Kategorie -Jugendliche

Der Sport-Tag: DFB-Pokal-Finale: Schweigeminute für getöteten Berliner Jugendlichen

Mit einer Schweigeminute wurde vor dem DFB-Pokalfinale zwischen RB Leipzig und Eintracht Frankfurt an den gewaltsamen Tod eines 15 Jahre alten Jugendspielers aus Berlin erinnert. Beide Mannschaften versammelten sich am Samstag um den Mittelkreis. Schiedsrichter Daniel Siebert pfiff zur Schweigeminute.

  • Beide Fanlager stellten ihre Choreografien und das Anfeuern ein. Auf einem Banner und den Banden war der DFB-Aufruf „Gemeinsam gegen Gewalt“ zu lesen.
  • Der junge Fußballer vom JFC Berlin war am vergangenen Sonntag in Frankfurt am Main bei einem tätlichen Angriff eines Gegenspielers lebensgefährlich verletzt worden und am Mittwoch gestorben. Der mutmaßliche Täter, ein 16-Jähriger aus Frankreich, soll den Berliner Jungen von hinten auf den Kopf geschlagen haben. Er sitzt in Untersuchungshaft und bestreitet nach Angaben seines Vereins FC Metz, den Jungen absichtlich verletzt zu haben.

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Lehrer muss sieben Jahre in Haft: Gericht: Ex-Schulleiter hat sich an 32 Kindern vergangen

Er war eine Vertrauensperson und nutzte seine Stellung aus: Ein 48 Jahre alter Lehrer soll sich an 32 Kindern und Jugendlichen vergangen haben. Das Gericht verurteilt den Mann zu sieben Jahren Haft, doch auch danach kommt er nicht auf freien Fuß.

Ein ehemaliger Grundschulleiter ist wegen mehrfachen schweren sexuellen Kindesmissbrauchs und anderer Delikte am Landgericht Fulda zu sieben Jahren Haft verurteilt worden. Nach Ende der Freiheitsstrafe soll der 48-Jährige in Sicherungsverwahrung genommen werden, weil er nach Ansicht des Gerichts weiter eine Gefahr für die Allgemeinheit darstellt. Das Gericht sah es in dem verkündeten Urteil als erwiesen an, dass sich der 48-Jährige in über 90 Fällen an Kindern und Jugendlichen sexuell verging. Er habe dabei seine Stellung als Musiklehrer und Chorleiter und damit als Vertrauensperson ausgenutzt.

Die Öffentlichkeit war wegen des Schutzes der noch minderjährigen Opfer über weite Strecken von dem Prozess ausgeschlossen. Auch die Urteilsbegründung wurde teilweise hinter verschlossenen Türen verlesen. Das Gericht sprach von 32 Opfern, die jüngsten davon waren noch im Grundschulalter. Es könne aber sein, dass die Dunkelziffer noch viel höher liege, hieß es in der Urteilsbegründung. Einen Teil der Straftaten soll der Mann während Chorfreizeiten an schlafenden Opfern vorgenommen und sich dabei gefilmt haben.

Ermittlungen nach einem Hinweis aus den USA

Mit dem Strafmaß blieb das Gericht unter der Forderung der Generalstaatsanwaltschaft zurück, die zehneinhalb Jahre Haft und Sicherungsverwahrung gefordert hatte. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig. Der nicht vorbestrafte Ex-Lehrer hatte einen Großteil der Taten gestanden. Ein Vertreter der Anklage zeigte sich zufrieden und verwies auf die angeordnete Sicherungsverwahrung des 48-Jährigen nach Haftende. Der Verurteilte zeigte während der rund 30 Verhandlungstage seit Februar nach Angaben des Gerichts Reue über seine Taten.

Die Ermittlungen gegen den Mann waren nach einem Hinweis aus den USA wegen des Verdachts auf den Besitz und die Verbreitung von Kinderpornografie ins Rollen gekommen. „Ein Zufallsfund“, wie es in der Urteilsbegründung hieß. Bei der Durchsuchung im Haus des Mannes vor einem Jahr war belastendes Material gefunden worden, das die Grundlage für die weiteren Ermittlungen bildete. Aufnahmen seiner eigenen Straftaten soll der Mann nicht mit anderen geteilt haben.

Die Taten waren laut Urteil über viele Jahre hinweg an anvertrauten Kindern und Jugendlichen, aber auch an zufälligen Opfern verübt worden. Der 48-Jährige war nach Einschätzung des Gerichts vor Bekanntwerden seiner Taten ein „allseits geschätzter Mann aus der Mitte der Gesellschaft“ gewesen. Allerdings habe er ein auffälliges Verhalten gegenüber Kindern gezeigt, entsprechende Warnsignale seien jedoch übersehen worden.

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Jugendfußballer niedergeschlagen: Was über den Vorfall in Frankfurt bekannt ist

Bei einem Gewaltausbruch während eines Jugendfußballturniers ist ein 15-jähriger Spieler eines Berliner Teams so schwer verletzt worden, dass er künstlich am Leben erhalten werden muss. Das Opfer habe durch Schläge gegen den Kopf und den Hals „schwerste lebensbedrohliche Kopfverletzungen“ erlitten. Der mutmaßliche Täter, ein 16 Jahre alter Spieler einer französischen Mannschaft, sei vorläufig festgenommen worden und am Montag in Untersuchungshaft gekommen. Über den Zustand des jungen Spielers gab es im Laufe des Tages widersprüchliche Meldungen. Fragen und Antworten zu dem Vorfall.

„Nach bisherigen Erkenntnissen kam es gegen 16.10 Uhr, nach dem Abpfiff eines Fußballspiels, zu einem Spielertumult, der in einer Schlägerei zwischen den Spielern eskalierte“, berichten Staatsanwaltschaft und Polizei in einer gemeinsamen Erklärung am Montag. „Im weiteren Verlauf soll ein 16-jähriger Spieler aus der französischen Fußballmannschaft einen 15-jährigen Berliner Spieler gegen den Kopf bzw. Hals geschlagen haben. Daraufhin sackte der Getroffene zu Boden und wurde in der Folge reanimationspflichtig. Die alarmierten Rettungskräfte brachten den Jugendlichen umgehend in ein nahegelegenes Krankenhaus. Dort stellten die Ärzte lebensbedrohliche Hirnverletzungen fest.“

Die Polizei bittet Zeugen, die Hinweise zum Sachverhalt geben können, weiterhin, sich mit der Kriminalpolizei unter der Rufnummer 069 / 755 – 51199 oder jeder anderen Polizeidienststelle in Verbindung zu setzen. Zudem wurde ein Portal eingerichtet, über das Zeugen Bild- und Videomaterial hochladen und den Ermittlern zur Verfügung stellen können.

In einer ersten Meldung hatte die „Frankfurter Rundschau“ unter Berufung auf den Anwalt des mutmaßlichen Täters und einen Verbandsfunktionär berichtet, der Berliner sei bei dem Vorfall, zu dem es bereits am Sonntag beim „Germany Cup“ gekommen war, tödlich verletzt worden. Diesen Schilderungen widersprach die Polizei. Der 15-Jährige sei nach den Schlägen „reanimationspflichtig“ geworden. „Die alarmierten Rettungskräfte brachten den Jugendlichen umgehend in ein nahegelegenes Krankenhaus“, hieß es vonseiten der Polizei: „Dort stellten die Ärzte lebensbedrohliche Hirnverletzungen fest.“

Bei der „Frankfurter Rundschau“ hieß es zum Zustand des Jungen aus Berlin später unter Berufung auf die Staatsanwaltschaft, er sei hirntot. Auf RTL-Nachfrage wollte die Staatsanwaltschaft das nicht bestätigen. Der „Bild“-Zeitung sagte die Pressestelle der Staatsanwaltschaft Frankfurt: „Er wird noch am Leben gehalten.“ Laut Polizei befindet sich der Junge in einem „sehr kritischen Zustand“.

Welche Teams waren in die Auseinandersetzung involviert?

Das Spiel, nach dem es zu dem Gewaltausbruch kam, war die Begegnung der B-Jugend des Berliner Stadtteil-Klubs JFC Berlin und einer Auswahl der Jugend-Akademie des französischen Zweitligisten FC Metz. Beide Mannschaften standen sich im Halbfinale im Rennen um Platz 5 gegenüber. Daniel Springer, 1. Vorsitzender des JFC Berlin, teilte auf Anfrage des RBB mit, dass der Verein „aus Respekt gegenüber der Familie und da es sich hier um ein offenes Verfahren handelt, […] zur Zeit keine Auskunft erteilt.“

Mit der Diagnose Hirntod ist der Tod des Menschen nach neurologischen Kriterien sicher festgestellt. „Der irreversible Hirnfunktionsausfall wird definiert als Zustand der unumkehrbar erloschenen Gesamtfunktion des Gehirns (Großhirn, Kleinhirn und Hirnstamm). Dabei wird durch kontrollierte Beatmung und andere intensivmedizinische Maßnahmen die Herz- und Kreislauffunktion künstlich aufrechterhalten“, heißt es in einer Definition der „Deutschen Stiftung Organtransplantation“. Der 15-jährige Berliner werde „noch am Leben gehalten“, sagte Oberstaatsanwältin Nadja Niesen.

Welche Informationen gibt es zum mutmaßlichen Täter?

Ein 16-jähriger Spieler aus dem Team des „Performance Programm“ des FC Metz wurde festgenommen und am Montag einem Haftrichter vorgeführt. Dieser erließ einen Untersuchungshaftbefehl. Laut Frankfurts Polizei wird gegen den Spieler momentan nur wegen schwerer Körperverletzung ermittelt. Weitere Angaben zum Verdächtigen machten weder Polizei noch Staatsanwaltschaft. Wie der FC Metz am Dienstag in einer Mitteilung schreibt, bestreitet der Jugendliche, „dass er dem verletzten jungen Spieler absichtlich körperlichen Schaden zugefügt hat“.

Der FC Metz „sowie alle anwesenden Spieler und Eltern stehen den deutschen Behörden selbstverständlich zur Verfügung, um dazu beizutragen, dass die Ermittlungen voranschreiten“, schrieb der Klub. „Der gesamte FC Metz ist von dieser Tragödie zutiefst schockiert und spricht dem jungen Spieler, seiner Familie sowie seinen Angehörigen seine aufrichtige Unterstützung aus.“

Was ist das FC Metz „Performance Programm“?

„Indem wir uns auf ihre sportliche Qualität, ihre Motivation und ihre Arbeitsfähigkeit stützen, wollen wir jedem Spieler ein geeignetes Sport- und Schulprogramm anbieten, das es ihm ermöglicht, sein Potenzial voll auszuschöpfen“, heißt es in der Selbstbeschreibung des Nachwuchsprogramms des Aufsteigers in die französische erste Liga. „Die internationale Fußballakademie des FC Metz ist mehr als ein Trainingszentrum, sie soll ein Sprungbrett ins Erwachsenenleben sein und die Entwicklung von Fußballern, Schülern und Individuen fördern.“ Einer der Spieler, die das Programm durchliefen, ist der Senegalese Sadio Mané, der aus Metz erst zu Red Bull Salzburg wechselte, beim FC Liverpool zum Weltstar wurde und inzwischen für den FC Bayern München in der Bundesliga spielt.

Gewalt im Jugend- und Amateurfußball: Passiert so etwas öfter?

In seinem jährlichen Lagebild zur Gewalt dokumentierte der Deutsche Fußball-Bund für die Saison 2021/2022 3544 durch Schiedsrichter gemeldete Gewalthandlungen im deutschen Jugend- und Amateurfußball. Erst im April war ein Schiedsrichter in Frankfurt von einem C-Jugend-Spieler mit zwei Faustschlägen im Gesicht getroffen worden.

Der Hessische Fußball-Verband (HFV) zeigte sich „fassungslos“ und „schockiert darüber, dass ein Jugendlicher durch Gewalt auf einem hessischen Fußballplatz um sein Leben kämpft“, sagte HFV-Vizepräsidenten Silke Sinning. „Unsere Gedanken sind bei den Angehörigen des Jungen.“

Der Germany Cup ist eine international besetzte Turnierserie für Jugendteams für alle Altersklassen an zwölf Standorten in ganz Deutschland. Veranstaltet wird der Germany Cup von einer Agentur aus dem fränkischen Feucht. Das Turnier in Frankfurt war die vierte Veranstaltung in diesem Jahr. Sie fand unter anderem auf der Anlage des SV Viktoria Preußen statt, wo die Partien der U17 ausgetragen wurden und wo es am Sonntag, dem letzten Tag des dreitägigen Turniers, zu dem folgenschweren Vorfall kam. Das Turnier der U17 wurde nicht zu Ende gespielt. Die Veranstalter des Germany Cup haben sich nicht öffentlich zu dem Vorfall geäußert.

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Suchtexperte im Interview: Wie gefährlich ist Cannabis für die Jugend?

Geht es um die von der Ampel geplante Cannabislegalisierung, wird vor allem über eines gesprochen: Jugendschutz. Gesundheitsverbände und Oppositionspolitiker warnen, dass deutlich mehr junge Menschen zu der Droge greifen, sobald sie erstmal freigegeben ist. Und das könne wiederum schwere Folgen haben. Die Hirnentwicklung wird geschädigt, die Intelligenz nimmt ab, die Aufmerksamkeit lässt nach. Was an den Warnungen dran ist, darüber spricht Suchtexperte Heino Stöver mit ntv.de.

ntv.de: Herr Stöver, von Befürwortern einer Legalisierung wird behauptet, dass Cannabis vom Schwarzmarkt häufig zu stark und deshalb zu gefährlich sei. Können Sie uns das kurz erläutern?

Heino Stöver: THC ist der primäre Wirkstoff in Cannabis, er löst den Rausch aus. CBD ist wiederum der Gegenspieler, es schwächt die Wirkung von THC ab. Auf dem Schwarzmarkt können wir davon ausgehen, dass der THC-Gehalt deutlich höher als der von CBD ausfällt. Das ist ein Problem. Die psychische Verträglichkeit wird über die Balance der beiden Wirkstoffe geregelt. Fällt der Anteil der psychoaktiven Substanz deutlich höher aus, kann es schnell ungemütlich werden.

Was unterscheidet CBD von THC?

CBD steht für Cannabidiol. Das ist einer von mehr als 100 Wirkstoffen, die sich in der Cannabispflanze wiederfinden. Anders als THC, das bekannteste Cannabinoid, hat CBD keine berauschende Wirkung und fällt damit nicht unter das Betäubungsmittelgesetz. Es wirkt trotzdem, nur anders. Die Forschung sagt, dass es zum Beispiel beim Konzentrieren hilft und man damit besser schlafen kann. Auch Entzündungen können vermieden werden, Muskeln scheinen sich nach dem Sport besser zu entspannen.

Jedoch wissen häufig weder Dealer noch Konsument, was in der Ware steckt. Es wird gekauft, was knallt. Das hat etwas von einem Schnapsregal, in dem alle Flaschen gleich aussehen und weder Etikett noch Angaben zum Alkoholgehalt haben. In einem regulierten Markt wäre das nicht der Fall. Mittels eines rechtlichen Rahmens könnten Erzeuger verpflichtet werden, die beiden wesentlichen Wirkstoffe in Balance zu halten.

Was genau passiert im Gehirn, wenn man Cannabis konsumiert?

Hier muss ich etwas ausholen: Wir besitzen alle in unserem Körper und Gehirn Bindungsstellen für Cannabinoide, die wiederum unser Nervensystem im Gleichgewicht halten. Da unser Nervensystem sehr viele Informationen verarbeitet und weiterleitet, kann natürlich schnell was aus dem Ruder geraten. Ist das der Fall, werden körpereigene Cannabinoide freigesetzt. Das Nervensystem wird dadurch wieder in die Bahn gebracht – über biochemische Prozesse. Etwa, indem bestimmte Botenstoffe geblockt und andere freigesetzt werden.

Nun gibt es auch ruhige Phasen, in denen Cannabinoide überhaupt nicht nötig sind, das System ist inaktiv. Fügen wir unserem Körper THC zu, etwa indem wir einen Joint rauchen, jagen wir selbst Cannabinoide durch unseren Körper, die an die entsprechenden Rezeptoren andocken. Wieder werden bestimmte Stoffe geblockt und andere freigesetzt, nur ist es diesmal nicht wirklich nötig. So verändert sich unsere Wahrnehmung, unser Schmerzempfinden, es kommt zum Rausch.

Wenn unser Körper Cannabinoide kennt, warum ist der Cannabiskonsum dann nicht unbedenklich?

THC aktiviert völlig unbegründet unsere körpereigenen Cannabinoid-Rezeptoren. Das kann physiologische Prozesse in Körper und Gehirn ins Ungleichgewicht bringen, was sich auf das Gedächtnis, aber auch den Blutdruck auswirken kann. Außerdem gewöhnt sich der Körper an das ständige Vorhandensein von Cannabinoiden. Die körpereigene Produktion fährt entsprechend runter. Vor allem für junge Menschen kann das problematisch sein.

Gehirn und Nervensystem befinden sich bei Heranwachsenden noch in der Entwicklung. Im jugendlichen Gehirn wird viel umgebaut, Neurochemie, Kommunikation der Areale, sogar die Nervenfasern, alles ist eine große Baustelle. In vielen Botenstoffsystemen gibt es in der Pubertät zudem eine erhöhte Anzahl an Bindungsstellen. Studien zeigen, dass das Endocannabinoid-System in jungen Jahren zudem deutlich aktiver ist. Entsprechend kann es deutlich stärkere Effekte haben, wenn es mittels Cannabis aktiviert wird.

Welche Risiken bringt das mit sich?

Der Rausch kann intensiver sein, Nebenwirkungen wie eine Konzentrationsschwäche, Müdigkeit, Apathie wiederum stärker. Auch kann sich der Konsum auf die Hirnentwicklung auswirken, das gilt aber für alle Rauschmittel. Es gibt Studien, die zeigen, dass sich die Hirnsubstanz von Heranwachsenden bei regelmäßigem Cannabiskonsum verändert. Demnach soll die graue Hirnsubstanz zunehmen. Ungeklärt ist aber, was genau das bedeutet. Das gilt jedoch nur bei dauerhaftem Konsum. Natürlich gibt es auch Fälle, bei denen bereits der gelegentliche Griff zum Joint, überspitzt ausgedrückt, gefährlich werden kann. Dazu zählen Menschen mit einer Neigung zu psychischen Erkrankungen.

Kann sich das Gehirn von jungen Menschen nach dem jahrelangen Konsum regenerieren?

Wenn ich viele Jahre konsumiere, können bestimmte neuronale Prozesse gebremst werden, was sich auf die kognitiven Leistungen auswirkt. Solche Folgen können auch dauerhaft sein. Doch wie gesagt, es kommt auf die Menge an, aber auch die Verfassung der Konsumenten. Natürlich muss ich bei Cannabis hervorheben, dass die Folgen im Vergleich zu anderen Rauschmitteln deutlich milder ausfallen. Bei Alkohol sind die Folgeschäden drastischer. Generell können wir festhalten: Je später die Menschen anfangen, desto besser. Einerseits mit Blick auf die Hirnentwicklung, andererseits mit dem Erlernen von Kontrollfähigkeiten.

Wie hoch ist eigentlich die Suchtgefahr bei Cannabis?

Bei Cannabis ist die Abhängigkeit psychologisch geprägt, ähnlich wie bei Zigaretten. Das Rauschverhalten ist dabei an verschiedene Wohlfühlmomente gekoppelt, etwa die Zigarette nach dem Sex, nach dem Essen, beim Spaziergang zur Arbeit. Auch bei Cannabis sind der Konsum und der damit verbundene Rausch häufig situationsbezogen. Ebenso stellt sich bei der Sucht immer die Frage, wie weit die Menschen gehen würden, um ihr Bedürfnis zu befriedigen. Das kann von horrenden Ausgaben bis hin zum Gang in die Illegalität gehen.

Wie können sich Betroffene von dieser Sucht lösen?

Zum einen wären da selbstauferlegte Regeln, etwa keinen Konsum vor der Arbeit, nicht vor 18 Uhr, nicht nach dem Sex. Situationsbedingter Konsum müsste reflektiert angegangen werden. Natürlich ist das kein Patentrezept, aber ein Schritt. Zum anderen wäre die Legalisierung hilfreich. Außerdem könnte man das Thema Cannabiskonsum deutlich anders thematisieren, es offener diskutieren. Kanäle, die gerade unter jungen Menschen beliebt sind, etwa Instagram oder Tiktok, könnte man auch dafür nutzen, offen aufzuklären. Hier müssten aber Politik und Suchtberater passende Strategien entwickeln. Wie sie das Thema aktuell angehen, eher pädagogisch und belehrend, funktioniert das natürlich nicht.

Ein Argument gegen Cannabis ist der Jugendschutz. Vor allem geht es darum, dass mehr junge Menschen zu der Droge greifen, sobald sie freigegeben ist. Doch besteht dafür wirklich die Gefahr?

Das kommt darauf an. Je nach Zeitraum kommen Erhebungen dazu zu unterschiedlichen Ergebnissen. Der Wissenschaftliche Dienst hat sich etwa angeschaut, wie sich das Cannabis-Konsumverhalten kurz nach einer Legalisierung unter anderem in den USA, Portugal und Kanada verändert hat. Demnach ist die Zahl der Konsumenten wohl rückläufig, wenn auch nur leicht. Eine andere Erhebung zeigt jedoch, dass mit zunehmender Dauer der Legalisierung die Zahlen zunehmen. Man muss das differenziert betrachten. Interessant ist, dass die Old-School-Drogen, also Alkohol und Tabak, unter jungen Menschen deutlich weniger beliebt sind als noch vor 20, 30 Jahren. Bei Cannabis stagnieren wiederum die Zahlen. Dennoch könnte es sich auch hier ähnlich entwickeln.

Mit Heino Stöver sprach Tim Kröplin

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Historisches Fechten in Rosenheim


Einzelne Strahlen Sonnenlicht kämpfen sich durch die leichte Wolkendecke, während stille Winde den Aufschlag von Stahl auf Stahl über den leeren Sportplatz tragen. Mit Präzision und gewandtem Können schwingen Schwerter durch die Luft, zerschneiden sie und treffen auf ihren stählernen Gegner. Ein Moment der Ruhe, dann beginnt eine erneute Choreographie, ähnlich einem Tanzstück, mit fließenden, beinahe sanften Bewegungen, die hypnotisierend auf Zuschauer wirken. Zur abendlichen Stunde trainieren sechs Sportler unter der Leitung von Sebastian Höglinger eine Kunst, die viele als seltsam und absurd abstempeln würden: das Historische Fechten.

Darunter versteht man die Nachstellung von westlichen Waffenkampfkünsten, mit einem hohen Anspruch an historische Korrektheit der Darstellung, wie eine offizielle Informationsseite rund um diese Art des Fechtens erklärt. Doch diese Kampfkunst ist weit mehr als nur eine Kopie der mittelalterlichen Schwertkunst. „Es ist ein Versuch, eine Fechtkunst zu rekonstruieren, die in unserem Fall im 14. bis 15. Jahrhundert hier praktiziert wurde“, sagt Sebastian Höglinger, hauptberuflicher Ingenieur im Produktmanagement. Er engagiert sich neben seiner Tätigkeit als Trainer für das Historische Fechten im Sportbund DJK Rosenheim ehrenamtlich auch als Abteilungsleiter. Er erklärt seinen Schülern eine weitere Technik. „Es ist nicht wie das moderne Sportfechten. Es bezieht sich auf mittelalterliche Quellen, mittelalterliche Fechtbücher, und anhand der Techniken, die dort beschrieben sind, versucht man diese zu rekonstruieren.“ Seit seinem vierzehnten Lebensjahr übt er den Sport aus und verweist auf ein Buch mit dem Titel „Dierk Hagedorn: Peter von Danzig“, das er stets zum Training mitführt. Im deutschsprachigen Raum gibt es ungefähr 100 Fechtbücher und Texte, durch die sich die Sportler Techniken aneignen können. Die Bücher gehen meist auf einen Lehrer zurück, dessen Schüler die Techniken aufgeschrieben haben.

Nicht mit Verfilmungen vergleichbar

Die Klinge eines Schwerts zerschneidet präzise die Luft, um seinen Gegner niederzustrecken. Doch dieser schafft es mit einer gezielten Bewegung, die Klinge zu parieren und dem verwunderten Gegenüber die eigene Klinge gegen die durch Handschuhe geschützte Handfläche zu schlagen. Alle Trainierenden tragen eine Ausrüstung: Fechthelm und Handschuhe sowie spezielle Schoner für Gelenke, um die Sicherheit bei einer Sportkunst mit Klingen zu gewährleisten. Üblicherweise tragen Historische Fechter schwarze Bekleidung, die der weißen der modernen Fechtkunst ähnelt. Aber auch ohne ein solches Equipment ist das Verletzungsrisiko gering und sogar niedriger als beim Fußballspielen im Verein. Lediglich beim Freifechten, also bei der Möglichkeit der Schüler, frei die geübten Techniken anzuwenden, können kleinere Blessuren wie blaue Flecken entstehen. Auch die Arbeit mit einem echten Stahlschwert, das in der Länge von 95 bis 130 Zentimeter sowie in einem Gewicht von 7 bis 8 Kilogramm variieren kann, stellt hierbei kein Gefahrenrisiko dar, da die Seiten abgestumpft sind und Schutzkleidung getragen wird. Die einzige Gefahr, die von einer solchen Klinge ausgeht, ist der mögliche Muskelkater vom Heben des Schwertes, unter dem die Einsteiger meistens leiden.

Das trainierende Pärchen wiederholt den gezeigten Schlag noch einmal, bevor sich die Gruppen lösen und Sebastian Höglinger die Schüler zur Besprechung zu sich ruft. Sie nehmen die Fechtmasken ab und reden über das Gelernte. Tipps werden ausgetauscht und Ratschläge unter den Mitgliedern gegeben. Zu der kleinen Gruppe zählen eine Frau und fünf Männer. Der Verein hat zwei Trainer und zwanzig Mitglieder, acht Frauen und zwölf Männer. Sie treffen sich wöchentlich. Was viele dazu verleitet, eine solch spezielle Kampfkunst zu praktizieren, ist die Leidenschaft für die Geschichte, historische Videospiele, Bücher oder Filme. Schnell wird klar, dass das Historische Fechten nicht mit den Verfilmungen vergleichbar ist: „Die Bewegungen sind zu ausladend“, meint der 28-jährige Trainer. „Beim Fechten versucht man unbemerkt den Gegner anzugreifen. Filme und Videospiele wollen meist das Gegenteil, und zwar gesehen werden.“ Das einzige Videospiel, das auf eine solche Ausschmückung verzichtet, ist „Kingdom Come: Deliverance“ und somit ähnlich der Technik, die die Schüler wirklich erlernen, erklärt er.

Vorurteilhaft geprägter Blick

Es gibt auch die Möglichkeit, sich mit anderen in einem Kampf zu messen. So findet zum Beispiel in München jährlich ein großes Event statt, bei dem sich Fechter aus dem ganzen Land zusammenfinden und an Turnieren und Workshops teilnehmen. Auch Ranglistenturniere sind wichtige Events, bei denen Hunderte Fechter Punkte sammeln, um in der Rangliste für das jeweilige Land aufzusteigen. „Der einzige Nachteil bei solchen Veranstaltungen ist der weite Fahrtweg, was jedoch auch bedeutet, dass man beim historischen Fechten sehr schnell sehr viele Leute aus ganz Deutschland kennenlernt.“

Seine Schüler machen sich bereit für die erste Runde Freifechten in der späten Abendstunde, während sich die anderen im Freien trainierenden Vereine voneinander verabschieden, um nach Hause zu gehen. Vereinzelt werden hier von den jungen Sportlern oder wartenden Eltern verwirrte Blicke auf das kämpfende Paar geworfen. „Wenn man erzählt, was man macht, meinen viele Leute, dass man auf mittelalterliche Märkte fährt und irgendwelche Showkämpfe austrägt. Die Sportart wird oft nur belächelt“, erklärt ein Sportler auf Nachfrage. „Dass die Sportart ernst genommen wird als das, was sie ist, und zwar mit modernem Equipment und ohne mittelalterliches Gewand, merken Leute meistens erst, wenn sie es sehen“, erläutert er den vorurteilhaft geprägten Blick auf diesen anstrengenden Sport und wendet sich zu seiner Gruppe, um selbst am Freifechten teilzunehmen.

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Jugendgewalt wie Epidemie: Teenager in England zu lebenslänglich verurteilt

In Nordengland erstechen zwei Teenager einen 15-Jährigen vor seiner Schule und werden jetzt zu lebenslanger Haft verurteilt. Solche Bluttaten unter Jugendlichen sind in Großbritannien keine schockierenden Einzelfälle, sondern Alltag. Die Justiz setzt auf Härte.

Renell war sich des tödlichen Risikos bewusst, doch es sollte ihm nicht helfen. „Da draußen sterben Leute“, sagte der Teenager aus London in einem Schulvideo über Messergewalt. „Unschuldige werden getötet.“ Wenige Monate später war Renell tot. Vor seiner Schule wurde der 16-Jährige angegriffen und mit einer Machete getötet. Tatverdächtig ist ebenfalls ein 16-Jähriger. So schockierend der Fall ist: In Großbritannien ist eine solche Bluttat wie die am Vorabend der Krönung von König Charles III. längst trauriger Alltag. Teenager töten Teenager. Ähnliche Meldungen gibt es gefühlt jede Woche.

Am heutigen Donnerstag verurteilte ein Gericht in Leeds zwei Jugendliche, die einem 15-Jährigen vor seiner Schule im nordenglischen Huddersfield aufgelauert und ihn getötet hatten, wegen Mordes zu lebenslanger Haft. Beide müssen für die Tat im September 2022 länger ins Gefängnis als sie alt sind: ein 15-Jähriger, der gestanden hatte, für mindestens 16 Jahre, sein 17 Jahre alter Komplize, der von einer Jury schuldig gesprochen wurde, für mindestens 18 Jahre.

Als der Junge sich auf den Heimweg machte, stürmten sie auf ihn zu und erstachen ihn. Motiv für die Bluttat war vermutlich Rache, wie die Richterin sagte. Der ältere Täter soll das Opfer als „Feind“ gesehen haben. Strafmildernd wirkte sich aus, dass der Jüngere selbst Opfer eines Verbrechens wurde, als er 12 Jahre alt war. Ihr Sohn sei seitdem völlig verwandelt und höchst aggressiv, hatte seine Mutter im Prozess ausgesagt. Die Richterin sagte, sie gehe davon aus, dass die Täter ihr Opfer eigentlich nicht töten, sondern schwer verletzen wollten. Beim Älteren fiel die Strafe höher aus, weil er sich im Prozess nicht schuldig bekannt hatte.

Strafmündigkeit beginnt mit zehn Jahren

Auf Mord steht in Großbritannien grundsätzlich lebenslange Haft. Das Gericht legt lediglich fest, wie viele Jahre die Täter mindestens hinter Gitter müssen. Eine Höchststrafe für Minderjährige gibt es nicht. Deutsche Experten erläutern, in Deutschland wäre in vergleichbaren Fällen das Urteil wegen Totschlags ergangen. Die britische Rechtsprechung ist in den Augen vieler Beobachter zudem eher eine Rachejustiz, als dass eine Rehabilitierung gerade jugendlicher Straftäter im Vordergrund stünde.

Hinzu kommt: In England, Wales und Nordirland beginnt die Strafmündigkeit bereits bei 10 Jahren – so niedrig wie fast nirgendwo sonst auf der Welt. Selbst Kinder können in Großbritannien also zu lebenslanger Haft verurteilt werden. In Deutschland sind es, wie von den Vereinten Nationen empfohlen, 14 Jahre. Das UN-Kinderhilfswerk UNICEF attestierte dem britischen Justizsystem bereits 2020, es komme seiner Pflicht, die Menschenrechte von Kindern zu schützen und zu wahren, nicht nach.

Jugendgewalt ist „Epidemie“

Experten fordern bereits seit Längerem, die Strafmündigkeit hochzusetzen – und das gesamte System zu reformieren. „Es gibt keine Hinweise darauf, dass der Kontakt mit dem Strafjustizsystem ein wirksames Mittel zur Reduzierung der Kriminalität ist“, urteilte eine Studie der Local Government Association, des Verbandes der englischen und walisischen Kommunen, im Frühling 2022. Vielmehr sei das System kriminogen – es stifte zu Kriminalität an. Das Risiko einer erneuten Straftat steige. Das liegt auch daran, dass britische Gefängnisse überfüllt sind. Im Juni 2022 saßen fast 90.000 Menschen in Haft, in Deutschland mit einer größeren Bevölkerung war es etwa die Hälfte.

Der harte Kurs gegen Straftäter scheint gerade bei Jugendlichen wenig zu wirken. Zwar ging Messergewalt nach Angaben des britischen Statistikamts zuletzt um 9 Prozent zurück. Aber auch Premierminister Rishi Sunak hat eingeräumt, dass die Regierung handeln müsse. Die Ursachen für Jugendgewalt, die oft mit Bandenkriegen und Drogenkriminalität einhergeht, sind lange bekannt: Armut, Ungleichheit, hohe Arbeitslosigkeit und zu wenig Jugenddienste. Auch die Pandemie hat die Gewalt angeheizt – so schaukelten sich Streitigkeiten im Internet hoch, und als die Kontrahenten sich erstmals wieder auf der Straße begegneten, zogen sie die Messer.

Die Abgeordnete Stella Creasy von der Oppositionspartei Labour sprach mit Blick auf die jüngsten Bluttaten von einer „Epidemie“. Nötig sei mehr als Vorsorge, mehr als präventive Polizeikontrollen von Jugendlichen. Vielmehr müsse sichergestellt werden, dass alle jungen Menschen die notwendige Unterstützung erhielten, die sie benötigen. „Wenn wir das nicht tun, könnten wir am Ende eine verlorene Generation junger Menschen haben, die glauben, ein Messer sei die einzige Möglichkeit, am Leben zu bleiben“, sagte Creasy.

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Audiologin in der Schweiz


Das Gehör kann man sich als eine Badewanne vorstellen“, sagt Sofie Jansen. „Die Einflussgeschwindigkeit des Wassers ist die Lautstärke, der Abfluss der Badewanne die Regenerationsfähigkeit des Gehörs, und das Überlaufen der Badewanne wäre dann der Hörschaden. Wird laut Musik gehört, sollte dies nur kurz gemacht werden, sonst überschwemmt die Badewanne. Doch auch leise Musik über längere Zeit füllt die Badewanne. Man sollte, nachdem man Musik gehört und die Badewanne gefüllt hat, Zeit für das Ablaufen des Wassers lassen. Anders gesagt, das Gehör hat ein gewisses Vermögen, sich nach einem Schaden zu reparieren, wird das Gehör aber überstrapaziert, so kann es sich nicht mehr vollständig regenerieren.“ Die Audiologin betont, wie wichtig es ist, das Gehör in jungen Jahren zu schonen, da vor allem in diesem Alter zu lange und zu laut Musik gehört wird.

An der Katholieke Universiteit promoviert

Sofie Jansen, 37 Jahre alt, 1,65 Meter groß, braune gelockte Haare, Mutter von zwei Jungs, kommt aus Belgien, wo Logopädie und Audiologie nicht zwei Studiengänge, sondern einer sind. Jansen versteht nicht, warum diese Studiengänge zusammengenommen wurden, denn ihrer Meinung nach gibt es große Unterschiede zwischen den beiden Fächern. Audiologie befasst sich mit der Funktion und Erkrankung des Gehörs, während Logopädie sich mit der Diagnose und Behandlung von Sprach-, Stimm-, Sprech-, Schluck- und Hörstörungen befasst. Sofie Jansen hat ihren Master 2007 erworben und anschließend an der Katholieke Universiteit Leuven promoviert. In ihrer Dissertation hat sie drei Sprachverständlichkeitstests entwickelt, einen als Schnelltest. Dieser Test wird vor allem von Arbeitgebern und Schulen benutzt, denn er erlaubt eine schnelle und preiswerte Kontrolle des Gehörs und stellt fest, ob Hörprobleme vorliegen oder nicht. Zeigt dieser Test an, dass ein Problem vorliegt, kommen die anderen beiden Tests, die eine genauere Dia­gnostik erlauben, ins Spiel. „Für ausgebildete Audiologen gibt es zwei große Branchen zum Arbeiten. Die erste liegt im Spital, genauer in der Hals-, Nasen-, Ohren-Abteilung, die zweite ist die Welt der Hörgeräte. Ich habe mich für Letzteres entschieden und 2013 beim Hauptsitz der Sonova in Stäfa zu arbeiten begonnen. Ausschlaggebend war, dass mein Professor mehrere Male mit der Sonova zusammengearbeitet hatte“, erklärt Sofie Jansen. Dazu habe sie die Vorstellung, in der Schweiz mit viel Bergen und nahe an der Natur am Zürichsee zu leben, angesprochen.

Hörverlust hat riesige Konsequenzen für den Betroffenen

Die Sonova Holding AG wurde 1985 unter dem Namen Phonak Holding AG in der Schweiz gegründet. Heute ist die Firma der führende Hörsystemhersteller der Welt. Bei der Sonova arbeitet Sofie Jansen in einem Großraumbüro. Sie ist verantwortlich für das Organisieren und Durchführen von Studien. Dabei ist ihre erste Aufgabe zu kontrollieren, ob die getesteten Hörgeräte reif für weitere Tests an Patienten sind. Dies macht sie, indem sie die Tonqualität bei Hintergrundlärm überprüft und weitere Qualitätskontrollen durchführt. Diese Tests kann sie an ihrem Pult durchführen. Bewertet sie die Hörgeräte als noch nicht bereit, dann gehen diese zurück an die Audiological-Engineers zur Überarbeitung. Sobald Jansen das Okay gibt, beginnen die Studien. Um die Studien durchführen zu können, muss Jansen zuerst die Erlaubnis der Ethik-Kommission des Kantons Zürich einholen. Erst wenn diese vorliegt, kann sie mit dem Organisieren der Studie beginnen. Erstens muss bestimmt werden, was sie mit der Studie herausfinden wollen, als Nächstes kommt das Bestimmen eines passenden Ortes, wo es möglichst viel potentielle Probanden gibt, und schließlich müssen Probanden für die Durchführung der Studie gefunden werden. Jansen hat in den letzten zwei Arbeitsjahren sechs verschiedene Studien organisiert. Diese wurden jedoch nicht von ihr selbst durchgeführt, sondern von externen Partnern wie zum Beispiel Universitäten. Zu Beginn der Studien war Jansen meist persönlich vor Ort, um den Start zu begleiten. „Für das Durchführen der Studien ist es sehr wichtig, dass man gut mit Menschen umgehen kann“, erklärt sie. Sie fühlt sich für diese Aufgabe dank ihres Studiums gut ausgebildet; in der Logopädie hat sie den Umgang mit Menschen gelernt und in der Audiologie das nötige Fachwissen über das Hören erworben, diese Kombination von Fähigkeiten erlaubt es ihr, die Studien effizient zu organisieren und zu überwachen.

Manche erleben Einsamkeit und Depressionen

Sofie Jansen mag ihren Beruf sehr, da sie vielen Leute helfen kann, wieder ein normales Leben zu führen. Denn Hörverlust hat riesige Konsequenzen für den Betroffenen. Wenn das Gehör nicht mehr so gut funktioniert, wird die Kommunikation mit anderen anstrengend, der Wille, mit Leuten zu sprechen, nimmt ab, da man sie nicht versteht. „Dies kann ganz verschiedene Folgen haben. Ausflüge mit Verwandten und Treffen mit Freunden werden seltener, die Person wird einsam und kann sogar Depressionen entwickeln. Das heißt: Der Hörverlust bringt viel mehr Schaden mit sich als nur erschwertes Hören.“ Jansen kann diesen Menschen mit ihrer Arbeit helfen. Doch hier liege auch die Schattenseite ihres Feldes, meint sie. Denn mit Hörgeräten kann ein Patient zwar wieder besser hören, doch es wird nie wieder so sein, wie wenn man mit gesunden Ohren hört.

Der Wunsch, dass dank der Weiterentwicklung der Hörsysteme den Hörgeschädigten in Zukunft noch besser geholfen werden kann, motiviert Sofie Jansen, und sie ist stolz darauf, dass sie mit ihrer Arbeit einen Teil dazu beitragen kann. Sie hofft in der Zukunft die Hörgeräte so weit voranzutreiben, bis sie Hörschäden vollständig ausgleichen.

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Der Tag: 74-Jähriger in NRW schießt auf Jugendliche wegen Ruhestörung

Der Tag: 74-Jähriger in NRW schießt auf Jugendliche wegen Ruhestörung

Im Streit um eine Ruhestörung hat ein 74-Jähriger in Nordrhein-Westfalen auf Jugendliche geschossen. Eine 19-Jährige wurde schwer verletzt in ein Krankenhaus gebracht, teilen die Staatsanwaltschaft Siegen und die Polizei Olpe mit.

Ursache für den Streit zwischen dem Mann und einer Gruppe Jugendlicher in Wenden in der Nacht zum Donnerstag waren demnach Konflikte über nächtliche Ruhestörungen und Sachbeschädigungen.

Mit einer Kleinkaliberwaffe schoss der Mann schließlich in Richtung der Gruppe. Die 19-Jährige wurde dabei von dem Projektil getroffen. Lebensgefahr bestand nicht. Der 74-Jährige wurde festgenommen. Er sollte noch am Freitag einem Haftrichter vorgeführt werden.

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Therapiehund bei einer Psychiaterin


Die letzten Strahlen des Pankower Sonnentags durchfluten den gemütlich eingerichteten Raum. Zwei Sessel zieren das Zimmer, ein kleiner Glastisch mit etwas Gebäck und Getränken steht neben den gepolsterten Sitzgelegenheiten – perfekt für ein atmosphärisches Kaffeekränzchen. Dobro, der mittelgroße, rotbraune Vierbeiner, blickt freudig zu seinem ebenso rothaarigen Frauchen auf, während er sich zufrieden auf dem Boden streckt. Das flauschige Fell scheint beinahe magisch die Menschenhand anzuziehen, da es geradezu zum Kraulen verführt. Doch Dobro ist nicht nur ein lieber Geselle, vielmehr ist er ein wichtiger Teil des Teams von Sonja Bülau. Und sie ist nicht nur eine Frau mit viel Tierliebe, sondern auch eine Helferin in der Not.

Was ist eigentlich ein gutes Leben?

Und das komfortable Zimmer im Erdgeschoss des Medizinischen Versorgungszentrums Pinel ist, trotz der entspannten Atmosphäre, ihr Arbeitsplatz. Seit 23 Jahren hilft Bülau Menschen mit psychischen Problemen. Als langjährige Psychiaterin bereut sie ihre Berufswahl keine Sekunde, obgleich dieser Weg zunächst nicht geplant war. Dass sie Medizin studiert, war für Bülau selbstverständlich, die psychiatrische Richtung jedoch „war echt ein Zufall“. Der Blick ihrer klarblauen Augen wirkt beruhigend und wissend. Nach ihrem Medizinstudium arbeitete Bülau zunächst im Labor der Universitätsklinik in München, doch das war „nicht nah genug am Menschen“, erklärt die Psychiaterin. Aus diesem Grund fing sie in der Erwachsenenpsychiatrie in München an. Da es der heutigen Therapeutin dort gefiel, blieb sie in dem Gebiet. „Ich bin bis heute froh darüber“, resümiert sie, während sich Dobro wie zur Bestätigung auf seinem Schlafplatz zufrieden zusammenrollt. „Was ist normal, was ist eigentlich ein gutes Leben?“, beschreibt sie ihre Kernfragen mit großen Gesten. „Es gibt viele verschiedene Richtungen der Psychiatrie.“ Da sei einerseits die strenge Psychiatrie und andererseits die soziale Psychiatrie, die das Fachgebiet von Bülau ist. „Man behandelt nicht, man verhandelt.“

„Es gibt kein Richtig oder Falsch“

Vor allem in der Sozialpsychiatrie habe man ein offenes Menschenbild und dadurch den Blick auf das Leben und die eigene Entwicklung. Die Haltung in der Gesellschaft scheint ihr dabei im Laufe der Jahre offener geworden zu sein. Auch durch Prominente, die sich vermehrt zu psychischen Erkrankungen bekennen, scheine das Thema weniger stigmatisiert zu werden. „Man muss wahnsinnig offen sein.“ Doch das lerne man, gibt Bülau zuversichtlich zu verstehen. „Es gibt kein Richtig oder Falsch.“ Das ist auch eine große Lehre fürs Leben. Außerdem muss der Mittelweg zwischen der Nähe und Distanz gefunden werden. Natürlich sollten dem Patienten Verständnis und Gefühl entgegengebracht werden, doch zugleich dürfen die Gefühle nicht die Oberhand gewinnen. Denn ein kühler Kopf ist neben medizinischem Können und ausgeprägter Menschenkenntnis essenziell. Nach langjähriger Berufserfahrung fällt die Trennung zwischen der Arbeit und der Freizeit nicht schwer, „ansonsten könnte man es in der Menge nicht schaffen“. Dennoch bleiben einige Geschichten in Erinnerung, gibt sie kopfnickend zu. Nachdenklich blickt sie durch das Fenster, eine ihrer Patientinnen sei ihr besonders im Gedächtnis geblieben: Sie war kerngesund, doch durch den Tod der eigenen Tochter traumatisiert. Diese verstarb an den Folgen ihrer Grunderkrankungen während eines Familienurlaubs. Die wiederholte Beschreibung des Todeszeitpunkts mit all ihren Details und Gefühlen der Patientin ging unter die Haut. Vor allem, wenn es um Kinder geht, ist die professionelle Distanz besonders schwer.

Nahezu jeder freut sich über ihn

Als Psychiaterin erlebt Sonja Bülau eine große Bandbreite an psychischen Erkrankungen. Dabei ist etwa ein Drittel ihrer Patienten in einer schwierigen Lage, doch psychisch gesund. „Diese Menschen haben keine originär schwere psychische Erkrankung“, sagt sie. Der restliche Teil dagegen hat eine nachgewiesene schwierige Krankheit. Dazu gehören einmalige oder chronische Erkrankungen, aber auch frühkindliche Entwicklungsstörungen. Sie bleibt optimistisch und betont: „Jeder kann es schaffen.“ Manchmal dauere es nur Monate, manchmal mehrere Jahre. In dem Moment, als sie das sagt, flattert ein Schmetterling auf die bunten Blüten vor dem Praxisfenster.

Doch egal, wie schlimm die Lage der Patienten zu sein scheint, nahezu jeder freut sich über Dobro, denn er ist wie eine Therapie für sich. So behandelte die Ärztin ein junges Mädchen, das sich aufgrund einer psychischen Kommunikationsstörung schwertat zu reden. Seitdem die Fellnase ihr aber Gesellschaft leistet, fällt ihr das Sprechen weniger schwer. „Es geht so viel besser“, erzählt Bülau mit einem liebevollen Blick auf den schlafenden Dobro. Mit seiner feinfühligen Schnuppernase stupst der Vierbeiner den Besucher in Not an, legt sein Schnäuzchen ab, und gleich scheint die Welt ein Stückchen bunter zu sein. „Er ist ein Ko-Therapeut geworden, aber im Moment ein müder“, lacht Bülau und betrachtet liebevoll den schnarchenden Dobro bei seinem Mittagsschläfchen.

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Umfrage zu psychischer Belastung: Junge Menschen leiden stärker unter Krisen als Ältere

Corona-Pandemie, Klimawandel, Ukraine-Krieg, Inflation: Die vergangenen drei Jahre sind von mehreren Krisen gleichzeitig geprägt. Inwieweit deren Auswirkungen als Belastung wahrgenommen werden, hängt laut einer neuen Studie auch vom Alter ab.

Junge Menschen fühlen sich durch aktuelle Krisen psychisch stärker belastet als Menschen älterer Generationen. Das geht aus einer neuen Studie der Jugendforscher Simon Schnetzer, Klaus Hurrelmann sowie des Politikwissenschaftlers Kilian Hampel hervor. Ursache für die hohe Belastung sei ein durch die Folgen von Corona-Pandemie, Klimakrise, Ukraine-Krieg und Inflation entstandener Dauerkrisenmodus – etwa weil junge Menschen dadurch in finanzielle Nöte gerieten.

Für die halbjährlich durchgeführte Trendstudie „Jugend in Deutschland“ wurden zwischen Februar und März 1012 Jugendliche und junge Erwachsene im Alter von 14 bis 29 Jahren online befragt. Um mögliche Unterschiede zwischen den verschiedenen Generationen herauszuarbeiten, wurden bei der Befragung erstmals auch mittlere Altersgruppen von 30 bis 49 Jahren (1015 Teilnehmer) und 50 bis 69 Jahren (1023 Teilnehmer) einbezogen.

Selbstzweifel, Erschöpfung, Stress

Fast die Hälfte (46 Prozent) aller 14- bis 29-Jährigen leidet laut der Studie unter Stress, während das bei den 50- bis 69-Jährigen nur auf jeden Fünften (20 Prozent) zutrifft. Auch fühlen sich mehr junge als alte Menschen erschöpft (35 Prozent im Vergleich zu 25 Prozent) und haben häufiger Selbstzweifel (33 Prozent im Vergleich zu 11 Prozent). Laut den Studienautoren kann die hohe psychische Belastung bei jungen Leuten damit zusammenhängen, dass die persönlichen Erwartungen an ihre Zukunft groß sind. Die 50- bis 69-Jährigen hingegen hätten zurückhaltendere Erwartungen an ihr weiteres Leben. Außerdem seien sie im Umgang mit Belastungen erprobter.

Erst kürzlich hat eine Umfrage unter Fachleuten ergeben, dass die Deutschen aufgrund der aktuellen Krisenlage vermehrt zu Alkohol und Drogen greifen. Auch der Konsum stimmungsaufhellender Medikamente habe in den vergangenen drei Jahren zugenommen, teilt die Krankenkasse Pronova BKK mit.

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