Kategorie -Jugendliche

Sandra Graf, Spitzensport im Rollstuhl


Ein Leben kann sich schlagartig auf den Kopf stellen. So auch das von Sandra Graf. Im September 1991 fiel die damals 22-Jährige beim Turntraining von in vier Meter Höhe schwingenden Schaukelringen. Gut 30 Jahre später sitzt sie in ihrem schwarzen Rollstuhl am Tisch ihres Esszimmers und erzählt gefasst von diesem tragischen Augenblick und dessen Auswirkungen auf ihr Leben. Seit dem Sturz ist Graf in den Beinen querschnittsgelähmt, man spricht von einer Paraplegie. „Eigentlich hatte ich ein riesiges Glück im Unglück.“ Die Lähmung hätte noch ein größeres Ausmaß haben können, bei dem Brust- und Armmuskulatur oder die eigenständige Atmung betroffen gewesen wären.

Fehlende Kraft und mangelnde Geduld

Die Appenzellerin wusste vom ganzen Unfall nichts mehr, als sie am nächsten Tag nach einer Operation aufwachte. Andere sagten ihr, dass sie ansprechbar gewesen sei und geantwortet habe. „Als ich dann aufgewacht bin, habe ich zwar gewusst, was ich habe, doch ich wusste nicht, was auf mich zukommen würde und was das für mich bedeutet.“ Graf kannte niemanden im Umfeld mit einer ähnlichen Verletzung und hatte sich zuvor auch nicht mit einer solchen Behinderung beschäftigt. Nach dem Unfall kam die braunhaarige Frau für ein halbes Jahr nach Nottwil im Kanton Luzern in ein Paraplegikerzentrum zur Rehabilitation. Verschiedene Funktionen mussten neu erlernt werden, denn neben der Einschränkung der Beinbewegungen funktionierten auch Blase und Darm nicht mehr richtig. Das größte Problem war aber die fehlende Kraft und die neu zu erlernende Geduld: Sandra Graf braucht seither für alles viel mehr Zeit, egal ob beim Anziehen oder beim Einsteigen ins Auto. Ihr speziell umgebautes Automatikauto bietet viel mehr Selbständigkeit im Alltag. Ein Griff rechts neben dem Lenkrad ermöglicht das Beschleunigen und Bremsen von Hand. Nach drei Wochen saß die Sportlerin im Rollstuhl und musste lernen, mit diesem umzugehen: „Die Rehabilitation in Nottwil ist sehr gut, sie bereitet den Patienten auf sein zukünftiges selbständiges Leben vor und sorgt dafür, dass man in ein passendes Umfeld kommt.“ Für Graf war dies wichtig. Sie setzte sich schnell Ziele. Beim Bau von neuen Wohnblöcken in Teufen ergab sich die Möglichkeit, dass eine rollstuhlgerechte Wohnung für sie und ihren Mann Martin eingeplant werden konnte. Dazu gehört die unterfahrbare, tiefere Küche und die angepasste Dusche. Mittlerweile wohnt die Familie aber in einem typischen Appenzellerhaus in Gais. Durch die weißen Armaturen, den dunkelgrauen Boden und die Lederstühle wirkt der offene Wohn- und Essbereich modern.

Ihr Mann verbreitete Zuversicht

„Ja, ja, wir schaffen das schon“, habe ihr Mann reagiert, sagt Graf. Hingegen war ihre Mutter ängstlich und wollte ihre Tochter behüten. Dies kann die 53-Jährige erst nachvollziehen, seit sie eigene Kinder hat. Selbst dachte sie, dass sie Glück hatte im Vergleich zu anderen Patienten, denen sie in Nottwil begegnet ist. So war es einfacher, ihr Handicap anzunehmen: „Das hat mir viel gegeben, so bin ich nie groß in ein psychisches Tief gefallen.“

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Zwischenfall in Regionalexpress: 37-Jähriger verletzt Jugendliche mit axtähnlichem Gegenstand

In einem Regionalzug in Brandenburg attackiert ein Mann Fahrgäste mit einem axtähnlichen Gegenstand. Dabei verletzt er eine 17-Jährige schwer. Im Bahnhof Guben an der polnischen Grenze nehmen Polizisten den Mann fest.

Ein 37 Jahre alter Mann hat in einem Regionalzug von Cottbus nach Frankfurt (Oder) Fahrgäste bedroht und eine Jugendliche mit einem axtähnlichen Gegenstand verletzt. Das berichtete ein Sprecher der Polizeidirektion Süd nach ersten Erkenntnissen. Die Polizei habe den Zug am Bahnhof im brandenburgischen Guben (Kreis Spree-Neiße) gestoppt und den Verdächtigen, der polnischer Staatsbürger sei, festgenommen.

Eine 17-Jährige in dem Zug sei von dem Mann wahrscheinlich schwer verletzt worden. Sie kam ins Krankenhaus. Lebensgefahr bestehe nach ersten Erkenntnissen aber nicht, sagte der Sprecher. Zu den Hintergründen und dem Ablauf der Tat konnte die Polizei bislang keine weiteren Angaben machen.

Die Polizei wurde gegen 13.20 Uhr von dem Vorfall informiert. Bei dem verdächtigen 37-Jährigen fanden die Einsatzkräfte dann in Guben einen axtähnlichen Gegenstand. Um was genau es sich handelt, konnte der Sprecher zunächst nicht sagen.

Der Mann soll durch mehrere Waggons des Regionalzuges gelaufen sein, hieß es. Wo er zustieg, konnte die Polizei noch nicht sagen. Alkohol oder Drogen waren bei dem Verdächtigen nach bisherigen Erkenntnissen nicht im Spiel. Auch zum Motiv konnte der Polizei-Sprecher keine Angaben machen. Der festgenommene Mann kam zunächst zu einer Polizeiinspektion.

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Orthopädietechniker


Geräusche von Maschinen und Werkzeugen ertönen aus den Werkstätten der Abteilung Orthopädietechnik im Zürcher Universitätsspital Balgrist. Hier werden Prothesen für Menschen angefertigt, die nach einem Unfall oder einer Erkrankung ein Körperteil verloren haben. Hauptsächlich werden Prothesen von Unter- und Oberextremitäten hergestellt. Im Bereich Bandagistik hilft man Menschen mit Verbrennungsanzügen. „Leute unterstützen und betreuen zu können, gerade dann, wenn sie ohne Gliedmaßen oder mit einer starken Verbrennung oder einem schweren Schicksal zu uns kommen und wir sie mit einer Maßanfertigung wieder ein Stück in den Alltag integrieren können, ist das, was meinen Beruf ausmacht“, sagt Sergio Stefanelli, Leiter der Orthopädietechnik im Bereich Prothetik und Bandagistik.

Handwerkliches Geschick und Arztvisiten

Stefanelli koordiniert die Aufträge. Bei den Visiten besucht er mit dem Ko-Chefarzt die Patienten. Die Sprechstunden hält er ebenfalls selbst. „Ich habe mich schon immer sehr für Technik und die Anatomie des Menschen interessiert. Mein Beruf führt das schön zusammen. Schon immer fand ich es spannend, mit vielen verschiedenen Problemfällen zu tun zu haben. Wenn man ein lösungsorientierter Mensch ist wie ich, hat man das dementsprechend gerne“, sagt der 46-Jährige. Nach seiner vierjährigen Lehre als Orthopädietechniker bildete er sich in der Prothetik, Orthetik und Reha-Technik weiter. Er wurde Führungsfachmann und machte eine Ausbildung mit dem Schwerpunkt Betriebswirtschaft in Chur. „Der Beruf basiert klar auf einer handwerklichen Tätigkeit, es ist wichtig, dass man gutes handwerkliches Geschick besitzt.“ Geht man den Flur entlang, sieht man konzentrierte Mitarbeiter, 25 Leute arbeiten in der Orthopädietechnik. Überall sind Prothesen zu erkennen. Sie unterscheiden sich in Farbe, Größe und Komplexität. Manche sehen dem Originalkörperteil zum Verwechseln ähnlich, andere gleichen einem Skelett. Sie bestehen fast nur aus dem Rohbau und sind auf die minimalistische Funktion reduziert. „Wenn ein Patient beispielsweise am Unterschenkel amputiert wird, untersucht man zuerst den Stumpf und versucht, das Stumpfvolumen mithilfe von Bandagen dünner zu machen. Wenn sich das Volumen des Stumpfes fünf Tage nicht verändert, wir nennen es auch ein stabiles Volumenverhältnis, hat man ein definitives Maß für die Anfertigung der Prothese. Anschließend wird ein Gipsabdruck gemacht, und der Schaft kann angefertigt werden. Ungefähr zwei, drei Tage später wird der Schaft respektive die Prothese als Ganzes im Rohbau bei uns anprobiert“, führt Stefanelli aus. Für die Herstellung des Unterbaus werden verschiedene Materialien eingesetzt. Oft verwendet man Aluminium- oder Titanteile. Es gibt aber auch Gelenke, die aus Carbon hergestellt werden. Mechanische Teile sind meist aus Kunststoff oder aus Titan und Aluminium. Der Schaft, also die Maßanfertigung selbst, besteht oft aus Kunststoff. Es werden Carbon- oder Glasfasern eingesetzt, weil diese die Stabilität erhöhen.

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Kinder verletzten sich in Videos: Untersuchung gegen Tiktok gestartet

Immer öfter trenden bei Tiktok gefährliche „Challenges“. Nach der „Blackout Challenge“, durch die schon einige Kinder ums Leben gekommen sind, kursieren nun Videos in Italien, in denen sich Jugendliche selbst verletzen. Die dortige Wettbewerbsbehörde schreitet ein.

Die italienische Wettbewerbsbehörde hat eine Untersuchung gegen die Videoplattform Tiktok wegen einer als gefährlich eingestuften „Challenge“ aufgenommen. Es gehe dabei um die aktuell populäre Mutprobe, die als „Französische Narbe“ bekannt ist, wie die italienische Behörde mitteilte. Junge Tiktok-Nutzer kneifen oder zwicken sich bei diesem Trend so lange ins Gesicht, bis sich blaue Flecken und Narben bilden.

Die Behörde nahm eine Zunahme von Videos wahr, in denen sich Jugendliche selbst verletzen – vornehmlich handelte es sich dabei um ebenjene „Französische Narbe“, hieß es weiter. Tiktok fehle es demnach an „angemessenen Systemen zur Überwachung von Inhalten, die von Dritten veröffentlicht werden“. Außerdem würden die Richtlinien der Plattform, die die Löschung gefährlicher Inhalte vorsehen, in denen etwa zur Selbstverletzung aufgerufen wird, nicht angewandt.

Tiktok hat viele minderjährige Nutzer – die Plattform habe deswegen eine große Verantwortung zum Schutz dieser Gruppe. Die vor allem bei Kindern und Jugendlichen beliebte Videoplattform, die dem chinesischen Unternehmen Bytedance gehört, werde „in vollem Umfang mit den zuständigen Behörden zusammenarbeiten, um alle Fragen zu unseren Richtlinien und Verfahren zu beantworten“, sagte ein Tiktok-Sprecher.

Mehrere Kinder bei „Blackout Challenge“ gestorben

Bei Tiktok verbreiten sich oft Videos von Mutproben, die gefährlich werden können: Bei der „Blackout Challenge“ etwa ging es darum, die Luft anzuhalten, bis man das Bewusstsein verliert. Erst letztes Jahr kamen dabei mehrere Kinder ums Leben.

Ein achtjähriges Mädchen aus Texas sowie eine Neunjährige aus Wisconsin waren bei dem Würgespiel gestorben. Ebenso der 14-jährige Leon Brown. Er hatte sich selbst vor der Kamera die Luft abgeschnürt, damit er das Bewusstsein verliert. Seine Mutter entschied sich, damit an die Öffentlichkeit zu gehen, um andere Eltern vor dem lebensgefährlichen Trend zu warnen.

Die EU-Kommission hatte Tiktok zuletzt unter anderem in diesem Zusammenhang mit schweren Konsequenzen bei der Verletzung europäischer Regeln gedroht.

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Kerstin Brachtendorf, Paralympics-Weltmeisterin


Radfahren ist meine Passion. Ich denke, das macht dieses Hobby bei mir aus“, stellt Kerstin Brachtendorf stolz fest. Obwohl sie finanziell vom Radfahren lebt, würde sie den Sport nie als ihre Arbeit bezeichnen. Die paralympische Radsportlerin kommt ursprünglich nicht vom Leistungssport. Trotz großer Sportbegeisterung hatte die Heimatverbundene nicht die Möglichkeit, in Ettringen in der Eifel ihr Sporttalent auszuleben. In ihrer Freizeit tanzte sie ursprünglich in der Showtanzgruppe ihres Heimatdorfes. „Erst als ich dann beruflich bei einer Werbeagentur in München gelandet bin, wurde Sport wieder ein Thema für mich“, erzählt die 50-Jährige. Aufgrund der nahen Berge schloss sich Brachtendorf nach Feierabend ihren Kollegen beim Radfahren an und erkannte so ihre Leidenschaft und startete bei den ersten Mountainbike-Marathons.

Das war in ihren Augen nicht fair

2006 lernte sie Michael Teuber, einen ehemaligen Paralympics-Sieger, kennen, der ihr die Teilnahme am Behindertensport empfahl. Zu dieser Zeit war die 1,65 Meter große Frau noch skeptisch: „Klar habe ich seit meiner Geburt einen Klumpfuß, aber als behindert hätte ich mich nie definiert. Daher erschien es in meinen Augen nicht fair, gegen Schwerbehinderte anzutreten.“ Als sie das System von Paralympics verstand und begriff, dass sie in ihrer Klasse nur gegen Sportler gleich schwerer Behinderungen antreten würde, wurde die Motivation größer. „Ich merkte schnell, dass das Niveau sehr hoch war, und erkannte die Ernsthaftigkeit des Sports für Menschen mit Behinderung, was im Endeffekt ausschlaggebend dafür war, dass ich fortfuhr. Aber niemals hätte ich damals gedacht, dass mich eine solche Zukunft mit solch großen Erfolgen erwarten würde.“ 2011 nahm die Wettkämpferin an ihrer ersten Bahn-Weltmeisterschaft in Italien teil und belegte den 5. Platz, seitdem ist sie im Kader der deutschen Nationalmannschaft.

Weltmeisterin in Kanada und Bronze in Tokio

Einen Wendepunkt erlebte Brachtendorf 2012, als sie bei den Paralympics in London eine Medaille verfehlte und durch den Leistungsdruck in ein großes mentales Loch fiel. Dank guter Freunde konnte sie dieses überwinden und änderte ihre Einstellung: „Ich habe mir nicht mehr so viel Druck gemacht und bin dann im Jahr darauf bei der WM in Kanada Weltmeisterin geworden.“ Einen weiteren Höhepunkt in ihrer Karriere erlebte sie 2017 im Einzelzeitfahren, bei dem sie zuvor nie erfolgreich war. Beim Weltcup in Italien überfuhr sie die Ziellinie, ihre Kollegen und Trainer stürmten auf sie zu und gratulierten ihr, sie selbst wusste zunächst nicht, was los war. „Ab diesem Zeitpunkt war das Einzelzeitfahren meine Lieblingsdisziplin, weil man mit sich und seiner Leistung ganz allein ist, ohne taktieren zu müssen. Die Rolle spielt allein der Kampf gegen die Uhr.“ In Tokio gewann sie 2021 die Bronzemedaille endlich auch bei Paralympischen Spielen. Der Weg dorthin war nicht leicht. Nachdem sich erneut starker mentaler Druck aufgebaut hatte und sie wieder Angst bekam, eine Medaille zu verfehlen, musste sie 20 Tage vor dem Abflug ihr Training abbrechen und wurde ins Krankenhaus eingewiesen. Sie musste operiert werden, was ein Sportverbot von mindestens zwei Wochen zur Folge hatte. Ein Elf-Stunden-Flug und Olympische Spiele waren unvorstellbar. „Irgendwann kam jedoch ganz plötzlich der Zeitpunkt, an dem es mir besser ging und ich mich entschied, die Chance zu nutzen.“ Für die Weltmeisterin stand nun nur noch das Dabeisein im Vordergrund. Mit dieser Einstellung startete Brachtendorf und erreichte ihren größten Erfolg. „Im Nachhinein gesehen war es sehr unvernünftig, mich in den Flieger zu setzen. Dennoch bin ich sehr stolz auf meine Leistung.“

Einen der schlimmsten Tiefpunkte in Rio de Janeiro

Trotz der vielen Erfolge war es für die Ettringerin anfangs schwierig, sich in eine Mannschaft zu integrieren. „Vor einem Wettkampf steigt bei jedem die Anspannung, und die Nerven liegen blank. Es kostet mich viel Energie, immer Ruhe zu bewahren, nicht alles persönlich zu nehmen und den Fokus auf mich und meine Leistung zu legen.“ Einen ihrer schlimmsten Tiefpunkte erlebte sie 2016 in Rio de Janeiro, als sie den fünften Platz im Straßenrennen erkämpfte. Sie startete am letzten Tag, nachdem ihre Teamkollegen alle schon eine Medaille in Händen gehalten hatten und feierten. Sie wurde kaum mehr beachtet. „Das ist eigentlich meiner Meinung nach das Traurige, dass es beim Leistungssport nur darum geht, wer am Ende die Medaille in der Hand hält“, bedauert sie. In jeder Sportart ist Fairness ein Thema. Doch besonders bei den Paralympics kommt es häufig vor, dass die Athleten versuchen, ihre Behinderung mit der eines anderen Sportlers zu vergleichen. Die Frau mit den schulterlangen, blonden Haaren sagt dazu: „Man kann keine Behinderung eins zu eins mit einer anderen vergleichen. Damit muss man sich abfinden, sonst darf man den Sport nicht machen.“ Eine klare Meinung hat sie auch zum Thema Doping: „Ich selbst verstehe nicht wirklich, warum man so was macht, die Fairness sollte im Vordergrund stehen.“

Leider gehören zum Radfahren auch Unfälle, sie hatte zum Glück keine schwerwiegenden. Ihr größtes negatives Erlebnis war ein Autounfall. Während sie in Italien auf einem Fahrradweg trainierte, hörte sie einen Knall und sah einen Auffahrunfall. Das Auto, auf das aufgefahren wurde, kam wie ein Katapult auf Kerstin Brachtendorf zugeschossen. „Im Kopf war pure Hilflosigkeit. Trotzdem kam ich mit meinem Rad zum Stehen und habe das haarscharf an mir vorbeischießende Auto mit den schreienden Menschen gesehen.“ Die Schreie der Mutter im Auto, die Angst um ihren Säugling hatte, verfolgen Brachtendorf bis heute. Die Wettkämpferin ist sich sicher, dass der Radsport zu den gefährlichsten Sportarten zählt. Selbst wenn sie bloß auf der Straße ihr Training absolviert, wird sie von vielen Autofahrern nicht respektiert und mit Absicht nah überholt. Trotz dieser Gefahren schwärmt sie: „Der Sport bewirkt bei mir einfach das Gefühl von Freiheit und Unabhängigkeit.“

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Zahl mehr als verdoppelt: Mediensucht bei Minderjährigen deutlich gestiegen

Die Covid-19-Pandemie führt auch dazu, dass mehr Menschen mehr Zeit an Monitoren verbringen. Besonders unter Heranwachsenden verdoppelt sich in dieser Zeit die Zahl der Mediensüchtigen, wie eine aktuelle Umfrage zeigt. In Zukunft muss dringend gegengesteuert werden, fordern Experten.

Etwa 680.000 Kinder und Jugendliche in Deutschland sind einer Studie zufolge süchtig nach Computerspielen und sozialen Medien. Diese Zahl habe sich während der Corona-Pandemie mehr als verdoppelt, heißt es in einer gemeinsamen Untersuchung der Krankenkasse DAK und des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf.

Der Anteil der Minderjährigen, die Suchtverhalten bei Social Media aufweisen, stieg demnach seit dem Jahr 2019 von 3,2 auf 6,7 Prozent. Bei der Nutzung von Computerspielen kletterte die Quote von damals 2,7 Prozent auf 6,3 Prozent im vergangenen Jahr.

Für die Studie wurde eine repräsentative Gruppe von 10- bis 21-Jährigen aus rund 1200 Familien zu ihrem Umgang mit digitalen Medien befragt. Das Meinungsforschungsinstitut Forsa führte dafür den Angaben zufolge im Zeitraum von drei Jahren deutschlandweit in insgesamt fünf Wellen Befragungen durch.

Warnung vor den Folgen

Die Ergebnisse sind nach Einschätzung von DAK-Vorstandschef Andreas Storm alarmierend: „Wenn jetzt nicht schnell gehandelt wird, rutschen immer mehr Kinder und Jugendliche in die Mediensucht, und der negative Trend kann nicht mehr gestoppt werden.“

Vor allem männliche Jugendliche zeigten sich der Untersuchung zufolge anfällig: Während die Geschlechterverteilung bei der Abhängigkeit von sozialen Medien noch relativ ausgeglichen ist, sind von einer sogenannten Gaming-Sucht zu zwei Dritteln Jungen betroffen. Von den Kindern und Jugendlichen, deren Nutzung von digitalen Spielen als problematisch gilt, sind 68,4 Prozent männlich.

Im Vergleich zum Lockdown im Frühjahr 2020 haben sich den Angaben zufolge Nutzungszeiten von Computerspielen zwar wieder reduziert, aber sie liegen noch immer deutlich über dem Vor-Corona-Niveau. Im September 2019 wurden an einem Werktag durchschnittlich 78 Minuten bei Computerspielen verbracht, bei der bislang letzten Befragung im Juni 2022 waren es 113 Minuten. Auch bei Social Media ist die Nutzungsdauer rund 35 Prozent höher als im Herbst 2019.

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Humana-Läden in Portugal


E ine Studie der Organisation Humana People to People schätzt, dass Kleidung einen Anteil bis zu zehn Prozent an den Gesamtumweltschäden durch Verbraucher habe. Die Organisation hat in Portugal eine gleichnamige Verkaufskette eröffnet, die sich für den Kampf gegen den Klimawandel einsetzt: ein Verbund von Secondhandgeschäften, die eine große Vielfalt an gebrauchter Kleidung anbieten. Jeder kann dort Textilien spenden, die nach Qualität sortiert werden. Ein Teil wird in den Geschäften, ein anderer an Recyclingunternehmen verkauft. Durch dieses Kreislaufwirtschaftsmodell werden 16.470 Tonnen CO2 in Portugal jährlich eingespart. Außerdem hat es soziale Ziele. Ein Teil des Gewinns wird in Entwicklungsprojekte in Guinea-Bissau und Mosambik investiert. In Portugal gibt es derzeit 20 Geschäfte, hauptsächlich in Lissabon und Porto. Eine kleine Umfrage in zwei Geschäften in Porto, in den Straßen Rua de Júlio Dinis und Cedofeita, an einem Sonntag zeigt, dass die Kundschaft sehr unterschiedlich ist: Es gibt Alt wie Jung, mehr Frauen als Männer, Portugiesen und internationale Kunden, Menschen mit hohem Qualitäts- und Markenanspruch und Kunden, die das Ausgefallene suchen, sowie viele, die eben nur preiswerte Kleidung kaufen wollen. Es gibt mehr Angebote für Frauen und mehr Kundinnen.

Elegante, ältere Kundin zur „Happy Hour“

Die Kleidung ist grob nach Größe und Kategorien wie Hosen, Blusen oder Jacken geordnet. Die Anordnung wirkt leicht konfus, die Suche nach bestimmten Stücken ist nicht immer einfach. Der Geruch ist etwas streng. Eine junge Frau sucht für sich ausgefallene Einzelteile, sie sei aus der Ukraine und lebe seit sechs Monaten in Portugal, wo sie in der Textilbranche arbeite in Kooperation mit einem ukrainischen Designer. Humana finde sie interessant wegen der günstigen und der teils einzigartigen Kleidung, die sie gern für sich selbst zusammenstelle. Sie weist auf ein asymmetrisch geschnittenes Midikleid in Pastelltönen, das sie gerade anprobiert hat und mit einer gestrickten beigen Stola kombinieren will. Auch eine der Verkäuferinnen sagt, sie studiere Modedesign und kaufe nur in Secondhandgeschäften ein. Das sei günstig und abwechslungsreich. Als Studentin habe sie ohnehin nicht so viel Geld. Im Geschäft in der Rua de Júlio Dinis erzählt die junge brasilianische Verkäuferin Débora, dass einige Kunden täglich, manche sogar mehrmals am Tag nach Neuigkeiten suchten. Diese Kauflust sei, laut einer eleganten, älteren Kundin, die um die Ecke wohnt, durch die täglichen Sonderangebote in der „Happy Hour“ stimuliert. Diese Dame bringt auch gern gebrauchte Kleidung, um die gute Sache zu unterstützen. Für viele scheint der preisgünstige Einkauf ein wesentlicher Faktor zu sein, was man angesichts der Krise und bei relativ geringen Löhnen gut verstehen kann.

Klimakrise, Inflation und Spartendenz

Andererseits kommen auch viele internationale Kunden. Eine ältere, lebhafte Spanierin mit wilden Haaren in Begleitung ihrer schicken Tochter hält ein Plädoyer für den nachhaltigen Konsum von Kleidung. Sie hat vom Konzept von einer ihrer in Lissabon lebenden Töchter erfahren und sei begeistert. Die Tochter kommt mit einem roten Kleid aus der Umkleide, sie bedauert, dass es leider in Galizien solche Geschäfte nicht gebe, sondern nur die „mercadillos“, Open-Air-Kleidermärkte. Eine in Portugal lebende Deutsche findet dieses Projekt grundsätzlich gut, vermisst aber kleinere Secondhandboutiquen, die sie aus Deutschland kenne. Sie stört, dass es in diesen Geschäften etwas müffele, was nicht gerade einladend sei. Gefragt nach der Zukunft, antworten einige, dass Humana und ähnliche Geschäfte vermutlich eine steigende Nachfrage we­cken werden, vor allem angesichts der Klimakrise und der Dringlichkeit des nachhaltigen Konsums. Des Weiteren trägt die weltweite Inflation und Wirtschaftskrise zu einer Spartendenz bei, sodass viele eher auch mal secondhand statt immer nur das Neueste kaufen. Die freundliche, galizische Dame vermutet: „Vielleicht werden wir alle noch einen anderen Lebensstil erlernen und auf unsere Ressourcen besser achtgeben. Vielleicht leben wir dann gar nicht schlechter.“

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„Es ist abscheulich“: Amnesty wirft Iran grausame Folter an Kindern vor

Mit brachialer Gewalt unterdrückt das iranische Regime die jüngsten Proteste im Land. Auch Kinder, die an den Demos teilnehmen, sollen laut Amnesty International grausamen Foltermethoden ausgesetzt sein. Ziel sei es, den Protest der Jugend zu brechen.

Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International hat sechs Monate nach Beginn der jüngsten Protestwelle im Iran grausame Folter an Kindern und Jugendlichen dokumentiert. Demonstrantinnen und Demonstranten seien Schlägen, Auspeitschungen, Elektroschocks, Vergewaltigungen und anderer sexueller Gewalt durch Geheimdienste und Sicherheitsbehörden ausgesetzt gewesen, berichtete Amnesty in einem Bericht. Laut Amnesty zielt die Gewalt darauf, die Jugend des Landes zu unterdrücken und ihren Protest zu brechen. Dieter Karg, Iran-Experte bei Amnesty in Deutschland, sagte laut Mitteilung: „Es ist abscheulich, dass Beamte ihre Macht auf diese Weise gegenüber schutzbedürftigen und verängstigten Kinder missbrauchen, ihnen und ihren Familien schwere Schmerzen und Ängste zufügen und sie mit schweren körperlichen und seelischen Narben zurücklassen.“

Amnesty dokumentierte Gewalt vom Zeitpunkt der Festnahme, wo Kinder und Jugendliche in den Gefängnistransportern geschlagen und in den Haftanstalten gefoltert wurden. Dazu zählten auch Elektroschocks an Genitalien, die erzwungene Verabreichung unbekannter Tabletten sowie schwere Drohungen. Bevor sie freigelassen wurden, drohten Staatsbeamte den Kindern oft mit der Verhaftung ihrer Verwandten, falls sie sich beschwerten.

Amnesty fordert Freilassung der inhaftierten Kinder

Laut Amnesty International wurden auch Kinder gefoltert, die nicht älter als zwölf Jahre waren. Ihren Bericht stützen die Menschenrechtler auf Zeugenaussagen Dutzender Inhaftierter und Angehöriger. Angesichts der überwiegend jungen Protestteilnehmer geht Amnesty davon aus, dass Tausende Kinder inhaftiert waren. Erst vor wenigen Tagen hatte Irans Justiz offenbart, dass mindestens 22.000 Demonstranten festgenommen worden waren. Ein Großteil der Protestteilnehmer soll inzwischen freigekommen sein. Genaue Zahlen gibt es von staatlicher Seite nicht.

Auslöser der jüngsten Protestwelle im Iran war der Tod der iranischen Kurdin Jina Mahsa Amini. Die 22-Jährige wurde Mitte September von den Sittenwächtern wegen Verstoßes gegen die islamischen Kleidungsvorschriften festgenommen und starb wenige Tage später im Polizeigewahrsam. Zu Beginn richteten sich die Proteste noch gegen die Kopftuchpflicht. Später forderten die Demonstranten den Sturz der Islamischen Republik. Inzwischen zeigt sich die politische und geistliche Führung wieder selbstbewusst. Vor allem die junge Generation protestierte jüngst. Der Großteil soll nicht älter als 25 Jahre gewesen sein. Seit der Protestwelle im Herbst steht Irans Führung unter Druck wie noch nie seit der Islamischen Revolution 1979.

Auch Monate nach den Aufständen setzen viele Frauen ihren Protest in anderer Form fort, etwa durch das demonstrative Ignorieren der Kopftuchpflicht. Amnesty forderte eine Freilassung der inhaftierten Kinder und appellierte an die internationale Staatengemeinschaft: „Da es keine Aussicht auf wirksame unparteiische Untersuchungen der Folter von Kindern in Iran gibt, fordern wir alle Staaten wie auch die Bundesregierung auf, universelle Gerichtsbarkeit über iranische Beamte auszuüben“, sagte Dieter Karg von Amnesty.

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Papair-Start-up


Nur ploppen können die leider nicht, aber da muss man auch Abstriche machen. Obwohl, wenn man sie sich ganz nah ans Ohr hält, kann man das manchmal doch hören.“ Steven Widdel geht schmunzelnd in den Besprechungsraum. Mit seinen Schulfreunden Fabian Solf und Christopher Feist gründete der 27-Jährige vor drei Jahren die Papair GmbH. Zusammen haben sie es sich zur Aufgabe gemacht, eine nachhaltige Alternative zur kunststoffbasierten Luftpolsterfolie zu entwickeln. Was 2020 im Backofen der WG-Küche in Hannover mithilfe von Lochblechen Form annahm, liegt als verkaufsfertiges Exem­plar auf dem Tisch am Produktionsstandort in Rethem. Optisch besteht zwischen dem allseits bekannten Produkt aus Plastik und der Erfindung aus recyceltem Papier kein großer Unterschied. Das Einzige, was auffällt, ist, dass das fertige Produkt den hellbraunen Farbton der Pappe beibehält, da das Herstellungsmaterial nicht behandelt wird. Die Oberfläche ähnelt durch die noppenartige Beschaffenheit dem Gegenstück aus Kunststoff. Das Thema Nachhaltigkeit ist Teil der Unternehmensphilosophie. Die Luftpolsterfolie besteht aus Recyclingpapier, das von deutschen Herstellern bezogen wird, um lange Transportwege zu vermeiden. Grundsätzlich ist die Herstellung so energiearm wie möglich. „Man kann immer viel über Umweltschutz reden, aber wenn man nichts macht, dann bringt einem das später auch nichts. Das wird der Kunde auch mitkriegen.“

Nachhaltig aber nicht zwangsweise teuer

Dem Pendant aus Plastik bietet die Luftpolsterfolie aus Papier auch in puncto Polsterwirkung eine echte Alternative, sagt Widdel überzeugt: „Unser Produkt bietet für die haushaltsüblichen Bestellungen einen nachhaltigen Ersatz. Da Papier in seinen natürlichen Eigenschaften nicht wasserabweisend ist, wird es aber immer Bereiche geben, in denen Kunststofffolie vonnöten sein wird. In Zukunft lässt sich der Verbrauch jedoch deutlich einschränken.“ Trotz des nachhaltigen Produktionsprozesses sind die Preise mit dem aus Kunststoff hergestellten Produkt vergleichbar. „Nur weil etwas nachhaltig ist, heißt es noch lange nicht, dass es zwangsweise teurer ist.“ Der hochgewachsene Mann in der Trainingsjacke deutet auf eine Versandtasche, die von innen gepolstert ist. Dadurch, dass bei dem fertigen Produkt keine herkömmlichen Klebstoffe verwendet werden, sondern ein Naturkleber zum Einsatz kommt, sind alle Produkte biologisch abbaubar. Falls sie nicht im Papiermüll, sondern in der Natur landen sollten, kompostieren sie sich und stellen keine Gefahr für die Tier- oder Umwelt dar.

Sein Ersatz für das Fitnessstudio

Der Unternehmer lehnt sich zurück und breitet seine Arme aus, um den patentierten Produktionsprozess zu verbildlichen. „Bis zur fertigen Rolle braucht es im Grunde drei Produktionsschritte.“ Zuerst erfolgt durch Feuchtigkeit und Temperatur die Konditionierung des Rohmaterials. Das sei notwendig, um die Dehnbarkeit für die Prägung sicherzustellen. Im nächsten Schritt werden die kuppelförmigen Noppen durch gegenläufige Walzen in das Papier gepresst. „Am Anfang mussten wir das alles per Hand ausprobieren.“ Widdel verzieht sein Gesicht und lacht, ,,das war dann der Ersatz für das Fitnessstudio“. Durch die Kraft der Verformung bleibt die Prägung bestehen. Die Kuppelform diene der Schutzwirkung, die Kräfte, die auf das Produkt einwirken, werden gleichmäßig zu allen Seiten abgeleitet. Im letzten Schritt werden zwei Lagen der Polsterfolie mitein­ander verbunden und schlussendlich für den Transport aufgerollt und verpackt.

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Schreckliche Entdeckung: Toter steckt kopfüber im Kanalschacht

Mit einem Schock reagiert ein Jugendlicher in Niederkassel auf seinen Fund, den er mitten in der Nacht macht. Der junge Mann entdeckt einen leblosen Körper, der kopfüber in einem Kanalschacht steckt. Er ruft sofort die Polizei an. Mittlerweile wurde ein 40-Jähriger festgenommen, er wurde in der Wohnung des Opfers angetroffen.

Ein Passant hat in der Nacht in Niederkassel einen leblosen Körper entdeckt, der kopfüber in einem Kanalschacht steckte. Der Jugendliche sah zuerst zwei Sportschuhe, die aus einem Grünstreifen zwischen einem Fuß- und einem Radweg und der Langeler Straße in Niederkassel-Lülsdorf herausragten, schreibt die „Bild“-Zeitung unter Berufung auf die Polizei dazu.

Der junge Mann wählte daraufhin den Notruf. Rettungskräfte und Polizei trafen kurze Zeit später ein und entdeckten den in eine Decke gewickelten, leblosen Körper. Die Einsatzkräfte der Freiwilligen Feuerwehr gruben den mit Erde und Split bedeckten Körper aus. Der hinzugerufene Notarzt konnte danach vor Ort nur noch den Tod des Mannes feststellen.

Die Leiche war mit Split bedeckt

Mittlerweile hat die Polizei einen 40-Jahre alten Tatverdächtigen festgenommen. Er wurde in der Wohnung des getöteten 46-Jährigen angetroffen, wie Polizei und Staatsanwaltschaft Köln mitteilten. Die Ermittler gehen davon aus, dass die Wohnung in der Nähe des Leichen-Fundortes auch der Tatort ist. Über die näheren Hintergründe der Tat wurde zunächst nichts bekannt. Der mutmaßliche Täter ist den Informationen zufolge Deutscher, das Opfer Spanier.

Die Leiche war laut Polizei mit Split bedeckt. In der Nähe wurde eine Schubkarre gefunden, mit der der Split möglicherweise zu dem Schacht gefahren wurde. Eine Mordkommission ermittelt. Ein Notfallseelsorger kümmerte sich vor Ort um den unter Schock stehenden Jugendlichen.

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