Im Bann des neuesten Handys

Überschuldung bei JugendlichenIm Bann des neuesten Handys

Verführung Smartphone: Jugendliche verschulden sich je nach Stadtteil unterschiedlich Foto: dpa

Stuttgart – Am Ende des Seminars wirft der Dozent Markus Schulz mit dem Beamer ein Bild an die Wand des Klassenraums: Eine Zigarettenpackung ist darauf zu sehen und der abgeänderte Warnhinweis: „Schulden können tödlich sein.“

Eine drastische Warnung. Es geht auch eine Nummer kleiner. Das teure Handy, sagt der Finanzexperte, das im Vertrag für nur einen Euro an den Kunden gebracht wird, sei eine Mogelpackung. „Oft ist es günstiger, das Smartphone auf einen Schlag zu kaufen, anstatt über 24 Monate die Raten abzustottern“, sagt der Fachmann.

Ein anderer Fallstrick: die sogenannte Null-Prozent-Finanzierung, die Elektrohändler, Auto- und Möbelhäuser anbieten. „Auch hier gibt es oft versteckte Kosten.“ Und die sollte niemand unterschätzen: Denn nicht selten führt die Unwissenheit direkt in den gefährlichen Strudel von Problemen: Überschuldungen, Pfändungen, Familienkrisen sind Folgen.

Der ehrenamtliche Finanzberater Schulz holt deshalb aus zu seiner abschließenden Botschaft: „Spare dir Geld auf, dann schaffst du dir Freiheit.“ Schulz ist an diesem Tag in das Königin-Katharina-Stift-Gymnasium gekommen, um drei Schulklassen über die Gefahren der Überschuldung aufzuklären. Genauso wie zwei seiner Kollegen, ebenfalls ehrenamtliche Finanzpaten der zentralen Schuldnerberatung Stuttgart.

Seit drei Jahren gehen Mitarbeiter der Schuldnerberatung in Schulen, um präventiv über die Gefahren von Verschuldung zu sprechen. Zehn ehrenamtliche Mitarbeiter betreuen als Finanzpaten inzwischen mehr als 20 Schulen in ganz Stuttgart.

Der Bedarf besteht offenbar. „Auch wenn 18-Jährige meist in ihrem Leben nur wenig Möglichkeiten hatten, um sich zu verschulden, wächst die Zahl der Schuldner auch in dieser Altersgruppe“, sagt Reiner Saleth.

Er ist stellvertretender Leiter der Schuldnerberatung und betont, dass „gerade die Präventionsarbeit“ an Bedeutung gewinne. Im Jahr hilft die von der Caritas, der Evangelischen Gesellschaft (eva) und PräventSozial Stuttgart getragene Beratungsstelle mehr als 550 Menschen, die sich verschuldet haben. „Wir haben dabei doppelt so viele Anfragen wie Kapazitäten“, sagt Saleth.

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