. „Der Angriff konnte unterbrochen werden“, sagte der Sprecher demnach.

Die Feuerwehr, die wegen einer sogenannten Gefahrenlage alarmiert worden war, sprach von mehreren Leichtverletzten, die versorgt und in umliegende Krankenhäuser gebracht werden mussten. Sie war mit fast 50 Beamten im Einsatz. Laut Bundespolizei war nur die Jugendliche körperlich verletzt worden. Bei den anderen – dem Mitarbeiter des Ladens und den Beamten – wurden nur mögliche Reizungen durch das Pfefferspray und Knalltraumata abgeklärt, hieß es in dem Bericht weiter. Das Berliner Landeskriminalamt (LKA) hat wegen des Einsatzes der Dienstwaffe des Bundespolizisten die Ermittlungen übernommen.

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Clown Emmeran Heringer aus Rosenheim


Geschminkt und im Kostüm, in dreieinhalb Meter Höhe und mit einem kaum zu ahnenden Gewicht der Stelzen an den Füßen stolziert Emmeran Heringer durch die Menschenmenge seines Heimatortes Rosenheim. „Es geht darum, Bilder zu produzieren“, sagt der 43-jährige Clown mit den leicht zerzausten Haaren. Die Menschen sollen sich kurz auf das Spiel zwischen Groß und Klein einlassen und wieder weitergehen, er will Momentaufnahmen schaffen. Das kann er gut, kaum ein Kopf dreht sich nicht nach der riesigen Figur in der Fußgängerzone um. Erst bemerkt man den Schatten, dann einen weißen Flügel, der die Schultern streift, schon ist die lange, dürre Figur über einem, und es bleibt nichts, als erst einmal zu staunen. Spätestens wenn der Riese seine Flügel ausbreitet, wird klar, wie viel Übung und Akrobatik zu Heringers Handwerk gehören. Dafür hält ihm seine Frau den Rücken frei. Während sie einen großen Teil des Familieneinkommens erarbeitet, hat er Zeit, sich um die Kinder zu kümmern und seiner Künstlerkarriere nachzukommen. In einem der ersten Jahrgänge besuchte der gelernte Landschaftsgärtner mit 19 Jahren die Mainzer Akademie für Clownsschauspiel.

Er nennt das Körperkabarett

Er erzählt bizarre Geschichten aus den beiden Jahren der Ausbildung. Szenen wie aus einem Roman. Damals drehte sich viel um die Figurenfindung. Tagesausflüge in die Kiesgrube zum Sandburgenbauen standen ebenso auf dem Lehrplan, wie die Nacht als Spinne auf einem Baum zu verbringen. „Ich bin mir sicher, es hat keiner gemerkt, dass wir nur spielen“, sagt er, während er versonnen lächelt und von seinen Abenden in Mainz als Trinkergruppe erzählt. Erst wenn man das Handwerk eines Clowns verstehe, erkenne man den Sinn hinter der Übung. „Körperkabarett“ sagt er dazu. Ein Clown braucht nicht viele Worte, vielmehr muss er das Spiel mit dem Gleichgewicht eines Trinkers erlernen, muss, während er Sandburgen baut, die Direktheit des Kindes perfektionieren oder auf der Jagd als Löwe die Brutalität des Tieres verstehen. 24 Stunden lang wurden die Schüler in der Kiesgrube ausgesetzt und hatten den Auftrag, ihre zugeteilte Rolle nicht zu verlassen. „Es sind die Übertreibungen, das Spiel zwischen klein und groß, zwischen schnell und langsam“, die Heringer damals nach dem Zivildienst zusammen mit zehn weiteren Frauen und Männern in Mainz vermittelt bekam.

Blöd, aber nicht dumm, sagt er

Heute ist es schwer vorzustellen, wie ein so ruhiger, bedacht erzählender Mann in der Ausbildung die Stadt als Trinker unsicher gemacht haben soll. Die Zweifel verfliegen, erlebt man ihn live auf der Bühne, wenn er als tollpatschiger „Karl“ auftritt. Eine Zuschauerin erinnert sich an die Aufführung: „Meine Tochter konnte nicht anders, als aufzustehen, als sie helfen wollte, den Koffer endlich aufzumachen.“ Wahrhaftig ist es schwer, sich auf den Plätzen zu halten, wenn sie es als Karl mit Valentin, gespielt von Andreas Schwankl, in der Choreographie eine halbe Ewigkeit nicht auf die Reihe bekommen, ihre Arbeit als Lageristen ernst zu nehmen, und stets neue Ausreden finden, wieso ein Koffer nicht zu öffnen ist. Seinen „RigoL“, so der Name seines Gesamtcharakters als Clown, beschreibt Heringer als „blöd, aber nicht dumm und manchmal ein bisschen ungeschickt“. So, wenn er eine Truhe öffnen will, auf der er selbst steht.

Blicke, Timing, aus dem Konzept bringen

„RigoL ist mit der Zeit reifer geworden, und ich bin das auch.“ Die besten Jahre warten noch auf ihn. Im Unterschied zu anderen artistischen Berufen steht die Fitness im Clownsschauspiel nicht an erster Stelle. „Der Berufshöhepunkt liegt zwischen 60 und 85 Jahren, man hat schon viel erlebt und kann sich viel besser aufs Hier und Jetzt konzentrieren.“ Tatsächlich ist die Fähigkeit, im Moment zu bleiben, neben dem magischen Wort „Timing“, das er oft nennt, ein Kernelement. „Sechzig Prozent gesetzt und die restlichen vierzig sind Improvisation.“ Er erzählt von einem Auftritt, in dem der Bühnenboden brach und das Stück um das Loch im Boden herum aufgeführt werden musste. „Das Publikum hat gedacht, das gehört dazu, und hat sich gekugelt, während wir gut beschäftigt waren, das hinzubekommen.“ Das radikale Beispiel bringt den Humor auf den Punkt: Blicke, Timing und „das aussprechen, was sich die Leute gerade denken“. Er liebt es, die Leute durch seine Aktionen aus dem Konzept zu bringen, „ihnen den Spiegel vorzuhalten“. Er mag es, wenn Leute über ihn lachen, und rät: „Durchaus positiv denken und nicht alles zu ernst nehmen.“

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An Endhaltestelle in Bremen: Jugendliche prügeln Tramfahrer krankenhausreif

An einer Endhaltestelle im Bremer Stadtteil Hemelingen rasten zwei Jugendliche aus, als der Straßenbahnfahrer ihnen sagt, dass die Fahrt hier endet. Sie prügeln hemmungslos auf ihn ein. Selbst als der junge Mann am Boden liegt, lassen sie noch nicht von ihm ab.

In Bremen haben zwei Jugendliche auf einen 26-jährigen Straßenbahnfahrer eingeschlagen und ihn dabei schwer verletzt. Wie die Polizei mitteilte, fuhr der Mann am Sonntag kurz vor Mitternacht in eine Wendeschleife im Stadtteil Hemelingen und hielt hinter einer weiteren Bahn. Dort sah er, wie zwei Jugendliche sich an den geschlossenen Hintertüren der Straßenbahn zu schaffen machten.

Als der Fahrer die Jungen darauf aufmerksam machte, dass diese Bahn nicht mehr weiterfahren wird, griffen sie ihn den Angaben zufolge sofort an. Sie schlugen ihm demnach mehrfach mit den Fäusten ins Gesicht und gegen den Kopf, bis er zu Boden ging. Auch dort traten die Angreifer weiter auf den 26-Jährigen ein, dabei stießen sie erneut gegen seinen Kopf.

Erst als Anwohner aufmerksam wurden, ließen die Jugendlichen von dem Mann ab und flüchteten. Der Bahnfahrer wurde durch Rettungskräfte erstversorgt und anschließend zur weiteren Behandlung in ein Krankenhaus gebracht. Die Kriminalpolizei nahm Ermittlungen wegen gefährlicher Körperverletzung auf. Die jugendlichen Täter sollen demnach etwa 16 bis 17 Jahre alt sein. Zeugen wurden aufgerufen, sich zu melden.

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Blätzlebuebe in Konstanz


Ho Narro, Ho Narro“, rufen die Blätzlebuebe laut. An jeder Ecke strahlen die bunten Farben der Bänder, die über die Dächer der Konstanzer Altstadt gespannt sind. Viele Menschen sammeln sich am Straßenrand, werfen Konfetti um sich, lautes Lachen ertönt. Die Stimmung ist ausgelassen, strahlende Gesichter sind zu sehen. Die Musik der Fasnachtsvereine wird lauter. Wenn man sich auf die Zehenspitzen stellt, kann man die Kostüme von Weitem erspähen. Der Blätz sticht dem Zuschauer durch die rund 1500 Stoffflecken und den roten Kamm auf der Haube ins Auge. Der Blätz besteht aus einer Hose, einem Kittel und einer Haube, welche über den Kopf gezogen wird. Der rote Stofffleck auf der Nase ist typisch für den Blätz. Mit der Pritsche in der Hand und dem hellen Klang der kleinen Glocken ziehen sie durch die Altstadt. „Ich finde es immer wunderschön, wenn am Fasnachtssonntag 600 bis 800 Blätz am Umzug teilnehmen, das ergibt immer ein tolles Bild“, sagt Zunftmeister Roland Scherer.

Ein Blätz in jedem zehnten Haushalt

Die Blätzlebuebe sind ein wichtiger Teil der schwäbisch-alemannischen Fasnacht. „Es gibt Elemente im Jahr, die gehören für mich dazu wie Weihnachten und Ostern“, sagt der 57-Jährige, „die Fasnacht ist ein starker Identitätsfaktor für mich als Person. Das heißt, dass ich gerne an der Fasnacht unterwegs bin, dass ich gerne andere Menschen treffe, dass ich es gerne habe, die Freude bei den Kindern zu sehen, wenn sie die Fasnacht erleben.“ Diese Freude ist ihm anzusehen. „In jedem zehnten Konstanzer Haushalt hängt ein Blätz im Schrank.“ Die Gemeinschaft schweißt zusammen. „Ich finde es immer schön, wenn man während der Fasnachtszeit durch Konstanz läuft und einen anderen Blätz trifft.“ Nicht nur unter den Blätzlebueben bildet sich eine Gemeinschaft, alle Fasnachtsvereine in Konstanz sind miteinander durch ihre Leidenschaft verbunden. „In Konstanz gibt es 70 andere Fasnachtsvereine, jeder hat seine Existenzberechtigung, jeder hat seine Funktion – und das Schöne ist, dass man mit den anderen zusammen etwas macht.“ Fasnacht verbindet Menschen, egal ob jung oder alt. „Meine erste Fasnacht habe ich wahrscheinlich im Kinderwagen erlebt.“ Ursprünglich kommt Scherer aus Markdorf am Bodensee. „Meine Eltern waren immer auf der Fasnacht, deshalb bin ich schon als kleines Kind auf der Fasnacht gewesen.“ Nachdem er für das Studium nach Konstanz gezogen war, nahm er auch dort an der Fasnacht teil. Auf dem Land ist die Fasnacht persönlicher. Man kennt sich mehr, die Fasnacht ist überschaubarer. In der Stadt feiert man Fasnacht größer, man lernt neue Menschen kennen. „Als ich dann einen kleinen Sohn bekommen hatte, wollte er natürlich auch an die Fasnacht – und er wollte unbedingt zum Blätz, so bin ich in die Zunft reingewachsen.“

Absprachen mit der Stadt und anderen Vereinen

Später, als er 2007 selbst in die Zunft der Blätzlebuebe eingetreten ist, leistete er viel Kinder- und Jugendarbeit. „Es ist nicht einfach, wenn man aus einer anderen Stadt kommt, in eine neue Zunft zu gehen“, erinnert er sich. Wenn ein Mitglied Zunftmeister werden will, muss es zuerst in den Narrenrat. Dieser besteht aus 14 aktiven Mitgliedern, die in den vergangenen Jahren besonders positiv aufgefallen sind: „Ich bin zum Narrenrat gewählt worden, dann gab es einen Wechsel, und ich wurde gefragt, ob ich Zunftmeister werden will.“ Mitglieder fallen positiv auf, wenn sie sich in der Zunft engagieren. „Je näher die Fasnacht kommt, desto mehr ist zu tun.“ Bei der Planung der Fasnacht muss der Zunftmeister viele Aspekte miteinbeziehen, Absprachen mit der Stadt werden erledigt, er setzt sich mit den anderen Vereinen zusammen, auch unter den Blätzlebueben läuft die Vorbereitung in den einzelnen Abteilungen auf Hochtouren. Am Fasnachtsmontag beispielsweise müssen die Wege für Feuerwehrzufahrten frei gehalten werden, es braucht Genehmigungen zum Befahren der Fußgängerzone. „Alle Veranstaltungen, welche wir im öffentlichen Raum durchführen, benötigen entsprechende Genehmigungen“, erklärt der Regionalwissenschaftler und Direktor eines Forschungsinstitutes an der Universität St. Gallen. Aus Erfahrung weiß er, dass nach langer partnerschaftlicher Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung alle Vorhaben machbar sind. Die Planung der nächsten Fasnacht beginnt spätestens im Sommer, konkrete Vorbereitungen folgen im Herbst. Jedes Zunftmitglied der Blätzlebueben bekommt jeweils am Ende des Jahres den „Hahnenschrei“, die Vereinszeitschrift. Jubiläen einzelner Mitglieder werden aufgelistet, Pläne der Zunft werden beschrieben, das Magazin dient als Informationsübermittlung, damit jeder Blätz auf dem neusten Stand ist.

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„Tod dem Diktator“: Proteste im Iran flammen wieder auf

Nach der Hinrichtung von vier Demonstrierenden ebben die Proteste im Iran zunächst ab. Doch nach der traditionellen Trauerzeit von 40 Tagen ziehen wieder mehr Aktivistinnen durch die Straßen. In einigen Orten kommt es zu Ausschreitungen, Jugendliche sollen in Polizeiautos gezerrt worden sein.

Im Iran haben erneut zahlreiche Menschen gegen die politische und geistliche Führung demonstriert. Proteste gab es nach Berichten von Augenzeugen am Donnerstagabend unter anderem in der Hauptstadt Teheran, der Millionenstadt Maschhad im Nordosten sowie den Kurdengebieten. Aktivisten hatten nach der traditionellen Trauer von 40 Tagen um zwei hingerichtete Demonstranten zu neuen Protesten aufgerufen. Auslöser der jüngsten Protestwelle in der Islamischen Republik war der Tod einer iranischen Kurdin vor fünf Monaten.

Augenzeugen berichteten über heftige Proteste in den kurdischen Städten Sanandadsch und Ghorweh, wo Demonstranten Barrikaden errichteten und Mülltonnen in Brand steckten. Sicherheitskräfte reagierten demnach mit Warnschüssen. Mehrere Jugendliche sollen in Polizeiautos gezerrt worden sein. In anderen Landesteilen zogen wieder viele Frauen durch die Straßen. Auch in Teheran waren Rufe wie „Tod dem Diktator“ oder „Frau, Leben, Freiheit“ zu hören. Die Proteste beschränkten sich jedoch auf einzelne Viertel der Hauptstadt. Im Zentrum blieb die Lage ruhig.

Die Proteste hatten Mitte September nach dem Tod der iranischen Kurdin Jina Mahsa Amini begonnen. Die 22-Jährige starb in Polizeigewahrsam, nachdem sie wegen Verstoßes gegen die Kopftuchpflicht von den Sittenwächtern festgenommen worden war. Die Proteste stürzten die politische Führung in die schwerste Krise seit Jahrzehnten.

In den vergangenen Wochen hatten die Demonstrationen nach der Hinrichtung von vier Demonstranten zunächst abgenommen. Ihren Protest drücken viele Frauen inzwischen aus, indem sie die Pflicht zum Tragen eines Kopftuchs ignorieren. Präsident Ebrahim Raisi hatte die Proteste jüngst für beendet erklärt.

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JVA Torgau, Suchtberatung


Ein spärlich eingerichtetes Büro, zwei Stühle in der Mitte, ein Tisch: Hier spielte sich der Arbeitsalltag von Christine Sehmisch ab. „Ich war keine Angestellte der Justiz. Als externe Mitarbeiterin konnte ich leichter einen Zugang zu den Inhaftierten finden. Sie sahen in mir keine Gefahr“, sagt Sehmisch. Die kleine, 67 Jahre alte Frau mit kurzem, braun gelocktem Haar, arbeitete von 2000 bis 2019 als Suchtberaterin in der Justizvollzugsanstalt Torgau. Die JVA in Nordsachsen ist ein Regelvollzug für männliche Erwachsene. Wenn ein Häftling in die Strafanstalt kommt, führt der Sozialdienst ein Aufnahmegespräch durch. Dort werden die Inhaftierten unter anderem über mögliche Schulabschlüsse informiert. „Bei diesem Gespräch wird auch die Kontaktaufnahme zu unserer Suchtberatung nahegelegt. Das wird zum Beispiel bei Häftlingen gemacht, die ihre Straftat unter Rauschmitteleinfluss begangen haben. Die Entscheidung, sich dann bei uns zu melden, liegt aber beim Häftling“, sagt Sehmisch. Das Problem von Straftaten unter Einfluss von Drogen sei omnipräsent. Genaue Zahlen über das Ausmaß des Drogenkonsums gibt es nicht: Schätzungen zufolge bestehe bei etwa 70 Prozent der Inhaftierten ein Zusammenhang zwischen begangener Straftat und Sucht. „Die Drogenberatung in der JVA ist gefragt und beliebt. Es gibt teilweise Wartezeiten von vier bis sechs Wochen“, erzählt Sabine Eulenberger, die derzeit in der JVA Torgau als Suchtberaterin tätig ist. „Für ein Gespräch hole ich meinen Klienten auf seiner Station ab und gehe mit ihm in ein separates Büro. Es ist wichtig, eine Trennung zwischen Haftbereich und Beratung zu schaffen, um die Klienten aus ihrem Haftalltag zu holen.“ Während der Sitzungen hat Eulenberger keine Wertgegenstände bei sich. Die Handtasche mit Autoschlüssel, Geldbeutel und Handy muss am Empfang abgegeben werden.

Die Häftlinge weinten bei ihr

Die Suchtberater erhalten lediglich einen Schlüsselbund, um sich in der JVA frei bewegen zu können, und ein Funkgerät, um im Notfall Hilfe anzufordern. Die Beratungsgespräche umfassen eine Stunde. Die Häufigkeit hängt vom jeweiligen Häftling und der Kapazität der Beratungsstelle ab. In den ersten Wochen werde, wie Sehmisch und Eulenberger berichten, ein Vertrauensverhältnis zwischen Suchtberater und Klient aufgebaut. Anschließend gehe es um die intensive Auseinandersetzung mit der Drogenproblematik. Ziel sei es, die Gründe des Rauschmittelkonsums ausfindig zu machen. „Es war manchmal so, dass die Häftlinge bei mir weinten. Schließlich beschäftigten wir uns oft mit Schicksalsschlägen, wie etwa dem Tod einer nahestehenden Person. Keiner meiner Klienten wollte am Ende der Beratung tränenüberströmt zu den anderen Häftlingen zurück. Man musste schließlich auf sein Image achten“, erinnert sich Sehmisch. Für sie sei es bei den Gesprächen nie ein Problem gewesen, die Straftat von dem suchtkranken Menschen zu trennen. Die Beratung habe nur Erfolge, wenn man dem Inhaftierten unvoreingenommen gegenübertritt.

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16-Jährige seit Tagen vermisst: Polizei findet offenbar Leiche der vermissten Julia W.

Seit mehr als einer Woche fehlt von Julia W. aus Remshalden bei Stuttgart jede Spur. Einsatzkräfte suchen tagelang intensiv nach der vermissten 16-Jährigen – und finden nun eine Leiche. Ob es sich dabei um die Jugendliche handelt, ist offiziell noch nicht klar.

Bei einer großangelegten Suchaktion nach der vermissten 16-Jährigen aus Remshalden bei Stuttgart haben Ermittler eine Leiche entdeckt. Der leblose Körper wurde im Bereich der Gemeinde Lenningen gefunden. Ob es sich dabei um die vermisste Julia W. handelt, konnte die Polizei noch nicht bestätigen. „Man muss die Person jetzt identifizieren“, sagte der Sprecher des Polizeipräsidiums Aalen. Auch zu den Todesumständen müsse erst ermittelt werden. Mehrere Medien berichteten aber, dass es sich bei dem leblosen Körper um die Leiche der Vermissten handele. Nach Angaben der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ trug sie die Jacke, mit der sie ihr Elternhaus am 24. Januar verlassen hatte.

Julia W. war vor über einer Woche verschwunden. Sie verließ am vergangenen Dienstag um 6.30 Uhr ihr Haus, fuhr dann aber nicht in ihre Schule, sondern mit dem Zug nach Kirchheim unter Teck. Von dort aus stieg sie in die Teckbahn in Richtung Lenningen. Danach verlor sich ihre Spur. „Die Vermisste ist unseren Informationen nach an dem Dienstag bewusst nicht zur Schule gegangen – das hat sie wohl Schulkameraden so mitgeteilt“, sagte der Polizeisprecher.

Polizei startet anonymes Hinweissystem

Zuletzt hatten die Ermittler ein sogenanntes anonymes Hinweissystem eingerichtet, mit dessen Hilfe sich Zeugen über das Internet auf einfachem Wege melden können. Ein Mann sei am heutigen Donnerstag als Zeuge identifiziert worden, sagte der Sprecher. Er sei gemeinsam mit der Vermissten in den Zug gestiegen und könne womöglich Angaben dazu machen, wohin das Mädchen fahren wollte. Tatverdächtig sei der Betreffende nicht.

Bislang suchten Rotes Kreuz, ein Hubschrauber und die Bergwacht tagelang auf teils schwierigem Terrain vergebens nach der 16-Jährigen. Am heutigen Donnerstag war nach Polizei-Angaben ein Sucheinsatz zwischen Kirchheim unter Teck und Oberlenningen geplant – bei diesem Einsatz fanden die Beamten dann die bisher nicht identifizierte Leiche.

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„Jugend schreibt“-Preise verliehen: Am Ende gewinnt immer der Leser

Jeruzalem liegt in Slowenien, und in Bad Kissingen fährt eine Postkutsche. Nachzulesen war das im vergangenen Projektjahr auf den montags erscheinenden Jugend-schreibt-Seiten. Dafür und für zwölf weitere, besonders gelungene Beiträge gab es gestern im Frankfurter Museum für Moderne Kunst die Preise der Fazit-Stiftung.

Strahlende Gesichter der Preisträgerinnen

Ursula Kals

Redakteurin in der Wirtschaft, zuständig für „Jugend schreibt“.

Ausgezeichnet wurde ein Kurs aus Slowenien, stellvertretend für die Gruppe nahmen Vida Glatz und Sara Rosalia Gutschi den Preis von Ulrich Wilhelm, dem Kuratoriumsvorsitzenden der Stiftung, entgegen. Dotiert ist die Auszeichnung mit 2500 Euro. Ebenfalls über diese Summe freute sich Anna Guhling vom Johann-Philipp-von-Schönborn-Gymnasium im fränkischen Münnerstadt. Die feierliche Stunde im Vortragssaal des Museums verlief so, wie es sein sollte, gediegene Worte, Lob und Urkunden, strahlende Gesichter der Preisträgerinnen und wohlwollend-erwartungsvolle der Projektlehrerinnen und -lehrer, die nun ein Jahr lang mit ihren Kursen und Klassen die F.A.Z. und die F.A.S. als E-Paper lesen werden. Wie sie ihre Schüler für Qualitätsjournalismus begeistern, kurzweilige Aufgaben für selektives Lesen und handwerkliche Tipps fürs Schreiben geben können, das erfahren sie heute auf einem kompakten Seminar mit der Redaktion und zwei Kollegen des begleitenden pädagogischen Izop-Instituts.

Rund 54.000 Schüler haben bisher an der Lese- und Schreibwerkstatt teilgenommen, 1340 Seiten mit Beiträgen sind erschienen. Auch nach 36 Jahren verliert das Projekt nicht seinen Reiz, im Gegenteil. Andere Zahlen über den Medienkonsum junger Menschen lesen sich weniger erfreulich. Der Anteil der 12- bis 19-Jährigen, die Zeitungen oder Bücher lesen, sinkt. Laut der JIM-Studie 2022 (Jugend, Information, Medien) sind 84 Prozent der Jugendlichen in ihrer Freizeit täglich online, 62 Prozent hören Musik, 42 Prozent schauen Videos. Immerhin lesen elf Prozent gedruckte Bücher, Tageszeitungen deutlich weniger. Junge Menschen sind überwiegend online unterwegs, was wiederum den Einstieg in das E-Paper erleichtert.

28 Schüler aus Ptuj, Slowenien haben sich gemeinsam in einem Projekt engagiert

Wie wichtig Redaktion und Verlag der Bildungsauftrag ist, das betonte der Kuratoriumsvorsitzende Ulrich Wilhelm bei seiner Begrüßung. Gerald Braunberger ist bei der F.A.Z. als Herausgeber für die Jugendprojekte verantwortlich und stellte die preisgekrönten Artikel vor. 28 Schüler haben sich in der Arbeitsgruppe eines Schulnetzwerks in Ptuj, der ältesten Stadt Sloweniens, engagiert, die Projektarbeit wurde weitgehend in den Unterricht integriert. Erschienen sind bisher neun Artikel, in denen die Autoren Menschen und Orte ihres kleinen und vielen wenig bekannten Landes vorstellen.

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Anwalt beantragte Wiederaufnahme: Dreifachmörder trotz Rassismusverdachts hingerichtet

Vor 25 Jahren erschießt John Balentine drei Jugendliche im Schlaf. Nun hat er im texanischen Huntsville die Giftspritze erhalten. Laut seinem Anwalt hat Rassismus eine wesentliche Rolle bei dem Todesurteil gegen den Afroamerikaner gespielt.

Im US-Bundesstaat Texas ist ein wegen dreifachen Mordes verurteilter Afroamerikaner hingerichtet worden – obwohl dessen Anwalt rassistische Vorurteile im Prozess gegen den 54-Jährigen beklagt hat. John Balentine wurde am vergangenen Mittwoch in der Stadt Huntsville eine Giftspritze verabreicht und nach Angaben der zuständigen Behörde um 6.36 Uhr für tot erklärt. Demnach entschuldigte der Verurteilte sich in seinen letzten Worten für „das Unrecht, dass ich Ihnen allen angetan habe“. Vor fast 25 Jahren hatte Balentine drei weiße Jugendliche im Schlaf erschossen. Einer der Jugendlichen war laut Gerichtsdokumenten der Bruder von Balentines Ex-Freundin, der die Beziehung zwischen dem Schwarzen und Weißen nicht guthieß.

Der 54-Jährige stritt die Morde nie ab – doch sein Anwalt Shawn Nolan ist der Auffassung, dass Balentine wegen rassistischer Vorurteile in der Gerichtsverhandlung mit dem Tod bestraft wurde. In einer Berufung beim Obersten Gerichtshof der USA hatte der Anwalt erklärt, die Staatsanwaltschaft habe schwarze Geschworene abgelehnt. Außerdem hätten Balentines damalige Anwälte „rassistische Animositäten“ in Bezug auf ihren Klienten gezeigt. Einer von ihnen kritzelte in einer Notiz: „Kannst du ‚gerechtfertigten Lynchmord‘ buchstabieren?“

Ein gegenüber Afroamerikanern feindselig eingestellter Mann aus der Geschworenenjury habe zudem die anderen Mitgeschworenen eingeschüchtert, damit sie Balentine die Todesstrafe gäben, erklärte Nolan. Der Anwalt hatte schriftliche Angaben des Geschworenen dazu und weitere Dokumente Ende Januar vor Gericht eingereicht, um eine Wiederaufnahme des Verfahrens zu beantragen. Die texanischen Gerichte lehnten Nolans Antrag allerdings ab. Der Supreme Court weigerte sich, in dem Fall einzugreifen. Es ist bereits das sechste Todesurteil, dass in den USA in diesem Jahr vollstreckt wurde.

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BKA-Mann berichtet


Warum töten Menschen? Warum sind Menschen so, wie sie sind? Diese Fragen stellte sich Leo Schuster, als er die Leiche von Timo Rinnelt gefunden hatte. Im Jahr 1962 begann er seine Polizeikarriere. Schuster wollte mit Menschen zu tun haben, „und der Mensch steht im Mittelpunkt der Polizeiarbeit“. Später wechselte er von der Schutzpolizei in die Kriminalpolizei, wo er dem Fall Timo Rinnelt zugeteilt wurde. Anfangs war die Hoffnung nicht groß, den Täter des seit drei Jahren vermissten Achtjährigen noch zu finden, ein anonymer Tipp führte zur Lösung des Falls. Schuster wurde mit anderen Polizisten eingeteilt, in den Keller eines verdächtigen Nachbarn zu gehen, um die Leiche zu suchen. Und da war sie, in Plastiktüten verpackt. Schnell fasste man den Täter. Schockierend war, dass der Mörder im selben Wohnkomplex wie die Familie Rinnelt lebte. Dies ließ Schuster nicht los, und er fing an, sich der Kriminologie zu widmen. Er wollte verstehen, warum Menschen so sind, wie sie sind.

Leo Schuster war später im Bundeskriminalamt (BKA) zuständig für „Organisierte Kriminalität“ und für das Errichten eines Verbindungssystems, bei dem mit anderen Staaten zusammengearbeitet wird. Er erinnert sich an einen Besuch in der Ukraine nach dem Zerfall der Sowjetunion. Dort traf er sich mit den örtlichen Amtskollegen, die sein Team zum Essen einluden. Beim Wirt angekommen, sagte der ukrainische Kollege zu diesem, dass bitte der ganze Laden in zehn Minuten leer geräumt werden soll, da sie dort essen wollen. Nach zehn Minuten war das Lokal leer. Schuster fiel auf, dass nicht einmal gezahlt wurde. Auch der Besuch von iranischen Amtskollegen in Deutschland machte klar, wie verschieden Ansichten sein können. Diese wollten ein Gefängnis besuchen, um zu sehen, wie man hier mit Kriminellen umgeht. Schnell stellten die Besucher fest, dass die Insassen im Gefängnis auch Rechte haben. Folter ist in iranischen Gefängnissen bis heute keine Seltenheit. Auch die Strafen unterscheiden sich. In Iran wird bis heute die Todesstrafe ausgeführt.

Korruption und Kokainanbau

Auf seinen Reisen begegnete Schuster verschiedenen Verbrechen, auch der Korruption, etwa in Kolumbien. Dort scheint der Kokainanbau so normal zu sein wie der Anbau von Kartoffeln in Deutschland. Hier profitiert nur ein kleiner Kreis, und die Kartelle sind zum Teil mächtiger als der Staat selbst. Pablo Escobar baute in Kolumbien eine Parallelgesellschaft auf und wurde von den Armen als „Robin Hood“ gefeiert, obwohl die Bauern kaum etwas daran verdienten und er sich selbst die Taschen füllte. Dies führte unter anderem dazu, dass man nicht wissen konnte, ob ein Kollege von Escobar kontrolliert wurde oder wirklich in Zusammenarbeit mit dem BKA gegen den Drogenhandel vorgehen wollte. Deshalb musste man immer genau überlegen, was und wie viel man sagt, da sonst das Drogenkartell mehr gewusst hätte und dem BKA einen Schritt voraus gewesen wäre. Schuster erlebte viele kontrollierte Lieferungen, die es ermöglichten, nicht nur den Produzenten in Kolumbien festzunehmen, sondern auch den Abnehmer in Deutschland. Hierfür nutzte man verdeckte Ermittler und Informanten, die genau wussten, wo und wann die Lieferung mit dem Betäubungsmittel eintrifft. Dadurch konnte das BKA tonnenweise Rauschgift sicherstellen und auf beiden Seiten Verhaftungen durchführen. Schuster berichtet, wie organisiert die Kriminellen in Kolumbien waren, sie nutzten sogar U-Boote, die mit Kokain befüllt waren. Diese U-Boote wurden entweder sichergestellt oder versenkt.

Schuster erzählt auch von einer Zeit, in der Kriminelle mit radioaktiven Substanzen gehandelt haben, aus denen sie eine Atombombe bauen wollten. Als der erste Täter gefasst wurde, führte das zu vielen Nachahmern. Das BKA konnte die Täter festnehmen, Ermittlungen ergaben, dass die verkauften Sub­stanzen gar nicht atombombenfähig waren und die Käufer einfach nur betrogen wurden.

Am Kampf gegen die italienische Mafia war Schuster ebenfalls beteiligt. Durch die enge Zusammenarbeit mit den italienischen Behörden gelang es, viele Mitglieder festzunehmen. Auch konnte die Geldwäsche der Mafia bekämpft werden, die oft mit Pizzerien durchgeführt wurde. Durch das neue Gesetz zur Vermögensabschöpfung konnte das BKA die durch illegale Geschäfte entstandenen Gewinne einziehen und so Summen in Millionenhöhe sicherstellen.

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