Nachspiel des Gärtringer FasnetumzugsEin Konzept gegen betrunkene Jugendliche
Gärtringen – Der Umzug war schon vorbei, als ein Jugendlicher am 5. Februar in Gärtringen ein Messer zückte. Er stach damit einem 17-Jährigen in den Bauch und verletzte ihn schwer. Kurz darauf fuchtelte an anderer Stelle ein 16-Jähriger ebenfalls mit einem Messer herum. Der Junge war schwer betrunken. „Gärtringen ist überhaupt kein Brennpunkt für gewalttätige Jugendliche“, stellt Dieter Kellner, der Leiter des dortigen Polizeipostens, jedoch klar. An jenem Freitag war die Kommune vielmehr zu einem Anziehungspunkt für Teenager und Twens aus dem gesamten Kreis Böblingen geworden. Sie haben die Faschingsfeier genutzt, um massiv Alkohol zu konsumieren. Deshalb werde es für den Gärtringer Umzug im kommenden Jahr ein neues Sicherheitskonzept geben, hat der Bürgermeister Thomas Riesch erklärt. Die Alternative wäre gewesen, die Veranstaltung ganz abzusagen.
Weil Ferienzeit, schönes Wetter und Gärtringen der einzige Ort weit und breit war, wo Fasching gefeiert wurde, setzten sich die Jugendlichen offenbar gruppenweise in die S-Bahn. „Wir sind von der großen Anzahl überrascht gewesen“, sagt Dieter Kellner. Er machte an jenem Freitag erschreckende Entdeckungen: Ein 14-Jähriger hatte beispielsweise zwei Flaschen Wodka im Rucksack. Die Flaschen waren fast leer, der Junge dafür total voll. Die betrunkenen Jugendlichen haben die Fasnet auch stark gestört, sind in den Umzug getorkelt und mitten auf der Strecke stehen geblieben oder pinkelten auf Grundstücke am Straßenrand. Für den Polizisten ist beim Alkoholkonsum unter Minderjährigen das Maß erreicht, an dem es nicht mehr schön sei. „Man muss Flagge zeigen, dass uns der Jugendschutz wichtig ist“, sagt er.
Gemeinsam mit dem Bürgermeister Thomas Riesch und der Narrenzunft ist deshalb das Sicherheitskonzept erarbeitet worden. Geplant sind für die nächste Fasnet eine verstärkte Polizeipräsenz und gezielte Jugendschutzkontrollen. Wer betrunken ist und Alkohol dabei hat, erhält einen Platzverweis oder wird in Gewahrsam genommen, und die Eltern bekommen einen Brief von der Polizei. Außerdem will die Kommune eine freiwillige Vereinbarung mit den Händlern treffen, dass während der Umzugszeit kein Alkohol verkauft wird. Zwar gebe es keine Anhaltspunkte für Verstöße gegen das Jugendschutzgesetz, sagt der Bürgermeister, allerdings würden die Minderjährigen einfach einen 18-Jährigen vorschicken, um Schnaps zu kaufen. Und Dieter Kellner hat beobachtet, wie sich die Jugendlichen in einem Discounter mit Nachschub eindeckten. Bier und Wein dürfen auch 16-Jährige schon kaufen. Bei anderen Festivitäten im Ort hat es derartige Probleme nicht gegeben – weder beim Bürgerfest noch bei der Premiere des Wet-Open-Air im Freibad mit 4500 Besuchern. „Von den Hästrägern ging kein Fehlverhalten aus“, betont Thomas Riesch noch, „und eine Flüchtlingsproblematik hatten wir bei dem Umzug auch nicht.“
Auf rund 1000 schätzt Dieter Kellner die Zahl der Umzugsbesucher. Dass darunter gleich zwei mit einem Messer bewaffnete Jugendliche waren, hält der Polizist allerdings für einen Zufall. „Das kriegt man auch nicht mit einem Sicherheitskonzept in den Griff“, sagt er. Dazu müsste die Polizei jeden einzelnen durchsuchen. Zu den Ermittlungen über den Täter, der den 17-Jährigen verletzte, wird sich die Staatsanwaltschaft nach Angaben des Polizeipräsidiums Ludwigsburg in den nächsten Tagen äußern. Sein Opfer ist nach zehn Tagen aus dem Krankenhaus entlassen worden.
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