Fußball-WM in Katar: Fußball-Neudeutsch einfach erklärt

Den Ausputzer gibt es längst nicht mehr, auch der Libero hat sich spätestens vor 20 Jahren aus dem Fußball-Sprachgebrauch verabschiedet. Stattdessen wimmelt es heute nur noch so vor Mentalitätsspielern, Zielspielern und Wandspielern, der sich in der Box für Steil-Klatsch anbieten sollen. Alles klar? Zielspieler: Hieß früher einfach Mittelstürmer oder wahlweise Kopfballungeheuer. Ist nicht selten der Größte im Angriff und vornehmlich für das zuständig, worauf es im Fußball ankommt: Die Bälle reinmachen.

Wandspieler: Eng verwandt mit dem Zielspieler. Nur kommt ihm noch eine weitere Aufgabe zu, nämlich die Bälle mit dem Rücken zum Tor abzuschirmen und zu verteilen. Wie eine Ballwand eben.

Steil-Klatsch: Einer der Trend-Begriffe der modernen Trainingslehre. Der Wandspieler eignet sich besonders für diese Passform, indem er einen Steilpass (wahlweise: Vertikalpass) mit dem Rücken zum Tor zu seinem nahe und frei stehenden Mitspieler abtropfen (klatschen) lässt. Während der Wandspieler dabei einen Gegenspieler bindet, öffnen sich für den Passempfänger Räume.

In einer Shoppingmall in Doha kommt es zu einer lustigen Begegnung mit mexikanischen Fans. Zudem entdeckt unser DFB-Reporter klein Venedig in Katar.

Räume: Oder auch Zonen. Absolute Lieblingsvokabel aller Trainer. „Wir haben die Räume gut bespielt“ ist oft zu hören, und man fragt sich, was genau damit nun gemeint sein könnte. Im Grunde ist es aber ganz einfach: Wir, also die Zuschauer, Fans, Journalisten, richten unseren Blick in erster Linie auf den Ball(führenden). Die Spieler ohne Ball müssen aber gleichzeitig erkennen, wann sie welchen Zipfel des Feldes freigeben, erlaufen oder besetzen müssen.

Gegen den Ball: Kommt unter Trainern gleich hinter den Räumen. Also: „Wir haben gut gegen den Ball gearbeitet“ heißt nichts anderes, als dass die Mannschaft fleißig war, viel gelaufen ist und das Prinzip des ballorientierten Fußballs gut umgesetzt hat: Immer dem Ball hinterher und attackieren, pardon: Pressen.

Mentalitätsspieler: Eine vergleichsweise einfache Herleitung. Der Mentalitätsspieler zeichnet sich mehr als alle andere durch althergebrachte Tugenden wie Wille, Einsatzbereitschaft und Teamgeist aus.

Mindset: Wird gerade gerade im Kreis der Nationalmannschaft inflationär verwendet. Gemeint ist Mentalität. Wahrscheinlich lässt der Mindset-Spieler nicht mehr lange auf sich warten.

Die Debatte um die One-Love-Binde reißt nicht ab. Vor dem ersten WM-Spiel der Deutschen wird in den sozialen Medien diskutiert – auch über ein Statement von Thomas Müller.

Unterschiedsspieler: Auch nicht schwer zu verstehen: Er verfügt über fußballerische Qualitäten (skills), die nicht jeder mitbringt.

Schienenspieler: Sorgt beim gelegentlichen WM-Gucker schon eher für Rätselraten. Die Schiene befindet sich in dem Fall parallel zur Seitenlinie. Die Anforderung an den Schienenspieler lautet vor-zurück, vor-zurück, wie ein Zug. Den Prellbock markieren in dem Fall die Torauslinien.

Wingback: Im Prinzip dasselbe wie der Schienenspieler. Also ein Hybrid aus Außenverteidiger und Außenangreifer (der frühere Flügelflitzer), der möglichst zwei Sachen gut kann: laufen und flanken.

Box-to-Box-Spieler: Er bewegt sich eher mittig zwischen der Box – also dem Strafraum – vorne wie hinten. In der deutschen Nationalmannschaft sind das Typen wie Leon Goretzka oder Joshua Kimmich, die im Prinzip alles können und für die eine Position ganz vorne oder weiter hinten fast verschenkt wäre. Falsche Neun: In Deutschland gerade wieder etwas aus der Mode, seit Jogi Löw und Pep Guardiola (aus der Bundesliga) weg sind. Statt der hängenden Spitze (Prototyp: Lionel Messi) setzen viele Trainer wieder auf das Modell mit zwei klassischen Stürmen Marke Füllkrug. Einem echten Zielspieler eben.

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