Feuerwerker bei der Bundeswehr


Ein Moment Ruhe mitten auf einem Feld, jeder ist in Deckung. Dann ein lauter Knall und eine Druckwelle, die durch den ganzen Körper geht: eine Sprengung, um Munition zu vernichten, dies ist eine typische Situation im Alltag eines Feuerwerkers bei der Bundeswehr. Oberfeldwebel Jonas Loosen hat die wohl schwerste Ausbildung der Bundeswehr gemeistert und hat nun einen Beruf, bei dem jeder Fehler sein letzter sein könnte. Er ist ein athletischer, 23 Jahre junger Mann, dem man ansieht, dass er nicht nur Soldat ist, sondern diesen Beruf auch lebt. „Ich bin in einer Militärfamilie groß geworden und wollte schon immer zur Bundeswehr“, erzählt er begeistert. Deshalb kam eine Ausbildung zum Feuerwerker der Polizei oder im zivilen Bereich für Jonas Loosen nicht in Frage. Er absolvierte nach der Schule zunächst eine Ausbildung zum Metallbauer in seiner Eifler Heimat nahe Mayen. Durch deren Anerkennung als Eingangsberuf konnte er gleich mit höherem Dienstgrad eingestellt werden. Er ist eingesetzt als Feuerwerker in einer Logistikkompanie und hat sich für zwölf Jahre verpflichtet. Zurzeit ist er stationiert in Walldürn in Baden-Württemberg.

Sicherheit auf dem Truppenübungsplatz

Bei der Bundeswehr gibt es drei Arten von Feuerwerkern. Die Ausbildung, die dort alle Feuerwerker absolvieren müssen und die als die „höchste Ausbildung im Umgang mit Munition“ angesehen wird, dauert zwei bis drei Jahre und ist anfangs für alle gleich. Später unterteilt sie sich in drei Fachgebiete. Zum einen den Bereich Schießsicherheit. Das sind die Feuerwerker, die auf Truppenübungsplätzen für Sicherheit sorgen, die übende Truppe kontrollieren und Blindgänger entschärfen oder sprengen. Die Feuerwerker in den Logistikkompanien, zu denen auch Loosen gehört, sorgen unter anderem für die Bewirtschaftung von Munitionsdepots im Einsatz, sind verantwortlich für die fachgerechte Lagerung und den Transport von Munition. Den dritten Bereich decken die Pioniere ab. Sie sind die wohl bekanntesten Feuerwerker der Bundeswehr. Sie suchen Straßen, Brücken und Gebäude im Einsatz ab und beseitigen Sprengfallen, Minen und nicht gezündete Munition, um die Truppe vor diesen Gefahren zu schützen. Darüber hinaus werden Feuerwerker auch auf Schiffen eingesetzt, und es gibt weitere Spezialisierungen wie zum Beispiel die Minentaucher.

Bewirtschaften eines Desinfektionmittellagers

Im Berufsalltag sind unter anderem „die eigene Weiterbildung und sich in Übung zu halten“ laut Jonas Loosen seine Aufgaben: „Man muss ständig auf dem neusten Sachstand sein, da die Munition sich immer verändert und weiterentwickelt.“ Coronabedingt kam zu diesen Aufgaben auch das Bewirtschaften eines Desinfektionsmittellagers dazu. Seit er die Ausbildung abgeschlossen hat, darf er auch selbst in seinen Fachgebieten ausbilden. Die Ausbildung mit einer hohen Durchfallquote besteht aus viel Theorie, aber natürlich ebenso Praxis. Der Berufsalltag ist nicht einfach. Doch genau das macht für ihn den Reiz aus. „Einen der wohl kompliziertesten Berufe der Bundeswehr auszuüben, obwohl dieser einem wirklich viel abverlangt.“ Denn bei dem Umgang mit Munition, Sprengstoff und Blindgängern besteht immer ein Risiko. Deshalb wird Sicherheit „ganz groß geschrieben“, betont er: Es erfolgt kein Schritt ohne Absprache, Sicherheitsbestimmungen wie das Beachten des Sicherheitsabstandes oder das Tragen spezieller Handschuhe, und noch viele weitere Vorschriften müssen eingehalten werden.

Wenn eine Detonationswelle durch den Körper läuft

Im Ernstfall muss man das Risiko jedoch ausblenden. und das klappt nur durch eine gute Vorbereitung. „Der mentale Druck muss dann ausgeschaltet werden, denn die Auftragserfüllung steht ganz klar im Vordergrund.“ Umso wichtiger ist es, dass man keine Zweifel hat. Dies wird bei Jonas Loosen noch mal verstärkt durch den Zuspruch von Freunden, Familie, aber auch durch die starke Kameradschaft bei der Bundeswehr. „Hoffentlich verrutscht die angebrachte Ladung nicht“, das ist meist sein letzter Gedanke vor einer Sprengung. Denn wenn die erste Sprengung nicht funktioniert, muss man erneut an das Objekt. „Ein zweites Mal hingehen ist wieder ein höheres Risiko.“ Seine erste Sprengung, die Sprengung eines Artilleriegeschosses, war die für ihn bisher prägendste Erfahrung. „Wenn einem zum ersten Mal so eine Detonationswelle durch den Körper läuft, das war schon beeindruckend, was da für Kräfte aufeinander wirken“, erinnert er sich deutlich. Dabei walten Kräfte, bei denen jeder Fehler tödlich enden kann. Dennoch hat er keinerlei Zweifel an seiner Berufswahl. Obwohl es immer wieder zu Verletzungen und leider auch Todesfällen kommt, denkt er über dieses Risiko nicht nach: „Dies muss man ausblenden, sonst kann man diesen Beruf nicht ausüben.“ Angst habe er nicht. „Ein Einsatz reizt mich natürlich. Ich habe die Ausbildung durchlaufen und kann dort zeigen, wofür ich ausgebildet wurde. Ich sehe den Einsatz als Prüfung und Herausforderung, mein Können unter Beweis zu stellen.“

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