Eine Pension wird zur neuen Heimat

Jugendliche Flüchtlinge ziehen nach KornwestheimEine Pension wird zur neuen Heimat

Jugendliche wie diese leben nun in einer Kornwestheimer Wohngruppe. Foto: dpa

Kornwestheim – Seit Anfang Februar sind die Zimmer einer Kornwestheimer Pension nicht mehr an Reisende oder Monteure vermietet, sondern an das Landratsamt. Die Behörde quartiert in den überwiegend Zwei- bis Dreibettzimmern Jugendliche ein, die ohne Eltern nach Deutschland geflohen sind. Platz für 30 junge Leute ist dort, das erste knappe Dutzend ist bereits angekommen: elf Jugendliche aus Afghanistan, Syrien und Irak, die meisten um die 16 Jahre alt, wie Andreas Fritz, der Sprecher des Landratsamtes berichtet.

Es seien ausschließlich Jungen, sagt Fritz, eine Unterbringung von Mädchen sei an dieser Stelle nicht geplant. Manche sind ganz alleine ins Land gekommen, bei anderen gibt es laut dem Sprecher zwar keine Geschwisterkonstellationen, aber verwandtschaftliche Beziehungen.

Die unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge – im Behördendeutsch auch UMF abgekürzt – fallen unter das Kinder- und Jugendhilfegesetz; sie werden vom Jugendamt in Obhut genommen. „Kriege oder Konflikte im Heimatland, Rekrutierung als Kindersoldaten, mangelnde Perspektiven, Naturkatastrophen, Diskriminierung, Verfolgung, Menschenhandel – die Gründe zur Flucht sind dabei so vielfältig und individuell wie die jungen Menschen selbst“, hieß es jüngst in der Vorlage für den Jugendhilfeausschuss des Kreises zur Situation dieser Jugendlichen.

Diese Heranwachsenden werden nicht wie andere Flüchtlinge in Erstaufnahmeeinrichtungen untergebracht, sondern bekommen einen gesetzlichen Vormund und brauchen dann eine adäquate Unterkunft. Das gestaltet sich als schwierig: Die Wohngruppen der freien Jugendhilfeträger sind überfüllt, Pflegefamilien gibt es zu wenige. Deshalb ist der Landkreis auch für diese Gruppe von Flüchtlingen händeringend auf Unterkunftssuche – und hat unter anderem auch in der Kornwestheimer Pension nachgefragt.

Dort bekommen die Jugendlichen laut Fritz auch Frühstück und warmes Abendessen: „Es wird vor Ort gekocht. Mittagessen organisieren die Jugendlichen selber, haben aber die Möglichkeit, sich beim Frühstück ein Lunchpaket zu erstellen.“

Die Betreuung der jungen Leute erfolgt laut Andreas Fritz direkt durch das Landratsamt: „Die Betreuer sind von Montag bis Samstag zu festen Zeiten als Ansprechpartner zu aktuellen oder akuten Fragen vor Ort“, erklärt er. Parallel dazu erfolge aber auch eine individuelle Betreuung. Auch der örtliche Arbeitskreis Asyl hat die Wohngruppe schon im Blick.

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