Kategorie -Jugendliche

Sie verkaufen glückliche Würste


Eine vegane Metzgerei, geht das überhaupt? In Berlin befindet sich die Vetzgerei GmbH. Seit 2017 verkaufen die Inhaber und Gründer Sarah und Paul Pollinger Würstchen, Aufschnitte und Wurst – vegan. Die Idee kam Sarah Pollinger 2015, als sie im Bioladen nur auf hochverarbeitete Fleischersatzprodukte stieß und sich dachte: „Das muss doch besser gehen!“ Zwei Jahre später eröffneten sie und ihr Mann dann die nach eigener Aussage erste vegane Metzgerei Deutschlands.

Was ihr Geschäft von ähnlichen Geschäftsideen abhebe, seien das ausschließlich vegane Sortiment und der Fokus auf das Metzgerhandwerk. „Wir arbeiten handwerklich ähnlich wie eine Metzgerei, das betrifft die Maschinen, die wir benutzen, aber auch, wie die Würste und Aufschnitte aufgebaut sind“, berichtet Sarah Pollinger. Dafür haben sie sich Unterstützung von einem traditionellen Metzgermeister geholt – der selbst nicht vegan isst.

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Unruhen in Frankreich: Macron nennt tödlichen Polizeischuss unentschuldbar

Bei einer Verkehrskontrolle in Paris erschießt ein Polizist einen Jugendlichen. Der Vorfall ist nicht der erste seiner Art und tritt in Frankreich eine Welle gewaltsamer Krawalle los. Auch Präsident Macron zeigt sich schwer erschüttert und dringt auf Aufklärung. Der handelnde Beamte ist bereits in Gewahrsam.

Nach einem tödlichen Polizeischuss auf einen 17-Jährigen bei einer Verkehrskontrolle ist Frankreich in Aufruhr. Eine Motorradstreife hatte den Jugendlichen am Dienstagmorgen am Steuer eines Autos in Nanterre bei Paris gestoppt. Als der junge Mann plötzlich anfuhr, fiel der tödliche Schuss. Wie Innenminister Gérald Darmanin sagte, wurde der Beamte in Polizeigewahrsam genommen. Gegen ihn wird wegen Totschlagsverdacht ermittelt. Dem 38-Jährigen drohe die Suspendierung. Der tödliche Schuss folgt anderen ähnlichen Vorfällen bei Polizeikontrollen und löste schwere Krawalle und politische Empörung aus.

Ein vom Sender France Info verifiziertes Video zeigt, wie der Beamte seine Waffe bei der Kontrolle auf Höhe der Fahrertür in das stehende Auto richtete. Die Situation scheint unter Kontrolle, hektische Bewegungen sind nicht zu erkennen. Als der 17-Jährige plötzlich losfährt, feuert der Beamte aus nächster Nähe auf den Jugendlichen und trifft ihn tödlich in die Brust. Das Auto fuhr dann noch einige Meter weiter und rammte eine Straßenabsperrung.

Laut France Info hatten die beiden Streifenpolizisten zunächst ausgesagt, der Jugendliche habe sie überfahren wollen. Später seien sie von dieser Version wieder abgerückt und hätten erklärt, er habe ihren Anordnungen keine Folge geleistet und dann plötzlich Gas gegeben – von einer Tötungsabsicht war keine Rede mehr.

Präsident Emmanuel Macron reagierte mit Mitgefühl und klaren Worten auf den Tod des 17-Jährigen. „Wir haben einen Jugendlichen, der getötet wurde, das ist nicht zu erklären und nicht zu entschuldigen“, sagte Macron. „Zunächst möchte ich hier die Emotion der ganzen Nation ausdrücken nach dem Geschehen und dem Tod des jungen Nahel und der Familie unsere ganze Solidarität und das Mitgefühl der ganzen Nation ausdrücken.“ Er wolle, dass die Justiz ihre Arbeit in Ruhe mache und die Wahrheit so schnell wie möglich offengelegt werde.

1200 Polizisten im Einsatz

Die Unruhen, die am Dienstagabend mit einer Demonstration vor der Polizeiwache von Nanterre begonnen hatten, griffen in der Nacht auf angrenzende Orte über. Mülltonnen, Autos, eine Grundschule und der Anbau eines Rathauses wurden von aufgebrachten Menschen in Brand gesetzt, Einsatzkräfte mit explodierenden Feuerwerkskörpern beschossen. Die Polizei setzte Tränengas und Gummigeschosse ein. Nach Angaben des Innenministers wurden 31 Menschen festgenommen und 24 der 1200 eingesetzten Polizeibeamte verletzt. Rund 40 Autos brannten aus.

Der Teenager soll wegen früherer Verkehrsdelikte und Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte polizeibekannt gewesen sein. Innenminister Darmanin bezeichnete seinen Tod als „Drama“, wies zugleich aber darauf hin, dass Widerstand gegen die Staatsgewalt schon in vielen Fällen zum Tod von Polizisten geführt habe. Die Familie des Jungen kündigte über ihren Anwalt an, sie werde den Todesschützen wegen Mordes verklagen und auch wegen Falschaussage, weil seine Darstellung der Ereignisse von den Videoaufnahmen eindeutig widerlegt werde.

Der tödliche Vorfall löste Empörung aus, angesichts der Videobilder steht der Vorwurf von Polizeigewalt im Raum. Immer wieder kommen Menschen in Frankreich bei Fahrzeugkontrollen ums Leben, wenn sie sich nicht an Anweisungen halten. Wie die Zeitung „L’Obs“ berichtete, starben 2022 bei Verkehrskontrollen 13 Menschen, nachdem sie sich der Polizei widersetzten und davonfahren wollten. Zu den Opfern gehören vielfach junge Männer mit Migrationshintergrund aus den Vorstädten, wo gewaltsame Proteste im Anschluss keine Seltenheit sind.

Große Anteilnahme

Auch prominente Franzosen mit ausländischen Wurzeln bezogen Position. „Mein Frankreich tut mir leid. Eine inakzeptable Situation. Alle meine Gedanken gelten Nahels Familie und seinen Lieben, diesem kleinen Engel, der viel zu früh gegangen ist“, twitterte Fußball-Superstar Kylian Mbappé von Meister Paris Saint-Germain. „Meine Gedanken und Gebete sind bei der Familie und den Angehörigen von Nahel, der heute Morgen im Alter von 17 Jahren gestorben ist, von einem Polizisten in Nanterre erschossen“, twitterte Schauspieler Omar Sy („Ziemlich beste Freunde“). „Möge eine Justiz, die diesen Namen verdient, das Andenken dieses Kindes in Ehren halten.“

Politiker aus dem linken Spektrum zeigten sich empört und betonten, dass Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte noch lange nicht die Tötung eines Menschen rechtfertige. „Die Todesstrafe gibt es in Frankreich nicht mehr. Kein Polizist hat das Recht zu töten, es sei denn, es handelt sich um Notwehr“, twitterte Linkspolitiker Jean-Luc Mélenchon. Die Polizei bringe die Autorität des Staates in Verruf und müsse von Grund auf reformiert werden.

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Junge Migranten suchen Schutz: Jugendämter nehmen 40 Prozent mehr Kinder auf

Deutlich mehr Kinder und Jugendliche sind vergangenes Jahr auf die Betreuung durch das Jugendamt angewiesen. Hauptgrund dafür sollen mehr unbegleitet eingereiste Minderjährige sein. Doch auch andere Entwicklungen tragen zu dem Anstieg bei.

Die Jugendämter haben im vergangenen Jahr 40 Prozent mehr Kinder und Jugendliche zu deren Schutz vorübergehend in Obhut genommen. Insgesamt stieg die Zahl auf 66.400, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden mitteilte. Damit verstärkte sich eine bereits 2021 eingesetzte Entwicklung – damals hatte die Zahl der Inobhutnahmen um fünf Prozent leicht zugenommen.

Laut Statistikamt waren der Hauptgrund für den Anstieg in beiden Jahren mehr minderjährige Migranten, die ohne Begleitung eingereist waren. Während die Inobhutnahmen aus diesem Grund 2021 lediglich um 49 Prozent zugenommen hatten, stiegen sie 2022 um 17.300 Fälle oder 153 Prozent.

Angaben zu den Herkunftsländern der unbegleitet eingereisten Minderjährigen finden sich in der Statistik nicht. Aus dem aktuellen „Bericht der Bundesregierung über die Situation unbegleiteter ausländischer Minderjähriger in Deutschland“ geht den Statistikern zufolge allerdings hervor, dass die meisten 2021 und 2022 aus Afghanistan und Syrien kamen. Die Ukraine spielte demnach 2022 als Herkunftsland „offenbar eine eher untergeordnete Rolle“.

Fälle dringender Kindeswohlgefährdung zugenommen

Zum aktuellen Anstieg trugen aber auch andere Entwicklungen bei. Nach einem Rückgang in den Corona-Jahren 2020 und 2021 nahmen im vergangenen Jahr erstmals wieder die Inobhutnahmen wegen dringender Kindeswohlgefährdung zu – und zwar um 1300 Fälle oder fünf Prozent. Außerdem wandten sich vier Prozent mehr Kinder und Jugendliche selbst mit der Bitte um eine Inobhutnahme an das Jugendamt.

Insgesamt nahmen die Ämter in den meisten Fällen – nämlich rund 29.800 – Minderjährige wegen dringender Kindeswohlgefährdungen in Obhut. 28.600 wurden nach unbegleiteten Einreisen in Obhut genommen, 8000 hatten selbst um den Schutz gebeten.

Mit 48 Prozent konnte fast jede zweite Inobhutnahme nach spätestens zwei Wochen beendet werden, jede dritte nach einer Woche. Gut jede zehnte Schutzmaßnahme dauerte den Angaben zufolge mit drei Monaten oder mehr vergleichsweise lang.

Nach Beendigung der Maßnahme kehrten 37 Prozent der Kinder und Jugendlichen an ihren bisherigen Lebensmittelpunkt zurück – zu den Sorgeberechtigten, in die Pflegefamilie oder das Heim. 36 Prozent bekamen ein neues Zuhause in einer Pflegefamilie, einem Heim oder einer betreuten Wohnform.

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Eine sehr kleine und sehr feine Bäckerei

Selbst gebackenes Brot aus dem „eigenen Wohnzimmer“ – das bietet die Brotnomaden GmbH von Christina Weiß und Lutz Geißler an. Sie nennen sich „Brotkumpels“. Das Besondere: Sie backen und verkaufen ihre Waren in ihrem Haus im Hamburger Stadtteil Sasel. 2022 wurden sie in einer Umfrage des Gourmetmagazins „Falstaff“ zur beliebtesten Bäckerei Hamburgs gewählt.

Kennengelernt haben sich die beiden 2016 in einem Backkurs von Geißler. Zunächst backten sie nur nebenberuflich, doch „der Teig musste irgendwo hin“, wie Geißler sagt. Allerdings benötigten sie einen Meistertitel für ihre Bäckerei. 2020 schloss Weiß die Meisterschule ab. Neben Produkten wie dem Hamburger Feinbrot, Baguette und Toastbrot gibt es Saisongebäcke wie Stollen. Am beliebtesten sind Ciabatta und der Schweizer Klassiker Bürli. Unter den Gebäcken stehen die Franzbrötchen an erster Stelle.

Für die beiden besteht ein gutes Brot nur aus naturbelassenen Zutaten. Zu­dem sollte es Zeit zum Reifen haben und ohne Belag gut schmecken. Die Hauptzutaten seien „Mehl, Wasser, Salz und Zeit“. Das Mehl bekommen sie von der Mühle Gut Rosenkrantz aus Neumünster, die die einzige Biomühle in Norddeutschland sei.

Gebacken wird zweimal die Woche

Gebacken und verkauft wird zweimal in der Woche. Die Brote können nur auf Vorbestellung abgeholt werden. Am Backtag verkaufen sie rund 220 Brote und 400 Gebäckstücke. Es kämen Familien, junge Erwachsene und Senioren aus dem Altersheim. Sie stellen sich in die lange Schlange, die sich vor dem Verkauf bildet.


Christina Weiß und Lutz Geißler
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Bild: Lutz Geißler/Brotkumpels

Die Preise liegen zwischen 6 und 10 Euro je Brot oder Gebäck. Das Roggenbrot ist mit 6,50 Euro je Kilogramm am günstigsten. Je kleiner das Brot ist, desto teurer ist es, da mehr Arbeit benötigt wird. „Natürlich ist es teurer als ein Brot aus dem Supermarkt, aber dafür ist es ohne Belag genießbar“, sagt Geißler. Wer es günstiger anbiete, der betrüge sich selbst, glauben Geißler und Weiß.

Die beiden haben ihre Bäckerei En­de März 2022 eröffnet, Werbung haben sie nie gemacht. An keinem Tag sind sie bisher auf ihrem Brot sitzengeblieben. Herumgesprochen hat sich die Bäckerei anfangs durch eine Gruppe auf Whatsapp, die aus Freunden und Bekannten bestand. 2022 haben die beiden nur etwa alle zwei bis drei Wochen zweimal in der Woche gebacken. Das waren ungefähr 35 bis 40 Backtage. Der Jahresumsatz lag bei rund 70.000 Euro. Je Backtag benötigen sie einen Tag für die Vorbereitung.

Sie bieten auch Backkurse an. Die Onlinekurse von vier Stunden kosten 150 Euro. Die Präsenzkurse für zwei bis zehn Personen finden meistens in Österreich auf einer Alm statt. Sie dauern fünf Tage; es wird gebacken, was sich die Teilnehmer wünschen. Inklusive Unterkunft und Verpflegung kostet der Kurs 2400 Euro je Teilnehmer. Die Kurse gibt es seit zwölf Jahren, sie waren bisher immer ausgebucht. Geißler hat auch Brotbackbücher geschrieben, von denen einige zu den „Spiegel“-Bestsellern zählen.

Teil des Konzeptes ist, dass die beiden die einzigen Mitarbeiter sind. Sie haben die Bäckerei auch eröffnet, um Spaß zu haben. „Man könnte größer werden, aber wir wollen es nicht, da das der Brotqualität schadet“, sagt Geißler.

Der Artikel stammt aus dem Schülerprojekt „Jugend und Wirtschaft“, das die F.A.Z. gemeinsam mit dem Bundesverband deutscher Banken veranstaltet.

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Unerwartet schwache Wirtschaft: Chinas Jugendarbeitslosigkeit steigt auf Rekordwert

Damit haben Analysten nicht gerechnet: Die Corona-Pandemie steckt China noch tief in den Knochen. Die Wirtschaft wächst im Mai nur um 3,6 Prozent. Problematisch: Die Jugend findet keine Arbeit.

Die Jugendarbeitslosigkeit in China hat im Mai mit 20,8 Prozent einen neuen Rekordwert erreicht. Damit war jeder fünfte Jugendliche ohne Arbeit, wie die Nationale Statistikbehörde am Donnerstag offiziell mitteilte. Im April lag die Arbeitslosigkeit in dieser Altersgruppe bei 20,4 Prozent. Die Quote berücksichtigt 16- bis 24-Jährige in städtischen Gebieten. Sie ist in den vergangenen Monaten immer weiter angestiegen.

Auf die gesamte erwerbsfähige Bevölkerung bezogen blieb die Arbeitslosenquote mit 5,2 Prozent gegenüber dem Vormonat April konstant. In China gibt die Arbeitslosenquote kein vollständiges Bild der Situation wider, da sie nur für urbane Gebiete berechnet wird.

„Wirtschaftliche Dynamik lässt nach“

Die Industrieproduktion in der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt stieg zwar im vergangenen Monat um 3,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr, wie Daten des Nationalen Statistikamtes zeigten. Die Expansion im Mai markierte jedoch das langsamste Wachstum seit Februar. Von Reuters befragte Analysten hatten mit einer Abkühlung des Produktionswachstums auf 3,6 Prozent gerechnet, nach 5,6 Prozent im April.

Die Einzelhandelsumsätze, ein wichtiger Indikator für den Konsum, stiegen im Mai den Daten zufolge im Jahresvergleich um 12,7 Prozent und verlangsamten sich damit gegenüber dem Anstieg von 18,4 Prozent im April. Analysten hatten mit einem Anstieg von 13,6 Prozent gerechnet. „All die Daten deuten übereinstimmend darauf hin, dass die wirtschaftliche Dynamik nachlässt“, erklärte Zhiwei Zhang, Präsident von Pinpoint Asset Management, am Donnerstag.

Die schwächelnde Nachfrage im In- und Ausland erhöht den Druck auf die politischen Entscheidungsträger, der ungleichmäßigen wirtschaftlichen Erholung nach der Pandemie weiterhin unter die Arme zu greifen. Analysten sagten, dass die Daten im vergangenen Monat durch Vergleiche mit der sehr schwachen Leistung im vergangenen Jahr, als viele Städte unter strengen Corona-Abriegelungen litten, stark verzerrt sein könnten. Die wirtschaftliche Erholung vom ersten Quartal hat jedoch deutlich an Schwung verloren, was die Zentralbank in dieser Woche veranlasste, einige Leitzinsen zu senken.

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Showdown um Asyl-Deal: Grünen-Jugend will Baerbock in die Schranken weisen

Die Zustimmung der Bundesregierung zur Reform der EU-Asylpolitik spaltet die Grünen. Beim kleinen Parteitag am Samstag will die Grüne Jugend ihre Bundesminister zur Kurskorrektur zwingen. Ein heftiger Streit ist unvermeidlich.

Der Streit der Grünen über Deutschlands Zustimmung zum EU-Asylkompromiss eskaliert kurz vor dem kleinen Parteitag am Samstag. Die Grüne Jugend will mit vier Änderungsanträgen zum Papier des Parteivorstands nicht nur eine Kurskorrektur erzwingen. Die Partei soll auf dem Länderrat im hessischen Bad Vilbel auch feststellen, dass Außenministerin Annalena Baerbock und Vizekanzler Robert Habeck die Zustimmung der Bundesregierung im Rat der Justiz- und Innenminister der Europäischen Union, dem sogenannten JI-Rat, hätten verhindern müssen.

„Wir halten die deutsche Zustimmung bei den im JI-Rat geeinten Verordnungen für falsch. Die Einigung im Innenministerrat wird eine weitere Verschlechterung der humanitären Lage an den Außengrenzen zur Folge haben“, heißt es in einem Änderungsantrag zu einem Positionspapier der Grünen in der Migrationspolitik.

Die Haltung der Grünen Jugend wird von zahlreichen Mitgliedern des linken Parteiflügels geteilt. Der Antrag macht deutlich, was Svenja Borgschulte, Sprecherin der Grünen-internen Bundesarbeitsgemeinschaft Migration und Flucht, gemeint haben könnte mit ihrer Äußerung: „Wir müssen Annalena anzählen.“ Das Vertrauen vieler Grüner in die einst über alle Flügel hinweg beliebte Baerbock scheint dahin.

Wenn die Grüne Jugend sich durchsetzt, kommt die nächste Koalitionskrise

Weiter fordert der Antrag die grünen Bundesminister auf, den Asylkompromiss zu blockieren, wenn nicht noch wesentliche Änderungen zwischen Parlament, Kommission und EU-Rat vereinbart werden – im sogenannten Trilog-Verfahren, dessen Ergebnis die Bundesregierung erneut zustimmen muss.

„Als Grüne machen wir unsere finale Zustimmung von substantiellen Verbesserungen wie der grundsätzlichen Ausnahme von Kindern und Familien aus dem Grenzverfahren, einer verpflichtenden Verteilung von Geflüchteten, sowie der Verhinderung von Haft und Lager an den Außengrenzen und einer vollumfänglichen inhaltlichen Prüfung eines jeden Asylantrags abhängig“, lautet der Textänderungsvorschlag der Parteijugend. Und weiter: „Wir fordern die Grünen Minister*innen in der deutschen Bundesregierung dazu auf, ihre Zustimmung zum Trilogergebnis von diesen Verbesserungen abhängig zu machen.“

Sollten die Änderungen durchgehen, wäre die nächste Koalitionskrise programmiert. Die SPD – mit der für den EU-Deal zuständigen Bundesinnenministerin Nancy Faeser und Bundeskanzler Olaf Scholz an der Spitze – hält die Einigung nach jahrelanger Blockade in der EU für einen substantiellen Fortschritt. Zumal die Ziele der Grünen Jugend angesichts der restriktiven Haltung vieler EU-Länderregierungen kaum durchsetzbar erscheinen. Dennoch könnte sich die Grünen-Spitze schwerlich über ein solches Votum des Länderrats hinwegsetzen.

Showdown kaum zu verhindern

Der Konflikt läuft quer durch die Partei. Habeck, der Co-Parteivorsitzende Omid Nouripour, Co-Fraktionschefin Britta Haßelmann und Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann unterstützen Baerbocks Linie vom „schmerzhaften“, aber notwendigen Kompromiss. Co-Parteichefin Ricarda Lang, die Co-Fraktionsvorsitzende Katharina Dröge und Parteiprominente wie Jürgen Trittin, Anton Hofreiter und Katrin Göring-Eckardt lehnen den Deal ab.

Einigkeit herrscht dagegen, dass der Streit die Partei vor eine schwere Zerreißprobe stellt. In Hintergrundgesprächen sehen sowohl Vertreter des linken Lagers wie des Realo-Flügels die Partei vor einer schweren Identitätskrise. Schon im Streit um das Abbaggern des Ortes Lützerath im rheinischen Braunkohlerevier hätte beim Bundesparteitag in Bonn ein Gegenantrag der Grünen Jugend beinahe Erfolg gehabt. Nach zahlreichen Kompromissen innerhalb der Ampel-Regierung ist das Verhältnis zwischen Partei und wichtigen Organisationen, die den Grünen eigentlich nahestehen, so schlecht wie nie zuvor. Der Konflikt um die Migrationspolitik trifft nun den zweiten großen Identitätskern der Partei. Gerade in städtischen, eher linken Kreisverbänden ist der Kampf für eine humanitäre Flüchtlingspolitik für viele Basis-Grüne ein maßgebliches Thema.

Angesichts der Antragslage ist ein offener Schlagabtausch beim Parteitag am Samstag kaum noch zu verhindern. Wie die bei dem Thema selbst gespaltene Parteiführung die Lager versöhnen könnte, ist vollkommen unklar. Dass der Länderrat wie geplant nach sechs Stunden am späten Nachmittag endet, erwartet niemand mehr. Das war es dann aber auch mit den Gewissheiten vor dem großen Showdown in Bad Vilbel.

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„Vollzeit von 8 bis 14 Uhr“: Gesamtmetall-Chef hadert mit Arbeitsethos Jugendlicher

Gesamtmetall-Präsident Wolf hält wenig von einem frühzeitigen Rentenbezug oder einer Vier-Tage-Woche bei vollem Lohnausgleich. Bei der jungen Generation macht der Arbeitgebervertreter außerdem ein vielfach unrealistisches Bild vom Arbeiten aus.

Der Präsident des Arbeitgeberverbandes Gesamtmetall, Stefan Wolf, hat Teilen der jungen Generation eine falsche Arbeitseinstellung vorgeworfen. „Leider machen wir manchmal die Erfahrung, dass die Generation der 20- bis Mitte-30-Jährigen keine realistische Vorstellung vom Arbeiten hat“, sagte der Präsident des Gesamtverbandes der Arbeitgeberverbände der Metall- und Elektroindustrie den Funke-Zeitungen. Es fehle viel Wissen von der betrieblichen Praxis, so Wolf: „Manche wollen Vollzeit arbeiten, verstehen darunter aber von 8 bis maximal 14 Uhr.“ Zugleich räumte er ein, es gebe auch „sehr viele junge Leute, die richtig Lust auf Arbeit“ hätten. Auch die Unternehmen hätten „Bock auf junge Leute – aber auf solche, die leistungsfähig und leistungswillig sind“, sagte der Gesamtmetall-Chef.

Zuletzt hatte die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) mehr „Bock auf Arbeit“ gefordert, die Chefin des Sachverständigenrates Wirtschaft, Monika Schnitzer, hatte dagegen von den Unternehmen „mehr Lust auf junge Leute“ verlangt.

Mit Blick auf den Fachkräftemangel forderte Wolf die Ampel-Koalition zu Nachbesserungen beim geplanten Fachkräfte-Einwanderungsgesetz auf. „Wir müssen es deutlich einfacher machen, dass Leute aus dem Ausland zu uns kommen, wenn sie eine Ausbildung haben und qualifiziert sind“, sagte Wolf den Zeitungen. Es brauche einen Abbau von Bürokratie, zudem müsse man sich von starren sprachlichen Voraussetzungen trennen und steuerliche Anreize für junge Menschen setzen.

„Frühe Rente geht auf Kosten zukünftiger Generationen“

Zugleich sprach sich der Gesamtmetall-Präsident für ein späteres Renteneintrittsalter aus – mit Ausnahmen für körperlich harte Tätigkeiten. „Klar ist: Wir können nicht auf ewig mit 67 Jahren in Rente gehen – und erst recht nicht mit 63 Jahren“, sagte Wolf den Funke-Zeitungen weiter. Die sogenannte Rente mit 63, also der vorzeitige Ruhestand nach 45 Beitragsjahren, bezeichnete Wolf als „Riesenfehler“, der den Fachkräftemangel „dramatisch verschärfen wird“. Die Rentenkassen seien leer, das Umlagesystem funktioniere nicht mehr richtig. Die erhöhte durchschnittliche Lebenszeit belaste die Rentenkasse zusätzlich. „Wir können nicht auf Kosten der zukünftigen Generation leben“, mahnte Wolf.

Eine Vier-Tage-Woche bei vollem Lohnausgleich lehnte der Gesamtmetall-Chef ab: „Ich halte eine Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich für einen Riesenfehler, den wir uns nicht leisten können.“ Eine Vier-Tage-Woche könne man dann einführen, wenn an den vier Tagen mehr gearbeitet werde. „Dafür muss das antiquierte Arbeitszeitgesetz geändert werden“, forderte Wolf. Ruhezeiten und Grenzen für die tägliche Arbeitszeit sollten angepasst werden. Die tägliche Höchstarbeitszeit will Wolf zugunsten einer Wochenhöchstarbeitszeit abschaffen. „Wer der Meinung ist, dass er seine Arbeitszeit mit 12 Stunden am Tag in drei Tagen erledigt, soll das gerne tun“, sagte Wolf.

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Druck in Chats aufgebaut: Fall Ayleen: Angeklagter hatte weitere Mädchen im Visier

Im Prozess gegen den wegen Mordes an der 14-jährigen Ayleen Angeklagten sagt ein Ermittler aus. Er schildert, wie sich der 30-Jährige schon am Tag nach dem Verschwinden des Mädchens weiteren jugendlichen Opfern näherte. Um Ayleen zu einem Treffen zu bewegen, soll er mit viel Geld gelockt haben.

Der wegen Mordes an der 14-jährigen Ayleen angeklagte Mann soll auch in anderen Fällen Druck auf Mädchen aufgebaut und Sex von ihnen gefordert haben. Bereits am 22. Juli, also am Tag nach dem Verschwinden Ayleens, habe der 30-Jährige Kontakt mit zwei weiteren Mädchen aufgenommen – einer 15-Jährigen und einer 17-Jährigen, sagte der Leiter der regionalen Kriminalinspektion Lahn-Dill als Zeuge vor dem Landgericht Gießen.

Dabei sei das Vorgehen des Mannes ähnlich wie im Falle Ayleens gewesen: Auch im Kontakt mit der 15-Jährigen sei es um Bilder, um Sex und um Druckverhalten gegangen. Bei der 17-Jährigen sei der Mann mittags persönlich aufgetaucht und bereits in ihrem Zimmer gewesen. Das Mädchen habe ihn abgewiesen. Da ihre Eltern zu Hause waren, sei der Mann wieder gegangen.

Der Deutsche hatte zum Prozessauftakt eingeräumt, Ayleen getötet zu haben. Er und das Mädchen aus Baden-Württemberg kannten sich über einen Messenger-Dienst und ein Online-Spiel. Die Ermittler gehen davon aus, dass die Tat sexuell motiviert war. Angeklagt ist der Mann wegen Mordes, versuchter Vergewaltigung mit Todesfolge und Nötigung. Der 30-Jährige selbst hatte angegeben, die Tat im Streit mit dem Mädchen begangen zu haben.

Ayleen wollte das Geld, jedoch nicht in das Auto steigen

Nach den Worten des Kripobeamten ließ sich anhand von Chatprotokollen nachvollziehen, dass der Mann Ayleen nicht nur mit psychischem Druck zu einem Treffen gebracht, sondern ihr auch Geld angeboten hat. Es sei um Zuwendungen von 700 bis 900 Euro gegangen, die er ihr als „Sugardaddy“ zukommen lassen wollte. Das Mädchen habe aus der Kommunikation mit dem Mann gewusst, dass am 21. Juli ein Treffen bevorstand und dass der 30-Jährige Kontakt mit ihr wollte, sagte der Kripobeamte. Zugleich zeigten die Chatprotokolle, „dass das Mädchen zu keinem Zeitpunkt die Absicht hatte, in das Auto zu steigen“. Vielmehr habe die 14-Jährige deutlich gemacht: „Ich komme, Du gibst mir das Geld, ich gehe.“

Anhand der Ermittlungen und Auswertung von Daten hätten sich Hinweise auf eine Reihe anderer, teils auch unterschwelliger Straftaten ergeben, in die teils auch andere Täter verwickelt gewesen seien. Die Erkenntnisse seien an die zuständigen Behörden weitergeleitet worden, so der Zeuge. Er sprach von insgesamt 28 weiteren Verfahren.

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Wörter kommen, gehen und bleiben: „Jugendliche sind der Motor der Sprachentwicklung“

Sie schlummern gerne? Manche Dinge sind ihnen echt schnuppe? Und sie vertreten sich gerne die Beine? Jugendliche beleben Wörter wieder, die schon in Vergessenheit geraten waren. Das ist echt töfte, so verstehen sich alle, ohne dass es cringe oder unkommod wird.

Sprache ist lebendig und verbreitet sich schnell in unserem Alltag. Wir sprechen, schreiben und hören tagtäglich, aber nehmen wir das anders wahr als Jugendliche? Sprachexperte Dr. Nils Bahlo, Dozent an der Universität Münster, spricht mit ntv.de über die Auswirkungen des Sprachgebrauchs von Jugendlichen auf die deutsche Sprache und den Alltag.

ntv.de: Inwiefern verändert sich die Sprache durch Jugendliche?

Nils Bahlo: Jugendliche haben schon einen Einfluss auf unseren Sprachgebrauch, da sie am Zahn der Zeit agieren. Ganz häufig bringen sie Innovationen mit, die sich in der Sprache manifestieren. Jugendliche sind sozusagen der Motor der Sprachentwicklung. Was nicht heißt, dass nur Jugendliche für einen Sprachwandel verantwortlich sind. Ein ganz bekannter Anthropologe aus Nordamerika hat mal gesagt: „The youth are lingustic movers and shakers.“ Also sie rütteln die Sprache auf und passen sie an. Das machen sie auch wesentlich flexibler als alte Menschen, weil bei denen im Vergleich zu Jugendlichen kaum etwas Neues im Alltag passiert.

Der Gebrauch von alten und neuen Ausdrücken wechselt ständig, spricht man dann trotzdem von einem Verlust?

Das deutsche Lexikon schwindet ja nicht. Wir haben ein riesiges Lexikon mit etwa drei Millionen Wörtern. Von daher kann von einem Schwund nicht die Rede sein, sondern eher von einem Wandel. Klar, verblassen manche Wörter, aber letztendlich können wir nicht ständig drei Millionen Vokabeln benutzen.

Ist die deutsche Sprache von Jugendwörtern oder -sprache bedroht?

Das hängt ein bisschen von der Sichtweise ab. Als Sprachwissenschaftler sehe ich keinen Sprachwandel als Verlust oder Bedrohung. Ich beschreibe Sprache, wie sie sich verändert und entwickelt. Privat hätte ich eine bestimmte Meinung mit Wertung. Ich könnte sagen, dass früher alles besser war und die Sprache Verluste erlitten hat. Aber ich bin Sprachwissenschaftler und ich sehe das nicht so. Ganz im Gegenteil: Im Zeichen jeder aktiven Sprachgemeinschaft entsteht ein Wandel, in dem sprach-ökonomische Prozesse stattfinden oder Sprache eben kompliziert wird. Wenn wir von Verlust sprechen, müssten wir auch erstmal identifizieren, wann die Sprache in Ordnung war. Da kommt das große Problem: Selbst zu Goethes und Schillers Zeiten wurden ihre Werke in bestimmten Kreisen als Schundliteratur bezeichnet. Aus unserer heutigen Sicht ist ihre Zeit der Höhepunkt der deutschen Dichtung. Es ist schon interessant, wie sich die Sichtweise über die Zeit ändert.

Viele alte Redewendungen oder Wörter haben ein regelrechtes Comeback, wie „sich sputen“ oder „die Beine vertreten“. Wie lässt sich das erklären?

Es gibt Wörter, die überdauern, und andere, die erhalten eine Renovierung. Eine Art Recycling könnte man schon sagen. Jugendliche aus den 90ern oder 2000ern haben die Redensart „lass uns mal losstratzen“ benutzt. „Stratzen“ ist ein mittelhoch deutsches Verb, das so viel heißt, wie lässig dahinzuschlendern. Die haben wahrscheinlich im Gymnasium den Stricker – mittelhochdeutsche Literatur – gelesen. Die Jugendlichen fanden es cool und dann ist das durch verschiedene Peer Groups gegangen. Und dann taucht es in den Medien auf. Besonders Wörter, die prominent oder funktional sind, setzen sich gut durch. Das kann man auch gut am Wörtchen „geil“ sehen. Wobei sich das Wort auch in der Bedeutung verändert und auch erweitert hat. Bestimmte alte Wörter setzen sich einfach durch und werden in ihrer Konnotation renoviert. Wenn man sich das Wort „nichtsdestotrotz“ anschaut, das eindeutig Jugendsprache gewesen ist. Es war ein „Verarschungswort“ im 18. Jahrhundert. Heute benutzt es jeder Schüler in seinem Aufsatz.

Warum kommen einige Wörter wieder oder bleiben im Wortgebrauch sitzen?

Peergroups sind alle unterschiedlich, genauso wie ihr Wortgebrauch, deshalb kann man auch von Jugendsprachen sprechen. Im Kern ist der Sprachgebrauch aber gleich. Wenn sich die ganz populären Elemente länger halten – von Jugendgruppe zu Jugendgruppe, wie auch von Generation zu Generation – ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass das Wort auch überdauert. Noch höher ist die Wahrscheinlichkeit, wenn die Wörter eine nützliche Funktion erfüllen. Das meint, wenn es im Kontext gut passt.

Gibt es jemanden oder etwas Bestimmtes, der den Wort-Trend setzt?

Ja, es gibt bestimmte Geber-Domains. Die sind seit Jahrhunderten schon immer gleich. Das ist im Bereich des Hobbys, der Schule, des Alkohol- oder Drogenkonsums, des Duellierens, der Wettstreit, der Freunde und Freundinnen und der Musik. Heute kommen noch die großen Influencer aus den sozialen Medien dazu.

Wie kann man als Außenstehender die Jugendsprache verstehen?

Wenn man davon ausgeht, dass Jugendsprache wie eine Art Fachsprache mit stark umgeformten, umgangssprachlichen Anteilen ist. Umgangssprache per se verstehe ich erstmal grundsätzlich. Die Sprache bleibt ja Deutsch. Trotzdem gibt es einen Teil der Jugendsprache, der sich sehr fachspezifisch ausprägt. Als meine Stieftochter letztens über TikTok gesprochen hat, musste ich als Experte für Jugendsprache auch erstmal überlegen, was sie meint. Ich kann es jetzt nicht einmal wiedergeben. Manche Teile sind verständlich oder ableitbar, aber andere zum Nase runzeln und nicht zu entschlüsseln – oft ist es auch nicht zum Entschlüsseln gedacht.

Ist es peinlich, wenn Ältere jung klingen wollen?

Da gibt es tatsächlich eine Studie zu, in der ganz klar herausgekommen ist, dass Jugendliche es absolut peinlich finden, wenn Erwachsene jugendlich klingen wollen. Das hängt ein bisschen damit zusammen, dass man gewisse Rollenerwartungen an sein Gegenüber hat. Wenn ich eine ältere Person sehe, erwarte ich, dass sie sich ihrer Rolle entsprechend ausdrückt und verhält. Wir haben in uns die Vorstellung einer gewissen sozialen Ordnung und einen Scanner dafür. Wenn da etwas aus der Reihe tanzt, kann man das als komisch und abwertend verstehen. Es gibt aber besondere Kontexte, in denen das in Ordnung ist.

Tamara Kutanoski ist angehende Journalistin. Ihren Blick auf die Welt und vor allem das Leben lesbar zu machen, ist ihr wichtig – denn durchs Lesen lernt man anders, findet sie. Deshalb schnuppert sie auch bei ntv.de in das Ressort Gesellschaft hinein und führt privat ihren eigenen Blog.

Folgen: HOMEPAGE

Ich glaube, dass Deutsch später eine Mischung aus dem Deutschen, wie wir es kennen, und aus der anpassungsfähigen Jugendsprache sein wird, wodurch wir später alle alles verstehen können.

Dem ersten Teil stimme ich zu, denn unsere heutige Umgangssprache ist zum größten Teil „geronnene“ Jugendsprache. Die verfestigt sich irgendwann im Sprachgebrauch. Jugendsprache selbst ist ja ein Stil – mehr oder weniger eine Verformung von unserer deutschen Sprache. Dieser Stil wird sich irgendwann in der Umgangssprache manifestieren. Dem zweiten Teil kann ich nicht zustimmen, weil immer neue Generationen nachkommen, die ihren eigenen Stil entwickeln, womit sie das Lexikon anreichern.

Nils Bahlo sprach mit Tamara Kutanoski

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Grüne-Jugend-Chef im „Frühstart“: „Neue Zäune halten niemand von der Flucht ab“

Die EU-Innenminister diskutieren ein neues Asylsystem und die Grüne Jugend läuft Sturm dagegen. Ihr stellvertretender Bundesvorsitzender fürchtet mehr Chaos und Leid. Der Migrationsdruck werde nicht schwinden. Dass dieser Druck auch mit dem Höhenflug der AfD zu tun hat, räumt aber auch der grüne Nachwuchspolitiker ein.

Der Co-Bundessprecher der Grünen Jugend, Timon Dzienus, hat sich vehement gegen die geplante EU-Asylreform ausgesprochen. Dabei gebe es durchaus Bedarf für ein reformiertes Asylsystem, die Lage der Flüchtlinge an den europäischen Außengrenzen sei katastrophal. „Das Problem ist, diese Reform, die jetzt gerade auf dem Tisch liegt, die wird diese Probleme nicht lösen, sondern die führt zu mehr Chaos, zu mehr Unsicherheit und vor allem nicht zu mehr Rechtsstaatlichkeit“, sagte Dzienus in der Sendung „Frühstart“ von ntv.

Deutschland könne dieser Reform so nicht zustimmen. Es sei einst versprochen worden , es dürfe keine neuen Lager geben. „No more Morias“, sei „die Ansage“ gewesen. „Und das, was mit dieser Verordnung passieren wird, ist, dass es mehr solcher Lager gibt, mehr Morias“, so Dzienus. Moria werde mithin zum Standard an den europäischen Außengrenzen. Am 8. September 2020 brannte das griechische Flüchtlingslager Moria auf Lesbos nieder. Das Camp war für knapp 3000 Menschen konzipiert, bis zu 60.000 sollen dort gelebt haben.

Timon Dzienus, hat Zweifel, ob die geplanten Asylverfahren an den europäischen Außengrenzen den Migrationsdruck mindern. „Da sehen wir ehrlich gesagt auch, dass diese Reform ein Stück weit ja eine Ablenkungsdebatte ist.“ Grenzstaaten wie Italien und Griechenland hätten immer wieder gesagt, dass sie eigentlich nicht für Grenzverfahren seien, ihnen ginge es vor allem um eine solidarische und gerechtere Verteilung der Geflüchteten in Europa. Das werde mit dieser Reform aber nicht durchgesetzt. Das sollte der eigentliche Fokus sein: eine bessere Verteilung der Menschen in Europa. „Dafür hat sich die Bundesregierung und gerade Nancy Faeser viel zu wenig in den Verhandlungen eingesetzt“, so der Vorwurf von Dzienus. Da erwarte er von der Bundesregierung ein anderes Agieren.

Eine Verbindung von Migrationsdruck und dem Umfragehoch der AfD wollte auch Dzienus nicht in Abrede stellen. „Ich denke, dass man das auch schon zusammen diskutieren muss.“ Das Problem sei, dass die Ideen von Asylverfahren an EU-Außengrenzen rechte Ideen von Horst Seehofer seien, von denen die AfD träume. Er habe das Gefühl, dass mancher Stratege sich überlegt habe, rechten Ideen hinterherzulaufen, sie vielleicht „in light“ zu kopieren. „Das wird nicht helfen, sondern das macht am Ende die Rechten stärker“, so Dzienus. Deswegen erwarte er von der Bundesregierung, dass man „den humanistischen Ansatz“ dagegenstelle. Der Chef der Grünen Jugend nahm die Bundesinnenministerin noch einmal ins Visier: „Und da hat, ehrlich gesagt, Nancy Faeser in den letzten Monaten absolut versagt.“

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