Kategorie -Jugendliche

Des Imkers Schwarm


Er ist süß, er ist klebrig und nicht nur zum Frühstück beliebt: Honig. Mehr als 150.000 Imker mit ihren rund eine Million Bienenvölkern ernten in Deutschland den beliebten Brotaufstrich, unter ihnen Uwe Nedeß. Mit der Imkerei erfüllte sich der Vermesser vor zehn Jahren einen Kindheitstraum. „Das habe ich mir als Kind schon mal vorgenommen, weil mein Opa mit Bienen gearbeitet hat, habe aber nie so richtig Zeit gefunden.“ In der gemütlichen Wohnstube in Falkensee bei Berlin, wo er mit seiner Frau lebt, erzählt er von den cleveren Bienchen. Bücher, jedoch vor allem Youtube-Videos, assistieren dem Hobbyimker, wenn es um das Wohlbefinden seiner Bienenvölker geht. Neben der theoretischen Erfahrung zieht der 62-Jährige sein Wissen aus Lehrgängen. Am wichtigsten sei der Grundlehrgang, dem sich jeder vor der Anschaffung eines Bienenvolkes unterziehen sollte, angeboten von den lokalen Imkerverbänden. „Da gibt es einmal im Monat Versammlungen, um sich auszutauschen.“

Der Tagesablauf der Tiere

Schwerpunkte sind zum einen die Biologie einer Honigbiene sowie die Zusammensetzung eines Volkes. Nedeß musste sich damals mit dem Tagesablauf der Tiere, deren artgerechter Pflege und auch mit Krankheiten und Seuchen auseinandersetzen. „Es gibt so eine eingeschleppte Varroamilbe, die als Seuche bei den Bienen existiert.“ Seit den Achtzigerjahren müssen europäische Imker ihre Völker zunehmend gegen den aggressiven Feind schützen. Allein kann sich die Honigbiene nicht wehren. Die ursprünglich aus Asien stammenden Milben saugen sich an den Honigbienen fest und gelangen so in das Innere des Stocks. Dort werden die Milben im Frühjahr so rasant in der Brut vermehrt, dass die neu schlüpfenden Jungen geschwächt oder krank zur Welt kommen. „Irgendwann gibt es mehr Milben als Bienen“, klagt der Hobbyimker. Als Schutz kommen chemische, biologische und physikalische Mittel zum Einsatz. Zu den bekanntesten Mitteln zählen Varroazide, die die lästige Milbe chemisch bekämpfen – natürlich nach der Erntesaison. Es handelt sich um organische Säuren wie die Milchsäure sowie ätherische Öle.

Der Honigertrag steht für ihn nicht an erster Stelle

Doch auch unabhängig von Krankheiten muss Uwe Nedeß sein Bienenvolk betreuen. Dazu gehört primär die Versorgung mit Nahrung. Zwar findet die Honigbiene genug Nektar in der Hauptsaison von April bis Juli, allerdings wird die Nahrungssuche mit dem Verblühen der letzten Blühpflanzen erschwert. „Die letzte Pflanze, bei der sie sich Nektar holen, ist Efeu, der blüht erst Ende September.“ Ein Teil des Honigs, den die Bienen für die Winterzeit sammeln, wird von Mai bis Juli geerntet. Uwe Nedeß bewahrt diesen Honig in Eimern auf. Das Versorgungsdefizit wird dann mit Ersatznahrung ausgeglichen. Kontrollierte Mengen ihres produzierten Honigs werden den Bienen nun im Herbst für den Winter als Nahrung zugeführt. Zwar füttert er die Bienen ab und an auch mit Zuckersirup. Da dessen Mangel an Vitaminen die Tiere allerdings auf lange Sicht schädigt, füttert er sie damit so wenig wie möglich. Der Honigertrag steht für ihn nicht an erster Stelle. Nedeß schätzt den Aufwand, den die fleißigen Bienchen auf sich nehmen, um den Honig zu produzieren: Nektar wird von den Arbeiterbienen aus Blühpflanzen gesammelt und im sogenannten Honigmagen der Biene für den Heimweg gelagert. „Dann gibt sie diesen Nektar der Stockbiene, die schon darauf wartet. Diese würgt den Nektar wieder hervor, die nächste saugt ihn wieder ein und versucht ihn dann irgendwo einzulagern.“ Doch der Nektar bleibt nicht fest an einer Stelle. Er wird von den Stockbienen umgeschichtet und umgelagert.

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IW-Studie zu Kinderarmut: Finanzielle Unsicherheit behindert Bildungsaufstieg

In der Debatte um die Kindergrundsicherung betont Finanzminister Lindner regelmäßig, dass mehr Geld nicht zwangsläufig helfe. Eine Auswertung des Instituts der deutschen Wirtschaft zeigt nun, wie stark sich Armut auf den schulischen Erfolg von Kindern und Jugendlichen auswirken kann.

In der Debatte um die Kindersicherung hält das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) laut einem Medienbericht finanzielle Probleme von Familien für die größte Hürde auf dem Weg zu schulischem Erfolg. „Eine hohe finanzielle Ressourcenausstattung erleichtert sowohl eine gezielte situative Förderung, etwa in Form von Nachhilfeunterricht, als auch eine sichere langfristige Unterstützung“, heißt es in einer noch unveröffentlichten IW-Studie im Auftrag der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft, die dem digitalen Medienhaus Table.Media vorlag.

Für die meisten Kinder und Jugendlichen sei das zentrale Problem hinsichtlich ihrer Chancen bei Bildung und sozialem Aufstieg die finanzielle Unsicherheit, heißt es in dem Bericht. Demnach ist derzeit jedes fünfte Kind von Armut betroffen – Tendenz steigend. In Haushalten von Alleinerziehenden leben demnach sogar 40 Prozent in finanziell prekären Verhältnissen. Bei Migranten liegt die Zahl laut der Studie bei 35 Prozent.

Nach monatelangem Streit hatte die Ampel-Regierung in der Nacht zum Montag eine Einigung zur Kindergrundsicherung erzielt. Wie es aus Regierungskreisen heißt, vereinbarten Familienministerin Lisa Paus und Finanzminister Christian Lindner bei einem weiteren Spitzentreffen mit Bundeskanzler Olaf Scholz nach stundenlangen Verhandlungen am Sonntagabend Eckpunkte für die neue Familienleistung. Details sollen demnach voraussichtlich heute Vormittag präsentiert werden.

Ein monatelanger Streit

Paus und Lindner streiten seit Monaten über die Höhe der Mittel für die Kindergrundsicherung, die ab 2025 wesentliche familienpolitische Leistungen bündeln und so leichter zugänglich machen soll. Die Familienministerin hielt dabei mit Blick auf Kinder aus armen und einkommensschwachen Familien deutlich höhere Beträge für notwendig, als der Finanzminister bereitstellen wollte.

Lindner hatte am Sonntag im ZDF-„Sommerinterview“ nochmals betont, dass er keinen höheren Sozialtransfer wolle. Der Schlüssel gegen Kinderarmut sei Bildung, Integration und Sprachförderung, sagte er. Der FDP-Chef bekräftigte dabei, dass es aus seiner Sicht „einen Zusammenhang zwischen Kinderarmut und Einwanderung nach Deutschland gibt“.

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Imker kämpft gegen Unwissen


Ich rede mit meinen Bienen“, antwortet Dietmar Wiech aus Aalen seiner Frau, wenn sie ihn mal fragt, mit wem er denn reden würde, obwohl anscheinend sonst keiner am Bienenstand zu sehen ist. Für ihn ist seine Bindung zu den Bienen gleich stark wie die zu seinem Hund. Er spricht mit ihnen und fragt sie hin und wieder, wie es ihnen geht. „Ich mache das nicht als Hobby oder Beruf, ich mache das aus Berufung“, sagt er über sein Imkern. Seit zehn Jahren geht der 59-Jährige dieser Berufung nach und besitzt 15 Bienenvölker an zwei Standorten.

Einer dieser Standorte ist der Bienenschaugarten Essingen, einer Gemeinde im Ostalbkreis zwischen Aalen und Schwäbisch Gmünd. Dort geben Imker und Bienenliebhaber ihr Wissen über die Honigbienen weiter und bieten ihnen ein artgerechtes Leben im Garten. Der andere Standort befindet sich in Aalen-Hofherrnweiler als mobiler Bienenwagen, der jedes Jahr zu den Feldern gebracht wird. „Wir wollen nicht nur reden, wir wollen was bewegen!“ ist ihr Motto. Den Bienenschaugarten besuchen vor allem Kindergarten- und Schulgruppen. Wiech will, „dass Kinder die Wertigkeit der Bienen lernen“. Und er will ihnen zeigen, was jeder Einzelne tun kann, um den Bienen zu helfen. Die Kinder sollen den Honig im Supermarkt nicht mehr als selbstverständlich betrachten, sondern die Arbeit der kleinen Tiere wertschätzen.

Mit einer Patenschaft unterstützen

„In unserem Ökosystem sind die Bienen durch ihre Bestäubungsleistung nicht wegzudenken. Deshalb sollten sie mehr geschätzt werden für das, was sie für uns machen.“ Einige Kinder kommen später zurück in den Garten, um dort ihren Geburtstag zu feiern. Für Wiech ist es besonders schön, wenn sie keine Angst mehr vor den Bienen haben, sondern sie voller Begeisterung mit einer Lupe beobachten. Die Wertschätzung für die Bienen, die hier den Kindern beigebracht werden soll, spürt man, wenn er über seine Bienen spricht. Das zeigt sich besonders daran, dass er diese Bienen nicht nur aus Gewinngründen, sondern wirklich aus Liebe zu ihnen hält. Mit dem Finanziellen sei es sowieso nicht so einfach. Vor seiner Leidenschaft für Bienen arbeitete Dietmar Wiech als Holztechniker und Schreinermeister. Für seine Bienen hat er diesen Beruf aufgegeben. Nur durch den Verkauf des Honigs würde er die Futterkosten für seine Bienen nicht bezahlen können. Deshalb sagt er: „Imker kann man nur aus Begeisterung machen.“ Allerdings hat er trotzdem Wege gefunden, wie andere ihn unterstützen können. Auf eine Idee kam er im Gespräch mit Kunden, die selbst keine Bienen halten können, aber ihnen trotzdem etwas Gutes tun wollen. Der Gedanke kreiste um eine Eselpatenschaft, bei der man einen Esel mit Geldspenden unterstützt. Dieses System hat Wiech einfach auf seine Bienen übertragen. So können Bienenliebhaber jetzt für 60 bis 1000 Euro im Jahr ihn und seine Bienen durch eine Patenschaft unterstützen. Solch eine Spende helfe auch viel mehr, als einen eigenen Bienenkasten ohne das nötige Wissen aufzustellen. Laut Wiech sei Imkern gerade im Trend, und viele würden sich mit guter Intention einen Bienenkasten holen und denken, sie könnten so den Bienen helfen.

Trotz guter Intention schaden sie den Bienen

Allerdings seien diese Bienenkastenbesitzer oft nicht ausreichend zum Beispiel über Krankheiten der Bienen informiert und würden so den Bienen leider schaden. Beispiele für solche Erkrankungen sind die Amerikanische Faulbrut, die sogar als Bienenseuche eingestuft wird, oder die Varroose, die durch Varroamilben hervorgerufen wird. Ergreift der Imker da nicht rechtzeitig Gegenmaßnahmen, so kann ein ganzes Bienenvolk erkranken und sterben. Wenn also ein unausgebildeter Bienenhalter Krankheiten nicht erkennt, dann verbreiten sie sich schnell und befallen auch Bienenvölker von professionellen Imkern. So schadet man den Bienen trotz der guten Intention. Stattdessen könne man mit der Patenschaft Bienen unterstützen, die professionell gepflegt werden. Als Dank für die Spenden führt Wiech jeden Monat ein Bienentagebuch, das dann an alle Paten weitergeleitet wird, damit sie direkt nachvollziehen können, wohin ihr Geld fließt. Auch eine Honigkostprobe bekommen sie als Dank. So kann der Imker das Futter für seine Bienen bezahlen.

Wiech geht es vor allem um die Vermittlung von Wissen und das Wohlbefinden der Bienen. Denn er bräuchte um die 600 Bienenvölker, damit sich die Arbeit wirklich lohnen würde. Allerdings will er das gar nicht, denn in diesen Massen seien meist die einzelnen Bienen egal, und nur der Gewinn zähle. Für ihn zählt jedes einzelne Tierchen im Superorganismus Bienenstock. „Mir tut es schon weh, wenn ich eine nicht sehe und aus Versehen verdrücke, da entschuldige ich mich auch direkt“, sagt er.

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Messerattacke in Sachsen: 16-Jähriger zündet sich nach Amoktat in Schule selbst an

In einer Schule im ostsächsischen Bischofswerda wird Amokalarm ausgelöst. Ein Jugendlicher hat einen Achtjährigen mit einem Messer an Kopf und Hals verletzt. Im Anschluss zündet er sich selbst an. Die Polizei kann den Angreifer überwältigen. Der Zustand des Jungen soll stabil sein.

Der Notruf geht gegen 9.45 Uhr ein, dann geht alles ganz schnell: Nach einem Amokalarm in einem Schulkomplex in Bischofswerda, östlich von Dresden, ist die Polizei mit einem Großaufgebot vor Ort, inklusive Hundestaffel. Das Gebäude wird geräumt, die Schüler in Sicherheit gebracht. Ein 16-Jähriger war nach Angaben der Polizei am Morgen auf das Gelände gelangt, hatte einen Achtjährigen mit einem Messer angegriffen und dabei schwer verletzt. Danach zündete sich der Jugendliche selbst an. Die Frage nach dem Warum bleibt vorerst unbeantwortet.

Fassungslosigkeit bei Eltern und Schülern, die in Trauben auf dem Schulhof vor der kombinierten Grund- und Oberschule stehen, abgeschirmt von der Polizei. Eine Mutter hält ihren Jungen aus der zweiten Klasse an der Hand. Als sie davon erfahren habe, sei sie sofort losgefahren. „Ich wollte einfach nur meinen Kleinen holen“, sagt sie, während sie sich umsieht. „Wir kennen ganz viele, ich will schauen, dass alle in Sicherheit sind.“ Als sie ankam, fand sie „alles voller Feuerwehr, alles voller Polizei“. Viele Eltern hätten sich untereinander informiert, berichtet die Mutter einer Siebtklässlerin. Einige Kinder seien „total aufgelöst“ gewesen.

Zunächst machen Gerüchte die Runde, dann nennt Polizeisprecher Maximilian Funke vor Ort Details: „Am Mittwochmorgen ist es zu einer Messerattacke hier in einer Grundschule und Oberschule in Bischofswerda gekommen.“ Demnach hatte ein 16-jähriger Täter mit deutscher Staatsangehörigkeit einen Achtjährigen mit einem Messer attackiert und angegriffen. Beide wurden schwer verletzt, zwei Rettungshubschrauber waren im Einsatz. Polizisten konnten den Jugendlichen festnehmen. Die Polizei spricht von einem Amoklauf. Der Zustand des verletzten Drittklässlers ist laut Polizei stabil, nach dpa-Informationen wurde er am Hals und am Kopf verletzt. Der Jugendliche befindet sich ebenfalls in medizinischer Behandlung, ersten Erkenntnissen zufolge hatte er sich selbst angezündet, die Flammen wurden gelöscht.

Behördenangaben zufolge hat der 16-Jährige früher selbst die betroffene Lehranstalt besucht. „Entgegen einiger Äußerungen/Gerüchte in sozialen Netzwerken können wir zudem mitteilen, dass bei dem 16-Jährigen kein Migrationshintergrund vorliegt“, teilte die Polizeidirektion Görlitz mit. „Kräfte des Einsatzzuges durchsuchten mit Unterstützung der Feuerwehr das Schulgebäude. Sie fanden unter anderem mehrere Taschen, Messer, Flaschen und Feuerzeuge. Die Polizisten stellten sie zur kriminaltechnischen Untersuchung sicher“, hieß es weiter. Das Kriseninterventionsteam habe insgesamt 53 Schülerinnen und Schüler, zwei Jugendliche, drei Lehrkräfte sowie 53 Elternteile betreut.

Polizei: Schulen sind darauf vorbereitet

Sachsens Kultusminister Christian Piwarz zeigte sich nach der Messerattacke betroffen. „Unsere Gedanken sind bei dem verletzten Kind und der Schulgemeinschaft“, sagte der CDU-Politiker. Am Donnerstag wird kein normaler Unterricht in Bischofswerda stattfinden. „Die Kinder können zu Hause bleiben oder zur Schule gehen“, so ein Ministeriumssprecher. Die Schule werde dafür sorgen, dass jedes Kind aufgefangen und betreut werde. Der Landrat des Landkreises Bautzen, Udo Witschas, zeigte sich ebenfalls entsetzt. „Fassungslosigkeit ist ein Wort, das nicht ausreicht, um meine Gefühle angesichts der Situation in Bischofswerda zu beschreiben.“ Während der Tat befanden sich laut Polizei Schülerinnen, Schüler und Lehrkräfte vor Ort. „Die betroffenen Personen werden von der Polizei betreut.“ Ein Kriseninterventionsteam stand für Hilfe bereit.

Auf dem Schulhof hatte die Schulleiterin am Vormittag das Kollegium versammelt, Fragen von Journalisten will man nicht beantworten. Zu frisch scheint der Schock bei vielen so kurz nach der Tat. Die Schule selbst sei auf solche Lagen vorbereitet, erklärte Polizeisprecher Funke. Man spreche in so einem Fall von „lebensbedrohlichen Lagen“. In diesem Fall würden die Klassenzimmer abgeschlossen. „Man geht vom Schlimmsten aus.“ Die Hintergründe der Tat bleiben zunächst unklar. Auch, in welchem Verhältnis Opfer und der mutmaßliche Täter standen. Ob der Jugendliche ein früherer Schüler war, blieb ebenfalls unklar.

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Senner auf einer Schweizer Alp: Viehhüten ist doch Käse


Ich bin so alt, wie ich mich fühle“, sagt Volker Oppold und lächelt freundlich. Er hebt seine Brille an und reibt sich die Augen. Dem Mann, der einen Bart trägt und dessen rotes Haar leicht ins Gesicht fällt, ist nicht anzusehen, dass er schon 65 Jahre alt ist. Den Sommer über arbeitet Oppold als Senn auf der Alp Dadens oberhalb von Falera, einem Bergdorf im Kanton Graubünden. Die steilen Alpweiden rund um die aus Holz gebaute Alphütte und den Viehstall sind saftig grün. Von dort aus genießen die vorbeikommenden Wanderer einen freien Ausblick in Täler und auf Bergdörfer.

Doch er kehrte zurück

Ursprünglich hatte Oppold eine Ausbildung zum Erzieher gemacht. „Die Familien, die auf mich als Erzieher angewiesen sind, haben es verdient, dass ich aufmerksam bin.“ Mit der Zeit spürte er, dass er diese Aufmerksamkeit verlor, denn die Arbeit bestand aus wenigen, ähnlichen Aufgaben. Er suchte eine neue Herausforderung und fand diese: Während eines Sommers hütete er als Hirte Jungvieh auf einer Alp. „Es war schockierend, wie anstrengend dieser Job ist. Ich sagte allen, dass ich es nie wieder tun werde“, sagt er schmunzelnd. Denn er kehrte auf die Alp zurück. Als seine dreijährige Tochter sagte, sie wolle mit ihm auf die Alp, entschied er sich, als Senn zu arbeiten, weil er so besser auf seine Tochter aufpassen konnte. Nach 36 Jahren als Senn stellt er glücklich fest: „Ich fühle mich wie ein käsender Hirte, mein Herz ist ein Hirtenherz.“ Das Käsen lernte er dank Erfahrungen anderer Senner, durch „Learning by Doing“ und indem er sich einlas.

Es ist halb vier morgens und ziemlich frisch. Alles ist noch ruhig und dunkel – außer in der Käserei, denn Oppold beginnt mit dem Käsen. Die Käserei scheint, im Vergleich zur restlichen Alphütte, neu. Die Hirten haben bereits zuvor die Kühe im Viehstall der oberen Alp gemolken. Die Milch läuft aus der Pipeline ins 1800 Liter fassende kupferne Becken, das in der Mitte der Käserei steht. Als Erstes erwärmt der Senner diese von der Lagertemperatur auf die Einlabtemperatur, die für jede Käsesorte unterschiedlich ist. Wenn diese Temperatur erreicht ist, wird der Milch das Lab beigemischt. Dies ist ein Gemisch aus Enzymen von Kälbermägen, das die Milch fällt, also ausflockt.

„Die Joghurtherstellung ist eine Sache für sich“

„Ich darf mit Holz heizen“, sagt Oppold stolz und zündet klobige Scheite an. Der große Holzofen aus Chrom steht in einer Ecke. Langsam wird es feuchtwarm, und ein süßlicher, milchiger Geruch steigt einem in die Nase. Zwanzig Minuten vor der Einlabtemperatur mischt er die Käsereikulturen, gezüchtete Joghurtstämme, und etwas später das Lab bei. Sobald die Milch gallertartig dick ist, schneidet er sie mit der Harfe, einem metallenen Rührgerät mit gespannten, dünnen Drähten. Daraus ergibt sich ein Bruchkorn, das er durch Rühren austrocknet. „Wenn es sandig ist und beim Reiben in den Händen in kleine Körner zerfällt, nehme ich das Bruchkorn aus dem Becken.“ Gemeinsam mit dem Zusenn schöpft er die gelblich weiße Masse mit einem großen, dünnen Tuch aus dem Becken. Dabei muss er mit dem Tuch bis zum Boden des Beckens gelangen, weshalb seine Füße leicht vom Boden abheben und er beinahe hineinzufallen droht.

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Kevin Burke ist tot: Camilla trauert um ihre erste Liebe

Heute ist sie die britische Königin. Doch natürlich gab es bei Camilla auch ein Vorleben, ehe sie zur Frau an der Seite von Charles geworden ist. So verliebte sie sich als Jugendliche etwa in einen gewissen Kevin Burke. Er soll nun im Alter von 77 Jahren gestorben sein.

Lange bevor sie mit dem heutigen König Charles III. die große Liebe fand, gehörte Königin Camillas Herz einem anderen Mann. Mitte der 60er-Jahre, Camilla soll gerade einmal 17 Jahre alt gewesen sein, lernte sie den damals 19-jährigen Kevin Burke kennen.

Mit dem Sohn von Sir Aubrey Burke, dem Vorsitzenden eines Flugzeugherstellers, soll die heutige Königin eine ebenso leidenschaftliche wie kurzlebige Romanze gehabt haben. Das geht aus der Biografie „The Duchess of Cornwall: Camilla’s Story and Secrets“ hervor. Nun sei Burke im Alter von 77 Jahren gestorben, berichten britische Medien.

Die „Daily Mail“ schreibt, die Hinterbliebenen von Kevin Burke würden darum bitten, dem Verstorbenen zu Ehren an die Wohltätigkeitsorganisation British Heart Foundation zu spenden. Im September sei die Beerdigung geplant.

„Dann hat sie mit mir Schluss gemacht“

Dass auch Königin Camilla zu dem Begräbnis kommen wird, ist allerdings unwahrscheinlich. In erwähnter Biografie kam auch Burke zu Wort. Seiner Darstellung zufolge endete seine intensive Kurzbeziehung mit Camilla seinerzeit abrupt: „Ich verbrachte das gesamte Jahr mit Camilla. Ich dachte, wir wären verliebt ineinander, doch dann hat sie mit mir Schluss gemacht.“

Camilla heiratete 1973 schließlich den ehemaligen Armee-Offizier Andrew Parker Bowles. So wurde aus Camilla Shand, wie sie gebürtig hieß, Camilla Parker Bowles. Zusammen wurden die beiden Eltern von Sohn Tom und Tochter Laura, ehe es im Jahr 1995 zur Scheidung kam. Knapp zehn Jahre später heiratete Camilla schließlich den heutigen König.

Auch Kevin Burke fand laut „Daily Mail“ sein spätes Glück: Seine erste Ehe ging er demnach mit 42 Jahren ein, sie hielt bis 2001. Aus einer zweiten Ehe entsprang dem Zeitungsbericht zufolge sein erstes Kind, Sohn Max. Burke sei zum Zeitpunkt der Geburt bereits 58 Jahre alt gewesen. Damals habe er gesagt: „Es war unerwartet, aber ich bin ein glücklicher Kerl.“

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Tennislegende José Vilela


Als José Vilela sechs Jahre alt war, lag zwischen seinem Zuhause und seiner Schule die Festung São João da Foz, in der der Lawn Tennis Club da Foz in Porto liegt. Er war nur für „ein halbes Dutzend Leute aus den Familien in Foz“ reserviert. Der kleine José, der keinen Zugang zum Club hatte, kletterte jeden Tag auf die Mauer, um den Leuten beim Spielen zuzusehen. Bis sie eines Tages zu ihm sagten: „Komm und hilf uns, Bälle einzusammeln.“ Der inzwischen Siebenjährige war glücklich, nicht mehr nur hinter der Mauer zuschauen zu müssen, sondern irgendwie mitmachen zu können. Er hatte nun das Privileg, mit Schlägern Tennis zu spielen, die ihm von den Familien von Foz geliehen wurden, die ihm auch Geld gaben, damit er etwas essen konnte. So begann die Karriere einer portugiesischen Tennislegende.

Da es sich um Schläger für Erwachsene handelte, gingen José und andere Kinder, die kein Geld hatten, an den Strand, um angeschwemmte Bretter zu suchen, mit denen sie sich mithilfe von Sägen selbst kleinere Schläger bauten, die den heutigen Padel-Tennisschlägern ähnlich waren. Als er elf Jahre alt war, träumte er davon, Profitennisspieler zu werden, obwohl er nicht wusste, wie er das schaffen sollte. Glücklicherweise kam João Lagos in die Stadt, Josés Idol, der acht Jahre älter als er war und späterer Gegner und Doppelpartner, mit dem er zusammen immer noch die meisten nationalen Doppeltitel hält. Er wurde auf José aufmerksam und schenkte ihm seinen ersten richtigen Schläger.

Kapitän im Davis Cup und Trainer in Karlsruhe

1973 machte José Vilela sich einen Namen und wurde als 22-Jähriger zum ersten Mal Landesmeister, ein Kunststück, das jeder portugiesische Spieler zu erreichen versuchte, da es den ATP, den Tennis-Weltverband für Männer, zu diesem Zeitpunkt erst seit etwa einem Jahr gab. Vilela erinnert sich mit Begeisterung an diesen Moment als einen der glücklichsten Momente seines sportlichen Lebens: Er lief nach seinem Sieg im Finale über den Platz und rief „Foz, Foz, Foz . . .“ als Dank an den Club, in dem für ihn alles begann, bis er gezwungen war, stehen zu bleiben, um die Trophäe entgegenzunehmen.

In den folgenden vier Jahren holte sich Vilela erneut den Titel des nationalen Einzelmeisters und vervollständigte damit die „Penta“, also fünf Titel in Folge. Überheblich scheint ihn das nicht gemacht zu haben. Vilela vertrat Portugal mehrmals als Mitglied der portugiesischen Nationalmannschaft und später als Kapitän im Davis Cup. Im Jahr 1978 ging er nach Karlsruhe, wo er seine Karriere als Spieler beendete und Trainer wurde, indem er dort eine Trainerausbildung begann, die er dann später in Portugal beendete. Als Trainer in Deutschland erinnert sich José Vilela an „mehr Professionalität in allen Bereichen“ aufseiten der Deutschen im Vergleich zu den Portugiesen und an eine „gesunde Disziplin“. Er fügt hinzu, dass diese Jahre in Deutschland immens zu seiner Entwicklung als Trainer beigetragen haben, da er das Privileg hatte, mit anderen Trainern zusammenzuarbeiten, wie zum Beispiel mit Richard Schönborn, der 26 Jahre lang Cheftrainer des Deutschen Tennis Bundes und ehemaliger Trainer des noch jungen Boris Becker war, den er in der Zukunft noch bei vielen anderen Gelegenheiten treffen sollte. „Meine Zeit in Deutschland war entscheidend für meine Entwicklung als Trainer und als Mensch.“

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Schutzmaßnahme mit Nebenwirkung: Psyche von Jugendlichen litt unter Schulschließungen

Während der Corona-Pandemie kommt es auch zu Schulschließungen. Wie sich diese auf die psychische Gesundheit von Heranwachsenden im Alter zwischen 11 und 17 ausgewirkt haben, untersucht ein Forschungsteam und präsentiert jetzt die Ergebnisse.

Schulschließungen während der ersten Welle der Corona-Pandemie haben zu einer massiven Verschlechterung der psychischen Gesundheit von Jugendlichen geführt. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie von Wirtschaftswissenschaftlern der Universität Konstanz in Kooperation mit dem Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE). Das Team untersuchte dabei explizit den Effekt der Schulschließungen auf die psychische Gesundheit von 11- bis 17-Jährigen. Befragt wurden dafür mehr als 1000 Jugendliche.

Nach Angaben von Christina Felfe von der Uni Konstanz ging es den 11- bis 17-Jährigen während der ersten Welle der Pandemie durchschnittlich so schlecht wie den 15 Prozent der Jugendlichen, denen es vor der Pandemie am schlechtesten ging. Jungen sind der Studie zufolge stärker betroffen gewesen als Mädchen. Die 11- bis 14-Jährigen litten demnach mehr unter den Schulschließungen als 15- bis 17-Jährige. Auch Jugendliche in Haushalten mit geringen Wohnraum litten demnach stark darunter.

Sensible Lebensphase

„Unser Ziel war es zu untersuchen, was die Schulschließungen in dieser so sensiblen Phase im menschlichen Leben bewirkt haben“, sagte Felfe. In diesem Alter seien soziale Bindungen sowie Kontakte zu Lehrern, Mitschülern und anderen Menschen ausschlaggebend für eine gesunde Entwicklung. Ulrike Ravens-Siebere vom UKE ergänzte: „Wir müssen jetzt dafür sorgen, dass die Schulen gestärkt werden und sie unterstützen, um die Kinder und Jugendlichen für künftige Krisen resilienter zu machen.“

Für die Untersuchung nutzte das Team unter anderem Daten aus der Copsy-Studie (Corona und Psyche) des UKE. Darin war die psychische Gesundheit und Lebensqualität von Kindern und Jugendlichen während der Pandemie untersucht worden. Diese Daten brachte die Gruppe in den Kontext der Schulschließungen in den 16 Bundesländern. Da die Strategien der Bundesländer sich bei den Schulschließungen unterschieden, konnte die Studie unter anderem die Auswirkungen der unterschiedlichen Dauer von Schließungen beleuchten. Demnach sank die Lebensqualität der Jugendlichen mit jeder zusätzlichen Woche, in der die Schulen geschlossen waren. Gleichzeitig sei die psychische Belastung gestiegen.

Inhaltlich ergänzten die Forscher Informationen zu den Belastungen für Jugendliche durch eine Auswertung von Anrufen bei der „Nummer gegen Kummer“. Demnach hatten Jugendliche während der Schulschließungen vor allem mit familiären Problemen zu kämpfen.

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Schweizer Sportlehrer blickt zurück


Bälle prallen auf den Boden, Schuhe quietschen, eine Gruppe von Jugendlichen spricht und lacht. Ein lauter Pfiff ertönt aus einer Trillerpfeife. Es wird still in der Turnhalle. Daniel Latzer sagt: „Lauwarmi Brüedere, chömed do ane!“ Er trägt eine dunkle Adidas-Trainingshose mit Jacke und eine rote Baseballkappe mit FC-Liverpool-Emblem. Um den Hals hängt eine silbern schimmernde Trillerpfeife. Der 66-Jährige verkündet den Ablauf der heutigen Sportlektion. Danach wird es wieder laut in der Halle. Bis 2021 war der gebürtige Thurgauer als Sportlehrer tätig. Er erlebte mehrere Generationen von Schülern. Zu Beginn seiner Tätigkeit im Jahr 1989 gab es keine Sportschulen und der Sport war noch nicht so profitorientiert wie heute. Trotzdem war es der Traum von unzähligen Jugendlichen, an die Spitze der jeweiligen Disziplinen zu gelangen. Latzer arbeitete mit vielen Sporttalenten und lernte viele kometenartige Karrieren von Menschen kennen, die dieser Aufgabe persönlich nicht gewachsen waren. „Das Privatleben zu disziplinieren, gehört dazu, denn Erfolg ist nicht in Stein gemeißelt.“ Nur wer fleißig ist und an sich arbeitet, schafft den Sprung zum Profisportler.

Lieber auf Leichtathletik fokussieren

Der Pensionär kann sich gut an zwei Schüler erinnern, die ihren Traum von einer Profikarriere verwirklicht haben. Zum einen Pascal Zuberbühler, der von 1994 bis 2008 in der Schweizer Nationalmannschaft als Torwart aktiv war. Bereits im Schulsport war sein Talent klar ersichtlich und Latzer forderte ihn gerne heraus. Zum Schluss der Sportstunde gab es immer fünf Elfmeter für den Sportlehrer gegen den angehenden Profi-Torwart. „Wenn er einen oder mehr Schüsse pariert, bekommt er einen kleinen Geldbetrag, und wenn nicht, bekomme ich diesen.“ Zu dieser Zeit spielte Zuberbühler bereits in der Jugend-Nationalmannschaft und verpasste viele Sportstunden, da er in Spielen oder Trainings war. Auch Kariem Hussein, der in der Leichtathletik erfolgreich war, gelang der Aufstieg in den Profisport. Hussein hatte zunächst die Vision einer Karriere als Profifußballer. Allerdings beklagte er sich über Verletzungen, da er von seinen Gegenspielern oft hart gefoult wurde. „Ich riet ihm also, sich auf Leichtathletik zu fokussieren.“ Latzer ist besonders stolz auf ihn, weil die Idee, sich auf Leichtathletik zu fokussieren, von ihm stammte.

„Eine Laufbahn als Trainer hätte interessanter werden können“, sagt Latzer mit einem Lächeln. Trotzdem war der Werdegang als Sportlehrer die richtige Entscheidung für ihn. Zudem darf man sich als Coach keine bis wenige Fehler erlauben, und man steht psychisch unter großem Druck. Früher habe die Gesellschaft und die Schulleitung den Kompetenzen der Lehrer eher vertraut. „Man dachte: Er ist Lehrer, er kann das.“ Gegen Ende seiner beruflichen Laufbahn bekommt er mit, wie das immer mehr abnimmt und die Schulleitung öfters in den Unterricht kommt und diesen überprüft. Dies könnte daran liegen, dass die Eltern der Schüler mehr Druck ausüben. „Wenn es heutzutage nur etwas regnet, machen sich einige Eltern bereits um die Gesundheit ihrer Kinder Sorgen.“

Früher wurde das nicht hinterfragt

Der Umgang mit den Schülern wurde zudem immer unpersönlicher. Es bildet sich eine Distanz, die früher nicht da war. „Gewisse Dinge hat man früher einfach gemacht, ohne zu hinterfragen.“ Er erinnert sich an das spontane Schwimmen den Bodensee hinunter in offenem Gewässer. „Heutzutage wäre ich für diese Aktion höchstwahrscheinlich ins Gefängnis gekommen“, schmunzelt der breit gebaute Pensionär. Trotzdem sind den Schülern genau solche Momente besonders positiv in Erinnerung geblieben. Der blauäugige Athlet stellt fest, dass den Jugendlichen heute oft die Zeit fehlt. Früher leitete er in Kreuzlingen am Gymnasium einen Fußball-Freikurs. Der hatte mehr als 30 fußballbegeisterte Mitglieder. „Früher konnte man auch Dinge anordnen, die heute so nicht mehr akzeptiert werden würden.“ Dazu gehörte seine Regel, dass, wer den Freikurs nicht besuchen konnte, einen Ersatz organisieren musste. Lachend erzählt er: „Eines Tages kreuzte plötzlich ein Arzt auf, der Vater eines Jungen, und kickte gemütlich mit.“ Als Latzer ihn fragte, was er hier mache, antwortete dieser, dass er für seinen Sohn als Ersatz eingesprungen sei.

Gegen Ende seiner beruflichen Laufbahn musste der Turnlehrer feststellen, dass die Schüler immer unsportlicher wurden. Der Durchhaltewille und Ehrgeiz im Sport gingen mehr und mehr verloren. Latzers Wahrnehmung hat sich über die Jahre ebenfalls verändert. „Ich habe 30 Jahre gebraucht, um zu erkennen, dass es Leute gibt, die keinen Sport mögen“, schmunzelt er. Manchmal schaut er in die Vergangenheit auf sein Verhalten und seine Gefühle zurück und erkennt sich teilweise nicht mehr wieder. Natürlich ist er nicht mehr so fit wie in seinen jungen Jahren. Dies hat zur Folge, dass er Übungen mitunter nicht mehr so gut vorzeigen kann, wie er diese in Erinnerung hat. „Natürlich ist das frustrierend, aber das ist nun mal der Lauf der Zeit.“

Latzer verstellte sich nie. „Zu einzelnen Leistungen musste man früher einfach ,grottenschlecht‘ sagen.“ Als Lehrer sollte man sich nicht provozieren lassen, und so blieb ihm ein Ereignis bis heute im Kopf. Die Schüler ärgerten ihn, sodass er ihnen zeigen musste, „wo der Hammer hängt“. Der Junglehrer nahm die Fünf-Kilogramm-Kugel in die Hand und stieß sie über die gesamte Anlage, wo sie dann auf einem BMW landete. „Gott sei Dank hat es nicht den Giulia getroffen“, erinnert sich der Athlet, nachdem er sein Werk betrachtete. „Der Alpha Romeo Giulia wäre bedeutend teurer gewesen.“

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„Ein kompletter Kontrollverlust“: Heftige Kritik an geplanter Cannabis-Legalisierung

Kiffen soll erlaubt sein. Endlich, sagen die Befürworter der geplanten Legalisierung, einen kompletten Kontrollverlust befürchten die Kritiker. Der Gesetzentwurf, den das Kabinett beschließen soll, ist auch innerhalb der Ampel umstritten. In der Diskussion stehen sich die Lager unversöhnlich gegenüber.

Kurz vor der geplanten Befassung des Bundeskabinetts mit der avisierten Cannabis-Legalisierung in Deutschland ist noch einmal harsche Kritik an dem Vorhaben laut geworden. Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) sieht massiven Nachbesserungsbedarf bei den Plänen. Auch mehrere CDU-Politiker bekräftigten ihre Vorbehalte.

Das Kabinett von Bundeskanzler Olaf Scholz bringt den Gesetzentwurf voraussichtlich an diesem Mittwoch auf den Weg. Gesundheitsminister Karl Lauterbach will den Entwurf am Mittag öffentlich vorstellen. Später müssen Bundestag und Bundesrat darüber beraten. Nach Angaben des Bundesgesundheitsministeriums ist das Gesetz in der Länderkammer aber nicht zustimmungspflichtig. Ein Inkrafttreten ist laut Ministerium für Ende des Jahres vorgesehen.

Cannabis soll den Plänen zufolge im Betäubungsmittelgesetz von der Liste der verbotenen Substanzen gestrichen werden. Ab 18 Jahren soll künftig der Besitz von 25 Gramm erlaubt sein. Privat sollen maximal drei Cannabis-Pflanzen angebaut werden dürfen. In speziellen Vereinen, sogenannten Cannabis-Clubs, sollen Mitglieder die Droge gemeinschaftlich anbauen und gegenseitig abgeben dürfen.

Massive Unsicherheiten und Konflikte

Der GdP-Bundesvorsitzende, Jochen Kopelke, sagte der Deutschen Presse-Agentur, trotz breiter Kritik habe Lauterbach nur kleine Änderungen vorgenommen. Das Beste sei, wenn die Bundesregierung den Entwurf jetzt stoppe und Lauterbach die Aufgabe erteile, massiv nachzubessern. Es fehle eine ausreichend lange Übergangsphase, was „zwangsläufig zu massiven Unsicherheiten, wenn nicht Konflikten zwischen Behörden und Bevölkerung“ führen werde, bemängelte Kopelke. Der Polizei werde der Entwurf große Probleme bereiten. Polizei und Justiz würden nicht ent-, sondern vielmehr belastet. In einer früheren Stellungnahme hatte die GdP auch Befürchtungen geäußert, dass der Schwarzmarkt wachsen und die Verkehrssicherheit leiden würden.

Auch die CDU-Politiker und Innenminister von Nordrhein-Westfalen und Sachsen, Herbert Reul und Armin Schuster, sowie Hessens Justizminister Roman Poseck sehen den Gesetzentwurf der rot-grün-gelben Koalition kritisch. „Mit diesem Gesetz wird ein kompletter Kontrollverlust verbunden sein“, sagte Schuster dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). Reul warnte, die Ampel-Koalition werde damit Polizei und Justiz nicht etwa weniger, sondern stärker belasten. Poseck warf der Ampel-Koalition vor, einen „faulen Kompromiss“ geschlossen zu haben, „der Nachteile auf allen Seiten mit sich bringt“.

Risiken und Nebenwirkungen

Auch Hamburgs Innensenator Andy Grote lehnt die Pläne der Bundesregierung zur Legalisierung von Cannabis ab. „Wenn wir irgendetwas jetzt nicht brauchen, dann ist es dieses Gesetz“, sagte der SPD-Politiker dem Radiosender „NDR 90,3“. „Erfahrungen aus anderen Ländern zeigen, dass mit der Legalisierung der Konsum deutlich zunimmt – mit allen Risiken und Nebenwirkungen.“

Dass die Freigabe von Cannabis den Schwarzmarkt eindämmt, hält Hamburgs Innensenator für unwahrscheinlich. „Es ist zu befürchten, dass illegales Cannabis aufgrund höherer Wirkungsgrade und günstiger Preise stark nachgefragt wird und sich Schwarz- und Legalmarkt hier vermischen“, sagte Grote. Zudem würden die in den Legalisierungsplänen vorgesehenen detaillierten Vorgaben zum Wirkungsgrad, erlaubten Mengen, Konsumorten und Produktionsstätten „eine umfangreiche Cannabis-Überwachungsbürokratie“ erfordern. Auf die Polizei würde ein erheblicher neuer Kontrollaufwand zukommen.

FDP fordert Nachbesserungen

Scharfe Kritik an dem Gesetzentwurf des SPD-geführten Bundesgesundheitsministeriums zur teilweisen Cannabis-Freigabe übt zudem die FDP-Bundestagsfraktion. Die sucht- und drogenpolitische Sprecherin der FDP-Fraktion, Kristine Lütke, forderte nach dem Kabinettsbeschluss Nachbesserungen. Sie kritisierte die Vorlage von Bundesgesundheitsminister Lauterbach: „Durch viele kleinteilige Regularien entsteht ein unkontrollierbares Bürokratiemonster, das die Strafverfolgungsbehörden zusätzlich belastet.“

Ziel der FDP-Fraktion sei es nun, in den parlamentarischen Beratungen das Gesetz „grundlegend zu überarbeiten und weitreichende Änderungen vorzunehmen, um am Ende ein praxistaugliches und sinnvolles Gesetz zu verabschieden“, erklärte Lütke. „Nur mit praktikablen Regelungen können wir Verkauf und Konsum aus dem Schwarzmarkt herausholen und wirklich etwas für Jugend- und Gesundheitsschutz erreichen.“

Als schwer kontrollierbar kritisierte die FDP-Bundestagsabgeordnete das Konsumverbot in unmittelbarer Nähe zu Anbauvereinigungen. Der vorgesehene Mindestabstand von Cannabis-Clubs zu Schulen und Kitas erschwere die Gründung solcher Clubs. Zudem kritisierte Lütke die geplante Besitzobergrenze von 25 Gramm Cannabis für den Eigenbedarf. „Eine Besitzobergrenze lehnen wir als FDP-Fraktion entschieden ab“, erklärte Lütke.

Warnungen vor mehr Arbeit für Polizei und Justiz

Der Deutsche Richterbund hatte bereits erklärt, die vielen speziellen Regeln zu Cannabis-Clubs und zum Anbau und zur Abgabe der Droge, die mit der Legalisierung kommen sollen, müssten kontrolliert und Verstöße geahndet werden. Der Berufsverband befürchtet daher mehr Arbeit für die Justiz. Bundesjustizminister Marco Buschmann sagte hingegen den Zeitungen der Funke Mediengruppe: „Ich bin sehr zuversichtlich, dass eine pragmatischere Drogenpolitik zu einer Entlastung der Gerichte führen wird.“ Es werde beobachtet, wie sich das Gesetz in der Praxis bewähre. „Generell gilt: Wenn Menschen auf legale Weise Cannabis kaufen und konsumieren können, werden die Fälle weniger, die vor Gericht landen“, so Buschmann.

„Die repressive Drogenpolitik der vergangenen Jahrzehnte ist gescheitert“, verteidigte Buschmann das Vorhaben. „Sie hat den Konsum nicht eingedämmt, sie hat unzählige Menschen in die Kriminalität gedrängt und einen blühenden Schwarzmarkt geschaffen.“ Nötig sei „eine bessere Drogenpolitik“, bei der der Schutz von Jugendlichen und Heranwachsenden „eine ganz zentrale Bedeutung“ habe.

Hoffnung auf mehr Kinder- und Jugendschutz

Den verbesserten Schutz von Kindern und Jugendlichen im Zuge der Legalisierung der Droge stellt auch die rechtspolitische Sprecherin der SPD im Bundestag, Carmen Wegge, in den Vordergrund: „Der Vorteil der Cannabis-Legalisierung ist, dass wir zum einen den Kinder- und Jugendschutz stärken werden, dass wir den Gesundheitsschutz in den Vordergrund stellen und den Schwarzmarkt bekämpfen“, sagte sie der Deutschen Presse-Agentur.

„Wir stellen fest, dass das Cannabis-Verbot dazu geführt hat, dass eigentlich gar keine Aufklärungsarbeit an Schulen stattfindet.“ Jugendliche unter 18 Jahren, die mit Cannabis aufgegriffen werden, sollen nach den Gesetzesplänen zu Präventionskursen verpflichtet werden können.

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