Stundenlang am Smartphone wischen, chatten oder am Tablet Videos anschauen: Das gehört für viele Kids und Teenager heute zu ihrer liebsten Freizeitbeschäftigung. Doch zu wenig Bewegung und zu viel virtuelle Aktivität sind eine ungesunde Kombination, die langfristig nicht nur die Wirbelsäule schädigen kann.
Seit das Mobiltelefon zur permanenten Verlängerung des Armes geworden ist, bewegt sich ein Großteil der Teenager bevorzugt mit gesenktem Kopf durchs Leben. Die Halswirbelsäule und die Schulterpartie rücken daher immer mehr in den Fokus der Fachärzte.
Stundenlanges Display-Starren mit gesenktem Kopf
Im Durchschnitt starren die Kids zwischen zwei und sechs Stunden täglich auf ihre Displays. Das haben internationale Untersuchungen herausgefunden. Der Nachwuchs in den USA ist dabei mit über sechs Stunden Spitzenreiter, während die Nutzungszeiten in Deutschland etwas niedriger liegen.
Diagnose: Handy-Nacken und WhatsAppitis
Für den Körper ist diese typische eingerollte Haltung mit gekrümmtem Rücken, Hängekopf und vorgeschobenen Schultern auf Dauer Gift. So kann es mit der Zeit zu Muskelverhärtungen kommen. Die Medizin hat für diese noch relativ neue Volkskrankheit der jungen Generation bereits Namen wie iPhone-Schulter, Handy-Nacken oder WhatsAppitis in ihr Fachvokabular aufgenommen.
Die Folgen sind besonders schwerwiegend, wenn der Kopf in der abgeknickten Position verharrt. Die überdehnten Muskeln führten in vielen Fällen zu schmerzhaften Verspannungen, Kopfschmerzen und im schlimmsten Fall zu frühzeitigen Verschleiß der Bandscheiben, warnen Ärzte.
Nicht nur die Wirbelsäule leidet
Endloses Hantieren mit Handys strapaziert aber auch noch andere Körperteile. Der SMS-Daumen etwa kann durch Dauereinsatz so sehr gereizt werden, dass sich eine Sehnenscheidenentzündung entwickelt.
Wer täglich mehrere Stunden Spielkonsolen und Touchscreens bedient, kann nicht nur sein Schultergelenk überbeanspruchen, sondern läuft auch Gefahr, einen schmerzhaften Maus-Arm beziehungsweise Gorilla-Arm zu bekommen. Dabei handelt es sich um eine einseitige Ermüdungserscheinung, die durch eine permanente, horizontale Haltung hervorgerufen wird. Außerdem kann es hier mit der Zeit zu Bewegungseinschränkungen des Arms kommen, genauso wie zu neurologischen Störungen, die sich durch Kribbeln und Taubheitsgefühle bemerkbar machen.
Fitness hat drastisch abgenommen
Dass Kinder sich immer mehr zu degenerierten Bewegungsmuffeln entwickeln, bestätigen zahlreiche wissenschaftliche Untersuchungen. So hat beispielsweise die Fitness der Kids pro Jahrzehnt um rund fünf Prozent abgenommen. Dies ergab 2013 eine Vergleichsstudie der American Heart Association, bei der Laufdaten von 25 Millionen Kindern ausgewertet wurden.
Chronische Rückenleiden schon bei den Jüngsten
Vor allem Mädchen und Jungen aus westlichen Industrieländern bewegen sich zu wenig: Eine wachsende Anzahl von ihnen hat zu viel Speck auf den Rippen und eine untrainierte, schwache Muskulatur, so dass das Knochengerüst nicht ausreichend stabilisiert wird und Haltungsschäden entstehen.
Orthopäden schlagen deshalb schon seit längerem Alarm. Denn wer bereits in jungen Jahren Probleme mit seiner Körperstatik hat, läuft Gefahr, an chronischen Rückenleiden zu erkranken. Inzwischen sind mehr als 50 Prozent aller Schüler zwischen sieben und 14 Jahren davon betroffen. In der Altersgruppe der Acht- bis 18-Jährigen haben sogar über 60 Prozent Haltungsprobleme, ergab eine Patienten-Analyse des orthopädischen Marianowicz-Zentrums in München.
Sport kann bei Haltungsschäden gegensteuern
Erwachsene können mit bewussten Ausgleichsübungen vorbeugen. Bei Kindern ist das nur schwer einzufordern. Orthopäden empfehlen deshalb, dass sich junge Dauer-User möglichst ein sportliches Hobby mit regelmäßigen Trainingseinheiten suchen. Sport bietet nicht nur Abwechslung und Spaß in der analogen Welt, sondern sorgt auch dafür, dass die Knochen stützende Muskulatur gestärkt wird. Eltern stehen in der Pflicht, für ihre Kinder den körperlichen Ausgleich durchzusetzen.
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