Nein, es geht den Menschen, die in irgendeiner Form mit Borussia Mönchengladbach verbandelt sind, nicht aus dem Kopf, dieses Pokal-Halbfinale. Es ist der große dunkle Schatten über dem Jahr 2017, so finster, dass alles andere, was gar nicht mal schlecht war, nahezu verschluckt wird davon. Borussia hatte ein Heimspiel an jenem 25. April, und das gegen Eintracht Frankfurt. Finale! So dachten viele. Und wurden bitter enttäuscht. Denn die Eintracht siegte im Elfmeterschießen. Der Abend gilt als das gröbste Scheitern eines Borussen-Teams in der jüngeren Vereinsgeschichte.
Nun kriechen die traurigen Erinnerungen wieder heran, da Borussia heute in Frankfurt spielt. Dass zudem am dritten Spieltag das Heimspiel gegen die Eintracht 0:1 verloren ging, erlaubt die These, dass die Borussen etwas geradebiegen wollen im Zuge der Begegnung in Frankfurt.
Der Eintracht möglichst viele Punkte zu entreißen unter Flutlicht, zumindest einen, bestenfalls aber drei, wäre nebenbei hilfreich für die Gegenwart. In der kämpfen die Borussen ebenso wie Frankfurt um die internationalen Plätze. Für Gladbach ist das Spiel der Auftakt einer regelrechten Orientierungsphase. Denn nach Frankfurt, das 30 Punkte hat, kommen RB Leipzig und (nach dem zwischenzeitlichen Gastspiel in Stuttgart) dann Borussia Dortmund, beide haben, wie Gladbach, 31 Punkte.
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Es ist die große Gelegenheit, sich binnen 23 Tagen zu positionieren. Eine Vorentscheidung wird es sicher nicht geben, wahrscheinlich sogar nicht vor den letzten Spielen der Saison. Doch gilt es, ein Statement abzugeben, was die Konkurrenten angeht. Zumindest was die Tendenz angeht, könnte sich ein erster Hinweis ergeben in den Spielen gegen das Überraschungsteam aus Hessen, den Vizemeister aus Sachsen und den finanzstarken Klub aus Westfalen, ob Borussia ihr Potenzial nutzen kann, um die Champions League anzugehen – oder ob sie zittern muss, überhaupt international zu spielen.
„Frankfurt ist der Gegenentwurf zu uns“
Dass die Borussen intern ganz sicher offensivere Ziele formulieren als nach außen, ist zu vermuten. Die schönen Erlebnisse in der Champions League und vor allem den erquicklichen Geldregen, all das hat keiner am Niederrhein vergessen. Jeder weiß, dass es sich lohnt, alles dafür zu geben. Gerade ein Gegner wie Frankfurt – robust, athletisch, zweikampfstark, zuweilen provozierend wie Hecking findet – nötigt einem spielerischen Team wie Gladbach alles ab. Auch mal Schmerzen zu ertragen. „Frankfurt ist der Gegenentwurf zu uns“, sagt Hecking, indes mit viel Respekt. Auch er weiß: Mit Hacke, Spitze, eins, zwei, drei wird es heute Abend nichts werden in der Commerzbank-Arena. Dass sein Team auch solche Gegner annehmen kann, hat es gegen Augsburg gezeigt, das ähnlich hartnäckig ist wie die Eintracht.
„Wir müssen die Leistung aus dem Augsburg-Spiel bestätigen. Als Mannschaft gut verteidigen und vorne vielleicht noch etwas entschlossener unsere Chancen nutzen“, sagt Nico Elvedi, der im Vorfeld des Spiels seinen Vertrag verlängert hat. Was defensive Stabilität und offensive Effektivität angeht, müsste Dieter Hecking den Seinen nur ein Video des Hinspieles zeigen. Da hat die Eintracht, die die zweitbeste Abwehr der Liga hat, all das an den Tag gelegt.
Aber: Daheim tut sich das konterstarke Team von Niko Kovac weit schwerer als in der Fremde. Gladbach hat von den letzten drei Spielen in Frankfurt keines verloren (0:0, 5:1, 0:0). Die Serie wollen die Borussen fortsetzen. Auch, um das allgemeine Halbfinal-Trauma wenigstens ein bisschen zu lindern.
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